Freunde für immer? von She-Ra ================================================================================ Kapitel 1: Ein unbedachter Aufbruch in die Ungewissheit ------------------------------------------------------- Es waren einige Wochen seit Mansons Tod vergangen. In Paris war wieder Ruhe eingekehrt. Die Sonne schien brennend auf die Menschen in den engen Gassen nieder. Auch auf dem Innenhof des Hauptquartiers der Musketiere, wo eigentlich Fechttraining abgehalten wurde, war es still. Die paar Anwesenden hatten es vorgezogen, sich im kühleren Schatten aufzuhalten. Jedoch wurde die Stille jäh durch Kapitän Trevilles Toben unterbrochen. Ein paar der Musketieranwärter zogen automatisch ihre Köpfe ein, da sie wussten, wie wütend der Kapitän werden konnte, wenn nicht das geschah, was er wollte. Auch innerhalb des Gebäudes hielten es alle Anwesenden für besser, sich nicht in der Nähe von Trevilles Büro aufzuhalten. Auch Athos und Porthos wollten dieses gerade vorziehen, als die schwere alte Tür aufschlug und ihr gemeinsamer Freund Aramis mit stolz erhobenem Haupt auf die große Treppe zuging. Hinter ihm erschien der Kapitän, der vor Wut schon rot angelaufen war. „Du wirst deinen Degen und deine Auszeichnungen abgeben!“, donnerte es von dem älteren Mann. Aramis zuckte nicht einmal mit der Wimper, scheinbar vollkommen ruhig ging sie weiter, ohne dabei Athos oder Porthos auch nur zu beachten. „Du hast ein Versprechen gegeben! Und es bei deiner Ehre als Musketier geschworen! Und nun besudelst du die Ehre dieser!“, schallte es weiter, ohne jegliche Reaktion Aramis. Porthos und Athos sahen sich mit großen Augen an. So wütend hatten sie ihren Kapitän in ihrer gesamten Dienstzeit noch nie erlebt. Aber auch Aramis verhielt sich anders. Kaum das die beiden ihre Schrecksekunde überwunden hatten, machten sie auf dem Absatz kehrt, um ihrem Freund zu folgen. Jedoch wurden sie von Trevilles herrischer Stimme aufgehalten. „Athos! Porthos! Ihr bleibt hier!“ „Aber, Kapitän…“ „Kein aber, Porthos!“, erwiderte der immer noch aufgewühlte Treville. „Wir reden mit Aramis.“ „Das Porthos öfter schwer von Begriff ist, war mir klar. Aber du nun auch, Athos?“, fuhr er den Dunkelhaarigen an. „Es war ein eindeutiger Befehl!“ Sofort standen die beiden Männer am Treppenansatz stramm. „Ihr werdet die neuen Anwärter heute trainieren. Haben wir uns verstanden?“ Es war klar aus seiner Stimme zu vernehmen, dass er keinen Widerspruch duldete. „Jawohl!“, antworteten die beiden Musketiere im Chor. Trevillé nickte und drehte sich, um in sein Büro zurückzukehren. Jedoch stoppte er und begann abermals zu sprechen, ohne dabei zu Athos und Porthos zu sehen. „Ab heute werdet ihr nur noch zusammen mit D’Artagnan euren Dienst versehen. Aramis ist kein Mitglied der Musketiere mehr!“ Kaum das er die Worte ausgesprochen hatte, trat er langsam in das vor ihm liegende Zimmer. Athos, wie auch Porthos, Augen weiteten sich. Aber kaum das sie ihren Mund geöffnet hatten, erschallte abermals Trevillés Stimme. „Ihr werdet ihm gleich auch nicht folgen! Es hat seine Gründe und nun geht zu eurem Dienst!“ Kaum das die Worte verhalt waren, ertönte das Knallen der Tür, so dass diese ächzte und etwas Putz von ein paar Stellen der Wand fiel. Beide Musketiere zuckten dabei unwillkürlich zusammen. Es war gefährlich nun dem Befehl des Kapitäns zu missachten. Sie konnten sich zwar bei ihm so einiges erlauben, jedoch in diesem Fall sah es schlecht aus. Daher konnten sie im Moment nur seinem Befehl Folge leisten. Als sie das große und erwürdige Hauptgebäude verließen, schweifte sofort ihr Blick, mit der Aussicht Aramis noch zu Gesicht zu bekommen. Jedoch wurde ihre Hoffnung getrübt. Der gemeinsame Freund war verschwunden. Athos stimmte das ganze sehr nachdenklich. Aramis war sein bester Freund und sie hatten zusammen immer über alles Reden können. Oder etwa nicht? Je mehr Athos nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass er kaum etwas von seinem Freund wirklich wusste. „Athos?“, fragte Porthos ihn und unterbrach somit die Gedankengänge seines Gegenübers. „Hm?“, war die Antwort die er bekam. „Zerbrich dir nicht deinen Kopf. Wir beeilen uns hier und dann gehen wir zu Aramis. Er wird uns bestimmt sagen können, was passiert ist.“ Athos wollte gerade ansetzen, um etwas zu Erwidern, als oberhalb von ihnen ein Fenster sich öffnete. „Warum höre ich das Klirren der Degen nicht? Athos? Porthos?“, hallte Trevilles Stimme über ihnen. Die beiden Musketiere reagierten sofort und machten sich an ihre Arbeit. Aramis war währenddessen bereits in ihrer Wohnung. Sie wusste, dass dieser Tag kommen musste, aber dennoch hatte sie ihn verdrängt. Aber warum wollte der Kapitän sie nicht verstehen? Ihr war klar, dass sie nicht mehr zurück in ihr altes Leben konnte, und sie wollte dies auch nicht. Warum bestand er nun auf einmal darauf? Warum genau zu diesem Zeitpunkt? Auch wenn Aramis in den ganzen Jahren, in denen sie bei den Musketieren ihren Dienst versah, es gelernt hatte, Gefühle, die sie verraten konnten, zu unterdrücken, konnte und wollte sie es heute nicht. Ihre sonst so starke Selbstdisziplin, zerbrach wie ein morsches Stück Holz. Tränen rannen über ihre elfenbeinfarbene Haut. Ein leises Schluchzen erfüllte kurz darauf den Raum. Aramis war für den Moment überfordert. Zulange lebte sie nun das Leben eines Mannes, sodass sie mit den Emotionen, die tief in ihrem Herzen eingeschlossen waren, nicht umgehen konnte. Die junge Frau hatte durch eine sehr harte Schule gehen müssen, um das zu verkörpern, was sie seit Jahren aufrechterhielt. Aber sie hatten einen Schwur gehabt und diesen hatte sie mit Mansons Tod vollzogen. Eigentlich hätte diese Tat ihr brennendes Herz beschwichtigen, nein sogar beruhigen sollen. Das war nicht der Fall. Jedoch hatte sich das Gefühl geändert. Es war nicht der Durst nach Rache, den sie vorher so stark empfunden hatte. Sondern es war die Einsamkeit. Sie hatte sie zwar schon seit Francois Tod in sich gespürt, doch noch nie so intensiv wie jetzt. Auch die Freundschaft zu D’Artagnan, Porthos und Arthos hatte dies nicht geändert. Obwohl dies nicht ganz den Tatsachen entsprach. Aramis verspürte ein weiteres Gefühl in sich. Etwas, von dem sie niemals geglaubt hätte, je wieder zu spüren. Und dieses war in den letzten Wochen immer stärker geworden, sodass ihre Mauer, die sie in den ganzen Jahren um sich herum aufgebaut hatte, immer stärkere Risse erhalten hatte. Es fiel ihr immer schwerer sich ‚normal’ zu verhalten, damit die anderen nichts bemerkten. Und dies fiel ihr immer schwerer. Sogar ihre Arbeit begann langsam darunter zu leiden. Auch tägliche Patrouillengänge waren für sie geprägt vom Spießroutenlauf, um sich selber, durch ihre immer stärker fehlende Konzentration, zu schützen. Porthos schob es darauf, dass sein Kumpel scheinbar schwer verliebt zu sein schien und er daher nicht mehr so aufmerksam wäre. Athos hielt sich dabei wie sooft zurück und hüllte sich in Schweigen. Auch wenn Aramis ihn nun schon einige Jahre kannte, war es ihr nicht möglich hinter seine Fassade zu sehen. Nur D’Artagnan hielt sich als einziger zurück. Er, wie auch Kapitän de Treville, kannten ihr Geheimnis. Gern hätte sie es auch mit Porthos, aber vor allem mit Athos gern geteilt. Aber wie hätte sie es ihnen beibringen sollen? Es hatte immer ein tiefes Vertrauen innerhalb dieser kleinen Gruppe gegeben und ihr war bewusst, dass durch ein paar kleine Worte ihrerseits, dies für immer zerstört werden konnte. Und das konnte und wollte sie nichts übers Herz bringen. Vor allem bei Arthos fiel es ihr schwer. An dem Tag, an dem sie und die anderen von MyLady erfuhren, war sie dazu geneigt gewesen auch ihr Geheimnis zulüften. Jedoch hatte sie im letzten Moment es nicht aussprechen können. Zu groß war ihre Angst vor der Reaktion der anderen gewesen. Daher war es für Aramis einfacher weiter den Schutz ihres Schweigens aufrecht zu erhalten, als etwas den Freunden zu sagen. Und dies belastete sie von Tag zu Tag immer mehr. Erst Recht, seitdem Manson tot war. Ihre Aufgabe war damit beendet und ihr Kopf für alle anderen Dinge offen, die nun erbarmungslos auf sie einströmten. Es waren Gefühle für Athos. Zuerst hatte sie es für eine tiefe Freundschaft gehalten, da sie der festen Meinung war, dass ihr Herz noch immer und für ewig bei ihrem verstorbenen Verlobten war. Jedoch hatte sie ihre Meinung revidieren müssen. Es war etwas, was über eine tiefe Freundschaft hinausging. Es waren kleine Dinge, die sich in ihr Gehirn gebrannt hatten. Wie z.B. wenn Athos nachdenklich an einem Becher Wein nippte oder er einige Seiten in einem Buch las. Aber auch seine geschmeidigen Bewegungen, wenn er in einem Kampf oder auch im Training seinen Degen führte, hatten sich fest in ihrer Erinnerung verankert. Ohne es zu bemerken, war Athos ihr Lebensmittelpunkt geworden. Und was war nun geschehen? Warum hatte sie damals Treville nur ihr Versprechen gegeben, dass wenn sie ihre Rache vollzogen hätte, sie bei den Musketieren ausscheiden würde? An sich verstand sie es, weil ihre, von sich selber auferlegte Aufgabe dann erfüllt gewesen war. Aber alles hatte sich in ihrem Leben geändert und sie wollte dieses nun so weiter führen, wie bisher. Davon hatte sie den Kapitän versucht zu überzeugen. Jedoch war dies ein erfolgloses Unterfangen gewesen. Treville war bei ihren Worten aufbrausend geworden und hatte sie dann einfach hinaus geworfen. Und zu dieser Schmach gesellten sich noch die fragenden Blicke von Athos und Porthos, die sie am Ende der Treppe hatte stehen sehen. Ihr eigener Stolz hatte sie dazu bewegt, ihre Freunde zu ignorieren und mit erhobenem Kopf das Gebäude zu verlassen. Und nun stand Aramis in ihrer kleinen Wohnung und weinte. Ihr Herz schmerzte, aber sie konnte nichts dagegen tun. Niemanden konnte sie sich anvertrauen und das nagte sehr an ihr. Zudem war jetzt alles aus. Ihren letzten Halt hatte sie verloren. Daher entschied sich Aramis, dass es das Beste für sie wäre, Paris so schnell wie möglich zu verlassen. Mit einer harschen Bewegung strich sie sich über die Augen, um ihre Tränen zu stoppen. Es war nicht leicht, aber sie schaffte es. Anschließend durchquerte sie mit raschen Schritten ihre Wohnung und suchte alles zusammen, was sie für ihre bevorstehende Zukunft benötigen würde. Mit zwei Satteltaschen bewaffnet, verließ sie keine zwei Stunden später ihre Wohnung. Sorgfältig verstaute sie alles, stieg auf ihr Pferd und machte sich auf den Weg Paris zu verlassen. Ohne festes Ziel vor Augen ritt sie durch die vielen Straßen der Stadt. Ihre Gedanken schweiften. Daher registrierte Aramis auch nicht, wie ihr Weg Jeans kreuzte. Überrascht sah der kleine Junge ihr hinterher. Ein paar Mal hatte er ihren Namen gerufen, jedoch war jegliche Reaktion ausgeblieben. Daher konnte Jean nur seinen Kopf schütteln und seinen Weg fortsetzen. //Vielleicht hat Aramis nur etwas Wichtiges zu erledigen//, dachte er bei sich und machte sich daher keine weiteren Gedanken. Athos und Porthos Dienst endete, als Aramis bereits viele Kilometer von der französischen Hauptstadt entfernt war. Beide hatten ihre Pferde geholt und waren aufgestiegen. „Ich habe einen Bärenhunger“, verkündete Porthos und strich sich dabei über seinen mächtigen Bauch. „Du kannst auch nur an das eine denken, Porthos“, tadelte Athos ihn und zog sich dabei seinen Hut zu Recht. „Lass uns erst zu Aramis reiten. Danach kannst du noch immer etwas essen.“ „Das stimmt. Ich bin ja gespannt, was er uns für eine Geschichte auftischen wird.“ „Es wird bestimmt eine logische Begründung geben. Da bin ich mir sicher.“ Porthos nickte und gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zu Aramis Wohnung. Als sie diese erreichten und ihre Pferde anbinden wollten, fiel Athos gleich auf, dass Aramis Pferd nicht da war. So schoben sich seine Augenbrauen etwas zusammen. Jedoch folge er Porthos zur Eingangstür. Sein großer Freund klopfte nicht gerade zaghaft an. Aber nichts geschah. Wieder klopfte Porthos an, was schon beinah einem Einschlagen der Türe glich. Doch darauf folgte keine Reaktion. Bevor Porthos sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen die Tür warf, trat Athos an ihm vorbei und drückte mit einer fließenden Bewegung die Klinke hinunter. Und beide staunten, als die Tür nun aufschwang und den Blick in Aramis Wohnung freigab. „Aramis?“, sprach Athos ruhig, als er vor Porthos die Räumlichkeiten betrat. Aber es kam keine Antwort. Athos Augenbrauen zogen sich weiter zusammen, als er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Porthos ging an ihm vorbei. „Wo kann er nur stecken?“, sprach er, als er in die kleine Küche trat, um dort die Schränke nach etwas Essbarem zu durchforsten. „Er ist bestimmt gleich wieder da“, erwiderte Athos und ging weiter durch den Wohnraum. Bei einer leicht geöffneten Schranktür blieb er stehen. An sich war es nicht seine Art, herum zustöbern, aber irgendetwas erweckte seine Aufmerksamkeit. So schob er die Tür etwas weiter auf und sah hinein. Und was er sah, war nichts. Der Schrank war leer. Nachdenklich kaute er für einen Moment an seiner Unterlippe. Er hatte ein ungutes Gefühl in sich, als er kurz darauf die Tür wieder schloss. Ohne seine Haltung aufzugeben, ging Athos zum nächsten Schrank und öffnete diesen ebenfalls. Und wieder erschien dasselbe Bild vor ihm. Der Schrank war leer. „Hast du etwas gefunden?“, fragte Porthos ihn und holte so den Freund damit aus seinen Gedanken. „Ja und nein“, erwiderte er mit einem ernsten Gesicht. „Wie meinst du das?“ „Nun, ich habe nichts gefunden. Rein gar nichts.“ „Gar nichts?“, fragte Porthos nach. Sein Freund schüttelte den Kopf. „Die Schränke sind leer. Er scheint verschwunden zu sein.“ „Einfach so? Ohne uns etwas zu sagen?“ „Es sieht ganz danach aus. Lass uns gehen.“ Gemeinsam verließen sie die Wohnung. Als sie sich gerade auf ihre Pferde schwingen wollten, wurden die Beiden angesprochen. „Sucht ihr Aramis?“ „Jean?“, entfuhr es beiden Männern. Dieser nickte kurz. „Ja, ich bin es. Aber sucht ihr Aramis?“ „Hast du ihn gesehen, Jean?“, hakte Porthos, ohne auf Jeans Frage einzugehen. „Ja, das habe ich. Er schien sehr nachdenklich und hat mich scheinbar gar nicht gesehen.“ „Wo war das Jean? Und vor allem, wann hast du ihn gesehen?“ „Ich würde sagen, dass es etwa vier Stunden her ist. Er ist in Richtung Norden geritten. Aber wohin genau? Das kann ich leider nicht sagen. Aber sagt, was ist den geschehen?“ „Das wissen wir auch nicht genau, nur dass es Ärger im Hauptquartier gegeben hat“, antwortete Porthos ihm. Athos stand derweil nachdenklich bei seinem Pferd und hörte zu. „Ich werde ihm folgen. Er hat zwar ein paar Stunden Vorsprung, aber dennoch dürfte ich ihn bestimmt einholen“, sprach er und schwang sich auf sein Pferd. „Ich komme mit“, erwiderte Porthos und trat zu seinem Reittier. „Nein, du bleibst hier, Porthos! Informiere D’Artagnan und haltet euch bereit. Ich werde euch eine Nachricht zukommen lassen. Solange bleibt ihr hier.“ Aber, Athos…“ "Bitte, Porthos. Versteh mich. Du weißt selber in welcher Laune Trevillé heute war und es wird nicht besser werden, wenn ich schon nicht da bin. Aber wenn du und D’Artagnan ebenfalls fehlen, wird er überschäumen vor Wut.“ Porthos seufzte und nickte dann geschlagen. „Wie du meinst. Wir werden auf dich warten und aufbruchbereit sein.“ „Danke, Porthos.“ Athos ritt neben den Freund und legte ihm kurz die Hand auf seine Schulter und nickte ihm dabei zu. Anschließend ließ er sich von Jean die Straße nennen, wo er Aramis zuletzt gesehen hatte. Er verabschiedete sich und machte sich dabei auf den Weg. Porthos und Jean sahen ihm hinterher. Es dunkelte bereits, als Aramis in einem Gasthof Quartier bezog. Nur kurz hatte ihr Weg sie in Richtung Norden geführt. Dann war sie von der Hauptstraße abgewichen und war in westlicher Richtung davon geritten. Sie hatte dabei eine Reihe von Dörfern durchquert. Erst als der Mond am Himmel stand, hatte sie es vorgezogen Rast zumachen. Ihr war klar, dass ihre Freunde sie suchen würden. Aber sie hatte keine Hinweise oder Spuren hinterlassen und fühlte sich nun sicher. Erschöpft war sie in dem kleinen Zimmer in ihr Bett gefallen und rasch eingeschlafen. Währenddessen ritt Athos noch immer in nördliche Richtung. Dabei kreisten seine Gedanken. Ihm war nicht entgangen wie Aramis sich verändert hatte in den letzten Wochen. Aber auch er hatte es. Tief in sich spürte er es genau. Seit er Aramis kannte und ihn unter seine Fittiche genommen hatte, war der Freund etwas besonders für ihn. Athos hatte von Anfang an, schon als er das erste Mal in die wunderschönen blauen Augen von Aramis gesehen hatte, das Gefühl ihn immer beschützen zu müssen. Warum, konnte er sich selber nicht beantworten. Aber es war mehr als nur ein purer Beschützerinstinkt. Das war ihm bewusst. Was im besonders immer häufiger aufgefallen war, dass er Aramis immer genauer beobachtete. Es war sogar mehr als nur Beobachten, er ertappte sich des Öfteren dabei, wie er Aramis geradezu anstarrte. Aber zum Glück merkte er es noch immer rechtzeitig, so dass es niemanden auffiel. Es ging den letzten Wochen sogar soweit, dass Athos aus dem Schlaf erwachte, weil er von seinem Freund geträumt hatte. Er verstand sich selber nicht mehr. Es konnte einfach nicht normal sein. Auf einer Anhöhe machte er Rast und sah über das dunkle Land hinweg. Es war fast Mitternacht. Das Beste war, er würde hier rasten und beim Morgengrauen weiter reiten. Jetzt würde es nichts mehr bringen. So gut es ging, machte er es sich am Fuße einer großen Eiche, die in der Nähe stand, bequem. Athos war froh, dass es noch Sommer war und es in der Nacht nicht so kühl wurde. Während er in den Himmel sah und so die Sterne beobachtete, erblickte er auf einmal Aramis Antlitz zwischen den blitzenden Lichtpunkten. Dies ließ Athos seufzen. //Welches Geheimnis verbirgst du nur…//, fragte er sich selber in seinen Gedanken. //Haben wir uns beide soweit von einander entfernt, dass wir nicht mehr miteinander reden konnten?// Er zog seinen Umhang etwas fester um seinen durchtrainierten Körper. //Was ist nur geschehen? Ich hoffe, ihm geht es gut und er hat irgendwo eine Unterkunft. Auch wenn es mild ist, würde er nun bestimmt frieren.// Dieser Gedanke ließ ihn etwas schmunzeln. Er kannte Aramis. Wenn sie auf Mission waren und weit und breit kein Gasthaus war und sie daher im Freien nächtigen mussten, hatte er sich jedes Mal fest in seinen Mantel gewickelt. //Eigentlich kein Wunder. An ihm ist ja nichts dran. Ich verstehe nicht, warum er so schmal und feingliedrig ist. Für einen Mann viel zu untypisch.// Kurz schüttelte Athos seinen Kopf, um wieder klar zu werden. //Ich sollte schlafen und nicht soviel nachdenken. Morgen wird ein langer und anstrengender Tag//, dachte er sich noch und schloss dabei seine Augen. Es dauerte nicht lange und er war tief und fest eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)