Erinnerungsverlust von NinaPopina (Harry Potter x Severus Snape) ================================================================================ Kapitel 17: Klartext -------------------- Harry starrte auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen und kaute unruhig auf seiner Unterlippe. Er vermochte gar nicht zu sagen, wie lange sie schweigend so saßen, aber Harry wußte auch nicht, was er hätte sagen sollen. Abgesehen davon, hatte Snape ihn ja wohl her gebeten, da konnte der doch dann auch den zweiten Schritt machen. Oder erwartete er genau das von Harry? Der Gryffindor hielt es nicht mehr länger aus. „Professor..“ setzte er an und sah einen Moment auf. Der Gesichtsausdruck seines Lehrers ließ ihn jedoch gleich wieder verstummen. Snape saß abwesend in seinem Sessel, die Beine übereinander geschlagen, die Hände noch immer gefaltet, das Haar wie immer strähnig in sein Gesicht fallend. Plötzlich sah Snape auf und blickte Harry unverwandt in die Augen. Schweigend sahen sie sich an, bis Snape den Mund öffnete, ganz langsam, als würde er sich seine Worte noch zurecht legen wollen. „Harry,“ Snapes Stimme hatte einen ungewohnten Ton, der Harrys Nacken kribbeln ließ, „danke, dass du gekommen bist. Sicherlich war das nicht leicht für dich.“ Fast musste der Junge schmunzeln, er hatte nicht einen Moment darüber nachgedacht, ob er die Einladung annehmen sollte, oder nicht, er war einfach losgerannt. „Selbst ich weiß mit dieser Situation nicht recht umzugehen.“ fuhr Snape fort, strich sich dabei die Haare aus dem Gesicht. „Wie du dir vielleicht denken kannst, ist es für mich keineswegs üblich, mit Schülern zu schlafen. Ich kann es mir selbst nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Ich möchte mich dafür entschuldigen.“ Harry spürte ein Stechen in der Brust, der überraschend reumütige Gesichtsausdruck seines Lehrers verletze ihn auf unerklärliche Weise. Fast wurde er wütend. „Professor, ich...es ist nicht so, dass ich das alles verstehen würde und es fällt mir immer noch schwer, zu begreifen, aber ich denke nicht, dass ich es bereue.“ Überrascht über seine eigenen Worte sah Harry zu Boden, meinte er, doch auch in Snapes Gesicht milde Überraschung gelesen zu haben. „Ich weiß, dass Sie Nacht für Nacht von mir träumen. Ich habe Ihre Erinnerung gefunden, wie Sie sicherlich wissen. Anfangs war mir das ziemlich unangenehm, vor allem, nachdem ich auch diese Träume bekam.“ Snape schnaufte auf. „Soll das heißen, du träumst das auch?“ „Ja, das tue ich.“ antwortete Harry. „Ich weiß nicht, ob es die gleichen Träume sind, aber sie laufen immer darauf hinaus, dass Sie und ich...naja...Sex haben.“ Harry wurde rot. Klar, er wollte Klartext reden, aber die Thematik ließ ihm doch das Blut in den Kopf schießen. Snape schien nun völlig in Gedanken versunken, starrte angestrengt auf seine Knie. „Ich habe ein wenig recherchiert,“ setzte er dann an, „es kann kein Liebeszauber oder ähnliches sein, kein Fluch. Und dass man uns beiden einen Trank untergeschoben hat, halte ich für ausgeschlossen. Zumal Zaubertränke nicht eine solch lange Wirkung aufweisen können. Ich weiß, wovon ich rede.“ „Das ist mir klar, Professor, ich hatte fünf Jahre Zaubertränkeunterricht bei Ihnen, wenn Sie sich erinnern.“ Kurz sah Harry etwas in Snapes Augen blitzen, was Belustigung hätte sein können. Er schmunzelte und sah seinen Lehrer an. „Was glauben Sie dann, was es sein könnte?“ fragte er vorsichtig. Wieder fuhr Snape mit den Fingern durch seine Haare. „Ganz ehrlich, Harry, ich habe keine Ahnung. Schwarze Magie vermag so etwas nicht, ich habe gründliche Nachforschungen betrieben. Es scheint also so, als könnten wir momentan nicht dagegen unternehmen. Und wachbleiben ist auch keine Dauerhafte Lösung, glaube mir, ich habe das probiert.“ Ein müder Zug schlich sich um des Lehrers Mundwinkel, doch Harry musste lächeln. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Und Ihrem äußeren Erscheinungsbild war das auch nicht gerade zuträglich...“ murmelte er und erntete dafür eine hochgezogene Augenbraue und einen warnenden Blick von seinem Lehrer. „Nun, schön, dass dich das zu amüsieren scheint. Wie gedenkst du nun, weiter zu verfahren?“ fragte Snape. Harry zuckte mit den Schultern. „Ich denke nicht, dass wir da irgendeine Entscheidungsfreiheit haben.“ sagte Harry und atmete tief aus. „Das meinte ich nicht. Mir ist schon klar, dass wir an den Träumen nichts ändern können soweit. Ich spreche von unserer Beziehung zueinander.“ Harry spürte, wie er rot anlief unter dem eindringlichen Blick Snapes. Als er nichts sagte, fuhr Snape fort. „Vorhin sagtest du, die Träume wären dir nicht mehr unangenehm. Es ist keine 24 Stunden her, dass wir miteinander geschlafen haben, was ich mir immer noch nicht recht erklären kann. Warum du dich überhaupt auf so etwas eingelassen hast. Offenbar besteht zwischen uns eine gewisse Anziehungskraft, die sich mir nicht erschließt, aber sie ist unbestreitbar vorhanden. Bisher war ich zudem der Überzeugung, dass du dich prächtig mit deinen Mitschülerinnen amüsieren kannst. Von daher kann ich deine Beweggründe noch weniger nachvollziehen als die meinigen. Aufgrund all dieser Aspekte möchte ich einfach nur deinen Standpunkt wissen.“ Erschlagen vom plötzlichen Redeschwall seines Lehrers versuchte Harry, in seinem Kopf eine Antwort zu formulieren. Dass Snape sich offenbar solche Gedanken machte, hätte er nicht gedacht. „Sir...ich weiß es auch nicht so genau. Ich mag Sie...komischerweise. Klar, ich mag Mädchen, deshalb versteh ich das ganze eh umso weniger. Diese Träume...lassen mich nicht kalt. Vielleicht ist das, was zwischen...Ihnen und mir passiert ist, nur deshalb so gekommen, keine Ahnung. Aber ich hab ja schon gesagt, dass ich es nicht unbedingt bereue. Ich finde die Situation nur merkwürdig, glaub ich. Ich find es auch okay, jetzt hier zu sitzen und mit Ihnen zu reden. Ich glaub, ich bin ganz gerne bei Ihnen. Das Gefühl von früher, dass ich immer schnell weg wollte, wenn ich Sie gesehen hab, ist jedenfalls weg. Ich hab das selbst erst gerade in diesem Moment gemerkt. Keine Ahnung, ob das nun ein Zauber ist oder nicht.“ Snape war offenbar erstaunt. Einen Moment sagte er nichts, sah Harry nur an. „Dann ist es für dich okay, dass wir miteinander geschlafen haben?“ Harry überlegte kurz und nickte dann vorsichtig. Er musste wirklich verrückt geworden sein, sowas seinem Lehrer zu sagen. Andererseits war er fast volljährig und hatte nur noch knapp etwas mehr als ein Jahr Schule vor sich. Snape nickte bedächtig. „Nun gut, du warst sehr ehrlich, was mich erstaunt, wie du wohl gemerkt haben dürftest. Aus irgendwelchen Gründen bin ich nicht in der Lage mein Mienenspiel so zu kontrollieren wie sonst, wenn du bei mir bist. Auch eine sehr interessante Komponente des ganzen. Für mich sehr ungewohnt , ich komme mir ein wenig durchschaubar vor.“ Snape lächelte. Ein völlig ungewohnter Anblick für Harry, der ihm fast augenblicklich Herzklopfen verusachte. „Ich werde auch ehrlich zu dir sein. Ich denke, das bin ich dir schuldig, nachdem du so offen zu mir warst. Diese Träume verfolgen mich nun seit etwa fünf Wochen. Nacht für Nacht, jedes Nickerchen, das ich aus Schlafmangel machen will. Nicht eine Minute Schlaf in den letzten Monaten, ohne von dir zu träumen. Anfangs habe ich es abgetan und dann dachte ich, ich werde verrückt. Wahrscheinlich bin ich es bereits in Anbetracht der Tatsache, dass ich jetzt mit dir hier sitze und dir das erzähle. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, belastet das auch meinen Arbeitsalltag. Sobald du mir auf dem Flur begegnet bist oder bei mir Unterricht hattest, war es vorbei mit meiner Konzentration. Es hat all meine Beherrschung gekostet, dich nicht ständig anzustarren. Und dann kamst du auch noch ständig zum Nachsitzen zu mir. Und ich fing an, es mir zu wünschen. Dass du zum Nachsitzen zu mit geschickt würdest, auch wenn ich jedes mal das Gefühl hatte, ich würde vom Teufel geritten. Diese Unruhe in mir kommt nur dann zum Erliegen, wenn du tatsächlich bei mir bist. Etwas was ich erst jetzt merke.“ Snape seufzte schwer und sah Harry an. Er hatte die ganze Zeit während des Sprechens auf seine Hände gesehen und blickte nun auf. Harry war wie erschlagen. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte der das gerade für ein Liebesgeständnis gehalten. Schnell schob er den Gedanken davon und ergriff das Wort. „Wie wäre es, wenn wir die Situation erst einmal so lassen, wie sie ist? Vielleicht sehen wir uns ab und zu mal nur zu zweit, können ein bisschen reden und uns langsam überlegen, wie wir das alles machen? Also, wenn das für Sie okay ist...? Ich glaub, das ist am vernünftigsten.“ wartend sah Harry Snape an und der nickte langsam. „Dann würde ich sagen, dass du morgen Abend um acht hier in mein Büro kommst, wenn es dir recht ist.“ schlug Snape vor. Harry nickte und stand auf. „Dann geh ich jetzt besser, ich hab noch 'nen Haufen Hausaufgaben für Sie zu machen.“ grinste Harry und wandte sich zum Gehen. Snape erhob sich ebenfalls und begleitete ihn zur Tür. Dort angekommen blieb Harry stehen und sah seinen Lehrer an. Er stand ganz nah vor ihm, dass er seinen Geruch wahrnehmen konnte, fast schon dessen Körperwärme spürte. „Dann bis morgen Abend.“ sagte er trocken, seine Zunge war plötzlich wie festgeklebt. Snape sagt nichts und sah ihn nur an. Dann legte er plötzlich seine Arme um Harry und drückte ihn an sich. Mechanisch hob Harry seine Arme und legte sie um die Taille seines Lehrers, lehnte seinen Kopf an Snapes Brust. Ein paar Sekunden standen sie so, dann lösten sie sich voneinander und verabschiedeten sich. Verwirrt aber gutgelaunt machte Harry sich auf den Weg zum Gryffindorturm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)