Flucht in den Abgrund von Aosagibi (wenn dich ein Dorf in die Verzweiflung treibt...) ================================================================================ Kapitel 16: Alte Wunden ----------------------- Hallo, hier ist mal wieder Feles_Alata_Nike, oder mittlerweile vielmehr Itami Ni-Ke, da ich meinen Namen an meinen fanfiktion.de-Account angepasst habe. So, einfach mal in der Hoffnung, dass noch Leute da sind und lesen – was ich nur schwer erraten kann – geht es hier weiter. Das Kap ist schon länger beschlossene Sache und na ja... mir hat es trotzdem nicht so gefallen. Vor allem eine Anknüpfung an davor und danach war echt schwierig. Ich hänge dermaßen im Plot fest, dass es noch länger brauchen kann, bis etwas Sinnvolles dabei rauskommt. Hier das neue Kap. Ein Wunder, dass es noch erscheint und ich es vor allem selbst poste, da ich schon seit einigen Tagen nicht mehr da sein wollte. Meine Planung für den 17. hatte ein wenig anders ausgesehen, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, die Geschichte unabgeschlossen stehen zu lassen. Es werden noch ein paar Kapitel folgen. Wäre schön, wenn es noch jemand gäbe, der sie lesen würde. Im Übrigen ist alles, was Naruto in diesem Kapitel tut, NICHT zur Nachahmung empfohlen und ich übernehme keine Haftung für alle, die es trotzdem tun. Ich weiß, wie höllisch so was wehtut und brennt, also glaubt mir und LASST ES. ~~~ Alte Wunden Im Hauptquartier war es still, keine Menschenseele zeigte sich weit und breit. Naruto wusste nicht, wie lange er schon durch die Gänge irrte, immer wieder die gleichen Wege ging, bis er schließlich doch wieder an seinem Ausgangspunkt ankam. Es musste sich um Stunden handeln, denn sein Magen rumorte, weil er seinem Hunger nicht nachgab und einfach in die Küche ging, um etwas zu essen. Dort würde eh niemand sein. Wie schon seit einigen Tagen... oder Wochen oder Monaten. Zwar hatte er in einem kleinen Kalender in seinem Zimmer die Tage durchgestrichen, die vergangen waren, seit man ihn hier allein gelassen hatte, aber es kam ihm so schrecklich unwirklich vor. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, machte er ein Kreuz durch das Datum und doch konnte er sich nicht mehr glauben, dass es nur ein Tag war, der an ihm vorbeigezogen war. Seine Finger bewegten sich um die kleine blaue Flamme, fasziniert beobachtete er ihr Zügeln, als sie sich seiner Hand entgegenreckte. Die Hitze stieg in seinen Arm hinauf, alles in ihm schrie danach, sich aus der Gefahrenzone zu bewegen, seine Hand zu retten. Und alles in ihm wurde plötzlich von einem Gefühl der Kälte und der Taubheit erstickt. Wie in Trance griff er in das Feuer, hörte das Zischen und wusste genau, dass seine Haut bald Blasen schlagen würde, wenn er nichts dagegen unternahm. Doch so weit kam es nicht. Mit einem leisen Knistern fiel das kleine Feuer in eine Teeschale, wo es ein wenig Holz entzündete. Noch immer wie gebannt betrachtete Naruto seine Handfläche, die langsam verheilte. Er hatte es geschafft. So müsste er keine Fackeln mehr von den Wänden nehmen, wenn er irgendwo hin wollte. Schon seltsam, wie schnell man sich an Gesellschaft und Geräusche gewöhnte... Naruto verstand nicht, warum er sich jetzt einsam fühlte. All die Jahre in Konoha, seine gesamte Kindheit war er allein gewesen. Es war doch auch nicht anders. Manchmal spürte er eine Anwesenheit, doch sobald er nachsah, war er wieder nur allein. Wurde er wahnsinnig? War es vielleicht alles nur eine Falle gewesen, um ihn her zu locken und hier gefangen zu halten? Wieder etwas, worüber er sich unnötigerweise Gedanken machte. Leider hatte er genug Zeit dafür und so kreisten sie in seinem Kopf. Eigentlich waren diese ganzen Verschwörungstheorien total irrsinnig und unbegründet, aber er konnte nicht anders. Was sollte er denn sonst tun? Hier gab es doch nichts als die Leere und Stille, der Schein der Sterne in der Nacht und das Licht der Sonne am Tag. Wohin mit all der sinnlosen Zeit? Es gab niemanden, mit dem er reden konnte, keine Ablenkung von der endlosen, undurchdringlichen Stille. Noch dazu quälten ihn in letzter Zeit immer wieder Träume. Selten der gleiche, aber allesamt von einem tiefen, unbeschreiblichen Schrecken erfüllt, grausam wie die hereinbrechende Finsternis in seinen Sinnen. Es gab so viele Dinge, von denen er träumte – doch jeden Morgen erwachte er schweißgebadet, in seinen Augen noch blutüberströmt. Oder tränenüberströmt in der Wirklichkeit, wenn er wieder dieses Gesicht gesehen hatte. War es der Berg, die Erinnerungen des Steins, die er vor sich sah? Oder doch nur vielmehr seine eigenen, überstrapazierten Nerven? Was von beidem es auch war, er wollte nicht mehr schlafen. Nicht in der Nacht. Am Tage jedoch fand er keine Ruhe, getrieben wie ein Gespenst irrte er umher, den Weg kennend, aber nicht wissend, wie er ihn gehen konnte. Auch wenn er vor der Tür auf der Wiese stand und verschnaufte, mittlerweile jeden Schritt selbst im Schlafe kannte, er war ihm doch fremd. Es war ein seltsames Gefühl. Vielleicht konnte er ja ausruhen, wenn er nicht mehr alleine war, nicht mehr zurückgelassen mit all diesen Ängsten und Gräueln. „Kannst du auch nicht schlafen?“, wisperte eine dünne Stimme neben ihm, als er sich gerade auf einem Stein unweit der Küchentür niedergelassen hatte. Erschrocken zuckte Naruto zusammen. Was war das denn? Auf keinen Fall ein Hirngespinst, denn das hätte nicht mit ihm geredet. Zumindest hoffte er es inständig. „Oh, entschuldige mein Aussehen. Aber da ich nur kurz einen Blick auf dich werfen wollte, konnte ich keinen richtigen Kagebunshin schaffen. Im Dunkeln fällt es für gewöhnlich nicht so auf, wenn man nur ein Schatten ist“, erklärte die Gestalt ihm mit einem sanften Lächeln. „I-ist schon in Ordnung. Du hast mich erschreckt“, antwortete Naruto mehr oder weniger wahrheitsgemäß. „Ich bin Konan, die einzige Frau in der Organisation. Verzeih mir meine Neugier, es lag nicht in meiner Absicht, dir einen Schrecken einzujagen. Eine schöne Nacht, nicht wahr?“ „Ein wenig zu dunkel, obwohl so viele Sterne scheinen...“ „Diese Sterne sind alle Sonnen, hast du das gewusst? Nur sind sie zu weit weg, um unser Leid und unsere Sehnsucht nach ihnen fühlen zu können. Keine Sonne interessiert sich wirklich für das Leid derer, die zu ihr aufblicken, voll Hoffnung, sie könnte ihnen Leben schenken. Sie aber trocknet nur den Boden aus. Was sollen wir schon mit einem Himmel, der so weit entfernt ist? Alles, was uns bleibt, ist der Kometenstaub, den der Regen auf uns niederschwemmt“, erzählte die junge Frau melancholisch und der Blonde lauschte ihr still. „Oh, verzeih mir, Naruto, ich wollte dich nicht so betrüben. Du hast sicherlich schon genug Sorgen, oder?“ Er wusste, dass es ein Fehler war, jetzt, da er nicht mehr allein war. Endlich war jemand bei ihm hörte ihm zu und war bereit, seine Sorgen zu teilen und zu verstehen. Noch bevor er etwas dagegen tun konnte, hörte er sich selbst die Worte sprechen, die er hassen gelernt hatte: „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Mach dir nichts draus.“ Naruto konnte den Blick des Abbildes auf sich fühlen, wagte es jedoch nicht, sie direkt anzusehen. Die kühle Nachtluft brannte auf seinen Wangen, als er mühsam die Tränen unterdrückte. Wie konnte er sich nur schon wieder selbst belügen? Es musste ein Ende haben... „Ich muss jetzt gehen, wir wollen weiterreisen. Vermutlich werden wir uns lange nicht sehen, verzeih mir die Umstände. Es gibt sicherlich viel, was du erzählen willst und ich werde schon bald hier sein und dir zuhören können. Unternehme bitte bis dahin nichts Unüberlegtes, versprochen?“ „I... Ja, ich verspreche es“, flüsterte er ertappt. „Gut... wir werden versuchen, spätestens in einem Monat alle Mitglieder versammelt zu haben. Bis dann, mein kleiner Naruto...“, wisperte die Stimme und der Schatten löste sich im Wind auf. Einzelne Blütenblätter fielen auf den Boden, genau an der Stelle, wo noch so eben Konan gestanden hatte. Verwirrt kehrte der Blonde ins Innere des Hauses zurück. Auf dem Esszimmertisch lag noch das Buch, das er zu lesen angefangen hatte. Langweilig, wie alles aus der kleinen Bibliothek im Fels. Bücher hatten ihn noch nie so wirklich angesprochen. Tage zogen ein ins Land, doch der Stillstand schien noch immer über dem Hauptquartier im Berg zu liegen. Das Holz in der Feuerschale verbrannte nicht, die Bäume verloren keine Blätter, die immer gleichen Melodien der Vögel fern Narutos Zimmer tönten ungehört. Dieser lag just in diesem Moment auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er hatte doch schon zwei Wochen hier ausgehalten. Allmählich vermisste er sogar die Mädchen aus dem Krankenhaus, die ihn so gerne berührt und über seine Ohren gestrichen hätten. Ihre hellen Stimmen, nicht das Dröhnen des Felsens, ihre weichen Hände, nicht die Härte und Kälte des Steins, ihr Lachen, nicht das Zischen des Feuers. Er vermisste Dinge, von denen er nicht geahnt hätte, dass sie ihm je wichtig werden würden. Die Rückkehr des blonden Akatsukis und seines Partners bekam er kaum mit, er verbrachte den Tag wie in Trance. Auf ein leises Klopfen an der Tür vermochte ihn nicht aus dieser zu erwecken. Deidara, der dachte, er schliefe bereits, wagte es nicht, einzutreten und nach ihm zu sehen. Vor allem war auch er nach der langen Reise müde und gereizt von dem letzten Streit mit Sasori. Dieser Ignorant konnte und wollte ihn anscheinend nicht verstehen. Vielleicht würden sie nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen, aber heute hatte er echt nicht mehr den Nerv dazu, an mehr als sein Bett und Schlaf zu denken. Den Jungen vergaß er über all seinen Ärger und seine Müdigkeit vollkommen. Naruto dachte wieder einmal über seine Vergangenheit nach. Nicht, dass das es besser machte, aber er hatte das Gefühl, etwas sehr wichtiges für immer hinter sich gelassen zu haben. Im Gegenteil, dieses „Was-wäre-gewesen-wenn“ bereitete ihm immer wieder Schmerzen. Seufzend schloss er die Augen. Er war gefangen in diesem Schneckenhaus, in einem stets gleichen Muster, das er dauernd neu erleben musste. Alleine konnte er sich nicht daraus befreien. Doch wem lag schon genug an ihm, dass er sich darum nur einen Deut geschert hätte? Er wurde sie nicht los, diese Albträume. Immer wieder die gleichen. Nicht die Träume eines Lebenden, der in eine Fantasiewelt abtauchte. Nein, er träumte wie ein Toter: die Realität der Vergangenheit verfolgte ihn. Bittere, harte, kalte Realität, bald wie er sie erlebt hatte, bald schrecklich verzerrt, kafkaesk verdreht und zu einem sinnlosen Geflecht verworren. „Verdammt, jede Nacht dein Gesicht. Warum habe ich mich ausgerechnet in dich verliebt? Lass mich endlich in Ruhe leben oder sterben!“, dachte Naruto verzweifelt. Die Einsamkeit nagten zunehmend an seinen Nerven. „Ich will dich nie wieder sehen, verschwinde ein für alle Mal aus meinem Leben!“ Das schmerzhafte Ziehen in seiner Brust machte ihm noch deutlicher, wie sehr ihn das alles mitnahm. Naruto wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren. Er wollte kalt und gefühllos wie ein Toter sein, nicht mehr länger das alles ertragen müssen. Als er die Augen fest schloss, brach eine tiefe, dunkle Leere über ihn herein und er begrüßte sie stumm. Wenn nur das Leid verging. Wenn die Sorgen nur schwiegen. Wenn er nur für einen Moment vergessen konnte... Dreckiger kleiner Dämon! Stirb! Verrecke! Fangt ihn! Holt Feuer! Brennen soll er! Brennen! Leiden! Die Dorfbewohner? Diese Stimme, nein, Sasuke? Itachi? Die Tür zu seinem Zimmer schwang unbemerkt und lautlos auf. Naruto tauchte noch ein wenig tiefer in seine Albtraumwelt ein. Eine angenehm tiefe, klangvolle Stimme durchbrach zunehmend seine Gedanken. „Naruto, leg das weg! Hör auf damit!“ Er verstand nicht. Womit sollte er aufhören? Was geschah um ihn herum? Die Dorfbewohner in seinen Gedanken flüsterten die letzten Worte des Hasses und der Ablehnung, dann kehrte er Stück um Stück in die Realität zurück. „Naruto, jetzt hör auf damit!“, schrie ihn jemand wütend an. Itachi? Diese Stimme kannte er, das war doch Itachi Uchiha, der Bruder des Jungen, den er geliebt hatte. „Lass das los!“ Er wollte nicht zurück, nicht wieder in diese grausame, endlos gnadenlose Welt, die er so fürchtete. Weiter fliehen, sich vor ihr verstecken. Aber dieser Mann redete weiter auf ihn ein, wurde immer lauter bis er schließlich versuchte, die schweren Augenlider zu heben. Alles schien wie durch Wasser zu laufen, langsam und schwerfällig. „Itachi?“ Sein Mund war trocken und seine Zunge klebte am Gaumen, sodass er kaum ein Wort sagen konnte. Sein Gegenüber schien zu bemerken, dass er ihn erkannt hatte. „Naruto, jetzt lass das endlich los!“, keuchte Itachi und packte unsanft seine Hand. Das Gefühl kehrte in seinen Körper zurück. Aber sein Blick verschwamm, sooft er Itachi zu fokussieren versuchte. Narutos linker Arm fühlte sich merkwürdig klebrig und nass an und kribbelte unangenehm. Plötzlich kam sein rechter in sein Blickfeld und obwohl der Uchiha seine Hand fest umschlossen hielt und zurückzog, geschah es weiter: Kalter Stahl traf auf Haut, liebkoste sie einen wundervollen Augenblick, bevor er sie zerriss, zerschnitt, sie mit aller Gewalt durchbrach, während rot schimmernd der köstlich duftende Lebenssaft aus seinen pulsierenden Adern die Oberfläche benetzte und er wohlig seufzte. Die immer neu aufblühenden Blüten seiner Tat ließen ihren Nektar an seinen Fingern herunter fließen, dünne Ströme roter Flüsse vereinigten sich und färbten langsam aber zunehmend das Laken unter seinem Körper. Die weiße Hortensie, die er draußen gefunden und auf sein Bett gelegt hatte, sog gierig das Blut auf. Nun leuchtete sie, von ihm gestärkt, auf dem weißen Bettbezug. Sein Herz schlug laut und schmerzhaft in seiner Brust... Der Ältere riss mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, ohne Naruto zu verletzen, ihre Arme nach oben. Er ließ seine Hand nicht los und der Druck an Narutos Handgelenk sorgte dafür, dass er das Kunai endlich fallen ließ. „Was ist passiert?“, fragte der Fuchsjunge schwach. Seine Lider flatterten, sein ganzer Körper zitterte und sein Kopf sackte ein wenig nach vorne. „Bleib wach, verdammter Idiot...“, knurrte Itachi und fischte ein Verbandsset aus einer Tasche an seiner Hose. Er hatte bereits gemerkt, dass Naruto sich ein oder zweimal selbst verletzt hatte, aber dieses Mal konnte er es eindeutig nicht mehr als Unfall tarnen, nicht mit einem falschen Lächeln abtun. Die Schnitte quer zur Ader wären vielleicht nicht so schlimm gewesen, aber mit dem letzten, den Arm längs verlaufenden, hatte er sie nur sehr knapp verfehlt und an einigen Punkten sogar gekreuzt. Er zog ihn ein Stück näher an sich, bis er ihn fast umarmte, band die Wunde notdürftig ab, dann stemmte er sich Naruto auf die Schultern. Itachi Uchiha war nicht sehr bewandert in den Heilkünsten, wie er sich schon oft hatte eingestehen müssen. Normalerweise brauchte er sie aber auch nicht, was für seine Kampfkünste sprach. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in das Zimmer und tauchte das Schreckensbild in helles Licht. Dafür, dass er vor ein paar Minuten zurück gekommen war, hatte er schon einen gewaltigen Schock und Sorgen hinter sich. „Das war schon dein dritter Versuch, nicht wahr?“, murmelte er leise. Der Junge war überraschend leicht, weshalb er auch schnell in der Küche ankam. „Hidan, hol Hilfe!“, rief er dem Weißhaarigen zu, der gerade die Küche betrat, als er Naruto ablegte. Hidan war genauso blutverschmiert wie der Junge, aber mit dem Unterschied, dass es nicht nur sein eigenes war. „Hör auf, mich schon am frühen Morgen anzuschreien, Drecksack. Was ist los?“ „Verdammt noch mal, schwing keine Reden, sondern hilf mir!“ Vorsichtig trat er näher und erblickte die verzweifelten Versuche Itachis, die Blutung zu stoppen. „Wer ist denn das?“, fragte er ehrlich interessiert. „Nicht nötig, es zu erfahren, wenn du nicht gleich dafür sorgst, dass das aufhört.“ „Ich hol Kakuzu, der hat mehr Ahnung“, sagte Hidan, „wäre doch schade, wenn du stirbst, ohne dass ich auch nur deinen Namen erfahren habe“, fügte er leise an Naruto gerichtet hinzu und eilte davon, um nur wenige Sekunden später mit besagter Person zurückzukehren. Kakuzus Talent war unvergleichlich. Es war für ihn nicht viel Arbeit, die Schnitte ganz zu schließen. Nur noch feine Narben zierten das schlanke Handgelenk, von denen einige schon älteren Ursprungs waren. Murrend zog er sich wieder zurück und ließ den immer noch bewusstlosen Naruto, Hidan und Itachi allein. Der Bewusstlose wurde auf eine Decke gelegt und warm gehalten. „Der große Itachi Uchiha hat es nicht über das Herz gebracht, seine kleine Schlampe zu entsorgen, oder wie soll ich das verstehen?“, fragte der Unsterbliche, als sie sich an den Tisch setzten. Der Uchiha funkelte ihn wütend an. „ER hat sich die Pulsadern selbst aufgeschnitten, damit das klar ist...“ Hidans Gesichtsausdruck sprach Bände. „Das ist ein Junge?“, fragte er erstaunt. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ „Damit du ihn hier verbluten lässt, Hidan?“ „Idiot, nein, natürlich nicht. Aber ich hab mir schon Hoffnungen gemacht, bei einem so süßen Ding...“ Der Uchiha sah ihn mit leicht verengten Augen an. „Du lässt die Finger von ihm, er gehört nicht zu den Personen, die du ungestraft deinem verrückten Gott opfern kannst.“ Für einige Sekunden konnte man die Spannung in der Luft beinahe spüren. Itachi wollte ihm nicht mehr über Naruto verraten, auch wenn dieser Wunsch auf einem verrückten Gefühl von Besitzanspruch herrührte. Hidan musste zum einen seine Religion verteidigen, zum anderen hatte er auch einen Ruf zu verlieren, weshalb er nicht so leicht aufgeben konnte. „Wollen wir das blöde Spiel nicht beenden und du sagst mir endlich, wie der Depp auf unserem Fußboden heißt, und ich lass dich in Ruhe?“ „Noch nicht einmal, wenn du mich auf Knien drum bitten würdest“, zischte der Schwarzhaarige. „Schön.“ „Schön.“ „Dann weck ich ihn und frag ihn selbst, Arsch.“ „Das solltest du nicht versuchen“, sagte Itachi mit bedrohlich ruhiger Stimme. Der Unsterbliche wollte sein Glück wirklich aufs letzte ausreizen. Denn obwohl eine Augenbraue des Uchihas schon wütend zuckte, was sie nicht sehr oft tat, ging er langsam neben Naruto in die Hocke und streckte mit einem breiten Grinsen die Finger aus. Itachis Hand schloss sich um den Kunaigriff. Der Silberhaarige hatte zuerst vor gehabt, ihn an der Schulter wach zu rütteln, aber ihm kam ein viel besserer Gedanke: Die Ohren sahen verdammt danach aus, als würden sie ihm richtig Ärger einbrocken. Nur noch Zentimeter trennten Fell und Fingerkuppen, Itachis Morddrohung, die er im Aufstehen aussprechen wollte, konnte nicht in den Raum dringen, als der Uchiha einen halben Meter beiseite springen musste, um nicht von einem schweren fliegenden Körper getroffen zu werden. Dessen Blick konnte nur noch erahnt werden, denn sein Kopf sackte zunächst einmal nach unten, als er die Wand herunter rutschte. Das Krachen in seinem Brustkorb hatte schwer nach brechenden Knochen geklungen... „Verdammte Scheiße, was sollte das denn bitte?“, presste Hidan zwischen den Zähnen hervor. „Wer bist du und was machst du da?“, piepste Naruto mehr als dass er sprach. Seine Stimme zitterte. Eine Hand tastete auf dem Boden nach einer Waffe, fand keine und schnellte zurück zum Körper, als der Blonde den Schmerz bemerkte, der durch sein Handgelenk schoss. Im ersten Moment hatte er einfach zugeschlagen, ihn von sich gestoßen, so fest es nur ging. Aber jetzt hatte er nur noch Angst. „Dir scheint es ja besser zu gehen“, murmelte eine Stimme über ihm und er sah hoch in ein bekanntes Gesicht. Mit dem Uchiha war der dunkelste Punkt in sein Leben zurückgekehrt. Solange er da war, solange er das schwarze Zentrum seiner Gedanken bildete, konnte ihn nichts Dunkleres berühren. Naruto wusste nicht, ob er jetzt vor Freude weinen sollte oder doch lieber schnell wegrennen, denn der Weißhaarige, der ihn aus seiner Sicht angreifen wollte, saß an der Wand gegenüber und bewegte sich kaum. „Wie bin ich hierher gekommen?“, fragte er verwirrt. Itachi antwortete nicht und dem Uzumaki wurde unbehaglich. Er hatte begonnen zu verstehen, dass er sich bei dem Angreifer wohl doch um ein anderes Mitglied handeln musste. Dieser fluchte gerade Bände und beleidigte beim Aufstehen irgendwelche Leute, die Itachi nicht kannte, was ihn aber auch nicht weiter interessierte. Der Blonde zu seinen Füßen schien auf etwas zu warten und so ergriff er die Initiative, um ihnen ein ungestörtes Gespräch zu ermöglichen. „Hidan. Deine Rippen“, begann Itachi ruhig. „Sind gebrochen, ich weiß. Wenn ihr mich entschuldigt, ich such noch mal Kakuzu, das dauert immer so lange, wenn ich die einfach von selbst heilen lasse“, grinste er ein wenig schmerzverzerrt und verließ die Küche wieder. Dem Uchiha war unklar, wie man in so einer Situation noch lächeln konnte, aber derartiges kam ohnehin selten bei ihm vor. Es wäre einfach nicht richtig. „Wie bin ich hierher gekommen?“, fragte Naruto noch einmal. Seine Konzentration schnellte zu dem Jinchuuriki und er konnte leichten Ärger nicht unterdrücken. Was hatte sich dieser Dummkopf nur dabei gedacht? Machte er etwa wegen den wenigen Worten so einen Aufstand? „Du wolltest mit mir reden. Gut, reden wir“, bestimmte der Langhaarige und zog Naruto an einem Arm auf die Beine. Den Protest überhörte er gekonnt. Schon wenige Minuten nach seinem Aufwachen fand sich Naruto in einer Nische der Halle wieder, den Rücken an die Wand gepresst. In den roten Augen des Uchiha spiegelte sich eindeutig Wut wieder. Der Grund war ihm schleierhaft – genauso wie die Geschehnisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden. „Was sollte das?“, herrschte Itachi ihn an. Eine Antwort... Naruto war klar, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, etwas zu sagen. Bevor dem Schwarzhaarigen, der beide Hände an der Wand neben seinem Kopf abgestützt hatte, die Nerven durchbrannten, sollte er sich eine Ausrede ausdenken. Nicht so leicht, wenn er den stechenden Blick spürte. Plötzlich war ihm nur noch schlecht und er wusste den Auslöser selbst nicht mehr. Was hatte er sich nur die ganze Zeit gedacht? Warum hatte er je mit so einem völligen Unsinn begonnen? Und warum konnte er nicht aufhören? „Keine Ahnung, wovon du redest. Weiß ja noch nicht einmal selbst, was passiert ist...“, antwortete er und wollte zumindest ahnungslos klingen. Der Ausdruck auf Itachis Gesicht ließ nur erahnen, wie gerne er beide Fäuste in die kunstvoll verzierte Wand geschlagen und große Brocken herausgerissen hätte. Das Schwarz in seinen Augen vibrierte gefährlich und er wusste selbst, wie nah er daran war, seinen Schützling anzugreifen. Wenn es die einzige Möglichkeit war, ihm diese Dummheiten auszutreiben, würde er es tun. Sollte er doch durch die Hölle gehen, wenn er es so sehr wollte. Die Wut kreiste schon schmerzhaft in Itachis Körper. „Ich hasse Dummheit und Lügner. Entweder du sagst mir sofort die Wahrheit oder schlag sie selbst aus dir raus“, fauchte der Uchiha mühsam beherrscht. „Lass mich gehen, bitte. Itachi, wirklich, ich bitte dich“, flüsterte Naruto und wollte ihn von sich schieben. Der andere stand so dicht vor ihm, dass er Angst bekam. Angst davor, dass er seine Drohung wahr machen und alles erfahren könnte. Der Blonde fürchtete sich tatsächlich davor, was ein Haufen Verbrecher von ihm denken würde, wenn sie über seine zugegeben nicht sehr blutige Vergangenheit bescheid wüssten. Vor einem Jahr hätte er sich dafür ausgelacht. Jetzt aber zitterten seine Knie genauso wie Itachis Schultern, die bis zum Zerreißen angespannt schienen. Im Bruchteil einer Sekunde waren dessen Finger wieder um den vernarbten Arm geschlossen. Die dünnen Striche wurden schon blasser, waren aber trotzdem deutlich zu erkennen. Lackierte Fingernägel drückten sich in seine Haut, nicht tief oder verletzend, dennoch schmerzhaft. „Au, du tust mir weh“, wimmerte Naruto in der Hoffnung, Itachi würde ihn loslassen. „Wie alt sind diese Narben? Eine Woche? Ein Monat? Ein Jahr?“, fragte er. „Das tut weh, lass bitte los“, flehte der Blonde. „Und wenn du dich lebendig häuten würdest, würde das nicht schmerzen? Wenn ich noch einmal erlebe, dass du so einen kranken Mist baust, werde ich...“ „Itachi, der Leader sucht dich“, wurde die Drohung jäh unterbrochen. Ein Maskierter kam auf sie zu und Itachi ließ ihn sofort los. „Was gibt es?“ „Du hast deinen Missionsbericht nicht abgegeben.“ Für einen Moment schien der Schwarzhaarige verwirrt zu sein, dann zog er ruckartig seine Arme zurück. Naruto entwich ein erleichtertes Seufzen, als der Druck nachließ. Itachi sah kurzzeitig so aus, als wollte er gleich zusammenbrechen. Zittrig wie der Blonde es auch war trat er einen Schritt zurück, dann fing er sich wieder und ging an dem zweiten Akatsuki vorbei die Treppe hinauf. Er sah sich nicht noch einmal nach den anderen Akatsukis unten um, aber es war auch nicht nötig, weil Kakuzu dem Jinchuuriki nichts tun würde. Aus den Augenwinkeln konnte Naruto sehen, wie er beobachtet wurde. „Wie geht es deinen Wunden?“, fragte der Akatsuki unvermittelt. „Sie jucken und brennen“, antwortete der Blonde wahrheitsgemäß. „Sobald sie verheilt sind, wirst du am Training teilnehmen.“ Naruto wusste keine Widerworte, er war noch immer zu entrückt. Was hätte er denn auch sagen sollen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)