What we are von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Zwielicht ----------------- Disclaimer: Keiner der Jungs, noch irgendein vielleicht mal erwähnter Chocobo gehören mir. Rechte liegen ganz alleine bei Squenix. A/C: Erste Fanfic die ich seid ewigen Zeiten mal wieder auf Deutsch schreibe. Für jede kreative Rechtschreibung entschuldige ich mich im Vorraus. Ich kämpfe wirklich damit, Reno nicht zu albern klingen zu lassen. ----------------- Zwielicht Zeit, die zähflüssig dahin schleicht und uns in ihrem Fluss gefangen hält. Zeit, die nicht vergehen will. Dieser Moment, der jede Nacht wieder kehrt. Jede Nacht, in welcher er auffährt, schweißgebadet. Sich erst an die Kehle greift, dann auf seine Brust herunter sieht. Auf Narben, die sich tief in die weiße Haut geschnitten haben. Dann steht er auf, lautlos wie eine Katze schiebt er sich aus dem Bett, nicht einmal die Laken rascheln. Er hat es über all die Jahre gelernt. Er ist ein Turk. In der Dunkelheit tastet er nach seiner Hose, streift sie über. Dann nach dem Jackett. Das makellose, faltenfreie Jackett, das er wie jeden Abend zuvor über den Stuhl gelegt hat. Greift in die linke Innentasche und zieht die Schachtel Zigaretten heraus. Alle anderen glauben immer noch, dass er nicht raucht. Zwei Zigaretten werden aus der Pappbox gezogen, die Schachtel wieder in die Tasche gesteckt, das schwarze Jackett genauso platziert, als hätte er es nie angefasst. Er achtet dabei auf jedes Detail, jede Falte. So wie man es ihm beigebracht hat. Dann schleicht er zur Tür, lauscht, geht sicher, das auf dem Flur draußen Ruhe herrscht, ehe er die schlanke Hand gegen das Holz presst. Genau auf die Stelle, die quietschen würde, öffnete man die Tür ohne Gegendruck. Er macht nie ein Geräusch, wenn er sich aus dem Zimmer stiehlt. Und für mich beginnt die Zeit langsamer zu fließen. Ich kann nur warten, jetzt mit offenen Augen. Auf das Zirpen der Grillen vor dem Fenster lauschen, träge das Spiel der Schatten beobachten, die höhnische Fratzen zu schneiden scheinen. Er glaubt, ich schlafe wenn er jede Nacht das Bett verlässt. Das ich, genau so wenig wie die anderen, ahne, dass er immer eine Schachtel Zigaretten in der Tasche bei sich trägt. Dass er so leise ist, dass ich die Albträume nicht bemerke, die ihn verfolgen. Dabei bin ich so ein Lügner wie er, so ausgebildet wie er. Genau wie er ein Turk. Ich lasse ihn in diesem Glauben, gestehe ihn diese Fehleinschätzung zu. Auch Tseng muss sich manchmal irren dürfen. Zwei Zigarettenlängen. Fünfzehn Minuten. Dann kurz das Rauschen von Wasser. Er raucht draußen, putzt sich danach die Zähne, um die Illusion aufrecht zu halten. Seine Schritte sind nicht auf dem Flur zu hören. Niemand weiß, dass er nicht in seinem Zimmer schläft. Dass er jede Nacht zu mir kommt. In das Chaos. Ich habe ihn einmal gefragt, was passieren würde, wenn es in der Nacht einen Notfall geben würde und man ihn in seinem Raum erwarten würde. Die Antwort darauf war wie üblich kalt, mit dem leicht zynischen Unterton, der so viele verschreckt. Er sagte nur, er sei der Boss, er könne die Tür abschließen. Und so glaubt selbst Rufus Shinra, dass Tseng die Nächte in seinem Bett verbringt. Rude hat mir vorgestern noch, nach der zweiten Flasche Wodka, die wir uns geteilt haben, eine von den Fragen gestellt, über die man sich nur den Kopf zerbricht, wenn man gelangweilt ist, wenn man sich seid Jahren kennt. Wann Laney und Tseng es endlich mit einander treiben würden... Rude sagte in spätestens drei Monaten. Ich habe 'Nie' geantwortet. Sie wissen es nicht. Sie sollen es nicht wissen. Darüber sind Tseng und ich uns einig. Es ist gar nicht so schwer, es geheim zu halten, wenn man ein paar Regeln berücksichtigt. Wenn man vorsichtig ist. Wir wissen beide was wir tun dürfen und was nicht. Wir sind beide Lügner und Täuscher, wir sind Turks. Die Tür öffnet sich erneut lautlos, der schlanke Schatten schiebt sich durch den schmalen Spalt. Ich beobachte die Silhouette, die von dem dämmerigen Licht umspielt wird, ehe es wieder dunkel wird, er die Tür vorsichtig zuschiebt. Zu wenig Licht um ihn genau zu mustern. Aber ich weiß wie er in diesem Moment aussieht. Die Haare offen, nur bekleidet mit der Hose, die zu unserer Arbeitsuniform gehört. In Hemd und Jackett, mit der Krawatte so eng um den Hals gebunden, das er eigentlich nicht mehr atmen kann, wirkt er massiger. Dann bewegt er sich durch mein Chaos. So sicher, als ob er sich gemerkt hat, wo mein Schlagstock gelandet ist, an welcher Stelle des Raums ich den rechten Schuh ausgetreten habe, in welcher Ecke der linke liegt. Genug Dinge, über die man auf dem Weg zum Bett stolpern kann. Er wird es sich gemerkt haben, merkt es sich jede Nacht aufs Neue. Er ist ein Turk Kurz raschelt der Stoff, ein Laut, den selbst er nicht vermeiden kann, als er seine Hose auszieht und wieder in das Bett schlüpft. Seine Haut ist kühl, die Kälte der Nacht hängt an ihr. Er wird warten, bis er sich aufgewärmt hat, ehe er sich erneut an meiner Seite zusammen rollt, noch drei Stunden schlafen wird, bis sein Mobiltelefon klingelt, ihn daran erinnert, das er zurück in sein Zimmer muss, das seine Schicht eine Stunde später beginnen wird. Ich blinzle, drehe mich auf die Seite, und stütze meinen Kopf mit einer Hand ab, den Ellenbogen in das Kissen gedrückt. Die andere Hand legt sich auf kalte, weiße Haut. "Ey, dir is' schon klar, dass du in mei'm Zimmer rauchen kannst?" Er zuckt zusammen, als er meine Hand auf seinem Bauch spürt. "Ich weiß." "Du has' auch die ganze Zeit gewusst, dass ich wach werden tu', wenn du deine Schleichroutine fährst?" Ich drehe mich etwas zur Seite, taste mit der Hand, mit der ich mich gerade abgestützt habe, nach meinen eigenen Zigaretten, die irgendwo neben dem Bett liegen müssen. "Rechts neben dem Ordner mit dem Bericht, den du bis morgen Mittag fertig haben sollst." weißt Tseng mich auf die Schachtel hin. Den Ordner habe ich, der Bericht ist noch nicht einmal angefangen, dann fühlen meine Fingerspitzen die Schachtel und ich setzt mich aufrecht hin, suche nun nach dem Aschenbecher. "Neben der Wasserflasche, links vom Ordner." Er weicht meiner Frage aus. "Cool, und wo is' das Feuerzeug?" Tseng zuckt mit den Schultern, steht noch einmal auf, und greift in seine rechte Hosentasche. Wortlos reicht er mir sein Feuerzeug. "Seid wann weißt'es?" versuche ich es noch einmal. Ich will nur eine Antwort. Eine simple Antwort. "Du bist ein Turk." Manche Antworten sind zu simpel. Er steht neben dem Bett, mustert mich. In der Dunkelheit sehe ich nur die Schatten in seinem Gesicht, kann die kohlefarbenen Augen bloß erahnen. Er nutzt die Dunkelheit für sich. Nur in ihr darf er so aussehen wie in diesem Moment. Und ich frage mich, ob er auch weiß, dass mir klar ist, dass sein Blick gerade nicht kalt und reserviert ist? "Eisig da draußen, beweg' den Arsch wieda unter die Decke." brummele ich. Sein leises Lachen, das folgt, irritiert mich inzwischen nicht mehr. Es ist gut zu wissen, dass ich ihn dazu bringen kann. Weniger gut ist jedoch, dass ich auch sicher bin, dass ich der einzige bin, der es jemals hört. "Heute mal wieder ungeduldig?" "Kennst mich doch." Ich schlage die Decke zurück und klopfe auf die Matratze. Und tatsächlich, er folgt der Aufforderung, kriecht wieder zu mir. Was würden die anderen wohl sagen, wenn sie wüssten, dass er es tut? Die Frage ist eigentlich müßig, denn sie werden es nie wissen. "Willst'e eine?" Die Zigarettenschachtel wird Tseng entgegen gehalten und er schüttelt den Kopf. Die beiden Zigaretten, die er jede Nacht alleine draußen raucht, sind Teil seiner Routine. Eine Routine, die er nicht brechen wird. Er braucht geregelte Abläufe in seinem Leben. Andere lächeln darüber, grinsen verstohlen wenn sie Zeuge werden, wie er die Bleistifte auf seinem Schreibtisch an der Kante entlang ausrichtet, die Aktenmappen so lange gerade schiebt, bis sie im korrekten Winkel zum Rest des Papierkrams liegen. Ich kann nicht mehr darüber lächeln. Ich weiß, warum er es tut. Ich weiß wie nahe er am Rand des Abgrund tanzt. Ich bin ein Turk, wie er. Er liegt auf dem Rücken, die Augenlider halb geschlossen. Unter den langen Wimpern hat er den Blick auf mich gerichtet. Auf den Gossenjungen, der sich gerade fragt, wann es eigentlich alles begonnen hat. Der gierig den Rauch inhaliert. "Shit, hätte jetzt gerne ne Flasche Wodka!" fluche ich leise. "Warum?" "Denke g'rad an Scheiße." Tsengs Lachen klingt warm und angenehm. Jedes mal. Er streckt seine Hand aus, seine Finger spielen mit einer meiner langen Haarsträhnen, gleiten dann in meinen Nacken. Mistkerl... Ich höre mein eigenes wohliges Seufzen. Vielleicht brauche ich doch keinen Alkohol um an andere Dinge zu denken. Die Hand fährt über meine Wirbelsäule tiefer. Manchmal, in ganz seltenen Momenten können wir beide vergessen was wir sind. Was wir geworden sind. Dann sind wir keine Turks. Was bleibt ist die nackte Existenz. Wir haben sonst nichts anderes mehr. Außer unsere Namen, außer uns. In Augenblicken wie diesen sind wir einfach nur Tseng und Reno. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)