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Der Mondkönig - Sonhas Leben

von

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Ein Priester auf Wirbelfangjagd

Buch 1 - Kindheitsglück

Kapitel 01 - Ein Priester auf Wirbelfangjagd
 

"Es wird ein Kind geboren werden, bleich wie der Mond, und genauso kalt. Er wird das ganze Land beherrschen, von den hohen Felsen des Donnergebirges im Norden bis zu den Winuti-Sümpfen im Süden, von den Stromschnellen des Kagakawa im Westen bis zu den Ufern des Sternenozeans im Osten. So wird es eine schreckliche Herrschaft sein, denn er wird ohne ein Herz geboren werden, einsam und grausam, und seine Herrschaft wird andauern bis Sonha stirbt, und sein Leben wird fortdauern bis Moon'Ha erlischt."
 

„Sonja! Wo steckst du denn schon wieder?“, die alte Greisin lief durch die modrigen Gassen und suchte nach dem kleinen Kind, für das sie leider die Verantwortung trug. Eine sehr große Verantwortung, die sie da zu tragen hatte, denn dieses Kind zog die Probleme magisch an.

„Alte! Suchst du das hier?“
 

Die Greisin drehte sich zur Stimme um und erblickte einen Priester der kleinen Stadt. An einer seiner Hände zappelte ein kleines Kind, kaum 2000 Tage alt. Ihre roten Haare wirbelten ihr um den Kopf, während sie sich zerrend und zappelnd versuchte vom harten Griff des Priesters zu befreien. Die Alte verbeugte sich tief und entschuldigte sich immer wieder, ging dabei immer tiefer. Zu beschämend war die Tatsache, dass ein Priester sich von seinen Studien und Gebeten abgerissen hatte, um ihr das Kind zu bringen. Was für eine Schande.
 

„Es ist gut, Alte. Du hast es sicher nicht leicht mit dem Balg. Aber sieh zu, dass sie sich nie wieder in den Tempel schleicht. Frauen und Kinder sind dort nicht erlaubt. Du weißt das“, der Priester blickte böse zu Sonja herab, „und das Kind wird es das nächste Mal durch die Rute lernen.“

„Ja Herr, habt vielen Dank. Ihr seid so gnädig.“

Die Alte eilte vor und packte das Mädchen noch fester als der Priester und riss es mit sich.

„Aber Oma“ –

„Psst! Wirst du wohl leise sein, du dummes Kind.“

Sie bog in die nächste Seitengasse ab und zog erstmal tief Luft ein. Die Luft stank. Nach Moder, Verfaultem und Urin. Dennoch löste sich ihre Spannung. An ihrer Hand hing das weinende Kind. Das Händchen war schon ganz blau gedrückt. Erschrocken ließ sie das Kind los, welches erstmal zu Boden sank und bitterlich weinte.
 

„Merk dir den Schmerz gut. Wenn die Priester dich wieder im Tempel erwischen, dann wird es noch mehr wehtun. Besonders die jungen sind gnadenlos und streng orthodox“, sie sank zu Boden und strich Sonja durch das dreckige Haar.

„Wie du wieder aussiehst. Wieso hast du dir wieder Schlamm in die Haare geschmiert?“

In dem einst roten Haar hingen ganze Erdbrocken, Unkraut und wahrscheinlich sogar noch irgendwelche Insekten. Widerlich!

„Was ist orthodox, Oma?“, die schniefenden Augen blickten zur Alten empor. Fragend suchten sie Befriedigung nach neuem Wissen.

„Oh, du bist so ein Wissensschlund! Orthodox bedeutet streng gläubig. Man hält sich an jede Regel und jedes Gebot – und nur dies ist richtig. Es gibt keine zweite Wahrheit.“

„Aha. Man ist also dumm.“

Die kleinen Augen glitzernden vor Schalk, sodass die Alte heiter lachen musste.
 

„Ja, so kann man es sagen. Aber sag das bloß nicht den Priestern. Und nun sag mir, warum du deine Haare so zugeschmotzt hast.“

„Die anderen Kinder sagen, weil ich rote Haare hab bin ich eine Hexe und das irgendwann die Soldaten des Statthalters mich im Fluss versinken werden. Also hab ich sie mir braun gefärbt.“

„Dummes Kind. Wieso sollte der Statthalter dich im Fluss versenken wollen? Eines Tages wird er kommen und dich bitten seine Feinde in Frösche zu verwandeln.“

Sie nahm die Kleine an der Hand und ging mit ihr nach Hause.
 

„Hildegard! Hast du es vernommen?“

Gerhard, der Bauer aus dem Nebenhaus rief es aus dem Fenster.

„Die Armee der Hauptstadt ist vollständig vernichtet worden von dem, den sie als den Mondkönig bezeichnen.“

Die Alte blieb vor dem Haus stehen.

„Ach, rede nicht so viel Unsinn. Ein gerade Mal 6000 Tage alter Junge gegen eine Armee von Hunderten von Kriegern?“

„Er ist in der Hauptstadt. Auf den Thron hat er sich gesetzt und die Bürger fallen alle auf die Knie. Man sagt, er wäre unverwundbar.“

Die Alte kräuselte die Stirn.

„Sonja, lauf vor ins Haus und entfache das Feuer im Ofen. Hole getrocknete Teebüschel aus dem Speicher. Ich habe Zuckerstückchen heute mitgebracht.“

Sie ließ das Kind los und sah ihrem wegrennenden Sonnenschein hinterher. Dann drehte sie sich zu Gerhard hin und blickte ihn finster an.

„Musst du so was vor dem Kind erzählen?“

„Ach, die ist noch so klein, die versteht doch nicht was wir reden.“

„Ja, aber sie trägt es unverblümt weiter. Wie Kinder eben sind. Und was wir hier reden, kann schon als Verrat angesehen werden.“

„Was nun? Du bist weise, alte Hildegard. Sag mir, was wird geschehen?“

„Wenn er wirklich der Mondkönig ist, dann haben wir eine Schreckensherrschaft zu erwarten. Versteck deine Frauen und fliehe, wann immer er in der Nähe ist. Solange Sonha noch lebt, wird er herrschen.“

„Sonhas Tod ist unser aller Untergang“, schrie der Bauer auf die Straße. Man sah ihm die Angst an, die ihm wie eine Fratze ins Gesicht gezeichnet war.

„Psst! Nicht jede Prophezeiung scheint so zu sein, wie sie klingt, Gerhard“, Hildegard atmete hörbar ein, „merk dir meine Worte gut. Der Mondkönig wird nicht herrschen und wenn ich Sonha eigenhändig zerschlagen muss. Für unser Land würde ich dieses Opfer bringen. Und nun geh und versteck dich“, blaffte sie ihren ältesten Freund an.

Schnell wandte sie sich dann um und ging eilenden Schrittes fort.
 

Kleine Schritte hallten von den Wänden wider. Ein kleiner Schatten schlich sich leise von Säule zur Säule. Immer weiter, bis sie in dem Raum mit den Bildern war. Der Geschichtsgang, der die Geschichte des Reiches und des Mondkönigs erzählte. Sie war gern hier. Saß vor den Gemälden und schaute den Kämpfen, den Helden und Soldaten zu, wie sie lebendig wurden und immer wieder den Kampf gegen den Mondkönig ausfochten. Schwerter schlugen auf Schwerter, tausende von tobenden Stimmen schrieen im Kampffieber. Und da am Felsvorsprung stand ihr Lieblingsheld. Der vermummte Held mit dieser sonderbaren Waffe. Es sah aus wie ein mächtiger, vielfach geschwungener und mit einer Unzahl von Zacken und Spitzen besetzter Krummsäbel.

„Eine Waffe aus der Hölle entsprungen.“

Wer sie wohl geschmiedet hatte?
 

Sonja lehnte an einer Säule. Die Augen geschlossen. Sie kam oft in den Tempel. Auch wenn es verboten war. Großmutter hielt sie nicht auf, sondern ermunterte sie sogar dazu. Ärger bekam sie nur, wenn sie sich erwischen ließ und dies kam nicht oft vor. Gestern war das erste Mal. Warum hatte dieser gemeine Priester sie überhaupt gefunden? Priester studieren oder beten immer nur. Sie bemerken Eindringlinge gar nicht. Aber dieser Priester stand plötzlich hinter ihr, als sie versuchte die alten Schriftzeichen am unteren Rand des Schlachtfeldes zu entziffern. Ganz leise war er, dabei sind Sonjas Ohren ausgezeichnet. Sogar die leiseste Maus erschien in ihren Ohren wie ein Trampeltier.
 

Sonst saß sie im Schutz des Schattens, sicher vor den strengen Priestern, doch gestern wagte sie sich aus ihrem Schlupfloch und da war er zur Stelle und flüsterte leise:

„Was haben wir denn da?“ Brr! Sonja stellten sich die Härchen zu Berge schon allein bei dem Gedanken an diese kalte Stimme.

„Du schon wieder. Du willst wohl die Rute spüren.“

Das hörte sich aber etwas zu echt an, als dass diese Stimme nur in ihren Tagträumen existieren könnte. Sonja drehte sich ruckartig um. Hinter ihr lehnte wieder der Priester von gestern an die Säule und schaute sie herablassend an.

„Wenn deine Großmutter dich nicht erziehen kann, dann werde ich das übernehmen.“

Noch bevor Sonja weg springen konnte, packte er sie grob am Arm und zerrte sie mit sich.
 

„Nein! Nicht!“, Sonja wehrte sich mit Händen und Füßen. Verzweifelt versuchte sie der drohenden Strafe zu entkommen – und schaffte es.

Ihr Händchen entglitt der großen, rauen Hand und das Kind rannte zum Hinterausgang, hinein in den Garten. Hinter sich hörte sie das entrüstete Schnauben des Priesters, welcher auch sofort ihr hinterher hechtete. Doch so ein kleines Kind konnte schnell sein. Sonja rannte so schnell sie ihre Beine trugen im Zick Zack durch den Kräutergarten. Verzweifelt blickte sie immer wieder nach rechts und links in der Hoffnung, ein Versteck würde auftauchen, in dem sie vor den harten Rutenschlägen des Priesters sicher war. Ihre Hoffnung wurde erfüllt. Sie sah unter einer Treppe ein Schlupfloch, in welches sie sich reinzwängen konnte. An den dreckigen Boden gepresst, robbte sie weiter unter der Holzveranda des Gartenhäuschens.
 

„Komm wieder raus, du kleiner Nichtsnutz! Es bringt dir nichts. Sonst werde ich deine Eltern zur Rechenschaft ziehen müssen“, rief der Priester ihr hinterher.

„Meine Eltern sind tot und lieber liege ich hier unten im Kot als zur dir raus zu kommen“, schrie Sonja wieder raus. Sie hörte deutlich wie der Priester vor Wut knurrte. Es war wohl nicht alltäglich für den Priester so freche und wahrheitsgetreue Antworten zu bekommen. Sonja robbte weiter bis zur anderen Seite des Häuschens und kroch dort unten hervor. Der Priester stand noch immer auf der anderen Seite und probierte nun mit einem Stock das Kind, das er immer noch dort unten vermutete, zu erwischen.
 

Sonja rannte aus dem Garten raus und hinaus auf die sichere Straße. Das war diesmal knapp. Sie wird in Zukunft noch vorsichtiger sein müssen und sollte morgen wohl lieber nicht in den Tempel gehen.

Vor ihr breitete sich die Straße aus, die hoch zum Gutsherrenhaus des Statthalters führte. An ihr rankten sich verschiedene Häuser, meist von etwas gehobenen Bewohnern. Ab und zu auch ein Bäcker oder Näher. Sonja wollte losrennen, als sie plötzlich spürte wie sie von hinten gepackt und übers Knie gelegt wurde. Sie spürte nur noch wie eine flache Hand durch die Lüfte sauste und immer wieder ihren kleinen Po traf.

Dabei hörte sie von oben die Stimme des Priesters. Er schien ihr eine Moralpredigt zu halten, doch sie hörte in ihren Schmerzen nur Fetzen davon.

„…doch noch erwischt… kleines Balg… gerechte Strafe… nächstes Mal… die Rute…“

So ging das einige Zeit.
 

Einige der Anwohner kamen aus ihren Häusern um diesem seltenen Schauspiel beizuwohnen. Ein Priester, der ein kleines Mädchen versohlt, war schon ein lustiger, aber auch abschreckender Anblick. Dennoch, keiner wagte es, ihn zu unterbrechen. Sie glaubten wohl, dass Sonja es verdient hätte. Sie jedenfalls lag nur da und biss die Zähne aufeinander. Tränen liefen ihr langsam über die Wangen und ihr Hintern brannte bereits. Der Schmerz verbreitete sich langsam im ganzen Körper. Bald würde es soweit sein. Bald würden ihr die ersten Schreie über die Lippen kommen und der Priester hätte damit endlich seine Genugtuung. Sonja biss noch fester die Zähne aufeinander. Diesen Triumph wollte sie diesem einfältigen Priester nicht geben!
 

Endlich endete der Priester sein Tun und setzte das zitternde Mädchen ab. Sonja legte ihre Händchen auf den wunden Po und spürte die Hitze, die von diesem ausging. Sie blickte langsam auf und sah den Priester vorwurfsvoll an. Jenem rannen die Schweißperlen übers Gesicht. Keiner von beiden sagte was, doch beide blickten sie sich an und atmeten tief. Sie vor Schmerzen, er vor Anstrengung.

„Mein Name ist Gallus. Merk dir den Namen gut, denn sollte jemand dem Priester, der dich erzogen hat, danken wollen, so soll er zu mir kommen.“

Mit einem höhnischen Grinsen drehte er sich um und ging zurück in den Tempel. Man hörte nach draußen nur noch wie er eine Kyrie anstimmte.
 

Sonja zitterte noch immer. Sie drehte sich um und erblickte immer noch ein paar Leute, die sie schaulustig und interessiert anstarrten. Nein, nicht sie, sondern ihre roten Haare. Sie glaubten wohl, der Priester hätte sie so gezüchtigt um ihr das Hexen auszutreiben.

„Dumme Menschen“, flüsterte sie nur und rannte nach Hause.

Sie hoffte nur, dass sie diesem hässlichen, jungen Priester nie wieder über den Weg laufen musste. Ihre Schmach war jetzt noch zu groß. Wenn sie nur gewusst hätte, wie verflochten ihrer beiden Schicksale sein werden.

Aufbruch ins Moderland

Buch 1 - Kindheitsglück

Kapitel 02 - Aufbruch ins Moderland
 

Manchmal sind Kinderherzen das einzige auf der Welt, was einen am Leben hält.

Und manchmal müssen vermeintliche Feinde zu Freunden werden, wenn sie überleben wollen. Wenn…
 

Ein Feuer raste durch die Stadt. Koren Segall hatte tatsächlich den Thron bestiegen und herrschte nun mit eiserner Hand. Nein! Er wütete mit Feuer und Tod. Nur wenn die Pen'Guanish ihn fürchteten, würden sie ihm treu dienen. Er schickte Boten und Truppen in jede Stadt um dort Gewalt und Schrecken zu verbreiten. Landsleute töteten Landsleute, Menschen flohen oder unterwarfen sich. Die Priester ließ Segall auf öffentlichem Platz köpfen, denn da er nun der Gott dieses Land war, brauchte man die Diener des alten Gottes nicht mehr.
 

Die Schergen Segalls waren nun auch in Namdua Hügelland angekommen. Die Stadt, in der Sonja mit ihrer Großmutter lebte. Die Häuser der Hohen und Reichen wurden mit Brandbomben beworfen, Großhändler und Juweliere aus der Stadt gejagt. Ein reines Blutbad entstand. Brennende Menschen rannten aus den Hütten, die Frauen der verschleppten schrieen vor Verzweiflung und Kinder wirrten verloren durch die Gassen.

„Schneller, Sonja, hol den Sack hinterm Ofen hervor und hilf deiner Großmutter beim Tragen.“ Sie packten das Nötigste noch zusammen, um schließlich in die Berge zu fliehen. In den Moderhöhlen der Fasanen würden sie sicher sein.

Sonja und ihre Großmutter schlichen sich über die Hintertür der alten Hütte nach draußen. Immer auf der Hut vor den Soldaten. Von Schatten zu Schatten schlüpften sie, bedacht nicht gesehen oder gehört zu werden.
 

Doch das Glück sollte ihnen nicht Hold sein. Sonja sah nur noch, wie ihre Großmutter plötzlich vor ihr zusammensackte. Blut floss an ihrer Stirn entlang.

„Oma?“

„Bitte Oma, nicht. Nicht jetzt.“

Ein Schrei hallte durch die Gassen.
 

Gallus rannte mit noch zwei weiteren Priestern durch die Gassen. Es half nichts mehr. Der Älteste unter ihnen war getötet worden. Der Rest ihrer Gemeinschaft wurde nun wie Jagdvieh zusammen getrieben.

Sie hatten ihre Gebetsstöcke bei sich, um sich im Falle zu wehren. Doch was konnte eine handvoll Priester gegen einen Monddämon schon unternehmen? Es war aussichtslos. Gallus wusste nicht was er tun sollte. Fliehen und die Menschen hier im Stich lassen? Kämpfen bis zum Tod? Sich fangen und öffentlich hinrichten lassen?
 

Da hallte ihm ein Schrei entgegen. Eine Kinderstimme.

Er blieb stehen und schaute sich um.

„Salentin! Marsilius! Lauft vor. Ich komme nach!“

Er versuchte sich zu orientieren. Von wo kam dieser Schrei? Wer benötigte seine Hilfe?

Wieder ertönte dieses verzweifelte Kreischen. Es kam aus einem dreckigen Hinterhof.

Was würde ihn dort erwarten? Leise schlich er sich an. Darauf gefasst die Schergen Segalls anzutreffen. Jedoch fand er nur eine alte Frau am Boden liegend vor. Es war die Alte, die mit dem Kind zusammenlebte. Sie war schwer am Kopf verletzt und Blut quoll über den Boden. Ihr Ende stand bereits fest, dennoch schien sie sich gegen den Tod zu wehren.

Er trat näher und beugte sich zu ihr herab.

„Alte. Was ist geschehen?“
 

Die alten Augen blickten ihn verwirrt an.

„Sonja!“, stöhnte sie leise, „Meine Sonja ist weg.“

„Das Kind hat sich bestimmt irgendwo versteckt“, er beugte sich an das Ohr der Alten um leiser reden zu können, sodass man sie nicht sofort fand, „Alte, willst du den Segen unseres Schöpfers empfangen?“

Die Alte stöhnte vor Schmerzen auf.

„Lass mich in Ruhe mit deinem Gebrabbel.“

„Aber“ –

Sie packte seinen Ärmel und zog ihn noch tiefer.

„Versprich mir, dass du meine kleine Sonja rettest und auf sie Acht gibst, bis sie alt genug ist.“

„Aber sie ist nur ein Kind.“

Gallus blickte vorwurfsvoll die alte Frau an. Wieso verweigerte sie die Absolution des Schöpfers für ein kleines Kind?

„Schau, dass sie überlebt, bis sie siebzehn ist. Mein Junge ich verrate dir ein Geheimnis“, die Alte krächzte noch mal vor Schmerzen auf, „dieses Kind trägt nur den Beinamen Sonja. Ihr voller Name ist Sonha Gaiatan, Tochter des Edwin und der Sonja Gaiatan. Ihr Name ist Schicksal.“

Sie packte fester zu, doch das was Gallus nun sah, ließ ihn zurückschrecken. Er wollte sich losreißen und wegrennen vor diesem Dämonenwerk, doch das alte Weib hielt mit unbändiger Kraft fest.

„Euer Schicksal ist eins.“
 

Dunkel war es hier und der Unrat stank. Dennoch hoffte Sonja hier nicht gefunden zu werden. Wenn die Unruhen der Stadt sich gelegt hatten, würde sie zu ihrer Großmutter eilen und mit dieser gemeinsam fliehen. Sie hörte Schritte, die leise näher kamen. Es war kein Fußmarsch, der auf einen Soldaten hinweißen könnte – eher sanftes Schleichen. Vielleicht war da draußen jemand, der ihr helfen konnte! Langsam robbte sie durch den Matsch nach vorne. Lugte vorsichtig unter der Veranda raus.
 

Tatsächlich! Sie sah den Saum eines Priestergewandes. Wie sie sich doch tatsächlich freute dieses hässliche Babyblau zu sehen. Sie robbte ganz aus dem Versteck raus und wollte dem Priester entgegen stürmen, doch ihr vermeintlicher Retter gefiel ihr ganz und gar nicht. Es war ihr Prügelpriester Gallus. Bei der Erinnerung ihrer letzten Begegnung tat Sonja immer noch der kleine Po weh. Sie wollte umdrehen und wieder unter die Veranda kriechen, aber Gallus hatte sie bereits erblickt und sie gepackt, bevor sie wieder verschwinden konnte.

„Psst, dummes Kind. Deine Großmutter schickt mich.“

Sonja blickte ihn an. Suchte in seinen Augen ein Fünkchen Wahrheit.

„Du lügst“, unterstellte sie ihm bitter, „wo ist sie, wenn sie dich schickt? Wieso holt sie mich nicht selbst?“
 

Gallus Augen wurden kalt. Mit monotoner Stimme sprach er die so bittere Wahrheit für Sonja aus:

„Tot, Kleine. Deine Großmutter ist tot.“

„Nein!“, Sonja schrie ihn an und fing an ihn zu treten. Er hielt so nur fest. Wartete bis der Wutanfall verebbte. Irgendwann lag sie nur noch zitternd und Tränen überströmt in seinen Armen. Ein kleines Kind, das sich der harten Welt stellen muss. Er hob sie hoch und trug sie aus dem Kräutergarten. Leise schlich er sich von Wand zu Wand. Sie mussten um auf den Pfad zu den Moderhöhlen zu gelangen, am Marktplatz vorbei. An einem offen stehenden Haus legte Gallus seine Priestergewänder ab. Seinen Gebetsstock tauschte er mit einem einfachen Wanderstock und zog alte abgenutzte, dreckige Kleidung an. Nun sah er nur noch wie ein einfacher Sohn eines Bauern aus.
 

Am Marktplatz hatten die Schergen die Bevölkerung zusammengetrommelt. Es war ein Holzpodest aufgebaut, auf dem ein maskierter Henker mit seiner Axt bereits wartete. Unten an der Treppe knieten die Gefangenen. Gallus erkannte unter ihnen seine Brüder Marsilius und Salentin. Die Gewänder waren ihnen weggerissen, sodass sie nur noch in ihrem einfachen Lendenschutz dar knieten. Einzeln wurde jeder Priester hoch geführt und vor den Augen der Menge geköpft. Die Übrigen knieten unten im Gebet. Beteten für die anderen, für sich und für ein besseres Leben bei ihrem Schöpfer. Gallus nahm Sonja und ging mit ihr langsam durch die Menge. Immer weiter weg von dem grausigen Schauspiel.
 

Das Kind selbst hatte keinen Ton von sich gegeben, als sie das mit ansehen musste. Keine Träne war ihr über die Wange gelaufen und kein Schluchzer ihr über die Lippen gekommen. Sie war stark. Das musste Gallus sich eingestehen. Stärker als mancher Erwachsener. Nun liefen sie durch die dunklen Gassen und Hinterhöfe raus auf die Felder. Ein kleiner Weg führte von hier aus durch die hüglige Landschaft weiter die Sumpflandschaft und schließlich hoch zu den Moderhöhlen. Dort würden sie sicher sein, denn dorthin trauten sich die Schergen nicht. Nur die Bewohner der Hügellandschaft kannten sich dort aus und wussten wo der Fuß hinzusetzen ist, um nicht im Moder zu versinken.

Hätte Gallus geahnt, was ihn dort in den nächsten Jahren erwartete, hätte er wohl das Mädchen im Dreck unter der Veranda liegen lassen.

Kirschbaumrinde im Moderland

Buch 1 - Kindheitsglück

Kapitel 02 - Kirschbaumrinde im Moderland
 

Moderland. Wer hier einen Fuß reinsetzt taucht bis zum Hals in den Tod und wer dann noch den zweiten daneben setzt, wird von den Dämonen der Sümpfe in die Tiefe gezogen. Hier lebte nur das niedere Untier der obersten Höllenschicht Anagura, welches zur Muttererde Son’ha empor gekrochen war. Welche Menschen trauten sich schon hier her? Nur die Ausgestoßenen und die, die nicht gefunden werden wollten.
 

„Priester Gallus, ich kann nicht mehr.“

Das kleine Mädchen brach zitternd am Wegesrand zusammen. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben und ihr kleiner Körper lechzte nach Luft.

„Weiter! Wir sind noch nicht in Sicherheit. Pause gibt es, wenn wir das Reich der Fasanen betreten haben“, Gallus packte sie grob am Arm und zog sie hoch. Sonja schrie auf und wehrte sich. Dabei trat sie ihm gegen das Schienbein und entzog sich so dem wimmernden Priester.

„Ich habe Hunger und Durst!“, jammerte sie dann schließlich weiter. Gallus blickte sie finster an. Musterte sie etwas.
 

„Was hast du denn in dieser Tragetasche auf deinem Rücken? Ich behaupte Mal dreist, etwas zu essen“, Gallus rieb sich sein Bein und wünschte im Stillen diesem Mädchen sämtliche Flüche auf den Hals, die er kannte.

Sonja beachtete ihn gar nicht weiter, sondern packte die Tragetasche, die sich zu Beginn der Flucht auf den Rücken gebunden hatte. Darin fand sie sämtliche von Großmutters Kräutern und Steinen – und ein Stück Brot sowie Schafskäse.

„Essen!“, freute sie sich und packte beides aus.

Gallus blickte auf. Tatsächlich, die Kleine hatte etwas zu essen dabei. Ihm selbst knurrte auch der Magen, doch mit viel Disziplin hatte er das Hungergefühl die ganze Zeit unterdrücken können. Aber nun, da dieses Balg anfing vor seinen Augen, alles in sich hineinzustopfen, überkam auch ihn der Hunger.

Langsam kam er auf die Kleine zu und ging schließlich in die Hocke:

„Sag mal, hat dir deine Großmutter nicht beigebracht zu teilen?“
 

Sonja blickte auf und fragte ihn schließlich mit vollem Mund, wobei sie sämtlichen Mundinhalt in sein Gesicht spuckte:

„Willst du auch was?“

Sie streckte ihm ein Stück Brot entgegen.

„Oh ja, sehr“ –

„Kriegst aber nichts!“

Schon hatte sie sich das letzte Stück Brot in den Mund gestopft. Genüsslich kaute sie darauf rum und blickte zufrieden den Priester an. Zum Abschluss rülpste sie noch einmal laut voller Zufriedenheit und band sich die Tragetasche wieder um den Rücken.

„So, von mir aus können wir jetzt weiter.“

Sonja stand auf und sprang summend an dem immer noch verblüfften Gallus vorbei. Dieser erwachte so langsam aus seiner Starre und drehte sich um. Er war rot im Gesicht, welches langsam schon in ein Violett überwechselte.
 

„Du kleines, mieses, Stück Mist!“, schrie er nur und hechtete Sonja hinterher. Diese aber, in voller Erwartung dieser Reaktion, rannte schon längst den steilen Weg hinauf und lachte dabei herzhaft. Hatte sie es doch geschafft, diesen bösen Priester für die Tracht Prügel zu bestrafen. Jetzt hörte sie nur wie er von hinten sämtliche Flüche gegen sie ausspie und verzweifelt versuchte sie zu erwischen. Dumm für ihn, dass sie nun Dank ihres kleinen Mahles wieder voll gestärkt und er immer noch erschöpft vom langen Weg war.

Doch weilte das Glück nicht lange auf Sonjas Seite. Durch ihre Leichtsinnigkeit passte sie nicht mehr genau auf, wohin sie trat und versank plötzlich mitten in einen Blubbersumpf.
 

„Ahhh! Gallus!“, schrie sie nur noch verzweifelt und versuchte mit dem zweiten Fuß auf sicherem Boden zu bleiben. Dennoch versank ihr halber Leib in der Schlammbrühe und auf diese Weise konnte sie sich nicht mehr lange halten. Wieder schrie sie um Hilfe.

„Aha, kleine Sünden bestraft der liebe Schöpfer sofort.“

Gallus stand am sicheren Wegesrand und blickte höhnisch auf Sonja herab.

„Vielleicht sollte ich dich zu Strafe hier lassen und alleine weiter ziehen.“

„Nein“, schrie schrill Sonja auf. Panik stand ihr im Gesicht.

Gallus lachte auf.

„Na, spürst du schon, wie die Sumpfgolems Anaguras deine Füßchen streicheln?“

Jetzt hatte Gallus seine Rache. Dafür, dass dieses kleine Gör ihn so gemein hintergangen hatte. Das Mädchen versuchte sich mit aller Kraft auf festem Boden zu halten. Anscheinend glaubte sie an diesen Humbug, dass Dämonen sie in die Tiefe zögen, wenn sie mit beiden Beinen im Sumpf stand.

Doch Gallus musste lernen, dass nicht alles was er für Irrsinn hielt, auch welcher war.
 

Plötzlich begann die Sumpfbrühe zu brodeln. Gallus blickte auf. Ein unterirdischer Geysir? Oder ein Schwefelloch? Was war das?

Sonja hörte mit einem Mal auf zu zappeln und blickte ängstlich um sich. Das Brodeln nahm immer mehr zu und da tauchten aus dem Schlamm braune Hände empor, die in der Luft nach irgendetwas zu greifen versuchten.

Diese Hände sahen so seltsam verkrüppelt aus, mit ihren Fingern, die mehr Zweige von irgendwelchen bäumen zu sein schienen. So schien es jedenfalls Gallus, der gebannt auf diese Erscheinung starrte.

Sonja war mucksmäuschenstill. Sie blickte nur Hilfe suchend zu Gallus.

Dieser löste sich aus seiner Starre und wollte Sonja packen und aus dem Sumpf ziehen, doch da fand eine der Hände ihr Ziel und begann, an Sonjas Haaren zu zehren. Gallus erwischte ein Händchen, doch auch die zweite Hand fand ihr Ziel und begann an das kleine Kind in die Tiefe zu ziehen.

Gallus strengte sich mit aller Kraft an, doch diese dürren Hände waren stärker als er und langsam entglitt ihm Sonjas Hand.

Er konnte nur noch mit ansehen, wie ihr rotes Haar im Schlamm verschwand. Weg. Sonja war weg. Einfach mit in den Sumpf gezogen. Runter ins Dämonenreich. Wie schnell Gallus sich mit dem Tod doch wieder auseinander setzen musste. Er glaubte in seiner Angst noch ein Flüstern ihrerseits vernommen zu haben:

„Alles muss man selber machen.“

Aber was?
 

Da spritze ihm auch schon eine Welle Schlamm entgegen und bedeckte ihn komplett. Mitten aus dem Sumpfloch kroch Sonja hervor. Jedoch erkannte Gallus sie kaum wieder. Aus ihrem Mund triefte der Speichel heraus, ihre Augen leuchteten komplett schwarz und ihre Hände sahen eher aus wie Krallen. Sie kroch wie ein Tier rückwärts über den Boden und fauchte dabei die Hände an, die noch immer versuchten, sie zu erwischen.

Als sie bei Gallus war, drehte sie sich langsam um und blickte ihn an. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Fratze und plötzlich sprang sie ihn an. Er schaffte es nicht einmal mehr die Arme schützend vor das Gesicht zu halten, sondern spürte nur wie sich zwei kleine Ärmchen um seinen Hals schlangen.

„Auf dich ist aber auch gar kein Verlass!“
 

Er horchte auf. Kichernd blickte Sonja zu ihm empor. Die Augen waren wieder normal. Kleine schimmernde Malachite grinsten ihn schelmisch an.

Auch das Gesicht war wieder normal. Keine wutverzerrten Falten waren zu sehen.

„Du – hattest – Angst!“, sang ihm Sonja lachend entgegen.

Gallus blies langsam alle Luft aus seinem Luftkorb, um erstmal erneut wieder tief Luft zu holen.

„Oh mein Schöpfer, ich dachte schon, ich hätte dich verloren.“

Er schlang seine Arme etwas fester um Sonja und drückte sie an sich.

Sonja glaubte, sich verhört zu haben und zwang sich erstmal aus seiner Umarmung raus.

„Du hattest Angst um mich?“, fragte sie ihn ungläubig und zog eine Augenbraue dabei hoch, „seit wann denn das?“

Gallus blickte sie ertappt an und schwieg erstmal einige Minuten.

„Ist das in eurer Familie eigentlich normal?“, fragte er sie schließlich, „dass ihr einfach mal schwarze Augen bekommt?“

Sonja schaute ihn verwirrt an. Sie blickte erstmal nach oben und schien nachzudenken.
 

„Nein. Das hab nur ich“, brachte schließlich als Antwort, „als Schutzfunktion, sagt Oma. Das vergeht aber wieder, sagt Oma. Wenn ich volljährig bin, dann ist diese Fähigkeit ganz verschwunden, sagt Oma.“

„Und was war das dann bei deiner Großmutter?“, brach es laut aus Gallus raus.

„Hä? Was?“

Sonja schien nicht zu verstehen, was er meinte.

„Na das, kurz vor ihrem Tod, als sie mir auflegte, mich um dich kleines Gör zu kümmern“, polterte Gallus wütend los, „da hat sie den gleichen Mist gebracht wie du.“

Gallus hatte diese teuflische Begegnung noch immer genau vor Augen.
 

„Eurer Schicksal ist eins“, raunte die Alte ihm entgegen. Aus ihrem Mund stiegen Dämpfe empor und ihre Augen färbten sich schwarz. Gallus versuchte sich verzweifelt loszureißen und schabte mit den Füßen am Boden, in der Hoffnung er könnte weiter nach hinten rutschen. Doch nichts half. Das alte Weib hatte bestialische Kräfte und hielt ihn eisern fest. Ihre Stimme war nur noch ein Krächzen.

„Schwöre, dass du dein Leben für sie gibst, um sie zu schützen.“

„Nein.“

Gallus schlug nun schon nach dem alten Weib, er murmelte sämtliche Beschwörungen, die er kannte. Sogar welche aus dem Exorzismus. Aber nichts half. Er hatte hier keinen Dämon vor sich, sondern eine Hexe.

„Schwör es, Bursche! Schwör es für den Schöpfer!“

Die Alte riss an seinem Gewand und packte schließlich noch sein Fußgelenk.

„Ja – ich schwöre es ja“, schrie Gallus schließlich auf. Sofort wurde der Griff der Alten lockerer. Sie hustete stark.

„Somit ist der Pakt besiegelt.“

Gallus spürte, wie es um sein Fußgelenk warm wurde. Er riss sich los und sah nur noch die Hexe zu staub zerfallen.
 

Sonja hatte Gallus Erzählung leise gelauscht. Man sah ihm die Angst an, als er die Hose an seinem Fußgelenk hochschob und dort ein Mal zum Vorschein kam. Es war ein paar Mal in sich selbst geschwungen und verlief im Kreis.

„Ein Bündnis“, murmelte Sonja gedankenverloren. Sie fuhr mit ihren kleinen Fingern das Symbol nach.

„Du bist mit meiner Großmutter ein Bündnis eingegangen. Es bindet dich ein Leben lang und wenn du dagegen verstößt, dann breitet sich das Mal über deinen ganzen Körper aus und du musst langsam leidvoll ersticken.“
 

Sonja blickte auf, sah in das vor angstverzerrte Gesicht. Der Priester hatte merklich Angst. Blanke Angst. Sie war in seinen Augen.

„Ist es so schlimm, Priester Gallus, auf mich aufzupassen?“, fragte Sonja leise, „Bin ich so ein schlimmes Kind?“

Man hörte die leise Traurigkeit in ihrer Stimme. Gallus blickte sie traurig an, doch dann sprach er:

„Natürlich bist du ein schlimmes Kind! Du bist das schlimmste von allen! Damit eines klar ist: Ich bin hier das arme Opfer und du das gemeine Biest.“

Er stand langsam auf und versuchte aufmunternd zu lächeln.

„Komm jetzt. Wir haben noch ein Stück vor uns und mein Magen ist noch immer nicht voller.“
 

Er reichte ihr die Hand und zog das Kind empor.

Sonja aber lief zugleich zum nächsten Kirschblütenbaum und riss dort einen Ast mit den jungen Blüten ab. Die Blüten wurden nur unbeachtet zu Boden geworfen, die Rinde jedoch wurde vom Ast abgeschält. Diese wurde Gallus plötzlich in die Hände gedrückt.

„Iss!“

Das kleine Kind schaute ihn mit großen Augen an.

„Baumrinde. Das ist Baumrinde“, Gallus blickte Sonja ungläubig an, „das werde ich nicht essen! Nur weil ihr Kinder selbst Sand als Kuchen ansehen und essen könnt, heißt das noch lange nicht, dass ich Rinde essen werde.“

Er ließ die Rinde zu Boden fallen. Sonja aber hob sie sofort wieder auf und hielt sie dem Priester ein weiteres Mal hin.

„Weißt du denn nicht, dass die Rinde eines Baumes wie seine Frucht schmeckt?“

Zur Bestätigung nahm sie ein Stück und biss hinein. Schmatzend kaute sie auf der Rinde.

„Du willst mich nur wieder reinlegen“, sprach Gallus nun sichtlich böse.

„Wenn es so ist, dann dürft ihr mich übers Knie legen und mir den Po verhauen.“

Die Kleine blickte ihn noch immer ernst an.

Langsam bewegte Gallus seine Hand zur der Rinde. Forschend sah er sie erst an und roch daran. Sah aus wie Rinde, roch wie Rinde – er biss hinein – schmeckte wie Kirschen! Das war unglaublich. Gallus kaute prüfend auf dem kleinen Stück und er hatte das Gefühl, als würde er auf frischen Kirschen kauen. Schnell schob er sich noch ein weiteres Stück in den Mund. Herrlich! Endlich wieder was im Magen und es schmeckte so gut.

„Ist das bei allen Bäumen so?“, fragte er schmatzend Sonja. Diese grinste nur und sagte:

„Nur, wenn ein Kind die Rinde pflückt. Die Natur ernährt und umsorgt ihre Kinder. Können wir nun gehen?“

Gemeinsam schritten sie nun weiter durch das Moderland. Bald schon würden sie das Fasanenland und die dortigen Höhlen erreichen. Doch da die Fasanen nicht allen freundlich gesinnt waren, würden sie schon bald ihre nächste Prüfung bestehen müssen. Eigentlich gar keinem und schon gar nicht einem Priester mit einem vorlauten Kind.
 

„Priester Gallus?“

„Hm.“

„Wenn ich das Biest bin, seid ihr dann der Schöne?“

„Ja, bin ich.“

„Müsst ihr mich dann nicht küssen und mich von meinem Fluch befreien?“

„Mund zu! Hirn aus! Und weiterlaufen!“

„Jawohl, Herr General.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2008-03-25T11:48:51+00:00 25.03.2008 12:48
Hi erstmal und danke für deine WB-Teilnahme

3. Platz Eine schöne Story ist das, und ich hab mich ziemlich gewundert, dass hier noch keine Kommentare sind. Mir gefällt es und ich finde es fängt sehr spannend an, die Idee die Sache mit den Hexen reinzubringen, also das mit den roten Haaren fand ich echt gut und den Priester ziemlich fies, als er sie verschlägt -.-

Lg Elli


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