Spiel auf Zeit von Berendis ================================================================================ Teil I ------ Rating: PG-13 Pairing: KangTeuk (Youngwoon/Jungsu); zwei oder drei andere, unwichtige Disclaimer: Nix meins ausser die Idee, wie immer. A/N: In dieses Ding ist viel Zeit geflossen - zu viel eigentlich, wenn man bedenkt, dass ich einen Haufen anderes Zeug zu erledigen hätte, aber: Diese kleine Geschichte ist special. Very special, weil sie nämlich einer ganz bestimmten Person gewidmet ist, und für diesen Menschen ist mir meine Zeit nie zu schade >^_^< - I - Für Lhindiel: Für den liebsten Dino und den witzigsten Captain!Sparrowangel dieser Welt, und für einen der genialsten Menschen, die ich kenne. Das Papier in Jungsus Händen zittert. Die beiden bunten Vögel, die sich in einem Stück blauen Himmels umtanzen, verschwimmen zu einem einzigen Farbfleck, zusammen mit der dunkelroten Schrift auf dem cremefarbenen Hintergrund. Die Buchstaben bleiben trotzdem unauslöschbar auf seiner Netzhaut eingebrannt, und ihr Sinn tanzt in gefährlich schnellem Tempo hinter Jungsus Stirn. Die kitschige Einladungskarte segelt langsam zu Boden, und Jungsu verfolgt sie mit seinem Blick, regungslos, bis ein tiefer Seufzer ihn aus seiner Starre reisst und er sich mit einer noch immer zittrigen Hand durch seine Haare fährt, die zu lang in seinen Nacken fallen. Die Karte liegt mit der Schrift nach oben da, scheint Jungsu verspotten zu wollen. Verlobung von Kim Youngwoon und Jung Eunmi, Datum, Ort, Zeit. „Ich sollte ihnen wohl gratulieren“, teilt er dem leeren Zimmer mit, und er erschrickt über die Bitterkeit, die nur allzu deutlich in seiner Stimme mitschwingt. „Kim Youngwoon am Apparat.“ Jungsu schliesst die Augen und lässt diesen ihm so bekannten Tonfall in seinem Kopf nachhallen, stellt sich vor, der Besitzer dieser Stimme würde direkt vor ihm stehen, so lange, bis die Worte ein wenig ungeduldig wiederholt werden. „Gratuliere, Youngwoon“, sagt Jungsu nun und seine Stimme klingt leer, doch wenigstens zittert sie nicht. Am anderen Ende holt Youngwoon scharf Luft. „Jungsu? Bist du das?“, fragt er schliesslich, ein wenig unsicher, ein wenig zögernd. Jungsu bejaht und Youngwoon schweigt, zu lange, zu vielsagend. „Wirst du kommen?“, fragt er dann, und Jungsu ist sich sicher, dass er sich den leisen, hoffnungsvollen Unterton in Youngwoons Stimme nur einbildet. Jungsu wird nicht hingehen, wird zu Hause bleiben und die Wolken anstarren; doch seine Lippen sind schneller als seine Gedanken. „Klar“, sagt er, und lässt sich von Youngwoon die Wegbeschreibung geben, während sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend ausbreitet. Das Haus ist hübsch, gross und hat eine schöne Aussicht über den Rest der kleinen Stadt. Der Garten ist grün, voller Sommerblumen und Menschen, die alle irgendein Getränk in den Händen halten, unbekannte Gesichter, zwischen denen Jungsu hin und wieder ein Lächeln aus einer längst vergessenen Zeit erkennt. Plötzlich umarmt ihn jemand, zu unerwartet und zu stürmisch, und Jungsu braucht einen langen Moment um zu begreifen, wer es ist. Als Sungmin ihn loslässt, erblickt Jungsu eine hübsche junge Frau neben ihm. Sungmin stellt sie als Kim Aeyoung vor, seine Freundin, und das Lächeln auf seinem Gesicht ist beinahe blendend. Jungsu erwidert es ein bisschen wehmütig, doch weder Sungmin noch Aeyoung scheinen es zu bemerken. Jung Eunmi ist alles, was Youngwoon je als seine Traumfrau bezeichnet hat: Hübsch, mit einem strahlenden Lächeln und noch viel strahlenderem Charme, und selbst ihre Füsse in den gefährlich hohen Schuhen scheinen perfekt zu sein. Jungsu ist sich nicht sicher, was er erwartet hat; vielleicht eine unscheinbare Frau mit scheuem Lächeln, aber nicht diese Erscheinung, die nun Jungsus Hand schüttelt und nach Youngwoon ruft, ihre Stimme ein Glockenspiel in der Luft. Nicht weit von ihnen entfernt dreht sich jemand um, und Jungsu sieht sich plötzlich Youngwoon gegenüber, dessen Lächeln für eine Sekunde zögert; doch dann steht er direkt vor Jungsu, nicht ganz derselbe Youngwoon wie noch vor einigen Jahren, und als er Jungsu umarmt, vergisst dieser für einen Moment, wo er ist. Dann ist der Spuk vorbei und Jungsu gratuliert Youngwoon und Eunmi, und er lächelt dieses Lächeln, das auf seinem Gesicht klebt wie Kaugummi an einer Schuhsohle. „Du hast gesagt, du würdest nicht hingehen.“ Jongwoons Feststellung klingt nüchtern und kühl, doch sein Blick, der wachsam auf Jungsu ruht, verrät ihn. Jungsu zuckt die Schultern und nimmt einen Schluck seiner Cola um nicht antworten zu müssen. Er und Jongwoon sitzen abseits des grossen Festes auf einer Gartenbank. Jungsu beobachtet das Treiben, erhascht einen Blick auf Hyukjae, der wild gestikulierend etwas erzählt, was die Umstehenden in schallendes Gelächter ausbrechen lässt. „Jungsu...“ Nun klingt Jongwoon zögernd, ganz so, als wüsste er nicht, wie er ausdrücken sollte, was ihm durch den Kopf geht. „Ich bin in Ordnung“, sagt Jungsu ohne ihn anzusehen und steht auf, um sein leeres Glas mit etwas Hochprozentigerem als Cola aufzufüllen. Es ist ein Spiel gewesen; ein gefährliches Spiel, in dessen Rausch Jungsu nicht bemerkt hat, dass er sich die Finger verbrannt hat. Die Fans haben es ‚KangTeuk’ genannt; Jungsu und Youngwoon haben darüber gelacht und den Fans gegeben, was sie sehen wollten. Doch das Spiel ist nicht auf der Bühne, nicht im Rampenlicht geblieben, und das war der Punkt, an dem es gefährlich geworden ist. Der Moment, in dem sich die Grenze zwischen Spiel und Realität irgendwo im Nichts verloren hat, und Youngwoons Berührungen von so viel Ehrlichkeit gesprochen haben, dass Jungsu sich von ihnen hat täuschen lassen; in diesem Moment haben sie die Kontrolle über ihr Spiel verloren. Das bittere Ende hat sie umso härter getroffen, auch wenn es sich schon lange abgezeichnet hat. Auch wenn schon lange klar gewesen ist, dass Super Juniors Albumverkäufe nicht mehr ausreichend gewesen sind, und dass die Fans KangTeuk nicht mehr interessant gefunden haben. Jungsu ist einer der ersten, die das Fest verlassen. Der Alkohol liegt schwer in seinem Gemüt und hat nicht im geringsten den gewünschten Effekt gehabt. Als Jungsu sich von Eunmi verabschiedet, ist ihre Hand in seiner viel zu warm; von Youngwoon ist nichts zu sehen, und Jungsu weiss nicht, ob er sich wirklich darüber freuen soll. Ein Taxi bringt ihn zu dem schäbigen Hotel, in dem er sich am Nachmittag ein Zimmer reserviert hat. Der Raum ist klein, eng und schmutzig, und die Bettlaken sind vor langer Zeit vielleicht einmal weiss gewesen. Das Sims des einzigen Fensters ist staubig und Jungsu zeichnet Muster darauf, während er den schwarzen Nachthimmel nach etwas absucht, das er nicht finden kann. Es ist ein anderer Himmel als über Seoul, hier gibt es Sterne, doch ihr schwaches Licht dringt dennoch kaum zu Jungsu durch. Als Jungsu den Blick vom Himmel abwendet, bleibt er am Fenstersims hängen. Seine Finger sind eiskalt; im Staub steht ein Name. Jungsu träumt von endlos braunen Augen und von einem kristallklaren Lachen, das Glas zerbrechen lässt. Als er aufwacht, sind seine Wangen feucht. Draussen geht die Sonne auf, es ist Sonntag und Zeit zurückzukehren, zurück in seine kleine Dachwohnung, zurück zu seinem Keyboard und den Notenblättern und den vielen unbezahlten Rechnungen. Es ist Zeit wieder zu vergessen, oder, wenn ihm dies wie so oft nicht gelingt, zu verdrängen. Seouls grauer Himmel wartet auf Jungsu, und vielleicht sogar Nayoung, das Mädchen vom Imbissstand um die Ecke; zu jung in Jungsus Augen, zu jung für ihn, doch er lässt ihr ihre Illusionen. Lässt sich selbst die Möglichkeit von ein bisschen Normalität, von ein bisschen Einfachheit offen, denn Nayoung wird nie so kompliziert sein wie Youngwoon. Jungsu ist sich nicht sicher, ob er träumt, als es an die Tür seines Hotelzimmers klopft und Youngwoon davor steht. Jungsu ist frisch geduscht, das Wasser tropft ihm aus seinen Haaren in die Augen und der Bademantel, der im Bad bereitlag, riecht nach billigem Waschmittel mit zu viel Parfüm. Jungsu ist sprachlos und Youngwoon scheint vergessen zu haben, was er sagen wollte. Allerdings, so erinnert sich Jungsu, als Youngwoon die Tür hinter sich schliesst und Jungsu gegen die Wand presst, ihn küsst, als gäbe es kein Morgen; allerdings ist Youngwoon noch nie ein Mann vieler Worte gewesen, und Jungsu hält ihn nicht auf, stellt keine Fragen und verdrängt die leisen Zweifel aus seinem Kopf. Er geniesst jede Berührung, jeden Kuss, drängt sich Youngwoon schamlos entgegen, denn er braucht es, ihn, Youngwoon; Jungsu verbrennt, doch er könnte sich keine angenehmere Art zu sterben vorstellen. Youngwoons Gesichtsausdruck spricht von Schuld. Jungsu liegt auf dem schmalen Bett, nachlässig in eines der grauen Laken eingewickelt, und beobachtet Youngwoon. Er hat seine Kleider wieder angezogen, ein rotes Sweatshirt und dunkelblaue Jeans, und er gleicht darin so sehr dem Youngwoon, den Jungsu gekannt hat. Dennoch ist er ein völlig anderer, ist fremd geworden in den Jahren, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben, und eine kalte Hand schliesst sich um irgendetwas in Jungsus Brust. Es ist dieselbe Hand, die ihn beinahe erstickt hat, als er realisieren musste, dass ihr Spiel unweigerlich in einer Niederlage für sie beide enden würde, und dass es danach kein Zurück geben würde, kein Wiederherstellen des alten Zustands. Jungsu friert, und die Stelle, an der Youngwoon auf dem Bett gelegen ist, wird kalt. „Es tut mir leid“, sagt Youngwoon, bevor er geht. Jungsu sieht ihm nach und es gibt so viele Fragen, die in seinem Kopf wie ein Unwetter toben, doch er stellt keine einzige davon. Die Tür fällt hinter Youngwoon ins Schloss, lässt nichts als Stille zurück, und Jungsu fühlt sich schmutzig, so unendlich schmutzig und wertlos. Das Hotelzimmer riecht nach Youngwoon und nach Sex, und nach demselben Parfüm, das schon den Bademantel wie eine Wolke eingehüllt hat, der nun einsam und unbeachtet an der Stelle liegt, an der Youngwoon ihn von Jungsus Schultern gestreift hat. Die Abdrücke von Youngwoons Händen leuchten rot und brennend auf Jungsus Hüften, und überall schleichen die Erinnerungen an Youngwoons Lippen und Finger über Jungsus Haut, darunter und viel zu tief. Youngwoon hat Spuren hinterlassen und nun wird es unmöglich sein, zu verdrängen. :: Fortsetzung folgt :: Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)