Du, ich und wir drei... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Nachts in der Hotelbar - irgendwo, irgendwann -------------------------------------------------------- Kapitel 1 – Nachts in der Hotelbar - irgendwo, irgendwann. - Bela - Er war ein Arschloch, wenn er getrunken hatte; andere waren ihm dann scheißegal – das wusste er, obwohl es in diesem speziellen Falle noch nicht soweit war. Und trank schnell mehr, um kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen, um sich einfach diesem Gefühl der Trunkenheit hingeben zu können und der ganzen Welt die Schuld für seine Probleme in die Schuhe schieben zu können. Die Flasche Jack Daniels, so beruhigend kühl und glatt, fühlte sich tröstlich in seinen Händen an, während er sich neu einschenkte. Wer brauchte da schon lachende blaugrüne Augen, das breiteste Grinsen von hier bis Ulan Bator... Nein! Ging das schon wieder los. „Na, woran denkst du, Bela? Du hast schon ewig nichts mehr gesagt und guckst ganz schön grummelig“ – Rods braune Augen blickten ihn forschend an, während er ansonsten unsicher schien, ob er grinsen oder ernst schauen sollte. „Dass Sex überbewertet ist.“, nuschelte der Angesprochene, während er – erfolglos – versuchte, die drei übereinanderschwimmenden Bilder des Bassisten zu einem Ganzen zusammenzufügen. „Auf die Freundschaft, Roddi!“, rief er, gespielt fröhlich und knallte sein Longdrink-Glas gegen Rods Rotweinkelch. „Auf die Freundschaft. Und darauf, dass du es heute noch schaffst, mein Glas zu zerbrechen, dir meinen Wein über die Hose zu schütten und die hübsche Kellnerin rüberzuwinken, die dir deinen Schritt mit forschen Bewegungen saubertupft. Ich glaube, du brauchst mal wieder Sex, um dich daran zu erinnern, dass er sicher nicht überbewertet ist.“ Jetzt musste Bela doch grinsen – der trockene Humor des Bassisten half ihm über sein Selbstmitleid hinweg. Natürlich hatte er keinerlei Interesse an der rothaarigen Kellnerin, die zwar hübsch war, ihm aber für seinen Geschmack zu eindeutig zu verstehen gegeben hatte, dass sie a) Ärzte-Fan war und es toll fände, Rod UND Bela in ihrer Hotelbar begrüßen zu dürfen und obendrein, dass b) er, Bela, sie ihretwegen auf der Stelle und vor allen Leuten abschleppen dürfte. Natürlich war er trotzdem zum Schein auf ihre Avancen eingegangen – das gebot ihm sein Ruf und seine höfliche Ader. Ein paar zweideutige Anmerkungen und eine Vertröstung auf das nächste Mal waren da wirkungsvoller – „und unsere Platten kauft sie dann weiterhin...“ „Gut erkannt. Sex hat eben mehr als einen Vorteil,“ grinste Rod, der Belas genuschelten Kommentar wohl auf seine vorherigen Worte bezogen hatte, und steckte sich erstmal eine Kippe an. Oh, Mist, das wollte ich gar nicht laut sagen. Ich brauche entweder mehr oder weniger Alkohol. Zweiteres ist bis morgen früh keine Option, also muss ich diese Flasche wohl vernichten.“ – Bela trank schnell sein Glas aus und machte es gleich wieder voll, solange er mit der Flasche noch gut genug zielen konnte, um die Glasöffnung finden zu können. Rod blies langsam den Rauch aus, guckte skeptisch auf Belas frisch gefülltes Glas und witzelte „Glaub ja nicht, dass ich dich in den Fahrstuhl und nach oben trage. Das musst du schon alleine schaffen, oder die hübsche Kellnerin hilft dir.“ „Jetzt hör doch mal auf mit der rothaarigen Schnepfe.“ – Bela steuerte jetzt definitiv auf seinen Arschloch-Trinker-Zustand zu. Und genoss es. „Wann hattest du denn zum letzten Mal Sex, Rod? Erzähl doch mal, war das, bevor oder nachdem dich die hübsche Steffi für diesen debilen Busfahrer hat sitzen lassen? War der Sex mit ihr das ganze Elend wenigstens wert?“ Noch bevor die Worte seinen Mund verlassen hatten, taten sie ihm auch schon wieder leid. Rod sackte in sich zusammen; die ganze unselige Geschichte war erst eine Woche her und schmerzte ihn sehr, das wusste Bela. Er steckte sich zur Beruhigung erst einmal selbst eine an und inhalierte tief. Mist... „Ich glaube, es wird auch für mich Zeit für was Härteres.“ Rod leerte schnell seinen Rotwein, nahm ein umgekehrt auf der Bar stehendes Longdrinkglas und beugte sich zu Bela herüber, um ihm die Flasche aus der Hand zu nehmen. Sein Grinsen, das er dabei aufgesetzt hatte, sah so gefälscht aus, dass es Bela unangenehm bekannt vorkam – genau so fühlte sich sein eigenes Lächeln in letzter Zeit meist an. Auf einmal wollte er nicht mehr weitertrinken, das Arschloch in sich nicht entfesseln, sondern lieber Trost spenden, schließlich war Rod sein Freund und vielleicht konnte das ihn ja sogar von seinen eigenen Gedanken an einen blonden... ARGH. Ja. Ablenkung wäre jetzt genau das Richtige. „Es tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen sollen“, sagte er, und nahm Rod das Glas aus der Hand, schloss kurz seine Arme um ihn und zog sich, als er merkte, dass Rod sich versteifte, schnell zurück, um das Glas zu füllen. Die Situation war ihm unangenehm – Rod zählte zu seinen besten Freunden, sie waren schon hunderte von Malen zusammen Trinken gewesen, und heute, auf einmal, hatte er keine Ahnung, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. First things first, dachte Bela sich, und reichte Rod das frisch gefüllte Glas. „Da, trink erstmal. Es tut mir wirklich Leid, das war unfair.“ Der Chilene nahm das Glas aus Belas Hand und stürzte den Inhalt hinunter – Bela konnte es gegen seine Zähne klappern hören; er musste ihn wirklich hart getroffen haben. „Schon okay.“ Rod stellte das Glas ab, nahm einen weiteren Zug seiner sowieso schon fast bis an den Filter herabgerauchten Kippe und drückte sie aus, während er nur knapp dem Schicksal entging, sich auch noch die Finger daran anzukokeln. „Du hast ja nicht unrecht – so gut kann der Sex für sie zumindest nicht gewesen sein, wenn ich sie schon im Bett mit dem Tourbusfahrer der Prinzen erwische.“ Rod verzog das Gesicht. „So eine will ich eh nicht, nicht mehr. Lass uns über was anderes reden.“ „Okay. Freunde?“ „Freunde.“ Diesmal war es Rod, der Bela umarmte und Bela, der sich überrascht versteifte. -- Disclaimer: die Ärzte gehören mir nicht, ich kenne sie nicht persönlich und ich glaube auch nicht, dass die realen Personen Jan Vetter, Dirk Felsenheimer und Rodrigo Ganzález schwul sind. Deshalb – um ihre Persönlichkeitsrechte nicht zu verletzen und ein bisschen etwas „eigenes“ zu schaffen, das jenseits der Realität abläuft und einzig und allein für Leute gedacht ist, die Spaß an Slash / Fanfic zu Die Ärzte haben, benutze ich in FFs ausschließlich die Künstlernamen „Bela“, „Farin“ und „Rod“. Falls euch so was nicht gefällt, lest einfach nicht weiter – allen anderen wünsche ich viel Spaß! ;) Und: über Kommis freue ich mich sehr, ist schließlich mein Erstling – und außer Weißbrot und Orangensaft ist konstruktive Kritik, sowie Lob (*fast nicht drauf zu hoffen wage*) die Hauptnahrung des Schreiberlings! ;) Und ja, das 2. Kapitel ist schon in Planung, beinhaltet - vielleicht? - Sex – und wird aus Rods Sicht sein. Vielleicht. Falls ich das hinkriege, finde es ganz schön schwierig, da nicht völlig ooc zu landen... Kapitel 2: Intermezzo im Hotelflur ---------------------------------- Kapitel 2 – Intermezzo im Hotelflur - Rod - Es war schon ironisch. Er, Rod, hatte Bela gesagt, er würde ihn auf keinen Fall zum Fahrstuhl und in dessen Zimmer tragen, sollte er sich umsaufen, sondern er solle sich dafür gefälligst einen – oder besser gesagt eine, obendrein rothaarige – andere Dumme suchen. Und nun war es genau andersrum – Bela schleifte seinen Bassisten über den Hotelflur, während dieser laut über die Situation lachte und kaum einen Fuß vor den anderen bekam. „Ich bin mir nicht sicher, worüber du lachst, mein lieber Quotenchilene, und ich will es eigentlich auch gar nicht so genau wissen... aber ich hoffe, die Türen hier sind dick, sonst hast du nämlich gerade den ganzen Flur mit den teuersten Suites des Hotels augeweckt“, stöhnte Bela, der sich Rods rechten Arm über die Schulter gelegt hatte und ihn halb trug und halb versuchte, ihn trotz seiner sowieso zu wenigen und überaus unkontrollierten Torkelschritte einigermaßen geradeaus zu lenken, ohne gegen jede einzelne der diversen Türen zu beiden Seiten des langen Flures zu donnern. „Was zum Henker war deine Zimmernummer nochmal? 415 oder 417? Das letzte was ich will, ist jetzt mit dir Besoffski im Arm in Farins Zimmer zu platzen...“ „Weisch nisch’enau.“. Rod hörte sich selber lallen und musste noch mehr lachen – „liebe Zscheit, scho be...betrunk’n war’sch ewisch nisch’ mehr.“ Sein Kopf kippte nach vorne und die Welt machte eine verwirrende Drehung durch. „Hui. Das macht Schpaß!“ Er fing an, absichtlich noch mehr zu torkeln und schleifte Bela in seiner Bewegung mit. „Hey-ho, was h-hälscht von Hoppschalauf, Bela?“ „Ach, halt doch die Schnauze. Wo ist dein Zimmerschlüssel?“ „’schdenk isch’oll die Sch-schnauze halt’n?“ Nuschelte Rod, der scheinbar einen betrunkenen Clown gefrühstückt hatte. „K-keine Ahn’g, such’n halt. Bela verdrehte genervt die Augen – was Rod wieder zum lauten Lachen brachte – und blieb einfach stehen. „Okay, dann suchen wir den jetzt. Lehn dich da mal gegen die Wand.“ Rod tat – unter leichten Koordinationsschwierigkeiten – wie geheißen und senkte erneut den Kopf für eine dieser amüsanten schwindel-Drehungen. „Hey Bela, deine Schuhe schind lustig.“ „Jaja, und wie“ murmelte dieser geistesabwesend, ohne einen Blick auf seine weißen Velourslederschuhe zu verschwenden, die direkt aus Elvis’ Privatnachlass hätten stammen können, und begann, systematisch Rods Taschen zu durchwühlen. „Nichts in den Jackentaschen, war ja klar. Tut mir Leid, Roddie, ich muss an deine Unschuld.“ Sprach’s, und vergrub seine Hände in den teuflisch engen Arschtaschen von Rods schwarzer Jeans. „Hihi, bleib doch gleich mal da.“ – Rod fand langsam den Dreh wieder, einigermaßen verständlich zu reden, aber war der Meinung, noch lange nicht genug Unruhe für einen Abend gestiftet zu haben. Also drückte er seinen Hintern mit aller Kraft gegen die Hotelwand – und riss den darauf nicht bedachten – und selbst auch nicht gerade nüchternen – Bela direkt mit sich. Dieser landete hilflos, da seine Hände in Rods Taschen zwischen Wand und dessen Hintern eingeklemmt waren, mit einem lauten und erstaunten „Uff“ auf Rod, der wiederum zum Glück einigermaßen sicher an der Wand lehnte, sonst wären beide wohl mit Karacho auf den Hotelflur geknallt. Auch so war Rod sich vorher nicht über die Folgen seiner Aktion im Klaren gewesen. Der Kleinere war ihm nicht nur auf einmal beängstigend nahe, nachdem sie eigentlich den ganzen Abend über, zumindest seit Belas Bemerkungen über Steffi, seine Ex, einen etwas unbehaglichen Abstand zueinander gehalten hatten, obendrein wurde ihm durch Belas plötzlichen Aufprall auch noch sämtliche Luft aus den Lungen gepresst. Und, als wäre das nicht genug, wusste er nicht, ob er lachen oder sich unangenehm fühlen sollte. Belas Hände an seinem Hintern waren warm und seine verzweifelten Fingerbewegungen, um sich zu befreien, hielten die Mitte zwischen Kitzeln und ungewollter, aber irgendwie aufreizender Erotik. Letzteres hätte ihn in seinem Normalzustand sicher dazu gebracht, sich automatisch und erschrocken von der Wand abzustoßen - Bela war sein Freund, aber sicher kein Objekt seiner Begierde. Momentan allerdings fand er die Situation viel zu lustig, als dass er sich sofort von der Wand hätte wegbewegen wollen, also japste er nur verzweifelt nach Luft, klemmte Bela weiter fest und musste noch mehr lachen – nicht gerade gut, wenn man eh schon keine Luft bekommt, wie er sich selbst eingestehen musste. „Hab dich,“ kicherte er zwischen zwei verzweifelten Luftzügen, und wartete gespannt auf Belas Reaktion. Dieser schaute zwar zunächst drein, als würde er gleich explodieren, stieß sich dann aber erstaunlich gelassen so weit es eben ging von Rod und der Wand ab, um diesem ein bisschen Luft zum Atmen zu ermöglichen. Nach ein paar Sekunden fingen seine grünen Augen an zu funkeln und sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen – beides zusammen ein sicheres Zeichen dafür, dass jetzt eine seiner üblicherweise völlig absurden Ideen folgen würde. „Na schön, dann bleiben wir hier jetzt eben stehen,“ sagte er. „Mir doch egal, wenn Millionär Ackermann gleich aus dem Zimmer gegenüber kommt, um zu gucken, wo all der Lärm herkommt. Der wird dann eh nur ein weiteres dieser schwulen Musikerpärchen zu Gesicht bekommen und sich morgen bei der Hotelleitung über fehlende Standards beschweren.“ Er lehnte sich wieder näher zu Rod, der seinen heißen Atem jetzt am Ohr und die Brust des Schlagzeugers an seinem Oberkörper spürte. „Du könntest mich natürlich auch loslassen und wir könnten schlafengehen, nachdem wir endlich diesen blöden Schlüssel gefunden haben. Aber wo bliebe da der Spaß?“ Rod kicherte, Bela spielte sein Spielchen also mit. Konnte er haben. Zumal er langsam ein unerwartetes, aber in seinem momentanen Zustand gar nicht mal unangenehmes, warmes Gefühl in der Lendengegend bekam. Er lehnte seinen eigenen Kopf leicht nach vorne, ohne den Hintern mit Belas weiterhin gefangenen – und sich bewegenden – Händen von der Wand zu nehmen und flüsterte zurück. „Gute Frage. Und Spaß ist überaus wichtig für Musiker, egal ob schwul oder nicht.“ Blitzartig drehte er seinen Kopf und strich mit seinen Lippen ganz leicht von Belas Ohr bis zu dessen Kinn, eine Bewegung, die fast schon hätte zufällig sein können. Gut, dass Bela selbst auch ordentlich gebechert hatte – sonst hätte er sich vermutlich eine gefangen; so etwas gewollt Zweideutiges durfte üblicherweise nur Farin bei ihm, und das auch nur im Spaß, auf der Bühne oder in der Öffentlichkeit. In seinem momentanen Zustand allerdings war der Schlagzeuger selbst völlig im nicht mehr völlig harmlosen Spielchen verstrickt – Rod fühlte, wie er weiter an die Wand gepresst wurde und spürte erneut Belas Atem in seinem rechten Ohr kitzeln. „Rod, bist du dir sicher, dass du das, was du hier anfängst, auch zu Ende bringen willst? Lass mich los und wir vergessen das ganze. Oder...“ Weiter kam er nicht, denn die Tür, neben der die beiden an der Wand lehnten, wurde ruckartig aufgerissen. Im Türrahmen stand ein reichlich wütender Muskelprotz im überteuerten Morgenmantel und zischte wütend: „Jetzt reicht’s aber. Haut gefälligst ab in euer Zimmer, verdammte Schwuchteln. Oder muss ich erst den Sicherheitsdienst rufen?“ Bela und Rod konnten nicht anders. Sie schauten sich an und prusteten vor Lachen - wie der Chef der deutschen Bank sah dieser Kerl nun wirklich nicht aus; eher wie ein Gorilla im schlechtsitzenden Joop-Kimono. „Mission erfolgreich,“ jappste Bela in Rods Ohr. „Lass uns schnell abhauen, bevor der Typ uns noch die Hölle heiß macht. Erstmal in mein Zimmer, ich hab ja wenigstens meinen Schlüssel noch.“ Rod nickte nur, stieß sich, immer noch lachend und schlagartig eine ganze Ecke nüchterner, von der Wand ab, ließ Bela seine Hände befreien und vollführte eine Verbeugung vor dem wie vom Donner gerührt dastehenden Muskelpaket. „Vielen Dank, dass sie heute Abend unser dankbares Publikum waren. Trinkgeld bitte an Die Ärzte, aauuuus Berlin. Gute Nacht!“ Danach drehte er sich schleunigst um und folgte Bela, der bereits seine Zimmertür, drei Türen weiter den Gang hinunter, aufgeschlossen hatte. Bevor der Gorilla im Joop-Morgenmantel sich überlegen konnte, hinterherzulaufen, fiel die Tür auch schon hinter den beiden in’s Schloss. „Puh. In Sicherheit!“ Grinste Bela, der lachend an der Wand lehnte. „Ja,“ sagte Rod, auf einmal unsicher. „Aber wie zum Henker komme ich jetzt in mein Zimmer, ohne diesem Ekel in die Arme zu laufen?“ -- Anmerkungen: Okay, ich gebe es zu. Das Kapitel hier ist anders ausgefallen als geplant, und hat keinerlei Adult-Inhalt, nur ein paar harmlose Andeutungen. Vielleicht habe ich unbewusst Schiss davor, von unschuldigem Bla zu adult zu wechseln...? Finde das echt schwierig zu schreiben – aber keine Sorge, früher oder später passiert’s – MUSS passieren, sonst macht meine Geschichte keinen Sinn mehr, hihi. Jedenfalls hatte ich eine Menge Spaß daran, dieses Kapitel zu schreiben und musste bei der Vorstellung, dieser beiden betrunkenen Vollpfosten im Hotelflur, des Öfteren ziemlich breit grinsen (zumal ich da, leider, *hust* Hoppsalauf *hust* zumindest zum Teil aus eigener Erfahrung schöpfe, hihi). Schreiben ist doch mal eine tolle nächtliche Beschäftigung – besonders, wenn man eigentlich für aufstehen müsste... Naja - ich hoffe, ihr hattet ebenfalls Spaß beim Lesen und versteht meinen Humor... XD Kommis, Kommis, Kommis (auch mit Kritik, falls euch was auffällt / einfällt), bittebitte! ;) Vielen Dank übrigens an dieser Stelle an Iustitia für den allerersten Kommentar, juchu. Toll, dass dir mein Schreibstil gefällt - *rotwerd* Und keine Sorge, es gibt schon eine sinnige Handlung – ich muss nur erstmal ein bisschen weiterkommen, statt mich mit den Herren auf Hotelfluren zu vergnügen *lach* Das nächste Kapitel wird aus Farins Sicht sein. Ja, der Herr U. kommt also auch selber vor, keine Sorge, liebe FU-Freaks. XD Kapitel 3: Auf dem Zimmer eines Rockstars ----------------------------------------- Kapitel 3 – Im Hotelzimmer eines Rockstars - Farin - Farin lag auf seinem Bett und las, wie konnte es anders sein, ein Buch. Friedrich Dürrenmatt, „Das Versprechen“. Grandiose Schweizer Schreibkunst, wie er fand, und doch konnte er sich momentan nicht darauf konzentrieren, die Geschichte von Kommisär Matthäis Niedergang weiterzulesen. Seufzend legte er das Buch weg und stand auf – schlafen konnte er nicht mehr, nachdem er vorhin von seinem Nickerchen nach dem Konzert aufgewacht war, also musste er sich wohl oder übel eine andere Beschäftigung suchen. ‚Ein bisschen Bewegung wäre gar nicht so verkehrt,’ beschloss er, ‚schwimmen vielleicht. Wozu haben die hier einen Hotelpool und eine Sauna auf dem Dach? So teuer wie der Laden hier ist, werden die jawohl auch nachts offen haben...’ Drei Minuten später hatte er seine Badehose und ein altes Shirt angezogen und beugte sich über sein Bett, um sein Handtuch von der unbeschlafenen Hälfte zu nehmen. Dabei fiel sein Blick auf seinen Zettel, den er vorhin mit Gedankenfetzen bekritzelt hatte. ‚Seltsam,’ dachte er, ‚ich kann mich an nichts von dem erinnern, was ich vorhin aufgeschrieben habe. Man könnte glatt meinen, ich wäre betrunken... nicht gerade deinem Charakter entsprechend, Herr Urlaub.’ Er hob den Zettel auf, ehrlich neugierig, und seine Augen flogen über die achtlos gekrakelten Zeilen, für die, dachte er ironisch, Fans sicherlich eine Menge Geld bieten würden. ‚Jetzt ist es wieder mal so weit, es war auch allerhöchste Zeit Und wir sind wieder mal genial – tut uns furchtbar Leid Wie immer schlauer als der Rest, also bitte keinen Neid Halt die Beste Band der Welt – bei aller Bescheidenheit.’ las er. Stimmt, das hatte er vorhin auf seinen Zettel gekrakelt, als er nach dem Konzert auf sein Zimmer kam und vorerst zu müde zum duschen, aber glücklich auf sein Bett fiel. Die Beste Band der Welt, ja, so sah er sie drei momentan – natürlich ironisch überzogen, aber er war unglaublich froh, wieder mit Bela unterwegs zu sein. Nichts, so fand er, konnte dieses Tourleben toppen. Die alten Konflikte waren zwar nicht vergessen, das könnte er nicht, aber in Anbetracht der tollen Studio- Konzert- und Tourerlebnisse waren sie fast völlig in den Hintergrund gerückt. Rod trug derweil ganz entscheidend zur Harmonie in der Band bei – er hatte eine sehr pragmatische, aber empathische Denke und dafür war Farin ihm sehr dankbar, wie er mit lächelnd feststellte. Der trockene Humor des Bassisten war genau der Ausgleich, den er und Bela brauchten, um wieder produktiv und als beste Freunde zusammen arbeiten zu können, und das war genau das, was ihm, Farin, in seiner gesamten King Kong – Zeit gefehlt hatte. A propos Humor – er sollte diese Zeilen wirklich behalten, vielleicht könnte da ein ganz anständiges Lied daraus machen, wenn sie nach der Tour wieder in’s Studio gingen. Momentan allerdings fehlte ihm die Muße – lieber erstmal weiterlesen, was er noch so aufgeschrieben hatte... „Morgen Kondome kaufen.“ stand diagonal auf dem Zettel. Äh, ja... die waren ihm gestern bei einem der ungezählten Groupies dieser Tour ausgegangen, ein unhaltbarer Zustand, wie er selbst fand. Das Mädel von gestern war eine hübsche Rothaarige, die unten in der Hotelbar arbeitete und einer der Gründe dafür, warum er vorhin abgelehnt hatte, noch mit Bela und Rod einen trinken zu gehen. Die kleine war zwar ausnehmend hübsch gewesen, aber das Bedürfnis, sie wieder zu treffen hatte er nun wirklich nicht, zumal sie im Bett Geräusche von sich gab, wie die vollbusigen Blondinen in einem von Belas schlechten Pornos. Wenn es etwas abtörnendes für ihn gab, dann eine Frau, die der Meinung war, dass er unbedingt drei schlecht gespielte Orgasmen hören wolle. Dementsprechend schnell hatte er sich gestern Abend nach ihrem Stelldichein verabschiedet, trotz ihrer Beteuerungen, sie habe noch nie so guten Sex gehabt und sie müsse ihn unbedingt wiedersehen. Jaja. Er nicht. ‚Gut, dass wir morgen Mittag weiterfahren... neue Stadt, neues Glück. Vielleicht sind in Münster die Groupies ja besser,’ dachte er vage, und las weiter auf seinem Zettel. „Es herrschte stets eine fürchterliche Unordnung in diesem Zimmer, ich will es nicht verschweigen, Bücher und Akten lagen durcheinander, aus Prinzip freilich, denn ich bin der Meinung, es sei jedermanns Pflicht, in diesem geordneten Staat gleichsam kleine Inseln der Unordnung zu errichten, wenn auch nur im Geheimen.“ Ja, richtig, das hatte er vom so gesitteten, aber stets genialen, Dürrenmatt abgeschrieben, mit einem Grinsen, weil er dabei sofort an Bela und dessen Auffassung von Punk und Ordnung als einander ausschließende Prinzipien hatte denken müssen. „Das sollte ich ihm morgen zeigen,“ murmelte er, und sinnierte darüber, dass es manchmal gruselig war, wie sehr Bela in allem sein Gegenpol – seine verlorene Hälfte – war. Im nächsten Moment erschrak er vor seinen eigenen Gedanken. Er war nicht von Bela abhängig und er hatte die Ärzte nur wegen des ausgebliebenen Erfolges von King Kong wiederbelebt – es brachte nichts, sich anderes einreden zu wollen. Fahrig ließ er den Zettel auf das Bett fallen und griff erneut nach seinem Handtuch. Schwimmen wäre gut. Mit schnellen Schritten durchquerte er das Zimmer, sein Handtuch in der Hand, und wollte gerade die Tür öffnen, als er lautes Lachen auf dem Flur hörte. Rod, eindeutig – und scheinbar ziemlich betrunken. Da konnte Bela nicht weit sein. Er öffnete mit einem Grinsen die Tür, wollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen, und erstarrte im nächsten Moment in seiner Bewegung. Schräg gegenüber auf dem Gang stand Rod an der Wand gelehnt. Bela hatte die Arme um den Bassisten gelegt und schien ihm in’s Ohr zu flüstern, während er sich immer näher an ihn heran drängte. DAS wollte er, Farin, ganz sicher nicht sehen. Schnell machte er einen leisen Schritt rückwärts und schloss leise die Tür und drehte den Schlüssel um, in der Hoffnung, dass die beiden betrunkenen Turteltäubchen ihn nicht bemerkt hatten. Er lehnte seinen hämmernden Kopf an die Tür, atmete ein paar Mal tief durch und machte auf dem Absatz kehrt. Dann halt Duschen. Das hatte er eh seit Stunden vor. Er betrat das geräumige Badezimmer und drehte die verchromten Hähne der etwas kitschigen Dusche auf. Es hatte ihm schon gefehlt, das Rockstarleben, konstatierte er, nach wie vor krampfhaft darum bemüht, in seinem Kopf eine Mauer um die eben unfreiwillig gesehene Szene zu bauen. ‚Das kann doch nicht so schwer sein, mit Westberlin haben sie das doch auch geschafft,’ murmelte er zynisch und hängte das Handtuch, das er eigentlich zum schwimmen hatte mitnehmen wollen, an einen Haken an die Wand. Seine Badeshorts und sein Shirt streifte er ab und knüllte sie zu einem Haufen, den er achtlos in die Ecke warf. Nicht gerade seinem sonstigen Ordnungssinn entsprechend, aber momentan brauchte er einfach etwas Ablenkung. Mit einem Seufzer trat er unter die Dusche – und sprang mit einem lauten „Fuck“ gleich wieder heraus. Zu heiß. Schnell korrigierte er die Wassertemperatur und stieg diesmal etwas vorsichtiger, aber froh um die Ablenkung, unter den Wasserstrahl. Das tat gut; das auf seine Schultern prasselnde Wasser versetzte ihn in eine Art Trance-Zustand und er schloss die Augen. Bela. Und Rod. Mist, da waren sie schon wieder, diese Bilder im Kopf, die er nicht haben wollte. Hier mussten drastische Mittel her. Er nahm sich sein Duschgel und begann, sich einzuseifen. Dabei stellte er sich vor, seine Hände seien die einer schönen Frau – Marilyn Monroe, Lara Flynn Boyle aus Twin Peaks, Kim Basinger aus Batman, was machte das schon aus. Seine linke Hand strich über seinen Oberkörper und kniff leicht in seine Brustwarze, während die Rechte tiefer wanderte, seine halbe Erektion ergriff und anfing, sie zu bearbeiten. Batman, er hatte den Film neulich noch mit Bela zusammen ausgeliehen und im Hotelzimmer in Hannover angeschaut. Sie beide waren sich einig gewesen, dass Kim Basinger zwar kein Ausbund an Schönheit, aber durchaus vögelbar sei, wobei Bela eingeworfen hatte, dass die Tatsache, dass sie in einem Batman-Film mitspielte, sie sowieso schon pauschal zu Beutematerial mache. Farin musste grinsen und verschnellerte seine Bewegungen. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken in der Dunkelheit treiben, während das Wasser weiterhin auf ihn herunter rauschte. Er kam immer schnell, wenn er sich selbst unter der Dusche diesen raren Moment des Kontrollverlustes eingestand und sich einen runterholte, das wusste er, und dieses Mal bildete keine Ausnahme. Er stöhnte auf, schloss seine Hand enger um sein Glied, bewegte sie noch ein paar Mal auf und ab und spürte, wie sein Orgasmus auf ihn zuraste wie ein Tropensturm. „Bela,“ stöhnte er, hier, wo ihn niemand hören konnte, öffnete die Augen und sah zu, wie das Wasser aus der Dusche seine Träume zusammen mit seinem Samen den Abfluss hinunter spülte. Gefasst drehte er das Wasser ab und griff nach seinem Handtuch. Er war Farin Urlaub, ein verdammter Rockstar, sicherlich kein Teenie mehr und obendrein bestens dazu im Stande, seine Gefühle im Griff zu halten. Es war Zeit, schlafen zu gehen, bevor die mahlenden Gedanken wiederkamen. -- Anmerkungen Zunächst: Frohes Neues allerseits! Hier also Kapitel drei - gefällt's Euch? ;) Ich hoffe mal, ich komme diesmal noch um die Adult-Wertung rum, schließlich ist das nur ein einsamer Herr unter der Dusche ("...weil die Dusche zu mir hält..." *fg*) und nix allzu explizites (jaja, ich feige Sau drück mich darum), wenn auch wichtig für die Story. JAAA, das hier ist B/F. Aber vielleicht auch B/R. Oder F/R. Oder gar B/F/R? Wer weiß das schon so genau? - Jaja, ich halte es spannend. ;) Öhm, zurück zu meinem Anmerkungszettel, bevor ich hier mal wieder endlos abschweife. Also, an dieser Stelle vielen lieben Dank an Iustitia, FarinBabe, thanata_phaemo und dat_carovieh für die netten und konstruktiven Kommis. Ich hoffe nur, die Geschichte gefällt Euch weiterhin. Auch sonst, bitte weiter kommentieren, total toll, wenn man positives Feedback bekommt! :) Noch einige Kleinigkeiten: - die Story spielt auf der TourTour - genauer gesagt befinden wir uns gerade in Oberhausen und wir schreiben die Nacht vom 11. auf den 12.05. 1994 (ja, das Datum ist völlig zufällig aus der Tour herausgegriffen). - Dürrenmatts "Das Versprechen" habe ich gerade selber gelesen und fand es großartig, also musste ich es einfach einbauen, inklusive Zitat (von S.41 der DTV-Ausgabe). Seht es einfach als versteckten Buchtipp und überlest es, falls Euch Dürrenmatt nicht gefällt. FU allerdings mag ihn wirklich, auch im richtigen Leben... ein kleiner Kunstgriff meinerseits, damit man mich nicht für völliges OOC anprangern kann ;) - Das nächste Kapitel wird wieder aus Belas Sicht sein, in dessen Hotelzimmer. Mal schauen, wie er und Rod die Nacht rumkriegen, ohne dem Gorilla wieder in die Arme zu laufen. ;) Kapitel 4: "Das ist mein Bett!" ------------------------------- Kapitel 4 – "Das ist mein Bett!" - Bela - Bela lehnte grinsend – und leicht außer Atem – an der Wand seines Hotelzimmers und strich sich ein paar schwarze Strähnen aus dem Gesicht. Obendrein ließ es sich nicht leugnen, Rods Satz von vorhin, er solle mal wieder Sex haben, um sich daran zu erinnern, dass selbiger sicher nicht überbewertet sei, hatte ihn schmerzhaft daran erinnert, dass er schon seit Wochen eine Notgeilheit mit sich herumtrug, die er in dieser Form nicht kannte – und die der endlose weibliche Groupiestrom dieser Tour bislang nicht zu befriedigen gewusst hatte. Ja, er war betrunken, daher kamen wohl auch diese Gedanken in seinem Kopf; an Männer, genauer gesagt, einen Mann... Nein. DEN konnte er nicht haben, so sehr er es sich auch wünschte, aber vielleicht war der Bassist ja genau die Ablenkung, die er suchte. „Ruhig angeh’n, Rod, der Abend ist noch jung.“ – Eine schamlose Lüge, es war drei Uhr durch, aber wen juckte das schon, wenn der Tourbus am nächsten Tag erst gegen eins losfahren sollte? „Der Gorilla wird dir schon nicht stundenlang da draußen auflauern – und im Notfall gibt’s ja noch meinen Fußboden und die Minibar, mit denen du die Nacht rumkriegen könntest.“ „Ach, bla,“ Rod, offenkundig nach wie vor alles andere als nüchtern, torkelte in Richtung Bett, auf das er sich prompt, alle Viere von sich gestreckt, fallen ließ. „Wozu denn, wo du doch so ein bequemes Bett hier rumsteh’n hast.“ Oho – das ging ja leichter als geplant. In seinem Bett war Rod also schon mal. Dummerweise war der grade dabei, sich besonders breit zu machen, und fing jetzt auch noch an, sich, Klamotten und Schuhe inklusive, in seine, Belas, Decke einzukuscheln. Bela strich sich erneut die heute wirklich widerspenstigen schwarzen Haare aus dem Gesicht und durchquerte den Raum. Das wäre ja noch schöner, wenn er jetzt einfach so aufgeben würde, in beiderlei Hinsicht; sein Bett und seine bislang eher vagen, aber eindeutig sexuell gefärbten Hintergedanken angehend. „Rod!“ „Grmbl,“ ertönte es aus seiner Bettdecke. Gut, dann halt auf die harte Tour. „Deine letzte Chance. Raus. Oder rutsch wenigstens ein Stück!“ Er sah Rod in sein Kissen grinsen und sich demonstrativ von ihm wegdrehen. „Okay, du hast es nicht anders gewollt! Das bedeutet Krieg, mein Lieber.“ Kurzerhand zog Bela dem protestierenden Chilenen die Decke weg. Der richtete sich grummelig auf und wollte sie sich wiederholen. „Och komm schon Bela, lass mich schlafen... bevor der Kater losgeht!“ „Nix da! Mein Bett, meine Regeln. Erstmal ziehst du dir gefälligst deine Dreckstampfer aus.“ Bela ließ sich demonstrativ auf das Bett fallen und begrub die Bettdecke unter sich, so dass Rod nicht ohne weiteres daran kommen konnte. „Oder muss ich dir etwa helfen?“ Seufzend richtete sich der Bassist, der sich scheinbar etwas zu sehr auf Belas Bett gefreut hatte, auf. „Jaja... lassmichinruhe,“ nuschelte er, während er sich mit Mühe die schweren Motorradstiefel sowie seine Socken von den Füßen streifte und sie, gefolgt von seiner Jacke, die er auch noch angehabt hatte, auf den Boden vor Belas Bett plumpsen ließ. „Sonst noch was?“ „Deine Hose. Und dein Shirt, wenn du willst.“ „Leck mich.“ – Rod ließ sich, Jeans und Gürtel inklusive, wieder rückwärts in die Kissen fallen. Bela war gewohnt, sich zu nehmen, was er wollte, egal, worum es gerade ging – und meist auf so subtile Art und Weise, dass niemand ihm nachher böse war. Dabei war es egal, ob es nun um Freizeit, Alkohol, Drogen, Sex – zugegeben, üblicherweise mit Frauen – oder andere Arten der schnellen Bedürfnisbefriedigung ging, er nahm die Dinge, wie sie ihm gelegen kamen. Warum also, sinnierte er, sollte es nicht mit Bassisten genauso sein? Es war keineswegs so, dass er keine Erfahrungen mit Männern gemacht hatte; es war nur eine gehörige Weile her, dass er das Bedürfnis nach kratzenden Bartstoppeln, trainierten Oberarmen, schmalen Hüften, knackigen Hintern und, kurz gesagt, einem anderen Schwanz, verspürt hatte und auch jetzt war er sich nicht sicher, ob er nicht versuchte, seine Gedanken an eine gewisse, ihm nur zu gut bekannte, Person zwanghaft zu unterdrücken, indem er sich selbst einredete, er sei geil auf seinen Bassisten. Das Ganze auch noch auf Kosten einer ihm sehr wichtigen Freundschaft zu besagtem Bassisten. Nein. Er würde schauen, wohin der Abend führen würde – so wie er es immer tat, mit nur einem kleinen Anschubser seinerseits. Was konnte er schon dafür, dass er mit dieser Taktik fast immer bekam, was er wollte? „Klar.“ Er grinste, setzte sich auf, kickte die eigenen Schuhe aus und schüttelte seine Jacke ab. Dann schwang sich mit einer einzigen, raubkatzenartigen Bewegung rittlings auf Rods Bauch, pinnte mit seinen Händen die Arme des Anderen an seinen Seiten fest und beugte sich nach vorne, so nahe, dass er Rods Atem in seinem Gesicht fühlen konnte. Es kitzelte und sorgte dafür, dass er spürte, wie seine Hose enger wurde – jetzt schon. Die Jagd war fast so gut, wie ihr Ergebnis, wenn sie erfolgreich verlief. „Wo hättest du es denn gern?“ fragte er in die geschockte Stille hinein, während seine Hände sich in Rods Finger einhakten und ihn trotzdem weiter festhielten – eine intime und zugleich symbolgeladene Geste, die er bei zahlreichen Gelegenheiten hatte austesten können. Sie misslang selten. „Bela...“ Rods Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, aber er beugte sich, so gut es eben ging mit bewegungsunfähig gemachten Armen, leicht nach vorn, so dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten, und blickte ihm ernst in die Augen. „Lass mich los.“ Bela wusste nicht, ob er sich freuen oder enttäuscht sein sollte, dass seine Taktik augenscheinlich nicht funktioniert hatte, aber mehr erzwingen wollte er nicht. Entweder Rod sprang auf ihn an, oder nicht – normalerweise brauchte er anderen nur in die Augen zu schauen, um sie egal zu was zu kriegen, aber offensichtlich funktionierte diese Herangehensweise in seiner eigenen Band nicht. Beim Chilenen nicht, und beim großen Gitarristen erst recht nicht. Es war besser so, sagte er sich – so musste er auch nicht mit den Konsequenzen des nächsten Tages leben. Resigniert ließ er Rods Hände los, richtete sich auf und machte Anstalten, vom Bassisten herunterzuklettern, sich hinzulegen und seinen Rausch auszuschlafen. Rods frisch befreite Finger machten ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Eine Hand schlich zu seinem Hintern und blieb dort wie selbstverständlich liegen, die andere legte sich auf seinen Hinterkopf und zog ihn herab, bis sie wieder in fast derselben Situation wie gerade waren. Bela verlor sich in Rods braunen, in diesem Licht fast schwarzen, Augen und er spürte erneut den Atem des Bassisten auf seinem Gesicht, als dieser seine, Belas, Frage von vorhin auf dem Hotelkorridor flüsternd, aber sehr ernst, wiederholte. „Bist du dir sicher, dass du das, was du hier anfängst, auch zu Ende bringen willst?“ Bela spürte, wie Rods Hand auf seinem Hintern hinauf zu seinem Hosenbund stahl und nachfolgend darunter verschwand, sich unter seine Boxershorts tastete und warm und leicht aufgerauht von unzähligen Saiten über seinen nackten Hintern strich. Er beschloss, nicht über die Implikationen und verschiedenen Ebenen der Frage nachzudenken, sondern nahm mental Anlauf und sprang mitten hinein in diese seltsame Situation, von der er nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen konnte, wer den entscheidenden Schritt zuerst getan hatte – er wusste nur, dass die Dinge jetzt nicht mehr aufzuhalten waren. .... To Be Continued ... ____:::____ Anmerkungen und Gelaber zu diesem Kapitel ;) Diesmal liegt die Tatsache, dass ich nicht weitergeschrieben habe, gar nicht daran, dass ich eine feige Sau bin, sondern schlicht und einfach an den berühmten Sachzwängen - die Uni ist eine blöde Kuh, die momentan viel meiner Aufmerksamkeit verlangt, und morgen wird ein langer Tag. Trotzdem wollte ich endlich mal vorankommen und euch wenigstens ein kurzes Kapitel schreiben - und glaubt mir, ich habe jetzt deutlich länger dran gesessen, als gut für mich und meine geplante Arbeit morgen wäre. Es gefällt mir erschreckend gut, wenn man bedenkt, dass ich eine zeitlang echt Bedenken hatte, zu sehr zu B/R abzuschweifen - aber mir ist aufgefallen, dass ich mir Bela am besten so vorstellen kann, wie ich ihn auch schreibe. Sensibel - aber versteckt unter unzähligen Lagen der schnellen Bedürfnisbefriedigung - und eines gewohnt großen Egos natürlich. Nun denn - Comments sind natürlich wie immer sehr erwünscht, ich freu mich über alles, egal ob eine Zeile oder zehn, ob Lob, konstruktive Kritik oder Korrektur von Rechtschreibfehlern, hauptsache ihr schreibtschreibtschreibt! ;) Vielen Dank an dieser Stelle übrigens an all diejenigen, die bislang schon kommentiert haben - danke, tolltolltoll!!! Da kriegt man glatt Lust, die Nacht durchzumachen, um euch nicht auf diesem Cliffhanger sitzen zu lassen - aber es geht leider echt nicht. Sorry! Ich antworte euch aber, sobald ich Zeit habe, auch noch einzeln auf eure lieben Kommis und Einträge bei mir, versprochen. So... jetzt... Bett. (Drei Uhr durch - und kein Tourbus, in dem ich morgen einfach weiterschlafen könnte... gute Nacht! XD ) Kapitel 5: Zu weit gegangen? (adult version) -------------------------------------------- Kapitel 5 - Zu weit gegangen? - Rod - Rod wusste nicht, ob er es zu weit getrieben hatte, ob Bela überhaupt ernsthaft auf eine Reaktion von ihm aus gewesen war, als er ihn so offensichtlich angemacht hatte. Das alles war ihm auch ziemlich egal. Er wollte genau dies hier; die fast schon animalische Nähe des Schlagzeugers, die grünen Augen, die ihn festhielten und alles um ihn herum vergessen ließen. Wozu das führen würde, wusste er nicht – er hatte nur eine rein theoretische Vorstellung von Sex unter Männern und hatte keine Ahnung, wie weit Bela gehen würde, aber gerade brauchte er etwas, das so völlig anders war als Steffi, seine Ex, an die er nun wirklich nicht denken wollte. Bela machte es ihm leicht. Gerade, als die Gedanken ihn einzuholen drohten, sah er Einverständnis in den Augen des Drummers aufblitzen und im nächsten Moment spürte er ein paar harte Lippen grob auf den seinen, und eine Zunge, die ungeduldig um Einlass bat. Ein letzter Blick in diese hypnotisierenden grünen Augen – er hatte wirklich keine Ahnung, wie Bela es anstellte, ohne offensichtliche Anstrengung so viel in seinen Blick zu legen. Ungestillten Hunger sah er dort, raue Lust, aber auch eine unausgesprochene Bitte, die er in sich selbst wieder zu erkennen meinte. Rod schloss seine Augen, ließ sich nach hinten in die Kissen fallen, zog den auf ihm hockenden Kleineren mit sich und öffnete sich dem Kuss, ohne Bela die offensichtliche Vorherrschaft nehmen zu wollen. Rod schmeckte Rauch und Jack Daniel’s – eine Mischung, die er von sich selbst kannte, die in seinem Gegenüber aber wild und aufregend schmeckte. Er meinte, noch einen weiteren, ihm unbekannten Geschmack auf der Zunge zu spüren. Unausgesprochene, krude Gier; ein Versprechen von Sex und momentanem Vergessen vielleicht. Belas Lippen waren härter und rauer als die einer Frau, und er spürte die nachwachsenden Bartstoppel unter seinen Händen, während er seinem Gegenüber fast schon Halt suchend über das Gesicht strich und zugleich versuchte, sich noch weiter im Kuss zu verlieren. Im nächsten Moment war es vorbei – Bela zog sich zurück und schaute Rod aus funkelnden Augen an. „Ist es das, was du willst?“ fragte er, die Stimme soweit gesenkt, dass sie nicht mehr als ein heiseres Flüstern war; ein Flüstern, das Rod auf schmerzhafte Weise daran erinnerte, dass er sich vorhin geweigert hatte, seine jetzt viel zu enge Hose auszuziehen. Seine rechte Hand, die nach wie vor in Belas Hose, auf seinem Hintern ruhte, strich ein letztes Mal über die warmen Pobacken und wanderte dann aus der Hose heraus nach oben, um sich schließlich in Belas zerzausten schwarzen Haaren zu vergraben, und er lehnte sich nach vorne, in der Absicht, den Kuss wieder aufzunehmen. „Ja.“ Bela zog sich noch weiter zurück und veränderte vorsichtig seine Position, so dass er nun auf Rods Oberschenkeln saß; ein Stückchen hinter der allzu offensichtlichen Beule in dessen Hose. „Bist du sicher? Vielleicht willst du ja lieber etwas anderes...“ fuhr Bela mit derselben Stimme fort und ließ eine Hand unter Rods Shirt verschwinden, die schnell den Weg zu seinem Oberkörper fand und langsam begann, Kreise um seine linke Brustwarze zu ziehen. Belas Fingerkuppen waren weich, viel weicher als seine eigenen Bassistenkuppen, dafür waren die Handflächen des Schlagzeugers trocken und schwielig und in Verbindung mit den zahlreichen Lederarmbändern, die über Rods Körper streiften, brachten sie ihn innerhalb kürzester Zeit fast um den Verstand, während die Erektion in seiner Hose fast schon schmerzhaft um Aufmerksamkeit flehte. „Ein bisschen Vorspiel vielleicht...?“ Die andere Hand derweil begann geschickt, Rods Gürtel, zu öffnen, während dieser selbst den seltsamen Impuls unterdrücken musste, sich zu kneifen, um festzustellen, ob er nicht doch schon eingeschlafen war und einen bizarren, lustüberladenen Traum erlebte. Bela derweil war mit ganz anderen Dingen beschäftigt und bevor sich Rod versah, wurde er jäh in die Realität zurückbefördert. Eine Hand rieb grob über seine rechte Brustwarze, genau in dem Moment, in dem die andere, kühl, rau und unendlich aufreizend, sich in Rods Hose stahl und sich um seine Erektion schloss. „...Oder sollen wir doch gleich zum Hauptgang kommen?“ Rod stöhnte auf – vor Überraschung und, weil er mittlerweile, wie er sich eingestehen musste, wirklich geil war, egal, wie die Konsequenzen für ihn oder Bela am nächsten Morgen aussehen mochten. Von seinem eigenen Mut überrascht, legte er die Hände auf Belas Gürtel und begann, ihn und die darunter liegende Hose schnell und nicht gerade zimperlich zu öffnen, während er mit der anderen Hand die deutliche Beule unter dem Jeansstoff drückte. „Schnell und dreckig also? Genau mein Geschmack.“ Belas Hand strich erneut über Rods Erektion, drückte kurz zu – und verschwand dann, sehr zu seinem Bedauern, aus seiner Hose. Er wurde hochgezogen, Bela küsste ihn erneut, kurz und hart, und begann dann, sein Shirt auszuziehen. „Zu viele Klamotten. Das müssen wir ändern. Bevor ich sie dir einfach komplett vom Leib reiße“ wurde in sein Ohr geflüstert. Kurz darauf hatte Bela Rod und sich selbst von ihren Oberteilen befreit – endlich spürten sie Haut auf Haut und Rod konnte nicht anders – er krallte sich erneut in Belas Haaren fest und zog ihn zu einem weiteren dieser faszinierend andersartigen Küsse zu sich. Bela ließ sich in die Kissen zurückziehen und Rod ging ganz und gar darin auf, den tätowierten Oberkörper des Anderen mit den Händen zu erkunden, bis er spürte, dass Bela begann, seine Erektion durch beide Hosen hindurch an die Rods zu reiben. Das Gefühl brachte ihn fast um den Verstand. Gott, er wollte mehr, wollte kommen, hart und dreckig und schnell und vor allem völlig anders als mit einer Frau. Als hätte Bela ihn gehört, begann er, sich mit dem Mund abwärts an Rods Hals entlang zu arbeiten und nutzte gleichzeitig seine Hände dazu, Rods Hose und Unterhose ruckartig nach unten zu ziehen. Der grobe Hosenstoff strich aufreizend an Rods um Aufmerksamkeit flehender Erektion entlang, die im nächsten Moment, endlich befreit, schlagartig durch die frische Luft des Zimmers gekühlt wurde. Bela biss ihm in die Brustwarze. Schneller, von Lust durchsetzter Schmerz fuhr durch seinen Körper und erneut hörte er sich selbst aufstöhnen. „Ich will, dass du für mich kommst. Und ich will dich ficken. Aber wenn du nicht bereit dafür bist, dann sag es jetzt, bevor ich nicht mehr aufhören kann...“ Bela sah zu ihm hoch. „Und bitte sei ehrlich. Es ist okay, wenn du nicht willst. Ich liebe dich nicht. Du liebst mich nicht. Es ist nur Sex. Und es gibt auch andere Möglichkeiten, die Lust zu stillen...“ Rod gönnte sich keine Zeit, darüber nachzudenken, dass es weh tun könnte, dass er wohl tagelang nicht gut würde laufen, geschweige denn sitzen können, dass er Bela in der Tat nicht liebte, dass er sich nie als nur im geringsten schwul gesehen hatte. Der Moment war alles, was zählte; der Alkohol, die lustgeladene Absurdität des Moments, Belas stechende Augen, eine fremde und sehr männliche Hand auf seiner frisch befreiten Erektion, während seine eigene Rechte erneut über die allzu offensichtliche Beule in Belas Hose strich. Ja, er brauchte Sex. So dringend, dass ihm keine kohärenten Sätze mehr einfallen wollten. Er drückte sein nach mehr verlangendes, pochendes Glied nach oben, in Belas Hand und stöhnte halb: „Mach.“ Erneut sah er die animalische Lust in Belas Augen aufblitzen, während der Schlagzeuger mit ein einziges Mal mit der Fingerspitze über seine Eichel fuhr und dann, sehr zu Rods Bedauern, die Hand von seiner Erektion nahm. „Okay.“ Bela streifte seine Hose ab und griff nach der Gleitgeltube und der Packung Kondome auf dem Nachttisch. ‚Sehr subtil, das Zeug griffbereit stehen zu haben,’ dachte Rod und hatte es im nächsten Moment schon wieder vergessen, als er Bela nackt vor sich knien sah. Natürlich hatte er den Schlagzeuger schon nackt gesehen – aber nie wie jetzt. Sein tattooverzierter Oberkörper glänzte vor Schweiß, seine Haare hingen ihm in das Gesicht, aus dem ein paar blitzend grüne, vor Wollust verdunkelte Raubtieraugen ihn unverhohlen gierig anguckten – ein Gesamteindruck, zu dem man nicht nein sagen konnte und der durch die ihm entgegenspringende Erektion geradezu unterstrichen wurde. Bela beugte sich nach vorne, küsste ihn erneut und er ertappte sich bei dem Gedanken, alles dafür zu geben, so küssen zu können; hart, hungrig, besitzergreifend, unglaublich erregend. Ein Finger, feucht vom Gleitgel, fuhr seine Pobacken entlang und verschwand, bevor er groß erschrecken konnte, zwischen ihnen und drang, kühl und aufreizend, in ihn ein. „Entspann dich,“ kommandierte Bela, in einer Stimme, die die Mitte hielt zwischen verführerischem Flüstern und scharf ausgestoßenem Befehl und die er, dachte Rod, wohl bei zahlreichen Gelegenheiten ausprobiert und perfektioniert hatte. Im nächsten Moment stöhnte er auf und verspannte sich, als er spürte, wie ein weiterer Finger sich zum ersten gesellte. Es tat nicht weh, aber fühlte sich so fremd an, dass er im ersten Moment nicht wusste, ob er auf der Stelle flüchten oder auf der Stelle kommen sollte. Belas heiseres „Gott, du bist so eng“ und seine Erektion, die gegen seine eigene gedrückt wurde, waren auch nicht sehr hilfreich, und so lag er nur da, ließ es die Eindrücke auf sich einprasseln und hoffte, nur bald endlich kommen zu dürfen, denn sonst würde er sicherlich innerlich platzen. „So ist es besser.“ Er hatte sich wohl doch entspannt, denn ein weiterer Finger drang ohne große Mühe in ihn ein und Bela begann vorsichtig, seine Hand zu bewegen, während die andere über Rods Oberkörper strich und sein Mund einfach nur federleicht über seinen Kiefer strich, ohne ihn zu küssen oder sich zurückzuziehen. „Zieh mir das Gummi über,“ murmelte Bela in sein Ohr, und für einen kurzen Moment fühlte der Chilene sich an den damals für ihn ungeheuer peinlichen Sexualkundeunterricht in der Schule erinnert – er hatte noch nie einem anderen Mann ein Kondom übergerollt und hätte auch nie gedacht, je in die Situation zu kommen. Etwas verlegen grinsend nahm er die Packung und riss sie auf. Belas Finger in ihm stießen zu und eine Welle der Lust schlug über ihm zusammen – jeder Gedanke an Holzpenisse im Biologie-Raum war vergessen und er ließ sich in die Kissen sinken und stöhnte. „Ja, stöhn für mich,“ murmelte Bela, der sich wieder aufgerichtet hatte und eine Faust um seine Erektion geschlossen hatte. Rod, leicht zitternd vor angestauter Lust, beugte sich etwas nach vorne – ein interessantes Gefühl, mit Belas Fingern nach wie vor in ihm – und schloss seine eigene Hand um Belas. „Lass mich das machen,“ sagte er, und genoss das Gefühl der fremden Erektion unter seinen Fingern. Bela nahm seine Hand weg und schaute ihn aus lustverschleierten Augen an, während er selbst probeweise ein paar Mal, erst vorsichtig, dann hart, so wie er es selbst mochte, mit seinen Fingern am Schaft des Anderen entlang und über die Eichel fuhr. Bela stöhnte. „Vorsicht mit deinen Bassisten-Fingerkuppen... sonst komm ich zu früh für uns beide,“ brachte er hervor. Rod beschloss, seine Erkundungen erstmal zu verschieben, und rollte Bela endlich das Kondom über. Gar nicht so schwer – und auch nicht viel anders, als es bei sich selbst zu machen, bis auf die Tatsache, dass sein Gegenüber ihn genüsslich aus halbgeschlossenen Augen anschaute und sich geradezu in seine Hand hinein aufbäumte. Im nächsten Moment spürte Rod Belas Linke auf seiner Schulter, wurde roh in die Kissen zurückgedrückt und spürte, wie die Finger aus ihm hinausglitten. Er war erschrocken, wie sehr er sie sich sofort zurückwünschte. „Ich will dir nicht wehtun... lass es einfach geschehen und vertrau mir,“ sagte Bela, sah ihm kurz in die Augen, hob Rods Beine auf seine Schultern, schob ein zusätzliches Kissen unter seinem Hintern und positionierte sich zwischen seinen Beinen. „Warte. Küss mich.“ Rod schlang die Arme um den von verwuschelten, langen schwarzen Haarsträhnen umrahmten Kopf und zog Bela zu sich herunter, um einen weiteren dieser Küsse auf seinen Lippen zu spüren und sich von dem, was kommen würde, abzulenken. Bela nahm erneut seinen Mund in Besitz und diesmal war seine Zunge nicht das einzige, das in Rod eindrang. Einen Moment lang verschlug es ihm vor Schmerz und Überraschung den Atem. Bela keuchte; Rod spürte, wie seine Hände auf seinen Schultern sich verkrampften und seine Arme zitterten und dachte dankbar, dass der andere sich wohl zurückhielt, allzu schnell zu stark zuzustoßen. Er fühlte sich völlig ausgefüllt; es tat weh und war anders, als alles, was er je beim Sex gespürt hatte. Bela begann jetzt vorsichtig, sich in ihm zu bewegen und der stechende Schmerz begann langsam, sich mit einer ungekannten Gier zu verbinden, bis er das Eine nicht mehr vom Anderen unterscheiden konnte. Er wusste nur, dass die langsamen Stöße ihn um den Verstand brachten; sich langsam aufbauten, ein ums andere Mal in einer plötzlichen, scharfen Spitze der Lust endeten, um dann wieder von vorne zu beginnen. „Mehr,“ flüsterte er, schlang die Beine um Belas schmale Hüften und zog ihn zu seinem weiteren Kuss herab. Bela befolgte die Bitte, und begann, härter und schneller zuzustoßen, während er mit einer Hand zwischen ihre schwitzenden Körper griff, sie um Rods Erektion schloss und leicht in seine Schulter biss. Rod schloss die Augen und gab sich dem Wirbel der Gefühle hin, der allzu schnell zu viel auf einmal für sein vom Sex und Alkohol vernebeltes Gehirn wurde. Belas Stöhnen an seinem Hals, seine pumpende Hand an seinem Glied, sein Gefühl des Ausgefülltseins und die schiere Wahnsinnigkeit dieser ganzen Situation verbanden sich miteinander, bauten aufeinander auf, wurden zu einer riesigen Welle, die über ihm zusammenschwappte. Er bäumte sich auf, zog Bela noch näher an und in sich und sah vor seinen geschlossenen Augen, wie das Universum explodierte. Er ergoss sich mit einem heiseren Keuchen, das in seinen Ohren dröhnte wie ein Schrei, in Belas Hand, und ließ sich in die Kissen zurücksinken, während er die nachfolgenden Wogen seines Orgasmusses genoss und spürte, wie eine bleierne Müdigkeit über ihn fiel. Bela stöhnte auf, stieß noch ein paar Mal zu, krallte sich an ihm fest, atmete immer unregelmäßiger und brach dann stöhnend über ihm zusammen, seinen Kopf an Rods Hals vergraben und murmelte etwas. Halb hörte er es, dieses eine so unscheinbare Wort, und halb halb fühlte er, wie Belas Lippen es an seinem Hals formten, das halb verschluckte, geflüsterte Eingeständnis, das der Drummer in einer Minute sicherlich abstreiten würde, falls Rod auf die dumme Idee käme, danach zu fragen, ob er es wirklich gerade gehört hätte. „Farin.“ Bela sah auf, zog sich aus Rod zurück, der sich urplötzlich, nach diesem Höhepunkt der Gefühle, einsam und leer fühlte, drückte ihm einen schnellen, halbherzigen Kuss auf die Lippen und schaute an ihm vorbei als er sagte: „Danke. Das war sehr schön, ich hab’ das heute gebraucht... wenn du willst, kannst du hier schlafen, das Bett ist ja groß genug.“ Offenbar war Bela nicht klar, dass Rod gehört hatte, was er im Orgasmus-Taumel gemurmelt hatte. Rod fühlte sich ausgelaugt und hatte enormes Mitleid mit der plötzlich so verletzlich scheinenden Gestalt über ihm; dem Rockstar, der immer alles zu bekommen schien, was er wollte – bis auf eines, von dem er, Rod, bis vor drei Minuten nie vermutet hätte, dass das auf Belas Wunschliste stehen könnte. „Schon okay.“ Bela wollte alleine sein, das fühlte er überdeutlich. „Ich glaube, ich geh in mein Zimmer – ich würde gern duschen und muss ja morgen früh auch noch packen. Außerdem hätte ich gerne mein eigenes Bett – mein Hintern tut weh,“ versuchte er sich an einem Scherz, um die Situation zu entschärfen. Bela grinste nur halbherzig; vom vampirischen Verführer mit den kayalunterstrichenen Raubtieraugen war nichts übrig und Rod fragte sich, ob es viele Menschen gab, die den Drummer je so verletzlich gesehen hatten. „Okay. Dann gehe ich jetzt auch duschen... und das Gummi entsorgen.“ Er drückte kurz Rods Hand, immer noch, ohne ihm in die Augen zu sehen, streifte das Kondom ab, stieg vom Bett und drehte sich um, Richtung Badezimmer. Rod, den seine Müdigkeit einzuholen drohte, und der eigentlich nur noch schlafen wollte, statt über diese Situation nachzudenken, zwang sich, sich auch aufzurichten. Er hatte so viel sagen wollen. Dass es unlaublich aufregend gewesen war. Dass er nichts bereute. Dass er dies gerne öfter machen und mehr lernen würde. Dass er nichts dagegen hätte, nur ein karger Ersatz für jemand anderen zu sein, ja der Gedanke sogar einen gewissen Reiz hätte. Dass Sex mit einem Mann für ihn ideal sei, weil er sich nicht verlieben, aber die Notgeilheit befriedigt werden würde. Fehl am Platz und egoistisch, all das. Aber Bela war einer seiner besten Freunde. Er musste etwas sagen. Irgendwas. „Bela...?“ „Ja?“ Der Drummer stand in der Tür zum Badezimmer und drehte sich nur halbherzig um. „Versprich mir, dass sich zwischen uns nichts ändert...“ Bela lächelte traurig und sah ihm endlich in die Augen. Ein ungeheures Geständnis ihrer Freundschaft, dachte der Chilene bei sich, denn dort las er alles, den Schmerz, die Leidenschaft – und die Verletzlichkeit. „Keine Sorge. Danke Rod... gute Nacht.“ Belas aufgesetzt fröhlichen Wörter klangen hohl, aber sein trauriges Lächeln sprach einen Moment lang von ehrlicher Freundschaft, bevor er sich umdrehte und die Badezimmertür hinter sich schloss. Rod seufzte. Seltsam, wie manchmal absolute sexuelle Euphorie von völliger Ernüchterung und einem harten Aufprall abgelöst werden konnte, und das meist, wenn man es am wenigsten erwartete. Er begann, seine Klamotten aufzusammeln und anzuziehen. Er musste unbedingt seinen Zimmerschlüssel finden und hier raus sein, bevor Bela mit dem Duschen fertig war, das war er ihm schuldig. Das – und, dass er ihm nicht zeigen würde, was er gehört hatte – oder meinte, gehört zu haben. Für ihre Freundschaft. .... To Be Continued ... ____:::____ Anmerkungen und Gelaber zu diesem Kapitel Tja, ähm. Ob ich damit jetzt zufrieden bin, ist 'ne gute Frage. Was sagt es eigentlich über mich aus, dass mein bislang mit Abstand längstes Kapitel ausgerechnet das B/R-Pornokapitel (dabei sind doch B/R OTP!!!) ist? (Außer, dass mein junger Herr, der eigentlich zum Dampf ablassen zuständig wäre, in WEIT entfernten Gefilden weilt z.Zt. *hust*) Naja, jedenfalls habe ich jetzt wieder - geringfügig - mehr Zeit, das nächste Kapitel kommt also hoffentlich dieser Tage und wird alle drei endlich zusammen vorkommen lassen. Aus Sicht des armen Farins, was der wohl sagt, wenn Rod kaum laufen (stehen, sitzen, liegen, ...) kann? Vielen Dank erneut an alle, die kommentiert haben, ich freu mich immer tot über Leser - also bitte weiterhin ein paar Zeilen (oder auch nur eine) da lassen, wenn es euch gefallen hat (oder auch nicht oder ihr Kritik habt oder oder oder). Ihr seid super - und jo, ich antworte auch noch einzeln auf euch alle, nur grade nicht - es ist schon wieder kurz vor drei Uhr nachts. Hilfe! Übrigens: ja, es gibt eigentlich auch eine Geschichte, die noch erzählt werden will. Nur kommen mir immer die blödsinnigen Dialoge und Sexszenen dazwischen, die so viel Spaß machen, höhöhö - vielleicht wird das hier ja doch einfach die längste PWP aller Zeiten! Wer braucht schon einen Plot, wenn man drei Ärzte hat, die man schamlos für seine finsteren Zwecke missbrauchen kann...? ;) Ansonsten ist es mal wieder spät (und ich scheine heute bedenklich oft zwischen Klammern zu denken) - von daher wünsche ich mal wieder eine gute Nacht und hoffe, Kapitel 5 wusste zu gefallen, auch wenn es anders ist, als die anderen. Kapitel 6: Kapitel 5 - Zu Weit gegangen? (Non-Adult-Version) ------------------------------------------------------------ Kapitel 5 - Zu weit gegangen? - Rod - Non-Adult-Version Rod wusste nicht, ob er es zu weit getrieben hatte, ob Bela überhaupt ernsthaft auf eine Reaktion von ihm aus gewesen war, als er ihn so offensichtlich angemacht hatte. Das alles war ihm auch ziemlich egal. Er wollte genau dies hier; die fast schon animalische Nähe des Schlagzeugers, die grünen Augen, die ihn festhielten und alles um ihn herum vergessen ließen. Wozu das führen würde, wusste er nicht – er hatte nur eine rein theoretische Vorstellung von Sex unter Männern und hatte keine Ahnung, wie weit Bela gehen würde, aber gerade brauchte er etwas, das so völlig anders war als Steffi, seine Ex, an die er nun wirklich nicht denken wollte. Bela machte es ihm leicht. Gerade, als die Gedanken ihn einzuholen drohten, sah er Einverständnis in den Augen des Drummers aufblitzen und im nächsten Moment spürte er ein paar harte Lippen grob auf den seinen, und eine Zunge, die ungeduldig um Einlass bat. Ein letzter Blick in diese hypnotisierenden grünen Augen – er hatte wirklich keine Ahnung, wie Bela es anstellte, ohne offensichtliche Anstrengung so viel in seinen Blick zu legen. Ungestillten Hunger sah er dort, raue Lust, aber auch eine unausgesprochene Bitte, die er in sich selbst wieder zu erkennen meinte. Rod schloss seine Augen, ließ sich nach hinten in die Kissen fallen, zog den auf ihm hockenden Kleineren mit sich und öffnete sich dem Kuss, ohne Bela die offensichtliche Vorherrschaft nehmen zu wollen. Rod schmeckte Rauch und Jack Daniel’s – eine Mischung, die er von sich selbst kannte, die in seinem Gegenüber aber wild und aufregend schmeckte. Er meinte, noch einen weiteren, ihm unbekannten Geschmack auf der Zunge zu spüren. Unausgesprochene, krude Gier; ein Versprechen von Sex und momentanem Vergessen vielleicht. Im nächsten Moment war es vorbei – Bela zog sich zurück und schaute Rod aus funkelnden Augen an. „Ist es das, was du willst?“ fragte er, die Stimme soweit gesenkt, dass sie nicht mehr als ein heiseres Flüstern war. Rods rechte Hand, die nach wie vor auf Belas Hintern ruhte, wanderte nach oben, um sich schließlich in Belas zerzausten schwarzen Haaren zu vergraben, und er lehnte sich nach vorne, in der Absicht, den Kuss wieder aufzunehmen. „Ja.“ „Bist du sicher? Vielleicht willst du ja lieber etwas anderes...“ fuhr Bela mit derselben Stimme fort und ließ eine Hand unter Rods Shirt verschwinden, die schnell den Weg zu seinem Oberkörper fand und langsam begann, Kreise um seine linke Brustwarze zu ziehen. Belas Fingerkuppen waren weich, viel weicher als seine eigenen Bassistenkuppen, dafür waren die Handflächen des Schlagzeugers trocken und schwielig und in Verbindung mit den zahlreichen Lederarmbändern, die über Rods Körper streiften, brachten sie ihn innerhalb kürzester Zeit fast um den Verstand. „Ein bisschen Vorspiel vielleicht...?“ Die andere Hand derweil begann geschickt, Rods Gürtel, zu öffnen, während dieser selbst den seltsamen Impuls unterdrücken musste, sich zu kneifen, um festzustellen, ob er nicht doch schon eingeschlafen war und einen bizarren, lustüberladenen Traum erlebte. „...Oder sollen wir doch gleich zum Hauptgang kommen?“ Rod stöhnte auf – vor Überraschung und, weil er mittlerweile, wie er sich eingestehen musste, wirklich geil war, egal, wie die Konsequenzen für ihn oder Bela am nächsten Morgen aussehen mochten. Von seinem eigenen Mut überrascht, legte er die Hände auf Belas Gürtel und begann, ihn und die darunter liegende Hose schnell und nicht gerade zimperlich zu öffnen. „Schnell und dreckig also? Genau mein Geschmack.“ Er wurde hochgezogen, Bela küsste ihn erneut, kurz und hart, und begann dann, sein Shirt auszuziehen. „Zu viele Klamotten. Das müssen wir ändern. Bevor ich sie dir einfach komplett vom Leib reiße“ wurde in sein Ohr geflüstert. Kurz darauf hatte Bela Rod und sich selbst von ihren Oberteilen befreit – endlich spürten sie Haut auf Haut und Rod konnte nicht anders – er krallte sich erneut in Belas Haaren fest und zog ihn zu einem weiteren dieser faszinierend andersartigen Küsse zu sich. Bela ließ sich in die Kissen zurückziehen und Rod ging ganz und gar darin auf, den tätowierten Oberkörper des Anderen mit den Händen zu erkunden, bis er spürte, dass ihnen beiden das nicht mehr reichte. Bela biss ihm in die Brustwarze. Schneller, von Lust durchsetzter Schmerz fuhr durch seinen Körper und erneut hörte er sich selbst aufstöhnen. „Ich will, dass du für mich kommst. Und ich will dich ficken. Aber wenn du nicht bereit dafür bist, dann sag es jetzt, bevor ich nicht mehr aufhören kann...“ Bela sah zu ihm hoch. „Und bitte sei ehrlich. Es ist okay, wenn du nicht willst. Ich liebe dich nicht. Du liebst mich nicht. Es ist nur Sex. Und es gibt auch andere Möglichkeiten, die Lust zu stillen...“ Rod gönnte sich keine Zeit, darüber nachzudenken, dass es weh tun könnte, dass er wohl tagelang nicht gut würde laufen, geschweige denn sitzen können, dass er Bela in der Tat nicht liebte, dass er sich nie als nur im geringsten schwul gesehen hatte. Der Moment war alles, was zählte; der Alkohol, die lustgeladene Absurdität des Augenblicks, Belas stechende Augen. Ja, er brauchte das jetzt. So dringend, dass ihm keine kohärenten Sätze mehr einfallen wollten. „Mach,“ murmelte er. „Okay.“ Bela streifte seine Hose ab und griff nach der Gleitgeltube und der Packung Kondome auf dem Nachttisch. ‚Sehr subtil, das Zeug griffbereit stehen zu haben,’ dachte Rod und hatte es im nächsten Moment schon wieder vergessen. Sex mit einem Mann war völlig anders, als er sich hätte ausmalen können – und besser, viel besser. Er schloss die Augen und gab sich dem Wirbel der Gefühle hin, der allzu schnell zu viel auf einmal für sein vom Sex und Alkohol vernebeltes Gehirn wurde. Belas Stöhnen an seinem Hals und die schiere Wahnsinnigkeit dieser ganzen Situation verbanden sich miteinander, bauten aufeinander auf, wurden zu einer riesigen Welle, die über ihm zusammenschwappte. Er bäumte sich auf, zog Bela noch näher und sah vor seinen geschlossenen Augen, wie das Universum explodierte. Mit einem heiseren Keuchen, das in seinen Ohren wie ein Schrei wiederhallte, kam er und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Bela atmete derweil immer unregelmäßiger und brach dann stöhnend über ihm zusammen, seinen Kopf an Rods Hals vergraben und murmelte etwas. Halb hörte er es, dieses eine so unscheinbare Wort, und halb fühlte er, wie Belas Lippen es an seinem Hals formten, das fast verschluckte, geflüsterte Eingeständnis, das der Drummer in einer Minute sicherlich abstreiten würde, falls Rod auf die dumme Idee käme, danach zu fragen, ob er es wirklich gerade gehört hätte. „Farin.“ Bela sah auf, zog sich zurück, drückte ihm einen schnellen, halbherzigen Kuss auf die Lippen und schaute an ihm vorbei als er sagte: „Danke. Das war sehr schön, ich hab’ das heute gebraucht... wenn du willst, kannst du hier schlafen, das Bett ist ja groß genug.“ Offenbar war Bela nicht klar, dass Rod gehört hatte, was er im Orgasmus-Taumel gemurmelt hatte. Rod fühlte sich schlagartig ausgelaugt – und hatte enormes Mitleid mit der plötzlich so verletzlich scheinenden Gestalt über ihm; dem Rockstar, der immer alles zu bekommen schien, was er wollte – bis auf eines, von dem er, Rod, bis vor drei Minuten nie vermutet hätte, dass das auf Belas Wunschliste stehen könnte. „Schon okay.“ Bela wollte alleine sein, das fühlte er überdeutlich. „Ich glaube, ich geh in mein Zimmer – ich würde gern duschen und muss ja morgen früh auch noch packen. Außerdem hätte ich gerne mein eigenes Bett – mein Hintern tut weh,“ versuchte er sich an einem Scherz, um die Situation zu entschärfen. Bela grinste nur halbherzig; vom vampirischen Verführer mit den kayalunterstrichenen Raubtieraugen war nichts übrig und Rod fragte sich, ob es viele Menschen gab, die den Drummer je so verletzlich gesehen hatten. „Okay. Dann gehe ich jetzt auch duschen... und das Gummi entsorgen.“ Er drückte kurz Rods Hand, immer noch, ohne ihm in die Augen zu sehen, stieg vom Bett und drehte sich um, Richtung Badezimmer. Rod, den seine Müdigkeit einzuholen drohte, und der eigentlich nur noch schlafen wollte, statt über diese Situation nachzudenken, zwang sich, sich auch aufzurichten. Er hatte so viel sagen wollen. Dass es unglaublich aufregend gewesen war. Dass er nichts bereute. Dass er dies gerne öfter machen und mehr lernen würde. Dass er nichts dagegen hätte, nur ein karger Ersatz für jemand anderen zu sein, ja der Gedanke sogar einen gewissen Reiz hätte. Dass Sex mit einem Mann für ihn ideal sei, weil er sich nicht verlieben, aber die Notgeilheit befriedigt werden würde. Fehl am Platz und egoistisch, all das. Aber Bela war einer seiner besten Freunde. Er musste etwas sagen. Irgendwas. „Bela...?“ „Ja?“ Der Drummer stand in der Tür zum Badezimmer und drehte sich nur halbherzig um. „Versprich mir, dass sich zwischen uns nichts ändert...“ Bela lächelte traurig und sah ihm endlich in die Augen. Ein ungeheures Geständnis ihrer Freundschaft, dachte der Chilene bei sich, denn dort las er alles, den Schmerz, die Leidenschaft – und die Verletzlichkeit. „Keine Sorge. Danke Rod... gute Nacht.“ Belas aufgesetzt fröhlichen Wörter klangen hohl, aber sein trauriges Lächeln sprach einen Moment lang von ehrlicher Freundschaft, bevor er sich umdrehte und die Badezimmertür hinter sich schloss. Rod seufzte. Seltsam, wie manchmal absolute sexuelle Euphorie von völliger Ernüchterung und einem harten Aufprall abgelöst werden konnte, und das meist, wenn man es am wenigsten erwartete. Er begann, seine Klamotten aufzusammeln und anzuziehen. Er musste unbedingt seinen Zimmerschlüssel finden und hier raus sein, bevor Bela mit dem Duschen fertig war, das war er ihm schuldig. Das – und, dass er ihm nicht zeigen würde, was er gehört hatte – oder meinte, gehört zu haben. Für ihre Freundschaft. .... To Be Continued ... --- Soo, bitte schön - der Vollständigkeit halber, und für alle, die noch keine 18 sind, hier die stark zusammengekürzte, (diesmal hoffentlich wirklich) Non-Adult-Version von Kapitel 5. Keine Sorge - ihr verpasst nur diverse Streicheleinheiten und Co - charaktertechnisch ist auch in obenstehender Version alles drinnen. Und ja, ich bin auch von mir erschrocken, dass mein erstes (von mir selbst so betiteltes) "Pornokapitel" ausgerechnet B/R betrifft, herrje... ;) Aber keine Sorge - der gute FU kommt nächstes Kapitel wieder vor; live und in Farbe. Danke für alle Kommis bis hierher - über mehr freu ich mich immer! XD Kapitel 7: (6) Doppelkopf vs. Pferdequartett: unentschieden ----------------------------------------------------------- Kapitel 6 – Doppelkopf vs. Pferdequartett: unentschieden. - Farin - Er öffnete die Augen. Durch eine Lücke in den Gardinen fiel ein Sonnenstrahl genau in sein Gesicht, davon war er wohl aufgewacht. Er hörte keine singenden Vögel; dafür war das Hotel-Doppelglas zu dick und er fragte sich kurzzeitig zynisch, ob das Management des Hotels die Zimmer schalldicht gestaltete, um Lärm von draußen abzudämmen oder ob es doch darum ging, jegliche Skandälchen strikt innerhalb der Mauern des eigenen Hauses zu behalten, schließlich hatten auch teure Hotels einen Ruf zu verlieren. So oder so bezweifelte er, dass er zwitschernde Vögel gehört hätte, wenn die Fenster dünner gewesen wären, schließlich befanden sie sich mitten in der Oberhausener Innenstadt und draußen gab es wohl allenfalls scheißende Tauben, statt lustig zwitschernder Finken und Eichelhäher. Draußen schien – ob Vögel oder nicht – ein unverschämt schöner Maitag heranzureifen und Farin beschloss, dass, obwohl er streng genommen noch im Bett lag und gerade erst aufgewacht war, er bereits jetzt mit dem falschen Fuß aufgestanden war. „Scheiß Wetter,“ murmelte er zynisch und beschloss, erst einmal joggen zu gehen, schließlich war es erst halb neun, wie er nach einem Blick auf seine Uhr feststellte, und der Bus sollte erst gegen eins Richtung Münster losfahren. Frühstück war sowieso überbewertet und er brauchte den körperlichen Ausgleich um seine sprichwörtliche gute Laune wieder zu finden. Zweieinhalb Stunden später verließ er zum zweiten Mal an diesem Tage – allerdings diesmal deutlich besser gelaunt und frisch geduscht – sein Hotelzimmer. Er war im schönen Kaisergarten joggen gewesen, hatte echte Vögel zwitschern gehört und hatte beschlossen, dass das Konzert heute Abend sicher grandios werden würde, wie immer auf dieser Tour. Und morgen stand erstmal ein Off-Tag an, den würde er sich sicher irgendwo im Ruhrpott vertreiben können, fernab von pimpernden Bandgenossen und sonstigen Ärgernissen. Mit seinem Tour-Rucksack auf dem Rücken und seinem Buch in der Hand trat er hinter das Hotel, wo der Tourbus schon wartete. Rod lehnte an selbigem und rauchte eine Zigarette, während Bela nirgends zu sehen war, das war ihm aber ganz recht so. „Morgen Farin. Alles klar?“ Rod wirkte eigentlich wie immer. Zumal er alleine – ohne Bela – herumstand. Vielleicht war das, was er gesehen hatte, ja doch weniger als er im ersten Moment gedacht hatte. Moment. Er hatte sich geschworen, da heute nicht mehr dran zu denken. „Hey Rod. Aber immer. War grade joggen, wer hätte gedacht, dass der Pott bei Sonnenschein so aufgewertet wird?“ Rod grinste und schmiss seinen runtergerauchten Zigarettenstummel weg. „Da sagst du was. Ich bin trotzdem froh, heut Abend woanders zu spielen, so langsam ging mir die Halle hier auf den Keks. Apropos, hast du Bela heute schon gesehen? Vielleicht sollte ihn mal jemand wecken gehen.“ „Jo, mach du.“ Farin gab sich Mühe, möglichst unbeteiligt dreinzuschauen – und war der Meinung, dass ihm das recht gut gelang, schließlich hatte er jahrelange Übung darin. „Ich les’ derweil mal hier draußen weiter. Sag an, wenn’s losgeht.“ „Immer ich“, grummelte Rod – wohl eher aus Gewohnheit als weil er wirklich genervt wäre, schätzte Farin, und machte es sich mit seinem Buch auf dem imposanten Springbrunnen bequem, der eine gute Sitzgelegenheit bot, ansonsten aber eher protzig und fehl am Platz wirkte, hier an der Hinterausfahrt des Hotels. Eine gute Stunde später saßen alle drei, zusammen mit ein paar schlafenden Crew-Mitgliedern, im Tourbus und hatten Oberhausen hinter sich gelassen. Bela, der ebenfalls alles andere als wach wirkte, hatte sich mit einem Comic auf eine Bank hinten im Bus verzogen und vorhin mit Müh und Not ein „Morgen“ in Farins Richtung genuschelt. Kein besonders ungewöhnliches Verhalten für den Schlagzeuger; bevor der Nachmittag anfing war in den seltensten Fällen was mit ihm anzufangen. Rod und Farin selbst derweil saßen weiter vorne im Bus an einem Tisch und spielten Karten. Genauer gesagt praktizierten sie eine irre Mischung aus Doppelkopf – zu zweit, - Pferdequartett - Rod hatte das Deck von einem leicht irren weiblichen Fan geschenkt bekommen und es war der Running Gag der Tour, dass die Karten ständig überall auftauchten - und selbsterfundenen Regeln, wie sie ihnen gerade passten. „So, mein Hannoveraner mit Stockmaß 1,60 plus Herzbube schlägt deine Dulle mit der Caro Zehn doch locker!“ „Na schön, das ist dein Stich, aber dann komm ich ’raus!“ „Dann mach!“ „Ha! Ich biete meinen Caro Fuchs und ein Nordschwedisches Kaltblut, komm da mal drüber! Das ist ein echtes Schwergewicht, so wie der aussieht.“ „Nix. Der hat doch lauter Haarfransen im Gesicht und sieht gar nichts, erinnert mich irgendwie an Bela. Den stech’ ich doch mit meiner Kreuzdame und dem Shetlandpony locker aus!“ Sie guckten sich an und prusteten los, so laut, dass Bela von hinten protestierend rief, sie sollten doch mal Rücksicht auf seinen schmerzenden Kopf nehmen und Rod zurückrief, er solle sich nicht so anstellen, schließlich habe er selbst am Vorabend viel mehr getrunken als Bela. Der kam den Mittelgang entlanggelaufen, ließ sich neben Farin auf die Bank fallen und schien auf einmal deutlich munterer. „Farin, du hältst doch zu mir, oder? Der Jungspund da soll mal die Klappe halten. Der weiß doch gar nicht, wie es ist, einen ordentlichen Kater zu haben.“ Bela kuschelte sich an Farins Schulter, der sich genau eine Sekunde lang erlaubte, die Berührung zu genießen, bis er Bela spielerisch wegstieß. „Ich auch nicht, mein Lieber, du erinnerst dich?“ „Trotzdem, ein bisschen Respekt vor meinem Alter und meiner Weisheit könntet ihr ruhig an den Tag legen.“ Belas überzogen affektierte Sprechweise hätte Bono zur Ehre gereicht. „Weisheit? Welche Weisheit denn?“ kam es spöttisch von Rod. „Hmpf! Mit euch rede ich nicht mehr!“ Bela tat, als wäre er völlig entsetzt, musste aber selbst zu sehr grinsen, als dass es geklappt hätte. Touralltag. Farin liebte ihn einfach. Der Hirnschwund pustete seinen Kopf frei, er musste nicht nachdenken, stand jeden Abend vor tausenden von Menschen, die alles, was sie drei an Blödsinn abließen, bedingungslos abfeierten und obendrein wurden sie auch noch reich dabei. Verdammt, was hatte er sich damals eigentlich gedacht, als er ernsthafte Musik machen wollte? Ernsthaftigkeit als Lebensziel war eindeutig überschätzt, beschloss er, während er in das herzhafte Lachen seiner Bandgenossen einstimmte. .... To Be Continued ... ____:::____ Anmerkungen Sorry - schon wieder ist eine ganze Zeit in's Land gezogen, bevor ich tatsächlich das neueste Kapitel geschrieben, gelöscht, neu angefangen, wild rumeditiert und schließlich - jetzt! - hochgeladen habe. Und dann ist es auch noch so kurz und eigentlich passiert gar nichts. Sorry! Es wollte selbst so kurz bleiben - ich habe versucht, es nach dem letzten Satz noch weiterzuführen, aber das fühlte sich falsch an - daher also nur diese knapp zwei Seiten in Word. Dafür ist Kapitel 7 schon angefangen - vielleicht schaff ich's ja diesmal, tatsächlich schnell damit fertig zu werden, wer weiß? Immerhin kann man sich damit toll vor Uniarbeit drücken... XD Dank gebührt auch diesmal wieder allen, die bislang kommentiert haben - DANKE Leute, ihr seid toll und ich freu mich wie blöd über das viele nette Lob!! Weitere Kommentare sind natürlich seeehr Willkommen. ;) Kapitel 8: (7) Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht -------------------------------------------------------- Kapitel 7 – Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht - Bela - Bela war im Laufe des Tages ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Rod hatte Wort gehalten und war nicht anders als sonst zu ihm und Farin schien gut drauf wie eh und je, obwohl man das bei ihm ja nie hundertprozentig sicher wissen konnte. Er freute sich auf den Gig am Abend – bis dahin waren noch zwei Stunden Zeit, sie hatten ihre Sachen schon im Hotel abgeladen, der Soundcheck war gerade zu Ende und jetzt saßen sie im Backstage, mit ein paar Snacks, die die RGFler ihnen vorsorglich hingestellt hatten. Farin führte sich ein Lachs-Schnittchen zu Gemüte und er selbst hatte ein Bier in der Hand, während Rod ausnahmsweise nicht rauchte - Farin hatte sie gebeten, es wenigstens zu lassen, so lange er am essen war - sondern sich an der Anlage in der Ecke zu schaffen machte. „Oi!“ Belas gute Laune bekam schlagartig einen Dämpfer, als er hörte, was Rod da an Musik eingelegt hatte. Das Best Of der Smiths, schon wieder. Er wusste ja, dass der Bassist nie lange ohne Beschallung konnte – und dass er und Farin beide große Morrissey- und Marr-Fans waren, aber er selbst konnte mit dieser Depri-Musik einfach nichts anfangen, zumal sie bei weitem nicht zum ersten Mal auf dieser Tour lief. „Willst du nicht gleich Messer verteilen, damit wir uns besser die Arme aufschlitzen können?“ knurrte er grummelig. Farin legte sein Sandwich weg und stand unvermittelt breit grinsend vor ihm. „Quatsch. Das sind die Hymnen unserer Jugend. Man muss sie sich nur fröhlich machen. Tanzen?“ „Nichts da,“ begann Bela, war im nächsten Moment aber schon auf seine Füße gezogen worden und spürte Farins Rechte auf seiner Hüfte, während seine eigene Hand – Bierflasche inklusive – von Farins Linker umschlossen wurde. Verdammt, warum nur konnte er diesen ständig je nach Laune und Lichteinfall die Farbe wechselnden Augen, von denen er nie genug bekam, und dem blöden Grinsen nichts abschlagen, fragte er sich verwirrt, während er von einem absichtlich schief singenden Farin durch die Gegend gewirbelt wurde. „You shut your mouth how can you say I go about things the wrong way I am human and I need to be loved just like everybody else does“ Farin tanzte viel wilder, als der Takt des eigentlich ruhigen „How soon is now?“ es erlaubte, Rod stand lachend daneben und feuerte sie klatschend an, Bela ließ sich mitschleifen und fragte sich, wie zum Henker das jetzt schon wieder passiert war – und hoffte imständig, dass Farin ihn nicht noch näher ziehen würde, denn dann würde er sicherlich wahlweise über ihn herfallen oder sich wie ein dummer Teenager benehmen, ganz und gar passend zum Liedtext. Bevor es dazu kommen konnte, war das Lied vorbei und die beiden standen sich leicht atemlos gegenüber, mussten dann aber doch lachen. Bis der nächste Song begann. Hand in glove the sun shines out of our behinds No it's NOT like any other love this one's different because it's us! Verdammt. Er hasste romantische Liebeslieder, immer schon, auch wenn sie von Gitarrengöttern stammten und obendrein noch auf Farin und ihn zugeschnitten zu sein schienen. Und jetzt... jetzt stand die Zeit still und er versank in Farins heute grünblau glänzenden Augen, während er nach wie vor dessen warme Hand auf seiner eigenen spürte, im scharfen Kontrast zu der kühlen Bierflasche, die den Platz zwischen ihrer beiden Hände einnahm. Er könnte schwören, dass Farin seinen Blick festhielt, dasselbe fühlte wie er, sich in diesem einen, perfekt scheinenden, Augenblick verlor. Dann war es vorbei. Die Tür flog auf und einer der örtlichen VIP-Betreuer kam herein. „So, die Garderoben wären jetzt fertig. Sorry nochmal, dass es so lange gedauert hat.“ Bela zwang sich selbst zu einem Lachen, ließ Farin los, gab ihm einen Klaps auf den Po und tönte: „nicht schlecht, Ihr Tanzstil, Herr Urlaub. Aber das nächste Mal sind Sie gefälligst die Frau! Und jetzt ab, umziehen, huschhusch, in’s Kleidchen!“ Witze reißen, partyschwul spielen, das konnte er, dann wusste er, woran er war. Farin grinste zurück. „Glaub mir, mich im Kleid kannst du gar nicht bezahlen. Aber deine Haare musst du gleich mal richten gehen, Fräulein Felsenheimer, sonst sitzt die Frisur nachher auf der Bühne nicht.“ Der Moment, falls er ihn sich nicht sowieso nur eingebildet hatte und falls er überhaupt irgendwas bedeutete, war endgültig verflogen, abgelöst von den üblichen Witzeleien auf Tour. Bela verkniff sich einen Seufzer – gut, dass das Konzert bald anfangen würde, dann würde sein Hirn freigepustet werden. Sie setzten sich wieder um den Tisch, sprachen die Setlist durch, aßen ein paar zusätzliche Schnittchen und verschwanden dann in ihre Garderoben – ein ungewohnter Luxus, dass jeder eine eigene hatte – um sich umzuziehen und sich an die langwierige Toupiererei für die Bühne zu machen. Zwei Stunden später war das Konzert in vollem Gange. Inmitten von Trash-Ansagen, Blödeleien, endlosen Verspielern, Zerschmettern diverser Sticks und scherzhafter Flirterei mit sowohl der ersten Reihe, einem sich schamlos ausziehenden Mädel auf den Schultern ihres anscheinend wenig begeisterten Freundes und natürlich Rod und Farin vergaß er seine Grübeleien schnell und fühlte sich eine Zeit lang, wie so oft, wenn er auf der Bühne stand, besser als Gott. Gut, das mochte auch an den unzähligen Beck’s, die er bislang vernichtet hatte – er war nach wie vor fasziniert, dass ihm hier in Münster Beck’s als „lokales Bier“ hingestellt worden war – liegen. Oder daran, dass Farin mehr als sonst auf seine Flirtereien einzugehen schien. Vermutlich war letzteres allerdings sowieso Einbildung – und selbst wenn nicht, er konnte und wollte nicht riskieren, noch einmal so sehr verletzt zu werden wie zur Ärzte-Trennung vor sechs Jahren. Also dachte er nicht weiter über den ollen Blonden nach, sondern berauschte sich an den Fanmassen, am Alkohol, an den kreischenden Mädels und überlegte sich, nachher mal wieder auf seinen guten alten Kumpel, das Speed zurückzugreifen. Am folgenden Tag war schließlich Samstag, und ein Offtag obendrein, da galt es, die Nacht zu nutzen, mit Drogen, Sex, Alkohol; allem, was seine Stimmung auf ihrem momentanen Niveau halten konnte. Nach „Ekelpack“ passierte es. Er stand gerade bei Rod und wollte eine Ansage zu „Schwanz ab“ bringen, als eine BOLD auf die Bühne flog. Angeekelt rümpfte er die Nase und hob sie auf. „Hey, Farin, guck mal, die glauben, dass wir auf faschistoide Alex-Spinger-Blättchen stehen. Oder vielleicht, dass wir für echte Zeitungen nicht gut genug lesen können,“ sagte er in’s Mikro, während er die Überschriften überflog. Dann fiel sein Auge auf einen Artikel auf der allerletzten Seite. Exklusiv: „Ich hatte Sex mit Farin Urlaub!“ Kathrin (24) wollte schon immer mit einem Rockstar das Bett teilen. prangte da. Daneben ein Oben-Ohne-Foto der Rothaarigen aus der Oberhausener Hotelbar. Drunter hatte jemand mit schwarzem Edding „Die blöde Schlampe! Wir lieben Euch trotzdem!“ geschrieben. Ach du Scheiße. Das sollte Farin bloß nicht jetzt zu sehen kriegen, besser im privaten Rahmen, nach dem Auftritt, möglichst, nachdem die Konzert-Euphorie etwas verklungen war. „Die nehmen wir nachher zum Wichsen,“ witzelte er schnell, verstaute das Blatt hinter dem Schlagzeug und hoffte, dass Farin nicht darauf zurückkommen und diejenigen, die das Ding geschmissen hatten, nichts weiteres dazu auf die Bühne befördern oder irgendwelche Sprechchöre in Umlauf bringen würden. Er hatte Glück – Farin entgegnete nur ein „Du vielleicht, ich wichse für gewöhnlich auf höherem Niveau!“ - „Ja, ich weiß, zu Kant und Nietzsche; ich hör dich doch jeden Abend!“ konterte er, jetzt doch wieder grinsend. „A propos Niveau, wie wär’s, wenn wir endlich ‚Schwanz ab’ spielen?“ Farin gehorchte und stimmte das Lied an. Puh - die Situation war umschifft und die Fans brüllten zwar alles Mögliche, aber nichts irgendwie verfängliches, soweit er heraushörte. Sie blieben in super Spiellaune, endeten mit Geschwisterliebe und „Ist das Alles,“ verabschiedeten sich überschwänglich vom Münsteraner Publikum, stolperten von der Bühne, lagen sich glücklich über ein weiteres tolles Konzert in den Armen, gaben heute zum Glück keine Autogramme und fuhren schließlich gemeinsam in das Hotel. Wieder einmal fanden sie sich zu dritt im Hotelflur wieder; jeder vor seiner eigenen Zimmertür. „So Jungs, ich weiß nicht, was ihr jetzt macht, aber ich geh erstmal duschen.“ Bela schaute in die Runde. „Jepp, gute Idee. Machen wir nachher noch was? Morgen ist schließlich Off-Tag.“ Rod guckte die anderen beiden erwartungsvoll an. „Hm, gute Frage. Ich weiß noch nicht, vielleicht treff ich mich noch mit nem Mädel oder lass es heut ruhig angehen.“ Bela wollte zunächst den Schund-Artikel lesen, bevor er eine Entscheidung über den weiteren Verlauf des Abends traf, aber das konnte er den beiden ja schwer sagen. „DU willst nicht mehr weggehen? Vor einem Offtag?“ Farin guckte wie vom Donner gerührt. „Mja, wie gesagt, mal sehen. Lass erstmal duschen, wir können uns dann ja in einer Stunde in der Lobby treffen, was meint ihr?“ „Okay. Machen wir so.“ Rod kramte nach seinem Schlüssel und schloss seine Tür auf. „Viel Spaß beim Duschen Jungs.“ Farin drehte sich um und wollte ebenfalls in seinem Zimmer verschwinden. „Vergesst nicht, beim Wichsen an mich zu denken.“ Bela hätte schwören können, dass er Farin zusammenzucken sah. Aber warum sollte er? Der war doch viel schlimmere Sprüche von ihm gewöhnt. „Bis nachher dann!“ „Jepp.“ „Bis denn.“ Schulterzuckend betrat er sein Zimmer, schmiss die BOLD, die er vorhin, bevor sie losgefahren waren, eingesteckt hatte, auf sein Bett und ging erst einmal duschen. Mit einem nur geringfügig klarerem Kopf, dafür aber wenigstens nicht mehr durchgeschwitzt, betrat er zehn Minuten später wieder sein Zimmer, zog wahllos ein Shirt, ein Paar Socken, eine Boxershorts und eine Jeans aus seiner Tasche - nach aufstylen war ihm gerade nun wirklich nicht - und zog sich an. Dann setzte er sich aufs Bett und nahm das Käseblatt zur Hand, während er sich wünschte, die RAF wäre noch aktiv und würde mal wieder deren Redaktion in Brand stecken. Exklusiv: „Ich hatte Sex mit Farin Urlaub!“ Kahtrin (24) wollte schon immer mit einem Rockstar das Bett teilen. Oberhausen – Kathrin, Kellnerin und Model, hat etwas erlebt, wovon Tausende nur träumen: sie teilte das Bett mit Farin Urlaub (30), Frontmann der Berliner Band „Die Ärzte.“ Jetzt erzählt sie in BOLD: „Ich war schon immer großer Ärzte-Fan. Leider mußte ich beide Abende, an denen die Rockband in Oberhausen spielte, arbeiten. Was ich nicht wußte, war, daß die Bandmitglieder in dem Hotel, in dem ich als Kellnerin jobbe, absteigen würden. Nichtsvermutend stand ich vorgestern gegen 24.00 Uhr an der Bar, als Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo González hereinkamen und bei mir Jack Daniels bestellten. Es dauerte nicht lange, bis die anderen weiterzogen und Farin sich zu mir an die Theke setzte.“ Die beiden stießen an, kamen ins Gespräch, dann lud der Star die hübsche Rothaarige, die es dank ihres verführerischen Lächelns und der schlanken Figur gewohnt ist, Männerblicke auf sich zu ziehen, ein, mit zu ihm aufs Zimmer zu kommen. „Natürlich habe ich ja gesagt, so ein Angebot lehnt man ja nicht ab! Außerdem hatte ich von meinem Chef die Erlaubnis, früher Schluß zu machen, wenn niemand mehr da sein sollte, und Farin war der letzte Gast. Ich schloß ab und wir fuhren gemeinsam im Fahrstuhl nach oben zu seiner Suite. Dort setzten wir uns auf sein Bett, kuschelten uns aneinander und unterhielten uns über die Tour, seine Fans und das Rockstarleben. Er hat mir viele private Dinge verraten, während wir uns näherkamen.“ Kathrin lächelt, mehr möchte sie nicht über ihre Gespräche mit Farin Urlaub sagen. „Das ist privat,“ sagt sie. „Im Bett war er sehr zärtlich. Er küßte mich, fragte, wie ich es gerne hätte und wir liebten uns in dieser Nacht drei Mal. Am schönsten war es, als ich oben war, da konnte ich ihn am besten spüren, denn er ist recht gut bestückt. Er war einfühlsam und trotzdem wild. Wie ich es mir immer mit einem Rockstar vorgestellt hatte, nur besser.“ Gegen Morgengrauen schließlich verließ Kathrin das Hotelzimmer des Stars, da sie am nächsten Morgen einen Fototermin hatte. „Eine heiße Nacht mit einem Rockstar war schon ein Teenie-Traum von mir,“ gibt sie lachend zu. „Farin hat sich meine Nummer aufgeschrieben, ich hoffe, er meldet sich. Ich habe schon das Gefühl, daß da mehr war, als nur diese eine Nacht.“ Denn: als sie gehen mußte, bat er sie ganz romantisch, noch bei ihm zu bleiben. „Das nächste Mal bestimmt,“ versprach sie ihm. Scheiße. Diese dumme kleine Schlampe, was erlaubte die sich eigentlich? Bela war sich unsicher, ob er lachen oder wütend sein sollte. War ja klar, dass so etwas früher oder später irgendwo gedruckt würde, allerdings hatte er bislang immer damit gerechnet, dass er derjenige sein würde, dem so etwas passieren würde, nicht Saubermann Farin, dem sein Privatleben über alles ging – was er eigentlich auch allen Groupies vorher sagte. Die meisten waren auch schlau genug, sich dran zu halten, aber diese scheinbar nicht. Nachdenklich zündete er sich eine Zigarette an und begann, im Kopf verschiedene Szenarien durchzuspielen, wie er ihm das hier am besten sagen könnte. .... To Be Continued ... ____:::____ Anmerkungen So, jetzt kommt mal ein bisschen Bewegung in die Story. Natürlich beruhen der BOLD-Bericht und die Konzert-Ansagen in Münster nicht auf der Wahrheit, sondern sind von mir erfunden. Aber, um die Authentizität zu wahren, habe ich den "Artikel" tatsächlich in alter Rechtschreibung geschrieben - na, wem ist's aufgefallen? Der oder die bekommt einen Keks! ;) Edit: nichts gegen Leute, die Kathrin heißen - sorry, war der erste Name, der mir einfiel... *g* Ansonsten ist Kapitel 8 tatsächlich auch schon fertig (ich war in Schreiblaune heute Nacht...), aber mit dem Posten warte ich noch ein bisschen. ICH und scharf auf Kommentare? NIE!! Aber ich freu mich natürlich trotzdem, wenn ihr welche schreibt, höhö. Übrigens: Disclaimer: Ähnlichkeiten der BOLD mit den Namen gewisser real existierender Käseblätter und deren Verleger sind natürlich rein zufällig (aber: gewissermaßen unvermeidbar, um mit Böll zu sprechen). Die Smiths hingegen gab es wirklich und sind bis heute eine der besten und einflussreichsten Bands der Welt, wenn auch aufgelöst. Ihre Texte gehören mir nicht, aber wollten unbedingt eingebaut werden. ;) Und: nein, natürlich wünsche ich mir nicht, dass die RAF irgendetwas anzündet. Ich doch nicht! Kapitel 9: (8) - Palaver ------------------------ Kapitel 8 – Palaver - Rod - Es klopfte an der Zimmertür, als Rod grade dabei war, seine Haare trocken zu rubbeln. Er hatte vorhin gebadet – eine Wohltat für seinen wunden Hintern, der ihm Dank der gestrigen Aktivitäten schon den ganzen Tag zu schaffen gemacht hatte. Er hatte sich erst vor wenigen Minuten aus dem mittlerweile allenfalls noch lauen Wasser bequemt und nur schnell Shorts und eine Hose übergezogen. Er schmiss das Handtuch über einen Stuhl und öffnete die Tür. „Bela,“ sagte er überrascht. „Wir wollten uns doch erst nachher treffen, oder? Komm doch rein.“ „Danke. Übrigens, diese nassen Wuschelhaare sind ungeheuer sexy, Rod. Sei froh, dass ich dich gestern schon gevögelt habe, sonst würde ich auf der Stelle über dich herfallen.“ „Mach doch...,“ murmelte Rod mit einem halben Grinsen, während er Bela dabei zuschaute, wie er sich auf das Bett fläzte. Bela wurde schlagartig ernst und setzte sich auf. „Hör zu... es tut mir nicht Leid, was gestern passiert ist, im Gegenteil, ich hatte echt eine Menge Spaß dabei. Wir können das vielleicht auch mal wiederholen. Aber momentan... spukt einfach zu viel Zeugs in meinem Kopf herum. Ich...“ Rod nahm einen Pullover aus dem Koffer und zog ihn schnell über. „Hey, keine Panik, das war nicht so ernst gemeint, wie du vielleicht denkst. Das gestern war Sex. Verdammt guter Sex.“ Er setzte sich neben Bela auf das Bett und verzog das Gesicht. „Fuck. So gut, dass mir heute noch der Hintern weh tut. Aber keine Sorge. Ich würde nicht nein sagen, falls es wieder passiert, aber unsere Freundschaft ist mir doch viel wichtiger, du Idiot. Ich dachte mir schon, dass wir da nochmal drüber reden müssen...“ - „Du weißt, ich bin echt nicht gut darin, über Gefühle zu reden... Scheiße, hauptsache Spaß, du kennst mich... tut mir Leid, dass ich dich da gestern in meine Notgeilheit mit reingezogen habe.“ - „Okay, pass auf. Ich wollte das doch genauso wie du! Obendrein find’ ich’s echt super von dir, dass du zu mir gekommen bist, bevor ich meinen – schmerzenden – Arsch zu dir bewegen konnte. Das ist doch viel wichtiger als ein bisschen Spaß im Bett. Also... Freunde?“ - „Immer. Trinken wir drauf?“ - „Klar.“ Rod kramte zwei Bier – Beck’s, wie er zu seiner Belustigung feststellte; es schien wirklich kein trinkbares Münsteraner Lokalbier zu geben – aus der Minibar, öffnete die Flaschen mit seinem Feuerzeug, gab Bela eine und sie stießen an. „Freunde!“ Sie umarmten sich, froh, dass das geklärt war. „Und dir tut der Hintern weh?“ Bela grinste lüstern. „Keine Sorge, das ist normal. Ich versuche heute dann mal ausnahmsweise, mich zurückzuhalten, statt dir bei jeder Gelegenheit auf deinen Zuckerarsch zu hauen.“ - „Untersteh dich!“ Rod stand schnell auf; stehen war ihm momentan sowieso lieber als sitzen. „Hast du dir mittlerweile eigentlich überlegt, was du heut Abend machen willst? Vielleicht schaffen wir es ja sogar, Farin heute mal zu überreden, mitzukommen.“ „Deswegen bin ich hier...“ Bela sah auf einmal wieder ziemlich ernst drein. - „Okay, was ist los?“ - „Das hier...“ Bela reichte ihm die BOLD. „Letzte Seite.“ Rod las sich den Schmutzartikel durch und ließ das Blatt sinken. „Fuck,“ murmelte er, völlig unsicher darüber, wie Farin darauf wohl reagieren würde. „Genau. Ich hab’s vorhin auf der Bühne schon kurz gesehen, hab den Artikel dann grade im Zimmer gelesen und bin dann zu dir. Farin kennt ihn noch nicht. Ich wollte gleich zu ihm.“ - „Ja, er muss es wohl wissen, hm?“ - „Klar. Er wird es eh mitkriegen, da ist es besser, dass er es von uns erfährt.“ - „Nicht von uns.“ Rod war sich plötzlich darüber im Klaren, wie sie weiter verfahren sollten. „Von dir.“ Bela schaute ihn fragend an. „Meinst du nicht, dass wir beide...?“ - „Nein. Dich kennt er am Längsten. Du kennst ihn am Längsten. Du kannst ihm jedes seiner Gefühle von den Augen ablesen. Bei mir wird er sich nie völlig entspannen, bei dir schon. Du solltest es ihm sagen. Ich denke mir irgendeine Ausrede aus, gucke nachher bei ihm rein und sage, dass ich alleine losziehe, dann seid ihr ungestört.“ Überrascht hörte Rod sich selbst reden. Liebe Güte, das klang wie ein Verkuppelungsversuch. Vielleicht war es das auch. Er war sich nur sicher, dass das tatsächlich die beste Vorgehensweise sein würde. Er selbst würde bei dem Gespräch nur stören. Er liebte Farin wie einen Bruder, aber wirklich schlau aus ihm würde er wohl nie werden. Anfangs, als sie sich kennen gelernt hatten, hatte er gedacht, Farin wäre ein emotionaler Eisklotz, der nie Gefühle zeigte, außer lautem Gelächter und ewigen Witzen. Später war er dahinter gekommen, dass sich eine Menge mehr hinter der Flachwitz-Fassade verbarg. Aber was genau der große Blonde dachte, dahinter kam er nie. Nur Bela schien immer genau zu wissen, wie er sich verhalten musste. Trotz all der Streitereien zwischen den beiden, trotz der Tatsache, dass beide wie Tag und Nacht waren – wenn es hart auf hart kam, war Bela der Einzige, dem Farin völlig zu vertrauen schien. Wie vor ein paar Monaten, als es aus war mit Farins Freundin. Der Gitarrist hatte sich in seiner Tourbuskoje verschanzt und ganze Tage einfach verschlafen, während niemand sich getraut hatte, ihn anzusprechen. Abends kam er kurz hervor, um routiniert Konzerte abzuspulen, und danach war er gleich wieder in das nächstliegende Bett verschwunden. Nach drei Tagen hatte es Bela gereicht und er hatte Farin aus der Koje geschleift, mit den Worten „Jetzt hör gefälligst auf, dich selbst zu bemitleiden. Das haben die Fans nicht verdient, wir noch weniger und diese blöde Schnappse erst Recht nicht. Das Leben ist schön, erinnerst du dich? Das sagst du doch selbst immer!“ Rod hätte drauf gewettet, dass Farin explodieren würde. Stattdessen hatte der angefangen zu lachen, Bela umarmt und gesagt: „Gut, dass ich dich habe, um mich daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist. Und jetzt lass uns die Bude rocken!“ An dem Abend hatten sie ein super Konzert hingelegt. Danach war Farin mit ihnen beiden und der Crew um die Häuser gezogen und hatte das erste Groupie der Tour flachgelegt. Zuerst hatte Rod gedacht, es sei eine Masche – aber Farin hatte seitdem tatsächlich ständig bemerkenswert gute Laune, das konnte nicht gespielt sein. Bislang hatte Rod den Gitarristen immer für völlig hetero gehalten. Momentan war er sich nicht mehr ganz so sicher – nicht, nachdem er gesehen hatte, wie sehr er sich blind auf Bela verließ und schon gar nicht nach dem Tanz heute. Er dachte daran, wie die beiden dort eine geschlagene Minute lang gestanden und sich in die Augen geschaut hatten. Das war so lächerlich romantisch gewesen, dass er die zwei am Liebsten an Ort und Stelle allein gelassen hätte, aber bevor er das in die Tat hatte umsetzen können, war dieser alberne VIP-Betreuer reingeplatzt. Ja, beschloss er, Bela und Farin brauchten wirklich etwas Zeit alleine. Obendrein riss er sich nun wirklich nicht darum, letzterem von dem Artikel zu erzählen, in Anbetracht dessen, dass nun wirklich allgemein bekannt war, wie wichtig es ihm war, dass Privates auch wirklich privat blieb. „Hm. Ich weiß nicht...“ Bela schien unsicher. „Ich hab keine Ahnung, ob wir nicht beide gebraucht werden, um ihn davon abzuhalten, die BOLD-Redaktion oder wahlweise die Bar im Hotel in Oberhausen in Brand zu stecken. „Du schaffst das schon. Keine Sorge.“ - „Na schön.“ Bela seufzte resigniert und schien sich damit abzufinden, seinem besten Freund – und wer weiß wie viel mehr Farin für ihn war – die schlechten Nachrichten zu überbringen. „Aber vorher brauch’ ich was Härteres. Zum Mut antrinken, quasi.“ Rod trat erneut zur erstaunlich gut ausgestatteten Minibar – ihr heutiges Hotel war wirklich um einiges besser, als einige andere Dreckslöcher dieser Tour – und mixte ihnen beiden einen Cuba Libre. „Hier, einer reicht. Du solltest es heute Abend nicht übertreiben.“ - „Keine Sorge. Salud, Rod.“ - „¡Salud! Auf Farin, möge er sich von dummen Groupies fernhalten, guten Sex gibt es schließlich auch anderswo.“ Amüsiert betrachtete er Belas verwirrten Blick, während sie anstießen. ____:::____ Anmerkungen Sorry, schon wieder ein Kapitel, in dem kaum was passiert - aber das mit Rod & Bela musste einfach geklärt werden. Obendrein hat mir Rod gesteckt, dass er es für besser hält, Bela und Farin zu zweit aufeinander treffen zu lassen - wer bin ich, da zu widersprechen? ;) Ansonsten mal wieder eimervoll Dank und L&V an alle, die so fleißig kommentieren, dankedanke. Nicht aufhören - ihr wisst ja, das gehört zu meiner ausgewogenen Ernährung dazu! Kapitel 9 ist etwa halb fertig, ich arbeite noch am Feinschliff... Kommt aber bald, versprochen. Kapitel 10: (9) Cheap Trick --------------------------- Kapitel 9 – Cheap Trick - Farin - „Und jetzt: einer dieser Songs, von denen man sich immer fragt, ob man sie liebt oder hasst, weil sie so schnell ins Ohr gehen und einem gar nicht wieder aus dem Kopf gehen wollen. Obendrein zweifelsfrei eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten, hier sind für euch Cheap Trick, mit ‚I want you to want me’ in der ungeschlagenen Live-Version von 1978. I want you to want me. I need you to need me. I’d love you to love me. Im beggin’ you to beg me. I want you to want me. I need you to need me. I’d love you to love me. I’ll shine up the old brown shoes, put on a brand-new shirt. I’ll get home early from work - if you say that you love me...“ schallte es durch Farins Hotelzimmer. Er war sich unsicher, ob er das Radio nicht ausschalten sollte, ertappte sich dann aber dabei, wie er lauthals mitsang, während er sich ein – tatsächlich frisch gestern Nachmittag in Oberhausen gekauftes – Killing Joke Shirt und eine frisch gewaschene Carohose überstreifte. Nachher würde er mit Bela und Rod losziehen und sich ein Mädel für die Nacht klarmachen; ein bisschen Druck abbauen. Und morgen, morgen war Off-Tag und er würde, falls das tolle Wetter anhielt, lange spazieren gehen und es sich an irgendeinem abgeschiedenen Ort, falls es so was im Ruhrpott überhaupt gab, mit einem Buch bequem machen und schamlos die Zeit vergessen... „Didnt i, didnt i, didnt I see you cryin’? Oh, didnt i, didnt i, didnt I see you cryin’? Feelin all alone without a friend, you know you feel like dyin’. Oh, didnt i, didnt i, didnt I see you cryin’?“ A propos alleine und ohne Freunde... gut, dass er Freunde hatte, die obendrein jeden Unsinn mitmachten. Wie vorhin, das Pferdequartett mit Rod, dieser kranke Tanz mit Bela... Und danach, als die Zeit stillzustehen schien und sie sich einfach nur angeblickt hatten... „I want you to want me. I need you to need me. I’d love you to love me. Im beggin’ you to beg me...“ schmetterte er, und meine jede Zeile völlig ernst. Gleich darauf bereute er die Singerei zutiefst, als es laut an seiner Zimmertür pochte. „Bela. Oh, äh, komm’ doch rein.“ Der Angesprochene grinste ihm hinter ein paar Strähnen schwarzer, noch leicht feucht glänzender Haare, die ihm wie immer ins Gesicht fielen, entgegen. Fuck. Er hatte grade für ihn, von ihm gesungen und jetzt stand er in der Tür und sah in seinen Jeans und dem zu weiten schwarzen Shirt zwar ungewohnt, aber unverkennbar sexy aus, vielleicht sogar mehr als sonst, weil er im Augenblick – anders als wenn er in der Öffentlichkeit unterwegs war – so offenkundig keinerlei Gedanken an sein Aussehen verschwendete. „Gut gesungen, Vögelchen. Trotzdem solltest du es demnächst etwas leiser angehen, wenn du nicht deinen Ruf als Rockstar, mit Betonung auf Rock, verlieren willst. Aber vielleicht könntest du dir mit ein bisschen Übung in der Hippieszene oder sonst mit College Rock einen Namen machen.“ Farin lachte seine Verlegenheit weg und machte einen Schritt zur Seite, um Bela durchzulassen, der sich prompt auf das Sofa in Farins geräumigem Hotelzimmer fallen ließ und einladend neben sich klopfte. „Ach quatsch, ich erinnere dich da nur an neulich Abend, als du die halbe Nacht ‚All That She Wants’ gesungen hast, weil es vorher im Fernsehen kam und du die Sängerin in dein Bett holen wolltest... Also, dagegen sind Cheap Trick jawohl Punkrock pur, zumal sie verdammte Rocklegenden sind, und wage es nicht, das zu bezweifeln! Aber gut, dir zuliebe schalt ich’s trotzdem ab.“ Er ging rüber zum Radio und zog den Stecker. „Das mit Ace of Base zählt nicht, da war ich betrunken.“ „Wenn’s danach ginge, würde bei dir ja gar nichts zählen,“ lachte er, ließ sich neben Bela nieder und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Während sie sich grinsend ansahen, klopfte schon wieder jemand an die Tür. „Na, bist wohl beliebt heute, was? Wartest du auf ein Betthäschen oder so?“ „Keine Ahnung, wer das ist.“ „Na dann geh nachgucken.“ „Jaja...“ Seufzend stand Farin auf und begab sich zur Tür. Davor stand Rod, der sich wohl grade angeschickt hatte, nochmal anzuklopfen. „Hey, kann ich reinkommen?“ „Sicher. Wollten wir uns nicht nachher alle unten treffen? Was macht ihr denn beide schon hier?“ „Also, ich...“ begannen Bela und Rod gleichzeitig, schauten sich unsicher an und verstummten dann. Bela guckte lachend zu Rod rüber, während der dreinsah wie ein Junge, der mit einem Fernglas vor dem Fenster der hübschen Nachbarin ertappt worden war. Farin grinste sich eins. Mittlerweile war er sich ziemlich sicher, oder redete sich das zumindest ein, dass er gestern Abend überreagiert hatte; die beiden wirkten nun wirklich nicht, als wäre etwas zwischen ihnen gelaufen. - „Fang du an,“ meinte Bela schließlich zu Rod. - „Ja, ich wollt euch eigentlich nur sagen, dass ich heute Abend nicht am Start bin, Jungs. Sorry, eine alte Freundin wohnt hier in Münster, ich dachte, ich besuch sie mal wieder. Ich hab vorhin bei ihr angerufen und sie hat mich zu sich eingeladen... Also, ich fahr hin, wenn’s euch nichts ausmacht.“ - „Schade. Ich hätt...“ fing Farin an, der der Meinung war, er wisse jetzt, weshalb Rod so schuldig geguckt hatte: das chilenische Schlitzohr wolle seine alte Bekannte flachlegen, aber ihnen beiden das nicht so direkt mitteilen, weil ja schließlich gerade erst Schluss mit seiner Ex war. Der gute alte Rod, immer vorsichtig mit seinen Eroberungen und dem, was er davon wem erzählte. Er wollte gerade fortfahren mit „..es schön gefunden, wenn du dabei wärst, aber die Tour ist ja noch lang genug, wir holen das nach,“ als Bela ihm ins Wort fiel: „Ja, das ist natürlich wichtiger. Wünsch dir viel Spaß. Bleibst du dann auch über Nacht dort, oder wie, Rod?“ „Könnt schon passieren. Ich weiß noch nicht genau, wann ich wieder da bin. Vielleicht sehen wir uns auch erst übermorgen früh in Stolberg. Wann sollen wir denn da Soundcheck machen?“ Farin entschied, dass es Zeit war, sich wieder in die Unterhaltung einzuklinken. „Sagen wir um eins?“ fragte er, während es in seinem Kopf arbeitete. Er fand es zwar schade, dass Rod nicht mitkommen würde, andererseits eröffneten sich gerade ungeahnte Möglichkeiten. Anderthalb Tage allein mit Bela, sie beide, das ungeschlagene Zweiergespann, ganz wie zu alten Zeiten. Und vielleicht... nein, das war Unsinn. Aber beste Freunde unter sich, ja, das klang gut. Nicht, dass Rod ihn störte – im Gegenteil, im Touralltag war er das nötige Gegengewicht zu Belas und seinem Temperament, das sie in den Achtzigern immer gesucht hatten. Trotzdem, in letzter Zeit war er selten mit Bela allein gewesen; er freute sich, das alte blinde Vertrauen, das seit der Bandtrennung vor sechs Jahren einen schweren Dämpfer bekommen hatte, stückchenweise wieder aufzubauen und Bela neu für sich zu entdecken, dafür zu sorgen, dass die fragile Seifenblase des glücklichen Rockstarlebens diesmal nicht zerbrechen würde. Sie waren beide älter geworden und ohne Bela konnte er nicht, das hatten ihm die letzten Jahre überdeutlich vor Augen geführt. Scheiße... seine eigenen Gedanken klangen ihm wie die eines verliebten Teenagers in den Ohren. Das musste aufhören. Aber vielleicht war es dann gerade gut, Zeit mit Bela zu verbringen. Er musste den Realitäten ins Auge sehen, statt in einer selbstgeschaffenen Schwärmerei zu ertrinken. Herrgott, Bela B. war ein halber Junkie, trank zuviel, rauchte zuviel, landete mit allem im Bett, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Nichts mit Romantik, Geigenspiel und Kerzenschein. Davon abgesehen war er auch noch ein Mann, wie ein kleines Stimmchen in seinem Kopf ihm ununterbrochen vorhielt. Ja, es war Zeit, endlich mal wieder auf den Teppich zu kommen. Und was sollte dazu besser geeignet sein, als die harte Realität? „Erde an Farin!“ Der Gegenstand seiner Überlegungen war aufgestanden und fuchtelte jetzt mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Häh?“ – „Pennst du, oder was?“ – „Ja, sorry, war grad in Gedanken.“ – „Na, du bist ja seltsam, erst ne Frage stellen und dann nichts mehr mitkriegen.“ – „Kann doch mal vorkommen.“ – „Und dir soll irgendwer glauben, dass du keine Drogen nimmst?“ - „Also, Jungs, wenn ihr dann jetzt fertig seid... Übermorgen um eins steht, würd ich mal sagen. Aber vielleicht sieht man sich ja schon morgen,“ schaltete Rod sich in ihr Zwiegespräch ein. „Ich wünsch euch nen schönen Abend. Bin dann mal weg.“ - „Alles klar. Bis denn Rod.“ – „Tschö Roddi.“ – „Adiós, ihr Chaoten. Baut keinen Mist, während ich weg bin.“ Sie tauschten High Fives untereinander und Rod schloss die Tür hinter sich, während Bela und Farin sich wieder auf die Couch fallen ließen. Farin legte die Füße hoch und schaute erwartungsvoll zu Bela. „Okay, was machen wir dann heute Abend? Was hältst du von nem Film, statt weggehen? Sonst muss ich dich nur wieder betrunken zurückschleifen. Oder du kotzt wieder einem Groupie in den Ausschnitt, wie neulich in Wien...“ „Ähm, ja, also... Ich wollte vorher noch mit dir reden. Du, äh, hast die BOLD von heute noch nicht gesehen, oder?“ Farin wunderte sich, es war lange her, dass er den anderen so unsicher erlebt hatte. „Nee. Du meinst, die, die vorhin auf die Bühne geflogen ist? Was ist damit?“ Bela zog einen leicht zerknitterten Artikel aus der Hosentasche. „Du solltest das hier lesen...“ Farin blieb der Witz, den er reißen wollte, im Halse stecken, als er die Überschrift und das Oben-Ohne-Foto der rothaarigen Kellnerin aus Oberhausen sah. Er riss Bela den Schnipsel aus der Hand und begann zu lesen. Zwei Minuten später ließ er den Artikel sinken und sah Bela entgeistert an. Zum ersten Mal seit Jahren fehlten ihm die Worte. „Scheiße... die hat mich zwar genervt, aber das...“ brachte er schließlich heraus. „Ich glaubs ja nicht – ich hab mit der sogar noch kurz drüber gesprochen, wie sehr ich es hasse, wenn die Medien Dreck über uns als Band oder als Einzelpersonen schreiben und dass ich deswegen vermeide, irgendwas Privates nach außen gelangen zu lassen. Sie meinte, dass es so schlimm jawohl nicht sein könne, schließlich verdiene ich ja Geld damit. Dann hab ich sie einfach gevögelt; die war zu dumm zum Reden. Selbst dabei konnte sie die Klappe nicht halten. Und gut wars auch nicht mit ihr im Bett, nichtmal das. Scheiße, die kleine Schlampe, ich hätt sie nie mitnehmen sollen...“ langsam redete er sich in Rage. „Model mit Fototermin. So ein Bullshit. Ich hab sie rausgeschmissen, weil ich pennen wollte. War aber scheinbar noch viel zu nett zu der. Fuckfuckfuck. Die hat mir am nächsten Morgen dann ihre Nummer auf nen Zettel geschrieben und unter der Tür durchgeschoben – war wohl beleidigt, dass ich mich nicht gemeldet hab und hat sich dann der BOLD verkauft.“ Er fühlte sich schlagartig müde und leer. Augenblicklich schien alles irgendwie bedeutungslos – die Tour, die Fans, das Geld, die Mädchen. Der Artikel hatte ihn dort getroffen, wo es am meisten weh tat; er stand urplötzlich auf eine Art und Weise in der Öffentlichkeit, wie er es nie gewollt hatte – und hatte sich bislang viel zu sicher gefühlt, nie mit so etwas gerechnet. So einfach konnte der Anschein einer perfekten, nach außen abgeschirmten, Rockstarwelt also zerplatzen. Wegen so einem Drecksbericht, in einer Zeitung, die diesen Namen nun wirklich nicht verdiente. Was würde als nächstes kommen, ein Artikel über seine erste große Liebe aus Schulzeiten, seine Nachbarn, seine Eltern vielleicht? Oder „Die große Farin Urlaub Show“ auf RTL, mit versteckter Kamera auf der Jagd nach Skandalen? Halt suchend lehnte er sich an Bela, legte ihm einen Arm um die Schultern und sagte „Gut, dass du da bist. Sonst...“ „Sonst würdest du deinen Anwalt anrufen und ganz unpunkig und oberspießig die BOLD und die Tussi durch alle Instanzen schleifen?“ Bela lehnte sich nach vorne, fasste ihn am Kinn und drehte seinen Kopf, so dass sie sich in die Augen sahen; sein Blick war ungewohnt ernst, kein Funkeln verriet einen nahenden Witz, wie es sonst fast immer der Fall war. „Vielleicht solltest du das tun. Aber eines auf keinen Fall. Lass dir Die Ärzte, die Konzerte, die Tour, unseren Traum, uns... nicht von so einer kaputt machen. Dieser Artikel bedeutet nichts, NICHTS, hörst du?“ Bela hatte, wie üblich, ins Schwarze getroffen. Er wollte klagen; die dumme Kuh damit mitten dort treffen, wo es weh tat; in ihrem kleinen, geldgierigen Herzchen. Und dann... einen fatalen Moment lang hatte er in Erwägung gezogen, aufzuhören, so lange er noch eine Chance auf ein Privatleben hatte. Hinschmeißen; den einfachen, wenn auch schmerzhaften Ausweg wählen. Sich für die nächsten Jahre in die Ferne verziehen, so lange, bis keine Sau sich mehr für Farin Urlaub, geschweige denn die Person dahinter, interessierte. Aber... Bela. Der hatte mittlerweile seine Finger sinken lassen. Er fühlte ihre warme Berührung trotzdem weiter auf seiner Haut brennen, spürte seine Schulter unter seiner Hand. Zum zweiten Mal an diesem Tage versank er in diesen grünen Augen, die so, ohne Kayal, nichts von ihrer hypnotischen Wirkung eingebüßt hatten. Er konnte nicht ohne ihn. Er war seine zweite Hälfte. Niemand war ihm näher, obwohl sie so unterschiedlich waren, und er dankte es ihm damit, dass er ihn dichter an sich heran ließ als sonst jemanden auf der Welt. Obendrein hatte er völlig Recht. Das hier war ihr Traum. Sie liebten alles am Musikerdasein; die Tour, die Musik, die tägliche Abwechslung und ja, auch die Öffentlichkeit. Das ließ er sich nicht kaputt machen! „Du hast Recht. Wär doch bescheuert, wenn die verdammt nochmal Beste Band der Welt sich wegen eines BOLD-Artikels zum zweiten Mal auflösen würde.“ Bevor er sich zurückhalten konnte, hatte er seine Hände auf Belas Wangen gelegt und beugte seinen Kopf vor, bis sie Stirn an Stirn da saßen. Ihre Nasen berührten sich; sein ewig schmerzendes und nervendes Nasenpiercing stieß kurz an das von Bela. Dann hielt er still, aus Angst, die Illusion des Momentes könnte erneut zerplatzen. „Danke...“ Fünf, sechs, sieben Sekunden verrannen, in denen keiner von beiden den Augenkontakt brach. Dann ließ er seine Hände sinken, blinzelte als erster und lehnte sich, krampfhaft um etwas Abstand bemüht, zurück in die Sofapolster. Bela schien zu spüren, dass er nicht darüber reden, den Moment, wie so viele zuvor, erst einmal im Raum stehen lassen wollte. Vielleicht ging es ihm ja genauso - oder es war ihm gar unangenehm gewesen. Jedenfalls ließ er sich auch wieder in die Sofapolster zurücksinken und meinte: „Kein Ding. Reines Eigeninteresse – du weißt doch, ich hab’ teure Hobbies, da kann ich mir nicht leisten, dass du uns schon wieder auflöst.“ Sie lachten die Anspannung fort. „Aber nochmal zurück. Was willst du machen; den Artikel im Raum stehen lassen, klagen oder die gute Dame auf unsere eigene Art und Weise bestrafen?“ „Was zum Henker soll denn ‚auf unsere Art bestrafen’ sein?“ Farin wusste nicht, ob er lachen oder über Belas seltsame Ausdrucksweise verwundert sein sollte. Das klang reichlich albern. „Na, weißt du nicht mehr, damals mit Elke? Die haben wir da getroffen, wo es weh tat; wir haben sie in ihrer Fan-Ehre gekränkt und einen Song über sie geschrieben.“ „Ja, und? Willst du über Kathrin jetzt auch ein Lied schreiben, oder wie? Das hat die doch gar nicht verdient.“ „Nein, quatsch. Hör zu, wir machen folgendes...“ Farin hörte Bela zehn Minuten lang zu, ohne ihn zu unterbrechen; für seine Verhältnisse eine Ewigkeit. Ja, das könnte funktionieren. Auf jeden Fall würde es spaßig werden. „Sieht so aus, als hätten wir einen Plan,“ grinste er. „Super. Ich wusste, dass dir das gefallen würde.“ Bela hielt ihm die Faust hin, Farin schlug mit seiner eigenen kurz dagegen. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“ „Die haben hier in der Nähe ne Videothek, habe ich gesehen. Meinst du, die haben den zweiten Batman da? Nen TV und Videorekorder haben wir ja hier,“ meinte Bela, während er auf den Fernseher gegenüber von ihrem Sofa deutete. Farin verdrehte die Augen. „Du und Batman... wir haben doch neulich schon den ersten geguckt.“ „Ja, eben, deswegen müssen wir ja jetzt den zweiten gucken. Auf einem Bein kann man nicht stehen, wie der Trinker sagt.“ „Du weißt doch, ich trinke nicht...“ Bela ignorierte ihn und ratterte weiter. „ Der Film passt übrigens auch super zu unserem Plan von Morgen. Außerdem muss ich unbedingt eine rauchen, und das mach ich, nett wie ich bin, nicht hier auf deinem Zimmer, also müssen wir einen kleinen Spaziergang machen, denn alleine lass ich dich heute nicht mehr. Nicht, dass du in einem Anflug von Wahnsinn nach Berlin fährst und die BOLD-Redaktion mit Stinkbomben beschmeißt.“ Lachend gab Farin nach. Es tat gut, über den ganzen BOLD-Vorfall lachen zu können, stellte er fest – viel mehr als seine anfängliche Wut und Hilflosigkeit. „Okay, okay, Batman also. Dann lass uns mal los.“ Fünf Minuten später standen sie vor dem Hotel und Bela zündete sich mit einem erleichterten Seufzer eine Zigarette an. „Puh, fünf Minuten länger auf Entzug, und ich wäre echt unausstehlich geworden.“ „Das bist du eh immer. Außerdem schaufelst du dir dein eigenes Grab mit den Dingern und stinkst mich voll.“ „Oh bitte, keine Moralpredigten heute Abend.“ Genießerisch blies Bela eine dicke Rauchwolke aus. „Zurück zu Batman. Du wirst es nicht bereuen, im zweiten Teil spielt Michelle Pfeiffer mit.“ „Na toll. Die hat Kuhaugen.“ „Keine Sorge, sie trägt ein Latexkostüm mit Maske. Außerdem ist sie ein Batgirl und damit aus Prinzip...“ – „vögelbar, jaja, ich weiß.“ „Genau!“ Bela knuffte ihm freundschaftlich in die Seite und Farin wurde schlagartig klar, dass, BOLD und Kathrin hin oder her, er in diesem Moment mit nichts und niemandem auf der Welt tauschen wollte. ...TBC... ___:::___ Anmerkungen Vielsten Dank, wie immer, an all die lieben KommentiererInnen! You rock! Weiter so, bitte ;) (Persönliche Antworten gibt's auch noch. Nur jetzt grade nicht...) Ansonsten bin ich grade zu müde (und meine Augen tun zu weh) für ordentliche Anmerkungen, nur kurz: - "I Want You To Want Me" von Cheap Trick in der Live-Version aus Japan ist meiner Meinung nach DAS Liebeslied schlechthin. Kein Cover kommt da jemals ran, übrigens. Bei Youtube gibt's den Song, unter http://www.youtube.com/watch?v=1sCOf6MsH0o . Bela kann sagen, was er will - das Ding ist toll. Und Punkrock pur!! Heimlich findet er das auch, wetten? ;) - Der Titel dieses Kapitels ist dementsprechend eine Cheap Trick Hommage. Mir fiel grade einfach nichts gescheiteres ein. Zu müde und so. - Batman II ist toll. Und gehört nicht mir, sondern Tim Burton (und ein kleines Bisschen auch Danny Elfmann, wegen des grandiosen Soundtracks). - Rod ist nicht für immer und ewig weg. Der brauchte nur 'ne Ausrede. ;) - Ich habe ausgerechnet, dass meine Geschichte in der Zeit spielt, als Farin seinen Nasenring hatte. Weil alle was anderes sagen, wann das denn jetzt genau war und wann er ihn rausgenommen hat, behaupte ich einfach mal, dass es - zumindest in meinem DÄ-Universum, genau so richtig ist, wie ich es sage, hähä. - Michelle Pfeiffer ist nicht vögelbar. Bela sagt das nur so. Eigentlich ist eh nur Farin vögelbar. - Das nächste Kapitel ist ausnahmsweise noch nichtmal angefangen. Aber ich wollte das hier unbedingt heut nacht noch posten. Vielleicht habe ich ja morgen schon ein paar Kommentare, wenn ich aufwache? ("Oy, Ameise, du hast da zig Rechtschreibfehler eingebaut und wiederholst dich ständig!!" - zumindest krieg ich das sonst immer zu hören, wenn ich übermüdet irgendwas schreibe) Wär trotzdem toll, wenn ihr mir was da lasst, selbst sowas. ;) Kapitel 11: (10) Verdammte Fahrerei ----------------------------------- Kapitel 10 – Verdammte Fahrerei - Bela - Bela schlug die Tür des Autos, das er sich für heute gemietet hatte, hinter sich zu und summte vor sich hin, während er auf den Eingang des Hotels in Oberhausen zuging, das sie ja eigentlich erst gestern verlassen hatten. Während er die erstaunlich leere Lobby betrat, stellte er von sich selbst amüsiert fest, dass es „I want you to want me“ war, was er gerade summte. Farin musste wohl einen schlechten Einfluss auf ihn haben. Er lächelte in sich hinein und trat an den Empfangstresen, an dem ein hübsches Mädchen von höchstens 18 Jahren stand, ihm verlegen entgegenguckte und relativ erfolglos dabei war, ihre Nervosität zu verbergen. „Hallo, Willkommen zurück. Was kann ich für Sie tun, Herr Felsenheimer?“ „Hallo... Tu mir einen Gefallen - du und Bela reicht auch, sonst komme ich mir so alt vor.“ Bela schob seine Sonnenbrille hoch und setzte sein charmantestes Lächeln auf. Das leichte Rot im Gesicht des Mädchens wich prompt einem dunkleren Farbton. „Oh, äh, ja, natürlich. Danke. Ähm, haben si... hast du eine Beschwerde oder so etwas?“ „Nein, nein, keine Sorge, es geht um was ganz anderes... Also,“ Bela warf einen kurzen Blick auf ihr Namensschild, „Nadine. Ich habe eine etwas ungewöhnliche Bitte, vielleicht könntest du mir da ja weiterhelfen. Du kennst doch sicher meinen Bandkollegen Farin Urlaub – der hat hier bei euch ein Mädel kennen gelernt, unten in der Hotelbar.“ „Ja, Kathrin meinst du wohl.“ Nadine schaute ihn etwas reserviert an, scheinbar waren sie und Kathrin nicht gerade die besten Freunde. „Die den Artikel in der BOLD hatte.“ Bela fasste einen spontanen Entschluss – eigentlich hatte er sich vorgenommen, vorzutäuschen, Farin hätte sich verliebt und wolle Kathrin unbedingt wieder sehen, aber er würde es wohl doch anders anpacken. Er lehnte sich vertraulich über den Tresen und sah Nadine genau in die Augen; eine Taktik, die beim anderen Geschlecht selten fehlschlug, wie er sehr genau wusste. „Genau die meine ich. Farin ist nicht gerade erfreut über die ganze Geschichte und wir würden ihr gerne einen kleinen Streich spielen – das muss sie aber noch nicht wissen. Arbeitet sie gerade?“ Nadine grinste vorsichtig zurück. „Nee, sie hat heute frei. Aber... aber ich könnte dir ihre Nummer raussuchen, wenn du willst.“ „Das wäre total super, ich wäre dir zu ewigem Dank verpflichtet.“ Farin hatte Kathrins Nummer natürlich sofort weggeschmissen, nachdem sie sie unter der Tür durchgeschoben hatte. Um so besser, wenn er sie jetzt ohne allzu viele Recherchen bekommen würde. Bela lehnte weiter lässig am Empfangstresen und sah Nadine dabei zu, wie sie verlegen den Blick abwandte, in einem Telefonbuch blätterte und hastig eine Nummer auf einen Zettel kritzelte. „Hier, bitteschön,“ sie hielt ihm zittrig und nervös lächelnd das Stück Papier hin. „Dankeschön. Aber schöne Dame, du hast ja deine eigene Nummer ganz vergessen.“ Bela konnte das flirten einfach nicht lassen. „Ich sag dir was. Hast du morgen Abend schon was vor?“ „Nein, morgen hab ich frei... äh, warum?“ Das arme Kind, wenn ihr Kopf noch röter würde, wäre er sicher kurz vorm explodieren. „Wir spielen in der Stadthalle in Stolberg, das ist ja nicht so weit von hier, 100 Kilometer ungefähr. Was hältst du davon, wenn ich dich auf die Gästeliste setze? Bring nen Freund oder ne Freundin mit, wenn du willst.“ „Oh, ja, danke, das wär total super!“ „Okay, dann machen wir das so. Gib mir doch mal bitte den Stift, ich schreib’s mir gleich auf.“ Bela notierte sich Nadines kompletten Namen und reichte ihr lächelnd den Kugelschreiber zurück. „Danke nochmal für deine Hilfe. Hast uns echt geholfen.“ Nadine schien all ihren Mut zusammenzusuchen und lehnte sich vertraulich zu ihm über den Tresen. „Hey, kein Problem. Ich war echt sauer, als sie diese BOLD-Sache gebracht hat, und ich war auch nicht die einzige hier im Haus. Nicht nur, weil unser Chef das als schlechte Publicity ansieht, es war einfach eine Scheißaktion. Aber unter uns gesagt... die Frau ist dumm wie Stroh.“ „Kann ich mir vorstellen.“ Bela musste grinsen, scheinbar hatte er eine Eroberung gemacht. „Schau doch morgen, wenn du Lust hast, nach dem Konzert mal eben beim Autogramme Geben vorbei, da dankt Farin dir sicher auch nochmal. Ich muss jetzt aber mal los, sonst wird unsere kleine Überraschung heute nichts mehr. Kann ich hier irgendwo telefonieren?“ „Klar.“ Nadine zeigte auf eine freie Telefonkabine am Ende der Lobby. „Da drüben. Und ich, äh, komm dann morgen vorbei, danke...“ „Nein, nein, danke dir erneut, Prinzessin.“ Bela beugte sich über den Tresen, umarmte Nadine und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Nett, mit dir zu plaudern, wir sehen uns dann morgen, ich zähl auf dich!“ „Ja, auf jeden Fall, bis morgen...“ Nadine schaute ihn mit einem hoffnungsvollen Dackelblick an. Herrje, das war ja schlimmer als die Schülerzeitungs-Mädels, die vor ein paar Tagen kichernd und nervös ein Interview mit ihm geführt hatten. Er nahm sich vor, ihr morgen einen Vodka gegen die Nervosität einzuflößen – und ganz sicher nicht der Versuchung zu erliegen, sie mit auf’s Zimmer zu nehmen, auch wenn sie irgendwie süß war. Das käme ja Verführung Minderjähriger gleich! – Selbst, wenn sie tatsächlich schon 18 sein sollte. Davon abgesehen, kreisten seine Gedanken zur Zeit sowieso um eine völlig andere Person; nach bedeutungslosem Sex war ihm da eh nicht wirklich. Mit einem letzten Augenzwinkern zu Nadine drehte er sich um und steuerte auf die Telefonkabine zu. „Hallo, hier ist Kathrin Wagner.“ Das war schonmal gut, er hatte sie direkt am Telefon. „Hallo Kathrin, Bela B. hier.“ Schweigen am anderen Ende. „Keine Sorge – ich bin’s wirklich, will dich nicht verarschen und auch nicht zusammenscheißen. Ich rufe an, weil ich dich für heute entführen will. Farin würde dich gerne sehen.“ „Oh, das ist ja toll! Ich hatte mich schon gefragt, ob ich mir eingebildet habe, dass da mehr war als nur diese eine Nacht, natürlich komme ich!“ Ach du Scheiße, die Frau war ja wirklich so dumm. Keine Nachfrage, warum Farin denn nicht selber anrufe, keine Nachfrage, was er vor hätte – pure Begeisterung. Sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass Farin sich in sie verliebt habe?! „Wo soll ich hinkommen? Und wann?“ Das war wirklich zu einfach. Die gute Kathrin konnte einem ja fast schon Leid tun. Fast. „Naja, wir spielen ja morgen Abend in Stolberg – heute haben wir Off-Tag. Ich würde dich einfach zuhause abholen und du lässt dich erstmal überraschen, wo es hingeht, falls das okay für dich ist?“ „Klar. Man, super, ich wollte schon immer mal von einem Star vor meiner Tür abgeholt werden! Hat Farin nach mir gefragt? Ich hatte schon Angst, er würde sich nicht melden...“ „Keine Sorge, er hat dich nicht vergessen.“ Bela musste nichtmal lügen. „Gib mir doch deine Adresse, dann komm ich in einer Stunde vorbei, okay?“ Kathrin gab ihm ihre Adresse, dann verabschiedeten sie sich und Bela beschloss, noch schnell eine Currywurst zu essen, bevor er zu ihr fuhr, schließlich hatte er noch Zeit. ... „Wohin fahren wir denn jetzt eigentlich?“ Herrje. Leider ging die Musik nicht lauter, sonst hätte er so tun können, als hätte er gar nicht verstanden, was diese Frau von ihm wollte. Na gut, andererseits lief gerade Whigfield im Radio – nichtmal einen Kassettenplayer hatte dieses geliehene Mistauto – von daher war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass es nicht lauter ging. Pest oder Cholera, Technobummbumm oder Kathrin, das war die Frage. „Nun saaaaag schon, Bela.“ Er seufzte, das war wirklich schlimmer als jedes Kleinkind, die Frau musste wirklich ständig bespaßt werden. Gleich würde sie bestimmt noch auf’s Klo müssen oder so. Immerhin könnte er dann eine rauchen, zur Beruhigung. „Na gut. Wir fahren nach Köln.“ „Cool. Aber was machen wir in Köln?“ „Ich sag doch, es soll eine Überraschung sein!“ Bevor er sich versah, lag ihre Hand auf seinem Knie und wanderte nach oben. „Komm schon, mir kannst du’s doch sagen, Bela.“ Das durfte nicht wahr sein. Was tat er nicht alles für Farin... Hätte er sich nicht selber die Rache für sie ausgedacht und Farin versprochen, ruhig zu bleiben, auch wenn sie nervte – der große Blonde kannte ihn wirklich zu gut, dachte er mit schiefem Grinsen – er hätte sie an der nächsten Autobahnraststätte höchstbietend an die dort versammelten Brummi-Fahrer verhökert. „Was genau soll das werden? Ich denk, du bist in Farin verknallt,“ brummte er also nur und pflückte mit spitzen Fingern ihre Hand mit den geschmacklos orange lackierten Fingernägeln, die sich extrem mit ihren roten Haaren bissen, von seinem Oberschenkel. Nein, das mit dem nett zu ihr sein wollte einfach nicht klappen. Sie war zu kurz davor gewesen, das schönste Grinsen der Welt aus dem Gesicht des Menschen, der ihm am meisten bedeutete, zu verbannen. Erschrocken zog sie ihre Hand weg. „Sorry, sollte nur ein Witz sein. Außerdem bin ich doch so ein neugieriges Mädchen.“ Sie schob ihre Unterlippe vor und versuchte, niedlich zu gucken. Bela, der selbst hin und wieder die Angewohnheit hatte, einen solchen Dackelblick aufzusetzen, hoffte nur, dass er nicht so dermaßen dämlich aussah, wenn er das versuchte. Andererseits konnte er sich das kaum vorstellen, schließlich bekam er meist genau das was er wollte, wenn er so dreinsah. Wie vor zwei Tagen mit Rod... der Sex war schon sehr gut gewesen, musste er sich eingestehen. Er grinste in sich hinein. Verdammt, er hatte sich nie zwischen Männern und Frauen entscheiden können oder wollen, aber wenn das so weiterging – und er nur noch Schnepfen wie diese Kathrin kennen lernte; er konnte kaum glauben, dass er sie vorgestern noch angeflirtet hatte – würden bald nur noch Männer auf seinem Speiseplan stehen. Sein Lächeln verblasste. Eigentlich nur noch ein Mann, wenn es nach ihm ginge. Sein magischer Blick funktionierte eben doch nicht immer, und am wenigsten dann, wenn er es am meisten wollte. Gestern Abend war es so schön gewesen – und es hätte so viel schöner sein können. Sie hatten Batman 2 ausgeliehen, wie geplant, hatten sich über Catwoman gekabbelt, Christopher Walken als Max Schreck bewundert und über Burtons seltsame Interpretation des Penguins mittels Danny deVito gelacht. Schließlich war Farin schräg auf das Sofa gekippt und auf seiner Schulter eingepennt. Bela hatte – mit albernen Teenie-Schmetterlingen im Bauch – vorsichtig den Arm um ihn gelegt, seinen Kopf in den blonden Haaren vergraben, seine Hände mit Mühe am wandern gehindert und keinerlei Interesse mehr am Film gehabt, bis auf jenes, dass er nie vorbei gehen möge. Pünktlich zum Abspann war Farin aufgeschreckt und hatte behauptet, er habe gar nicht geschlafen und alles vom Film mitbekommen, was natürlich völliger Blödsinn war, sonst hätte er es nie so lange in dieser unbequemen Position ausgehalten. Zum Abschied hatte er durch Belas Haare gewuschelt und gesagt, dass er sie öfters einfach so trocknen lassen solle, der halbnasse Look würde die Mädels nicht umsonst in den Wahnsinn treiben und Bela hatte sich vorgenommen, ihm in nächster Zeit des Öfteren „ausversehen“ mit nassen Haaren über den Weg zu laufen. Oder er würde mit nassen Haaren an seine Tür klopfen und sich seinen Föhn ausleihen, genau dann, wenn Farin selbst gerade nackt aus der Dusche kam. So ein pubertärer Unsinn... er musste über sich selbst grinsen. „Du ignorierst mich!“ Ihr anklagender Ton ließ ihn jäh in die Realität zurückkehren. „Was soll ich denn schon antworten?“ Er bemühte sich wirklich, einigermaßen freundlich zu klingen. „Es soll halt wirklich eine Überraschung sein, glaub mir, Farin hat sich was ganz besonderes ausgedacht. Er ist grade am Vorbereiten, sonst hätt’ er dich sicher selber abgeholt.“ Kein Wort davon war eine Lüge. Er sollte wirklich Kurse in Doppeldeutigkeiten anbieten. Immerhin, sie schien es ihm abzukaufen. „Okay, okay. Ich freu mich ja auch. Lass uns über was anderes reden.“ Er verdrehte die Augen. Reden. Mit der. Na toll. Er gab ein vielseitig auslegbares „Mhmhm“ von sich. „Mensch, du bist ja auch nicht grade gesprächig... Erzähl doch mal, wie ist es denn so, das Rockstarleben?“ Bela konnte mit Müh und Not ein „...damit du es der BOLD verticken kannst?“ unterdrücken und antwortete lustlos. „Mja, ganz okay. Wir haben schon Spaß zusammen.“ „Das glaub ich. Hat Farin viele Mädchen?“ „Klar hat er viele Mädchen, wir sind auf Tour.“ Upps. Das war schneller draußen als er es zurückhalten konnte. Er hasste es, wenn sein Mundwerk mal wieder schneller war als sein Kopf. Auf der Bühne war das sein Kapital, im wahren Leben brachte es ihn ständig in Schwierigkeiten – und ihm bisweilen auch den Ruf ein, er sei nicht gerade der Hellste. Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an, auf einmal sah sie, trotz ihrer 24 Jahre und der oberflächlich hübschen Gesichtszüge, alt und verbraucht aus. „Aber ich bin wohl was Besonderes, oder? Ich meine, er lädt sicher nicht viele Mädchen an seinem Off-Tag nach Köln ein...?!“ „Nein, keine Sorge, du bist in der Tat was Besonderes für ihn.“ Sie lächelte wieder. Puh. Situation umschifft. „Hörmal, da ist unsere Ausfahrt nach Köln, hast du was dagegen, wenn wir mal eben nicht mehr reden? Ich muss mich auf die Straße konzentrieren, kenn mich hier nicht so gut aus.“ „Ja, okay. Und du sagst mir wirklich nicht, wo es hingeht?“ „Nein. Wie gesagt. Es ist eine Überraschung.“ Bela musste sich auf die Zunge beißen, um das Wort nicht auch noch für sie zu buchstabieren. Er seufzte. Hoffentlich waren sie bald da. ___::___ Anmerkungen Dank gilt erneut allen Kommentiererinnen - dankedankedanke!! YOU ROCK! Sorry, falls ich vergessen haben sollte, Euch persönlich zu danken, ich habe völlig den Überblick verloren, bei wem ich das schon getan habe und bei wem nicht. Ab diesem Kapitel wird alles besser - und die Updates kommen auch wieder häufiger, denn mein Writer's Block ist vorbei und Kapitel 11 schon fast fertig. Keine Sorge, da wird dann auch endlich der ganze perfide Plan enthüllt, hähähä - und es passiert endlich mal wieder was, außer, naja, äh, nix. Es passte einfach so am besten, weil ich irgendwie Rod wieder einbauen wollte und das musste in Kapitel 11 ja sein. Besagtes Kapi gibt's dann morgen - falls ihr brav kommentiert! XD Kapitel 12: (11) Museumsbesuch ------------------------------ Kapitel 11 – Museumsbesuch - Rod - Ein bisschen seltsam war es schon, was die anderen beiden da planten – eine typische BelaFarin-Aktion, irgendwie albern und überaus klebrig, fand Rod. Aber gut, er würde gerne mitspielen, wenn Farin damit das Kathrin-Problem aus dem Kopf kriegen würde. Heute Morgen hatte er nach einer langen Nacht nochmal im Hotel in Münster angerufen. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte, denn er hatte Bela, der ungewohnt früh aus den Federn war, gerade noch erwischt. Der Schlagzeuger hatte ihn und seine Spiegelreflex, die er immer dabei hatte, prompt hierher nach Köln zitiert und nur gesagt, dass Farin ihm schon erklären würde, was Sache war. Seufzend, aber insgeheim froh über die kranken Ideen seiner Bandgenossen, hatte er sich von seiner alten Freundin verabschiedet – wieso zum Henker hatte sie ihm nie gesagt, dass sie verheiratet war, zwei Kinder hatte und ihren Kampfsporttrainer-Ehemann mit ihm betrügen wollte? – und war in den nächsten Zug nach Köln gestiegen. Es hatte ihn und Farin ein Mittagessen, das mit Planungen vollgestopft war, sowie einen guten Teil des Nachmittages an harter Arbeit gekostet, aber jetzt war alles fertig. Rod lehnte zufrieden draußen an der Wand des Museums und rauchte. Wie sich herausstellte, konnte er nicht einmal die Zigarette – erst die zweite an diesem Tage – in Ruhe beenden. Da vorne kam Bela mit Kathrin, die beiden waren schon auf der Brücke, die zum Eingang führte. Seufzend schmiss er seine Kippe weg und ging hinein, um Farin zu holen. Der allerdings kam ihm schon entgegen, gab ihm noch schnell Fünf und lief dann mit einem strahlenden Lächeln auf Bela und Kathrin zu. Da sollte nochmal wer behaupten, Farin sei kein guter Schauspieler, überlegte Rod, während er etwas langsamer folgte. „Farin, es ist soooo schön dich zu sehen!“ Kathrin hatte sich um Farins Hals gehängt und versuchte, ihn zu küssen, während der sie kurz drückte und dann von sich schob. „Hallo Süße. Später, ja? Ich habe eine Überraschung für dich. Aber zuerst... kennst du Rod schon?“ „Klar.“ Kathrin wirkte wenig begeistert. „Hallo Rod.“ „Hi.“ Er selbst beschloss, erst einmal seine Einsilbigkeit beizubehalten, die alle, die ihn nicht gut kannten, sowieso als typisch an ihm sahen, und gab Kathrin förmlich die Hand, mit einer kleinen, ironischen Verbeugung versehen. Sie sah ihn verständnislos an. Er gab es auf, seufzte über Farins seltsamen Frauen-Geschmack und ging zu Bela hinüber, den er flüchtig umarmte. „Hey Bela, na, alles klar?“ „Alter, du glaubst gar nicht, wie die nervt,“ flüsterte der ihm ins Ohr, während er ein riesiges, unechtes Grinsen zur Schau stellte. „Vergiss nicht, es war dein Plan,“ flüsterte er zurück und zerrte den genervten Schlagzeuger zu Farin und Kathrin. Die war gerade dabei, sich ungeduldig nach ihrer Überraschung zu erkundigen und legte vollends Beschlag auf den großen Blonden, sehr zum offensichtlichen Ärger Belas. Rod seufzte, wenn das nur gut ging... „Jetzt saaaag schon, Süßer, was machen wir hier? Und was ist das für ein Gebäude?“ Farin verdrehte die Augen in Rods Richtung, so dass sie nicht sehen konnte, was er tat und deutete auf das eigentlich unübersehbare Schild am Eingang. „Das ist das Schokoladenmuseum,“ erklärte er. „Wir wollten hier heute spontan ein paar Bandfotos für unsere neue Single schießen und waren noch auf der Suche nach einem hübschen Model für ein paar Motive. Da hab ich spontan an dich gedacht, meine Hübsche.“ Farin verdiente wirklich einen Oscar, überlegte Rod, während er sich ein Lachen verkniff und dabei zusah, wie Kathrin ihm schon wieder um den Hals fiel. Vorhin hatten sie den Museumsdirektor mit genau derselben Begründung angerufen und selbiger hatte voller Freude spontan zugesagt, den Schokobrunnen für den Rest des Nachmittages abzusperren und ihnen alle gewünschten Freiheiten gelassen, so lange sie die schon für den Abend bestellte Reinigungscrew bezahlen würden. Geld und Publicity kriegten eben auch Museums-Chefs rum. „Kommt, lasst uns reingehen, dann zeige ich dir und Bela, wie es hier aussieht, ja?“ Farin führte den Trupp durch eine Seitentür in das Innere des Museums hinein, durch ein paar weitere Türen hindurch bis hin zum riesigen Schokobrunnen, der tatsächlich komplett vor Museumsbesuchern abgesperrt war und von Lampen angestrahlt wurde, die Rod vorhin in aller Eile bei einem Fotografen in der Innenstadt ausgeliehen hatte. Der Mann, der sich als Erwin vorstellte, hatte nicht einmal Geld dafür gewollt, nur ein Autogramm und, wie er sich ausdrückte, einen Rockstar-Handschlag drauf, dass er sie heile wieder bekommen würde. Er hatte sogar begeistert zugestimmt, seinen Laden heute früher zu schließen, mitzukommen und die Bandfotos zu machen. „So. Die Idee hinter dem Shooting ist, dass wir heute mal unsere Schokoladenseite zeigen.“ Farin gestikulierte zum Brunnen. „Wir stellen uns als Band davor und machen ein paar Fotos, derweil gehst du dich umziehen, okay? Hier, ich hab dir was mitgebracht.“ Er zog einen mehr als knapp bemessenen weißen Bikini hervor und drückte ihn Kathrin in die Hand. „Wir erzählen dir dann nachher, was du machen sollst, ja? Die Damentoilette da vorne ist frei, die kannst du als Umkleide benutzen.“ „Okay, bis gleich.“ Alle drei sahen Kathrin nach, wie sie in ihre „Umkleide“ stakste und schlüpften aus ihren Jacken, unter denen gänzlich untypische unbedruckte weiße T-Shirts zum Vorschein kamen. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, fielen Farin und Bela sich albern kichernd in die Arme. „Das wird der Kracher,“ japste Farin, „sie hat ja echt keine Ahnung.“ – „Nee, total nicht, du glaubst ja gar nicht, wie die mich unterwegs genervt hat.“ – „Das glaub ich gerne, die nervte ja sogar noch im Bett!“ – „Alter, du solltest wirklich vorsichtig sein, wen du fickst!“ – „Musst du grade sagen!“ – „Schnauze, immerhin ist das hier mein Plan, der gerade so super funktioniert!“ – „Ja, und ich bin dir auch zutiefst dankbar!“ – „Ich glaub dir kein Wort!“ Rod unterbrach die beiden Chaoten nur ungern, aber sie hatten nicht viel Zeit. „Oi! Wenn ihr euch jetzt mal wieder dem Ernst des Lebens zuwenden könntet, statt noch nicht erworbene Siege zu feiern... Wir sollten zuerst tatsächlich ein paar Bandfotos schießen, die an die Presse gehen können, sonst köpft uns der Direktor hier. Übrigens, Bela, das ist Erwin, unser Fotograf.“ Bela machte sich von Farin los und nickte. „Erwin, fang doch einfach schon mal an und knips alles, was dir so an Motiven gefällt,“ fuhr Rod fort. „Typisch Quotenchilene. Der olle Langweiler.“ Farin tauchte einen Finger in den Schokobrunnen und malte Rod kichernd einen Schokoladenpunkt auf die Nase, während Bela seine Zunge in Richtung Rods Nase ausstreckte, als wolle er sie ablecken. All das wurde natürlich prompt vom eifrigen Erwin fotografiert, während Rod selbst sich die Nase abwischte und nicht sicher war, ob er lachen oder verzweifeln sollte. Diese beiden waren unmöglich. Als könnten sie gegenseitig ihre Gedanken lesen, so eingespielt waren sie mittlerweile in ihren Blödeleien. Vermutlich hätte es ihn nicht einmal erstaunt, wenn sie auf einmal, wie Tick, Trick und Track, gegenseitig ständig ihre Sätze beendet hätten, ohne dass es ihnen selbst aufgefallen wäre. Farin derweil hatte schon ein neues Projekt in Angriff genommen; er tauchte einen bereit liegenden riesigen Pinsel – den er selber vorhin weiß Gott wo besorgt hatte – in die flüssige Zartbitterschokolade, stieg auf eine bereitstehende Trittleiter und schrieb „DÄ sagt:“ oben an die auf den Rhein hinausgehende Glasfront. „So, da stellen wir uns jetzt drunter und machen lustige Grimassen!“ kommandierte er. Also hockten sie, knieten sie, standen sie und beugten sich schließlich über den Brunnen, in Farins und Belas Fall mit möglichst blödem Gesichtsausdruck und ausufernder Gestik, während Rod selbst eher halbherzig mitmachte. Schließlich malten sie sich noch mit den Fingern gegenseitig Buchstaben mit Schokolade auf die Shirts; Farin bekam von Bela ein „SCHO,“ Bela von Rod ein „KO“ und Rod von Farin ein „BÄR.“ Anschließend stellten sie sich als „KO BÄR SCHO,“ als „BÄR KO SCHO“ und als „KO SCHO BÄR“ auf, ließen sich von Erwin fotografieren, lachten laut und hatten Kathrin eigentlich schon völlig vergessen, als diese im Bikini aus der Umkleide kam. Rod musste es zugeben; die BOLD hatte ausnahmsweise einmal nicht wie wild retouchieren müssen, sie hatte eine verdammt gute Figur. Auch Farin und Bela wurden schlagartig still, während Kathrin mit übertriebenem Hüftschwung auf sie zugeschritten kam – allerdings aus einem anderen Grund, wie Rod an Farins hochgezogener Augenbraue und Belas blitzenden Augen erkannte. Die beiden bemühten sich krampfhaft, sie nicht jetzt schon auszulachen. Es stimmte aber auch, sie bemühte sich zu sehr und wirkte dadurch über die Maßen lächerlich. Farin ging auf sie zu und fasste sie an der Hand. „Super siehst du aus. Komm mal hier rüber.“ Kathrin trat, von Farin geführt, zwischen Rod und Bela an den Rand des Schokobrunnens. „Danke. Was soll ich denn jetzt genau machen?“ „Also, Bela und Rod zeigen dir das gleich, okay? Ich muss da hoch auf die Leiter.“ „Ähm, okay.“ Kathrin drehte sich zu Rod, der jetzt unter Zugzwang stand, ihr irgendetwas zu erklären, so dass sie nicht zu Farin und dem, was er jetzt mit geschmolzener weißer Schokolade auf die Scheibe schrieb, herüberschauen würde. „Also, wie gesagt, es geht um die Schokoladenseite der Band. Du bist unser Schokohäschen, setz diese hier doch bitte auf,“ haspelte er und drückte ihr ein paar weißer Plüsch-Hasenohren in die Hand, die er vorhin im Ramschladen zufällig entdeckt hatte. „Bela und ich heben dich gleich hoch, während Farin, äh, von oben herabguckt und, ähhh...“ – „Schokoflocken streut,“ ergänzte Bela grinsend. - „Genau, ja, er streut Schokoflocken. Und du lächelst dabei bitte, okay?“ Sie schaute ihn dümmlich an. „Äh, ja, gut, ich versteh zwar nicht, was das Ganze soll, aber ich mach’s.“ Sie setzte die Häschenohren auf und lächelte in Richtung Kamera, wo Erwin stand und sie lüstern grinsend betrachtete. Mit einem erleichterten Blick auf Farin hatte Rod mittlerweile festgestellt, dass der seinen Schriftzug beendet und die Leiter leicht verrückt hatte, so dass die Buchstaben lesbar und er trotzdem auf dem Bild zu sehen sein würden. „Okay, dann mal los,“ kommandierte Rod. Er stelle sich vor Kathrin, Bela hinter sie und bevor sie sich versah, hatten sie sie hochgehoben und baumelte an ihren Händen und Füßen zwischen ihnen. - KLICK - Erwin drückte ab. Kathrin wurde – inklusive Häschenohren – aber tatsächlich blöde grinsend an Händen und Füßen von Rod und Bela hin und her geschwenkt, während Farin lässig oben auf der Leiter lehnte und grinsend seinen Daumen zum von ihm geschriebenen Schriftzug reckte: "DÄ sagt: BOLD = BLÖD!" - KLICK - Kathrin flog in hohem Bogen und überrascht kreischend in den Schokobrunnen, der sie mit dem saftigen Schmatzen lauwarmer, geschmolzener Zartbitterschokolade aufnahm. - KLICK - Rod und Bela hielten sich die Bäuche vor lachen, während eine entsetzte Kathrin aus dem Schokobrunnen watete und verzweifelt versuchte, sich die Schokolade aus den Augen zu wischen, was natürlich um so weniger klappte, da ihre Hände auch voller Schokolade waren. „Verdammte Scheiße, was zum Henker...“ brüllte sie. Farin derweil hockte seelenruhig weiter auf seiner Leiter. „Schatz, hast du noch nie gehört, was sie mit Verrätern im Wilden Westen gemacht haben? Sie haben sie geteert...“ - KLICK - Farin hatte einen Eimer voller weißer Schokoflocken zur Hand genommen und streute sie über Kathrin aus. „... und gefedert!“ Rod und Bela derweil stolperten aus dem Winkel der Kamera und konnten, außer lachen, nicht mehr viel anderes. Ein Wunder, dass Erwin, dem die ganze Situation unbekannt war, zwar selbst auch lachte, aber dennoch munter weiter fotografierte. - KLICK - Schwarz-weiß gepunktet, wie sie im Augenblick war, schokoladen-matschige Hasenöhrchen inklusive, und mit einem ungläubig-debilen Gesichtsausdruck sah sie wohl am meisten aus wie ein furchtbar schiefgelaufenes Lindt-Osterhasen-Experiment, fand Rod, während er aus dem Lachen gar nicht mehr heraus kam. „Wir hätten ihr noch ein Glöckchen um den Hals binden sollen!“ keuchte er zu Bela, der sich daraufhin mit schokoladigen Fingern an Rods Schultern festkrallte, um nicht vor Lachen umzufallen. - KLICK - Die wütende Kathrin machte sich an die Verfolgung Farins, was allerdings gründlich misslang, da sie prompt in ihrer eigenen Schokoladenlache ausrutschte und auf ihrem Hintern landete. - KLICK - Farin japste, über die lang auf dem Boden liegende Kathrin gebeugt, ein „Bela hatte doch recht, so bist du doch gleich viel süßer, Häschen“ und stimmte dann in das allgemeine Gelächter mit ein. - KLICK - Bela kniete über Kathrin, hielt ihre schokoladigen Arme fest, während Rod die Beine hielt, sah ihr in die Augen und sagte plötzlich todernst: „Okay, Spaß beiseite, Süße. Ich wäre sehr vorsichtig damit, welchem Reporter du in Zukunft welche Story erzählst, egal wie viel Geld er dir dafür anbietet. Außer du möchtest, dass diese Fotos inklusive der zugehörigen Geschichte ihren Weg in die gängigen Medien finden. Und frag mal Elke, es ist nicht schön, sich diese Band zum Feind zu machen. Also lass es einfach gut sein. Sonst werden wir vielleicht doch noch zur klagefreudigen Musikkapelle.“ Er und Rod ließen sie los, woraufhin sie weiter wie paralysiert in ihrer Schokoladenpfütze liegen blieb, scheinbar zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich nachdenklich. Sie konnte einem fast Leid tun. Rod ging rüber zu Erwin und sagte leise, er könne jetzt abbauen, während er sich das schokoladenverschmierte Shirt abstreifte, seine noch viel schmierigeren Finger daran abwischte und es in den nächstbesten Mülleimer pfefferte. Er hoffte nur für das Mädchen, dass es stimmte, dass Schokolade Endorphine freisetzte, denn die konnte sie jetzt sicherlich brauchen. Er ging sich die Hände waschen, zog ein frisches Shirt und seine Jacke an, machte einen Abstecher in das Büro des Museumsdirektors, sagte, sie wären jetzt dann fertig, die Reinigungsmannschaft könne kommen, auf ihre Rechnung natürlich, sie würden die Fotos dann schicken und besten Dank nochmals, packte seine Kamera ein, drückte Erwin trotz allem einen Hunderter in die Hand, versprach, ihm einige der Fotos zukommen zu lassen und folgte seinen immer noch lachenden Bandkameraden nach draußen zu Belas gemieteter Schrottkiste. Was würde wohl aus Kathrin werden? Vielleicht hatte Erwin ja ein Einsehen und nahm sie mit zu sich nach Hause, wo sie würde duschen können, sinnierte er. Andererseits... letzten Endes war ihm das nun wirklich egal. Frauen wie die landeten immer auf allen vier Pfoten – und wurden von gutgläubigen Männern aufgefangen und getröstet. Er schüttelte den Kopf, trat zwischen Bela und Farin und schlug beiden auf die Schultern. „Kommt, lasst uns hier abhauen, Jungs.“ ...TBC... ___::___ Anmerkungen: Der Schokobrunnen im Schokoladenmuseum ist natürlich viel zu klein, um eine ganze Person reinzuschmeißen und sicherlich wäre es auch aus hygienischen Gründen, auch und gerade für eine dreiköpfige Gurkentruppe, gar nicht erst erlaubt, da Leute reinzuschmeißen. Aber die Idee des Teerens und Federns war einfach zu schön, um sie nicht zu verwenden – tut es einfach als künstlerische Freiheit ab. Übrigens: schade eigentlich, dass ein solcher Fototermin mit BFR nie stattgefunden hat. Mjam... XD Dank übrigens an belafarinrod24,LorenorZorro und wenigersuess - als erste Kommi-Schreiberlinge zum letzten Kapitel. Ha, vielleicht widme ich meine neuen Kapitel einfach immer den ersten, die Kommis geschrieben haben, vielleicht krieg ich dann ja noch mehr davon - die schmecken so gut! XD Kapitel 13: (12) Nur du... -------------------------- Kapitel 12 – Nur du... - Farin - „Rod, du fährst!“ kommandierte Bela, während er dem Bassisten die Autoschlüssel in die Hand drückte und sich neben Farin stellte, der an der Beifahrertür wartete. „Ich habe genug von dieser Schrottkiste.“ Farin musste grinsen – war ja klar, dass das einzige Auto, das die Autovermietung in Münster frei gehabt hatte, ein klappriger Golf II Dreitürer war. „Mir egal, wer fährt, aber ich sitze Shotgun, ich hab schließlich die längsten Beine,“ warf er ein. In seinem Leben hatte er weiß Gott schon genug Erfahrungen mit zu engen Rücksitzen gemacht. „Nix, du hattest deinen Triumph für heute schon. Du gehst schön nach hinten.“ Bela baute sich breitbeinig, mit verschränkten Armen vor ihm auf und versuchte, böse zu gucken. Das misslang gründlich, allein schon, weil sein Gesicht nach wie vor mit unzähligen Schokoklecksen verziert war. Farin unterdrückte die völlig absurde, aber seltsam anregende Vorstellung, Bela einmal quer über das Gesicht zu lecken. Stattdessen lehnte er sich an die Beifahrertür und grinste zu ihm herunter. „Willst du dich mit mir anlegen, Kleiner? Gib’s auf. Ich sitze vorne.“ „Nein, ich!“ „Ich!“ „Du kannst eh nicht gewinnen?“ „Ach nein?“ „Du weißt genau, dass du mir nichts abschlagen kannst!“ Das stimmte sogar, normalerweise. Aber heute nicht. Dazu machte die Kabbelei zuviel Spaß. „In deinen feuchten Träumen vielleicht,“ witzelte er. „Ich sitze vorne, Ende.“ „Nein!“ „Doch!“ Rod schaltete sich kopfschüttelnd ein. „Oh man, ihr zwei seid schlimmer als Kleinkinder. Ich hab da keine Lust drauf, weil derjenige, der am Ende hinten sitzt, sowieso dem, der dann vorne sitzt die Hölle heiß machen wird. Also sitzt ihr jetzt beide hinten. Punkt, keine Diskussionen mehr, ich fahre, ich bestimme.“ Er sah sie beide an und erwartete offensichtlich starke Gegenwehr. Hm. Mit Bela gezwungenermaßen kuschelnd auf der Rückbank. Das klang doch gleich ganz anders, fand Farin. „Okay...“ sagte er zögernd, genau in dem Moment, in dem Bela auch ein „okay“ hören ließ. Sie sahen sich überrascht an, tippten die Fäuste gegeneinander und lachten. „Also los, sonst kommen wir hier nie weg. Dann quetscht euch mal schön.“ Rod schloss die Beifahrertür auf, klappte den Sitz nach vorne und scheuchte zuerst Bela und dann Farin rein. „Oh man, das ist ja wirklich eng hier,“ fluchte Bela, der auf allen Vieren auf der Rückbank kniete, weil hinter Rods Fahrersitz bei aller Liebe nicht einmal Platz für seine kürzeren Beine war. Farin erging es nicht viel besser, er hatte sich zusammengeklappt und war gerade dabei, den Beifahrersitz vor sich so weit wie es eben ging nach vorne zu schieben. „Hmpf, weiter geht’s nicht,“ grummelte er, und schaffte es nach langem Herumprobieren, seine Beine zwischen Sitz, Tür und Rückbank zu verstauen, ohne allzu unbequem zu sitzen. „Na toll. Schau mich mal an,“ grummelte Bela, der nach wie vor dahockte und versuchte, seine Gliedmaßen loszuwerden. „Also, ich sehe da nur drei Möglichkeiten,“ grinste Farin. „Da bin ich ja mal gespannt.“ Farin hob seinen Zeigefinger und zeigte auf Bela. „Erstens, wir sperren dich in den Kofferraum.“ Der Drummer schaute ihn grummelig an und murmelte „nicht komisch,“ während Rod grinsend ein „Vielleicht wäre dann ja endlich mal Ruhe“ einwarf. Farin hielt zwei Finger hoch: „zweitens, du rutscht in die Mitte und legst deine Beine auf die Handbremse...“ „Nichts da! Da haut er mir doch nur den Gang raus.“ Rod war dabei, den Rückspiegel einzustellen und sah Farin darin leicht genervt in die Augen. „Okay, Fahrerveto.“ Farin grinste und streckte einen weiteren Finger in die Höhe. „Möglichkeit drei, du legst dich lang hin. Aber bitte nicht...“ Bevor er mit „...auf mich!“ enden konnte, hatte Bela sich schon auf dem Rücken ausgestreckt und den Kopf an Farins Brust gelehnt. „Hm, du bist zwar nicht so bequem wie ne Frau, aber für die Dreiviertelstunde nach Stolberg wird das schon klappen,“ meinte er, während er sich genüsslich – halb auf Farin liegend - ausstreckte. „Haha! Und wer fragt, ob das für mich bequem ist?“ „Keiner. Der Tag gehörte ganz dir, also ist das mindeste was du tun kannst, mich ein bisschen Schlaf nachholen zu lassen. Also Ruhe jetzt, ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“ Bela schloss demonstrativ die Augen. Schönheitsschlaf hin oder her – Farin war der letzte, der weiter über die Situation, die für unbedarfte Beobachter, die ihn und Bela kannten, sicher ganz alltäglich aussah, jammern würde, dafür genoss er sie insgeheim viel zu sehr. Er überlegte, wann es eigentlich angefangen hatte, dass er diese kleinen Berührungen nicht mehr missen wollte und sich üblicherweise mit einem Witz herausredete. Er wusste es nicht, es war ihm auch egal, so lange es sie weiterhin gab, diese kurzen Augenblicke, in denen er einfach nur glücklich war. Er überlegte, was er sagen könne, um das alles auch dieses Mal weniger bedeutsam scheinen zu lassen, als es war, aber ihm wollte beim besten Willen einfach nichts einfallen. Rod rettete ihn, mal wieder, indem er den Motor startete und was von „Na also. Dann können wir jetzt ja endlich losfahren, Kinderchens“ in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. Der Golf fuhr lärmend vom Parkplatz, im einzig verfügbaren Radiosender lief Marusha, „Somewhere Over The Rainbow,“ in dieser grausamen Technoversion. Schon ironisch, überlegte Farin, das Original war unsäglich kitschig, irgendwo zwischen schief gesungen und doch irgendwie auch schön, in Europa aber vor allem bekannt als Schwulenhymne, vielleicht noch mehr als Gloria Gaynors Oevre je sein könnte. Er hatte sich nie als schwul gesehen, wollte das auch jetzt nicht, aber irgendetwas war da an Bela; etwas, das ihm nicht aus dem Sinn ging und ihn Momente wie diesen so intensiv erleben ließ. Plötzlich mutig lehnte er sich zurück und legte einen Arm um Bela, damit der bequemer lag. „Danke, dass du heute dabei warst, das war genial“ murmelte er und vergrub sein Kinn in den schwarzen Haaren. Er liebte den Geruch, der ihm entgegenkam, der so ganz Bela war; vertraut und doch aufregend fremd. Haarspray, Rauch, Aftershave, und, wie er amüsiert feststellte, Schokolade, die sich wunderbar in das Gesamtbild einfügte. Der Schlagzeuger selbst protestierte derweil zu seiner Überraschung nicht, sondern murmelte ein „für dich immer“ und schien sich tatsächlich näher an ihn heranzukuscheln. Dann döste er scheinbar langsam und völlig entspannt gegen ihn gelehnt ein. Farin derweil fragte sich, ob wohl doch etwas dran sei, dass Schokolade in Süd- und Mittelamerika als Aphrodisiakum gehandhabt wurde. Seine Hose jedenfalls war ihm plötzlich zu eng geworden. Unauffällig drückte er Bela an sich und wünschte, sie würden auf dem Weg nach Stolberg stundenlang im Stau stehen. ~~~ Er hatte kein Glück; die Fahrt ging zügig, eine knappe Stunde später waren sie im Hotel angekommen und hatten ihre Zimmer bereits bezogen. Farin saß auf seinem Hotelbett, wühlte in seiner Tasche und suchte nach Klamotten zum wechseln. Sein heutiges Outfit war ihm zu schokoladig und er hoffte nur, die Flecken würden aus seiner Hose rausgehen, sonst würde die für immer aussehen, als hätte er es mit verdorbenem Magen nicht mehr rechtzeitig zur Toilette geschafft. Kopfschüttelnd zog er ein frisches Shirt aus seinem Rucksack und schrak auf, als es an der Tür klopfte. Im nächsten Moment flog selbige schon auf und ein strahlender Bela, der ein paar saubere Klamotten unter den Arm geklemmt hatte, ansonsten aber noch genau so voller Schokoladenspritzer war, wie vorhin, schaute ihm entgegen. „Hey, Farin, ich hab den idealen Ersatz zu den lausigen Etagenduschen gefunden. Die haben hier im Garten eine Hütte mit Whirlpool und Sauna! Kann man mieten, bist du dabei?“ „Äh, klopfen kannst du nicht, oder wie? Was, wenn ich nackt gewesen wäre?“ „Dann hätt ich mich an deinem Anblick erfreut und du hättest gleich so mitkommen können. Ist doch egal, Mann. Was ist denn jetzt, kommst du mit whirlpoolen?“ Farin musste über Belas Wortschöpfung grinsen und verbot sich, über Belas Bemerkungen weiter nachzudenken – die üblichen Neckereien, nichts weiter. So oder so, das mit dem Whirlpool klang tatsächlich verlockend. Was anderes war sowieso gerade nicht zu tun. Sie waren in einem Hotel außerhalb von Stolberg untergebracht, die Crew war noch nicht da und obendrein lockten ihn die Etagenduschen nun wirklich nicht. Selbst sein Buch schien irgendwie langweilig; er hatte im Moment einfach nicht die Ruhe zum Lesen, zum ersten Mal in seinem Leben. „Okay,“ meinte er. „Bin dabei. Hast du das Ding schon gemietet, oder wie?“ „Jepp, alles erledigt. In fünf Minuten können wir uns unten an der Rezeption den Schlüssel abholen.“ „Okay, cool. Hast du Rod schon Bescheid gesagt?“ „Der ist Kippen holen gefahren und wollte auch gleich schon mal die Halle checken, das Auto bei der Autovermietung abstellen und dann heut Abend mit der Crew wieder herkommen. Kann dauern, bis der wieder da ist.“ Bela durchschritt mit ein paar Schritten das Hotelzimmer und ging vor ihm in die Knie, so dass sie sich direkt in die Augen sahen. „It’s just you and me, baby.“ Wenn Farin es nicht besser gewusst hätte, er hätte vermutet, dass Bela tatsächlich mit ihm flirtete. Der Drummer hielt seinen Blick fest und hatte, Schokospritzer im Gesicht hin oder her, diesen Gesichtsausdruck, dieses halb auffordernde, halb fragende Lächeln aufgesetzt, mit dem er, Farin, ihn schon unzählige Mädchen hatte abschleppen sehen. Er verstand jetzt, warum Bela damit immer Erfolg hatte und drohte, zum zweiten Mal in zwei Tagen, in diesen grünen Augen zu versinken. Abrupt schaute er weg. So ein Unsinn, das war einer dieser Mindfucks, auf die Bela ab und an so stand – jetzt tat er, als würde er flirten und in einer halben Minute würde er einen dummen Witz darüber reißen. A propos reißen, er, Farin, sollte sich endlich mal zusammenreißen. Er war kein verliebter Teenager, verdammt, er musste endlich wieder klarer sehen. Er wollte nicht, dass Bela ihm, ungewollt, weh tun und er anschließend dem armen nichts vermutenden Kerl dann auch noch wegen etwas, das er ihm nicht erklären konnte oder wollte, böse sein würde. Dafür bedeutete die Freundschaft ihm zuviel, nichts war es wert, das aufzugeben, das hatte er zu King Kong Zeiten gemerkt. Nichts, wiederholte er noch ein paar Mal in seinem Kopf. Nichts. Nichts. Also. Sauna. Unter Kumpels. Whirlpool zu zweit, mit seinem besten Freund. Nichts Besonderes. Er schüttelte den Kopf, verbannte die kompromittierenden Gedanken aus seinem Kopf und hoffte nur, er würde nachher mit Bela im Whirlpool keine Latte kriegen, das wäre dann wohl wirklich schwer zu erklären. Bela war derweil wieder aufgestanden und schaute ihn fragend an. Ach ja, etwas sagen sollte er auch noch, bevor die irgendwie peinlich berührte Stille zwischen ihnen sich weiter ausbreiten konnte. Na großartig, er, der Kontrollfreak, war mit einer Alltagssituation zwischen Freunden überfordert. Höchste Zeit, dass er etwas sagte, aus dieser seltsamen Laune herauskam. „Okay, Männer unter sich, nichts für Chilenen...“ witzelte er also; nicht gerade sein bester Spruch, aber auf die Schnelle kam ihm nichts Besseres in den Sinn. Bela wusste ja, wie es gemeint war. „Lass mich nur eben meine Badehose suchen, dann können wir runter gehen.“ „Wie jetzt, Badehose?“ Der Drummer sah ihn amüsiert an. „Du weißt doch, so was besitze ich gar nicht. Nein, nein, wir gehen schön baden wie Gott uns geschaffen hat.“ Auch das noch. Farin stöhnte innerlich und nahm sich vor, im Whirlpool die Augen zu schließen und an alles zu denken, was er in seinem Leben jemals widerlich und unsexy gefunden hatte. „Wie Gott uns geschaffen hat? Da musst du aber deine Tattoos ausziehen. Oder ich darf meine Badehose tragen.“ Ohje. Was für ein kläglicher Versuch. Bela zog eine Augenbraue hoch. „Seit wann so prüde, Herr Urlaub? Komm schon, nimm ein paar Klamotten zum Wechseln mit,“ er deutete auf das Kleiderbündel, das er unter den Arm geklemmt hatte, „und dann gehen wir endlich runter.“ Farin fügte sich in sein Schicksal, was blieb ihm schon anderes übrig? ~~~ Eine Viertelstunde später schritten sie über den von der Nachmittagssonne beschienenen Rasen zur Hütte, in der sich laut dem Rezeptionisten der „Wellnessbereich“ des Hotels befinden sollte. Bela schloss die Tür auf und winkte Farin herein. Der war angenehm überrascht. Die von außen eher unscheinbare Hütte wirkte von innen größer als er zuerst gedacht hatte, war geschmackvoll und hell eingerichtet, mit bereit liegenden, flauschig aussehenden Handtüchern auf zwei bequem aussehenden Liegen und mediterran gelb gestrichenen Wänden. An der rechten Seite der Hütte erspähte er in der hinteren Ecke eine kleine Saunakabine und weiter vorne zwei Duschkabinen. Links von der Tür, durch die sie hineingekommen waren, standen die Liegen mit den Handtüchern, direkt an einer großen Glaswand. Von dort führte eine Tür hinaus auf eine, dank Hecke und diverser Topfpalmen von außen nicht einsehbare Sandfläche, auf der zwei weitere Liegen standen. In der linken Ecke der Hütte führten drei Stufen zum steingefassten Whirlpool, der rund und groß genug für vier Personen war und momentan durch die Glasfront hindurch von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurde. Die gesamte Hütte, er schätzte, dass sie nicht mehr als vierzig Quadratmeter groß sein konnte, wurde von einem schmalen Wasserbecken in zwei Hälften geschnitten, das stufenförmig tiefer und nach hinten hin wieder flacher wurde. „Wow,“ Bela sah sich begeistert um. „Und so einen Schatz verstecken die in einem Hotel mit Etagenduschen, das in einem Vorort vom Ruhrpott liegt?“ „Das mit dem Ruhrpott solltest du die Stolberger nicht hören lassen,“ meinte Farin grinsend und schloss die Tür hinter ihnen. „Das sind stolze Rheinländer.“ „Wie auch immer... Hier kann man ja glatt zum Romantiker werden.“ Bela wanderte zu einer der Liegen, schmiss seine Klamotten darauf und nahm das Handtuch in die Hand. „Wow, weicher als bei Mama...“ „Du hast schon Recht, das war ne geile Idee von dir. Was hast du eigentlich dafür bezahlt?“ Der Schlagzeuger feixte über das ganze Gesicht. „Nichts. Ich hab gesagt, sie sollen es auf die Spesenrechnung setzen. Soll die Metronome halt zahlen. Keine Ahnung, was das regulär kostet.“ Farin musste lachen, typisch Bela. „War ja klar.“ Er schlug seinem Freund auf die Schulter, schnappte sich sein Handtuch und wanderte Richtung Duschkabine. „Dann lass uns das mal auskosten. Erst duschen, dann Whirlpool?“ „Erst duschen ja, aber dann saunen. Ich will dich schwitzen sehen.“ „Na schön. Aber nur ausnahmsweise, weil du auf die Idee gekommen bist, das Ding hier zu mieten.“ „Ich wusste, dass du mir nichts abschlagen kannst. Dann mal los.“ Belas Augen blitzten. Zehn Minuten später saßen sie in der kleinen Sauna, frisch geduscht und, wie von Bela verlangt, völlig nackt. „Handtücher sind für Weicheier“ hatte er gesagt und jetzt starrte Farin schwitzend stur geradeaus, an die gegenüberliegende Wand und wünschte sich ein Handtuch, eine Badehose, oder vielleicht einen schlagartigen Anfall von Blindheit, während Bela sich neben ihm um den Aufguss kümmerte. „Was hättest du lieber, Minze-Eukalyptus, Spanischer Garten, Orange-Gold oder... hähä, was ist denn das? ‚Frische Leidenschaft’... “ „Häh, was?“ Vorsichtig schielte Farin zu seinem Freund, der ein Fläschchen mit ätherischem Öl hochhielt und jetzt begann, das Etikett vorzulesen. „Die männliche Verführung! Verwöhnen Sie sich selbst und Andere mit dieser sinnlich-frischen Mischung. Vermischen Sie einigen Tropfen mit Ihrem Badewasser, in Ihrem Sauna-Aufguss, im Dampfbad oder verwenden Sie es als Massageöl. Alle Männer werden Ihnen zu Füßen liegen.“ Bela grinste. „Das nehmen wir, ich will sehen, wie du dich zu meinen Füßen am Boden wälzt.“ Er nahm die Schöpfkelle, tauchte sie in den bereitstehenden Schöpfeimer, träufelte einiges von dem Öl hinein und goss es anschließend über die glühenden Saunasteine. Im aufsteigenden Dampf setzte er sich neben Farin und atmete tief ein und aus. „Hm. Riecht jetzt nicht sonderlich anregend. Eigentlich nach fast nichts,“ spielte Farin die Situation herunter. Eigentlich fand er, dass die Mischung sogar sehr anregend roch, obwohl er den Geruch nicht wirklich einordnen konnte. Moschus, vielleicht, und irgendwelche frischen, eindeutlich männlichen Untertöne, die ihn gleichzeitig an klare, salzige Meeresluft, Pinienwälder und... Bela, und wie es wohl wäre, mit seiner Zunge über seine verschwitzte Haut zu fahren, denken ließen. Er seufzte, wie schaffte er es nur immer, dass er sich mit Bela zusammen in zweideutigen Situationen wiederfand, die ihm selbst anregend, dem Drummer aber sicherlich nur als guter Witz vorkamen? Resignierend lehnte er sich zurück und genoss die reinigende Hitze, die immerhin dafür sorgte, dass sein kleiner Freund sich so bald nicht regen würde. „Ja, du hast Recht. Vielleicht hätte ich doch ‚heiße Liebe’ nehmen sollen.“ Farin lachte. „Passt schon. Nicht, dass ich willenlos über dich hergefallen wäre.“ Er wurde wieder ernster. „Aber hörmal. Danke nochmal für heute, ich hatte echt einen grandiosen Tag. Kathrins Gesichtsausdruck inmitten all der Schokolade war unschlagbar." Er musste wieder grinsen, jetzt, wo er daran zurückdachte. "Dein Plan war echt super.“ Verstohlen schaute er zu Bela, der sich mittlerweile ebenfalls zurückgelehnt hatte und sich gerade genüsslich im Dampf räkelte. Er wagte einen genaueren Blick auf seinen besten Freund und musste schlucken. „Hey, ich hab’s doch vorhin schon gesagt, keine Ursache. Für dich immer, alles.“ Bela sah ihn an, seine Augen blickten ihm ehrlich entgegen, selbst im Aufguss-Nebel noch strahlend grün, seine Haare hingen ihm nass in das Gesicht und seine tätowierte Haut glänzte feucht im schummrigen Licht der Sauna. Oh oh. Vielleicht war es doch nicht zu heiß für zweideutige Gedanken. Schnell blickte er wieder an die gegenüberliegende Wand und durch das kleine Fenster zum Kaltwasserpool, der gerade sehr verlockend schien. Fette Typen mit Glatzen. Hervorquellende Bäuche und Krampfadern. Verfaulte Zähne. Nicht sexy. Gib endlich Ruhe, da unten! Belas schweißglänzende Schultern, der tätowierte Bizeps, den er zu gerne mit seiner Zunge erkunden würde. Seine strahlenden Augen. Oh, verdammt. „Trotzdem danke für deine Hilfe... Übrigens, hm, ich glaube, mir reichts für heute mit der Hitze. Ich geh mich mal abkühlen,“ stammelte er, hielt so unauffällig wie möglich eine Hand vor seinen Schritt, stürzte aus der Sauna und sprang in das Kaltwasserbecken. Es war wirklich kalt. Gut. Erleichtert stellte er fest, wie sein kleiner Freund auf winzige Größe zusammengeschrumpft war und ließ den Temperaturwechsel auf sich einwirken. Bela kam jetzt auch aus der Sauna und ließ sich neben ihn in das Wasser sinken. „Ah, scheiße, KALT“ brüllte er und stieg gleich wieder heraus. „Ich bin dann mal im Whirlpool, falls du mich suchst. Schließlich sind wir deswegen hier.“ Farin reichte es so langsam auch mit der Kälte. Er hoffte nur, er würde sich jetzt, außerhalb der Sauna, wo Bela nackt vielleicht weniger wie ein Halbgott, oder, besser gesagt, Halbdämon, wirkte, besser beherrschen können und schwang sich aus dem Becken heraus. Bela saß schon im Whirlpool, hatte die Augen geschlossen und genoss die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Er sah wunderschön und seltsam unschuldig aus. Farin ließ sich neben ihn zwischen die Wasserdüsen sinken und schloss gleichfalls die Augen. Herrlich entspannend... „Farin...?“ Unwillig öffnete er die Augen und schaute Bela an, dessen Körper zum Glück größtenteils vom aufgequirlten Wasser verdeckt wurde. „Was denn?“ „Hm... denkst du auch immer an Sex, wenn du in Whirlpools sitzt?“ „J... NEIN!“ „Jetzt tu doch nicht so, ich seh’s dir doch an. Wir hätten uns ein paar Mädels einladen sollen. Wobei, womöglich wär da Kathrin die Zweite dabei gewesen... Aber ein bisschen Spaß können wir ja so auch haben.“ „Bela, hast du heimlich gesoffen?“ „Nur ein Glas, vorhin, als ich die Hütte gemietet habe, aber darum geht’s doch grade gar nicht. Also, wenn du dir irgendeine Frau herwünschen könntest, wen hättest du gerne?“ „Niemanden!“ „Ach komm schon, jetzt zier dich nicht so. Nur du und ich, Männer unter sich, da können wir doch mal über so etwas reden. Wär doch nicht das erste Mal, dass wir uns gemeinsam einen runterholen...“ Das stimmte. Nur war das letzte Mal in den Achtzigern in ihrer gemeinsamen WG zu einem Porno gewesen und er hatte dabei sicher nicht an Bela gedacht, ihn nicht einmal angeschaut... „Du, Bela, mir ist grade wirklich nicht danach, an Sex zu denken!“ Dreiste Lüge. „Tu mir den Gefallen. Oder muss ich dir helfen?“ „Häh, wie?“ „Mach die Augen zu.“ Farin schwante nichts Gutes. „Warum?“ „Du hast etwas Entspannung verdient, ohne tiefer gehende Bindungen.“ Bela lehnte sich zu ihm herüber und sah ihm in die Augen. „Vertrau mir, okay?“ Farin seufzte. Er wusste nicht, was jetzt kam, aber mittlerweile war es ihm egal. Das hier war Bela, sein bester Freund, vielleicht sollte er sich wirklich mal entspannen und ihm vertrauen. Also gehorchte er und schloss die Augen. Er spürte die massierenden Düsen an seinem Rücken. Die Sonne auf seinem Gesicht. Belas Hände legten sich auf seine Schultern, begannen langsam, sie zu kneten, dann zu streicheln. Nein, er wollte die Augen nicht aufmachen. Er spürte seine Stimme an seinem Ohr, unsicher, aber unglaublich sexy. „Denk an die hübscheste Frau, die dir einfällt. Nicht ich, sie... Lass dich... lass dich einfach fallen, okay?“ Belas Hände begannen zu wandern. Eine strich über seinen Hals, streifte über sein Gesicht, seine Lippen, seine Wange und vergrub sich schließlich spielerisch in seinen Haaren. Das konnte nicht wirklich passieren. Nur nicht die Augen aufmachen, nur nicht feststellen, dass er träumte. Belas andere Hand strich über seinen Brustkorb, leicht wie eine Feder, tauchte in das brodelnde Wasser des Whirlpool und schloss sich um seinen bereits halb steifen Penis, bevor er überlegen konnte, was zum Henker Bela da machte. Er keuchte auf, vor Überraschung, vor Lust, vor Angst, was das bedeuten konnte. „Mach die Augen nicht auf. Du vögelst die heißeste Frau, die du je getroffen hast,“ flüsterte Bela an seinem Ohr, während er leicht zudrückte und begann, mit seinem Daumen über Farins Eichel zu fahren. Ihre Freundschaft. Was passierte hier gerade? Wenn er die Augen aufmachen würde, wäre der Moment vorbei, die Seifenblase geplatzt, das wusste Farin instinktiv. Er hielt sie geschlossen. Was würde dies ändern? Wie könnte er Bela jemals wieder anschauen? Was bedeutete all das? Belas Fingerspitzen tanzten auf seiner Erektion auf und ab. Keine Fragen mehr. Nur der Moment. Die Finger schlossen sich wieder und fingen an, zu pumpen. Farin stöhnte und begann, zuzustoßen. Schneller. Härter. Oh, bitte. Bela. Bela. Keine Frau, egal welche. Nur du, immer nur du. Er biss die Zähne aufeinander, schluckte alles herunter, was er sagen wollte. Die raue Schlagzeugerhandfläche dort, wo er am empfindlichsten war. Schneller und schneller, härter, besser als er sich selbst je befriedigen konnte, unter allen Duschen dieser Welt. Oh verdammt, er würde kommen, kommen, ... Er kam, mit einem Aufschrei, der alle Gefühle beinhaltete, die er so mühsam unterdrückt hatte. Und kam. Und kam. Vor seinen geschlossenen Augen sah er Belas Lächeln, seine blitzenden grünen Augen und für einen Moment lang wollte er aufschauen, ihm alles sagen, sein Gesicht mit Küssen bedecken und mit ihm in den Sonnenuntergang reiten. Er brach zusammen, ließ sich gegen den Rand des Whirlpools sacken, spürte um sich herum, wie die Düsen weiterhin ihre Arbeit verrichteten und traute sich nach wie vor eben doch nicht, seine Augen zu öffnen, in die harte Wirklichkeit zurückzukehren. Was sollte jetzt nur werden...? Belas warme Hand war auf einmal weg, genau wie die, die gerade noch in seinen Haaren vergraben gewesen war, und sie fehlten ihm jetzt schon so sehr, dass es fast schmerzte. Er musste es tun, sofort. Farin schlug die Augen auf, sah Bela nach wie vor neben ihm sitzen und ihn mit unlesbarem Gesichtsausdruck anschauen. „Bela, ich...“ Er wusste selbst nicht, was er sagen wollte. „Sex, es war nur Sex.“ Bela sah ihn verlegen, fast ein bisschen ängstlich, an. „Betrachte es als kleine Gefälligkeit unter Freunden. Nichts Besonderes. Das ändert nichts zwischen uns... Gar nichts.“ Ja, das war wohl die beste Lösung. Freunde. Die alles – und noch ein bisschen mehr – füreinander taten und dabei, so wie heute, manchmal vielleicht ein bisschen über das Ziel hinaus schossen. Aber eben nur Kumpels. Alles andere war unvorstellbar. Langsam nickte er. „Gut.“ Bela grinste wieder, der ewige Humor umgab ihn wie ein Schutzschild. Er stieg aus dem Wasser und schnappte sich sein Handtuch. „Und jetzt lass uns duschen – wetten, ich bin schneller fertig als du?“ ___::___ Anmerkungen: Zunächst mal wehre ich mich gegen die auf der Hand liegende Anschuldigung, ich würde grundsätzlich keine Coverversionen mögen. Das stimmt nicht. Von (Somewhere) Over The Rainbow gibt es sogar ein paar tolle Coverversionen - von Me First & The Gimme Gimmes (die man sowieso einfach lieben MUSS, allein schon für „Ruin Jonny’s Bar Mitzvah“), zum Beispiel, aber auch von Doris Day und diversen anderen. Das alles ändert nichts daran, dass Wizard of Oz und Judy Garland auch in Deutschland zur Allgemeinbildung gehören sollten, was sie leider bislang nicht tun. XD Naja, was ich eigentlich sagen wollte: Marusha mag zwar für Technoliebhaber super sein, sie hat dieses eine Lied aber total verhunzt, igitt... Was noch? Ach ja, die Sauna. Es gibt nicht umsonst so viele Schwulensaunen und Dampfbäder, irgendwie hat das was. XD Das Hotel ist natürlich frei erfunden, aber so eine Hütte hätte ich auch gerne im Garten... Und: ist das hier das letzte Kapitel? Gute Frage. Offen gesagt weiß ich es nicht. Natürlich hätte ich gerne noch ein „echtes“ Sex-Kapitel. Aber bin mir unsicher, ob Farin wirklich so weit gehen würde, ohne dass ich mehrere Zeitsprünge einbauen müsste (schließlich spielt die ganze Story letztendlich an nur drei Tagen!). Von „ich liebe dich,“ „ohne dich kann ich nicht“ und so weiter fang ich gar nicht erst an – ich glaube, dafür sind die Schutzschilde viel zu weit oben und haben letztendlich beide viel zu viel Angst, wie es dann mit der Band, mit Rod, mit ihrem Leben weiterginge. Dass sie OTP sind, steht jawohl trotzdem außer Frage! ;) Vielleicht schreibe ich einfach noch ein paar Drabbles, die lose an die Storyline anknüpfen und lasse „Du, Ich und Wir Drei“ hiermit als eigenständige FF stehen. Ich muss mir das noch überlegen. Für jetzt... erstmal Ende. Danke für’s Lesen. Und für’s Kommentieren. ;) Kapitel 14: (12 - non adult) Nur du... -------------------------------------- Hier die (wenn es nach mir geht) Non-Adult-Version von Kapitel 12. Kommt schon, 'mexx, so schlimm ist das nun wirklich nicht. ;) Viel Spaß beim Lesen, allerseits! =) --- Kapitel 12 – Nur du... (non-adult) - Farin - „Rod, du fährst!“ kommandierte Bela, während er dem Bassisten die Autoschlüssel in die Hand drückte und sich neben Farin stellte, der an der Beifahrertür wartete. „Ich habe genug von dieser Schrottkiste.“ Farin musste grinsen – war ja klar, dass das einzige Auto, das die Autovermietung in Münster frei gehabt hatte, ein klappriger Golf II Dreitürer war. „Mir egal, wer fährt, aber ich sitze Shotgun, ich hab schließlich die längsten Beine,“ warf er ein. In seinem Leben hatte er weiß Gott schon genug Erfahrungen mit zu engen Rücksitzen gemacht. „Nix, du hattest deinen Triumph für heute schon. Du gehst schön nach hinten.“ Bela baute sich breitbeinig, mit verschränkten Armen vor ihm auf und versuchte, böse zu gucken. Das misslang gründlich, allein schon, weil sein Gesicht nach wie vor mit unzähligen Schokoklecksen verziert war. Farin unterdrückte die völlig absurde, aber seltsam anregende Vorstellung, Bela einmal quer über das Gesicht zu lecken. Stattdessen lehnte er sich an die Beifahrertür und grinste zu ihm herunter. „Willst du dich mit mir anlegen, Kleiner? Gib’s auf. Ich sitze vorne.“ „Nein, ich!“ „Ich!“ „Du kannst eh nicht gewinnen?“ „Ach nein?“ „Du weißt genau, dass du mir nichts abschlagen kannst!“ Das stimmte sogar, normalerweise. Aber heute nicht. Dazu machte die Kabbelei zuviel Spaß. „In deinen feuchten Träumen vielleicht,“ witzelte er. „Ich sitze vorne, Ende.“ „Nein!“ „Doch!“ Rod schaltete sich kopfschüttelnd ein. „Oh man, ihr zwei seid schlimmer als Kleinkinder. Ich hab da keine Lust drauf, weil derjenige, der am Ende hinten sitzt, sowieso dem, der dann vorne sitzt die Hölle heiß machen wird. Also sitzt ihr jetzt beide hinten. Punkt, keine Diskussionen mehr, ich fahre, ich bestimme.“ Er sah sie beide an und erwartete offensichtlich starke Gegenwehr. Hm. Mit Bela gezwungenermaßen kuschelnd auf der Rückbank. Das klang doch gleich ganz anders, fand Farin. „Okay...“ sagte er zögernd, genau in dem Moment, in dem Bela auch ein „okay“ hören ließ. Sie sahen sich überrascht an, tippten die Fäuste gegeneinander und lachten. „Also los, sonst kommen wir hier nie weg. Dann quetscht euch mal schön.“ Rod schloss die Beifahrertür auf, klappte den Sitz nach vorne und scheuchte zuerst Bela und dann Farin rein. „Oh man, das ist ja wirklich eng hier,“ fluchte Bela, der auf allen Vieren auf der Rückbank kniete, weil hinter Rods Fahrersitz bei aller Liebe nicht einmal Platz für seine kürzeren Beine war. Farin erging es nicht viel besser, er hatte sich zusammengeklappt und war gerade dabei, den Beifahrersitz vor sich so weit wie es eben ging nach vorne zu schieben. „Hmpf, weiter geht’s nicht,“ grummelte er, und schaffte es nach langem Herumprobieren, seine Beine zwischen Sitz, Tür und Rückbank zu verstauen, ohne allzu unbequem zu sitzen. „Na toll. Schau mich mal an,“ grummelte Bela, der nach wie vor dahockte und versuchte, seine Gliedmaßen loszuwerden. „Also, ich sehe da nur drei Möglichkeiten,“ grinste Farin. „Da bin ich ja mal gespannt.“ Farin hob seinen Zeigefinger und zeigte auf Bela. „Erstens, wir sperren dich in den Kofferraum.“ Der Drummer schaute ihn grummelig an und murmelte „nicht komisch,“ während Rod grinsend ein „Vielleicht wäre dann ja endlich mal Ruhe“ einwarf. Farin hielt zwei Finger hoch: „zweitens, du rutscht in die Mitte und legst deine Beine auf die Handbremse...“ „Nichts da! Da haut er mir doch nur den Gang raus.“ Rod war dabei, den Rückspiegel einzustellen und sah Farin darin leicht genervt in die Augen. „Okay, Fahrerveto.“ Farin grinste und streckte einen weiteren Finger in die Höhe. „Möglichkeit drei, du legst dich lang hin. Aber bitte nicht...“ Bevor er mit „...auf mich!“ enden konnte, hatte Bela sich schon auf dem Rücken ausgestreckt und den Kopf an Farins Brust gelehnt. „Hm, du bist zwar nicht so bequem wie ne Frau, aber für die Dreiviertelstunde nach Stolberg wird das schon klappen,“ meinte er, während er sich genüsslich – halb auf Farin liegend - ausstreckte. „Haha! Und wer fragt, ob das für mich bequem ist?“ „Keiner. Der Tag gehörte ganz dir, also ist das mindeste was du tun kannst, mich ein bisschen Schlaf nachholen zu lassen. Also Ruhe jetzt, ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“ Bela schloss demonstrativ die Augen. Schönheitsschlaf hin oder her – Farin war der letzte, der weiter über die Situation, die für unbedarfte Beobachter, die ihn und Bela kannten, sicher ganz alltäglich aussah, jammern würde, dafür genoss er sie insgeheim viel zu sehr. Er überlegte, wann es eigentlich angefangen hatte, dass er diese kleinen Berührungen nicht mehr missen wollte und sich üblicherweise mit einem Witz herausredete. Er wusste es nicht, es war ihm auch egal, so lange es sie weiterhin gab, diese kurzen Augenblicke, in denen er einfach nur glücklich war. Er überlegte, was er sagen könne, um das alles auch dieses Mal weniger bedeutsam scheinen zu lassen, als es war, aber ihm wollte beim besten Willen einfach nichts einfallen. Rod rettete ihn, mal wieder, indem er den Motor startete und was von „Na also. Dann können wir jetzt ja endlich losfahren, Kinderchens“ in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. Der Golf fuhr lärmend vom Parkplatz, im einzig verfügbaren Radiosender lief Marusha, „Somewhere Over The Rainbow,“ in dieser grausamen Technoversion. Schon ironisch, überlegte Farin, das Original war unsäglich kitschig, irgendwo zwischen schief gesungen und doch irgendwie auch schön, in Europa aber vor allem bekannt als Schwulenhymne, vielleicht noch mehr als Gloria Gaynors Oevre je sein könnte. Er hatte sich nie als schwul gesehen, wollte das auch jetzt nicht, aber irgendetwas war da an Bela; etwas, das ihm nicht aus dem Sinn ging und ihn Momente wie diesen so intensiv erleben ließ. Plötzlich mutig lehnte er sich zurück und legte einen Arm um Bela, damit der bequemer lag. „Danke, dass du heute dabei warst, das war genial“ murmelte er und vergrub sein Kinn in den schwarzen Haaren. Er liebte den Geruch, der ihm entgegenkam, der so ganz Bela war; vertraut und doch aufregend fremd. Haarspray, Rauch, Aftershave, und, wie er amüsiert feststellte, Schokolade, die sich wunderbar in das Gesamtbild einfügte. Der Schlagzeuger selbst protestierte derweil zu seiner Überraschung nicht, sondern murmelte ein „für dich immer“ und schien sich tatsächlich näher an ihn heranzukuscheln. Dann döste er scheinbar langsam und völlig entspannt gegen ihn gelehnt ein. Farin derweil fragte sich, ob wohl doch etwas dran sei, dass Schokolade in Süd- und Mittelamerika als Aphrodisiakum gehandhabt wurde. Seine Hose jedenfalls war ihm plötzlich zu eng geworden. Unauffällig drückte er Bela an sich und wünschte, sie würden auf dem Weg nach Stolberg stundenlang im Stau stehen. ~~~ Er hatte kein Glück; die Fahrt ging zügig, eine knappe Stunde später waren sie im Hotel angekommen und hatten ihre Zimmer bereits bezogen. Farin saß auf seinem Hotelbett, wühlte in seiner Tasche und suchte nach Klamotten zum wechseln. Sein heutiges Outfit war ihm zu schokoladig und er hoffte nur, die Flecken würden aus seiner Hose rausgehen, sonst würde die für immer aussehen, als hätte er es mit verdorbenem Magen nicht mehr rechtzeitig zur Toilette geschafft. Kopfschüttelnd zog er ein frisches Shirt aus seinem Rucksack und schrak auf, als es an der Tür klopfte. Im nächsten Moment flog selbige schon auf und ein strahlender Bela, der ein paar saubere Klamotten unter den Arm geklemmt hatte, ansonsten aber noch genau so voller Schokoladenspritzer war, wie vorhin, schaute ihm entgegen. „Hey, Farin, ich hab den idealen Ersatz zu den lausigen Etagenduschen gefunden. Die haben hier im Garten eine Hütte mit Whirlpool und Sauna! Kann man mieten, bist du dabei?“ „Äh, klopfen kannst du nicht, oder wie? Was, wenn ich nackt gewesen wäre?“ „Dann hätt ich mich an deinem Anblick erfreut und du hättest gleich so mitkommen können. Ist doch egal, Mann. Was ist denn jetzt, kommst du mit whirlpoolen?“ Farin musste über Belas Wortschöpfung grinsen und verbot sich, über Belas Bemerkungen weiter nachzudenken – die üblichen Neckereien, nichts weiter. So oder so, das mit dem Whirlpool klang tatsächlich verlockend. Was anderes war sowieso gerade nicht zu tun. Sie waren in einem Hotel außerhalb von Stolberg untergebracht, die Crew war noch nicht da und obendrein lockten ihn die Etagenduschen nun wirklich nicht. Selbst sein Buch schien irgendwie langweilig; er hatte im Moment einfach nicht die Ruhe zum Lesen, zum ersten Mal in seinem Leben. „Okay,“ meinte er. „Bin dabei. Hast du das Ding schon gemietet, oder wie?“ „Jepp, alles erledigt. In fünf Minuten können wir uns unten an der Rezeption den Schlüssel abholen.“ „Okay, cool. Hast du Rod schon Bescheid gesagt?“ „Der ist Kippen holen gefahren und wollte auch gleich schon mal die Halle checken, das Auto bei der Autovermietung abstellen und dann heut Abend mit der Crew wieder herkommen. Kann dauern, bis der wieder da ist.“ Bela durchschritt mit ein paar Schritten das Hotelzimmer und ging vor ihm in die Knie, so dass sie sich direkt in die Augen sahen. „It’s just you and me, baby.“ Wenn Farin es nicht besser gewusst hätte, er hätte vermutet, dass Bela tatsächlich mit ihm flirtete. Der Drummer hielt seinen Blick fest und hatte, Schokospritzer im Gesicht hin oder her, diesen Gesichtsausdruck, dieses halb auffordernde, halb fragende Lächeln aufgesetzt, mit dem er, Farin, ihn schon unzählige Mädchen hatte abschleppen sehen. Er verstand jetzt, warum Bela damit immer Erfolg hatte und drohte, zum zweiten Mal in zwei Tagen, in diesen grünen Augen zu versinken. Abrupt schaute er weg. So ein Unsinn, das war einer dieser Mindfucks, auf die Bela ab und an so stand – jetzt tat er, als würde er flirten und in einer halben Minute würde er einen dummen Witz darüber reißen. A propos reißen, er, Farin, sollte sich endlich mal zusammenreißen. Er war kein verliebter Teenager, verdammt, er musste endlich wieder klarer sehen. Er wollte nicht, dass Bela ihm, ungewollt, weh tun und er anschließend dem armen nichts vermutenden Kerl dann auch noch wegen etwas, das er ihm nicht erklären konnte oder wollte, böse sein würde. Dafür bedeutete die Freundschaft ihm zuviel, nichts war es wert, das aufzugeben, das hatte er zu King Kong Zeiten gemerkt. Nichts, wiederholte er noch ein paar Mal in seinem Kopf. Nichts. Nichts. Also. Sauna. Unter Kumpels. Whirlpool zu zweit, mit seinem besten Freund. Nichts Besonderes. Er schüttelte den Kopf, verbannte die kompromittierenden Gedanken aus seinem Kopf und hoffte nur, er würde nachher mit Bela im Whirlpool keine Latte kriegen, das wäre dann wohl wirklich schwer zu erklären. Bela war derweil wieder aufgestanden und schaute ihn fragend an. Ach ja, etwas sagen sollte er auch noch, bevor die irgendwie peinlich berührte Stille zwischen ihnen sich weiter ausbreiten konnte. Na großartig, er, der Kontrollfreak, war mit einer Alltagssituation zwischen Freunden überfordert. Höchste Zeit, dass er etwas sagte, aus dieser seltsamen Laune herauskam. „Okay, Männer unter sich, nichts für Chilenen...“ witzelte er also; nicht gerade sein bester Spruch, aber auf die Schnelle kam ihm nichts Besseres in den Sinn. Bela wusste ja, wie es gemeint war. „Lass mich nur eben meine Badehose suchen, dann können wir runter gehen.“ „Wie jetzt, Badehose?“ Der Drummer sah ihn amüsiert an. „Du weißt doch, so was besitze ich gar nicht. Nein, nein, wir gehen schön baden wie Gott uns geschaffen hat.“ Auch das noch. Farin stöhnte innerlich und nahm sich vor, im Whirlpool die Augen zu schließen und an alles zu denken, was er in seinem Leben jemals widerlich und unsexy gefunden hatte. „Wie Gott uns geschaffen hat? Da musst du aber deine Tattoos ausziehen. Oder ich darf meine Badehose tragen.“ Ohje. Was für ein kläglicher Versuch. Bela zog eine Augenbraue hoch. „Seit wann so prüde, Herr Urlaub? Komm schon, nimm ein paar Klamotten zum Wechseln mit,“ er deutete auf das Kleiderbündel, das er unter den Arm geklemmt hatte, „und dann gehen wir endlich runter.“ Farin fügte sich in sein Schicksal, was blieb ihm schon anderes übrig? ~~~ Eine Viertelstunde später schritten sie über den von der Nachmittagssonne beschienenen Rasen zur Hütte, in der sich laut dem Rezeptionisten der „Wellnessbereich“ des Hotels befinden sollte. Bela schloss die Tür auf und winkte Farin herein. Der war angenehm überrascht. Die von außen eher unscheinbare Hütte wirkte von innen größer als er zuerst gedacht hatte, war geschmackvoll und hell eingerichtet, mit bereit liegenden, flauschig aussehenden Handtüchern auf zwei bequem aussehenden Liegen und mediterran gelb gestrichenen Wänden. An der rechten Seite der Hütte erspähte er in der hinteren Ecke eine kleine Saunakabine und weiter vorne zwei Duschkabinen. Links von der Tür, durch die sie hineingekommen waren, standen die Liegen mit den Handtüchern, direkt an einer großen Glaswand. Von dort führte eine Tür hinaus auf eine, dank Hecke und diverser Topfpalmen von außen nicht einsehbare Sandfläche, auf der zwei weitere Liegen standen. In der linken Ecke der Hütte führten drei Stufen zum steingefassten Whirlpool, der rund und groß genug für vier Personen war und momentan durch die Glasfront hindurch von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurde. Die gesamte Hütte, er schätzte, dass sie nicht mehr als vierzig Quadratmeter groß sein konnte, wurde von einem schmalen Wasserbecken in zwei Hälften geschnitten, das stufenförmig tiefer und nach hinten hin wieder flacher wurde. „Wow,“ Bela sah sich begeistert um. „Und so einen Schatz verstecken die in einem Hotel mit Etagenduschen, das in einem Vorort vom Ruhrpott liegt?“ „Das mit dem Ruhrpott solltest du die Stolberger nicht hören lassen,“ meinte Farin grinsend und schloss die Tür hinter ihnen. „Das sind stolze Rheinländer.“ „Wie auch immer... Hier kann man ja glatt zum Romantiker werden.“ Bela wanderte zu einer der Liegen, schmiss seine Klamotten darauf und nahm das Handtuch in die Hand. „Wow, weicher als bei Mama...“ „Du hast schon Recht, das war ne geile Idee von dir. Was hast du eigentlich dafür bezahlt?“ Der Schlagzeuger feixte über das ganze Gesicht. „Nichts. Ich hab gesagt, sie sollen es auf die Spesenrechnung setzen. Soll die Metronome halt zahlen. Keine Ahnung, was das regulär kostet.“ Farin musste lachen, typisch Bela. „War ja klar.“ Er schlug seinem Freund auf die Schulter, schnappte sich sein Handtuch und wanderte Richtung Duschkabine. „Dann lass uns das mal auskosten. Erst duschen, dann Whirlpool?“ „Erst duschen ja, aber dann saunen. Ich will dich schwitzen sehen.“ „Na schön. Aber nur ausnahmsweise, weil du auf die Idee gekommen bist, das Ding hier zu mieten.“ „Ich wusste, dass du mir nichts abschlagen kannst. Dann mal los.“ Belas Augen blitzten. Zehn Minuten später saßen sie in der kleinen Sauna, frisch geduscht und, wie von Bela verlangt, völlig nackt. „Handtücher sind für Weicheier“ hatte er gesagt und jetzt starrte Farin schwitzend stur geradeaus, an die gegenüberliegende Wand und wünschte sich ein Handtuch, eine Badehose, oder vielleicht einen schlagartigen Anfall von Blindheit, während Bela sich neben ihm um den Aufguss kümmerte. „Was hättest du lieber, Minze-Eukalyptus, Spanischer Garten, Orange-Gold oder... hähä, was ist denn das? ‚Frische Leidenschaft’... “ „Häh, was?“ Vorsichtig schielte Farin zu seinem Freund, der ein Fläschchen mit ätherischem Öl hochhielt und jetzt begann, das Etikett vorzulesen. „Die männliche Verführung! Verwöhnen Sie sich selbst und Andere mit dieser sinnlich-frischen Mischung. Vermischen Sie einigen Tropfen mit Ihrem Badewasser, in Ihrem Sauna-Aufguss, im Dampfbad oder verwenden Sie es als Massageöl. Alle Männer werden Ihnen zu Füßen liegen.“ Bela grinste. „Das nehmen wir, ich will sehen, wie du dich zu meinen Füßen am Boden wälzt.“ Er nahm die Schöpfkelle, tauchte sie in den bereitstehenden Schöpfeimer, träufelte einiges von dem Öl hinein und goss es anschließend über die glühenden Saunasteine. Im aufsteigenden Dampf setzte er sich neben Farin und atmete tief ein und aus. „Hm. Riecht jetzt nicht sonderlich anregend. Eigentlich nach fast nichts,“ spielte Farin die Situation herunter. Eigentlich fand er, dass die Mischung sogar sehr anregend roch, obwohl er den Geruch nicht wirklich einordnen konnte. Moschus, vielleicht, und irgendwelche frischen, eindeutlich männlichen Untertöne, die ihn gleichzeitig an klare, salzige Meeresluft, Pinienwälder und... Bela, und wie es wohl wäre, mit seiner Zunge über seine verschwitzte Haut zu fahren, denken ließen. Er seufzte, wie schaffte er es nur immer, dass er sich mit Bela zusammen in zweideutigen Situationen wiederfand, die ihm selbst anregend, dem Drummer aber sicherlich nur als guter Witz vorkamen? Resignierend lehnte er sich zurück und genoss die reinigende Hitze, die immerhin dafür sorgte, dass sein kleiner Freund sich so bald nicht regen würde. „Ja, du hast Recht. Vielleicht hätte ich doch ‚heiße Liebe’ nehmen sollen.“ Farin lachte. „Passt schon. Nicht, dass ich willenlos über dich hergefallen wäre.“ Er wurde wieder ernster. „Aber hörmal. Danke nochmal für heute, ich hatte echt einen grandiosen Tag. Kathrins Gesichtsausdruck inmitten all der Schokolade war unschlagbar." Er musste wieder grinsen, jetzt, wo er daran zurückdachte. "Dein Plan war echt super.“ Verstohlen schaute er zu Bela, der sich mittlerweile ebenfalls zurückgelehnt hatte und sich gerade genüsslich im Dampf räkelte. Er wagte einen genaueren Blick auf seinen besten Freund und musste schlucken. „Hey, ich hab’s doch vorhin schon gesagt, keine Ursache. Für dich immer, alles.“ Bela sah ihn an, seine Augen blickten ihm ehrlich entgegen, selbst im Aufguss-Nebel noch strahlend grün, seine Haare hingen ihm nass in das Gesicht und seine tätowierte Haut glänzte feucht im schummrigen Licht der Sauna. Oh oh. Vielleicht war es doch nicht zu heiß für zweideutige Gedanken. Schnell blickte er wieder an die gegenüberliegende Wand und durch das kleine Fenster zum Kaltwasserpool, der gerade sehr verlockend schien. Fette Typen mit Glatzen. Hervorquellende Bäuche und Krampfadern. Verfaulte Zähne. Nicht sexy. Gib endlich Ruhe, da unten! Belas schweißglänzende Schultern, der tätowierte Bizeps, den er zu gerne mit seiner Zunge erkunden würde. Seine strahlenden Augen. Oh, verdammt. „Trotzdem danke für deine Hilfe... Übrigens, hm, ich glaube, mir reichts für heute mit der Hitze. Ich geh mich mal abkühlen,“ stammelte er, hielt so unauffällig wie möglich eine Hand vor seinen Schritt, stürzte aus der Sauna und sprang in das Kaltwasserbecken. Es war wirklich kalt. Gut. Erleichtert stellte er fest, wie sein kleiner Freund auf winzige Größe zusammengeschrumpft war und ließ den Temperaturwechsel auf sich einwirken. Bela kam jetzt auch aus der Sauna und ließ sich neben ihn in das Wasser sinken. „Ah, scheiße, KALT“ brüllte er und stieg gleich wieder heraus. „Ich bin dann mal im Whirlpool, falls du mich suchst. Schließlich sind wir deswegen hier.“ Farin reichte es so langsam auch mit der Kälte. Er hoffte nur, er würde sich jetzt, außerhalb der Sauna, wo Bela nackt vielleicht weniger wie ein Halbgott, oder, besser gesagt, Halbdämon, wirkte, besser beherrschen können und schwang sich aus dem Becken heraus. Bela saß schon im Whirlpool, hatte die Augen geschlossen und genoss die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Er sah wunderschön und seltsam unschuldig aus. Farin ließ sich neben ihn zwischen die Wasserdüsen sinken und schloss gleichfalls die Augen. Herrlich entspannend... „Farin...?“ Unwillig öffnete er die Augen und schaute Bela an, dessen Körper zum Glück größtenteils vom aufgequirlten Wasser verdeckt wurde. „Was denn?“ „Hm... denkst du auch immer an Sex, wenn du in Whirlpools sitzt?“ „J... NEIN!“ „Jetzt tu doch nicht so, ich seh’s dir doch an. Wir hätten uns ein paar Mädels einladen sollen. Wobei, womöglich wär da Kathrin die Zweite dabei gewesen... Aber ein bisschen Spaß können wir ja so auch haben.“ „Bela, hast du heimlich gesoffen?“ „Nur ein Glas, vorhin, als ich die Hütte gemietet habe, aber darum geht’s doch grade gar nicht. Also, wenn du dir irgendeine Frau herwünschen könntest, wen hättest du gerne?“ „Niemanden!“ „Ach komm schon, jetzt zier dich nicht so. Nur du und ich, Männer unter sich, da können wir doch mal über so etwas reden. Wär doch nicht das erste Mal, dass wir uns gemeinsam einen runterholen...“ Das stimmte. Nur war das letzte Mal in den Achtzigern in ihrer gemeinsamen WG zu einem Porno gewesen und er hatte dabei sicher nicht an Bela gedacht, ihn nicht einmal angeschaut... „Du, Bela, mir ist grade wirklich nicht danach, an Sex zu denken!“ Dreiste Lüge. „Tu mir den Gefallen. Oder muss ich dir helfen?“ „Häh, wie?“ „Mach die Augen zu.“ Farin schwante nichts Gutes. „Warum?“ „Du hast etwas Entspannung verdient, ohne tiefer gehende Bindungen.“ Bela lehnte sich zu ihm herüber und sah ihm in die Augen. „Vertrau mir, okay?“ Farin seufzte. Er wusste nicht, was jetzt kam, aber mittlerweile war es ihm egal. Das hier war Bela, sein bester Freund, vielleicht sollte er sich wirklich mal entspannen und ihm vertrauen. Also gehorchte er und schloss die Augen. Er spürte die massierenden Düsen an seinem Rücken. Die Sonne auf seinem Gesicht. Belas Hände legten sich auf seine Schultern, begannen langsam, sie zu kneten, dann zu streicheln. Nein, er wollte die Augen nicht aufmachen. Er spürte seine Stimme an seinem Ohr, unsicher, aber unglaublich sexy. „Denk an die hübscheste Frau, die dir einfällt. Nicht ich, sie... Lass dich... lass dich einfach fallen, okay?“ Belas Hände begannen zu wandern. Eine strich über seinen Hals, streifte über sein Gesicht, seine Lippen, seine Wange und vergrub sich schließlich spielerisch in seinen Haaren. Das konnte nicht wirklich passieren. Nur nicht die Augen aufmachen, nur nicht feststellen, dass er träumte. Belas andere Hand strich über seinen Brustkorb, leicht wie eine Feder, tauchte in das brodelnde Wasser des Whirlpool und landete in seinem Schoß, bevor er überlegen konnte, was zum Henker Bela da machte. Er keuchte auf, vor Überraschung, vor Lust, vor Angst, was das bedeuten konnte. „Mach die Augen nicht auf. Du vögelst die heißeste Frau, die du je getroffen hast,“ flüsterte Bela an seinem Ohr, während er leicht zudrückte. Ihre Freundschaft. Was passierte hier gerade? Wenn er die Augen aufmachen würde, wäre der Moment vorbei, die Seifenblase geplatzt, das wusste Farin instinktiv. Er hielt sie geschlossen. Was würde dies ändern? Wie könnte er Bela jemals wieder anschauen? Was bedeutete all das? Belas Fingerspitzen tanzten auf und ab. Keine Fragen mehr. Nur der Moment. Die Finger schlossen sich wieder und fingen an, zu pumpen. Farin stöhnte. Schneller. Härter. Oh, bitte. Bela. Bela. Keine Frau, egal welche. Nur du, immer nur du. Er biss die Zähne aufeinander, schluckte alles herunter, was er sagen wollte. Die raue Schlagzeugerhandfläche dort, wo er am empfindlichsten war. Schneller und schneller, geschickter, besser als er sich selbst je befriedigen konnte, unter allen Duschen dieser Welt. Oh verdammt, er würde kommen, kommen, ... Er kam, mit einem Aufschrei, der alle Gefühle beinhaltete, die er so mühsam unterdrückt hatte. Vor seinen geschlossenen Augen sah er Belas Lächeln, seine blitzenden grünen Augen und für einen Moment lang wollte er aufschauen, ihm alles sagen, sein Gesicht mit Küssen bedecken und mit ihm in den Sonnenuntergang reiten. Er brach zusammen, ließ sich gegen den Rand des Whirlpools sacken, spürte um sich herum, wie die Düsen weiterhin ihre Arbeit verrichteten und traute sich nach wie vor eben doch nicht, seine Augen zu öffnen, in die harte Wirklichkeit zurückzukehren. Was sollte jetzt nur werden...? Belas warme Hand war auf einmal weg, genau wie die andere, die gerade noch in seinen Haaren vergraben gewesen war, und sie fehlten ihm jetzt schon so sehr, dass es fast schmerzte. Er musste es tun, sofort. Farin schlug die Augen auf, sah Bela nach wie vor neben ihm sitzen und ihn mit unlesbarem Gesichtsausdruck anschauen. „Bela, ich...“ Er wusste selbst nicht, was er sagen wollte. „Sex, es war nur Sex.“ Bela sah ihn verlegen, fast ein bisschen ängstlich, an. „Betrachte es als kleine Gefälligkeit unter Freunden. Nichts Besonderes. Das ändert nichts zwischen uns... Gar nichts.“ Ja, das war wohl die beste Lösung. Freunde. Die alles – und noch ein bisschen mehr – füreinander taten und dabei, so wie heute, manchmal vielleicht ein bisschen über das Ziel hinaus schossen. Aber eben nur Kumpels. Alles andere war unvorstellbar. Langsam nickte er. „Gut.“ Bela grinste wieder, der ewige Humor umgab ihn wie ein Schutzschild. Er stieg aus dem Wasser und schnappte sich sein Handtuch. „Und jetzt lass uns duschen – wetten, ich bin schneller fertig als du?“ - ENDE - ___::___ Anmerkungen: Zunächst mal wehre ich mich gegen die auf der Hand liegende Anschuldigung, ich würde grundsätzlich keine Coverversionen mögen. Das stimmt nicht. Von (Somewhere) Over The Rainbow gibt es sogar ein paar tolle Coverversionen - von Me First & The Gimme Gimmes (die man sowieso einfach lieben MUSS, allein schon für „Ruin Jonny’s Bar Mitzvah“), zum Beispiel, aber auch von Doris Day und diversen anderen. Das alles ändert nichts daran, dass Wizard of Oz und Judy Garland auch in Deutschland zur Allgemeinbildung gehören sollten, was sie leider bislang nicht tun. XD Naja, was ich eigentlich sagen wollte: Marusha mag zwar für Technoliebhaber super sein, sie hat dieses eine Lied aber total verhunzt, igitt... Was noch? Ach ja, die Sauna. Es gibt nicht umsonst so viele Schwulensaunen und Dampfbäder, irgendwie hat das was. XD Das Hotel ist natürlich frei erfunden, aber so eine Hütte hätte ich auch gerne im Garten... Und: ist das hier das letzte Kapitel? Gute Frage. Offen gesagt weiß ich es nicht. Natürlich hätte ich gerne noch ein „echtes“ Sex-Kapitel. Aber bin mir unsicher, ob Farin wirklich so weit gehen würde, ohne dass ich mehrere Zeitsprünge einbauen müsste (schließlich spielt die ganze Story letztendlich an nur drei Tagen!). Von „ich liebe dich,“ „ohne dich kann ich nicht“ und so weiter fang ich gar nicht erst an – ich glaube, dafür sind die Schutzschilde viel zu weit oben und haben letztendlich beide viel zu viel Angst, wie es dann mit der Band, mit Rod, mit ihrem Leben weiterginge. Dass sie OTP sind, steht jawohl trotzdem außer Frage! ;) Vielleicht schreibe ich einfach noch ein paar Drabbles, die lose an die Storyline anknüpfen und lasse „Du, Ich und Wir Drei“ hiermit als eigenständige FF stehen. Ich muss mir das noch überlegen. Für jetzt... erstmal Ende. Danke für’s Lesen. Und für’s Kommentieren. ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)