Du, ich und wir drei... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Auf dem Zimmer eines Rockstars ----------------------------------------- Kapitel 3 – Im Hotelzimmer eines Rockstars - Farin - Farin lag auf seinem Bett und las, wie konnte es anders sein, ein Buch. Friedrich Dürrenmatt, „Das Versprechen“. Grandiose Schweizer Schreibkunst, wie er fand, und doch konnte er sich momentan nicht darauf konzentrieren, die Geschichte von Kommisär Matthäis Niedergang weiterzulesen. Seufzend legte er das Buch weg und stand auf – schlafen konnte er nicht mehr, nachdem er vorhin von seinem Nickerchen nach dem Konzert aufgewacht war, also musste er sich wohl oder übel eine andere Beschäftigung suchen. ‚Ein bisschen Bewegung wäre gar nicht so verkehrt,’ beschloss er, ‚schwimmen vielleicht. Wozu haben die hier einen Hotelpool und eine Sauna auf dem Dach? So teuer wie der Laden hier ist, werden die jawohl auch nachts offen haben...’ Drei Minuten später hatte er seine Badehose und ein altes Shirt angezogen und beugte sich über sein Bett, um sein Handtuch von der unbeschlafenen Hälfte zu nehmen. Dabei fiel sein Blick auf seinen Zettel, den er vorhin mit Gedankenfetzen bekritzelt hatte. ‚Seltsam,’ dachte er, ‚ich kann mich an nichts von dem erinnern, was ich vorhin aufgeschrieben habe. Man könnte glatt meinen, ich wäre betrunken... nicht gerade deinem Charakter entsprechend, Herr Urlaub.’ Er hob den Zettel auf, ehrlich neugierig, und seine Augen flogen über die achtlos gekrakelten Zeilen, für die, dachte er ironisch, Fans sicherlich eine Menge Geld bieten würden. ‚Jetzt ist es wieder mal so weit, es war auch allerhöchste Zeit Und wir sind wieder mal genial – tut uns furchtbar Leid Wie immer schlauer als der Rest, also bitte keinen Neid Halt die Beste Band der Welt – bei aller Bescheidenheit.’ las er. Stimmt, das hatte er vorhin auf seinen Zettel gekrakelt, als er nach dem Konzert auf sein Zimmer kam und vorerst zu müde zum duschen, aber glücklich auf sein Bett fiel. Die Beste Band der Welt, ja, so sah er sie drei momentan – natürlich ironisch überzogen, aber er war unglaublich froh, wieder mit Bela unterwegs zu sein. Nichts, so fand er, konnte dieses Tourleben toppen. Die alten Konflikte waren zwar nicht vergessen, das könnte er nicht, aber in Anbetracht der tollen Studio- Konzert- und Tourerlebnisse waren sie fast völlig in den Hintergrund gerückt. Rod trug derweil ganz entscheidend zur Harmonie in der Band bei – er hatte eine sehr pragmatische, aber empathische Denke und dafür war Farin ihm sehr dankbar, wie er mit lächelnd feststellte. Der trockene Humor des Bassisten war genau der Ausgleich, den er und Bela brauchten, um wieder produktiv und als beste Freunde zusammen arbeiten zu können, und das war genau das, was ihm, Farin, in seiner gesamten King Kong – Zeit gefehlt hatte. A propos Humor – er sollte diese Zeilen wirklich behalten, vielleicht könnte da ein ganz anständiges Lied daraus machen, wenn sie nach der Tour wieder in’s Studio gingen. Momentan allerdings fehlte ihm die Muße – lieber erstmal weiterlesen, was er noch so aufgeschrieben hatte... „Morgen Kondome kaufen.“ stand diagonal auf dem Zettel. Äh, ja... die waren ihm gestern bei einem der ungezählten Groupies dieser Tour ausgegangen, ein unhaltbarer Zustand, wie er selbst fand. Das Mädel von gestern war eine hübsche Rothaarige, die unten in der Hotelbar arbeitete und einer der Gründe dafür, warum er vorhin abgelehnt hatte, noch mit Bela und Rod einen trinken zu gehen. Die kleine war zwar ausnehmend hübsch gewesen, aber das Bedürfnis, sie wieder zu treffen hatte er nun wirklich nicht, zumal sie im Bett Geräusche von sich gab, wie die vollbusigen Blondinen in einem von Belas schlechten Pornos. Wenn es etwas abtörnendes für ihn gab, dann eine Frau, die der Meinung war, dass er unbedingt drei schlecht gespielte Orgasmen hören wolle. Dementsprechend schnell hatte er sich gestern Abend nach ihrem Stelldichein verabschiedet, trotz ihrer Beteuerungen, sie habe noch nie so guten Sex gehabt und sie müsse ihn unbedingt wiedersehen. Jaja. Er nicht. ‚Gut, dass wir morgen Mittag weiterfahren... neue Stadt, neues Glück. Vielleicht sind in Münster die Groupies ja besser,’ dachte er vage, und las weiter auf seinem Zettel. „Es herrschte stets eine fürchterliche Unordnung in diesem Zimmer, ich will es nicht verschweigen, Bücher und Akten lagen durcheinander, aus Prinzip freilich, denn ich bin der Meinung, es sei jedermanns Pflicht, in diesem geordneten Staat gleichsam kleine Inseln der Unordnung zu errichten, wenn auch nur im Geheimen.“ Ja, richtig, das hatte er vom so gesitteten, aber stets genialen, Dürrenmatt abgeschrieben, mit einem Grinsen, weil er dabei sofort an Bela und dessen Auffassung von Punk und Ordnung als einander ausschließende Prinzipien hatte denken müssen. „Das sollte ich ihm morgen zeigen,“ murmelte er, und sinnierte darüber, dass es manchmal gruselig war, wie sehr Bela in allem sein Gegenpol – seine verlorene Hälfte – war. Im nächsten Moment erschrak er vor seinen eigenen Gedanken. Er war nicht von Bela abhängig und er hatte die Ärzte nur wegen des ausgebliebenen Erfolges von King Kong wiederbelebt – es brachte nichts, sich anderes einreden zu wollen. Fahrig ließ er den Zettel auf das Bett fallen und griff erneut nach seinem Handtuch. Schwimmen wäre gut. Mit schnellen Schritten durchquerte er das Zimmer, sein Handtuch in der Hand, und wollte gerade die Tür öffnen, als er lautes Lachen auf dem Flur hörte. Rod, eindeutig – und scheinbar ziemlich betrunken. Da konnte Bela nicht weit sein. Er öffnete mit einem Grinsen die Tür, wollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen, und erstarrte im nächsten Moment in seiner Bewegung. Schräg gegenüber auf dem Gang stand Rod an der Wand gelehnt. Bela hatte die Arme um den Bassisten gelegt und schien ihm in’s Ohr zu flüstern, während er sich immer näher an ihn heran drängte. DAS wollte er, Farin, ganz sicher nicht sehen. Schnell machte er einen leisen Schritt rückwärts und schloss leise die Tür und drehte den Schlüssel um, in der Hoffnung, dass die beiden betrunkenen Turteltäubchen ihn nicht bemerkt hatten. Er lehnte seinen hämmernden Kopf an die Tür, atmete ein paar Mal tief durch und machte auf dem Absatz kehrt. Dann halt Duschen. Das hatte er eh seit Stunden vor. Er betrat das geräumige Badezimmer und drehte die verchromten Hähne der etwas kitschigen Dusche auf. Es hatte ihm schon gefehlt, das Rockstarleben, konstatierte er, nach wie vor krampfhaft darum bemüht, in seinem Kopf eine Mauer um die eben unfreiwillig gesehene Szene zu bauen. ‚Das kann doch nicht so schwer sein, mit Westberlin haben sie das doch auch geschafft,’ murmelte er zynisch und hängte das Handtuch, das er eigentlich zum schwimmen hatte mitnehmen wollen, an einen Haken an die Wand. Seine Badeshorts und sein Shirt streifte er ab und knüllte sie zu einem Haufen, den er achtlos in die Ecke warf. Nicht gerade seinem sonstigen Ordnungssinn entsprechend, aber momentan brauchte er einfach etwas Ablenkung. Mit einem Seufzer trat er unter die Dusche – und sprang mit einem lauten „Fuck“ gleich wieder heraus. Zu heiß. Schnell korrigierte er die Wassertemperatur und stieg diesmal etwas vorsichtiger, aber froh um die Ablenkung, unter den Wasserstrahl. Das tat gut; das auf seine Schultern prasselnde Wasser versetzte ihn in eine Art Trance-Zustand und er schloss die Augen. Bela. Und Rod. Mist, da waren sie schon wieder, diese Bilder im Kopf, die er nicht haben wollte. Hier mussten drastische Mittel her. Er nahm sich sein Duschgel und begann, sich einzuseifen. Dabei stellte er sich vor, seine Hände seien die einer schönen Frau – Marilyn Monroe, Lara Flynn Boyle aus Twin Peaks, Kim Basinger aus Batman, was machte das schon aus. Seine linke Hand strich über seinen Oberkörper und kniff leicht in seine Brustwarze, während die Rechte tiefer wanderte, seine halbe Erektion ergriff und anfing, sie zu bearbeiten. Batman, er hatte den Film neulich noch mit Bela zusammen ausgeliehen und im Hotelzimmer in Hannover angeschaut. Sie beide waren sich einig gewesen, dass Kim Basinger zwar kein Ausbund an Schönheit, aber durchaus vögelbar sei, wobei Bela eingeworfen hatte, dass die Tatsache, dass sie in einem Batman-Film mitspielte, sie sowieso schon pauschal zu Beutematerial mache. Farin musste grinsen und verschnellerte seine Bewegungen. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken in der Dunkelheit treiben, während das Wasser weiterhin auf ihn herunter rauschte. Er kam immer schnell, wenn er sich selbst unter der Dusche diesen raren Moment des Kontrollverlustes eingestand und sich einen runterholte, das wusste er, und dieses Mal bildete keine Ausnahme. Er stöhnte auf, schloss seine Hand enger um sein Glied, bewegte sie noch ein paar Mal auf und ab und spürte, wie sein Orgasmus auf ihn zuraste wie ein Tropensturm. „Bela,“ stöhnte er, hier, wo ihn niemand hören konnte, öffnete die Augen und sah zu, wie das Wasser aus der Dusche seine Träume zusammen mit seinem Samen den Abfluss hinunter spülte. Gefasst drehte er das Wasser ab und griff nach seinem Handtuch. Er war Farin Urlaub, ein verdammter Rockstar, sicherlich kein Teenie mehr und obendrein bestens dazu im Stande, seine Gefühle im Griff zu halten. Es war Zeit, schlafen zu gehen, bevor die mahlenden Gedanken wiederkamen. -- Anmerkungen Zunächst: Frohes Neues allerseits! Hier also Kapitel drei - gefällt's Euch? ;) Ich hoffe mal, ich komme diesmal noch um die Adult-Wertung rum, schließlich ist das nur ein einsamer Herr unter der Dusche ("...weil die Dusche zu mir hält..." *fg*) und nix allzu explizites (jaja, ich feige Sau drück mich darum), wenn auch wichtig für die Story. JAAA, das hier ist B/F. Aber vielleicht auch B/R. Oder F/R. Oder gar B/F/R? Wer weiß das schon so genau? - Jaja, ich halte es spannend. ;) Öhm, zurück zu meinem Anmerkungszettel, bevor ich hier mal wieder endlos abschweife. Also, an dieser Stelle vielen lieben Dank an Iustitia, FarinBabe, thanata_phaemo und dat_carovieh für die netten und konstruktiven Kommis. Ich hoffe nur, die Geschichte gefällt Euch weiterhin. Auch sonst, bitte weiter kommentieren, total toll, wenn man positives Feedback bekommt! :) Noch einige Kleinigkeiten: - die Story spielt auf der TourTour - genauer gesagt befinden wir uns gerade in Oberhausen und wir schreiben die Nacht vom 11. auf den 12.05. 1994 (ja, das Datum ist völlig zufällig aus der Tour herausgegriffen). - Dürrenmatts "Das Versprechen" habe ich gerade selber gelesen und fand es großartig, also musste ich es einfach einbauen, inklusive Zitat (von S.41 der DTV-Ausgabe). Seht es einfach als versteckten Buchtipp und überlest es, falls Euch Dürrenmatt nicht gefällt. FU allerdings mag ihn wirklich, auch im richtigen Leben... ein kleiner Kunstgriff meinerseits, damit man mich nicht für völliges OOC anprangern kann ;) - Das nächste Kapitel wird wieder aus Belas Sicht sein, in dessen Hotelzimmer. Mal schauen, wie er und Rod die Nacht rumkriegen, ohne dem Gorilla wieder in die Arme zu laufen. ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)