Ich liebe dich, aber du weißt es nicht von abgemeldet (Aus dem "kleinen" Weihnachtsgeschenk sind 37 Kapitel und über 100.000 Wörter geworden...) ================================================================================ 30. Kapitel - Leise Vermutungen ------------------------------- Ren versteifte sich. Wie kamen die auf eine solche Frage? Er machte sich Sorgen, dass sie, wenn sie zu sehr in Kyokos Vergangenheit wühlten, nur alte Wunden aufreißen würden. Sie hatte wegen dieses Fuwas gerade erst bittere Tränen vergossen, er wollte diesen Schmerz in ihren Augen nicht noch ein Mals sehen. Ob er Rory bitten sollte die Konferenz abzubrechen? Dieser schien bereits kurz davor, denn auch er erinnerte sich an das Ende der Feier, vor wenigen Tagen. Dann warf er einen Blick auf Kyoko. Erstaunlicherweise schien ihr die Frage weitaus weniger auszumachen als gedacht. Nur ein kaum wahrnehmbarer bitterer Zug in ihrem Lächeln zeigte, wie unangenehm ihr das Ganze war. "Wie meinen Sie das?" Anscheinend wollte sie die Pressekonferenz ganz normal weiter führen. "Nun, es gibt verschiedene Quellen die aussagen, dass sie, als sie auf Grund der Dark-Moon-Dreharbeiten in Karuizawa waren, einen häufigen und recht vertrauten Umgang mit ihm gepflegt haben. Wie kam es dazu? Immerhin sind sie ja sowohl in unterschiedlichen Branchen als auch in unterschiedlichen Agenturen tätig. Haben sie sich bei dem Dreh seines Videos mit ihm ebenfalls 'angefreundet'?" Die Betonung des Wortes 'angefreundet' machte klar, was er damit eigentlich sagen wollte. Selbst Kyoko verstand die stumme Frage. Aufmerksam betrachtete sie ihren Gegenüber und fand bereits nach kurzer Zeit was sie suchte. Einen kleinen Anstecker auf seinem Hemd, welcher ihn als Reporter von BOOST auswies. Nun, sie konnte jetzt schlecht die ganze Geschichte von ihr und Sho erzählen, darauf würden sich die Medien stürzen wie die Bluthunde. Einige leicht nachprüfbare Sachen könnte sie aber schlecht verleugnen. Wenn herauskäme, dass sie gelogen hätte, würde man ihr keine einzige Aussage mehr abnehmen. "Wir sind beide in Kyoto aufgewachsen und waren in unserer Kindheit miteinander befreundet. Nach und nach haben sich aber unsere Wege getrennt, so dass wir inzwischen kaum noch Kontakt zu einander haben. In Karuizawa haben wir uns dann des öfteren gesehen, unser Kontakt miteinander ist aber immer noch stark beschränkt." "Warum?" "Das kann ich ihnen leider nicht genau sagen, so etwas passiert. Oder haben sie noch mit allen Menschen die sie jemals gekannt haben Kontakt?" "Ähm... nein... natürlich nicht..." Bevor die anderen noch weiter auf diesem Thema verharren konnten, hatte der Präsident die Konferenz beendet. Kyoko erhob sich und verließ, gefolgt von Ren, den Saal. Dort ließ sie sich auf eine Bank neben der Tür sinken. Ren setzte sich sofort neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. Im ersten Moment war ihr das furchtbar peinlich, doch dann ließ sie ihren Kopf gegen seine Schulter fallen. Sie hatte momentan einfach keine Lust sich auch noch mit ihrem verqueren Schamgefühl herumzuschlagen. "Geht es?" Ren sah auf das Mädchen neben sich. Sie wirkte nicht so schmerzerfüllt wie das letzte Mal, auch weinte sie nicht, aber er hatte keine Ahnung, was in ihrem Inneren vorging. "Wie fühlst du dich?" Mit einem undefinierbarem Blick sah sie zu ihm hoch. "Ich... Ich weiß es nicht. Ich will nicht mehr unbedingt Rache an ihm, denn das wäre, als würde ich mein Leben trotz allem nach ihm ausrichten, und das will ich nicht. Ich will mein Leben für mich leben, auch wenn das egoistisch klingt. Aber... die Erinnerung lässt sich nicht einfach streichen. Wenn ich an ihn denke, fühle ich immer noch ein wenig Wut und auch Schmerz, aber keinen Hass mehr. Ich wüsste nicht einmal, ob er jetzt mein Freund oder Feind ist, er ist einfach nur... jemand." Ihre Antwort erfreute ihn. Er verstand, dass sie ihn nicht einfach vergessen konnte, sie hatte fast ihr gesamtes bisheriges Leben mit ihm verbracht. Aber sie hatte ihm aus ihrem Herzen vertrieben, sowohl im guten als auch im bösen. Ihr Herz war nun frei. Es hatte Wunden, aber es war das ihre und frei. "Bist du böse?" Ihre Frage schreckte ihn aus seinen Gedanken. "Nein, wieso sollte ich?" "Na... Na ja... Immer wenn die Rede auf ihn kam, bist du sonst wütend geworden..." Er drückte sie noch einmal. "Ich habe doch gar keinen Grund böse zu sein. Ich verstehe wie du dich jetzt fühlst. Lassen wir das Thema einfach auf sich beruhen, einverstanden?" Lächelnd nickte sie ihm zu. Am liebsten hätte er sie nun nie wieder los gelassen, aber nach dem Artikel heute, wäre das genau das, was er nicht tun konnte. Seufzend ließ er den Arm sinken und beide machten sich auf den Weg zur Arbeit. Sie hob die Hand und zögerte, ob wie wirklich... Schließlich war es nur eine Vermutung... Nun, der Termin war gemacht, es wäre unhöflich jetzt noch abzusagen. Zaghaft hob sie die Hand und klopfte. "Herein!" Sie betrat das Büro, grüßte den Präsidenten und setzte sich. "Was möchtest du Mogami-kun?" "Also, Takarada-san, es geht um Ren..." Etwa fünf Minuten später verließ eine zufriedene Kyoko den Raum. Hinter ihr grinste Rory breit. "Es tut mit ja leid Ren, aber das musste sein", murmelte er, mehr zu sich selbst. ~4 Tage später~ Irgendwie war ihm leicht wehmütig zu Mute. Die Woche war wunderbar gewesen. Da Kyoko seine Bentos machte und sie beide auch zeitgleich in der Agentur waren, hatte er sie jeden Tag sehen können, jeden Tag mit ihr zusammen seien können. Einige Zeitungen brachten zwar immer noch Bilder von ihm und Kyoko, welche angeblich bewiesen, dass sie zusammen wären, aber das waren alles Klatschblätter mit noch weniger Glaubwürdigkeit als Boost - und Kyoko schien es glücklicherweise nicht wirklich was auszumachen. Zwar nervten sie die ständigen Fragen ihrer Klassenkameraden, wie sie ihm erzählt hatte, aber die sofortige Reaktion des Präsidenten, das Einberufen der Pressekonferenz, hatte dazu geführt, dass es sich in Grenzen hielt. "Aber irgendwie scheinen die Leute der Meinung zu sein, dass ich alles über dich wissen müsste. Es nervt, wenn man viermal am Tag nach deiner Schuhgröße und zwölfmal nach deiner Lieblingsfarbe gefragt wird." "46 und blau." Sie sah ihn mit einem bösen Blick an. "Darum geht es doch gar nicht. Es geht hier um das Prinzip! Wenn ich denen die Fragen beantworte, tauchen sofort 30 weitere auf. Musst du eigentlich so verdammt beliebt sein?" Anscheinend nervte es sie doch ziemlich, wie er grinsend feststellte. "Tja, angeborenes Talent würde ich sagen." Ihr Blick war wahrlich vernichtend. "Tschuldigung. Aber was soll ich machen? Schlechter schauspielern?" Ihre Augen wurden freundlicher. "Lieber nicht. Ich weiß ja, dass du nichts dafür kannst, aber man hat keine ruhige Minute mehr. Außerdem beruhigt sich das ganze hoffentlich bald. Zur Not bin ich ja in einem Jahr fertig mit der Schule, dann können sie mich nicht mehr täglich ausquetschen." Zufrieden lächelnd aß sie weiter. es war schön, einfach nur mit Ren zu reden, selbst wenn das Thema solche Belanglosigkeiten waren. Irgendwie wurde sie ein wenig traurig, wenn sie an die nächste Woche dachte. "Was hast du denn?" Aufgeschreckt blickte sie in sein besorgtes Gesicht. "Nichts, nichts, ich denk nur an nächste Woche." Diese Antwort erstaunte ihn. Wieso machte sie das denn so traurig? Könnte es sein, dass... Hoffnung breitete sich in ihm aus, die von ihrer nächsten Frage bestärkt wurde. "Wann fährst du eigentlich los?" "Morgen früh. Ich werd das Essen vermissen." 'Und dich.' "Mhm." "Aber das Ganze dauert ja zum Glück nur eine Woche. Dass du mir in der Zeit nichts anstellst!" Empört blickte sie ihn an. "Im Gegensatz zu dir entführe ich nicht einfach unschuldige Mädchen zu einem Kinonachmittag." "Nun, wenn dir das so zuwider war, dann müssen wir ja nicht mehr ins Kino fahren..." "Ich geb's auf, du willst das nicht verstehen, hab ich Recht?" "Jepp. Es macht viel mehr Spaß zu sehen wie du dich aufregst." "Kann es sein, dass du schon mal für nächste Woche vorarbeiten musst? So nach der Devise: 'Wenn ich Kyoko nicht mindestens fünfmal die Woche auf die Palme bringe, hab ich Entzugserscheinungen.' Langsam kommt mir das nämlich so vor." Er beugte sich näher zu ihr. "Selber Schuld. Du siehst eben so niedlich aus, wenn du nicht weißt ob du mir eine scheuern oder eher lachen sollst." Sie lief knallrot an. "Genau wie jetzt." Staunend beobachteten Yashiro und Kanae die Kabbelei der beiden. Hätte irgendjemand ihnen vor einem Monat gesagt, dass die zwei so locker miteinander umgehen können, hätten sie ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Inzwischen schien das aber regelrecht zum Alltag zu gehören. Die einzigen Unterschiede zwischen den beiden und einem echten Paar, waren zum einen die fehlenden Zärtlichkeiten, und dass sie sich ihre Liebe noch nicht gestanden hatten. "Es tut mir ja leid Ren. aber wir müssen jetzt wirklich los." Mit einem letzten Grinsen zu Kyoko erhob sich der Schauspieler. Als sie fast schon aus der Tür waren, stand sie plötzlich noch einmal vor Rens Manager, der seinem Schützling hinterher ging. Erstaunt sah dieser sie an. Das Mädchen hielt ein kleines Paket in der Hand. "Ähm... könnten Sie das Ren bitte übermorgen geben?" "Ja, aber warum gibst du es ihm nicht selber?" "Es soll eine Überraschung sein, er darf es erst übermorgen sehen." "Na wenn du meinst... Na dann, mach's gut Kyoko-chan." "Tschüß Yashiro-san. Und achten Sie bitte darauf, dass Ren ordentlich isst," Und schon war sie wieder weg. Er musste bei ihrer letzten Äußerung grinsen, die beiden waren echt wie ein altes Ehepaar. Mit einem nachdenklichen Blick betrachtete er das Paket, steckte es dann aber schulterzuckend ein. Endlich Feierabend. Kyoko liebte die Schauspielerei, aber die Love-Me-Jobs gingen ihr immer mehr auf die nerven. Kanae seufzte laut auf, ihr schien es ebenso zu gehen. "Was hälst du davon, wenn wir uns heute mal nen netten Mädelsabend machen?" Überrascht sah die kurzhaarige auf. "Wie?" "Ein Mädelsabend. Ich hab ehrlich gesagt absolut keine Lust mich heute den gesamten Abend wieder von meinen Geschwistern belagern zu lassen und außerdem war in den letzen Wochen die Zeit zum Reden immer sehr knapp. Also, wie wäre es, wenn wir heut einfach mal die Gegend unsicher machen? Meine Brüder haben mir eine Bar empfohlen, die echt gemütlich sein soll, mit super Cocktails." Erstaunt sah Kyoko zu ihrer Freundin. Dass so ein Vorschlag von ihr kam, war irgendwie ungewöhnlich. Nichtsdestotrotz stimmte sie aber zu. Kanae hatte tatsächlich noch einen kleinen Hintergedanken. Es stimmte, dass sie keine Lust auf ihre Familie hatte, aber sie wollte auch endlich mal wieder ausführlich mit Kyoko reden, um ihr bezüglich Ren auf den Zahn zu fühlen. Das Mädel war in dieser Hinsicht reichlich begriffsstutzig und langsam tat es ihr fast leid, wie sich der Schauspieler abstrampelte, ohne dass seine Bemühungen honoriert wurden. Natürlich würde sie Kyoko nicht ins Gesicht sagen, dass sie endlich mal mit Ren zusammen kommen sollte, aber ein kleiner Stups in die richtige Richtung konnte manchmal Wunder bewirken... Kyoko musste zugeben, dass das wirklich mehr Spaß machte als gedacht. Die Bar, in welche Kanae sie geführt hatte, hieß "Buddha Lounge" und war wirklich eher ein Platz zum Faulenzen als eine Bar. Es gab viele niedrige Tische, um welche bunt gemusterte Sofas und Sitzsäcke bzw. -kissen arrangiert waren. Das Licht war leicht gedämmt und die Wände mit Holz verkleidet. Entspannte Musik drank aus Lautsprechern, welche durch ein Rohrgeflecht verdeckt wurden. Es gab keine Karte, sondern man bestellte einfach was einem in den Sinn kam. Da sie ja beide minderjährig waren, bestellten sie erst einmal alkoholfrei. Die Langhaarige bekam einen Pina Colada ohne Alkohol und Kyoko ein undefinierbares Getränk, welches unten blau und oben farblos war - erstaunlicherweise schmeckte es aber sehr lecker. Und ohne viele Umscheife kam die Ältere auch gleich auf das gewünschte Thema zu sprechen. "Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du inzwischen so eng mit Tsuruga-san befreundet bist? Ich meine, vor einem Jahr hast du noch gesagt er würde dich richtig gehend hassen." Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf das Gesicht ihres Gegenübers. "Ich... Ich weiß nicht so genau. Irgendwie... Nun, plötzlich war er immer da." "Wie meinst du das?", fragte ihre Freundin ganz unschuldig, musste aber ein Grinsen verstecken. "Na ja, ich meine, vorher hat er mich einfach nicht abgekonnt, weil er dachte ich wäre nur im Showbusiness um mich an Sho zu rächen - jedenfalls glaube ich, dass das der Grund war. Nachdem das geklärt war, war er netter und seit den Sommerferien ist er irgendwie noch offener geworden... frag mich aber bloß nicht wieso." "Magst du ihn?" "Ja. Also... als ein Freund... so etwa..." "Du könntest dir also nicht vorstellen mit ihm zusammen zu sein?" "W... wie kommst du denn jetzt darauf?" Kyoko schien aufrichtig erschrocken. "Ach komm schon, die Frage ist nicht allzuweit entfernt. Wir reden hier von Ren Tsuruga. Ich behaupte, dass 99 % der japanischen Frauen zwischen viertzehn und neunzig sofort ja sagen würden, wenn man sie fragen würde, ob sie gerne die feste Freundin von ihm wären. Und keine dieser Frauen steht ihm auch nur annährend so nahe wie du." "Kanae! Du hast es selbst gesagt, wir sprechen hier vom begehrtesten Junggesellen Japans. Selbst wenn es so wäre, dass ich in ihn verliebt wäre - ich betone, wenn es so wäre, was ja nicht der Fall ist - wäre es lachhaft anzunehmen, dass er diese Gefühl erwidern würde." Zu Kyokos eigener Verwunderung, war ihre Stimme immer leiser geworden. "Wer weiß... Aber zurück zu meiner Frage, du könntest es dir also nicht vorstellen?" "Nein. Wie kommst du bloß auf den Gedanken?" Kanae setzte einen belehrenden Blick auf. "Weil du ihn magst." "Ja, aber doch nur als einen Freund." "Was macht dich da so sicher." "Es sind schließlich meine Gefühle, also sollte ich sie kennen, nicht wahr?" Und damit war für Kyoko das Thema abgeschlossen und sie weigerte sich mehr dazu zu sagen. Aber ein kleiner Same des Zweifels hatte in ihren Gedanken Fuß gefasst... Das kleine Mädchen sah mit leuchtenden Augen zu dem blonden Jungen auf. "Du hast dasselbe westliche Sternzeichen wie ich?" Der Junge nickte nur lächelnd und blickte sanft zu der kleinen Schwarzhaarigen. "Soll ich dir was schenken?" "Das brauchst du nicht Kyoko-chan." "Aber ich mag dich!" "Das weiß ich doch. Dafür brauchst du mir nichts schenken. Lass uns uns einfach an dem Tag was zusammen unternehmen. Wenn du willst können wir schwimmen gehen." "Aber das darf ich nicht. Meine Mutter hat mir verboten allein in den Fluss zu gehen." Ein Schatten huschte über das eben noch lächelnde Gesicht. Das hatte er nicht gewollt! Er wollte nicht, dass sie traurig war! "Du bist doch nicht alleine. Ich bin doch da. Ich werde auf dich aufpassen!" "Versprochen?" "Versprochen!" Er schreckte hoch. Woher kam dieser Traum? Er hatte sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr daran gedacht... Zu Mal es ihn daran erinnerte, dass er das Versprechen nicht hatte halten können. Nur wenige Wochen später hatte sein Vater ihn nach Amerika mitgenommen und er hatte Kyoko bis zu ihrem Treffen bei LME nie wieder gesehen. Ob sie ihm, ob sie Koon, das übel nahm? Es wäre das erste Mal gewesen, dass sie ihren Geburtstag quasi "gefeiert" hätte. Nun, immerhin war es ihm gelungen, die Geburtstagsfeier nachzuholen. Am Freitag hatte er sie das letzte Mal gesehen, jetzt war Sonntag - und er vermisste sie bereits. Vielleicht sollte er sie mal anrufen? Nach einem Blick auf die Uhr entschied er sich dagegen - jedenfalls fürs erste. Er war mal wieder viel zu früh aufgewacht. Vielleicht weil heute der 5. August war? Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab. Niemand wusste davon, es war ein ganz normaler Arbeitstag. Wehmütig dachte er an vergangene Zeit, wie er diesen Tag immer gefeiert hatte - doch das war vorbei. Er war selber Schuld, schließlich war er es gewesen, der sich von seiner Vergangenheit abkapseln wollte. Yashiro sah seinen Schützling mitleidig an. "Dann ruf sie doch einfach an." Aufgeschreckt sah der Schauspieler hoch. "Was? Wen meinst du?" "Kyoko natürlich. Glaub mir, vom sehnsuchtsvollem Anstarren beginnt es auch nicht zu klingeln." "Ich habe das Handy nicht sehnsuchtsvoll..." Nach einem Blick auf die Miene seines Managers gab er auf es abzustreiten. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er dachte, sie würde ausgerechnet heute anrufen. "Ich warte lieber bis heute Abend..." "Cut! Das war's für heute Leute, wir drehen morgen die Szenen am See." Nachdenklich ging Ren in seine Umkleidekabine - und wurde dort bereits von Yashiro erwartet. "Entschuldigung Ren, fast hätte ich es vergessen." Verständnislos sah der Ren den Blonden an. "Was vergessen?" "Ich soll dir das hier heute geben, von Kyoko." Wie in Trance nahm der Jüngere das Paket. Wieso sollte Yashiro es ihm gerade heute geben? Konnte es sein, dass... Aber woher? Nicht mal sein Manager wusste es, in allen Medien wurde der 15. April angegeben! Neugierig besah sich Yashiro die Reaktion seines Gegenübers. "Weißt du was es ist?" Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort - Ren schien wie in Trance. "Willst du es nicht aufmachen?" "Später." Er wollte es lieber in seinem Zimmer öffnen - allein. Denn trotz aller Vermutungen hatte er nicht den leisesten Schimmer, was Kyoko ihm da mitgegeben hatte. Den enttäuschten Blick seines Managers ignorierend, begab er sich ins Hotel. In seinem Zimmer legte er die Jacke ab und stellte das Paket auf den Tisch. Dann holte er sich eine Schere und betrachtete es noch einmal, als versuche er es mit seinen bloßen Augen zu röntgen. Da dies jedoch nicht möglich war, schnitt er den Klebestreifen, mit welchem der einfache braune Karton verschlossen war, entzwei. Was darunter lag bestätigte seine Vermutungen, auch wenn es ihm nicht offenbarte, wie Kyoko an das Datum gekommen war. Der Karton enthielt ein zweites Paket - eingewickelt in buntes Geschenkpapier. Beinahe andächtig entfernte er dieses und eine flache Holzschatulle kam zum Vorschein. Er stellte sie vorsichtig auf den Tisch und hob den Deckel. Sie enthielt... Puppen. Zudem einen Brief, welchen er nun begann zu lesen. "Hallo Ren, alles Gute zum Geburtstag! Ich wünsche dir ganz viel Glück auch im neuen Lebensjahr und, dass wir ganz oft zusammen Schauspielern. ^^ Ich weiß, dass ich deinen richtigen Geburtstag eigentlich gar nicht wissen sollte, aber ich hoffe, du kannst mir das verzeihen. Da du manchmal nur sehr ungern über deine Probleme sprichst, hab ich dir Voodoopuppen gemacht. Es hilft, sich einfach alles von der Seele zu reden, auch wenn der Gegenüber nicht antworten kann. Und falls du mal einfach nur wütend bist, kannst du ja die Fuwa-Puppe piesacken. Ich hoffe, du verbringst einen schönen 21. Geburtstag. Noch einmal "Happy Birthday", Kyoko" Sie hatte es tatsächlich herausgefunden. Er wusste nicht wie, er wusste nicht wann, aber sie hatte es geschafft das Datum seines echten Geburtstages zu erfahren. Jenes, welches er nie preisgegeben hatte, welches er zusammen mit dem Namen Kuon abgelegt zu haben glaubte. Er nahm die Schatulle zur Hand und betrachtete die enthaltenen sechs Puppen genauer. Die erste stellte Rory dar. Neben dem Fach welches die Puppe enthielt, befand sich noch ein kleineres zweites. Offensichtlich diente es als Aufbewahrungsort für zwei Masken, welche man der Puppe aufsetzten konnte. Deren eigentliches Gesicht war ein wahres Puppengesicht. Die zwei Masken hingegen, wirkten nahezu beunruhigend realistisch. Die eine zeigte ein strahlendes Gesicht mit Freudentränen in den Augen, die zweite ein Schmollen. Jede der Puppen hatte anscheinend neben dem eigentlichen Gesichtsausdruck noch zwei Masken. Mit einem Grinsen im Gesicht nahm er jede heraus und betrachtete sie genauer. Neben Rory gab es noch Maria, Yashiro und Kyoko. Ihre eine Maske zeigte eine freudestrahlendes Gesicht, wie es meist vorkam, wenn sie an Prinzessinnen oder ähnliches dachte, die zweite trug ein einfach nur süßes Lächeln. Als er diese der Puppe aufsetzte, schien es ihm als stände Kyoko in Miniatur vor ihm. Behutsam legte er dieses Exemplar auf den Tisch, er würde es später noch eingehend betrachten. Zwei der Puppen besaßen jedoch keine weiteren Gesichte. Die eine war Bou - wobei es Ren ein wenig wunderte, woher Kyoko von seiner Freundschaft mit diesem wusste, wahrscheinlich hatte Yashiro es ihr erzählt. Die andere war Sho Fuwa. Er hatte zwar ebenfalls keine Masken, jedoch war neben seiner Puppe trotzdem ein zweites Fach - es enthielt fein säuberlich aufgereihte Nadeln. Auch wenn sie mit ihm abgeschlossen hatte, schien sie das nicht daran zu hindern, ihn als Objekt zum Wut ablassen zu missbrauchen. Nun, besser als wenn sie ihn dazu nahm, wie es vor einiger Zeit wahrscheinlich noch der Fall gewesen war. Nachdem er alles, außer der Kyokopuppe, wieder in der Schatulle verstaut hatte, fragte er sich wiederum, wie sie an dieses Datum gekommen war. Hatte sie vielleicht noch mehr herausgefunden? Er würde sie einfach anrufen und danach fragen. Allerdings nicht nur deshalb - sondern auch, weil er sie wirklich vermisste. Wenn er sie schon nicht bei sich haben könnte, so wollte er wenigstens ihre Stimme hören. Noch eher er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, drückte sein Finger bereits eine Kurzwahltaste. Nach dem dritten Klingeln hob endlich jemand ab. "Moshi-moshi?" Er erstarrte - diese Stimme war eindeutig männlich! Abrupt sah er noch einmal auf dem Display, doch die angerufene Nummer war Kyokos. Was tat also dieser Mann mit ihrem Handy? "Hallo?" Wieder diese Stimme. "Würden Sie mir bitte Mogami-san geben?" "Natürlich, sie ist bestimmt gleich da." Der Mann am anderen Ende der Leitung starrte das Telefon an, als wäre es gerade vom Himmel gefallen. Was war das für eine eiskalte Aura die sich plötzlich von diesem ausgehend ausbreitete? Das war regelrecht furchteinflößend. Rasch sah er sich um, ob nicht gleich die Besitzerin auftauchen würde um ihn zu erlösen, doch konnte er sie nicht entdecken. "Bou?", rief er daraufhin laut. Er wollte hier weg. Er war kein ängstlicher Mensch, aber irgendwie hatte er gerade das Gefühl einen Todfeind zu besitzen. Doch da kam seine Rettung gerade um die Ecke. "Hier dein Telefon. Wir sehen uns dann beim nächsten Mal." Mit diesen Worten floh er förmlich aus dem kleinen Aufenthaltsraum. Sie sah ihm verblüfft hinterher. Was war denn das? Normalerweise war er nach einer Aufnahme deutlich anhänglicher, so dass sie ihm jedes Mal sagen musste, dass sie keine Zeit hatte. Und heute verschwand er freiwillig, ohne dass sie ein Wort sagen musste?! Jetzt erst bemerkte sie die Ausstrahlung des Handys, welche ihre Dämonenantenne zum Jubeln brachte. Sie kannte diese beinahe dämonisch anmutende Aura. Zitternd sah sie auf das Display, doch die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Schnell überlegte sie, hatte er einen Grund so sauer zu sein? Vielleicht weil sie Nachforschungen angestellt hatte? Mit einem letzten ängstlichen Blick auf das Ding in ihrer Hand, beschloss sie, sich besser sofort zu entschuldigen. "Moshi-moshi?" Ihre Stimme riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. Hatte der Mann eben wirklich nach Bou gerufen? Oder hatte er sich verhört? Aber, wenn Kyoko wirklich Bou wäre... dann hätte sie sich das doch gewiss anmerken lassen oder? Immerhin hatte er mit ihr über seine Liebe zu ihr gesprochen, das wäre ihr doch sicher aufgefallen... Dann erinnerte er sich wieder, über wen er da gerade nachdachte. Kyoko hätte es nicht einmal bemerkt, wenn sie tatsächlich Bou wäre - immerhin hatte er ihren Namen nicht genannt. Plötzlich kamen ihm immer mehr Hinweise in den Sinn. Bou hatte sein Lächeln sofort durchschaut - ebenso wie Kyoko. Und genau wie sie wollte Bou ihm immer helfen... "Ren-kun, es tut mir leid!" Abrupt erwachte er, er war schon wieder in Gedanken abgeschweift. dann erst realisierte er ihre Worte. "Was tut dir leid?" Er war ehrlich verwirrt. "Na... dass ich den Präsidenten einfach nach deinem richtigen Geburtsdatum gefragt habe! Ich weiß, ich sollte mich nicht einfach in deine Privatsphäre einmischen, aber ich verdanke dir den schönsten Geburtstag den ich bisher hatte, und ich hielt es für ungerecht, dass du an deinem eigenen Geburtstag nicht mal ein Geschenk bekommst, nur weil ihn keiner kennt. Ich bin soweiso erst darauf gekommen, weil du dich einmal bei deinem Sternzeichen verplappert hast. Ich hab es wirklich nicht böse gemeint!" Er hörte wie sie anfing zu schniefen. Das wollte er doch gar nicht! "Wie kommst du darauf, dass ich darüber böse sein könnte? Ich finde es nicht schlimm, dass du in meine 'Privatsphäre eingedrungen' bist, wie du es nennst. Immerhin hast du ja nichts schlimmes gemacht. Ich bin wirklich nicht böse. " "Und was war das dann für eine Aura?" Sie schien ihm nicht wirklich zu glauben. Aber sollte er etwa sagen, dass er einfach nur verdammt eifersüchtig gewesen war? "Ach, das hatte nichts damit zu tun. Aber sag mal, wer war das eigentlich der vorhin an dein Handy gegangen war?" Mit großer Anstrengung schaffte er es seine Eifersucht so weit zu unterdrücken, dass sie zumindestens nicht hörbar war. Er war sich ziemlich sicher, dass das ganze nicht funktionieren würde, wenn Kyoko jetzt neben ihm stände. "Das war Hikaru Ishibashi, einer vom Team hier. Ich hatte gerade einen Love-Me-Job und war noch beim umziehen. Dabei hab ich wohl mein Handy im Aufenthaltsraum liegen lassen, und er ist dann wohl rangegangen, weil ich es vermutlich nicht mehr rechtzeitig geschafft hätte." Sie lobte sich selbst, "Love-Me-Job" war eine gute Umschreibung für die Aufnahmen als Bou. Er beruhigte sich. Es war ein Love-Me-Job gewesen, keine Schauspielerei. Es hatte also nichts mit Bou zu tun. "Kennst du diesen Ishibashi näher?" Immer noch war er misstrauisch, schließlich würde ein Fremder nicht einfach so an ihr Handy gehen. "Ähm... ich habe öfters mit ihm zu tun, aber ich weiß kaum was von ihm. Eigentlich kenne ich nur seinen Namen und eben seine Arbeit. Wieso?" 'Weil ich eifersüchtig bin!' "Ach, nur so. Bist du schon fit für den Dreh?" Der plötzliche Themenwechsel irritierte sie ein bisschen, aber so lange er nicht sauer war, würde sie ihn nicht noch einmal darauf ansprechen... Gesprächsrunde der Hybie-sans, die von den Hybie-sans für diese Fanfic abgehalten wird Hybie-san3: "Warum hast du diese Woche eigentlich verkehrte Welt gespielt, Hybie-san1?" Hybie-san1: "Wie meinst du das?" Hybie-san2: "Er fragt sich einfach nur, warum du diesmal mit dem Gummihammer hinter der Autorin gestanden hast und ihr immer wieder gedroht hast, nicht anders herum." Hybie-san1: "Seht euch mal die Ansage der Autorin vor 3 Wochen an." Hybie-san3: "Du meinst, wo sie sich für die Wunderheilung entschuldigt?" Hybie-san1: *seufzt auf* "Nein, die andere." Hybie-san2: "Dass sie in der darauf folgenden Woche fertig werden wollte?" Hybie-san1: "Genau. Natürlich hat sie das wieder mal nicht geschafft." Hybie-san2: "Und was hat das mit dir und dem Gummihammer zu tun." Hybie-san3: "Ich hab ihr nur geholfen das Ganze... zügiger voranzutreiben." Hybie-san3: "Aber ich darf nie jemanden hauen..." *schmoll* Hybie-san2: "Was meists du eigentlich mit 'vorantreiben'?" Hybie-san1: "Sie verliert sich gerne in irgendwelchen neuen Ideen die ihr kommen und wird so nie fertig. ich habe ihr nur höflich gesagt, dass sie endlich mal fertig werden soll und sich nicht in irgendwelchen vollkommen unwichtigen Figuren vertiefen soll." Hybie-san3: *liest schon mal etwas weiter hinten* "Wer ist eigentlich Timothy?" Hybie-san1: *dreht sich mit weit aufgerissenen Augen erschrocken zu Hybie-san3* "Wer ist Timothy?" Hybie-san3: *mit genervtem Blick* "Das frag ich ja dich." Zettel: *kommt hereingeflattert* Hybie-san2: *nimmt Zettel* *liest vor* "Ha!" Hybie-san3: "Häh?" Hybie-san2: *erklärt* "Die Autorin freut sich einfach, dass sie eine vollkommen unwichtige Figur an Hybie-san1 vorbei geschmuggelt hat." Hybie-san1: *ist den Tränen nahe* Hybie-san3: *klopft ihm tröstend auf die Schulter* "Mach dir nichts draus, sein Auftritt ist auch nicht groß. Schau mal, der war vorher viel größer. Es ist ja nicht deine Schuld, dass die Autorin die beiden nicht mal nach Hause fahren lassen kann, ohne eine neue Figur einzuführen - und dass sie Timothy mag. Und immerhin ist sie jetzt wirklich fertig mit der Story." Hybie-san1: *rafft sich auf* "Da hast du wohl recht. Also, kommen wir zum Dank für die Kommentare des letzten Kapitels: grincat, little-sister, DarkEye, Lioba, Mizui_85, ayako-shiro, Umnije und Patrice-Kyoko erhalten für ihre Bemühungen einen original irischen Kobold in der Größe ihrer Wahl." Hybie-san3: "Und außerdem wollte sie erwähnt haben, dass sowohl die Buddha Lounge als auch die dort servierten Getränke nicht ihrer Phantasie entspringen, sondern auf ihren Erlebnissen während der Studienfahrt in Spanien beruhen. Sie hatte dort Kanaes Getränk auf Englsich bestellt und Kyokos erhalten..." Hybie-san2: "Also, wir sehen uns beim nächsten Mal." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)