Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 205: Hände ------------------ „Entzückend.“ Liz betrat das Wohnzimmer und erblickte ihre Enkeltochter am Fenster, von wo aus diese konzentriert auf die Straße hinaus blickte. „Wie lange stehst du da schon?“ Leia wandte sich zu ihr um und schenkte ihrer Großmutter ein etwas einschüchterndes Grinsen. „Seit einer halben Minute. Dein Timing ist wie üblich geradezu nervtötend.“ Liz lächelte unschuldsvoll. „Das war es schon immer.“ Sie trat zu Leia ans Fenster. „Weiß dein Bruder, dass er meinen Zweitgeborenen hier vorfinden wird?“ Leia schüttelte den Kopf. „Nein. Onkel James ist erst hier aufgetaucht, nachdem wir telefoniert haben.“ Sie runzelte die Stirn. „Na, ein Beinbruch ist das nun auch nicht“, versuchte Liz, sie zu beruhigen. „Kein Grund, solch ein Gesicht zu machen.“ „Das ist es nicht“, erklärte Leia ihr betont ruhig. „Ich mach mir Sorgen um Sam. Außerdem hat er gesagt, dass sie Chad mitbringen – und das finde ich nun wirklich äußerst verdächtig.“ „Was soll daran verdächtig sein?“ erwiderte Liz mit mühsam unterdrücktem Grinsen. „Knopfäuglein möchte dich eben wieder sehen. Ein völlig natürliches Bedürfnis.“ „Möglich“, gab Leia trocken zurück. „Etwas weniger natürlich finde ich allerdings Sams Bedürfnis, Chad mit einem Mal wohlwollend gegenüber zu stehen. Aber das ist nicht der Punkt. Er klang völlig erschöpft am Telefon.“ Liz versuchte, auf diese Information hin einen harmlosen Blick aufzusetzen und scheiterte ganz fundamental. „Erschöpft, hm?“ „Ach, hör auf!“ Leia knuffte ihre Großmutter vorwurfsvoll in den Oberarm. „Du weißt so gut wie ich, dass Sam mich niemals direkt nach dem Sex mit Dean anrufen würde! Er hat gesagt, er muss mir was sagen“, fügte sie wie im Nachgedanken hinzu. „Männer wie er müssen einem immer was sagen“, stellte Liz trocken fest. „Entweder gehen sie davon aus, ein Mitglied der Familie befände sich in Schwierigkeiten, oder sie befinden sich selber in Schwierigkeiten … oder sie wollen einen davon überzeugen, die Apokalypse stehe unmittelbar bevor, und es sei ganz allein ihre Schuld.“ Liz zuckte mit den Schultern. „So schlimm wird es schon nicht sein.“ „Das will ich doch hoffen“, brummte Leia amüsiert. Sie zwirbelte eine Strähne ihres braunen Haares zwischen den Fingerspitzen und zog die Stirn kraus. Dean hätte an dieser Stelle sicherlich eine Bemerkung gemacht, wie erschreckend ähnlich sie Sam in diesem Moment sah, aber Dean war nicht da, also blieb die Bemerkung aus. Stattdessen flanierte ein blondierter Herr im schwarzen Ledermantel zur Tür hinein, dessen Gesicht ein jungenhaftes Grinsen zierte. Liz grinste unwillkürlich mit. „Hallo James.“ „Mutter …“ Er deutete eine neckische Verneigung an und wandte sich dann Leia zu. „Wo bleibt er denn nun – der Bengel, der unsere Familie so unerwartet bereichert hat?“ Der Impala nutzte diesen Augenblick, um auf der Straße aufzutauchen und ausgesprochen angeberisch im Licht der Herbstsonne zu funkeln. Leia lächelte erfreut. „Da kommt er.“ „Geile Karre“, stellte ihr Onkel James beeindruckt fest. Dem rostigen Pontiac, der hinter dem Impala hertuckerte, schenkte er nicht halb so viel Aufmerksamkeit. Leia wandte sich vom Fenster ab, um zur Tür zu gelangen, und Liz war taktvoll genug, sie ihren Bruder allein begrüßen zu lassen. Als James einen leichten Mangel an eben diesem Taktgefühl zu erkennen gab, packte sie ihn kurzentschlossen an seinem feschen Ledermantel, um ihn daran zu hindern, seiner Nichte zu folgen. „Du wirst Sam noch früh genug kennen lernen“, setzte Liz ihren Sohn streng in Kenntnis. „Gib Leia zumindest fünf Minuten mit ihm allein. Der arme Junge weiß noch nicht, was ihm bevorsteht.“ Leia eilte bereits über den Parkplatz. Ein nervöses Lächeln zerrte an ihren Mundwinkeln, und ihr Herz klopfte ein wenig zu schnell, aber als Sam aus dem Wagen stieg und sie ein wenig unsicher anblickte, streckte sie ohne zu Zögern die Arme nach ihm aus und drückte ihn an sich. James, der das ganze vom Fenster aus beobachtete, begann unwillkürlich wieder damit, zu grinsen. „Wie war die Fahrt?“ erkundigte sich Leia draußen auf dem Parkplatz und entließ Sam aus ihren Armen. Sam zuckte mit den ausladenden Schultern, und Leia trat einen Schritt von ihm zurück, um ihn anständig ins Auge fassen zu können. Sam sah, in Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung, furchtbar aus. Sein Anblick fesselte Leia derartig, dass sie erst auf Chad aufmerksam wurde, als Diefenbaker ein nachdrückliches Kläffen von sich gab. Das jedoch lenkte die besorgte Schwester endlich von Sams leicht gräulichem Teint und den zu Tode erschöpften Augen ab, und sie wandte sich dem ungeduldigen Hund an ihrer linken Hüfte zu. Ihre Hand, zum Beschnüffeln ausgestreckt, wurde freundlich angenommen, und sie ging in die Hocke, um sich mit Diefenbaker auf Augenhöhe zu begeben. Chad, der daneben stand, beschwerte sich prompt, dass sein Hund noch vor ihm begrüßt wurde. „Dich kenn ich ja auch schon“, erklärte Leia ihm geduldig und blinzelte kurz zu ihm hoch. Der flüchtige Blickkontakt genügte, um Chad zum Lächeln zu bringen, und auch Leias Augen begannen verdächtig zu funkeln. Aus Sams Zügen wich unwillkürlich ein wenig dieser grauenvollen Erschöpfung. Nachdem Leia Diefenbaker genügend gekrault hatte, um ihn sich für die Ewigkeit zum Freund zu machen, erhob sie sich aus ihrer Hocke – und wandte sich Dean zu. „Hallo, Schwager.“ Dean, der vielleicht noch ein bisschen grauenvoller aussah als Sam, vollbrachte einen müden Abklatsch seines sonstigen Grinsens und klopfte Leia auf die Schulter. „Schwägerin.“ Leia war so höflich, ihm nicht mitzuteilen, wie grässlich er aussah, sondern tätschelte seine in Lederjacke gehüllte Brust. „Schön, euch hier zu haben.“ Endlich wandte sie sich Chad zu. „Und was bringt mich in den Genuss deiner Anwesenheit?“ „Ich bin arbeitslos“, erklärte Chad mit seiner üblichen Offenheit, „und hatte ein bisschen Zeit übrig.“ Leia blinzelte zu Sam und Dean hinüber. „Haben sie deinen Chef umgebracht?“ Chad zog eine Schulter auf eine Art in die Höhe, dass er wie ein Model aussah, das auf halbem Weg in die Pose einen Krampfanfall bekommen hatte. „Nein. Mein Chef war nicht verhext. Der ist jetzt militanter Vegetarier und ruiniert sehenden Auges sein Restaurant.“ Leia runzelte leicht die Stirn. „Das tut mir leid.“ „Ach“, Chad winkte ab. „Kein Problem. Ich hab genug Geld auf der hohen Kante, um erstmal klar zu kommen. Die letzten Jahre hab ich von meinem Gehalt kaum was ausgegeben.“ „Das“, sagte Dean dumpf, „würde den rattigen Zustand deines Apartments erklären.“ „In meinem Apartment gibt es keine Ratten“, erwiderte Chad würdevoll. „Die werden immer sofort von Diefenbaker gefressen.“ Er trat einen Schritt dichter an Leia heran. „Lass dich drücken!“ Leia ließ sich drücken und rieb Chad flüchtig übers Kreuz. Sam betrachtete sich das ein paar Sekunden lang, zuckte schließlich mit den Schultern und fand sich damit ab. Wenigstens war Chad weder Vampir noch Dämon und würde seine Schwester dementsprechend vermutlich eher nicht massakrieren. Mit allem anderen konnte man fertig werden. Dean atmete tief durch und schloss die Augen. Leia, diese beste aller Frauen, hatte ihn und Sam direkt zu ihrem Zimmer geführt und versprochen, mindestens eine Stunde lang sämtliche Verwandtschaft und ganz besonders Liz von ihnen fern zu halten, damit sie sich ein wenig ausruhen konnten. Jetzt war er frisch geduscht, ihm war mollig warm, und die Matratze des Motelbetts sein neuer bester Freund. Sam lag ausgestreckt neben ihm, und wenn Dean die Augen schloss und sich auf Sams Atemzüge konzentrierte, dann konnte er sich zumindest für einen Moment einreden, dass er keine Sorge in der Welt hatte. „Chad wird es ihr erzählen“, sagte Sam dann, und Dean rollte sich auf die Seite und bettete seinen Kopf auf Sams Schulter. „Ist das schlimm?“ „Nein“, erwiderte Sam ruhig. „Ich wollte es ihr sowieso sagen.“ „Hältst du das für eine gute Idee?“ Dean rückte ein wenig enger an Sam heran. „Ich halte das für gar nichts“, murmelte Sam müde. „Alles andere habe ich ihr auch erzählt. Sie wird nachvollziehen können, warum ich es mache.“ Dean deutete ein Nicken an, das in Anbetracht seiner eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten in einem leichten Naserümpfen resultierte. Sam wusste auch so, was sein Partner ihm mitteilen wollte. „Ich kann auch nachvollziehen, warum du es machst“, brummte Dean. „Für eine gute Idee halte ich es trotzdem nicht.“ Sam senkte leicht den Kopf und presste seine Lippen auf Deans. „Ja, ich weiß.“ Dean seufzte leise, machte die flüchtige Liebkosung zu einer Liebeserklärung und ließ seine Zunge über Sams weiche Lippen streichen. Als Sam den Mund für ihn öffnete und seinen Kuss mit sanfter Hingabe erwiderte, löste sich ein Knoten in Deans Brust, der dort die gesamte Fahrt von Chicago bis hierher gesessen hatte. Er rückte dichter an Sam heran, ließ seine Hand über Sams nackte Brust streichen und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl der Wärme, die von Sam ausging. Ihr Kuss blieb zärtlich und schon beinahe keusch, und Dean ahnte mit an Sicherheit grenzender Intensität, dass er das vielleicht nicht geblieben wäre, würde Sams Ritual nicht derartig an ihrer beiden Reserven zehren. So aber hatte Dean schlicht nicht die Energie übrig, viel mehr zu tun als warme, langsame Küsse mit Sam auszutauschen. Sobald er ein bisschen geschlafen und sich erholt hätte, konnte das allerdings schon wieder ganz anders aussehen. Dean löste seine Lippen mit einem leisen Schmatzen von Sams, zog mit den Fingerspitzen Sams Bauchmuskeln nach und lächelte erschöpft. „Schlafen?“ Sam brummte seine Zustimmung und drehte sich auf die Seite, um Dean in seine Arme zu schließen. Seit sie mit dem Ritual begonnen hatten, mochte ihr Sexleben ein wenig gelitten haben, aber dafür hatte sich eine Vertrautheit zwischen ihnen entwickelt, die sich nicht allein damit erklären ließ, dass sie einander gut genug kannten, um als einziger Organismus durchgehen zu können. Das Ritual mochte einen ganzen Rattenschwanz an Nachteilen mit sich bringen, aber weil Dean Sams Hände festhielt, während dieser sich selbst verlor, verlor Sam sich nicht wirklich. Er kam nur kurz vom Weg ab, stolperte ziellos durch formlose Dunkelheit, bis Deans Hände ihn ins Licht zurück zogen und Deans Stimme ihm versicherte, dass alles in Ordnung sei. Und selbst wenn Sam die ersten Momente von der plötzlichen grellen Lichtfülle zu geblendet und nach der Ewigkeit, die er im Dunkeln verbracht hatte, nicht mehr wusste, wer Dean war, so war die Dankbarkeit, die Sam in seiner Brust fühlte, doch intensiv genug, dass er diesem Fremden, den er vor sich sah, alles gegeben hätte, was dieser auch immer verlangen mochte. Als Leia zwei Stunden später nach ihnen sah, hatte Sam seine Arme um Dean geschlungen, als wolle er ihn vor der Welt verstecken. Deans Gesicht ruhte an Sams Halsbeuge, und beide sahen so friedlich aus, dass Leia die Tür wieder zuzog und beschloss, sie sich ausschlafen zu lassen. Onkel James würde eben noch ein wenig länger darauf warten müssen, sie kennen zu lernen. Leia wandte sich von der Tür ab, hinter der Sam und Dean so überaus friedlich schlummerten, und ging drei Türen weiter, um dort anzuklopfen. Chads fröhliche Stimme bat sie augenblicklich hinein, gefolgt von energischem Bellen. Leia drehte also den Türknauf, und betrat mit leicht gerunzelter Stirn Chads Zimmer. Chad, der damit beschäftigt war, sämtliche seiner Habseligkeiten, die er mitgebracht hatte, möglichst chaotisch im Raum zu verteilen, registrierte dieses Stirnrunzeln mit etwas überraschender Besorgnis. „Was ist?“ „Sam und Dean“, begann Leia zögernd, „wirken ein wenig … ausgelaugt.“ Chad seufzte. „Japp. Das ist mir auch aufgefallen.“ „Habt ihr unterwegs Halt gemacht, um … ich weiß nicht … die Welt zu retten?“ fragte Leia mit einem Anflug von Sarkasmus, und Chad schüttelte den Kopf. „Nicht, dass es mir aufgefallen wäre. Entweder sind die Beiden inzwischen so gut, dass sie die Welt auch im Vorbeifahren retten können, oder … ähm … unfassbar leise, wenn sie unfassbar anstrengenden … öhm … Sex haben.“ Er hüstelte verlegen, und Leia belohnte ihn mit einem beinahe schon liebevollen Grinsen. „Ich bezweifle, dass sie davon so … ausgezehrt würden.“ Sie machte die Tür hinter sich zu, machte ein paar Schritte in den Raum hinein und schob die Hälfte von Chads Garderobe beiseite, damit sie sich aufs Bett setzen konnte. „Sie haben dir nichts gesagt?“ Chad zuckte mit den Schultern. „Es geht mich nicht wirklich was an, oder?“ Diesmal lächelte Leia ihn wirklich liebevoll an. „Das scheint zumindest ihr Standpunkt zu sein.“ Sie verfiel in Schweigen, und Chad musterte sie geduldig. Diefenbaker trat an sie heran, um ihr den Kopf aufs Knie zu legen und aus traurigen Hundeaugen zu ihr hoch zu starren. Leia ließ geistesabwesend sein linkes Ohr durch ihre Hand gleiten. „Ich nehme an, dass es das ist, worüber Sam mit mir reden will“, überlegte sie leise, und Chad legte den Kopf schief, fragte jedoch nicht nach. Leia schüttelte leicht den Kopf. „Wie auch immer. So lange die Zwei sich erholen, muss ich Liz und Onkel James eben mit dir abspeisen.“ Sie stand auf und nickte Chad auffordernd zu. „Komm. Deine Schonzeit ist abgelaufen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)