Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 201: Zwei in Teufels Küche ---------------------------------- Samstag! Ich grüße euch, treue Leser, die ihr euch zu mir ins Sommerloch gesellt! Bin euch für die lieben Kommentare zum letzten, fabulösen 200. Kapitel wie üblich mehr als dankbar und drücke euch alle ganz lieb! Bleibt mir gewogen, genießt die Sommersonne und freut euch mit mir über das 201. Kapitel Echte Kerle. Es nimmt und nimmt und nimmt kein Ende … moko-chan Einen Moment lang war es auf Chads leicht kryptische Aussage hin vollkommen still, dann zog Dean die linke Augenbraue steil in die Höhe. Er war ja nun wirklich niemand, der anderen – in diesem speziellen Fall einem Hund – ihre möglicherweise herausragende Intelligenz absprach, aber das ging ihm dann doch ein wenig zu weit. „Das musst du mir genauer erklären“, begann er spöttisch. „Wie genau hat dein komischer Hund dir klar gemacht, dass er lieber bei dir als bei deinem Vater leben will? Konnte er plötzlich sprechen – und wenn ja – hatte es mit dem Auftauchen eines großen, leuchtenden Knochens zutun?“ Chad, der den Anfängen von Deans Rede bereits mit deutlichem Grinsen gelauscht hatte, wirkte jetzt geradezu euphorisch, und seine Augen begannen gefährlich manisch zu glitzern. „Alter – du kennst den Wauzi-Film?“ Dean nahm eine Aura ernsthafter Erhabenheit an und setzte sich in seinem Sessel ein wenig aufrechter hin. „Ich habe eine achtjährige Cousine, wenn du dich erinnerst …“ Sam, der sich wiederum nicht daran erinnern konnte, den erwähnten Film jemals in Hannahs Beisein gesehen zu haben, grinste in sich hinein und schwieg. Es lag nicht in seiner Natur, Dean zu verraten und die Kindheitserinnerung, Dean so lange gequält – genervt zu haben, bis er sich einen Zeichentrickfilm über sprechende Hunde und einen magischen Knochen mit ihm ansah, war ihm außerdem eine der liebsten. Er hätte allerdings nicht gedacht, dass Dean sich ebenfalls noch daran erinnerte. Die Erkenntnis, dass Dean sich nach all den Jahren nicht nur erinnerte sondern scheinbar sogar einigermaßen positive Empfindungen damit verband, machte Sam ein paar Atemzüge lang lächerlich glücklich. Er schenkte Dean einen aussagekräftigen Blick. Dean hüstelte einigermaßen unauffällig. „Wie dem auch sei …“ Chad schien das Thema leid zu sein. Oder er hatte den Blick bemerkt und seine Beziehungsphobie war in der letzten Zeit wieder ein wenig schlimmer geworden. „Ich hab Diefenbaker angeboten, dass er bei meinem Vater bleiben kann, aber er ist quasi sofort zu mir ins Auto gesprungen, als ich die Tür aufgemacht habe, und dass bedeutet jawohl, dass er bei mir bleiben wollte“, klärte er die Angelegenheit zur allgemeinen Befriedigung auf, und Sam und Dean tauschten einen kurzen Blick. „Dummer Hund“, stellte Dean dann fest. Er war scheinbar doch jemand, der anderen ihre möglicherweise herausragende Intelligenz absprach. Chad boxte ihn gutmütig in die Schulter und tätschelte Diefenbaker dann liebevoll den Kopf. „Hör ihm nicht zu, du bist nicht dumm. Du bist sogar ganz außergewöhnlich schlau!“ Der Hund grunzte zufrieden und Dean rollte mit den Augen. „Chad“, machte Sam diesem unprofessionellen Gebaren ein Ende, „was ist nun eigentlich mit deinem Chef?“ Chad wurde prompt ernst und runzelte die Stirn, zupfte Diefenbaker jedoch sanft am linken Ohr, was dem Hund ausnahmslos gut zu gefallen schien. „Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß ja nicht, wie es aussieht, wenn jemand besessen ist, aber er hat sich definitiv extrem verändert. Und zwar von jetzt auf gleich. Eben war er noch völlig normal – leicht reizbar aber im Prinzip ein netter Kerl – und mit einem Mal wirft er alle seine Prinzipien über Bord und verlangt die abstrusesten Sachen von Einem! Ich meine, stellt euch das mal vor! Er zwingt mich“, Chad machte eine spannungsgeladene Kunstpause, „vegetarisch zu kochen.“ Sam und Dean blinzelten in perfekter Synchronität. „Vegetarisch?“, echote Dean verwirrt, und Sam blähte irritiert die Nüstern. „Was hat das mit irgendwas zu tun?“ „Alter!“ Chad warf aufgebracht die Hände in die Luft, und Diefenbaker bellte aufgeregt. „Ich arbeite in einem Steak-Haus!“ Dean tauschte einen kurzen Blick mit Sam. „Dann ist das natürlich … unpraktisch“, schlussfolgerte er. „Aber wie kommst du darauf, dass dein Chef besessen ist?“ Chad starrte ihn an, als könnte er nicht fassen, wie Dean ihn das fragen konnte. „Hast du mir nicht zugehört?! Ich soll VEGETARISCH kochen! Ausschließlich und nur noch! Als ich ihm vorgeschlagen hab, dass wir vielleicht doch lieber beides anbieten sollen – vegetarische Küche und … naja … FLEISCH, hat er mich fast angefallen!“ Dean zog eine genervte Grimasse, und Sam schnaubte leise. „Hast du uns deswegen“, begann Dean mit unheilschwangerem Unterton, „den ganzen Weg hierher fahren lassen?“ Chad plusterte sich auf. „Die Situation ist ernst und total dramatisch, Mann! Wenn das so weiter geht, dann sind wir in zwei Wochen pleite, und ich muss mir einen neuen Job suchen!“ Dean rieb sich die Schläfen. „Ist ja gut, reg dich nicht so auf! Wir gucken es uns an.“ Chad lächelte erfreut. „Dankeschön! Ich kann auch schon langsam kein Tofu mehr sehen …“ Dean musste sich doch schwer zusammenreißen, auf diese Äußerung hin Contenance zu wahren. Er entschloss sich, sein Bier auszutrinken, bevor er sich derartig über Chad ereiferte, dass er ihm am Ende noch richtig wehtat. Der heilsame Einfluss des Alkohols besänftigte ihn nicht nur ausreichend, nicht über Chad herzufallen, sondern sogar so sehr, dass er Diefenbaker, als der ihm mit dem wohlmeinenden Entschluss ihn besser kennen zu lernen, seinen Kopf aufs Knie legte, mit beiden Händen durch das dichte weiße Fell fuhr. Er kraulte ihn hingebungsvoll hinter den spitz zulaufenden hellgrauen Ohren, und Diefenbaker schnaufte hingerissen. „Nanu“, merkte Chad einigermaßen überrascht an, „sonst ist er wesentlich zurückhaltender bei Fremden.“ Dean grinste stolz. Sam beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, überlegte kurz, ob er Dean am Ende zum nächsten Geburtstag einen Welpen schenken musste, und entschied sich bald dagegen. Es war schon für zwei Menschen kaum zumutbar, in einem – wenn auch durchaus geräumigen – Auto die ganze Zeit durch die Gegend zu kutschieren, einem Hund konnte man sowas wohl kaum aufbürden. Dean würde wohl weiterhin mit McClane – und neuerdings Diefenbaker Vorlieb nehmen müssen. „Hm“, machte Dean, und Sam konnte sich nicht entscheiden, ob seine bessere Hälfte nun lediglich überrascht oder vielleicht sogar ein kleines Bisschen beeindruckt klang. Das Lokal, zu dem Chad sie geleitet hatte, gehörte eindeutig zur gehobenen Preisklasse: Es war großzügig geschnitten und relativ spärlich möbliert, die Deckenbeleuchtung von der krönend-leuchtenden Art, und das Tischzeug derartig piekfein, dass Dean eine gewisse Scheu empfand, es überhaupt anzufassen. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte eine eher unsaubere Spelunke erwartet“, vertraute er Sam im Flüsterton an, und dieser nickte ihm zustimmend zu. Wenn Chad in solch einem Lokal arbeitete, warum zum Teufel sah dann seine Wohnung aus, als sei er unter die Räuber gefallen? Mit seinem Gehalt musste er sich doch bei weitem feudalere Wohnsitze leisten können. „Vielleicht gibt er sein Geld lieber anders aus“, beendete Sam seinen Gedankengang laut, und Dean nahm mit sichtlichem Zögern die Speisekarte von einem Kellner entgegen, der eindeutig unentschlossen schien, ob er sich jetzt darüber freuen, dass sie die einzigen Gäste im ansonsten menschenleeren Lokal waren, oder doch eher dünkelhaft auf sie hinab sehen sollte. Chad mochte sie angewiesen haben, sich anständig anzuziehen, aber selbst ihre ausgehfähigsten Jeans in Kombination mit relativ knitterfreien Hemden konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eher nicht für dieses Etablissement gemacht waren. Nach einem kurzen Blick auf die Karte stellte Dean fest, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Er zückte seine Lesebrille, runzelte höchst profund die Stirn, und seine linke Augenbraue wanderte immer höher, je weiter er sich in der Karte nach hinten durchlas. Als der Kellner an ihren Tisch zurückkam, war Dean derartig verzweifelt, dass er sich ein Wasser und einen Sommersalat bestellte. Sam orderte das Gleiche, wenn auch nicht mit einem vergleichbaren Gefühl von Abscheu, und der Kellner ging wieder seiner Wege. Dean nahm die Brille wieder ab und blickte sich aufmerksam um, während er gemeinsam mit Sam auf ihr Essen wartete, konnte jedoch vorerst nichts entdecken, was Anlass zur Besorgnis gegeben hätte. Die Speisekarte mochte einige Wünsche (besonders Deans) offen lassen, aber ansonsten war das Lokal nahezu perfekt – wenn man etwas für die feinere Lebensart übrig hatte. Es war hell und freundlich, die Vorhänge passten zu den Tischdecken, passten zu den Servietten, passten zu den Vasen auf den Tischen, und die Blumen in Letzteren waren echt, frisch und dufteten angenehm nach großer weiter Welt. Dean nieste anklagend. „Ich fürchte, wir werden in die Küche vordringen müssen“, stellte Sam mit einem leisen Seufzer fest, und Dean erhob sich prompt und verlieh sich einen Ausdruck empörter Rechtschaffenheit. Sam fragte sich unwillkürlich, woher er sowas konnte. Er folgte Dean, der ohne zu zögern und mit bemerkenswert zielsicherem Instinkt die Küche ansteuerte, und Sam musste sich nicht sonderlich bemühen, sich eine Aura hilflosen Schuldbewusstseins zu verleihen, weil er seinen Begleiter nicht aufhalten konnte. Es gab Dinge, die er schon aus reiner Gewohnheit beherrschte. Dean stratzte also in die Küche, blickte sich kurz aber drohend um, und verlangte dann in vibrierend ominösem Tonfall den höchstrangigen Verantwortlichen zu sprechen. Im Hintergrund bekam Chad beinahe einen Lachkrampf und versteckte sich hastig hinter seinen Töpfen. Heran kam ein kleines Männchen mit Knollnase und unruhigen Knopfaugen, die herausfordernd zu Dean hoch starrten. „Was kann ich für Sie tun?“, war die professionelle wenn auch leicht ahnungsvolle Frage, und Dean straffte die Schultern unter dem ungebügelten Hemd. „Fleisch!“, erklärte er streng. „Fleisch können Sie für mich tun! Ich bin extra aus Arizona hierher gekommen“, Sam registrierte beeindruckt diesen wuchtigen Ausflug in die Randbezirke der Wahrheit, „da mir versichert wurde, dass man nirgendwo so ausgezeichnete Steaks bekommt wie in diesem Lokal, und dann stehen auf Ihrer dusseligen Karte nichts als Grünzeug und als Nahrungsmittel getarntes Tofu! Ich verlange eine Erklärung!“ „Eine Erklärung?!“ Das kleine Männchen plusterte sich zu seiner vollen Größe auf, und erweckte kurz den Eindruck, es volle vor Zorn wortwörtlich platzen. „Sie verlangen tatsächlich eine Erklärung von mir, warum ich der barbarischen Sitte, das Fleisch unschuldiger Lebewesen zu konsumieren in meinem Lokal ein Ende gemacht habe?!“ Dean, der sich nach dieser hochtrabenden Rede relativ sicher war, dass keineswegs dämonische Einflüsse auf Chads Chef wirkten, seufzte theatralisch. „Ich hatte befürchtet, dass Sie mir mit so einem Unsinn kommen würden. Komm, Sammy – wir müssen wohl wirklich diesen komischen Salat essen.“ Damit fasste er Sam am Oberarm und zog ihn mit sich wieder aus der Küche, um eine komplett verwirrte Belegschaft zurück zu lassen. Sam konnte nichts anderes tun, als erneut entschuldigende Blicke in die Umgebung zu werfen. Chad hatte sich inzwischen einigermaßen gefangen und zwinkerte ihm unauffällig zu, ehe die Tür hinter ihm zufiel. Dean kehrte mit Sam an ihren Tisch zurück, ließ sich mit einem schweren Seufzer auf seinen Stuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er Sam einen fragenden Blick zuwarf. „Was meinst du?“ Sam, der sich etwas eleganter und vor allen Dingen langsamer niedergelassen hatte, schnaufte kaum hörbar. „Was immer hier vor sich geht, hat mit Dämonen nichts zu tun.“ Dean nickte zustimmend. „Wenn das so wäre, würden sie hier lebendige Ferkel über offenem Feuer grillen. Ich hab jedenfalls noch nie von einem Dämon gehört, der sich dem Tierschutz verschrieben hat.“ Diese Aussage veranlasste Sam dazu, eine leicht gequälte Grimasse zu ziehen. Er lehnte sich vor, verschränkte die Hände unter dem Kinn und starrte konzentriert ins Nirgendwo. „Aber irgendwas stimmt hier nicht, Dean – der Mann ist nicht völlig er selbst.“ Dean seufzte ein weiteres Mal. „Ich hatte befürchtet, dass du sowas sagen würdest.“ Sam blinzelte ihm amüsiert zu und richtete sich hastig auf, als der Kellner mit ihrem Wasser und zwei großen Tellern voller Salat heran kam, um ihm Platz zu machen. Dean wartete weder, bis der Kellner aus seiner Hörweite entschwunden war, noch gab er sich die geringste Mühe seine Lautstärke zu dämpfen, als er verkündete: „Das ist grün, Sammy – ich kann das nicht essen.“ „Du isst saure Apfelringe, die sind extrem grün“, erinnerte Sam ihn ohne die geringste Spur von Mitleid, „und ein paar Vitamine können dir kaum schaden.“ „Aber mein Körper ist nicht dran gewöhnt!“, gab Dean mit einem Hauch von Verzweiflung zurück. „Ich glaube nicht, dass ich das essen sollte.“ Sam schenkte diesem kindischen Gebaren keine Aufmerksamkeit, begann zu essen und vertraute auf die Macht des Futterneides, die Dean schon dazu bringen würde, seine Antipathie dem Salat gegenüber zu überwinden. Im Endeffekt war Dean früher mit seinem Salat fertig als Sam. „Also“, begann Dean, während das letzte Salatblatt in seinem Mund verschwand, „was schlägst du vor?“ Sam vernichtete genüsslich eine Kirsch-Tomate, kaute gründlich und antwortete erst, nachdem er hinunter geschluckt hatte. „Wir sollten den Mann nach Feierabend beobachten und sehen, ob sein Verhalten irgendwelche Schlüsse zulässt.“ Dean nickte zustimmend. „Guter Plan. Nachtisch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)