Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 157: Friedhof der Kuscheltiere -------------------------------------- Hallöchen, ihr Lieben. Ich hab so ein unbestimmtes Gefühl, dass ich euch hier was GANZ Tolles hinschreiben wollte – aber ich hab’s vergessen, tut mir leid. Alternativ begrüße ich nun also L_Angel und Tora-Pig auf meinem Traumschiff! Erstere ist ganz neu dabei, wenn man das so sagen kann, und die gute Tora hatte doch tatsächlich Angst, die FanFic sei vorbei, bevor sie mit dem Kommischreiben aufschließen kann. (Ich lach mal kurz ein wenig.) Jedenfalls freu ich mich, euch dabei zu haben, und knuddel euch ganz feste! (Vielleicht hätte ich nicht so viel Kakao trinken sollen.) Waaar da noch was? Huh. Ach ja! Ich plane, zwischen Weihnachten und Neujahr eine kreative Pause einzulegen, haaabe aber noch ein bisschen FanFic auf meiner Festplatte rumfliegen, dich ich euch nicht vorenthalten möchte. Deswegen gibt’s morgen eine Jared/Jensen Weihnachtsgeschichte zu lesen, und irgendwann zwischen den Jahren werde ich dann noch den zweiten Teil … also … die Fortsetzung von „Danach“ auf die Menschheit loslassen. Wer sich also langweilt und redundant-plüschiges Lesefutter sucht, möge sich meinen anderen FanFics zuwenden! :) Und jetzt wünsch ich euch viel Spaß mit meinen Echten Kerlen! moko-chan „Heilige Scheiße“, entfleuchte es Mike, nachdem er die Sachlage eine Minute lang aus kugelrunden Augen betrachtet hatte, und Dean nickte zustimmend. „Aber mal total!“ „Konstruktive Beiträge, irgendjemand?“, fragte Bobby trocken, bekam keine Antwort und setzte sich seufzend in Bewegung. Er befahl seinem Hund, zu bleiben wo er war, und teilte die Plüschtierschar, ganz wie Moses einst das rote Meer, marschierte entschlossen auf die beiden Kinder zu, fraglos, um sie zur Rede zu stellen, was sie geritten haben konnte, sich auf die Gesellschaft von Zombiebär und seiner Gefolgschaft einzulassen, wurde dann allerdings von Sams gigantischer Hand auf seiner Schulter höchst effektiv ausgebremst. „Es sind Geister, Bobby“, machte Sam ihn auf die ein wenig durchscheinende Optik der beiden Kinder aufmerksam, die bisher vom Mondlicht verschleiert worden war, und Bobby runzelte die Stirn und schien zu zögern, was nun zu tun war. „Soll ich versuchen, mit ihnen zu reden?“, bot Mike sich großzügig an, und wurde von Dean mit einem verächtlichen Blick belohnt. „Mit Geistern kann man nicht reden.“ „Einmal ist immer das erste Mal“, gab Mike unbeeindruckt zurück und musterte Tom streng. „Du bleibst hier.“ Tom starrte wütend zurück, widersprach jedoch nicht, und Mike setzte sich in Bewegung und ging auf die Geisterkinder zu, die zum Zeitpunkt ihres Todes nicht sehr viel älter als neun Jahre gewesen sein konnten. Sam identifizierte sie als die Zwillinge der Familie Stone – laut seinen Quellen die ersten Opfer der tödlichen Krankheit, die nach und nach die ganze Sippe dahingerafft hatte – und er war seltsam berührt von dem friedlichen Anblick, den die Beiden boten. Die meisten Geister, denen er im Laufe seiner Karriere begegnet war, hatten ihre menschlichen Wurzeln beinahe vollkommen vergessen, aber diese Kinder schienen nicht einmal zu wissen, dass sie tot waren. Er sah Mike neben den Beiden in die Hocke gehen und ruhig mit ihnen sprechen, und sowohl der Junge als auch das Mädchen lächelten zu ihm auf und beantworteten seine Fragen mit ausgesprochen höflicher Miene. Mike unterhielt sich etwa fünf Minuten mit den Beiden, bevor er zu seinen Kollegen zurückkam, und er brachte relativ frohe Kunde mit. „Diese Kinder“, begann er, „sind unschlagbar. Dieser Auflauf hier findet nur deswegen statt, weil das Mädchen – nennen wir sie Dakota – eine Teeparty mit ihrem blö- … mit dem Bären veranstalten wollte, und das geht natürlich nicht, ohne eine Mindestanzahl an Partygästen. Ihr Bruder – nennen wir ihn Haley Joel – hat mir anvertraut, dass er selbst zwar nicht besonders viel für Teepartys übrig hat, er in diesem Fall aber eine Ausnahme gemacht habe …“ Hier wurde Mikes Gesicht plötzlich ernst. „Er sagt, seine Schwester sei vor kurzem so krank gewesen, dass die Ärzte Angst gehabt hätten, sie würde die Nacht nicht überleben – und weil sie unbedingt eine Teeparty machen wollte, bevor sie krank geworden ist, und er ihr versprochen hatte, ihr ihren Wunsch zu erfüllen, wenn sie nur wieder gesund wird, machen sie es eben jetzt.“ Er drehte sich um, blickte zu den Kindern hinüber, die leise lachend ihre Teezeremonie abhielten, und einen Moment lang sah er unglaublich traurig aus. „Was machen wir denn jetzt?“ Niemand gab ihm eine Antwort, bis Sam, der inzwischen einige Zeit mit Nachdenken verbracht hatte, die versammelte Mannschaft darauf aufmerksam machte, dass es sich bei dem Hügel, auf dem die Kinder ihre kleine Party abhielten, vermutlich um den unauffindbaren Grabhügel der Familie Stone handelte. „Ich habe gelesen, dass die Familie in einem Massengrab zur letzten Ruhe gebettet wurde“, sagte er leise, und ihm entging keineswegs, mit welchem Unwohlsein Mike die Anhäufung von schneebedeckter Erde plötzlich musterte. „Wir können sie nicht ausgraben“, brummte Dean mürrisch. „Der Boden ist hart gefroren.“ Salzen und Verbrennen fiel somit flach, und es senkte sich wieder Schweigen hinab, bis Sam plötzlich etwas am Bein berührte. Er sah an sich runter, entdeckte verschreckt seinen Pinguin, der auffordernd seine Flügel in die Höhe reckte, und nach einigen Sekunden des Zögerns bückte Sam sich schließlich und hob ihn auf die Arme. „Er erkennt dich?!“, stammelte Dean einigermaßen entsetzt, der Pinguin sah indessen so aus, als würde er sich an Sams Hände schmiegen. „Natürlich erkennt er ihn.“ Das Geistermädchen – Dakota – tauchte so plötzlich neben Dean auf, dass er unwillkürlich zusammenzuckte und seine Schrotflinte fester packte. „Wenn man seine Kuscheltiere lieb hat, dann erkennen sie einen immer wieder – egal, wie lange man getrennt war.“ Dean blinzelte heftig, dann grinste er und nickte. „Natürlich. Dumm von mir.“ Mike ging vor dem Mädchen in die Hocke und blickte sie fragend an. „Darf ich fragen, wie lange eure Teeparty noch dauern soll?“ Sie lächelte. „Nur noch so lange, bis der Vollmond vorbei ist – danach müssen unsere Gäste wieder nach Hause.“ Mike nickte ernsthaft, und Dean kam der Verdacht, dass er kleine Geschwister hatte. „Und was machen du und dein Bruder dann?“ „Wir gehen schlafen“, antwortete Dakota gewichtig. „Sir Hugsalot sagt, er sei schon ganz müde, weil er so lange auf die Party warten musste.“ Sie drückte den abgegriffenen Bären, den sie in den Armen hielt, und Mike nickte erneut, und sah aus, als unterdrücke er den Impuls, die Hand nach ihr auszustrecken und ihr über das Haar zu streicheln. „Dürfen wir noch ein wenig mitfeiern, bevor ihr schlafen geht?“, fragte er sie vorsichtig, und sie strahlte ihn an und nickte hastig. „Ja, natürlich! Das wird bestimmt lustig! Außer Jack wollte nie einer meiner Brüder bei meinen Teepartys mitfeiern …“ Sie hüpfte davon, zurück zu ihrem Bruder, dessen Name ganz offensichtlich nicht Haley Joel sondern Jack war, und Mike erntete einigermaßen entgeisterte Blicke von seinen Kollegen, schüttelte diese jedoch mit einem ärgerlichen Schulterzucken ab. „Was? Wenn sie nicht lügt, dann ist der ganze Spuk nach dieser Nacht vorbei, und da wir sowieso hier bleiben, um das zu überprüfen, können wir auch genauso gut mitfeiern!“ Die Sonne ging auf, blass und zögernd, aber es versprach, ein herrlicher, wolkenloser Tag zu werden. Die meisten Partygäste hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht – in der Tat tummelten sich nur noch die Pinguine und Leias Kuscheltiere – und natürlich Sir Hugsalot – auf dem Grabhügel – und Sam hatte sich kurz nach Mitternacht beinahe schlapp gelacht, als Dean seinen Batzmaru beim Armdrücken mit einem Gorilla vorgefunden hatte. „Er kommt nach dir“, hatte Bobby trocken bemerkt, und Dean hatte eine kleine Schnute gezogen – und dann stolz gegrinst, Batzmaru hatte nämlich gewonnen. Der Gorilla war inzwischen jedoch verschwunden, Batzmaru hatte sich neben Dean gesetzt und starrte momentan missmutig in die verlöschenden Flammen des Lagerfeuers, das die Jäger errichtet hatten, um nicht zu erfrieren. Dean hatte die so ziemlich ungewöhnlichste Nacht hinter sich, die er je in seiner Funktion als Jäger des Übernatürlichen verbracht hatte, er wähnte sich jedoch um eine wertvolle Erfahrung reicher und lehnte sich an Sam, als ihn ein Anflug plötzlicher Müdigkeit überkam, und ihm die Lider schwer wurden. „Wir gehen jetzt ins Bett!“, riss ihn Jacks Stimme in die wache Welt zurück, und Dean lächelte den Kindern unwillkürlich zu, als sie sich wohlerzogen verabschiedeten – und in Morgennebel auflösten. Er blinzelte verwundert, als er durch den Nebel und die Bäume am Rand der Lichtung einen roten Fleck näher kommen sah, aber so viel er auch blinzelte, der Fleck verschwand nicht, er wurde größer … und entpuppte sich als Heathers Schal. Sie trat auf die Lichtung, starrte die Jäger in mildem Erstaunen an – und drehte sich zu ihrer Mutter um, die einen langen Schlitten hinter sich herziehend an ihre Seite trat. „Aha, aufgeflogen!“, war alles, was Liz zu dem merkwürdigen Anblick der Jäger umgeben von inzwischen wieder leblosen Kuscheltieren zu sagen hatte, und Heather stutzte, überlegte kurz, dann lächelte sie. „Natürlich – daran hätten wir auch früher denken können. Geister also.“ Dean hatte befürchtet, dass die sich auflösenden Kinder der Aufmerksamkeit der beiden Frauen nicht entgangen waren, er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie die richtigen Schlüsse ziehen würden. Sam hatte sich inzwischen erhoben und war zu ihnen gegangen, und obwohl Dean müde war und kaum einen Schritt tun konnte, ohne auf dem glatten Untergrund auszurutschen, erhob er sich ebenfalls und folgte Sam den Hügel hinunter. Der letzte Schritt trieb ihn mit einem erschreckten kleinen Japsen schlitternd in Sams abwartend ausgestreckten Arm hinein, der von ihm auch sogleich dankbar als Rettungsanker ergriffen wurde. „Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr loszieht, um Geister auszutreiben?“, fragte Liz gerade. „Wir hätten euch Salz geben können.“ Dean starrte sie an, war jedoch zu übermüdet, seinem Sprachzentrum die Frage abzuringen, die ihm unter den Nägeln brannte. Liz schien ihm seinen Gemütszustand anzusehen – sie grinste – und streckte die Hand aus, um ihm die kalte Wange zu tätscheln. „Dein Vater hat damals den Geist des vorigen Besitzers aus dem Motel ausgetrieben – deswegen war er in der Stadt“, informierte sie Dean, und Sam hielt den Atem an. „Dann weiß Leia -?“ Heather schüttelte den Kopf. „Nein. Sie hat keine Ahnung. Ich hielt es für keine gute Idee, ihr zu erzählen, ihr Vater sei ein Geisterjäger.“ Nun, zumindest war nun klar, warum Heather sofort angenommen hatte, John sei tot, als Sam und Dean den Eindruck geweckt hatten, es gehe ihm nicht allzu gut. „Was macht ihr hier?“, fragte Sam die beiden Frauen – immerhin war die Sonne gerade erst aufgegangen – und Heather lächelte warm und brachte eine Axt zum Vorschein. „Wir besorgen unseren Weihnachtsbaum.“ Bobby trat hinzu, machte Sam und Dean leise darauf aufmerksam, dass sie besser damit anfangen sollten, Sir Hugsalot zu salzen und zu verbrennen, um weitere Teepartys von vornherein auszuschließen, und Sam seufzte und nickte, zog Dean mit sich und machte sich ans Werk. Man konnte mit Recht behaupten, dass nie zuvor ein Plüschbär in einer vergleichbaren Zeremonie zur letzten Ruhe gebettet worden war. Die Jäger, Heather und Liz standen im Kreis um ihn herum, als er unter den Strahlen der Morgensonne in Flammen aufging, und sie lösten den Kreis erst dann, als der Wind seine Asche davon getragen hatte. Der Anblick, den Leia gut zwei Stunden später von ihrem Zimmerfenster aus beobachten durfte, war zweifellos ein ungewöhnlicher. Ihre Mutter und Großmutter, die – wie jedes Jahr zuvor auch – losgezogen waren, um sich illegal eine Tanne irgendwo aus dem Wald zu klauen, kehrten nicht, wie jedes Jahr zuvor auch, allein zurück, nein, der Schlitten, auf dem sie den diesmal ganz besonders beeindruckenden Baum drapiert hatten, wurde dieses Jahr von einer Horde Männer mit rot gefrorenen Ohren flankiert, die die Arme voller Plüschtiere hatten. Da Leia eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, was auf sie zukam, ging sie mit Starsky und Hutch in die Küche hinunter, um Kaffee und Tee aufzusetzen, und als fünf Minuten später die Haustür aufging, war die Kaffeemaschine bereits fröhlich am Röteln, und der Teekessel pfiff um Aufmerksamkeit. „Gutes Kind“, wurde sie von ihrer Großmutter gelobt, als die sich die kalten Hände reibend die Küche betrat, bot ihre eigenen Hände als Wärmequelle an, was dankend angenommen wurde, dann füllte sich die Küche mit ungewohnt viel Testosteron, ein Hund bellte, und ihre Kater ergriffen fauchend die Flucht. „Sitz!“, wurde der Hund von einem älteren Herrn mit Schweinchenmütze zur Räson gerufen, folgte diesem Befehl umgehend, und Leia ließ die inzwischen zumindest angetauten Hände ihrer Großmutter wieder los, um den Tee aufzusetzen. Sam trat zu ihr an die Küchenzeile, während der Rest der Truppe sich am großen Esstisch niederließ, und teilte ihr im Flüsterton mit, dass er ihr ihre Kuscheltiere zurück in die Truhe gepackt und selbige am Fuß der Treppe im Flur abgestellt habe. Leia blickte zu ihm auf, bedankte sich – zögerte einen Moment – und lächelte. „Sie haben ihren Zweck erfüllt, nehme ich an?“ Sam nickte, und sie lächelte noch ein wenig breiter und schüttelte den Kopf. „Ab und zu hab ich mir vorgestellt, wie es sein würde, einen großen Bruder zu haben – dass er sich meine Plüschtiere ausleiht, um damit die Wintersonnenwende zu begehen, ist mir dabei allerdings nicht in den Sinn gekommen.“ Sam schluckte, wusste nicht, was er darauf sagen sollte, und Leias Blick wurde sanft. „Ich nehme einfach mal an, dass du mir irgendwann erzählst, was das alles zu bedeuten hatte. … Möchtest du lieber Kaffee oder Tee?“ Sam entschied sich für Tee, setzte sich zurück an den Tisch und geriet ins Kreuzfeuer einer heftigen Diskussion – diesmal war es wirklich nur eine Diskussion – zwischen Mike und Dean. Mike hatte es für an der Zeit befunden, die allgemeine Annahme, er sei ein Goldesel, zur Sprache zu bringen, und Deans Argument, dass, wer Batman sein wolle, gefälligst auch im Bruce Wayne Stil fremde Rechnungen zu bezahlen habe, hatte ihm nicht ganz eingeleuchtet. „Haltet ihr wohl endlich die Klappe!“, wurden die Zwei schließlich von Liz zum Schweigen gebracht. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Sammy und Dean gehören zur Familie, die bezahlen keine Rechnungen. Und jetzt geht gefälligst den Baum aufstellen!“ So, jetzt kommt es, das Weihnachtskapitel. Ist mal wieder ein wenig lang geworden … und selbst damit bin ich nicht ganz dahin gekommen, wo ich hinwollte … Wünsche euch dennoch viel Vergnügen mit: Oh, du Fröhliche Bis Weihnachten verblieb nun nicht mehr allzu viel Zeit, und die Herren Winchester fanden, dass sie es schlimmer hätten treffen können, als die Feiertage bei den Damen Masters zu verbringen. Tom und Mike reisten am Morgen nach Sir Hugsalots ‚Begräbnis’ ab – Mike hatte sich schließlich bereiterklärt, der Einladung seiner Mutter zu folgen und nach Hause zu fahren, aber er hatte sich noch immer nicht mit Tom vertragen – und Sam nahm diesen in einem Anfall von besinnlicher Weihnacht beim Abschied beiseite, um ein ernstes Wort unter vier Augen mit ihm austauschen zu können. „Mach’s ihm nicht zu schwer – er hat doch keine Ahnung“, sagte er zu ihm, und Tom erwiderte seinen bittenden Blick aus überraschten blauen Augen. „Ich weiß, dass es schwer ist“, fuhr Sam fort, „aber es ist nicht seine Schuld.“ Tom starrte ihn sprachlos an, ließ Sams Umarmung wie ein Schlafwandler über sich ergehen, und als Dean ihm kumpelhaft auf die Schulter klopfte, und ihn anwies, es mit dem Eierlikör über Weihnachten nicht zu übertreiben, wirkte er noch immer ein wenig geschockt. Sam und Dean winkten dem abfahrenden Dodge Viper Cabrio nach, als es sich entfernte, und Dean nahm völlig korrekt an, dass der wippende Mistelzweig an der Antenne Liz’ Werk war. Bobby fuhr zwei Tage später ab – und Sam konnte bis zum Schluss nicht entscheiden, ob die grotesk höfliche Art, mit der er Liz begegnet war, nun ein Zeichen von Flirt gewesen sein sollte oder nicht. Liz verhielt sich ihm gegenüber nicht anders als allen anderen Männern – also absolut unmöglich – und während Heather darauf mitunter mit Fremdschämen reagierte, schien es Leia in einen Zustand andauernder Heiterkeit zu versetzen. Diese Freude an der Lasterhaftigkeit anderer Menschen unterschied sie sehr nachdrücklich von Sam, machte sie Dean aber deswegen nicht unbedingt unsympathisch. Sobald Sam und Dean mit den Damen Masters allein waren, verbrachte Sam jede freie Minute mit dem Versuch, Leia besser kennen zu lernen, und seine Bemühungen trugen Früchte – Leia taute zusehends auf, und Dean brach es beinahe das Herz, zu beobachten, wie Sam unter ihrem plötzlichen Entgegenkommen aufblühte. Er konnte verstehen, was Sam für Leia empfand – er war lange genug ein großer Bruder gewesen, um zu wissen, wie man sich dabei fühlte – und wenn Leia auch zunächst ein wenig skeptisch reagiert hatte, wenn Sam ihr das Geschirr aus den oberen Schränken heraus geholt, oder darauf bestanden hatte, ihr beim Einkauf die schweren Tüten zu tragen, drückte sie ihm inzwischen derartig selbstverständlich ungewollte Lasten in die Arme, dass Dean nur über sie schmunzeln konnte. „Deine kleine Schwester scheint sich an den Gedanken gewöhnt zu haben, dass sie dich nicht wieder los wird“, fasste Dean es am Abend vorm vierundzwanzigsten Dezember zusammen, und Sam lächelte und schmiegte sich an ihn. Sie lagen bereits im Bett, obwohl es keineswegs spät war – Dean hatte behauptet, sich für den kommenden Tag wappnen zu müssen, Sam hatte ihm nicht widersprochen – Liz hatte sie mit einem vielsagenden Wippen ihrer Augenbrauen ziehen lassen, während Leia ihnen geraten hatte, es nicht zu übertreiben … und Heather hatte sich ein wenig fremdgeschämt. Sam hatte Weihnachten noch nie in familiärer Atmosphäre verbracht – Weihnachtsabende allein mit Dean in abgewrackten Motels und einem ‚Tannenbaum’ aus zurecht gebogenen Kleiderhaken, während John sonst wo unterwegs war, um einem weiteren Geist der vergangenen Weihnacht den Garaus zu machen, zählte er nicht – und wenn man vom alltäglichen Verhalten seiner Verwandtschaft auf ihre zeremonielle Hochstimmung schließen konnte, dann kam so Einiges auf ihn und Dean zu. „Was für ein Geschenk hast du ihr besorgt?“, fragte Dean leise, während er Sam durchs Haar kraulte, und Sam schloss die Augen und schmunzelte in sich hinein. „Verrat ich nicht. Ich hoffe, sie freut sich.“ Dean nickte nachdenklich, zog Sam enger an sich heran und runzelte plötzlich die Stirn. „Bist du mir böse, wenn ich sage, dass … dass ich sie ein wenig … merkwürdig finde?“ Sam schnaubte belustigt und schüttelte den Kopf. „Ich möchte behaupten, das beruht auf Gegenseitigkeit. Und so muss ich wenigstens nicht fürchten, dass du sie mir vorziehst.“ Dean verpasste ihm eine Kopfnuss für diesen Unsinn, drückte Sam auf den Rücken und kniete sich über seinen Schoß. „Dich find ich auch merkwürdig, nicht, dass wir uns falsch verstehen.“ Er stützte sich mit beiden Händen auf Sams Schultern ab, blickte ihm in die Augen, und Sam konnte gerade noch eben so verhindern, dass er eine Gänsehaut bekam. Dann wurde Deans Blick ernst, und Sam streckte die Hand nach ihm aus und streichelte ihm über die Brust. „Was hast du?“ Dean biss sich auf die Unterlippe und Sam runzelte die Stirn. „Was ist los?“ Er sah Dean an, dass er es vorgezogen hätte, nicht zu antworten, aber Dean zog es generell vor, Dinge totzuschweigen, also dachte Sam gar nicht daran, ihn so davon kommen zu lassen. „Sag schon!“, forderte er nachdrücklich, ließ seine Hüften in die Höhe schnellen, allein, um seine Forderung zu untermauern, und Dean japste und krallte sich an ihm fest. „Lass das sein!“ „Sag mir, woran du gedacht hast!“, verlangte Sam, als habe er ihn nicht gehört, und bockte ein weiteres Mal. „Sonst kriegst du dein Geschenk nicht.“ Diese Drohung entlockte Dean ein trauriges Lächeln, und Sam hielt augenblicklich still. „Dean?“ „Es ist wegen deiner Visionen“, murmelte Dean leise. „Ich mach mir einfach Sorgen.“ Das konnte Sam ihm kaum übel nehmen, und er setzte sich auf und nahm Dean in die Arme. „Ich weiß. Ich mache mir auch Sorgen – sehr sogar. Aber wir können momentan nicht mehr tun, als abwarten, was passiert. Ich werde schon darauf aufpassen, dass … dass sie nicht wahr werden.“ Dean wagte es nicht, Sam zu gestehen, dass es nicht das war, was ihm Sorgen bereitete – nicht jetzt, da Sam endlich zu Leia durchgedrungen und so glücklich darüber war – und er erwiderte die Umarmung fest, bis Sam sich vorsichtig von ihm losmachte und sich langsam in die Laken zurücksinken ließ. Dean traf ein Blick, den er nur als schamlos bezeichnen konnte, und so, wie Sam sich unter ihm räkelte, konnte er nicht großartig daran zweifeln, was Sams unmittelbares Ansinnen war. „Jungs?“ Ein vorsichtiges Klopfen weckte Sam und Dean am nächsten Morgen ungewohnt sanft aus dem Schlaf. „Seid ihr wach? Das Frühstück ist fertig.“ Dean brummte und rieb sich die Augen, und Sam neben ihm tat es ihm gleich und pustete sich eine Strähne seines braunen Haars aus der Stirn. „Komm rein, Leia.“ Die Tür öffnete sich einen Spalt, durch den sich schon beinahe schüchtern Leias brünettes Haupt schob, als sie jedoch sah, dass Sam und Dean von der Decke gänzlich verborgen im Bett lagen, öffnete sie die Tür ganz und trat ein. „Ich weiß, dass es noch ein wenig früh ist“, entschuldigte sie sich, „aber Liz weigert sich, für euch ihre Gewohnheiten zu ändern. Sie behauptet, dass sei das Vorrecht alter Frauen.“ Dean grinste unwillkürlich und setzte sich auf, und Sam zog eine anklagende Grimasse wegen der kalten Luft, die sich deswegen unter die Decke schleichen konnte. „Wir kommen, keine Sorge. Gib uns zwanzig Minuten.“ Leia nickte. „In Ordnung. Möchtest du Kaffee oder Tee zum Frühstück, Sam?“ Sam entschied sich für Kaffee, und sie ging wieder und schloss die Tür hinter sich. „Warum werde ich nicht gefragt, was ich trinken will?“, empörte Dean sich grummelig und stand aus dem Bett auf, und Sam lächelte. „Weil sie genau weiß, dass du Kaffee willst.“ „Ach so?“ Dean zog die Augenbrauen in die Höhe. „Und woher weiß sie das bitteschön?“ „Ich habe es ihr gesagt“, klärte Sam ihn auf, während er das Bad ansteuerte, und Dean folgte ihm zufrieden. „Na von mir aus. Hat sie dir im Gegenzug erzählt, was uns heute erwartet?“ Er gesellte sich zu Sam unter die Dusche, schloss die Tür hinter ihnen, damit Sam das Wasser aufdrehen konnte, und seufzte zufrieden, als der erste warme Strahl auf seine Haut traf. „Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste“, bemerkte Sam gelassen und reichte ihm das Shampoo. „Nach dem Frühstück schmückt sie den Baum – das ist so Tradition. Liz und Heather klauen ihn, sie schmückt ihn – danach werden Plätzchen gebacken, die wir zum Kaffee serviert bekommen, und heute Abend gibt es Ente.“ Dean gab einen Laut der vorfreudigen Zufriedenheit von sich, und Sam ging ihm spontan beim Haarewaschen zur Hand, was Dean in einen Zustand beseelten Stumpfsinns versetzte, der den unvoreingenommen Betrachtenden doch sehr an McClane erinnerte. Sam fragte sich unwillkürlich, warum sie das nie zuvor getan hatten – sich gegenseitig die Haare waschen – und schob es auf die verflixte Männlichkeitsskala. Er griff nach dem Duschkopf, wies Dean sanft an, die Augen zu schließen, und spülte ihm das Haar aus. Wenn ihn jemand darauf hingewiesen hätte, dass das Dean dazu veranlassen würde, die Arme um ihn zu schlingen und sich mit einem Laut dahin gehauchter Ekstase an ihn zu schmiegen, hätte er nicht schon längst auf die Männlichkeitsskala gepfiffen, er hätte sie mit einem Tritt aus der Tür gejagt. Dean brummte zufrieden gegen seine Schulter, ließ seine Lippen über die feuchte nackte Haut gleiten und Sam bekam eine Gänsehaut. Manchmal machte es ihn ein wenig nervös, wenn Dean seine Deckung so völlig fallen ließ. „Wir … ähm … also … wir werden doch erwartet“, brachte er vorsichtig an, und Dean biss ihm spielerisch in die Schulter. „Ich weiß.“ Er ließ mit diesen Worten keineswegs von Sam ab, sondern umfasste seinen Hintern, und Sam schloss die Augen und ließ seine Hüften nach vorn zucken. „Ich will sie nicht warten lassen“, murmelte er erstickt, während er sich genüsslich an Dean rieb, und Dean lachte leise. „Ich weiß.“ Sam wusste sich nicht anders zu helfen, als seinen Mund auf Deans zu pressen und ihn zu küssen, als hinge sein Seelenfriede davon ab, und Dean brummte überrascht, erwiderte den Kuss aber mit einem Einsatz, der an Selbstaufgabe grenzte. Sams Hände glitten über Deans nasse, wunderbar glatte Haut, während er Deans Mundhöhle für sich beanspruchte, und es machte ihn mal wieder völlig lull und lall, wie Dean derartig perfekt sein konnte. Nicht nur schien er stets genau zu wissen, was Sam brauchte, selbst wenn er es in einem seltenen Moment ganz eindeutig NICHT wusste, machte das nicht das Geringste aus, er schaffte es trotzdem immer irgendwie, als Gewinner dazustehen. Manchmal frustrierte Sam das ein wenig – aber nur in den Momenten, in denen er nicht zu lull und lall dazu war. Zehn Minuten und ein hemmungslos-heftiges Rumgefummel in der Dusche später waren die Herren Winchester einigermaßen trocken und angezogen und dirigierten sich gegenseitig aus ihrem Zimmer und in Richtung des Masters’schen Hauptwohnsitzes. Sams Knie waren noch immer ein wenig weich, und Dean sah beinahe aus, als schiele er ein wenig – und das brachte Sam auf den merkwürdigen Gedanken, dass weder er noch Dean jemals beim Augenarzt gewesen waren. Möglicherweise war er kurzsichtig – das würde zumindest erklären, wie er es in wunderbarer Regelmäßigkeit schaffte, den Impala zu Schrott zu fahren. Was, wenn die Welt, wie er sie kannte, überhaupt nicht existierte? Obwohl der Gedanke, wie Dean scharfgestellt aussah, ein wenig beängstigend war. Schärfer ging doch praktisch nicht mehr! Er stolperte hinter Dean in die Masters’sche Küche, und unter dem wissenden Blick dreier grinsender Frauen wurde Sam so rot wie schon lange nicht mehr. „Das ging schneller, als ich dachte“, bemerkte Liz mit einem unanständigen Glitzern in den Augen. „Wunderbare Jugend …“ Sam bekam heiße Ohren und musste sich setzen, Dean stellte klar, dass er so jung nun auch wieder nicht sei, und Liz musterte ihn empört. „Sei still, du Lausebengel! Wenn du alt bist, was bin dann bitte ich?“ „Reif?“, gab Dean mit einem charmanten Augenaufschlag zurück, und Liz grinste zufrieden und schenkte ihm einen Kaffee ein. „Setz dich und lass Leia die Arbeit machen“, wies sie ihn an, und Leia, die eben am Herd damit beschäftigt war, Rührei mit Schinken für die versammelte Mannschaft zu kredenzen, tat, als habe sie nichts gehört und rührte fröhlich weiter in der Pfanne rum. Sie unterbrach sich nur kurz bei dieser anspruchslosen Aufgabe, um Sam seinen Kaffee an den Tisch zu bringen, forderte auf dem Rückweg zum Herd ihre Kater auf, ihr nicht ständig vor die Füße zu laufen, und zuckte tatsächlich ein wenig zusammen, als die Uhr am Herd sie piepend und fiepend darauf aufmerksam machte, dass die Brötchen, die sich im Innern des Herdes befanden, fertig seien. Zehn Minuten später war der Tisch fertig gedeckt, Rührei, Brötchen und Aufschnitt standen so dicht gedrängt darauf, dass man die Tischdecke nur noch erahnen konnte, und Dean stellte zufrieden fest, dass er an diesem Morgen endlich mal so richtig satt werden würde. Das Fassungsvermögen seines Magens war Liz, Leia und Heather inzwischen bekannt, also schenkten sie seinem Appetit auch keine großartige Beachtung und unterhielten stattdessen Sam mit Geschichten über seine zahlreiche Verwandtschaft, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar in Texas konzentrierte, aber Motels über das ganze Land verstreut besaß. „Mh-hm“, machte Dean um sein drittes Brötchen herum, „ich glaub, wir sind schon öfter mal in einem eurer Motels abgestiegen. Ich mag euer – unser … … … das Familienmotto.“ Er runzelte die Stirn, da er sich nicht ganz klar war, wie sein Verwandtschaftsverhältnis zu den drei Damen nun genau aussah, und Liz tätschelte ihm die Wange und bat ihn, sich nicht weh zu tun. „Ich sag’s dir gern noch mal: Ihr gehört jetzt zur Familie – und zwar alle Beide.“ Nach dem äußerst ausgedehnten Frühstück half Sam Liz und Heather dabei, den Tisch abzudecken, während Leia sich ins Wohnzimmer zurückzog, und Dean blieb einfach sitzen und trank seinen zwölften Kaffee. Drei Minuten später kam Leia in die Küche zurück – mit leicht gerunzelter Stirn aber scheinbar fest entschlossen – und obwohl sie klar auf Sam zugesteuert war, entlockte ihr Deans faules Herumsitzen ein empörtes Schnauben. „Machst du dich wohl nützlich?“, grummelte sie ihn äußerst liebenswürdig an, bevor sie Sam am Handgelenk packte und verkündete, dass sie ihn brauche. „Der Baum ist dieses Jahr viel größer als sonst“, erklärte sie dem verdutzt blinzelnden Dean, der eben von Heather mit einem Geschirrhandtuch versorgt wurde, damit er abtrocknen konnte. „Ich brauche Hilfe beim Schmücken.“ Damit hatte sie Sam mit sich durch die Tür zum Wohnzimmer gezogen, und Dean hörte gerade noch die Anfangsklänge von Bostons „More Than A Feeling“, bevor sie hinter den Beiden zufiel. „Na endlich“, kommentierte Heather das Verhalten ihrer Tochter und reichte Dean einen abgespülten Teller. „Ich dachte schon, das wird nie was mit den Beiden.“ Sam war derweil im Wohnzimmer einigermaßen überwältigt vom Anblick dutzender Christbaumkugeln, kiloweise Lametta und einer Christbaumspitze, die unter anderen Umständen einen Waffenschein verlangt hätte – konnte jedoch nicht umhin, zuzugeben, dass es ihm eine absurde Freude bereitete, mit Leia den Baum zu schmücken. Da er nicht unbedingt Erfahrung im Bereich der Dekoration hatte, stellte er sich zwar ein wenig dämlich an, Leia war jedoch geneigt, sich dadurch eher amüsieren als ärgern zu lassen und dirigierte ihn geduldig um den Baum herum. „Du hast sowas noch nie gemacht, oder?“, stellte sie nach einer Weile fest, und Sam schenkte ihr einen so hilflosen Hundeblick, dass sie schwer getroffen inne halten musste. Wenn sie vorher gewusst hätte, dass ihr Halbbruder derartig sensibel war, wäre sie vorsichtiger mit ihm umgesprungen. Sie ging zu ihm hin, drückte ihm die Christbaumspitze in die rechte Hand und hielt seine linke einen Moment fest. „Ich würde mich freuen, wenn du mir nächstes Jahr wieder hilfst“, sagte sie leise, blickte aus ehrlichen braunen Augen zu ihm auf, und Sam lächelte schüchtern und nickte. „Ich mich auch.“ Damit war alles gesagt, was gesagt werden musste, und Leia ließ seine Hand wieder los, damit er die Spitze auf den Baum setzen konnte. „Welch ein Glück, dass du so schön groß bist“, bemerkte sie lächelnd, während sie ihn dabei beobachtete, wie er sich in die Höhe reckte, und er blickte sie über die Schulter an und lächelte zurück. „Für sowas hab ich meinen Größenvorteil bisher noch nie einsetzen müssen.“ Leia schmunzelte, wandte den Kopf, um gen Küche zu rufen, dass sie fertig seien, und Sam stellte sich neben sie, um sich Liz und Heathers Urteil zu stellen. Die beiden Frauen kamen mit Dean in ihrem Gefolge ins Wohnzimmer, und es war Dean, der die Meinung vertrat, er habe noch nie einen tolleren Weihnachtsbaum gesehen – Sam fragte sich unwillkürlich, ob Liz ihn heimlich mit Eierlikör abgefüllt hatte. „Er ist wirklich sehr schön geworden“, versicherte Heather ihrer Tochter und Sam, dann blickte sie sich suchend um. „Wo ist der Photoapparat?“ Das Gerät wurde nach kurzer Suche zutage gefördert, und Heather forderte Leia auf, sich mit Sam neben dem Baum zu postieren. Leia war sichtlich unwillig – sie ließ sich nicht gern fotografieren – und Heather schnaubte ungeduldig. „Stell dich nicht so an, es ist ein besonderer Anlass!“ Das schien Leia zu überzeugen – es hielt sie zumindest davon ab, sich länger zu sträuben – und sie baute sich gottergeben neben ihrem Kunstwerk auf. Sam stellte sich neben sie, und der Sicherheitsabstand, den er dabei einhielt, fiel allen einschließlich Leia auf. Sie rückte dichter an ihn heran, legte den Arm um seine Hüfte und zog ihn an sich, und Sam, nachdem er sich gefangen hatte, legte den Arm um ihre Schultern und lächelte. Dean bekam mit einem Mal feuchte Augen und musste in eine andere Richtung sehen. Heather schoss ein paar Bilder von den Geschwistern vor dem Baum, befahl schließlich Dean, sich dazu zu stellen, und dann wurden so lange Photos von allen Anwesenden in allen denkbaren Kombinationen gemacht, bis der Film alle war. „Ihr kriegt Abzüge“, versprach Heather Sam und Dean, und Dean begann zu überlegen, ob es sich lohnen würde, ein Fach im Kofferraum des Impalas für ein Photoalbum frei zu halten. Und dann fiel ihm ein, dass er noch gar kein anständiges Bild von Hannah hatte – das ging so nicht! Immerhin war er jetzt sowas wie ihr Pate – zumindest im nichtreligiösen, rein gefühlsmäßigen Sinn. Dean folgte Sam und Leia in die Küche, in der es nun ans Plätzchenbacken gehen sollte, installierte sich am Küchentisch und beobachtete äußerst zufrieden, wie Leia ihrem Halbbruder das Backen beibrachte. Sam war insgesamt eher ein theoretischer Mensch – er hatte Jahre gebraucht, bis er so selbstverständlich mit Waffen und Munition umgehen konnte, wie er es heute tat – und deswegen erneut ein kleinwenig überfordert, aber Leia schien ihn plötzlich in einem Licht zu sehen, das es ihr gänzlich unmöglich machte, ungeduldig mit ihm zu werden. Sie klopfte ihm Mehl von der Brust, als er sich damit bestäubte, hielt ihn in letzter Sekunde davon ab, Salz statt Zucker in den Teig zu geben, und nachdem er den fertigen Teig zweimal viel zu dünn ausgerollt hatte, nahm sie ihm das Nudelholz auch keineswegs aus der Hand, sondern sagte lediglich: „Noch mal mit mehr Gefühl.“ Das entlockte Dean ein Kichern, und Sam bedrohte ihn prompt mit dem Nudelholz. „Ich habe mich beim Waffelnbacken nicht so dämlich angestellt“, erinnerte Dean ihn unangemessen stolz, wurde jedoch von Leia gedämpft, die die Meinung vertrat, jeder Idiot könne Waffeln backen – erst bei Schokoladensoufflé zeige sich der wahre Meister. Dean schmollte prompt und schwieg in der Konsequenz, und Sam konnte sich ein drittes Mal und in Ruhe am Waffelteig vergehen. Diesmal befand Leia ihn für genau richtig ausgerollt – und Sam fragte sich, ob sie das nur sagte, damit er sich nicht völlig unfähig vorkam. Er verschwendete allerdings nicht sonderlich viel Zeit an diesen Gedanken, da Leia die Förmchen zum Ausstechen aus dem Schrank geholt hatte, und während es nun seine Aufgabe war, so viele Kekse wie nur möglich aus dem ausgerollten Teig heraus zu stechen, heizte sie den Backofen vor und legte Backpapier auf einem der Backofenbleche aus. Sam schämte sich ein wenig, da ein Mann seines Alters unmöglich so viel Freude dabei empfinden sollte, Bärchen, Sterne, Monde und Tannenbäume aus Teig auszustechen, als Dean ihm aber plötzlich über die Schulter lugte und fragte, ob er mitmachen dürfe, kam er sich gleich viel weniger kindisch vor – was absoluter Unsinn war, weil Dean der kindischste Mensch war, den er überhaupt kannte. Leia ordnete die ausgestochenen Kekse auf dem Blech an, dekorierte sie mit Schokosplittern, Zuckerherzchen und sonstigem Gedöns, und schob schließlich das erste Blech in den Backofen – und Dean drängte sich die Frage auf, wo eigentlich Heather und Liz abgeblieben seien. „Die sind bei Ethel und kümmern sich um die Ente“, klärte Leia ihn auf und bot ihm ein Stück Schokolade an. „Sie isst heute Abend mit uns – und bei ihr im Diner hat man einfach mehr Platz zum Kochen.“ Das leuchtete Dean ein, und während er sein Stück Schokolade lutschte, fiel ihm siedendheiß ein, dass er Sams Geschenk noch nicht eingepackt hatte. „Ich … öhm … muss weg!“, brabbelte er ein wenig unkoordiniert, während er sich aus der Küche flüchtete, und Leia, während sie Sam ein wenig Mehlstaub von der Nase wischte, bemerkte weise, dass, völlig egal, wie alt ein Mensch war, er sich durchaus wie ein Fünfjähriger verhalten konnte. Sam stimmte ihr zu, obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob sie damit nun Dean oder ihn selbst gemeint hatte. Dean war derweil auf dem Weg zum Impala, um den Armreif, den er Sam besorgt hatte, aus dem Handschuhfach zu holen. Er hatte lange überlegt, ob Sam ihn möglicherweise umbringen würde, dass er ihm Schmuck schenkte, aber nicht nur war dieser Armreif äußerst maskulin, Dean hatte ihn außerdem gravieren lassen und dann höchstpersönlich mit Schutzrunen versehen. Dean hatte ungewohnt viel Energie in dieses Geschenk investiert, denn nicht nur hatte er es abgelehnt, Sam etwas so Offensichtliches wie ein Buch oder einen hübschen neuen Dildo zu schenken – diese Option hielt er sich für Sams Geburtstag offen – er hatte den Armreif in einem Anfall von Geschmack selbst ausgesucht, dem Graveur haarklein und unter der Androhung fürchterlicher Schmerzen, wenn er sich seinen Anweisungen widersetzen sollte, gesagt, was er zu gravieren hatte, und dann im Schweiße seines Angesichts die Runen hinzugefügt. Wie er den Reif dann ins Handschuhfach packen und vergessen konnte, war Dean nicht ganz klar, er redete sich damit heraus, dass Sams veränderte Familienverhältnisse ihn abgelenkt hatten. Dean geriet ein wenig in Panik, als sich die unauffällige dunkelblaue Tüte, in der der Armreif untergebracht war, sich nicht sofort seiner suchenden Hand stellte, ein wenig Wühlen und Fluchen förderten sie dann aber schließlich zutage, und er konnte sich mit seiner Beute zu Ethels Diner aufmachen, um sie um Geschenkpapier anzubetteln. Er wurde von ihr, Heather und Liz ein wenig überrascht empfangen, dann jedoch praktisch mit Papier und Geschenkband zugeworfen, als er den Grund seines Überfalls erklärte. „Wie lieb von ihm“, schwärmte Ethel, während sie den Armreif begutachtete, den Dean für Sam ausgesucht hatte. „Und so außergewöhnlich guter Geschmack.“ „Was erwartest du, er ist schwul“, gab Liz unbeeindruckt zurück, und Heather räusperte sich leise, und half dem erbleichten Dean dabei, Geschenkpapier zuzuschneiden. Im Endeffekt war es dann auch sie, die das Geschenk für Sam einpackte, während Dean daneben stand und mehr oder weniger hilfreiche Bemerkungen machte. Er wurde mit dem eingepackten Geschenk wieder vor die Tür gescheucht, angewiesen, es unter den Baum zu legen, und dann kochten die drei Furien weiter, ohne auch nur noch einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Mit vollendeter Mission und dementsprechend zufrieden kehrte Dean zu Sam und Leia zurück, gerade rechtzeitig, um das erste Blech Kekse aus dem Ofen zu holen. Er fand es ein wenig verdächtig, als er sein Geschenk unter den Baum legte, und sich dort schon zwei befanden, kam jedoch nicht auf die Idee, dass Sam seine Abwesenheit genutzt hatte, um Leia um ihre Hilfe beim Einpacken seiner Geschenke für Dean anzuflehen. Sie hatte ihn ein wenig schief angesehen, beim Anblick des Wurfmessersets, aber nichts dazu gesagt, und die pompöse Schleife, die sie um das Geschenk gebunden hatte, fand Sam ein wenig hübscher, als ihm lieb war. Das zweite Geschenk für Dean hatte er selbst eingepackt, ein wenig ungeschickt zwar, aber mit viel Liebe, und er hoffte sehr, dass Dean ihn nicht dafür erschlagen würde, dass er ihm Schmuck gekauft hatte. ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ So, ja, ich weiß, es ist noch nicht so ganz Weihnachten bei den Winchesters … und die Bescherung hab ich auch weggelassen. Aber heute ist ja schließlich AUCH noch nicht Weihnachten, also darf ich das wohl auf diese Art lösen – weiter geht’s dann rückblickend im nächsten Jahr! Ich wünsche euch allen ein Frohes Fest, viele Geschenke und einen guten Rutsch, wir lesen uns dann am Samstag, den dritten Januar 2009 wieder! Hab euch lieb! moko-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)