Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 151: Höllische Träume ----------------------------- Na huch! Da stelle ich das 150. Kapitel online – ein Meilenstein, wenn auch, zugegeben, inzwischen nur noch ein kleiner – und denke nicht einmal daran, das in irgendeiner Weise zu erwähnen! Ich muss mich dann an dieser Stelle natürlich wie üblich bei meinen Leserinnen bedanken, bei meinen Favolistlerinnen (schon über 200!) und insbesondere bei meinen Kommischreiberinnen. (Macht ja keinen Sinn, so zu tun, als hätte ich auch männliche Leser, nech wahr?) Ich knuddel euch alle ganz feste! An diesem heutigen Deanstag ist das Wetter allerdings so unsagbar schlecht und ungemütlich, dass ich mich jetzt mit einer Tasse Tee und einer Decke auf meinem Sessel verschanzen werde. Ich wünsche euch einen gar zauberhaften 2. Dezember! moko-chan „Ok, das Haus wurde im siebzehnten Jahrhundert von einer Familie Stone erbaut, die kurz darauf einer offensichtlich höchst ansteckenden Krankheit zum Opfer gefallen ist – es gab keine Überlebenden – jedenfalls war das Haus, nachdem die Bewohner wie die Fliegen gestorben waren, mehrere Wochen lang in Quarantäne, und da so genannte Experten meinen, der dämliche Bär sei zeitlich dem siebzehnten Jahrhundert zuzuordnen, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass wir …“ Sam blickte von seinem Laptop auf, und warf Dean, der sich in voller Montur auf ihrem Bett ausgestreckt hatte, einen misstrauischen Blick zu. „Hörst du mir zu?“ Dean grunzte ins Kopfkissen und wedelte verschlafen mit der Hand, was Sam wohl dazu inspirieren sollte, fortzufahren; Sam erhob sich jedoch von seinem Stuhl und ging zum Bett hinüber, setzte sich an die Bettkante und streichelte Dean über den Kopf. „So müde?“ Dean öffnete das linke Auge einen Spalt breit, um ihn anzublinzeln, und schmiegte sich ein ganz kleinwenig an Sams Hand, als dieser sie an seine Wange gleiten ließ. Bobby, Mike und Tom waren gerade erst aus ihrem Zimmer verschwunden, ihr „kleiner Jäger Club“, wie Mike sie scherzhaft bezeichnet hatte, war eine äußerst anstrengende Angelegenheit – zu viele Jäger verdarben scheinbar die Jagd – und Dean fand, dass er sich ein wenig Ruhe und Frieden verdient hatte. Er würde es zwar niemals zugeben, aber es war herrlich, wieder mit Sam allein zu sein – selbst McClane hatten ihn in den letzten Tagen immer mehr gestört, und er war mehr als froh, dass der Hund jetzt wieder mit seinem Herrchen vereint war. „Haben doch nich geschlafen“, murmelte er entschuldigend, und das Gefühl Deans warmer Haut unter seinen Fingern inspirierte Sam dazu, sich zu ihm zu legen, ihn in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. „Wir sollten eine Pause machen“, entschied er leise, ließ seine Hand in sanften Kreisen über Deans Rücken gleiten und schloss die Augen. Dean drängte sich enger an ihn heran, brummte zufrieden, als er sein Gesicht an Sams Halsbeuge schmiegte, und Sams Herz machte einen kleinen Sprung. Er liebte es, wenn Dean so anschmiegsam war – wahrscheinlich, weil es so überaus selten vorkam – und er nahm sich vor, das Beste aus der Situation zu machen, und Dean für sein langsam aber beständig wieder aufkeimendes Vertrauen zu ihm zu belohnen, indem er ihn einfach nur festhielt, und seine Nähe genoss. Er hörte zu, wie Deans Atem schwerer und gleichmäßiger wurde, und als Deans Arme um ihn herum griffen, und seine Finger sich mit dem festen Stoff seines Hemdes verwoben, erschauderte er leicht. Er war Dean so nahe, dass er seinen Herzschlag spüren konnte, und er fühlte, wie auch er immer tiefer in den Schlaf abglitt, auch wenn er eigentlich hatte wach bleiben wollen. Ein paar Minuten vergingen, die Stille im Zimmer war ebenso friedlich wie beruhigend, und Sam wusste, dass er eingeschlafen war, als der Schmerz einsetzte. Egal in welche Richtung er blickte, er war von ihnen umgeben, Gitterstäben, grau und solide, und Sam kämpfte das Gefühl des Eingesperrtseins nieder, bis es nur noch ein schwaches Pulsieren in seinen Eingeweiden war. Er fühlte sich, als ob er keine Luft bekäme, sein ganzer Körper schmerzte, und als er auf seine Fingerknöchel hinabblickte, waren sie mit getrocknetem Blut verkrustet, und er konnte nicht einmal sagen, ob es sein eigenes war. Das Licht in seiner Zelle – wenn es denn eine Zelle war – war verschwommen, schien ständig zwischen Blassgelb und Grün zu schwanken, und Sam keuchte überrascht auf, als ein plötzlicher Schmerz an seiner linken Schläfe explodierte, und seine Sicht sich um fünfundvierzig Grad verschob. „Du solltest besser aufpassen, Sammy“, hörte er eine männliche Stimme. „Deine Unaufmerksamkeit wird dich noch umbringen.“ Sams Knie schlugen auf hartem Boden auf, ein Ruck ging durch seinen ganzen Körper, ihm wurde schwarz vor Augen, und das Letzte, das er hörte, bevor alles um ihn herum dunkel wurde, war Deans Panik erfüllte Stimme, die seinen Namen schrie. Die Vision war so intensiv, dass Sam noch immer den Gestank seines Gittergefängnisses in der Nase hatte, als Deans heftiges Rütteln an seiner Schulter ihn wieder zu Bewusstsein brachte, und obwohl er völlig desorientiert war, hielt ihn allein Deans beruhigend auf ihn einredende Stimme davon ab, wild um sich zu schlagen. „Ich bin wach“, sagte er lediglich leise, hielt die Augen geschlossen und versuchte, die Bilder in seinem Kopf zu halten, suchte in ihnen nach Details, die ihm zumindest auf irgendeine Weise weiterhelfen konnten, und die Kopfschmerzen, die ihm Tränen in die Augen treten ließen, zumindest ein wenig rechtfertigten. „Sammy?“, hörte er Dean neben sich besorgt flüstern, aber er blinzelte nicht, verkrallte seine nass geschwitzten Hände ins Bettlaken, und zwang sich dazu, ruhig und gleichmäßig ein und auszuatmen, während er seine Vision mit der ihm eigenen Verbissenheit mehrfach Revue passieren ließ. Es nützte nicht das Geringste. Als er seine Augen schließlich aufschlug, um Deans besorgtem Blick zu begegnen, wusste er noch immer nicht, welches Detail seiner Vision in irgendeiner Weise wichtig sein könnte, und als Dean ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn strich, schmiegte er sich ebenso ergeben an seine Hand, wie Dean es zuvor bei ihm getan hatte. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, der Vollmond schien zum Fenster hinein, und sein Licht blendete Sam beinahe, so unerwartet kam es nach den Minuten, die er in Dunkelheit verbracht hatte, und er fragte sich unwillkürlich, wie lange er geschlafen haben musste, dass es schon so dunkel war. „Wie spät ist es?“, fragte er, schluckte mehrfach, als seine Stimme in einem schwachen Krächzen unterging, und versuchte, sich aufzusetzen. Dean antwortete nicht, half ihm stattdessen, zog seine Hände danach nicht wieder von ihm zurück, sondern hielt ihn weiter fest, und musterte ihn derartig intensiv, dass Sam unter seinem durchdringenden Starren eine Gänsehaut bekam. „Du hattest wieder eine Vision“, stellte Dean mit leiser Stimme fest – es war keine Frage – und Sam kniff die Augen zu und nickte. Das Pochen in seinem Kopf schien schlimmer zu werden, nicht besser, und er stand auf, und ging mit unsicheren Schritten ins Badezimmer hinüber, beugte sich über das Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. Das kalte Wasser fühlte sich angenehm kalt auf seiner Haut an, und jedes Mal, wenn er einen weiteren Schwall in sein Gesicht schöpfte, wurde das Prickeln angenehmer. Sam atmete ein weiteres Mal tief durch, drehte den Hahn wieder zu, und war versucht zu lächeln, als er Dean direkt neben sich stehen spürte. Dann explodierte ein gleißend helles Licht hinter seiner Stirn, dessen Intensität ebenso erschreckend wie schmerzhaft war, und Sam schaffte es nicht einmal mehr, ein überraschtes Keuchen von sich zu geben, bevor er fiel. Es war Dean, den er sah, blutüberströmt am Boden liegend, die gebrochenen Hände verzweifelt über seinen ungeschützten Kopf gehoben, während jemand, der mit dem Rücken zu Sam stand, ihm mit der dreckigen Stiefelspitze in den Magen trat, wieder und wieder und wieder, bis Dean die Hände sinken ließ. „Dean!“, hörte er sich selbst schreien, immer wieder „Dean!“, und jeder seiner Schreie war lauter und verzweifelter als der zuvor, und dann erlosch das Licht in Deans Augen, und alles wurde still. Deans Atem stieg weiß von seinen leicht geöffneten Lippen auf, und er zog seine Jacke automatisch ein wenig enger um sich. Sam hatte gesagt, er würde gleich zurück sein, er würde nur kurz frische Luft schnappen, aber das war jetzt eine halbe Stunde her, und es hatte inzwischen angefangen zu schneien. Dean blickte missmutig zum verhangenen Himmel auf, an dem undeutlich hinter dunklen Wolken verborgen der Vollmond zu erkennen war, und rümpfte die Nase, als selbige einer Schneeflocke als Landeplatz diente. Der Wind frischte auf, trieb ein paar taumelnde Flocken wie eine Herde schockgefrosteter Schafe unter Deans Jackenkragen, und er fluchte leise, kämpfte eine Gänsehaut nieder, zog die Schultern hoch, die Motelzimmertür hinter sich zu, und setzte sich in Bewegung. Seine Vermutung, Sam wie beim letzten Mal im Rosengarten hinter dem Motel anzutreffen, bestätigte sich bald, und Sam saß derartig reglos auf der weißen Gartenbank, starrte so unbeweglich ins Leere, dass Dean einmal tief durchatmen musste, bevor er es wagte, sich ihm zu nähern. „Sammy?“, versuchte er es vorsichtig, ging vor Sam in die Hocke, und war erleichtert, als Sams Blick sich sofort fokussierte und auf seinen traf. „Ich hab doch gesagt, ich bin gleich zurück“, murmelte Sam vorwurfsvoll, und Dean runzelte unwillkürlich die Brauen. „Das ist ewig her! Willst du hier erfrieren?“ Sam zuckte mit den Schultern, und Dean stöhnte genervt auf. Er wusste, dass es Sam nach einer Vision alles andere als gut ging, dass er Zeit brauchte zu verarbeiten, was er gesehen hatte – aber Dean weigerte sich einzusehen, warum Sam ihn an diesem Prozess nicht beteiligen wollte. „Was hast du gesehen, Sam? Sag’s mir endlich, verdammt noch mal!“ Er sah Sam schlucken, und als Sams Augen feucht wurden, und er den Blick von ihm abwandte, biss Dean sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Manchmal kam ihm selbst sein Bedürfnis, für Sam da zu sein, egoistisch vor. „Ich habe dich sterben sehen, Dean.“ Sams Stimme war dünn und kaum zu verstehen, und Dean blickte verunsichert zu ihm auf. „Du hast mich sterben sehen?“ Sam nickte lediglich ruckartig und presste die Augen zu, und Dean legte den Kopf in den Nacken und unterdrückte ein Seufzen. Der Tod – besonders sein eigener – war ihm inzwischen zu vertraut, um ihn in Panik zu versetzen. „Es ist nicht das erste Mal, dass du das gesehen hast, Sam“, sagte er leise. „Nicht alles, was du in deinen Visionen siehst, wird wahr.“ Da er keine Reaktion bekam, erhob Dean sich aus seiner unbequemen Hockstellung, setzte sich neben Sam auf die Bank, ganz so wie in der vergangenen Nacht, und legte den Arm um ihn. Der Schnee fiel dichter, die Flocken wurden größer, aber Dean spürte nicht einmal, wie seine Haut stellenweise taub wurde. Sam hatte sich ihm zugewandt und das Gesicht an seiner Halsbeuge verborgen, und obwohl er sich so klein wie nur möglich machte, hatte Dean Schwierigkeiten, seine Arme um ihn zu schließen. Sam war schon lange kein Kind mehr, seine Schultern waren inzwischen so breit, dass Dean sich neben ihm manchmal geradezu zierlich vorkam, aber das hielt ihn jetzt nicht davon ab, Sam genau so festzuhalten wie damals, als er kaum vier Jahre alt gewesen war, und sich vor Gewittern gefürchtet hatte. Dean hatte damals nicht begriffen, wie ungewöhnlich es gewesen war, dass Sam statt zu John, zu ihm ins Bett gekrochen war – einem Achtjährigen, dessen liebste Freizeitbeschäftigung es war, mit einer 45. auf Dosen zu schießen – er hatte es für selbstverständlich gehalten, sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern, und auch, wenn seit damals ungeheuer viel Zeit vergangen war, empfand er in dieser Hinsicht noch immer nicht anders. „Hab keine Angst, Sammy“, murmelte er leise. „Wir kriegen das hin.“ Die Worte waren ihm unbewusst, wenn nich sogar ungewollt entschlüpft, aber Dean nahm sie nicht zurück. Er hielt Sam fest, als er sich enger an ihn presste, rieb ihm über den Rücken, um ihn warm zu halten, und beobachtete die Schneeflocken beim Fallen, bis der Himmel aufklarte, und der Vollmond den in Schnee gehüllten Garten in ein feenhaftes Leuchten tauchte. „Darf ich fragen, was ihr hier macht?“ Leias Mutter tauchte lautlos zwischen den Rosenbüschen auf, Sam und Dean hoben erschrocken die Köpfe, und Heathers Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Besorgnis und Amüsement. „Ich möchte behaupten, auf eurem Zimmer … hrm … schmust es sich schöner.“ Weder Dean noch Sam antwortete, also trat die besorgte Motelbesitzerin näher an sie heran und legte ein ganz klein wenig den Kopf schief. „Ist alles in Ordnung mit euch?“ Sie bekam erneut keine Antwort, und da es nicht in Mrs. Masters’ Natur lag, sich dieses frevelhafte Verhalten bieten zu lassen, stapfte sie energisch auf die zwei verfrorenen Bengel zu, die ohne Erlaubnis die Gartenbank ihrer Tochter okkupiert hatten, packte sie an je einem Jackenärmel und zog sie mit überraschender Kraft in die Höhe. „Ich kann keine erfrorenen Männer in meinem Garten gebrauchen! Nachher fällt es Mutter noch ein, mit euch ihre Rosen zu düngen“, erklärte sie energisch, zog Dean und Sam hinter sich her, als seien sie allerhöchstens fünf Jahre alt, und bugsierte die Jungs zu deren ehrlichem Erstaunen in ihre privaten Räumlichkeiten. Kaum hatte sie die Haustür hinter sich geschlossen, atmete sie einmal tief durch, und rief den Namen ihrer Tochter äußerst energisch die Treppe hoch – den vollen Namen. Da konnte man ja fast den Eindruck gewinnen, sie sei über den Versuch der Winchesters, in ihrem Garten zu erfrieren, ein klein wenig verstimmt. „Leonora Elisabeth Masters“, hallte es dementsprechend durchs Haus, und man konnte hören, wie ein Stockwerk höher eine Tür geöffnet wurde, dann erschien Leia am oberen Treppenabsatz und blickte ungeduldig auf ihre Mutter hinab. „Du hast gebrüllt?“ Heather deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Dean und Sam, während ihr rechter Zeigefinger auf ihre Tochter wies. „Mach den Beiden eine heiße Schokolade. Sie brauchen eine. Falls du mich suchen solltest, ich bin im Büro und mach die Buchhaltung.“ Man konnte schlecht sagen, wer überraschter aussah, Dean, Sam oder Leia, aber Letztere wischte sämtliche Bedenken, die sie möglicherweise haben mochte, mit einem Schulterzucken beiseite, kam die Treppe hinunter und scheuchte Sam und Dean vor sich her in die Küche, während ihre Mutter sich wie angekündigt zurückzog. Dean überlegte, ob sie Sam und ihn möglicherweise aus dem Hinterhalt zu attackieren gedachte, verwarf diesen Verdacht jedoch recht schnell wieder. Wenn sie das gewollt hätte, hätte sie auch im Garten angreifen können. „Sie hat schon lange keine Streuner mehr mit nach Hause gebracht“, unterbrach Leia diesen ein wenig unrealistischen Gedankengang, stellte einen Topf auf den Herd und füllte ihn mit Milch. „Was habt ihr angestellt, dass sie euch so einfach gekapert hat?“ Ihrer Frage folgte ein wenig unangenehme Stille, und als sie sich umdrehte, standen Sam und Dean sichtlich überfordert mitten in der Küche. „Setzt euch“, forderte sie die Beiden gelassen auf, und schob sie in Richtung des Küchentisches, als keine unmittelbare Reaktion eintrat. „Ich verspreche euch, dass sie euch wieder gehen lässt – nachdem ihr eine heiße Schokolade getrunken habt. Was ich, nebenbei bemerkt, für eine ausgezeichnete Idee halte … Ihr seid ja eiskalt!“ Leia wandte sich wieder ihrer Milch zu, und Sam beugte sich über den Tisch zu Dean hinüber und fragte ihn leise, warum sämtliche Frauen in dieser Stadt das Bedürfnis hatten, sie mit heißer Schokolade abzufüllen. „Liegt an den Hundeaugen“, informierte Leia sie über ihre Schulter hinweg, und Sam warf ihr einen ertappten Blick zu. „Ihr könnt froh sein, dass euch meine Mutter gefunden hat und nicht Liz – dann wärt ihr jetzt nämlich halbnackt und in unzureichend große Decken gewickelt, während ihr auf eure heiße Schokolade wartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)