Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 98: Die Gefährten ------------------------- Dean schob seine Hände tiefer in seine Hosentaschen, blinzelte gegen die ihn anstrahlende Sommersonne an und fragte sich unwillkürlich, warum er seine Sonnenbrille auch beim blendendsten Sonnenschein stets im Wagen ließ. Als ob die Sonne nur schien, wenn er auf dem Fahrersitz des Impala saß. Sean und Sam gingen links und rechts von ihm den Bürgersteig entlang, und nicht wenige ihrer weiblichen Mitmenschen drehten sich nach ihnen um und verfolgten sie ein Stück mit den Augen – schließlich waren sie alle drei auffallend groß, Sean und Dean sahen sich zudem auffallend ähnlich, und dank der sommerlichen Temperaturen trug keiner von ihnen mehr am Leibe, als unbedingt nötig war, um sie vor einer Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu bewahren – und Erregendes hatten sie nun wirklich reichlich vorzuweisen. Während die Schmachtblicke der weiblichen Bevölkerung Topekas nicht unbedingt unbemerkt, aber dafür unbeachtet an Dean und Sean abprallten, war Sam, der seines Zeichens noch ein wenig größer und somit noch ein wenig auffälliger als die anderen Beiden war, diese ungewollte Aufmerksamkeit ein wenig unangenehm, und er schaffte es tatsächlich irgendwie, sich neben Sean und Dean zu verstecken, wenn auch nur deswegen, weil die Beiden sich mit einer Leidenschaft gegenseitig aufzogen, die ihnen ganz ausgezeichnet zu Gesicht stand, und an der man ohne jeden Zweifel feststellen konnte, dass sie sich trotz all ihrer Differenzen ähnlich genug waren, um sich tatsächlich gern haben zu können. „Du hast leicht Reden!“ pflaumte Sean soeben Dean an, weil er sich nicht gefallen lassen wollte, dass Dean sich über seine missmutige Miene lustig machte, „Du hast ja deinen Sammy noch, und könntest vermutlich den hanebüchensten Unsinn anstellen, und er würde dir noch immer nicht von der Seite weichen!“ „Das kannst du doch überhaupt nicht vergleichen!“ gab Dean energisch zurück, „Sammy und ich sind als Brüder miteinander aufgewachsen, wir würden alles füreinander tun – und nenn ihn gefälligst nicht Sammy!“ Sam verdrehte die Augen, sah davon ab, die Beiden darauf aufmerksam zu machen, dass er ihrer Unterhaltung beiwohnte, und sie keineswegs so zu tun brauchten, als sei er nicht da, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sie waren auf dem Weg zu Dannys Apartment, um ihn davon zu überzeugen, Sean trotz allem, was der in den letzten Wochen angestellt hatte, zurück zu nehmen, und Sam, der sich anfangs noch über sich selbst gewundert hatte, warum er bereit war, Sean bei dieser Aktion zu unterstützen, war inzwischen zu einer Antwort gelangt, die ihm nicht unbedingt gefiel. Sean war nicht schuld an den Dingen, die er getan hatte, um Danny zu verlieren, genau wie er selbst damals nicht schuld gewesen war, als er Dean verloren hatte. Ein Schatten zog sich kurz über Sams Gesicht, er senkte den Kopf und erschrak beinahe, als Dean ihm sofort den Blick zuwandte. „Was hast du?“ Sam biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf, und Dean nahm ihn am Ellenbogen, als ihnen auf dem Bürgersteig eine junge Frau mit Kinderwagen entgegen kam, zog Sam aus dem Weg, um ihr Platz zu machen, und blickte aus ein wenig vorwurfsvollen Augen zu ihm auf. „Lügen hast du noch nie gekonnt …“, seufzte er leise, zog Sam weiter, als die Frau mit dem Kinderwagen an ihnen vorbei gezogen war, streichelte Sam unauffällig über den Arm, bevor er ihn wieder losließ, und fuhr übergangslos damit fort, mit Sean herumzustreiten. Sean ließ seinen wachen Blick aufmerksam zwischen Sam und Dean hin und her wandern, erkannte, dass irgendetwas vorgefallen war, um die Stimmung zwischen ihnen zu verdüstern, und runzelte unwillkürlich die Stirn, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was das gewesen sein könnte. „Hab ich irgendwas gesagt?“ Dean lachte leise auf und schüttelte den Kopf, und das beruhigte Sean ein wenig, aber er sah Sam doch an, dass ihn irgendetwas beschäftigte, und nahm sich vor, so bald wie möglich mit ihm darüber zu sprechen. Sean hatte inzwischen begriffen, dass Dean und Sam sich zwar so nahe standen wie sonst kaum zwei Menschen, die er kannte, dass sie wortwörtlich alles füreinander tun würden, dass sie es aus irgendeinem unerfindlichen Grund in drei von vier Fällen aber einfach nicht schafften, miteinander zu reden. Sean war von seinen Eltern in dem Glauben aufgezogen worden, dass es wichtig war, miteinander über seine Gefühle zu sprechen, damit man sich nicht aus den Augen verlor, und er sah nicht ein, warum er mit dieser Überzeugung vor Sam und Dean haltmachen sollte – die Beiden gehörten jetzt zur Familie, sie hatten ihnen den größten vorstellbaren Kummer erspart, und es erschien ihm in der Folge nur richtig, dass er versuchte, ihnen ein kleinwenig ihrer Last von den Schultern zu nehmen. Die Tür erzitterte unter Deans nachdrücklichen Faustschlägen, die wohl nur er selbst als Anklopfen bezeichnet hätte, er drückte eindeutig zu oft auf die Klingel, so dass im Innern der Wohnung ein ums andere Mal ein schrilles, nervenaufreibendes Läuten ertönte, und dementsprechend anklagend war Dannys Gesichtsausdruck, als er die Tür schließlich öffnete. Als er Sam und Dean dann allerdings erkannte, glomm ein Lächeln in seinen grün-grauen Augen auf, und er bat sie freundlich, einzutreten – dann tauchte Sean aus Sams Windschatten auf, und Dannys Miene wurde abweisend. „Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein.“ Dean gab einen knurrenden Laut von sich, legte Danny die Hand vor die Brust und schob ihn rückwärts in die Wohnung zurück. „So gut ich deinen Groll auch nachvollziehen kann – du kennst nichtmal die halbe Geschichte.“ Danny blinzelte verwundert, dann fand er zu der freundlichen Gelassenheit zurück, die es so einfach machte, ihn gern zu haben, und wies Sean an, gefälligst die Tür hinter sich zu schließen, bevor er seinen drei Gästen voran sein Wohnzimmer betrat. Er bot Sam und Dean das schmale Zweiersofa an, verbiss sich ein Grinsen, als sie sich gleichzeitig setzten, und von dem weichen Polster beinahe verschlungen wurden, dann wandte er sich Sean zu, der unsicher in der Tür stehen geblieben war. „Also?“ Sean zog die Schultern hoch, als Danny ihn voll abwartender Ruhe anblickte, und wurde viel nervöser, als wenn der ihn angeschrieen hätte. So sehr er Dannys lässige Ruhe auch an ihm schätzte, jetzt hätte ihm ein Gefühlsausbruch besser gefallen, weil das etwas war, das er greifen, dem er etwas entgegen setzen konnte. „Er war besessen …“, machte schließlich Sam der unangenehmen Stille ein Ende, lenkte Dannys offenen, ruhigen Blick von Sean ab, und auch Dean blickte ihn von der Seite an, als er seinen elenden Tonfall vernahm, und zog beide Augenbrauen in die Höhe, als ihm ein Licht über das Warum aufging. „Ach deswegen! Gott, Sammy – das ist doch schon gar nicht mehr wahr, du kannst mir doch nicht erzählen, dass du dich deswegen immer noch quälst!“ Sowohl Sean als auch Danny zogen in neugierigem Unverständnis die Stirn kraus, Danny blinzelte ein wenig verwundert über diesen plötzlichen und vor allen Dingen unerwarteten Themenwechsel, lächelte jedoch sofort wieder, als er sah, wie Dean Sams Hand nahm, und Sam sich völlig selbstverständlich zu ihm hinüber beugte und ihn küsste. Als er die Beiden das letzte Mal gesehen hatte, waren sie noch nicht so offen miteinander umgegangen – vor allem an Sam überraschte ihn dieses Verhalten ganz ungemein. Sam lehnte sich wieder zurück, sah Dean in die Augen und wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich einfach jedes Mal aufs Neue schlecht, wenn er daran dachte, wie sehr er Dean verletzt hatte. „Hör bitte auf, so zu gucken, Sammy. Das hält doch kein Mensch aus …“ Dean klang ein wenig ungeduldig und genervt, aber Sam sah ihm an, dass Dean ganz genau wie er selbst einfach nur nicht die richtigen Worte fand, und versuchte sich an einem Lächeln. Dannys Aufmerksamkeit wurde von den Beiden abgelenkt, als Sean sich leise räusperte und den Rückzug in Dannys kleine Küche antrat, und er folgte ihm ganz automatisch, hatte kurz vergessen, wie unschön es zwischen ihnen Beiden auseinander gegangen war. Es brauchte natürlich nicht lange, bis es ihm wieder einfiel, aber Danny ließ sich nichts anmerken, öffnete seinen Kühlschrank, bot Sean ein Bier an und nahm zwei Flaschen davon heraus, nachdem der zustimmend genickt hatte. „Du warst also besessen? Darüber würde ich wirklich gern die ganze Geschichte hören …“, forderte er mit einem leisen Hauch von Ironie in der Stimme, nachdem er Sean eine geöffnete Bierflasche gereicht hatte, lehnte sich mit dem Rücken an den Kühlschrank und blickte ihn abwartend an, während er sich mit der Sean so vertrauten Geste das halblange, glatte rote Haar aus dem Gesicht wischte. Sean starrte ihm in die Augen und war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, wusste nicht, wie er es formulieren, wie er Danny begreiflich machen sollte, was mit ihm passiert war. Wenn er daran dachte, wie oft er Danny betrogen hatte, wie oft sie gestritten und sich zum Schluss beinahe geprügelt hatten, weil der Dämon in seinem Körper Gefallen daran gefunden hatte, nach und nach all jene von ihm zu entfremden, die ihm wichtig waren, wurde Sean fast ein wenig schlecht. Er wusste jetzt, wie es aussah, wenn die freundliche Ruhe aus Dannys Augen verschwand, wie es aussah, wenn er wirklich wütend und enttäuscht war, und wenn er auch zugeben musste, dass auch diese Emotionen Danny ganz ausgezeichnet zu Gesicht standen, wollte er sie doch nur noch im äußersten Notfall wieder sehen müssen. Danny legte den Kopf leicht schief, das Haar fiel ihm wieder ins Gesicht, wurde wieder mit der gleichen, entspannten Geste beiseite gewischt, und Sean stellte mit einem leisen ‚Tock’ seine Bierflasche auf den Küchentisch, machte ein paar hastige, schlafwandlerische Schritte auf ihn zu, drückte ihn fester an den Kühlschrank in seinem Rücken und küsste ihn. Sean hatte zwar im Gegensatz zu Dean gelernt, seine Gefühle in Worte zu kleiden, aber ganz genau wie Dean war er sehr viel besser darin, sie durch schlichte aber ehrliche physische Zärtlichkeit auszudrücken. „Also, ich finde ja, ihr Zwei solltet mit zur Hochzeit kommen.“ Dean hielt mit schlecht verhohlenem Entsetzen beim Öffnen seiner Bierflasche inne und starrte Danny entgeistert an. „Was für eine Hochzeit?“ Sean klärte ihn grinsend darüber auf, dass Williams Patentochter demnächst heiraten, und Familie Lawless in Kürze zu diesem Zweck geschlossen nach Connecticut fliegen würde, und Dean öffnete hastig seine Bierflasche und hob sie an die Lippen, um nichts dazu sagen zu müssen. „Das Faszinierende an der Sache ist, dass ich mit dem Bräutigam befreundet bin …“, erzählte Danny lächelnd, „Die Welt ist manchmal doch erschreckend klein.“ Sam stimmte ihm schmunzelnd zu, und Danny fixierte seine klaren freundlichen Augen auf ihn. „Mo hat gesagt, ich darf ruhig ein paar Leute mitbringen, und seine Herzallerliebste wird sicher nichts gegen ein paar weitere schmucke Herren auf ihrer Hochzeit einzuwenden haben – vor allem, wo ihr doch zur Familie gehört …“ Sam fiel nichts ein, womit er dieses Argument hätte entkräften sollen, also nickte er ein wenig unsicher, und Dean stellte schnaufend seine Bierflasche auf dem Wohnzimmertisch ab. Danny hatte sich erstaunlich schnell davon überzeugen lassen, dass Sean tatsächlich besessen gewesen war – sehr viel schneller, als Sam sich von Dean über sein schlechtes Gewissen wegen seines Seitensprunges hatte hinwegtrösten lassen – und während Sam und Dean sich noch immer das durchgesessene Zweiersofa teilten, hatten Sean und Danny es sich auf dem dazugehörigen, ebenso durchgesessenen Sessel bequem gemacht. Es hatte etwas sehr Angenehmes, so zu viert beieinander zu sitzen, und Sean und Danny waren wohl die einzigen zwei Menschen auf Gottes weiter Erde, vor denen Sam sich nichtmal das klitzekleinste Bisschen schämte, wenn Dean seine Hand nahm, seinen Oberschenkel berührte, oder ihn küsste – und weil Dean das ungewöhnlich schnell bemerkt hatte, hielt er sich mit seinen Vertraulichkeiten auch keineswegs zurück, sondern nutzte diese seltene Gelegenheit energisch aus. „Heißt das jetzt, wir müssen da hin?“ fragte Dean gedehnt, nachdem einige Minuten des gemütlichen Schweigens verstrichen waren, und da Sean es sich nicht nehmen lassen wollte, ihn ein wenig aufzuziehen, nickte er nachdrücklich. „Allerdings. Es wird sowieso langsam Zeit, dass ihr den Rest der Sippe kennen lernt – Williams werte Patentochter hat doch glatt behauptet, ich hätte mir euch nur ausgedacht, als wir das letzte Mal telefoniert haben … nichtmal Kinka und Rina konnten sie davon überzeugen, dass ihr durchaus echt seid.“ „Ach, die Beiden kennen sie auch?“ Sam klang ehrlich interessiert, und Dean musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue – wieso interessierte Sammy sich ständig für solche Nebensächlichkeiten? Das musste wohl an seiner entschieden merkwürdig gelagerten Sozialkompetenz liegen. „Ja, mein Ehrencousinchen hat früher schräg gegenüber gewohnt – wir sind praktisch alle zusammen aufgewachsen.“ Sean nahm einen Schluck Bier, ließ sich von Danny die Flasche aus der Hand nehmen und von ihm den Rest des Bieres wegtrinken, und beobachtete ihn dabei mit einem Ausdruck solch unendlicher Zufriedenheit, dass Danny unwillkürlich grinsen musste, als er ihn bemerkte. Er stellte die leere Flasche beiseite und machte kurzentschlossen Nägel mit Köpfen. „Dann werd ich Mo anrufen, und ihm sagen, dass er mit zwei Gästen mehr rechnen kann!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)