Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 79: Tage wie dieser --------------------------- Dean atmete einmal tief durch, drehte mit erzwungener Ruhe die Pillendose auf und nahm sich zwei Tabletten heraus. Er unterdrückte das Zittern seiner Hand, schob sie sich in den Mund und schluckte sie trocken, bevor er den Wasserhahn aufdrehte und sich kalt das Gesicht abwusch. Er richtete sich wieder auf, blickte in den Spiegel und betrachtete sein eigenes Gesicht im Halbdunkel des Badezimmers. Es war noch sehr früh – vielleicht kurz nach drei am Morgen – und es war das erste Mal, dass die Kopfschmerzen so schlimm gewesen waren, dass sie ihn geweckt hatten. Er atmete erneut tief durch und hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest, als eine neue Welle des Schmerzes durch seinen Schädel fuhr, so heftig, dass er für einen kurzen Moment bei geöffneten Augen Sterne sah. Kurz glaubte Dean, sein Sehvermögen habe ihn schon wieder verlassen, dann nahm der Schmerz wieder ab, sein eigenes Gesicht starrte ihm entgegen, bleich, verzerrt und müde, und er musste sich dazu zwingen, seine verkrampften Hände vom Waschbecken zu lösen, die von der Anstrengung des Festklammerns weiß gewordenen Knöchel zu bewegen und sich auf seinen Gleichgewichtssinn zu verlassen. Ein paar Minuten stand er einfach nur da, wartete ab, ob eine neue Kopfschmerzattacke käme, dann begannen die Pillen langsam zu wirken, und er seufzte leise. Die Schmerzlinderung war nur minimal, aber Dean war dankbar für die winzigste Kleinigkeit, um die das Pochen hinter seiner Stirn nachließ. Er drehte sich um, hangelte nach dem Türgriff und stieß sich die Hand, als er ihn nicht richtig erwischte. Dean fluchte undeutlich, griff erneut zu, bekam ihn richtig zu fassen und öffnete die Badezimmertür, schob sich unsicher hindurch und kniff die Augen zusammen, als ihm schwindelig wurde. Die paar Schritte bis zum Bett legte er mit geschlossenen Augen zurück und biss die Zähne zusammen, als er sich das linke Schienbein an der Bettkante stieß. Verdammte Pillen. Wenn die schon seine Koordination lahm legten und bewirkten, dass er kaum noch geradeaus sehen konnte, sollten sie gefälligst auch dafür sorgen, dass es seinem Schädel besser ging. Dean setzte sich langsam und vorsichtig ins Bett, legte sich ebenso langsam hin und atmete so ruhig wie möglich ein und wieder aus, als ihm dabei schlecht wurde. Sam neben ihm regte sich im Schlaf, drehte sich ihm zu, und Dean ballte die Hände zu Fäusten, weil die minimale Erschütterung, die Sam auf der Matratze verursachte, sein Unwohlsein nur noch verstärkte. Er konzentrierte sich ein paar Minuten lang nur auf das Geräusch seines bewusst gleichmäßigen Atems, Minuten, in denen die Wirkung der Pillen voll einsetzte und seinen Körper mit einer bleiernen Schwere erfüllte, während sein Kopf sich noch immer anfühlte, als würde sich etwas langsam und mit stumpfen Zähnen durch sein Hirn fressen. Doch auch dieser Schmerz nahm schließlich nach und nach ab, wurde erträglich, wenn er auch nicht ganz verschwand, und Dean döste ein, nahm Sam in den Arm, als der sich an ihn schmiegte und sein Herzschlag den Rhythmus übertönte, mit dem der Schmerz in Deans Kopf ausstrahlte. Die Vorhänge wehten leicht im Luftzug, der durch das offene Fenster drang, ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen, die sich an den Lamellen des Rollos vorbei gemogelt hatten, tanzten über den Boden, und in den Büschen vor ihrem Motelfenster zwitscherten ein paar fröhliche Vögel. Sam erwachte mit einem kehligen Stöhnen, schlug die Augen auf und zuckte zusammen, als einer der ja so vorwitzigen Sonnenstrahlen auf seine Netzhaut traf und den schmerzhaften Druck in seinem Körper um weitere quälende Kaskaden in Form von grellen Lichtblitzen hinter seiner Stirn bereicherte. Ja, das war diesmal definitiv eine Vision gewesen. Er blieb im Bett liegen, ganz ruhig und ohne sich zu bewegen, hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz, bis das Gefühl von Seekrankheit ein wenig nachgelassen hatte, und er nicht länger befürchten musste, sich zu übergeben, wenn er auch nur die Nase kraus zog. Er hatte eine Vision gehabt. Sam stöhnte leise, tastete über der Bettdecke nach Dean, berührte ihn an der Hüfte, und er ließ seine Hand dort liegen, genoss die Wärme von Deans Körper, die durch die Decke zu ihm durchdrang und wartete geduldig ab, bis sein Körper sich von der Attacke der unerfreulichen Zukunftsaussichten erholt hatte, die ihm sein Traum aufgezeigt hatte. Nein, nicht Traum, Albtraum … die verdammte Vision. Sam kniff die Augen zusammen, drehte sich mit einem wohlkalkulierten Ruck zu Dean um, drängte sich von hinten an ihn heran, schlang einen Arm um ihn und vergrub sein Gesicht in seinem Nacken, und erst dann ließ seine Panik ein wenig nach. Er hatte Dean in dieser Vision wieder schreien gesehen, hatte ihn vor Schmerz zusammenbrechen und die Besinnung verlieren sehen – was er nicht gesehen hatte, war der Auslöser für Deans Leid. Sam lehnte seine Stirn an Deans Hals, strich mit der Hand fahrig über Deans nackte Brust und versuchte, seinen beschleunigten Herzschlag zu beruhigen. Was sollte er denn jetzt machen? Die Vision war undeutlich und schemenhaft gewesen, die einzige Konstante, die sich ihm aufgedrängt hatte, war Dean gewesen, und Sam konnte beim Besten willen nicht sagen, wo oder wann sie eintreten würde. Wozu hatte er überhaupt eine Vision, wenn sie ihn so völlig unsicher zurückließ? Sam biss die Zähne zusammen, rückte noch ein wenig dichter an Dean heran und genoss so gut wie möglich das Gefühl, das seine Nähe in Verbindung mit seiner Präsenz in ihm auslöste. Das Einzige, worüber er sich zunehmend sicher war, war, dass es sich bei der Ursache für Deans Beschwerden nicht um einen Trickster handelte. Trickster spielten Streiche – manchmal ziemlich tödliche Streiche, zugegeben, aber das hier war etwas Anderes. Es war fast, als hätte sich etwas in Deans Kopf eingenistet. Sam erschauderte, als ihm bei dieser Vorstellung unwillkürlich wieder schlecht wurde und schüttelte leicht den Kopf, um die unangenehmen Gedanken los zu werden. Nachher wurde Dean noch von ihnen geweckt – und der brauchte im Moment allen Schlaf, den er kriegen konnte. Sam beschloss, ihm erst dann von seinen Visionen zu erzählen, wenn er sich sicher sein konnte, was sie zu bedeuten hatten. Es hatte keinen Sinn, Dean vorher zu beunruhigen. Die Gefahr, dass Dean einfach aus seinen Gedanken ablesen würde, was er ihm verschwieg, war zwar immens, aber Sam doch immer noch lieber, als Dean möglicherweise grundlos zu ängstigen. Dean musste sich schon mit genug Dingen auseinandersetzen, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten. „Und du willst wirklich nicht lieber im Wagen warten?“ Dean fluchte leise, als er beinahe auf etwas unidentifizierbar Schleimigem ausrutschte, fing sich in letzter Sekunde, erlangte sein Gleichgewicht zurück und beantwortete dann die Frage, die Sam da eben so besorgt in die miefigen Räumlichkeiten der Kanalisation gestellt hatte. „Nein, will ich nicht.“ Dean ignorierte sowohl Sams nervösen Blick als auch das Gegrummel in seinem Kopf, leuchtete mit seiner Taschenlampe den düsteren Gang vor ihnen entlang und setzte sich dann wieder in Bewegung. „Ich war schon seit zwei Tagen nicht mehr blind, und außerdem lass ich dich ganz bestimmt nicht allein hier unten rumlaufen!“ Sam nickte ergeben, sagte nichts dazu und folgte Dean den verdreckten Kanalgang entlang und um die nächste Ecke. Seit seiner Vision vor drei Tagen hatte Sam Dean so gut wie keine Sekunde aus den Augen gelassen, und wenn ihm auch nicht ganz wohl dabei war, dass Dean ihn bei diesem Job unterstützte, wäre ihm doch noch viel unwohler gewesen, hätte er Dean allein in ihrem Motelzimmer zurück gelassen. Er fixierte seinen Blick auf Deans Rücken, der ein paar Meter vor ihm ging, versuchte, positiv zu denken, und sich einzureden, dass schon alles gut gehen würde und Dean auf gar keinen Fall ausgerechnet dann erblindete, wenn sie dem Gestaltwandler gegenüber standen, dessen schändliches Treiben sie in die Katakomben des beschaulichen Städtchens geführt hatte, das sie eigentlich nur aufgesucht hatten, um seine Bibliothek zu nutzen. Dean ließ den Strahl seiner Taschenlampe beständig von rechts nach links wandern und suchte nach Spuren, die ihr Gestaltwandler möglicherweise hinterlassen haben könnte, um ihnen die Suche nach ihm leichter zu machen. Spuren in Form von abgelegter Haut, Zähnen und Haaren. Widerlich sowas. Da wäre er ja fast lieber wieder blind. Ohnehin erinnerte ihn dieser Fall viel zu sehr an ihren ersten Gestaltwandler – gut, jeder Fall mit einem Gestaltwandler erinnerte ihn an den mit ihrem ersten Gestaltwandler – der sich so dreist einen Dean-Anzug übergezogen hatte und in dieser Verkleidung über eine von Sams College-Freundinnen hergefallen war, nur um sich anschließend erschießen zu lassen, der Idiot. Es ging sowieso nicht mit rechten Dingen zu, wie oft Dean in der Vergangenheit schon gestorben war. Irgendwo quiekten ein paar Ratten, es roch zunehmend unangenehm, und Deans Gesicht nahm einen Ausdruck höchsten Widerwillens an, als er dem Tunnelsystem weiter nach Osten folgte. Dean bog um eine Ecke und dann um noch eine, und konzentrierte sich darauf, möglichst durch den Mund zu atmen und das ekelerregende schmatzende Geräusch zu ignorieren, das bei jedem seiner Schritte ertönte. Seine Taschenlampe flackerte – die blöden Batterien konnten doch unmöglich schon wieder leer sein! – und als sie wieder ordnungsgemäß vor sich hin strahlte, fand er sich Auge in Auge mit einer Ratte wieder. Einer riesigen Ratte. Die war mindestens so groß wie ein Dackel. Ein großer Dackel. Dean ignorierte die Ekelgänsehaut, die sich über seinen gesamten Rücken zog, und fragte sich zum wiederholten Male, warum er nicht die geringsten Probleme mit Zombies, halb bis ganz verwesten Leichen, oder der ein oder anderen Sumpfkreatur hatte, ihn der Zusammenstoß mit einer Ratte jedoch jedes Mal aufs Neue … irritierte. Dean hasste Ratten. Er starrte das garstige Tier nieder, bis es sich schließlich geschlagen gab und gemütlich von dannen zog, um sich höchstwahrscheinlich in den nächsten 5 Minuten mit einer gefälligen Rattendame fortzupflanzen und viele, viele neue Generationen von Ratten in die Welt zu setzen, die dann in Zukunft dafür sorgen konnten, Dean das Leben schwer zu machen. „Ich schwöre dir Sammy, wenn wir diesen Gestaltwandler haben, dann -“ Dean blieb so plötzlich stehen, dass er auf dem glitschigen Untergrund beinahe ausrutschte, und starrte angewidert auf den Haufen Haut, Haare und Zähne direkt vor seinen Füßen. „Gott, das ist so ekelhaft!“ Er leuchtete das abgelegte Kostüm des Gestaltwandlers ab, besah sich im Detail den blutig-schleimigen Haufen und atmete einmal tief durch – was ein Fehler war, da er vergaß, durch den Mund zu atmen und seine Geruchsrezeptoren mit all der übel riechenden Herrlichkeit des Abwasserkanals somit geringfügig überforderte. „Wo bleibt der Job, bei dem wir irgendwo ermitteln müssen, wo es schön ist! Irgendwo, wo es gut riecht, wo man nett zu uns ist und uns Getränke ausgibt – oh Gott, der einzige Ort, an dem sowas passieren würde, ist eine Schwulenbar!“ Dean drehte sich zur Seite, um zu prüfen, was Sam und sein Gesicht dazu sagten, und war geringfügig irritiert, als er ihn nicht gleich erblickte. Er leuchtete in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und Dean war nicht länger geringfügig irritiert, sondern absolut panisch, als Sam noch immer nicht zu sehen war – wenn dieser Riesenkerl nicht zu sehen war, dann bedeutete das, dass er nicht DA war und DAS bedeutete, dass Dean ihn schon wieder verloren hatte und DAS, obwohl er doch eigentlich direkt HINTER ihm gewesen war! Wieder ein Beweis dafür, dass Sam hinter ihm absolut gar NICHTS verloren hatte! Nyahaha! … *schneck* … *schneck* … *schneck* Ich komme! Und ich kriege sie! Da hilft auch kein Schneckenkorn, kein Spray und erst recht keine Schneckenflüsterei! Die moko hat einen Plan und die Rache-Schnecke hilft ihr dabei … und natürlich nicht zu vergessen König Sofrot vom Planeten, der mit K anfängt. Ich grüße alle, die mich kennen (das wollte ich schon immer mal schreiben ...), alle meine Leser und ganz besonders die Kommischreiber (und die, die’s noch werden wollen) und alle Favolistler! Ich mach euch alle jetzt mal ganz wahnsinnig, indem ich verrate, dass ihr eigentlich wissen könntet, warum Dean Gedanken lesen kann und ab und an mal blind wird. Ich habe Hinweise gestreut. Höhö. Viel Spaß beim Suchen! moko-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)