Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 76: Falscher Alarm -------------------------- „Wie kannst du mich nur so erschrecken?! Hast du eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe?“ Sam schlug die Tür zu Deans Krankenzimmer hinter sich zu, ignorierte sowohl Dr. Karev als auch Schwester Sarah und marschierte schnurstracks auf Dean zu, der ausnahmsweise mal nicht in seinem Rollstuhl saß, sondern mit dem Rücken zu ihm am Fenster stand. „Mr. Winchester …“, setzte Dr. Karev an, als Sam an ihm vorbei stapfte, wurde allerdings noch immer mit Nichtachtung gestraft, „Ich habe Ihren Bruder darum gebeten, dass er Sie anruft.“ Sam blieb wie angenagelt stehen, drehte sich ruckartig zu Dr. Karev um und der blinzelte verdutzt zu ihm hoch und schluckte unbehaglich, als er sah, dass Sam vor Wut quasi schäumte. „Haben Sie ihn auch darum gebeten, mir eine Höllenangst einzujagen? Vermutlich doch eher nicht! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns für einen Moment allein lassen würden!“ „Sammy, hör auf den armen Onkel Doktor anzuschreien …“, ließ sich endlich der Verantwortliche für Sams lausige Laune vernehmen, Dean drehte sich vom Fenster weg und zu Sam um, und als Sam ihm in die Augen sah, blieb ihm für einen Moment die Luft weg. „Du …“ „Jupp …“, Dean nickte grinsend, „Ich bin geheilt. Lass uns gehen.“ Sam blickte zum zweiten Mal an diesem Tag völlig konfus drein, fuhr sich mit einer unsicheren Geste durchs Haar und blickte hilfesuchend zu Dr. Karev, der aber scheinbar fast genauso überfordert war wie er selbst. „Ich wollte Sie eigentlich darum bitten, dass Sie Ihren Bruder davon überzeugen, dass er noch ein Weilchen hier bleibt – so eine spontane Selbstheilung ist doch eher ungewöhnlich und ich befürchte einen Rückfall …“ Dean machte eine wegwerfende Handbewegung und klopfte Sam fröhlich vor die Brust. „Unsinn. Wenn ich einen Rückfall haben sollte, kann er mich immer noch wieder her bringen – ich werde ganz sicher nicht hier drin darauf warten, dass es passiert … nachher versuchen Sie wieder, mir Salat anzudrehen!“ Sowohl Sam als auch Dr. Karev lächelten eher gequält und nachdem sie einen kurzen Blick ausgetauscht hatten, waren sie sich einig, dass es keinerlei Sinn hatte, zu versuchen, Dean zu einem längeren Aufenthalt in diesem Haus der Heilung zu überreden. „Na fein …“, Dr. Karev seufzte ergeben, „Schwester Sarah wird Ihnen beim Ausstellen der Entlassungspapiere helfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute!“ Er schüttelte sowohl Sam als auch Dean die Hand, verließ das Krankenzimmer, und Schwester Sarah maß Dean mit einem strengen Blick und rang ihm das Versprechen ab, in Zukunft besser auf seine Ernährung zu achten, und erst dann erklärte sie sich bereit, die Entlassungspapiere zu holen. Sie huschte aus dem Zimmer, ließ Sam mit Dean allein – oder eher Dean mit Sam, von dem ging nämlich momentan eine eher feindselige Aura aus, so dass Dean tatsächlich kurz zögerte, bevor er sich in Bewegung setzte, sich vor Sam stellte und abwartend zu ihm hochblickte. „Ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass du dich freust.“ Sam blickte in Deans Augen hinab, die wieder klar und grün und anbetungswürdig waren, und er seufzte leise und fuhr sich erneut mit der Hand durchs Haar. „Ich freue mich, Dean, ich freue mich ja … aber du hast mich mit deinem Anruf halb zu Tode erschreckt! Hättest du mir nicht schon am Telefon sagen können, dass es dir besser geht, anstatt mir diesen einen Satz um die Ohren zu hauen und dann aufzulegen?! Ich hätte auf der Fahrt hierher beinahe einen verdammten Truck gerammt!“ Sam überging gekonnt, wie entsetzt Dean ihn auf diesen Satz hin anblickte und fuhr ein wenig ruhiger fort, „Und warum bin ich schon wieder der Einzige von uns Beiden, der es alles Andere als unbedenklich findet, dass du so plötzlich geheilt bist? – Besonders nachdem sich herausgestellt hat, dass ich mit Boffo mal total auf dem Holzweg war …“ „Also fassen wir das kurz zusammen: Gilbert ist von seinem Bruder aus Versehen geköpft worden, der hat dann seinen Körper über die Staatsgrenze nach Nebraska geschafft, weil er dachte, dass dort niemand nach ihm suchen würde, und bei der Aktion ist ihm Gilberts Kopf verloren gegangen, weswegen der nicht in Frieden ruhen konnte und zum langweiligsten Zombie aller Zeiten wurde, und … wie hieß er noch gleich … Boffo? … hatte nicht mal ansatzweise mit der ganzen Angelegenheit zu tun?“ Sam nickte mit gerunzelten Brauen, und Dean stöhnte aus tiefster Seele. „Menschen sind merkwürdig! Versprich mir bitte Eines, Sammy: Falls du mich jemals aus Versehen köpfen solltest, versuch nicht, meinen Körper oder meinen Kopf irgendwo hin zu schaffen. Lass mich einfach liegen und mach dich aus dem Staub.“ Sie blickten sich über das Dach des Impala an, und weil Sam wusste, dass Dean noch nie etwas so wenig ernst gemeint hatte, wie diese Worte, sagte er nichts dazu, sondern lächelte einfach nur. „Dann sollten wir jetzt vielleicht dafür sorgen, dass meine Aussichten so gut bleiben, wie sie momentan sind …“, stellte Dean fest und sah Sam direkt in die Augen, „Aber zunächst mal brauch ich was Anständiges zu essen. Dieser Salat verursacht mir Magenbeschwerden.“ Dean öffnete die Fahrertür des Impala und wollte gerade dazu ansetzen, sich mit Schwung auf seinen Thron zu werfen – denn in diesem Wagen war er der König – als Sam wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte und ihn am Gürtel packte. Dean ächzte überrascht, hatte jedoch kein Problem damit, seinen Schreck hinter sich zu lassen und beinahe sofort schlüpfrig zu grinsen. „Mein lieber Sam, wenn ich dich jetzt nichtmal über ein Autodach hinweg angucken kann, ohne dass du -“ Sam ignorierte sowohl Deans anzügliche Stimme als auch den Umstand, dass es tatsächlich genügte, wenn Dean ihn über das Dach des Impalas hinweg ansah, um ihn in Stimmung zu bringen, und brachte vor, was ihm auf dem Herzen lag. „Ich sollte fahren.“ Dean, auf einen Schlag wieder ernst, starrte ihn entgeistert an. „Das hättest du wohl gerne!“ Dean machte sich äußerst energisch daran, Sams Finger von seinem Gürtel zu entfernen und wurde äußerst ungehalten, als Sam, nachdem das zu seiner Zufriedenheit erledigt war, einfach mit der anderen Hand zupackte und ihn festhielt. „Sammy!“ „Dean, bitte … nur bis wir wissen, was mit deinen Augen los ist!“ Sie sahen sich an, Dean erkannte zu seinem Verdruss, dass Sams Worte vollkommen und unantastbar sinnvoll waren, machte sich grummelnd auf den Weg um den Impala herum und warf sich auf den Beifahrersitz. Da war er einfach so mir nichts dir nichts zum Truchsess seines eigenen Herrschaftsbereichs abkommandiert worden und an seiner statt regierte nun Prinz Sam über sein Königreich. Entwürdigend sowas. Sam ließ sich neben ihn auf den Fahrersitz sinken, warf ihm einen vorsichtigen Blick aus dem Augenwinkel zu und lächelte unglücklich, als er Deans miesepetrige Miene sah. „Es tut mir wirklich leid, Dean … aber wenn du einen Rückfall haben solltest, während du hinterm Steuer sitzt …“ Dean schnaubte leise, wies Sam an, die Klappe zu halten und los zu fahren und Sam hielt die Klappe, biss sich auf die Unterlippe und fuhr los. Vielleicht besserte sich Deans Laune ja, wenn der etwas Frittiertes im Magen hatte. Oder Kuchen. Er sollte ihm definitiv Kuchen kaufen. Das würde sicherlich helfen. Sam drückte den Türgriff zu ihrem Motelzimmer hinunter, öffnete die Tür nur einen Spalt breit, um Wind und Regen nicht mehr Zugang als nötig zu verschaffen, und schob sich und die ausladende braune Papiertüte, für deren Inhalt Schwester Sarah ihn vermutlich gevierteilt hätte, ins Zimmer hinein. Er stellte die Tüte auf dem Boden ab, schälte sich aus seiner durchnässten Jacke und schüttelte sich den Regen aus dem Haar – dann fiel ihm auf, wie ungewöhnlich still es war. Ein Kontrollblick unter seinem nassen Stirnhaar heraus später stellte Sam fest, dass Dean nicht im Zimmer war. Ja, das erklärte die ungewöhnliche Stille. Man konnte über Dean sagen, was man wollte, ruhig war er nur dann, wenn man versuchte, mit ihm über seine Gefühle zu reden. „Dean?“ rief Sam in Richtung Badezimmer, aber es kam keine Antwort und er schloss die Augen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz. Sie war nicht da. Sie war nicht mal in der Nähe. „Dean!“ entfuhr es Sam wesentlich lauter, obwohl er ja gerade erst festgestellt hatte, dass Dean nicht in der Nähe war und ihn folglich kaum hören würde; er wischte sich mit einer ungeduldigen Geste das nasse Haar aus dem Gesicht, um endlich frei sehen zu können, suchte den Raum nach Kampfspuren ab und fand keine. War Dean in seinem ‚Zustand’ etwa freiwillig nach draußen gegangen? Der Impala hatte auf dem Parkplatz gestanden, als er zurück gekommen war, also war Dean wohl zu Fuß unterwegs, aber Sam wusste nicht, ob er diesen Punkt als positiv oder negativ bewerten sollte. Dean wäre doch niemals so vernünftig, den Impala stehen zu lassen und zu laufen, wenn er irgendwo hin wollte – oder doch? Und warum hatte er ihm nicht Bescheid gesagt! Er war doch kaum 10 Minuten weg gewesen, um ihnen etwas zu Essen zu besorgen, da konnte Dean doch nicht - Sam schlug mit der geballten Faust auf den altersschwachen Tisch am Fenster und der ächzte empört, erzitterte unter der gewalttätigen Attacke und strafte Sam dann mit Nichtachtung und stand einfach nur so da – ganz wie Gilbert. Sam ermahnte sich selbst zur Ruhe, nachdem er seine Laune an dem unschuldigen Tisch ausgelassen hatte und beschloss, erstmal eine heiße Dusche zu nehmen, damit er sich nicht erkältete. Dean würde schon wieder auftauchen. Vermutlich war er einfach nur Bier holen gegangen, wenn ihn nicht sogar etwas noch viel Überflüssigeres bei diesem Wetter vor die Tür getrieben hatte. Sam zog sich sein Hemd und das darunter liegende Shirt aus, streifte sich seine Socken von den Füßen, ging barfuss und mit freiem Oberkörper ins Bad, entledigte sich dort seiner Jeans und der Shorts und verschwand dann hinter dem Duschvorhang, der irritierender Weise von einer Horde Oscar-Statuen geziert wurde. Wer kaufte denn sowas? Sam drehte das heiße Wasser auf, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Wenn er nicht bald herausfand, was mit Deans Kopf nicht stimmte, würde er vor lauter Sorge um Dean vermutlich ein Magengeschwür bekommen. Dass Dean erst anfing, Gedanken zu lesen und dann plötzlich blind wurde, konnte doch kein Zufall sein! Sam seufzte leise, griff nach dem Duschgel, um sich einzuschäumen und seufzte erneut – diesmal vor Erleichterung – als er in einiger Distanz plötzlich Deans Präsenz aufflackern spürte. Der würde gleich was zu hören bekommen! Dean näherte sich ihm aus westlicher Richtung – dort befand sich der Stadtkern, wenn Sam sich nicht irrte und er begann, sich ernsthaft zu fragen, was Dean jetzt schon wieder angestellt hatte, da hörte er auch schon die Eingangstür klappen. „Sammy?“ drang Deans Stimme zu ihm herüber und Sam kniff die Lippen zusammen und antwortete schon aus Prinzip nicht. Sollte der doch mal sehen, wie das war, wenn man unerwartet ein leeres Zimmer vorfand und vor Sorge halb wahnsinnig wurde, nur weil ein gewisser Jemand meinte, einfach so verschwinden zu müssen und - „Tut mir leid, Sammy, ich wollte dir keine Angst machen …“ Sam zuckte nicht zusammen, er hatte Dean ja schließlich kommen gespürt – Deans Präsenz, er hätte Deans Präsenz nahen gespürt – und gab noch immer keine Antwort ab. Immerhin war er zu Recht sauer. „Ich hab uns nur ein paar Bier besorgt.“ Sam schnaubte, er hörte Dean leise auflachen und wischte in plötzlich entfachtem Zorn den Duschvorhang beiseite. „Das ist NICHT lustig! Ich hätte dich mal erleben mögen, wenn ich einfach so verschwunden wäre!“ Dean (nass bis auf die Knochen) versuchte, in Anbetracht der Tatsache, dass Sam wirklich wütend war, etwas weniger erheitert auszusehen, dann traf ihn eine volle Breitseite von Sams Gedanken, und er taumelte leicht und musste nichts mehr versuchen. „Gott, Sam …“ Dean musste sich am Waschbecken festhalten, er war aschfahl geworden, und Sam nahm sich nicht einmal die Zeit, das Wasser ab zu drehen, er riss den Duschvorhang ganz auf und hielt Dean fest, als der ihm entgegen kippte. „Dean? Dean?!“ rief er immer wieder seinen Namen und Dean stöhnte gequält und boxte ihm vor die Brust. „Denk leiser, Sammy – und schrei nicht so!“ Sam entfuhr ein erleichtertes Ächzen, er hielt Dean weiter fest an sich gedrückt, spürte, wie der sich in seinen Armen verkrampfte, und Sam versuchte, seine sich in Aufruhr befindlichen Gedanken zu beruhigen. Deans Finger krallten sich in seine nackte Brust, während der mit den schmerzhaften Folgen von Sams wütendem Geistesgut kämpfte, und Sam beschloss, so bald wie möglich heraus zu finden, wie er Dean helfen konnte. Diese Gedankenleserei war zweifellos gefährlich. Sam legte seine rechte Hand in Deans Nacken, ließ seine Finger dort mit sanftem Druck auf und ab fahren, in der leisen Hoffnung, dass das Deans Schmerzen verringern würde, und betete, dass es nie wieder so weit kommen würde. Dean machte sich schließlich mit sanfter Gewalt von ihm los, sah ihm in die Augen und zwang sich zu einem Lächeln. „Es geht schon wieder, Sammy … Dusch du mal zu Ende und dann essen wir gemeinsam.“ Dean kämpfte sich etwas wacklig auf die Beine, erstickte Sams Widerspruch mit einer ungeduldigen Handbewegung im Keim und verschwand ins angrenzende Schlafzimmer. Die Tür fiel mit einem dumpfen Laut hinter ihm ins Schloss und Sam runzelte die Stirn und schluckte unbehaglich. Er fühlte, dass Dean etwas vor ihm verbarg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)