Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 17: Besessen -------------------- „Was zum Teufel hast du dir gedacht?!“ Dean zog die Schultern hoch und fragte sich, wie Sam es plötzlich schaffte, so beeindruckend imposant zu wirken. Lag wahrscheinlich daran, dass er selbst sich einfach mal eher suboptimal fühlte und von Sam und Bobby schon seit Tagen in Geiselhaft gehalten wurde, die ihm bei Strafe verboten hatten, das Bett zu verlassen. „Er hat dich gewürgt, Sammy – und da du in der Schussbahn standest, war das die einzige Möglichkeit!“, gab er barsch zurück, Sam stand von seinem Bett auf, und als der ihn aus luftigen Höhen anfunkelte, war Dean nicht im Geringsten beeindruckt. Nicht auf die Größe kam es nämlich an sondern - „Du hättest um ihn herum gehen können, verdammt!“, fuhr Sam ihn an, und Dean zog wütend die Stirn kraus. „In der Zeit hätte er dich wortwörtlich einen Kopf kürzer machen können, Sammy! Ich verstehe überhaupt nicht, wieso du dich so aufregst – es ist doch alles gut gegangen!“ „Alles gut gegangen?!“ Für einen kurzen Moment erinnerte Sam Dean an eine Filmdiva, wie er mit in die Hüfte gestemmten Händen vor ihm stand und vermutlich auch noch annahm, respekteinflößend zu wirken. „Wenn ich nicht zufällig die richtige Schlinge gegriffen und eingeschmolzen hätte, dann wärst du jetzt einen Kopf kürzer, Dean!“ Sam starrte auf die Würgemale an Deans Hals und legte seine Hand unwillkürlich an seinen eigenen. Deans Verletzung war um einiges tiefer als es die seine war, und der Arzt hatte gesagt, noch ein paar Millimeter tiefer und die Hauptschlagader wäre verletzt worden. Sam erschauderte bei dem bloßen Gedanken daran. „Versprich mir, dass du das nicht noch mal machst!“, forderte er eindringlich und Dean zog die rechte Augenbraue hoch. „Einem Geist erzählen, dass ich nen fabelhaften Hirsch geschossen hab?“ „Das ist verdammt noch mal nicht lustig!“ Dean verstummte, als Sams Stimme sich beinahe überschlug, und blickte überrascht zu ihm auf. Er begriff einfach nicht, warum Sam immer wieder so eine große Sache daraus machte, wenn er verletzt wurde – das passierte nun mal, wenn man so einen Job hatte und nicht als Volksdiener hinter irgendeinem Schreibtisch versauerte. „Ich will nicht, dass du dich für mich opferst, Dean! Wenn wir das nächste Mal in so eine Situation geraten, dann tust du gefälligst das, was am besten für deine Gesundheit ist!“, donnerte Sam, und Dean zog auch noch die linke Augenbraue in die Höhe. „Ganz sicher werde ich das nicht tun! Gott, Sam, du kannst doch nicht ernsthaft von mir erwarten, nichts zu tun, wenn ich sehe, wie dein Leben in Gefahr ist!“ Dean spürte Zorn in sich aufsteigen und er wusste, dass das ganz und gar nicht gut war – es diskutierte sich schon reichlich schlecht mit Sam, wenn er Herr seiner Sinne war. „Ich habe nicht gesagt, dass du nichts tun sollst, ich habe gesagt, dass du deine eigene Gesundheit meiner vorziehen sollst!“, fauchte Sam, und Dean schlug ungeduldig die Bettdecke zurück und stand auf – ihm doch scheißegal, dass der Arzt ihn nur unter dem Vorbehalt hatte gehen lassen, dass er sich unter allen Umständen schonen sollte. Der Kopf würde ihm schon nicht abfallen – unglaublich lustig, haha – und er würde ganz sicher nicht mit Sam streiten, während der wie ein verdammter Riese über ihm stand, und er sich halb den Hals verrenkte, um ihn anzusehen – gerade den sollte er schließlich schonen. „Scheiß auf meine Gesundheit, Sam! Du kannst mir nicht verbieten, dich zu beschützen!“, knurrte er, und Sams Augen nahmen einen merkwürdigen Ausdruck an. „Doch kann ich. Du bist nicht mein Bruder, Dean. Du hast nicht das Recht, dich für mich zu opfern.“ Dean spürte, wie der Zorn in ihm verrauchte und nichts zurück blieb als ein hohler, leerer Schmerz. Er und Sam starrten sich noch einen Moment lang an, dann rauschte Dean an Sam vorbei aus dem Zimmer, schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass das Schloss entsetzt streikte und sie wieder aufsprang, ignorierte Bobby, der ihm aus der Küche zurief, was er außerhalb seines Bettes verloren habe, und stürmte ins Freie. Sam, beide Hände zu Fäusten geballt, hatte das Gefühl, ihm würde gleich das Herz aus der Brust springen. In seinem Kopf sah er wieder und wieder, wie sich die Schlinge um Deans Hals zuzog, wie Blut an seiner Haut hinab rann, sah den Ausdruck in Deans Augen. Sicher, Dean war immer mehr als bereit gewesen, für ihn zu sterben, aber Sam hatte es nie zuvor in seinen Augen lesen müssen. Er schluckte trocken, sah Bobby durch die offene Tür hinein kommen, und als der ihn fragte, was passiert sei, setzte er sich endlich in Bewegung und ging Dean nach. Seit Bobby wusste, dass sie keine Brüder waren, behandelte er sie zwar nicht anders, Sam verspürte aber trotzdem keine große Lust, ihm zu erzählen, was er Dean an den Kopf geworfen hatte. Sam hatte einfach nur gewollt, dass Dean endlich verstand, dass es ihn quälte, wenn er seinetwegen verletzt wurde, stattdessen hatte er nun Dean gequält und verletzt und etwas gesagt, das er gar nicht so gemeint hatte. Dean und er mochten keine Brüder sein, sie waren sich dennoch erschreckend ähnlich in ihrer fundamentalen Unfähigkeit, wenn es um das Vermitteln ihrer Gefühle ging. Er erwischte Dean wie beim letzten Mal auf halbem Weg zum Impala, doch diesmal schüttelte der seine Hand grob ab, als er sie ihm auf die Schulter legte und marschierte weiter. „Dean …“ Sam blieb stehen und biss sich auf die Unterlippe, weil ihm absolut nicht einfallen wollte, was er sagen sollte, dann machte er ein paar hastige Schritte vorwärts, packte Dean wieder an der Schulter, und der schlug seine Hand heftig beiseite und fuhr zu ihm herum. „Fass mich nicht an!“ Sam zuckte zusammen und starrte zu Boden. Er verstand ja, dass Dean wütend war, aber - „Ich hab wirklich die Schnauze voll von dir.“ Deans Stimme war klar und fest und klang viel zu überzeugt. Sam sah wieder auf, begegnete Deans abschätzigem Blick und schluckte trocken. „Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich noch mit dir abgebe – ohne dich wär ich bei Weitem besser dran.“ Sam spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, und Dean lachte kalt auf. „Warum so überrascht? Du hast es doch eben selbst gesagt: Wir sind keine Brüder, Sammy – es gibt keinen Grund mehr, dir aus Verantwortungsgefühl was vorzumachen. Ich hab das so satt!“ Dean wandte ihm den Rücken zu, ging zum Impala und öffnete den Kofferraum. Er nahm das kunstvoll gefertigte Messer in Form einer riesigen Kralle heraus, das John ihm vor einer gefühlten Ewigkeit nach einer erfolgreichen Jagd geschenkt hatte, und warf es Sam vor die Füße. „Und den Schrott brauch ich auch nicht mehr.“ Sam starrte ungläubig zuerst auf das Messer zu seinen Füßen und dann Dean ins Gesicht, und dessen Augen waren so kalt und so merkwürdig leer, dass er ihn beinahe nicht erkannt hätte. Passierte das gerade wirklich? Sam hob das Messer auf, betrachtete es einen Moment lang und dann ging er zu Dean und streckte es ihm entgegen. „Nimm es.“ Dean schnaubte verächtlich. „Ich habe gesagt, ich will es nicht mehr. Genau wie das hier.“ Dean packte den Talisman an seiner Brust, der sein ständiger Begleiter gewesen war, seit Sam ihn ihm in Broken Bow, Nebraska vor mehr als zehn Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, und riss ihn mit einem Ruck von seinem Hals. Sam erstarrte und seine Augen wurden feucht. Das durfte nicht passieren. Das war nicht Dean. Er schloss kurz die Augen, spürte Deans Präsenz und zuckte beinahe zusammen. Nein, nein – das war NICHT Dean. „Gott, du bist so ein Waschlappen, Sammy …“ Er hörte Deans höhnische Stimme, er spürte seine Präsenz und doch weigerte Sam sich, es zu akzeptieren. Das war nicht Dean. Dean hatte gerade erst sein Leben für ihn riskiert, hatte sich gerade erst geweigert, einzusehen, dass er das nicht tun sollte – warum sollte er dann jetzt plötzlich so kalt zu ihm sein? Hatte er ihn mit seinen Worten wirklich so sehr verletzt, dass er seinem Schmerz nicht anders Ausdruck verleihen konnte? „Dean, es tut mir leid, was ich gesagt habe“, brachte er mit belegter Stimme hervor und hoffte, dass Dean nun endlich damit aufhören würde, ihn so anzusehen. Er ertrug diesen Blick nicht. „Es tut mir leid, was ich gesagt habe“, äffte Dean seinen Tonfall nach und hörte nicht auf, ihn so anzusehen, und Sam hatte das Gefühl, er würde ersticken – ein Gefühl, das er kannte, und doch war es nie so akut gewesen. Er spürte wie Deans Präsenz einen Moment aufflackerte und sich dann wieder so merkwürdig gedämpft, fast wie durch Watte anfühlte, und gab seiner letzten verzweifelten Hoffnung nach. „Christo!“ Dean zuckte zusammen, seine Augen wurden einen Moment lang kohlrabenschwarz, und dann grinste er kalt. „Wie scharfsinnig von dir, Sammy.“ Er packte das Messer, das Sam ihm noch immer entgegen hielt, bevor dieser seinen Schock darüber überwunden hatte, dass Dean tatsächlich von einem Dämon besessen war, und hielt es sich an die eigene Kehle. „Wie herzlos von dir, ihm zu verbieten, sich für dich zu opfern – dabei ist das doch alles, was ihm geblieben ist … Soll ich ihm seinen Wunsch erfüllen?“ Der Dämon drückte die Klinge an Deans Hals, und Sam gab einen entsetzten Laut von sich, als sie sofort in die ohnehin gemarterte Haut schnitt, und er erneut den Anblick von Deans Blut ertragen musste. „Der arme Junge war so verwirrt, dass ich problemlos von ihm Besitz ergreifen konnte – dabei hatte ich von dem berühmten Dean Winchester nun wirklich mehr erwartet …“ In Sam kämpften zwei unvereinbare Emotionen bezüglich Deans Besessenheit mit einander: Einerseits war er unendlich erleichtert, dass es nicht wirklich Dean gewesen war, der eben mit ihm gesprochen hatte – andererseits verspürte er so grenzenloses Entsetzen darüber, dass Dean tatsächlich besessen war, dass er ein paar Atemzüge lang komplett überfordert war. Für den Dämon Zeit genug, die Klinge des Messers über Deans Brust zu ziehen, sein T-Shirt aufzuschneiden und eine blutige Spur zu hinterlassen. „Hör auf damit!“, entfuhr es Sam unwillkürlich, und der Dämon lachte und schlug ihn brutal nieder. „Hör auf damit? Wie niedlich. Kein Wunder, dass er an nichts anderes denken kann, als dich zu beschützen …“ Sam wischte sich das Blut von der Unterlippe, kam auf die Beine und hielt einen angemessenen Sicherheitsabstand ein, während er verzweifelt versuchte, sich an die richtigen Worte für einen Exorzismus zu erinnern. Der Bastard mit Deans Aura machte sich währenddessen einen Spaß daraus, Deans Körper mit weiteren Schnittwunden zu übersähen. „Oremus Oratio!“, schleuderte Sam ihm endlich entgegen, der Dämon machte einen hastigen Schritt auf ihn zu, und Sam flog ein paar Meter durch die Luft, so heftig traf Deans Faust sein Kinn. Sam landete stöhnend auf dem Rücken, sah Dean auf sich zu stapfen und kniff die Augen zu. „Deus, et Pater Domini nostri Jesu Christi …“ Hier traf ihn Deans Faust so hart in den Magen, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde, dann versetzte er dem Ding, das aussah wie Dean, einen heftigen Tritt, der Dämon flog rückwärts in den Dreck, und Sam und fuhr hastig fort, auch wenn seine Stimme nicht viel mehr als ein Ächzen war. Er wusste nicht warum er sich plötzlich so sicher war, was er sagen musste, aber die Worte formten sich so klar in seinem Geist, dass er keinen Zweifel daran hatte, dass es die Richtigen waren. „Invoco nomen sanctum tuum et clementiam tuam supplex exposco: ut adversus hunc, et omnem immundum spiritum, qui vexat hoc plasma tuum.“ Sam kämpfte sich wieder auf die Beine, während er die Worte sprach, sah den Dämon grollend das Gleiche tun, und ignorierte den Schmerz, der von seinem Magen in seinen ganzen Körper ausstrahlte. Der Dämon schnellte auf ihn zu, das Messer seines Vaters schnitt tief in sein Fleisch, und Sam presste die Hand auf seine brennende Wunde. Blut rann warm durch seine Finger und färbte sein Shirt dunkler, und der Dämon lachte höhnisch auf. „Du solltest ihn hören, wie er darum bettelt, dass ich dich verschone – und das, obwohl du es warst, der ihm das Herz herausgerissen und mir zum Fraß vorgeworfen hat!“ Sam biss die Zähne zusammen, ein Schatten tauchte neben ihm auf und er sprach die nächsten Worte gemeinsam mit Bobby, der den Arm um ihn gelegt hatte und ihn stützte. „Mihi auxilium praestare igneris. Per eumdem Dominum. Amen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)