Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 13: Ahnenforschung -------------------------- Dean grinste die junge Frau, die ihm die Akte mit dem Stempel der Jugendbehörde aushändigte, freundlich an und ignorierte Sams anklagendes Räuspern, als er ihr beim Weggehen auf den Hintern sah. „Dude“, ermahnte Sam ihn schließlich streng, und Dean drehte sich zu ihm um und blickte unschuldig zu ihm auf. „Was?“ Sam verdrehte genervt die Augen, und Deans Grinsen wurde breiter, bevor er sich auf einen der Stühle des Besucherzimmers sinken ließ, die Akte aufklappte und sich eingehend mit ihr beschäftigte. Nur, weil sie hier waren, um etwas über seine Adoption herauszufinden, hieß das doch noch lange nicht, dass er Trauer tragen musste, oder etwa doch? Ein weiteres von Sams anklagenden Räuspern später gab Dean sich dann aber doch Mühe, zumindest den Anschein von Respektabilität zu erwecken, um keinen Verdacht beim Personal aufkommen zu lassen und damit möglicherweise ihre Recherche zu vermasseln. In seinem schicken schwarzen Anzug mit dem weißen Hemd und der Krawatte hätte er allerdings selbst Sam beinahe überzeugt, und der wusste ja nun besser als jeder Andere, was sich hinter der trügerisch sittsamen Fassade verbarg. Dean ließ seinen Blick aufmerksam über das leicht vergilbte Schriftstück gleiten, das den Schlüssel zu seiner Vergangenheit darstellte, und blieb zuerst an seinem eigenen Namen und dann bei dem seiner Mutter hängen. Kate, sie hieß Kate. Ein Vater war nicht angegeben. Sam, der ihm über die Schulter sah, schrieb sich die wichtigsten Daten heraus, legte Dean die Hand auf die Schulter, sobald er alles notiert hatte, und dann sahen sie zu, dass sie Land gewannen, bevor jemand auf die Idee kam, dass zumindest fünfzig Prozent von ihnen für richtige Bundesbeamte entschieden zu gesetzesuntreu waren – wenn Sam ganz ehrlich war, sogar weit mehr als fünfzig Prozent. Auf der Rückfahrt zum Motel herrschte im Impala angespannte Stille – und das trotz Billy Squiers energischen Versuchen, die Stimmung zu heben – und Sam konnte nicht sagen, ob er oder Dean nervöser war, oder für wen von ihnen mehr auf dem Spiel stand. Zurück im Motelzimmer begab Sam sich sofort an seinen Laptop, tippte den Namen aus der Akte ein, hackte ein wenig auf seiner Tastatur herum und hob schließlich einigermaßen überrascht die Augenbrauen. „Was?“, fragte Dean, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, sofort, und Sam wandte seinen Blick vom Bildschirm ab und sah ihm perplex in die Augen. „Deine Mutter kommt aus Lawrence.“ Dean blinzelte verblüfft. „Is' nich dein Ernst, oder?“ Sam nickte nachdrücklich. „Doch.“ Er konnte Dean ansehen, wie sehr ihn diese Neuigkeit irritierte. „Lebt sie noch immer hier?“, fragte Dean ihn in der nächsten Sekunde ungeduldig, und Sam drückte ein paar Tasten und schüttelte dann den Kopf. „Nein, sie ist nach Topeka umgezogen … vor … 21 Jahren.“ Sam löste seinen Blick vom Bildschirm seines Computers, sah Dean in die Augen und lächelte, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte. „Wann willst du losfahren?“ Dean legte den Kopf schief und überlegte, und Sam war überrascht, hatte er doch angenommen, Dean sei nicht mehr zu halten, sobald er erst einmal wusste, wohin er sich wenden musste. „Ich denke, morgen nach dem Frühstück ist früh genug“, ließ der sich endlich zu einer Antwort herab, und Sam konnte sich nicht entscheiden, ob er sich darüber freuen sollte. Irgendwie wollte er es nur noch hinter sich bringen. Dean musterte ihn derweil aus seinen stechenden grünen Augen und fragte sich, warum Sam mit einem Mal aussah wie eine Weintraube. Ein so trauriges Früchtchen hatte er ja noch nie gesehen. „Ok, Dude – reden wir jetzt darüber oder nach der glücklichen Wiedervereinigung mit meiner Familie?“ Sam zuckte zusammen, als Dean ihn so plötzlich aus seinen Gedanken riss, und auch, wenn er sofort wusste, worauf Dean hinaus wollte, schaffte er es nicht, zu antworten, geschweige denn, Dean in die Augen zu sehen. Als Dean nun allerdings die Hand ausstreckte und das Radio leiser drehte, wusste er, dass er nicht drum herum kommen würde, eine Erklärung für seine miserable Laune abzugeben, und er begann fieberhaft nach einer zu suchen, in der die Worte „Eifersucht“, „hemmungsloser Sex“ und „heirate mich!“ möglichst nicht vorkamen. Dean auf dem Fahrersitz warf Sam einen Blick aus dem Augenwinkel zu und schwor sich, dass er nicht länger mit einer Rosine als Beifahrer durch die Lande ziehen würde – das Stadium der Weintraube hatte Sammy nämlich an diesem Morgen hinter sich gelassen, als Dean mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad gekommen war, und Dean sah nicht ein, warum er es sich noch länger gefallen lassen sollte, jedes Mal aufs Neue von Sam mit diesen Weltuntergangshundeaugen angesehen zu werden, wenn er gerade frisch geduscht war. Dabei war Sammy doch sonst so ein Reinlichkeitsfanatiker gewesen! Machte der sich plötzlich Sorgen um das Weltklima und prangerte im Stillen seinen Wasserverbrauch an, oder was sollte das? Als er nach 5 Minuten noch immer keine Antwort von Sam erhalten hatte, fuhr Dean auf einen Parkplatz direkt an der Hauptstraße – sie hatten Topeka inzwischen erreicht – und schaltete den Motor ab, drehte sich dann auf seinem Sitz zu Sam um und musterte dessen griesgrämige Gestalt. „Sam?“ Der Angesprochene wandte ihm den Blick zu, und Dean fand sich im Zentrum eines deprimierenden Dackelblicks. „Dude, hör auf, mich so anzusehen!“, knurrte er ungeduldig, und das Hündchen auf dem Beifahrersitz ließ die Ohren hängen und winselte – zumindest in Deans zugegebenermaßen ein wenig voreingenommener Wahrnehmung. „Sag mir einfach, was du hast, Sam – ich ertrag diese todtraurige Aura nicht mehr!“ Sam reagierte noch immer nicht, und Dean schnaufte entnervt auf, als sein Hundeblick noch ein wenig treuherziger wurde, und sprang aus dem Wagen. Sam blickte ihm sprachlos nach, als er auf dem breiten Bürgersteig im Getümmel verschwand, und plötzliche, völlig überzogene Panik ließ ihm ganz kalt werden, bevor er sich mit Hilfe simpler Logik zur Ruhe zwang. Ihn würde Dean vielleicht in einem Anfall von „Schnauze voll von allem und besonders von dir und deinen Hundeaugen!“ zurücklassen, aber doch niemals sein geliebtes Auto! Sam schloss die Augen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz, die zwar fortwährend schwächer wurde, aber dennoch nicht ganz verschwand, und summte zur Beruhigung leise „All Right Now“ von Free mit, das soeben aus den Lautsprechern des Impalas erklang. Wozu sich aufregen? Er saß in Deans Auto, hörte Deans Musik und war jawohl zu alt, um in Panik zu geraten, wenn sein großer Bruder ihn mal kurz allein ließ. Dann wurde Deans Präsenz wieder stärker – Sam mochte sein neues Talent immer mehr und konnte gar nicht verstehen, wie er es jemals als merkwürdig empfunden haben konnte – und schließlich konnte Sam ihn in der Menge ausmachen – wie schön, dass Dean so toll groß war – und als er nur noch ein paar Meter vom Wagen entfernt war, sah Sam, dass er eine braune Papiertüte in der Hand hatte. Braune Papiertüte? Dean stieg zu ihm ins Auto, warf ihm einen kurzen Blick zu, den Sam heftig blinzelnd erwiderte, und dann reichte er ihm die Tüte. „Da.“ Sam nahm die Tüte, guckte hinein und schrak zurück. „Wenn du mich noch ein einziges Mal so ansiehst, dann schwör ich, dass ich es dir anlege“, ließ Dean ihn grimmig wissen und dann startete er den Motor, brachte den Wagen zurück auf die Hauptstraße und fuhr schweigend weiter. Sam starrte noch immer auf das Hundehalsband in der braunen Papiertüte. Sam spürte, wie er am ganzen Körper verkrampfte, und so, wie Dean neben ihm sich räusperte, war es klar, dass auch der sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte. Sie hatten den Impala an der Straße geparkt, waren über den liebevoll angelegten Steinweg zum Eingang gegangen, und standen nun vor einem hübschen kleinen Häuschen altmodischer Bauweise. Bunte Gardinen hingen in den Fenstern, die Fußmatte hieß eventuelle Besucher willkommen, irgendwo im Haus spielte ein Radio. Der Garten in ihrem Rücken war in Anbetracht der Jahreszeit relativ kahl, wirkte aber, als neige er dazu, hemmungslos zu verwildern, ganz egal, was die Besitzer dagegen auch unternehmen mochten. Es war ganz anders, als Sam es sich vorgestellt hatte. „Lawless“ stand auf dem Schild über der Klingel, und allein die Tatsache, dass Dean noch keinen dummen Scherz über seinen Familiennamen gemacht hatte, bewies seine innere Anspannung. „Drück einfach auf die Klingel, Dude“, brachte Sam schließlich mit rauer Stimme hervor, und Dean streckte die Hand aus und kam seiner Aufforderung nach, und dann war es für einen Moment vollkommen still zwischen ihnen. Ein kühler Windstoß raschelte in den Blättern der Weide, die links von der Auffahrt stand, und dann hörten sie Schritte im Innern des Hauses, die Tür ging auf und Sam fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Ja?“ Der junge Mann, der die Tür geöffnet hatte, sah zunächst Sam fragend an, dann wanderte sein Blick zu Dean hinüber, und seine ohnehin großen Augen wurden noch ein wenig größer. „Du … das“, stammelte er verwirrt, dann schien sich Erleuchtung auf ihn herab zu senken, dann er streckte Dean die Hand entgegen und lächelte. „Hallo, ich bin Sean.“ Dean ergriff die Hand, schüttelte sie und erwiderte das Lächeln ein wenig nervös. „Ich heiße Dean.“ Sean lächelte noch etwas breiter, bat sie Beide, hinein zu kommen, und schließlich fanden sie sich im Wohnzimmer auf dem Sofa wieder, Sean hatte ihnen Kaffee eingeschenkt, und Sam konnte sich noch immer nicht beherrschen, ständig von Dean zu Sean und wieder zurück zu Dean zu blicken. Wie konnten die sich so unglaublich ähnlich sehen? „Ich nehme an, du bist auf der Suche nach deiner Mutter?“ fragte Sean nun, als er sich in den Sessel sinken ließ, der dem Sofa gegenüber stand, und Dean nickte und deutete dann auf Sam. „Er ist übrigens mein Bruder – also … Adoptivbruder.“ Sean nickte, als habe das für ihn von Anfang an festgestanden, und Sam hätte ihm am liebsten seine Kaffeetasse an den Kopf geworfen. „Mein Name ist Sam“, brummte er beinahe schon gereizt, und Sean lächelte ihn an, und plötzlich hatte Sam irgendwie das Gefühl, dringend aus diesem Zimmer verschwinden zu müssen. Er ertrug den Gedanken nicht, dass Dean nun einen richtigen Bruder hatte, einen dem er wie aus dem Gesicht geschnitten war. Sean wandte seinen Blick Dean zu, das Gefühl verschwand, und Sam beschloss, erst einmal einen Schluck Kaffee zu trinken. „Dann sind wir wohl Cousins.“ Dean blinzelte verwirrt, und Sean lachte leise, und Sam stellte befriedigt fest, dass Deans Lachen um Längen schöner war – zumindest seiner Meinung nach. „Dann bist du nicht -“, setzte Dean verwirrt an, und Sean fiel ihm lächelnd ins Wort. „Dein Bruder? Nein. Ich bin der Sohn deines Onkels – er und Mom sind momentan in Europa und feiern ihren Hochzeitstag – und das macht uns dann wohl zu Cousins.“ Dean nickte, verarbeitete die Neuigkeit, dass er einen Cousin hatte, während Sam neben ihm mit dem Gefühl unendlicher Erleichterung darüber fertig zu werden versuchte, dass Dean keinen Bruder hatte, und dann verschwand das Lächeln von Seans Gesicht. „Deine Mutter war die Schwester meines Vaters.“ Dean schluckte trocken. „War?“ Er stellte seine Kaffeetasse mit einem leisen „Tock“ zurück auf den Wohnzimmertisch, und Sam musste sich zusammenreißen, nicht nach seiner nun frei gewordenen Hand zu greifen und sie festzuhalten. Warum konnte nicht einfach mal alles in Ordnung sein? „Nun“, setzte Sean an, und Sam konnte sehen, dass er verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, „… Es gibt keine Art und Weise, es dir schonend beizubringen: Deine Mutter lebt nicht mehr.“ Sam beobachtete, wie Dean die Hand zur Faust ballte, und er hatte einen Kloß im Hals, als er Deans resignierendes Lächeln sah. „Natürlich nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)