Echte Kerle von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 2: Prinzessin gesucht ----------------------------- „Du hast ihm WAS erzählt?!“ Dean hielt das Telefon auf Armeslänge von sich weg, hörte Bobby noch immer ausgezeichnet und verdrehte die Augen. Wieso nur hatte er immer das Bedürfnis, Bobby die Wahrheit zu sagen? Ein Bruderkomplex reichte ihm schon, er brauchte nicht auch noch einen verdrehten Vaterersatzkomplex. Dean nahm das Handy wieder ans Ohr und versuchte, Bobby in aller Ruhe zu erklären, was ihn zu seiner Notlüge getrieben hatte, aber das stellte sich als sinnloses Unterfangen heraus. Irgendwie war er noch nie sonderlich gut darin gewesen, die Leute von seinen Ansichten zu überzeugen – dafür war immer Sam zuständig gewesen. Bobby fragte ihn doch tatsächlich, warum er Sam nicht einfach gesagt hatte, dass er bei ihm war, weil er ihn gern hatte – ja, war der denn des Wahnsinns fette Beute?! Weil er ihn gern hatte … sowas würde ihn ganze 20 Punkte auf der Männlichkeitsskala kosten! „Wo ist dein Problem, Bobby? Es ist besser für ihn, wenn er nichts weiß, und die Geschichte mit der Hexe ist eine einleuchtende Erklärung – zumindest für seine Hoheit, Prinz Samuel von und zu Winchester.“ Bobby am anderen Ende der Leitung strafte ihn kurz mit indigniertem Schweigen, dann hörte Dean ihn quasi mit den Schultern zucken und schließlich seufzen. „Von mir aus, er ist dein Bruder, und du musst tun, was du für richtig hältst – versprich mir nur, dass du gut auf ihn aufpasst, ja?“ Dean zog sein patentiertes „kein Gesülze wenn ich es verhindern kann“ Gesicht, versprach es und legte auf. Er ging zurück zu Sam ins Motelzimmer, sammelte ihn und ihre Sachen ein und verlud alles in den Impala. Wenn man der Boulevardpresse glauben konnte, dann gab es in Lovell, Wyoming einen neuen Job für sie. Dort verschwanden seit etwa drei Wochen zuhauf blondgelockte Jungfrauen – inzwischen waren es fünf an der Zahl – und obwohl es Dean ein wenig unangenehm war, dass dieser Job mehr oder weniger nach ihnen schrie, sagte ihm sein gesunder Menschenverstand, dass blondgelockte Jungfrauen exakt das waren, was Sammy brauchte. Egal, ob sie ihn jetzt von seinem Prinzendasein erlösten, oder ihm einfach nur eine majestätische Nacht bescherten. Dean schloss die Tür auf der Beifahrerseite, ging um den Wagen herum und schwang sich hinter das Lenkrad. Er startete den Motor, und der grollte mit Def Leppard um die Wette, als sie den Parkplatz hinter sich ließen. Dean fuhr ein wenig ungeduldiger, ein wenig rücksichtsloser als sonst, aber Sam beschwerte sich nicht – Sam auf dem Beifahrersitz blickte unschuldsvoll und völlig abwesend aus dem Fenster und fragte sich erneut, warum er sich seinem Knappen so verbunden fühlte. Selbst wenn er den schon länger kannte, konnte es doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass er einen simplen Untergebenen so ungewöhnlich gern hatte. Ein Blick in die Augen seines Knappen genügte, und er fand die ihm eigentlich so vertraute Vorstellung, eines Tages eine Prinzessin ehelichen zu müssen, völlig absurd. Solche Gefühle geziemten sich ja nun wirklich nicht für einen Prinzen – und schon gar nicht für einen von seinem Format – aber er konnte sich nicht dagegen wehren; er wollte sich nicht von Dean trennen müssen. Vielleicht sollte er Dean fragen, ob er auch dann noch an seiner Seite bleiben würde, wenn seine Suche nach einer passenden Prinzessin beendet war. Das Problem war nur, dass er sich nicht traute – oder, um es in seinen eigenen Worten auszudrücken, dass er eine unerklärliche Furcht verspürte, die Frage laut auszusprechen. Lovell, Wyoming empfing sie mit strahlendem Sonnenschein, Vogelgezwitscher und sämtlichen anderen Anzeichen dafür, dass sie nun doch noch in einem Disney Film gelandet waren. Die Leute waren freundlich, Musik erklang, wohin sie auch gingen, und Dean schwor, sich sofort am nächsten Baum aufzuhängen, falls Sam anfangen sollte zu singen. Aber Sammy machte keinerlei Anstalten, in solch haarsträubendes Tun zu verfallen, und so konnten sie sich ein Motelzimmer mit Blümchentapete, Blümchenbettwäsche und Blümchenvorhängen mieten, und dann mit ihren Recherchen anfangen. Zu Deans grenzenlosem Entzücken war zurzeit ein Mittelaltermarkt in der Stadt, er beschloss also, Sam endlich mal wieder von der Leine und ihn ein paar Informationen einholen zu lassen. Unter all den Bekloppten, sagte sich Dean, würde einer mehr auch nicht auffallen, und damit hatte er auch völlig Recht. Sam kehrte von seinem Erkundungszug nicht nur mit allerlei Neuigkeiten zurück, da er seine ‚Rolle’ so schön durchgehalten hatte, war er von den Mittelaltermärktlern außerdem reich beschenkt worden. Er vermachte den Großteil seiner Geschenke Dean, der ihn zum ersten Mal seit Tagen – wenn nicht das erste Mal überhaupt – glückselig anstrahlte und sich sofort über eine Tüte gebrannter Mandeln hermachte. Prinz Sam hatte noch immer mit dem merkwürdig kribbligen Gefühl in seiner Magengegend zu kämpfen, als sein Knappe ihn danach befragte, was er herausgefunden hatte, und für den Bruchteil einer Sekunde musste er doch tatsächlich den merkwürdigen Impuls unterdrücken, ihn in die Arme zu schließen und zu herzen. Er beherrschte sich, räusperte sich einmal kurz aber nachdrücklich, dann setzte er zu seinem Bericht an. „Die Leute dieses Herrschaftsgebiets scheinen ein frommes Volk zu sein.“ Dean unterdrückte ein Seufzen und verdrehte stattdessen dezent die Augen, was dem hochwohlgeborenen Sam gänzlich entging. „Nicht nur waren sie so freundlich, mich so reich zu beschenken, sie gaben mir weiterhin bereitwillig Auskunft über die verschwundenen Jungfrauen.“ Dean, der die letzte Stunde mit dem Kampf gegen die Materie – Sams Laptop – verbracht hatte, ohne etwas Nennenswertes herauszufinden, sah ihn aufmerksam an, und seine Hoheit fuhr fort. „Wenn man ihren Worten Glauben schenken kann – und ich bin stark geneigt, das zu tun – dann sind die verschwundenen Maiden alle von bewundernswerter Schönheit, und keine von ihnen hat bisher ihren achtzehnten Geburtstag erreicht.“ Dean nickte und legte dann überlegend den Kopf schief. Sams Bericht stimmte mit dem überein, was er im Internet gelesen hatte, und auch sein Abstecher zur örtlichen Polizeiwache hatte nichts Aufsehen erregend anderes erbracht. „Und die waren alle sicher, dass die Bräute noch Jungfrau waren?“ Sam blinzelte. „Wie meinen?“ Dean grub in den Tiefen seines Hirns nach einer Sam-freundlichen Formulierung und wurde zu seinem eigenen Erstaunen sogar fündig. „Waren sich alle darin einig, dass die verschwundenen Mädchen allesamt noch unbefleckt waren?“ Sam stemmte die Hände in die Hüften und blickte empört drein. „Ich wäre niemals so impertinent und unverfroren, eine solche Frage zu stellen!“ Dean seufzte. „Natürlich. Verzeihung, Eure Hoheit.“ „Ich bin mir völlig sicher, es sind mehr geworden.“ Dean stand in der offenen Tür zu ihrem Motelzimmer und blickte misstrauisch in den kleinen Raum hinein, Sam hinter ihm linste ihm über die Schulter. „Das muss deine Einbildung sein, werter Knappe.“ Dean war nicht überzeugt, er hätte schwören können, dass die widerlichen Blumen an Tapete, Vorhängen und Bettwäsche sich während ihrer Abwesenheit vermehrt hatten. Er betrat das Zimmer, warf sich auf sein Bett und fiel über eine weitere Tüte Naschwerk her, die ihm sein blaublütiger Bruder geschenkt hatte. Schon toll, wie großzügig der jetzt war. Dean überlegte, wie sie weiter vorgehen sollten, während ein Gebäckteilchen nach dem anderen in seinem Mund verschwand, und er brauchte etwa zehn Minuten, bis ihm auffiel, dass Sam ihn beobachtete. „Wosch isch?“ Sam lächelte verwirrt und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, verzeih“, murmelte er und drehte sich zum Fenster um. Dean kaute verdutzt, schluckte den letzten Bissen hinunter und stand auf. „Ganz sicher?“ Wenn er etwas über seinen Sam gelernt hatte, dann war es, dass man dem immer alles aus der Nase ziehen musste – zumindest, wenn es sich wirklich um Dinge von Interesse handelte – alles andere wurde einem erzählt, egal, ob man es nun hören wollte oder nicht. Jetzt war dieser komische Knilch am Fenster zwar nicht mehr so wirklich sein Sammy, aber in charakterlicher Hinsicht waren sich die Beiden manchmal erschreckend ähnlich. Und da es Dean definitiv interessierte, warum Sam ihn so komisch angesehen hatte, gesellte er sich zu diesem ans Fenster und war überrascht, als seine Hoheit sich merklich verspannte. „Was ist los?“, fragte er vorsichtig, und Sam drückte die Augen zu und schüttelte stur den Kopf. „Gar nichts, hm?“, meinte Dean mit einem leisen spöttischen Unterton. Er kannte sich mit der Etikette in einem solchen Fall nicht aus – würde er sofort wegen ungebührlichen Betragens gehängt werden, wenn er jetzt versuchte, Sam die Hand auf die Schulter zu legen? Das Risiko wollte er lieber nicht eingehen. „Falls es sich zu was entwickeln sollte, sagst du mir Bescheid, ja?“, fragte er beiläufig, klopfte Sam kumpelhaft auf den Rücken – das hielt er für ungefährlich – und schnappte sich dann sein Handy, um Bobby anzurufen. Er erzählte dem, was sie herausgefunden hatten, ließ sich mit stoischer Miene als stümperhafter Idiot bezeichnen und rang Bobby das Versprechen ab, auf jeden Fall zu überprüfen, ob sich mit diesem Nichts an Informationen etwas anfangen ließ, dann legte er auf. Sam sah ihn neugierig an – er verstand noch immer nicht, warum Dean ständig in dieses kleine blinkende Ding hineinsprach, aber der hatte schließlich gesagt, dass es nichts mit Hexerei zu tun hatte, und warum auch immer, er vertraute seinem Knappen bedingungslos – und Dean beschloss, noch einmal den Mittelaltermarkt aufzusuchen. Sam brütete ganz zweifellos etwas aus, und wenn Dean sich nicht völlig irrte, war dieser merkwürdige Markt genau der richtige Ort, um ihn davon abzulenken. Dass die dort verdammt leckeres Essen hatten, war ein positiver Nebeneffekt. Er teilte Sam seinen Entschluss mit, der hatte nichts einzuwenden, und sie zogen gemeinsam los. Sam wurde von den meisten Schaustellern erkannt, freundlich begrüßt, und Dean fühlte sich ein wenig links liegen gelassen, dann sah er SIE und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie war eine der Schaustellerinnen, er konnte ihr Alter nicht einschätzen, aber sie war entschieden schön, ihr Haar funkelte golden in der Nachtmittagssonne, ihre Augen waren von einem intensiven Blau, und wenn sie ihren vollen Mund zu einem Lächeln verzog, konnte er perfekte Zähne sehen. Möglich, dass er schon zu lange ein Dasein als Knappe fristete, aber irgendwie hatte er plötzlich das Bedürfnis, zu reimen und zu singen und sich dieser Frau zu Füßen zu werfen. Das Gefühl war beängstigend und beruhigend zugleich, und zu verführerisch, um dagegen anzukämpfen. Als sie bemerkte, dass er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick, lächelte wissend und sinnlich zugleich, und Dean spürte, wie sich seine Füße selbständig machten und auf sie zu gingen, dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter, sie wandte den Blick von ihm ab, drehte ihm den Rücken zu und ging. Dean fuhr zu Sam herum – denn es war Sams Hand auf seiner Schulter – und er war entschlossen, ihn jetzt sofort umzubringen, so wütend war er. Er hatte noch nie so für eine Frau empfunden, noch nie hatte ein Blick das in ihm ausgelöst, was ihre Augen in ihm ausgelöst hatten, und Sam, der Idiot, hatte es ruiniert, hatte den perfekten Augenblick zerstört, hatte ihn vermutlich um sein Lebensglück gebracht. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Herz hämmerte zornig in seiner Brust, er war wirklich bereit, zu verletzen und zu töten. Dann sah er Sam in die Augen, das Gefühl verflog, und Dean begriff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)