Paradise Kiss - second act von abgemeldet (George´s Story) ================================================================================ „Mr. Koizumi, die Hauptdarstellerin beschwert sich, dass ihr Kostüm nicht richtig sitzt!“ Der junge Assistent sprang erschrocken einen Schritt zurück, als ihn der Kostümbildner mit seinen blauen Augen tödlich anblickte. „Oh, ähm...wahrscheinlich ist das nur ein Missverständnis. Ich rede noch einmal mit ihr.“ Hastig lief er weg. Dieser Japaner war schon merkwürdig, dachte er. Alle im Team liebten ihn und seinen Charme, aber gleichzeitig fürchteten sie ihn auch. Seine Gabe wundervolle Kleider zu entwerfen, ließen ihn zum besten Kostümbildner New Yorks aufsteigen, obwohl er ein Ausländer war. Gerüchte besagten, er habe ein Verhältnis zu seinem Schneider, der als grell geschminkte Frau herumlief, doch andere bezeichneten ihn als großen Frauenheld. Der Assistent blickte noch einmal ehrfürchtig zu George Koizumi zurück, der sich gerade mit besagtem Schneider unterhielt. Künstler waren wohl alle ein wenig merkwürdig. „Du hast dem armen Jungen Angst gemacht, George. Er konnte doch nichts dafür.“ Isabella lächelte und schüttelte den Kopf. „Na und?“ George spähte immer noch durch den Vorhang auf die Zuschauertribünen. „Sonst hätte er mich weiter genervt. Amerikaner sind so aufdringlich. Besonders diese Musicalstars. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie eine nette Affäre war, aber sie lässt mich immer noch nicht in Ruhe. Als ob ICH ein Kleid entwerfen würfe, dass nicht richtig sitzt!“ „Hui, du hast heute aber schlechte Laune.“ Isabella wich einen Schritt zurück. „Alles in Ordnung mit dir? Hat es mit Carry und ihrem Mann zu tun, die rechts oben sitzen?“ „Was, wo? Ah, da ist sie. Wie konnte ich sie nur übersehen. Sie trägt ein Kleid, das ich entworfen habe. Ich bin wirklich ein Genie.“ Isabella lachte. „Ja, das bist du. Die Vorstellung fängt gleich an, wir müssen uns noch um ein paar Kostüme für die zweite Hälfte kümmern. Du wirst Carry doch nachher sehen.“ George ließ den Vorhang los und machte sich schnell auf den Weg. „Wer sagt denn, dass ich sie unbedingt sehen will? Ich interessiere mich nicht für verheiratete Frauen.“ Lächelnd folgte Isabella ihm. Yukaris Schönheit machte ihm immer noch Herzklopfen, dachte er erstaunt. Obwohl schon soviele Jahre vergangen waren, war sie immer noch überwältigend. „Hallo, George. Lange nicht mehr gesehen“, sagte sie lächelnd und reichte ihm ihre Hand. Er nahm sie und gab ihr einen Handkuss. „Guten Abend, Yukari. Schön wie eh und je. Es ist mir eine Ehre ein so berühmtes Model bei dieser Show gehabt zu haben.“ Sie zog ihre Hand lachend zurück. „Du hast dich nicht verändert, du Schmeichler. Ich habe mich doch schon längst aus dem Business zurückgezogen. Ich leite jetzt die Modelagentur von Frau Shimamoto. Sie hat einen Kerl kennen gelernt und ist mit ihm durchgebrannt und das in ihrem Alter. Unglaublich, nicht wahr?“ „Guten Abend, Koizumi-san. Vielen Dank für die Karten. Yukari hat sich sehr gefreut.“ Hiroyuki reichte seinem ehemaligen Rivalen freundlich die Hand. „Also hast du ihn wirklich geheiratet? Schade, ich hätte ihn so gerne genommen.“ George streckte beide Arme nach Hiroyuki aus und tat so, als wolle er ihn umarmen, doch Yukari kam ihm zuvor. „Nichts da, er gehört mir.“ Zärtlich schmiegte sie sich an ihren Ehemann, der sie liebevoll anlächelte. „Du hast ziemlich zugenommen, Yukari. Mein Kleid sieht an dir nicht mehr so toll aus. Ich hätte sie doch alle verkaufen sollen, statt sie dir zu schenken“ Da schlug sie ihn auf die Schulter. „Blödmann!“ „Du hast dich nicht verändert. Immer noch so brutal.“ Er lächelte. „Ich gehe dann mal, die zweite Hälfte fängt gleich an. Viel Vergnügen. Wir sehen uns nachher noch. Ich lade euch zum Essen ein.“ Zu Hiroyuki sagte er leise: „Versuch deine dicke Ehefrau loszuwerden. Ich warte hinten auf dich.“ „GEORGE!“ Lachend ging er wieder hinter die Bühne. „Er liebt dich immer noch.“ „Wie kommst du darauf?“ Yukari blickte ihren Mann erstaunt an. Eigentlich sollte sie schon daran gewöhnt sein, dass er Menschen sehr gut analysieren konnte, denn immerhin war das sein Job, doch es verwunderte sie immer wieder. „Er hat sich doch eher an dich rangemacht. Ich wusste schon immer, dass er eher schwul ist.“ „Hast du nicht gesehen wie er dich vorhin angelächelt hat? Das war eindeutig!“ „Bist du eifersüchtig?“ Sie setzten sich wieder auf ihre Plätze. „Unsinn, wie kommst du darauf?“ Yukari lehnte sich zu ihm rüber und grinste. „Du BIST eifersüchtig. Gib´s zu!“ Er legte einen Arm um sie. „Vielleicht ein bisschen“, murmelte er. „Du bist süß! Zur Belohnung bekommst du einen Kuss.“ „Hier in der Öffentlichkeit?“ „Wir sind in Amerika.“ „Ein schönes Paar. Sie passen gut zueinander und sehen sehr glücklich aus.“ „Isabella! Du hast mich erschreckt.“ George blickte wieder zu Yukari und Hiroyuki herüber. „Ja, du hast Recht. Bei mir hat sie immer nur geweint oder geschrien. Er macht sie glücklich. Ich hatte schon vergessen, warum wir uns getrennt haben. Es funktionierte mit uns beiden einfach nicht.“ Isabella legte tröstend ihre Hand auf seine Schulter. „Du wirst die Richtige schon noch finden.“ „Ja, du hast Recht und Yukari ist eh schon zu alt. Ich bevorzuge junge knackige Mädchen.“ „Natürlich, George.“ „Danke für alles, George.“ Er hatte das frisch gebackene Ehepaar zum Essen ausgeführt und sie zu ihrem Hotel zurückgefahren. „Ich musste dir doch zeigen, was für einen tollen Kerl du dir hast entgehen lassen.“ „Yukari, ich gehe schon einmal auf unser Zimmer.“ Hiroyuki nickte George freundlich zu, bevor er hinter der Hoteltür verschwand. „Er lässt dich einfach mit deiner ersten großen Liebe allein? Was ist, wenn ich dich jetzt einfach entführe?“ Er nahm ihre Hand und streichelte sie. „Er vertraut mir und er weiß selbst ganz genau, dass die erste große Liebe es nicht mit der wahren Liebe aufnehmen kann.“ „Die „wahre Liebe“?“ George zog die Augenbrauen hoch. „Große Worte.“ „Er liebt mich, George, er hat mich schon immer wirklich geliebt und ich liebe ihn.“ „Ich habe dich auch geliebt, Yukari.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, du hast in mir nur eine schöne Puppe gesehen, die du einkleiden und schminken konntest. Du hattest zu der Zeit einfach Angst vor einer wirklichen Beziehung. Hiro ist schon einmal gegangen, weil ich dir noch etwas sagen wollte, was ich damals nicht geschafft habe.“ „Und das wäre?“ Sein Blick war wieder kalt und durchdringend wie damals, doch er machte ihr keine Angst mehr. Yukari blickte ihm direkt in die Augen und lächelte immer noch. „Du bedeutest mir immer noch sehr viel, George. Wenn ich dir nicht begegnet wäre, stünde vor dir nun ein ganz anderer Mensch. Ich wollte dir dafür danken, dass du meine Welt in Farbe getaucht hast. Danke, George.“ Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie ging. „Versuch ein wenig offener zu werden. Dann wirst du die Richtige finden und schreibe mir ab und zu eine Mail!“ George dachte in dieser Nacht noch lange über ihre Worte nach. Wahrscheinlich hatte sie Recht, dachte er leicht amüsiert. Dein Mann färbt auf dich ab, Yukari. Lebe wohl. „Wollen Sie einen Flyer, Sir?“ George konnte durch seine Sonnenbrille nicht viel auf dem Zettel erkennen. „Ich bin nicht interessiert.“ Die junge Frau sah daraufhin enttäuscht aus. „Sie sehen so aus, als ob Sie sich für Mode interessieren, Sir, und da sie Asiate sind, dachte ich... Entschuldigen Sie bitte.“ „Mode aus Asien? Japan?“ George nahm seine Brille ab und griff nach einem Flyer. „Nun ja, eher aus England, aber der Designer ist aus Japan. Heute Abend findet eine Modenshow statt. Der Eintritt ist frei, da es eine Werbeaktion ist. In Europa und Asien sind die Klamotten schon sehr gefragt. Haben Sie etwa noch nie etwas von „Butterfly Kiss“ gehört?“ Der Name erinnerte ihn an sein eigenes Label zur Highschoolzeit. Interessant, dachte er. Ich schaue es mir einmal an. Schadet ja nicht. Der Stil der Kleider kam ihm sehr vertraut vor und was ihn noch mehr erstaunt war, dass viele Menschen von dem Design angetan waren. Sie klatschten begeistert und er sah viele Prominente aus dem Business, die sich Notizen machten. „Und hier ist sie: die begnadete junge Modemacherin Kaori Aso aus London!“ George wollte vor Schock schon fast von seinem Stuhl aufspringen, als er seine alte Freundin sah. Sie trug ein Kleid aus ihrer Kollektion und hatte mittellanges Haar, das sie zu Stufen geschnitten hatte. Wow, dachte George, sie sieht ganz anders aus, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Am Ende der Show versuchte er in den Backstagebereich zu gelangen, doch er wurde nicht durch gelassen. „Ich bin ein alter Freund von Miss Aso“, versuchte er zu erklären, doch es war vergeblich. „George?“ Kaori war durch den Lärm aufmerksam geworden und hatte George entdeckt. „Du hier?“ „Du hattest wohl Angst dich vor dem großen Kostümbildner zu blamieren? Du weißt doch, dass ich hier lebe. In deiner letzten Mail hast du nichts von deiner Modenshow hier erzählt! Schäm dich, Kaori.“ „Warum sollte ich dir davon erzählen? Als ob du dich dafür interessieren würdest...“ Sie blickte ihn wütend an. „Und als ob ich dich dabei haben wollte. Gehst einfach nach Amerika, obwohl ich dir London angeboten habe und dann hört man von dir in zehn Jahren höchsten drei Mal was per Mail.“ Er lachte nur. „Kaori ist trotz ihres hohen Alters immer noch direkt und kann mich nicht ausstehen. Wunderbar! Wenigstens eine Person auf die man sich verlassen kann.“ Als sie immer noch wütend dreinschaute, lächelte er liebevoll. „Deine Kleider sind sehr schön.“ Kaori dachte sich verhört zu haben und blickte ihn nun mit großen Augen erstaunt an. „Nichts in Vergleich zu den Kleidern meiner Highschoolzeit, aber doch sehr passabel.“ „Gut, dass man sich auf dich auch noch verlassen kann!“ Kaori bekam ihr altes Strahlen wieder. „Du bist so arrogant wie früher.“ „Kaori? Kaori Aso?“ Isabella freute sich diesen Namen zu hören. Sie besuchte gerade George in seinem Appartement, um ihm etwas zu kochen „Und? Ich hoffe, du hast sie nach einem Date gefragt?“ „Nach der Modenshow kam so ein Typ, der sie in Beschlag genommen hat. Sicherlich ihr Freund.“ Als George das breite Grinsen seines Freundes sah, wurde er leicht rot. „Sie ist eh nur eine gute Freundin aus der Schulzeit. Als Lover wäre sie viel zu schade.“ Isabella grinste immer noch, obwohl sie weiterhin ihre Zwiebeln schälte. „Sah sie gut aus?“ „Sehr hübsch. Sie trägt ihr eigenes Design, das sehr feminin, aber gleichzeitig auch sportlich wirkt und ihr Haar ist nun modisch schulterlang.“ George bemerkte selbst nicht, wie er ins Schwärmen geriet und Isabella begann leise vor sich hin zu summen. „Läuft das Geschäft gut?“ George hatte Kaori gar nicht um ein Date fragen brauchen, denn sie besuchte ihn ein Tag danach in seiner Show, wo er sie daraufhin zum Essen einlud. „Ja, meine Kleider scheinen die neue Generation von jungen Frauen sehr gut anzusprechen. Vielleicht bin ich noch keine Coco Chanel, aber ich kann davon leben. Ich hoffe, in Amerika wird es genauso gut laufen.“ Kaori lächelte glücklich und trank entspannt ihren Cocktail aus. „Und was ist mit dir? Kostümbildner passt ziemlich gut zu dir. Macht die Arbeit Spaß?“ „Du weißt doch, solange ich viele schöne prächtige Kleider entwerfen kann, geht es mir gut.“ „Natürlich, George Koizumi.“ Kaori begann breit zu grinsen. „Schöne Frauen brauchst du anscheinend nicht mehr? Ich habe da so Geschichtchen von einer Freundin gehört, die mit dir arbeitet.“ „Wie toll ich im Bett bin?“ „George!“ „Ich denke, mit einer schönen Frau lässt es sich vielleicht aushalten.“ Als sie daraufhin schwieg, weil er ihr tief in die Augen geblickt hatte, fuhr er fort. „Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, Kaori. Ohne dich wäre ich jetzt wahrscheinlich Make-up- und Hairstylist. Warum hast du das damals getan? Mein Vater fragt auch heute noch nach dir.“ Er nahm ihre Hand, doch sie zog sie sofort zurück und stand wütend auf. „Ich habe mich für dich eingesetzt, weil du mir ein guter Freund bist und das soll auch so bleiben. Ich habe keine Lust eine weitere Bettgeschichte von dir zu werden! Anscheinend bist du kein bisschen erwachsener geworden!“ Sie verließ das Restaurant ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen. Natürlich hatte er den Verlobungsring an ihrem Finger gesehen, doch weshalb war er sich einfach sicher, dass sie schon damals in ihn verliebt war und für ihn auch jetzt noch mehr als Freundschaft empfand? Oder war es vielleicht nur ein Wunschdenken? Weshalb hatte er damals nicht erkannt, was Kaori ihm wirklich bedeutete? Yukari hatte er damals einfach gehen lassen. Das durfte ihm nicht noch einmal passieren. Er stand entschlossen auf und lief Kaori hinterher. Yukari und Miwako saßen gerade im Wohnzimmer der Tokumoris, während Miwakos kleine Tochter im Nebenzimmer bereits eingeschlafen war. „Bevor ich es vergesse, Caroline! Mikako bat mich dich zu fragen, ob du ein Model für uns hättest, das zu unserer neuen Frühjahrskollektion passen könnte. Es sollte ein frisches Gesicht sein, das noch nicht zu sehr abgenutzt ist.“ „Ich mache gerade ein Casting, um gerade so ein neues junges Model für die Agentur zu finden. Bis jetzt waren recht viele hübsche Mädchen dabei. Das ist ja prima, denn dann könntet ihr mir helfen und mit mir das Beste aussuchen. Mikako und du habt da einen viel besseren Blick als ich.“ „Unsere Frauen reden mal wieder über nichts anderes als über die Arbeit, was Hiroyuki?" „Arashi, da bist du endlich!" Miwako sprang erfreut auf. „Du willst ja nicht, dass ich mit dir über meine Arbeit spreche.“ Hiroyuki gab Yukari zur Begrüßung einen kurzen Kuss, während Arashi seine Kleine liebevoll auf den Arm nahm, nicht ohne vorher Hiroyuki auf den Fuß zu treten. Als Arashi und Miwako weg waren, reichte Hiroyuki Yukari einen Brief. „Der ist an uns beide adressiert. Du vergisst immer die Post nachzuschauen.“ Yukari nahm verwundert ein Foto heraus. Nachdem sie den kurzen Brief gelesen hatte, begann sie laut zu lachen und reichte ihn ihrem Mann, der nur darüber den Kopf schütteln konnte. „Müssen wir jetzt wieder nach Amerika reisen? So viel Geld verdienen wir jetzt nun auch wieder nicht. Können die beiden nicht hier in Japan heiraten? Und was soll das überhaupt so plötzlich?“ „Hör auf zu murren und hilf mir die Koffer zu packen.“ Yukari hakte sich bei Hiroyuki unter und zog ihn mit sich. Vorher aber stellte sie das Foto auf einen Ehrenplatz in ihrer Gallerie. Es zeigte George, der Kaori küssen wollte, die sich mit dem Gesicht zwar von ihm abwandte, aber dennoch seine Hand hielt und leicht lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)