Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 26: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 24 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Die Basis" ======================================================= "Ach, das waren noch Tage, als wir uns gemeinsam vor feindlichem Geschützfeuer ducken mußten und durch die schlammgefüllten Schützengräben krochen," schwelgte der alte Einauge in Erinnerungen. Er war der Veteran, der Kimba am Ende des Krieges vor den kommenden Ereignissen und auch vor den anderen Menschen gewarnt hatte. Zu Beginn des Krieges waren er und Kimba in derselben Einheit gewesen. Sie waren vor etlichen feindlichen Angriffen geflohen oder hatten an Angriffen ihrerseits gegen die Defrag teilgenommen und dabei in wenigen Tagen etliche Abenteuer erlebt. Beim letzten Angriff der Defrag, kurz bevor sich die Lage so sehr verschlimmerte, dass der Subco eingreifen mußte, hatte er sein linkes Auge verloren und seitdem den Spitznamen "Einauge" erhalten. "Ja, ich erinnere mich noch immer sehr deutlich," ging Kimba weiter auf sein Gesprächsthema ein, "aber ich hoffe, dass ich das Meiste bald vergessen haben werde." "Ja, der Krieg hat schon seine zwei Gesichter: Man lernt dabei die besten Kameraden und die schrägsten Typen kennen aber man bekommt auch seine ganze Härte zu spüren - besonders, wenn es den einen oder anderen deiner besten Kameraden erwischt." "Oder wenn man sie umfunktioniert, so wie man es im Großen Krieg mit denen gemacht hat, die wir heute Sumpfzombies nennen. Ich möchte gar nicht erst wissen, welche komischen Befehle und Greultaten es da noch gegeben haben mag," fügte Kimba hinzu. "Oh, dass läßt sich herausfinden," begann Einauge und ignorierte damit Kimbas Aussage, der das gar nicht näher wissen zu wollen schien. Vielleicht kannte er ihn aufgrund seiner Menschenkenntnis schon so gut, dass er um Kimbas Neugierde wußte oder er wollte einfach nur loswerden, was er wußte. "Es gibt hier in der Gegend nämlich noch eine sehr alte, geheime Basis. Dort liefen früher oder später alle Befehle zusammen, die die eigenen Befehlshaber erteilt hatten oder von den Feinden abgefangen worden waren. Da liegen bestimmt alle Aufzeichnungen herum, die du suchst." "Hm," dachte Kimba, "das wäre schon interessant zu erfahren. Auch wenn ich wahrscheinlich wieder den ein oder anderen Albtraum davon kriegen werde." Die Sonne stand schon senkrecht am Himmel, als etwas größeres, weisses und etwas kleineres, hellgebes mit leicht blau angehauchtem Farbton durch das hohe Gras der Savanne im Westen wanderten. "Du Kimbaaa?" "Ja?" "Ich hab das noch immer nicht ganz verstanden. Warum muß Lukas ausgerechnet jetzt das Bild für Wildcat fertig malen? Immerhin wird das bestimmt ein Abenteuer, was wir in der Basis erleben werden. Und malen kann er danach auch noch." "Nun Piwi, wie du weißt, war Wildcat ziemlich sauer auf Lukas, als der sie und uns wegen seiner Spielsucht vernachlässigt hat. Und als Lukas sich vor ein paar Tagen entschuldigte, wollte Wildcat das Bild eigentlich gar nicht mehr. Nun, und jetzt hat sie sich doch noch umentschieden und Lukas will es eben sofort machen, damit er es nicht nochmal vergißt oder Wildcat es sich nicht doch noch mal anders überlegt. Klar?" "Ja aber trotzdem: Das ist doch schließlich Lukas. Sowas hat der doch bislang noch nie gemacht. Bisher ging immer das Abenteuer vor und Wildcat hätte ja auch mitkommen können." "Wahrscheinlich hält sie jetzt 'Totenwache' über Lukas, damit der sich bloß nicht von seiner Aufgabe ablenken läßt," lachte Kimba, wunderte sich aber insgeheim auch ein wenig. "Tach ihr beiden!" erschallte es plötzlich neben ihnen und Mbangi war es, der sie mit seiner Begrüßung um ein Haar unter die Erde gebracht hätte. Während Piwi erstmal ein paar Sekunden lang nach Luft schnappte, grummelte Kimba Mbangi an: "Mußte das sein? - Naja, guten Tag auch dir." "Sorry, ich konnte es mir nicht verkneifen," lachte Mbangi. "Wo wollt ihr denn hin?" "Äh, tut mir leid aber wir dürfen dir und anderen Menschen nichts von der geheimen Basis im Krähental erzählen, weil..." Piwi stockte. "Ups." Kurz darauf befanden sich ein weißer Löwe, ein kleiner Gepard und ein junger Mensch auf dem Weg ins Krähental. "Ok, da liegt es. Wohin gehen wir zuerst?" fragte Kimba. "Zur Basis, dachte ich," meinte Piwi. "Wir wissen doch noch gar nicht, wo die Basis liegt," entgegnete Mbangi. "Aber fällt so eine geheime Basis mitten in einem Tal nicht auf?" "Nein, Piwi. Nicht wenn sie getarnt ist. - Das sind übrigens jede Basis, wenn sie geheimen ist." "Dann ist es ja einfach: Wir brauchen bloß nach einer Tarnung zu suchen. - Äh... wie sieht denn so eine Tarnung aus?" "Piwi...," Kimba schüttelte den Kopf, "...das ist doch gerade der Sinn der Tarnung: Sie sieht so aus, wie die natürliche Umgebung, damit man sie nicht finden kann." "Also müssen wir etwas finden, das möglichst normal aussieht?" Kimba und Mbangi nickten zustimmend. "Hm... als liegt die Basis... ," Piwi schaute über das gesamte Feld, "genau dort!" Kimba und Mbangi schauten sich entsetzt an. "Wie kommst du denn darauf?" "Ganz einfach: Von allen Grasarten der Steppe kommen nur dort alle zusammen gemischt vor. Ausserdem ist dort kein Hügel oder Busch zu sehen, wo man was verstecken könnte. Also muß dort die Basis liegen. Kommt!" erklärte der Miniatur-Gepard und stapfte munter drauf los. Mbangi und Kimba gingen kopfschüttelnd nach. "Kinder..." stöhnten sie gleichzeitig. "Uuuaaaaahhhhhh..." schrie Piwi auf einmal und war vom Erdboden verschlungen worden - buchstäblich verschlungen. Schnell rannten Mbangi und Kimba zu der Stelle, wo zuvor ein niedliches Gepardenjunge gestanden hatte. - Und wären fast selber in das Loch gefallen. Auf dem Boden des Loches lag Piwi und hielt sich den Hintern. "Au... ich glaube ich hab die Basis gefunden. Aber das nächste Mal findet die einer von euch. Das Finden tut nämlich weh." Der Rost an der Eingangstür bröckelte mit den Farbresten an den Wänden um die Wette. Unter der manchmal aufkommenden Akkustik des von der Decke bröckelnden Putzes erzitterten einige Spinnen in ihren Netzen, die sie zwischen "keep clean" - Flächen und schmierigen Öltonnen gespannt hatten. "Man, sieht das scheiße aus...," staunte Mbangi. "Jetzt weiß ich, wieso die Basis verlassen wurde...," meinte Piwi und beäugte die größtenteils eingetrocknete Pfütze aus Schmieröl. "Hier würde ich auch nicht bleiben wollen." "Früher sah die Basis sicherlich besser aus, Piwi," erklärte Kimba. "Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher...," korrigierte Mbangi vorsichtig. Die Armeen, die früher zur Zeit des Großen Krieges in Afrika operierten, waren oft mehr als nur marode gewesen - sowohl von der Moral als auch von der Struktur und von der Ausrüstung her. Als die drei tiefer in die Basis vordrangen und das Licht immer schwächer wurde, probierte Mbangi an einem Notstrom-Generator herum - ohne Erfolg. So wurden die Räume kurze Zeit später mit Fackeln aufgehellt. In einigen Räumen konnten die drei auf diese Weise ein mittleres Chaos sehen. Es schien fast so, als wären die letzten Soldaten, die diese Basis verlassen hatten, ziemlich übereilt abgereist. "Wow. Seht euch nur mal diese riesen Zettelwirtschaft an. Vielleicht kann man hier schon etwas brauchbares finden. Laßt uns mal suchen," schlug Kimba vor und begann, die Zettelwirtschaft zu durchsuchen. Doch schon bald wurde klar, dass es sich bei diesen vielen Zetteln um nicht wirklich interessantes Material handelte: Materialanforderungen, Schadensmeldungen und Versetzungsanträge. "Du Kimba, ich glaube die wichtigen Dokumente werden in irgendwelchen besonders gesicherten Schränken aufgehoben," beendete Mbangi nach einigen Minuten schließlich seine Suche. "Aber wo könnten die bloß sein?" fragte Kimba nachdenklich. "Meistens dort, wo der befehlshabende Offizier sitzt. Der hat in seinem Bereitschaftsraum meist einige besonders gesicherte Ablagefächer. - Vielleicht sogar einen gepanzerten Safe. Und der Bereitschaftsraum ist eigentlich fast immer in der Nähe von der Kommandozentrale." "Und wo ist die dann?" schaute Kimba und war sichtlich erstaunt darüber, wie gut Mbangi sich auszukennen schien. "Sowas liegt meistens dort, wo ohnehin viele Wege zusammenlaufen: Mittendrin. Ich schätze, wir werden automatisch dorthin gelangen, wenn wir noch weiter hinein gehen." Die Gruppe begab sich also noch tiefer in den Schlund der toten Basis. Apropo 'tot' : "Aaaaaaaaaaaaahhh," schrie Piwi entsetzt, als er im Flackerlicht der Fackeln in die grinsende Fratze eines mit Staub und Schmutz bedeckten Skelettes sah, das zusammengekauert zwischen zwei kubischen Behältnissen saß. "Keine Angst Piwi," beruhigte Kimba das zitternde Wollknäul, das sich gleich nach dem Aufschrei gebildet hatte, "tote Menschen sind harmlos." "He, wartet mal," begann Mbangi. "Das dort sieht aus, wie eine Zentrale... vielleicht ist es sogar die Kommandozentrale." Er deutete auf einen Raum, dessen Eingangstür halb offen stand. Dort drinnen standen etliche PC-ähnliche Gebilde, Tische mit Karten darauf und einige Tafeln aus Glas, von denen einige wenige sogar nicht kaputt waren. Als sich die drei wenig später in jenem Raum umsahen, fiel ihr Blick sogleich auf eine Tür mit einem Wappen darauf. Dieses Wappen hatten sie schon öfters in der Basis gesehen, vor allem aber auf den vielen Scheinen und Briefen, die sie in einem der richtig chaotischen Räumen gefunden hatten. "Meinst du...?" fragte Kimba Mbangi, der sogleich zustimmend nickte. Vorsichtig öffneten unsere Freunde die Tür. Auch wenn sie von aussen nach massiver Eiche aussah, war es beim Anfassen und Bewegen offensichtlich geworden, dass es sich um eine schwer gepanzerte Tür handelte. "Wenn die verschlossen gewesen wäre, hätte der Typ da kein Loch im Kopf," meinte Mbangi und deutete auf das Skelett, das auf einem ehemals sicherlich sehr edlem Sessel saß, nun jedoch sehr zerfallen war und maximal Bundeswehr - Standart erreichte. Reste einer Armee Uniform mit den Rangabzeichen eines Generales darauf waren die Indizien dafür, dass es sich tatsächlich um den früheren Oberkommandierenden dieser geheimen Basis gehandelt hatte - und es unterstrich die Bedeutung dieser Anlage, denn gewöhnlich waren Leute jenes Ranges nur in Villen, prachtvollen Ministerien oder in ABC- gesicherten Spezialbunkern zu finden - lebend, wohl gemerkt. "Du, Mbangi... die Schubladen sind ja alle verschlossen," bemerkte Kimba, als er eine von ihnen öffnen wollte und mangels Erfolges auch die anderen der Reihe nach herunterprobiert hatte. "Ich weiß...," mumelte der nur und fummelte ekligerweise an den Überresten des Generals herum. Nach wenigen Sekunden klimperte es in seiner Hand. "Hier ist das, was wir brauchen," sagte er und machte sich daran, die Schlüssel nacheinander an den Schubladen auszuprobieren. "Hier ist eine Kassette. Die muß man noch extra aufschließen," stellte Piwi beim Durchsuchen der Schubladen fest und hielt Mbangi sein Fundstück unter die Nase. In der Kassette befanden sich Aufzeichnungen mit einem aufgestempelten 'Top Secret'. "Seht mal! Hier steht etwas über unsere Freunde aus dem Sumpf," rief Kimba und zeigte auf ein offenbar älteres Dokument mit bekanntem Stempel. Auf diesem und zwei weiteren Dokumenten wurde die Mission 'Ehre und Freiheit durch Natur' beschrieben. Zwei Einheiten Elitekämpfer wurden dafür in den Busch geschickt und mit veränderten Lebensmitteln versorgt. Als dies nicht die gewünschten Mutationen hervorbrachte ( die im übrigen als 'positive Veränderung äußerer Merkmale zwecks Anpassung an das Einsatzgebiet' beschrieben wurden ), holte man sie wieder in die Basis zurück und impfte sie mit einem speziellen Virus, der diese Veränderungen effektiver vornehmen konnte. Da die betreffenden 'Objekte' sich bei der Durchführung bzw. dem Bekanntwerden des Zieles als nicht kooperativ erwiesen, wurden sie zudem geistig neu programmiert. Mit Hilfe psychogener Drogen, genetischer Restrukturierung des Gehirnes und per Elektrolyse einprogrammierter Strukturen wurde ihre Erinnerung an ihre eigene Vergangenheit ausgelöscht, ebenso wie ihr Interesse für ihr bisheriges Leben. Auch wurden ihnen bestimmte Zeichen als instinktiv feindlich und andere als instinktiv freundlich auf diese Weise einprogrammiert, so dass sie ausschließlich auf feindliche Einheiten losgehen würden und nicht auf eigene oder Verbündete. Danach wurden sie im Testgebiet ausgesetzt und einige Monate beobachtet. Einen endgültigen Bericht hatte es nie gegeben, da diese Basis offenbar vor Abschluß des Experimentes aufgegeben wurde. "Ist ja ekelig: Die Menschen verwandeln ihre eigenen Leute in Monster, denen das Töten einprogrammiert ist," meinte Piwi und die anderen beiden nickten. "Aber das tun nicht alle Menschen: Nur Genräle, verrückte Forscher und Politiker haben sowas getan," fügte Mbangi hinzu. "Dann können nur böse Menschen diese Berufe erlernen?" wollte Piwi wissen. "Nein, so ist das nicht. Das könnten alle Menschen werden," erklärte Mbangi erneut. "Aber wählen tun es nur die Bösen?!" beharrte Piwi weiter. "Nein, es gibt auch Gute - nur nicht so viele wie nötig." "Aber böse Menschen tendieren zu diesen Berufen?" "Bei Forschern ist das gar nicht der Fall. Und böse Menschen nehmen auch andere Berufe." "Aber dennoch tun die anderen Bösen sowas schlimmes nicht. Und es gibt mehr Böse in diesen Berufen als in anderen. Oder nicht?" Mbangi verdrehte die Augen. Wie konnte so ein kleiner, unschuldiger Gepard nur so hartnäckig nachfragen. "Vielleicht machen ja die Berufe selbst böse?" überlegte Kimba. "Wie sollte das denn gehen?" wunderte sich Mbangi. "Weiß nicht... aber ich kenne so einen halbweisen Typen, den kann ich ja mal fragen. Vielleicht kann man was mit seiner Antwort anfangen," meinte Kimba und zuckte mit den Schultern. "He, schaut mal: Das ist doch ein Foto von einem Dunkelpiraten!" rief Piwi auf einmal. Tatsächlich hatte der Kleine einen ausführlichen Bericht über die Dunkelpiraten und deren Entstehung gefunden. Ehemals als 8. und 9. Kompanie bekannt, waren einige bunt zusammengewürfelte Haufen in die unübersichtlichen Grenzgebiete im Norden des Landes geschickt worden, um die Stärke der feindlichen Armeen auszutesten. Diese deuteten den Aufmarsch so vieler Soldaten als Großoffensive fehl und schossen ihr komplettes chemisches und biologisches Arsenal auf diese beiden Kompanien ab. So verschwendeten sie ihre stärksten Waffen an kaum ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Soldaten aus dem einfachen Volk und die Aktion konnte als voller Erfolg vom millitärischen Oberkommando abgehakt werden. Doch nur etwa die Häfte dieser beiden Kompanien war umgekommen. Die überlebenden hatten zwar teilweise massive organische Schäden hinnehmen müssen ( unter anderem eine Allergie gegen Sonnenlicht ), waren aber nach wie vor Kampf- und Lebensfähig. Als diese Menschen bemerkten, dass sie vom Oberkommando als Kollateralschaden abgeschrieben worden waren, desertierten sie und zogen raubend und mordend durch die Landstriche des Nordens. Gegen Ende des Krieges und auch noch danach drangen sie immer weiter gen Süden vor. Der Bericht endete mit einigen hektisch geschriebenen Zeilen, die am mit der Aussage 'Alles verloren: Sie kommen' eine Rache der Verratenen wahrscheinlich werden lies. Offenbar war dies der Grund für die Aufgabe der geheimen Basis gewesen. "Oh man, ist ja voll krass: Diese ekligen bösen Dunkelpiraten sind eigentlich voll die armen Schweine," staunte Mbangi. "So produzieren die Menschen also ihre bösen...," mumelte Piwi und kassierte sogleich ein 'Nein, nicht ganz...' von Kimba. "... es sind auch so schon genug böse Menschen vorhanden. Aber in diesem Fall hier stimmt es schon: Da wurden normale Menschen zu Monstern gemacht..." Kimba wollte offenbar noch etwas sagen, geriet dann aber ins Stocken. Ein anderes Dokument vor ihm hatte offenbar seine volle Aufmerksamkeit. "Kimba...?" fragten Piwi und Mbangi. Nach einigen Sekunden erhob Kimba wieder seinen Blick von dem Schriftstück. Es sah nicht so aus, als hätte er gute Nachrichten. "Ich glaube...," begann er langsam, "... ich habe hier noch etwas viel krasseres." Die beiden schauten ihn verwundert und unsicher an. Waren es sehr schlimme Nachrichten? Kimba begann, langsam aus dem Dokument vorzulesen: "Für eine Verbesserung der Effektivität wurde beschlossen, das bereits getestete 'Schläfer-Programm' einzusetzen. Es wurden bereits mehrere tausend Kandidaten aus der eigenen und aus der feindlichen Zivilbevölkerung ausfindig gemacht, die ab sofort einzeln die Standartprogrammierung für einen Schläfer erhalten werden. Das Verfahren sieht vor, möglichst unauffällige Personen ohne ihr Wissen zu potentiellen Spezialeinheiten umzuwandeln, die bei Bedarf durch versteckte, verschlüsselte Sequenzen in Ton oder Bild aktiviert werden können. Sie sollen vorrangig zur Spionage, Sabotage und zum gezielten ausschalten einzelner Schlüsselpersonen dienen, die die Sicherheit unseres Staates bedrohen - unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Zugehörigkeit der betreffenden Zielpersonen. Hierbei wird vom Oberkommando darauf hingewiesen, dass einzelne, besonders geeignete Personen zu 'Vernichtungs-Schläfern' umgewandelt werden. Diese begeben sich nach ihrer Aktivierung an einen festgelegten Ort und lösen dann unbewußt eine biochemische Reaktion in sich aus, der 90% ihres Körpers zu einem Sprengsatz werden läßt, der durch Sauerstoff reagiert. Die Sprengkraft beträgt dabei etwa 10 tnt. Alternativ dazu wurden einige weitere soweit umgewandelt, dass sie anstelle einer biochemischen eine rein biologische Reaktion auslösen und Krankheitserreger in sich freisetzen, die während der Umwandlung in einige ihrer beständigen Körperzellen hinzugefügt wurden. Die betroffenen Personen selbst wissen davon nichts. Durch diese beiden Arten von 'Schläfern' ist das Oberkommando zuversichtlich, dem Krieg eine entscheidende Wende zu geben zu können." Kimba schaute seine Freunde an. "Wißt ihr, was das bedeutet? - Jeder Mensch könnte eine Bombe oder der Ausgangspunkt für eine verheerende Seuche sein - und zwar ohne, dass derjenige etwas davon weiß." Mbangi: "Oh man. Das ist ja eine Mega-Scheiße." Der Junge fühlte sich gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Piwi: "Kann man das nicht feststellen, wer betroffen ist?" Kimba: "Nach diesen Dokumenten nur durch eine gründliche Untersuchung auf zellularer Ebene - was auch immer das heissen mag. Auf jeden Fall wird das nicht machbar sein, alle Menschen zu testen." Piwi: "Der Subco ist doch sowas wie ein Gott, oder? Der kann das bestimmt." Kimba überlegte. Wahrscheinlich hatte Piwi sogar recht. Aber mußte es ausgerechnet der Subco sein? Und dann noch mit seiner komischen Technologie, die Kimba doch so verabscheute? Die Sonne war schon untergegangen, als die letzten Bretter ausglühten. In einem kleinen Tal, etwa 150 km nordöstlich von Kimbas Dschungel, hatte noch vor wenigen Stunden ein kleines, langsam wieder aufblühendes Dorf gestanden. Die Leute hatten zwar nicht viel gehabt, aber es hatte zum Leben gereicht und daher waren sie glücklich gewesen - doch zu der Zeit, als die letzten Bretter ausglühten, waren sie nicht mehr glücklich - sie waren tot. Und am Rande des Tales konnte man noch vermummte Gestalten sehen, die sich leicht humpelnd oder hinkend fortbewegten. Erst jetzt, wo die Sonne untergegangen war, trauten sich die ersten von ihnen, ihre Schutzbrillen abzulegen und Teile ihrer merkwürdig krank aussehenden Haut mit dem Licht und der Luft von aussen in Berührung kommen zu lassen. Die Dunkelpiraten waren vor dem Krieg mit den Aliens von fast allen Landstrichen vertrieben worden und hatten lange Zeit wie Tiere in Höhlen gehaust - doch durch die Wirren des Krieges waren sie an Waffen und schweres Kriegsgerät gekommen. Seitdem zogen sie langsam durch das Land und hinterliessen auf ihren Raub- und Mordzügen nur verbannte Erde. Regierungstruppen waren zwar auf ihren Fersen, doch sie waren nicht stärker als ihre Ziele und vor allem wußten sie nie, wo sich ihr Ziel gerade befand. Da die Marschrichtung dieser Truppen der Süden des Landes war, zogen sich einige zusätzliche Sorgenfalten über die Stirn des Subcos. Die ersten hatte sie schon erhalten, als die Sensoren seines Kommandoschiffes erneut die Anomalie im Gebiet des Mondberges anzeigten und er wiederrum nur mit Mühe den sensorischen Kontakt zu Kimba und seinen Freunden aufrecht erhalten konnte. "Ich frage mich, was in der Lage sein kann, die komplette imperiale Sensorenphalanx auszuschalten?" Einige wenige Erinnerungsfragmente kamen in ihm auf, als er wieder auf dem Weg in sein Quartier war. Er dachte an einen Flug mit einem Shuttle, vor einigen Jahren, als er in die Parallelwelt gezogen worden war. Auch das Shuttle hatte solche sensorischen Probleme gehabt. Genaugenommen sogar solch starke, dass er das temporär erscheinende Wurmloch auf seinem Kurs übersehen hatte und sein Schiff bei der Kollision zerstört worden war. Seine Truppen hatten ihn damals nicht finden können, obwohl sie im richtigen System nach ihm gesucht hatten. Erst viel später hatten sie ihn entdeckt gehabt - an einem Ort, den sie zuvor schon erfolglos abgesucht hatten. Wo er zwischendurch gewesen war, war ihnen bis heute ein Rätsel geblieben. Lediglich die Vermutung, er wäre zwischendurch in eine parallele Welt geschleudert worden, hatte die Vorgänge damals erklären können. Der Subco schaute in seinem Quartier in einen Spiegel in seinem Badezimmer. "Ob ich erneut Kontakt mit der Parallelwelt bekommen werde?" ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 26 - "Der Palast" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)