Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 25: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 23 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Soldaten" ======================================================= "Guten Morgen Kimba! Schön, dass du jetzt schon auf bist: Da kannst du mir gleich mal beim Aufladen der großen Melonen helfen." "Mach ich doch gerne, Daniel," antwortete der weisse Löwe. Gemeinsam schleppten Kimba und Daniel die großen, schweren Früchte in das kleine Lager, das auf dem Dach des Restaurants aufgebaut war. "Du Daniel?" begann Kimba. "Ja?" "Wolltest du nicht mal ein spezielles kleines Essen für die Schulkinder zusammenstellen? Wie weit bist du denn damit?" "Ach herrje. Das hätte ich jetzt beinahe vergessen," lachte der alte Mandrill und ging schnell wieder die Stufen der Leiter hinab in die Küche. "Nicht zu fassen, wird der auf seine alten Tage noch vergesslich...," dachte Kimba. "...vergesslich..." In Kimbas Kopf begann ein Denkprozess. "..vergesslich..." Genaugenommen war es ein Erinnerungsprozess. "Moment mal," bemerkte Kimba, "Daniel ist doch gestorben. Wieso ist er denn wieder hier?" "Weil der Subco meint, es sei besser für dich." Kimba erschrak. Wieder stand Daniel vor ihm, doch er sah so seltsam leblos aus, obwohl er mit ihm redete. "Was ist geschehen? Warum das auf einmal?" rief Kimba. "Du funktionierst besser für ihn, wenn ich richtig funktioniere," sagte der alte Affe und grinste dabei dämonisch. "Wie meinst du das?" fragte Kimba erschrocken. "Sieh her," antwortete Daniel und klappte die eine Seite seines Kopfes wie eine Schranktür auf. Als er danach den Kopf drehte, sah Kimba viele kleine Zahnräder, die sich drehten. "Er hat mich gut programmiert." "Oh nein! Das darf nicht wahr sein!" rief Kimba. "Genauso wie er dich gut programmiert hat," fügte Daniel hinzu. Kimba fühlte sich augenblicklich merkwürdig. Er spürte, dass irgendetwas in seinem eigenen Kopf tickte und summte. Wie von Geisterhand öffnete sich auch Kimbas rechte Kopfhälfte und das Summen und Ticken wurde lauter. Kimba schwante Schreckliches. Er fasste sich mit seiner Pfote an die Stelle, die gerade freigelegt worden war und er spürte, wie sich kleine Zahnräder drehten. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass auch er nur eine bloße Maschine war. Doch plötzlich spürte er ein Ziehen im Kopf und auch, wie einige der Zahnrädchen sich von der Seite seines Kopfes lösten. Es klapperte und klirrte. Einige Zahnräder fielen zu Boden einige andere hingen noch an seiner Pfote, als er sie sich vor die Augen hielt, um Gewissheit zu bekommen, dass das wirklich geschehen war. "Achtung! Fehler im Objekt! Achtung! Fehler im Objekt!" ertönte plötzlich von überall her eine metallische Stimme. "Neuproduktion starten! Reserveeinheit aktivieren!" schallte plötzlich die Stimme des Subcos von überall her. Eine Wand mit Vorräten in Regalen wurde nach oben in die Decke gezogen und dahinter kam ein zweiter weißer Löwe zum Vorschein. "Hier ist Kimba Version 14. Bereit zur Aufnahme der Befehle," sagte jener Löwe. "Version 13 vernichten!" erschallte wieder die Stimme des Subcos. "Version 13 wird vernichtet," schepperte die metallische Stimme durch den Raum. Um Kimba herum bildeten sich am Boden ein leuchtend roter Kreis. Kimba wollte sofort wegrennen, doch er kam nicht vom Fleck, als ob er gelähmt wäre. Dann verschwand der Boden unter Kimbas Füßen und er stürzte in ein tiefes schwarzes Loch. Feuer loderte in der Tiefe auf und als Kimba näher kam, erkannte er, dass er direkt in die Hölle stürzte. Er fiel direkt in einen Kessel mit siedendem Öl. Der Schmerz zerriss ihn fast und er spürte, wie sein Fleisch begann, sich aufzulösen. Als er den Blick wieder nach oben richtete, sah er den Teufel selbst auf sich zukommen. Es war der Subco und er war riesig und hielt einen glühenden Speer in seinen Klauen. Kimba wollte irgendwie aus dem Kessel hinaus, doch er konnte seine Glieder nicht bewegen. Als er wieder in den Kessel sah, erkannte er auch, warum: Einige Fleischfetzen schwammen auf dem siedenden Öl und seine blanken Knochen hingen an seinem sich auflösenden Hauptkörper. "Deine Seele soll in die ewige Dunkelheit stürzen!" rief der Subco alias der Leibhaftige und Kimba sah nur noch den Speer auf sich zukommen. Dann spürte er den Aufschlag der glühenden Spitze. "AAAAAAHHHHH!" schrie Kimba. "Kimba! Alles in Ordnung?" fragte Rahja besorgt. Kimba schaute sich um. Er lag an seinem Schlafplatz und es war tiefe Nacht. "Es scheint fast so, als hättest du einen kleinen Albtraum gehabt, kann das sein?" fragte Rahja und legte beruhigend ihre Pfote um Kimbas Schultern. "Ja... doch... einen kleinen Albtraum..." brachte Kimba Stück für Stück hervor. Als Kimba zusammen mit seinen Freunden am nächsten Morgen frühstückte, sah er eine kleine Kolonne von Wagen auf das Dorf der Nomaden zufahren. "Sieht aus wie ein Militärkonvoi," bemerkte er. "Ich frage mich, was die dort wollen?" Dasselbe fragten sich auch die staunenden Nomaden, als die Wagen sich schließlich den schmalen Pfad zum Dorf hochgequält hatten und in der Dorfmitte stehen blieben. Ein Soldat mit zwei Reihen Orden untereinander stieg aus dem zweiten Wagen und bekam ein Megaphon in die Hand gedrückt. "Aaaaaaaaaaachtung!" schallte keine 10 Sekunden später eine staubige Stimme durch den ebenso staubigen Trichter. "Im Zuge der Rezivilisierung erhält dieser Ort von der Regierung des Zentral-Ostafrikanischen Staatenbundes ab sofort Unterstützung. Die Kompanie 08 steht mit ihrer Abteilung Nr. 15 ab sofort hier vor Ort zur Verfügung, um die Aufgaben der in wenigen Monaten folgenden Zivilstellen bereits jetzt auszuüben. Wir bitten um ihre Unterstützung, damit wir unsere Aufgaben glorreich durchführen können." Die Bewohner schauten einander an. und wussten nicht, was sie davon halten sollten. Wieder schallte es durch den Trichter: "Aaaaaaaaab sofort wird die ruhmreiche Abteilung 08/15 einen Polizeischutz hier etablieren. Dies wird solange beibehalten, bis genügend Polizisten in der Hauptstadt ausgebildet worden sind, um diese Aufgabe qualifiziert ausüben zu können." Ein allgemeines Grinsen machte sich auf den Gesichtern der Bewohner breit. " - Was nicht heißen soll, dass unsere ruhmreiche Abteilung weniger gut dazu in der Lage wäre," fügte der Typ mit seinem Zweireiher an Orden hinzu. "Und wozu das Ganze?" fragte eine Stimme aus der Ansammlung an Dorfbewohnern. "Wir sind hier doch schon zivilisiert und Verbrechen gabs bei uns bisher auch nicht." "Das geschieht auf Befehl unseres weisen Staatsoberhauptes. Das ist der Grund," glaubte der Typ mit der Flüstertüte eine präzise Antwort auf die Frage des Bewohners gegeben zu haben. Währenddessen versuchte ein weißer Löwe seinen "netten Traum" aus der letzten Nacht zu verdrängen, während er mit jemandem sprach, der darin vorgekommen war. "Hmh, kann sein, dass er süchtig ist. - Wieso auch immer," beantwortete der Subco Kimbas zuvor gestellte Frage. "Und was meinst du, sollen wir tun? Das ganze Gerät zerstören?" "Das wäre nur solange eine Option, wie er nicht mitkriegt, dass in der Stadt noch einige Dutzend weitere solcher Spiele herumstehen. Und die könnt ihr dann nicht zerstören." "Und was für eine Möglichkeit gäbe es stattdessen?" "Ich denke, wenn ich an dem Computer dort einige Veränderungen vornehme, wird er mit der Zeit immer weniger Interesse an dem Spiel haben... lass mich nur machen." "Ok." Der Subco schaute Kimba merkwürdig an. "Du, Kimba? Stimmt etwas nicht? Du klingst so anders als sonst. Du verhälst dich auch anders als sonst... irgendwie abweisend." "Äh... es ist nichts weiter. Ich hab nur gerade an einen Traum von heute Nacht gedacht. Alles in Ordnung, " versuchte Kimba der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. "Ein Albtraum, nicht wahr? Über sowas denkt man am längsten nach, während man die schönen meistens gleich wieder vergisst. Erstaunlich, nicht wahr?" "Ja... und irgendwie beängstigend...," meinte Kimba. "Keine Bange, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen - solange du nicht dem Teufel selbst begegnest," lachte der Subco. Kimba lachte mit, auch wenn er meinte, dass ihm das Lachen fast im Halse stecken blieb. "Und was wird das, wenn es fertig ist?" fragte ein Dorfbewohner einen Soldaten, der gerade mit leichter Verwirrung über einen Bauplan schaute und offenbar weder Anfang noch Ende fand. "Wir bauen ein Gerichtsgebäude. Dort wird dann der Richter für dieses Dorf seine Urteile sprechen, wenn er in zwei Monaten hier eintrifft." "Aber wir haben doch bereits ein Gerichtsgebäude - und einen Richter haben wir auch schon." "Das alte Gebäude entspricht nicht den neuen Vorgaben der neuen Regierung. Es muss eine Doppeltür am Eingang sein und die Einrichtung muss aus europäischer Buche bestehen und nicht aus Eiche, wie beim alten Gebäude. Nur ein solches Gebäude soll als Gerichtsgebäude zugelassen sein." "Und warum diese Änderungen?" "Weil es die Regierung so beschlossen hat." "Aber warum hat sie es beschlossen?" "Was weiß ich - musst du halt selber mal nachfragen." Der Bewohner verdrehte die Augen: "Und warum kommt ein neuer Richter?" "Weil das ein staatlich anerkannter Richter sein muss." "Aber wir haben doch bereits einen staatlich anerkannten Richter - sogar mit Diplom." "Das zählt alles nicht mehr. Die alten Staaten sind zerfallen, wir haben eine neue Regierung und daher zählen nur noch die Richterscheine der neuen Regierung." "Kann der den nicht nachmachen? Er hat immerhin 10 Jahre lang studiert?" "Klar kann man das. Er muss sich halt anmelden und dann warten, bis er an der Reihe ist." "Und wie lange dauert das?" "Keine Ahnung. Etwa 5 Jahre." "Für den neuen Schein muss er 5 Jahre nachmachen?" "Nein. Jeder neue Richter erhält den Richterschein nach genau 3 Wochen. Das andere ist bloß die Wartezeit, weil zuerst alle Umschüler geschult werden. Also alle die, die vor wenigen Wochen noch Arbeitslos waren oder keinen Schulabschluss hatten und sich für die Richterlaufbahn interessierten." "Aber unser Richter hat doch schon 10 Jahre studiert. Da weiß der doch schon viel mehr und keiner von den 3-Wochen-Typen kann auch nur annähernd was gescheites zustande bringen." "Es soll halt eine Mindestqualität sichergestellt werden, und die wird nur mittels dieses Richter-Kurses verliehen. Das geht halt nur mit staatlicher Anerkennung." "Aber..." "Und jetzt lass mich in Ruhe arbeiten!" Der Bewohner klappte seinen Mund zu und ging ärgerlich von dannen. Das konnte ja nichts werden... Ebenso ärgerlich - wenn nicht sogar noch ärgerlicher - war ein anderes Wesen einige Kilometer vom Dorf entfernt: Lukas saß vor einem Computer, auf dem das gewisse Spiel nicht mehr lief. Und als er sich den Computer - oder besser: den Inhalt der Festplatte - ein wenig genauer angesehen hatte, wusste er auch warum: Irgendjemand hatte das Spiel gelöscht. Und zwar so, dass auch Befehle wie "undelete" oder der Griff in den Papierkorb auf der eigentlichen Benutzeroberfläche erfolglos blieben. Höchst verärgert rannte er wieder zu Kimba los. "Tja... das hat der Subco aus dem Computer entfernt. Genaugenommen hat er es gelöscht und überschrieben, wie er mir sagte." antwortete Kimba ruhig, nachdem Lukas erster Tobsuchtanfall halbwegs abgeklungen war. Dann wartete er auf das Ende des zweiten, der mit einem unüberhörbaren 'Neeiiin' begann und schließlich mit einigen personenbezogenen Schimpfworten endete. "Und wir haben es nur für dich getan," fügte Kimba noch hinzu und wartete dann das Ende des dritten Tobsuchtanfalles ab. Die Bewohner des Dorfes staunten Bauklötze. Der Grund dafür war die erneute Bauaktivität der Soldaten, die offenbar gerade eine Ampel errichteten. Der bekannte, sehr runde Mann ging daraufhin zu den Soldaten. "Was soll das hier werden? Eine Ampel?" "Ja. Für Verkehrssicherheit." "Hier gibt es aber keine Autos." "Eine Ampel gilt aber laut Anordnung auch für Pferdewagen und Fußgänger." warf der erklärende Soldat ein und hielt dem Oberhaupt der Nomaden ein Büchlein mit Verkehrssicherheitsregeln unter die Nase. Dieser staunte nur und hielt entgegen, dass es im gesamten Zeltdorf nicht eine einzige Straße gäbe, wo ein Auto oder gar ein Wagengespann durchpassen würde. Der Soldat stutze darauf, grübelte eine Weile herum und ging dann zu der Stelle etwas außerhalb des Dorfes, wo die Fahrzeuge der Einheit geparkt waren. Dort sprach er eine Weile mit dem Typen mit den zwei Reihen Orden auf der Brust und kam dann schließlich mit einem weiteren Stück Papier zurück. "Und was soll nun geschehen?" fragte das Oberhaupt der Dorfbewohner. "Wenn hier keine Straße entlang läuft, an die eine Ampel gestellt werden muss, bauen wir eben eine. Auf Befehl unseres glorreichen Hauptmanns wird ab sofort eine Straße durch das Dorf hier gelegt.["] Der dicke Mann, seine Frau und auch der Dorfälteste schauten einander an und die übrigen Dorfbewohner taten das ebenfalls. Es dauerte einige Zeit lang, bis sie endlich begriffen hatten, was für einen Schildbürgerstreich diese Einheit gerade aufstellte. Ebenso ratlos wie die Dorfbewohner (nur aus anderem, bekannten Grunde) saß Lukas vor dem Computer, der außer der Kommandozeilen Ebene oder wahlweise der visuellen Oberfläche scheinbar nichts mehr für ihn zu bieten hatte. In der letzten Stunde hatte er sich nur bestätigen können, was er bereits die gesamte Zeit lang vermutet hatte: Das Spiel war unwiederbringlich gelöscht worden. - Was ihn auch nicht weiter erstaunte, da der Subco selbst aktiv gewesen war. Und wer sollte sich besser auskennen und auch die letzten Tricks und Kniffe zur Wiederherstellung des Programms ausschalten können? Lukas schaute wieder zur Bordtür. Draußen war es noch hell. Genauso hell, wie zu dem Zeitpunkt, als er wieder das Innere des Wracks betreten hatte. Das letzte Mal, dass dies der Fall war, war... - er überlegte einige Sekunden - ... bevor er das erste Mal gespielt hatte. Ihm war langweilig, genauso wie beim ersten Mal und er suchte nach etwas anderem, das ihm Spaß machen könnte. So ging er schließlich wieder nach draußen und schlug eine wohlbekannte Richtung ein: Zum Abenteuerberg. Wildcat sties Piwi an. "Siehst du, genau das hatte Kimba vorausgesagt." "Ja, wir sollten uns beeilen. Nicht, dass er uns noch hier im Gebüsch entdeckt." Am nächsten Morgen war die Straße schon fast fertiggestellt. Das war auch keine sonderlich große Leistung, da das eigentliche Anlegen der Strasse eher aus dem Wegreissen von Häusern, Steinen und Büschen bestand, als im Straßenbau an sich. Als der Hauptmann, also der Zwei-Reihen-Orden-Mann, zufrieden auf das Werk seiner Einheit schaute, bemerkte er, dass die Bewohner des Dorfes grinsend an der Dorfschenke beisammen saßen - und irgendetwas sagte ihm, dass er und seine Einheit der Grund für diese leichte Heiterkeit sein könnten. Er schaute also einmal kritisch auf seine Orden, putzte einmal mit dem Staubtuch darüber und schritt dann zu der kleinen Versammlung der Einheimischen. "Guten Tag zusammen," begrüßte er so höflich, wie es sein Charakter gerade noch zuließ, die Leute. Deren Grinsen schien beim Näherkommen immer breiter geworden zu sein und entsprechend mühsam war es auch für den Hauptmann, sein Lächeln beizubehalten. "Sie scheinen sich ja prächtig zu unterhalten. Darf man fragen, worüber Sie sich so freuen?" Der sehr dicke Mann wollte sich erheben, lies diesen Akt der Schwerstarbeit dann doch lieber bleiben. "Ach, wir denken uns nur gerade die skurrilsten Gründe aus, warum ein Auto über diese Straße fahren sollte." Die Augen des Hauptmannes schienen den Inhalt seines Gehirns wiederzuspiegeln. Als der Nomadenchef die beiden Fragezeichen in den Augen des Hauptmannes sah, erklärte er es noch ausführlich, wieso auf dieser speziellen Strasse, die vor dem Dorf als Abzweigung an der Hauptstrasse begann und 100 Meter hinter dem Dorf endete, mit Sicherheit keine Autos verkehren würden. Und es war kaum zu glauben, aber der Hauptmann schien doch tatsächlich den Grund verstanden zu haben. Er ging daraufhin zurück zu seinen Leuten, nahm seine Flüstertüte in die Hand und gröhlte hindurch: "Aaaaaaachtung! Die Strasse wird sofort auch im hinteren Teil an das Straßennetz unseres glorreichen Staates angeschlossen! Alle Mann aaaaaantreten!" Die Soldaten bauten in den nächsten zwei Tagen die Strasse bis wieder zurück auf die Hauptstrasse. Doch der Hauptmann wunderte sich, dass noch immer keine Autos auf der Strasse entlang fahren wollten. So schickte er Leute zur Hauptstrasse, die jeden fragen sollten, warum sie weiter auf der Hauptstrasse blieben, anstatt den Nebenweg in das Dorf zu benutzen. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass Abzweigung und Einmündung des Weges auf der Hauptstrasse nur wenige Kilometer auseinander lagen und alle Leute lieber 4 Kilometer geradeaus fuhren, als etwa 20 Kilometer kreuz und quer durch den Busch. So saß der Hauptmann dann auch übel gelaunt und deprimiert in seiner Limousine am Rande des Dorfes, als ihm schließlich eine geniale Idee kam. Nach einem lauten "Ich habs!" rief er seine Leute zu sich und schickte sie den Weg hinunter zur Hauptstrasse. Danach passierte eine Weile lang gar nichts. Doch nach etwa einem halben Tag erzitterte plötzlich die Erde, als wenn ein Erdbeben gekommen wäre. Doch es war irgendwie anders und viel kürzer. Kurz danach fuhr ein mächtiger Donner über die Ebenen, Hügel und Täler von Dschungel und Steppe und noch etwas später ein guter Wind aus Richtung der Hauptstrasse. Die Soldaten kamen kurz darauf wieder im Dorf der Nomaden an. "Befehl ausgeführt: Brücke gesprengt, Sir!" berichtete einer der Soldaten stolz. Der Hauptmann wandte sich an die Dorfbewohner: "Ab heute wird Verkehr über diese Strasse fließen. Damit kann diese Ampel ihren glorreichen Dienst verrichten." Das war dann auch der Augenblick, wo sich alle Bewohner einig waren, ein Beschwerdeschreiben in Richtung Hauptstadt in Bewegung zu setzen. Doch der Hauptmann hatte zumindest damit recht: Der Verkehr fuhr jetzt notgedrungen durch das Nomadendorf und ärgerte sich über die Ampel, die niemandem Vorfahrt gewähren konnte - wie auch, wenn es nur eine Fahrtrichtung gibt? Drei Tage später schlich Kimba durch das Gebüsch nahe des alten Flugzeug Wracks. Er wollte nach Lukas sehen, denn in letzter Zeit war die wieder häufiger und länger im Wrack gewesen. War er noch immer nicht vom Spiel losgekommen und suchte nun nach Möglichkeiten, es dennoch wiederherzustellen? Oder saß er einfach nur apathisch davor und wusste nicht, was er ohne sein Spiel tun sollte? Oder hatte er doch ganz andere Gründe? Die letzten paar Meter schlich er am Flugzeugrumpf entlang, so dass Lukas ihn nicht zufällig schon früher bemerken konnte. Langsam kam die Tür immer näher. Das Spiel konnte er nicht hören. Auch nicht die üblichen Geräusche, die das Joypad gemacht hatte, als Lukas in seinen Exzessen darauf herumgeknetet hatte. Aber es war irgendetwas anderes zu hören... es klang ein wenig nach einem mühsamen Tippen auf der Tastatur des Computers. Doch warum sollte Lukas darauf herumtippen? Während sich Kimba wunderte, war er stehen geblieben. Er war noch gut zwei Meter vom Eingang entfernt, als plötzlich Lukas Stimme aus dem Inneren nach draußen drang: "Komm ruhig herein Kimba. Du störst mich nicht." Ab da wunderte sich Kimba erst recht. Wie hatte der da drinnen es mitgekriegt, dass er sich gerade von draußen anschlich? Als Kimba dann das Innere betrat, sah er Lukas vor dem Computer - Monitor sitzen und einige Zeilen beobachten, die gerade Reihe für Reihe in einem kleinen Fenster auf dem Bildschirm ausgegeben wurden. "Sag mal, was machst du da eigentlich?" fragte Kimba verwundert. "Ich konfiguriere den Computer um," antwortete Lukas und machte damit Kimba genauso schlau, wie er es zuvor war. Jetzt wollte es Kimba wissen: Hat er seine Sucht überwunden oder hat sie sich neuerdings nur verlagert? "Kommst du mit zum Abenteuerberg? Wir wollen das Floß von Piwi und Wildcat heute Abend zu Wasser lassen." "Klar. Gib mir noch 5 Minuten, dann bin ich hier fertig für heute." "Ok." Kimba ging nach draußen und wartete angespannt. Würde er wirklich kommen? Die Zeit strich an Kimba vorbei. Ebenso wie ein leichter Windhauch, der an diesem sowieso relativ kühlen Tag kaum Abkühlung bringen konnte. Es ging auf die Trockenzeit zu, doch das Wetter der letzten beiden Tage hatte die Temperatur noch mal richtig absinken lassen. Tagsüber hatte es fast den ganzen Tag lang gegossen, während Nachts der sternenklare Himmel jegliche Wärme in die obersten Schichten der Atmosphäre hatte entweichen lassen. "Die Trockenzeit...," begann Kimba die Ereignisse wieder nacheinander abzurufen, die ihm und seinen Freunden seit einer unheilvollen Nacht geschehen waren. "Erst der Traum, dann der Wechsel in diese Welt, die Dunkelpiraten, die Kharu-Rota, die Suche nach der Wahrheit und der Vergangenheit, der Krieg mit und gegen die Außerirdischen, dann der Wiederaufbau, die Offenbarung des Subcos und das Finden der Wahrheit über sich selbst und diese Welt..." "Ok, da bin ich!" rief Lukas und riss Kimba damit aus seinen Gedanken. Der weiße Löwe schaute den Junggeparden musternd an. Er schien glücklich zu sein und auf Kimbas Zuruf, jetzt gehen zu können, zu warten. Kimba lächelte. Er wusste jetzt, dass Lukas wirklich geheilt war - auch wenn er ab und an einige Stunden im Wrack verbrachte und irgendetwas an dem Computer herumbastelte. "Na dann, lass uns gehen und das Schiff wassern!" rief Kimba ihm zu und sie liefen dann beide in Richtung Abenteuerberg, wo die anderen bereits auf sie warteten. Die Post brauchte 5 Tage bis zur Hauptstadt. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit von Regierungsstellen für Post betrug ebenfalls 5 Tage. Der Funkruf vom Armee Hauptquartier zu der Einheit 08/15 brauchte keine 2 Sekunden. So waren die Soldaten 10 Tage nach Sprengung der Brücke auf dem Weg zu einem neuen Einsatzort. Die Sprengung der Brücke wurde als "Modernisierungsmaßnahme" deklariert und der Wiederaufbau brachte etwa 150 Arbeitslosen eine Beschäftigung. So brauchte der Staat ihnen keine Arbeitslosenhilfe zu zahlen, sondern nur das Gehalt, was ein erfolgreicher Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit war. Der Unteroffizier, der die Sprengung vorgenommen hatte, wurde auf einen entfernten Außenposten versetzt und der Hauptmann erhielt den ersten Orden für seine 3. Reihe. Die Welt wurde mehr und mehr so, wie sie vor dem Großen Krieg einmal gewesen war. ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 24 - "Die Basis" Hosted by Animexx e.V. 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