Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 17 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Der Club" ======================================================= Die Sonne war erst seit kurzem aufgegangen, als der weiße Löwe auch schon zusammen mit Rahja auf der Terrasse von Daniels Restaurant auftauchte, in freudiger Erwartung eines satten Frühstückes. Sie hatten sich noch nicht einmal zu Tisch gesetzt, als der alte Affe auch schon um die Ecke kam. "Ach, guten Morgen Kimba! Guten Morgen Rahja! Schön, dass du mal wieder rechtzeitig zur Schule gehst, Kimba. Man könnte ja glatt vergessen, wie du aussiehst..." "Also Daniel, wirklich, gestern war ich auf einer Mission und wir hatten sogar Tommy als Lehrer dabei. Und vorgestern... naja... war halt ein Versehen. Heute bin ich ja wieder pünktlich." Daniel lachte: "Na, als ob Tommy alleine euch großartig etwas beibringen könnte. Aber nun gut, ich will ja mal nicht so sein." Er begab sich wieder in die Küche, um das Frühstück zu holen. Kimba schaute Rahja an. Er war noch immer froh, sie nach den Ereignissen der letzten Tage und Wochen wieder wohlbehalten bei sich haben zu können. "Du, Rahja, findest du es nicht auch wunderbar, wie sich Casy und Sira inzwischen doch eingelebt haben?" "Ja. So schrecklich dieser Krieg auch war, er hat viele von uns näher zusammengebracht." Daniel kam wieder aus seiner Küche. "Ach, guten Morgen Kimba! Guten Morgen Rahja! Soll ich euch gleich mal ein Frühstück bringen. So selten, wie Kimba in letzter Zeit zur Schule ging, ist das ja schon ein besonderes Ereignis, nicht war? - Ich komm gleich wieder." Kimba und Rahja schauten sich gegenseitig fragend an. Kimba kam als erstes zu Wort: "Sag mal, hab ich da eben irgendwas verpaßt?" Rahja schüttelte den Kopf: "Nö, nicht dass ich wüßte. - Vielleicht wird der gute alte Daniel schon etwas senil..." Beide lachten. Sie wußten, dass Daniel eigentlich trotz fortgeschrittenen Alters geistig noch sehr fit war. "Guten Morgen, Kimba!" wurde er plötzlich von einer jungen, menschlichen Stimme begrüßt. Es war Juri, der gerade die letzten paar Meter zum Restaurant zurücklegte. "Guten Morgen Juri!" grüßten die beiden zurück. "Was machst du denn schon hier so früh am Morgen?" wollte Kimba noch wissen. "Bist du aus dem Bett gefallen?" Juri verzog das Gesicht. "Könnte man so sagen." "Oh, wie kam das denn?" "Das hat mehrere Gründe und deswegen bin ich auch hier." Rahja schaute zu Kimba. "Das hört sich nach Ärger an..." "Ja," setzte Juri fort," und sogar mächtig viel. Ich hab gestern Abend bei uns im Viertel plötzlich ganz komische Typen herumlaufen gesehen. Die sahen vielleicht aus... richtig unheimlich. Und die laufen alle in dieses alte, verlassene Fabrikgebäude am Rande der Stadt. Und dann dringen von da drinnen ganz merkwürdige Laute heraus. Ich hab wegen denen erst nicht einschlafen können, weil diese Geräusche die ganze Zeit bis in mein Zimmer eindrangen. Und dann hab ich auch noch von denen geträumt, ein richtiger Albtraum. Und daher wollte ich dich fragen, ob du heute Abend mit mir mit kommst und wir diese Typen mal genauer beobachten. Vielleicht kannst du sie ja vertreiben?" Kimba machte große Augen. "Vertreiben?" "Ja." "Wieso das denn?" "Naja, du hast doch gehört, was das für welche sind." "Haben sie dir denn etwas getan?" "Naja..., also..., so halb. Die sehen halt so komisch aus und dann diese komischen Geräusche..." Kimba schaute etwas enttäuscht. "Also Juri, weißt du... . Du kannst doch nicht einfach darum bitten, dass ich irgendwelche Leute von dort vertreibe. Die haben dir ja nichts getan und genau so ein Recht dort zu sein, wie du. Wenn sie dich angreifen oder bedrohen würden oder sogar dich und deine Familie vertreiben wollten, dann wäre das was anderes. Aber nur weil sie komisch aussehen gleich mit Gewalt kommen? Also nein... da hätte ich jetzt aber ein bißchen mehr Toleranz von dir erwartet." Juri schaute etwas doof aus der Wäsche. "Aber die machen mir halt Angst, schon alleine dadurch, dass sie einfach da sind. Versteh das doch!" "Ich werde mit dir mitkommen und wir werden sie uns anschauen. Und auch, was die da die ganze Nacht in der alten Fabrikanlage machen. Vielleicht können wir sie ja überzeugen, den Krach Nachts zu unterlassen, dann ist doch schon mal eine Sache erledigt." Juri schien schon wieder etwas erleichtert zu sein: "Vielen Dank, Kimba. Ich werde besser solange hier bei euch warten." Die Sonne hatte schon ihr leicht rötliches Abendkleid angezogen, als ein weißer Löwe und und junger Mensch so unauffällig wie möglich über die Schutthügel des Fabrikenviertels der Stadt schlichen. Die heiße, trockene Luft wurde noch nicht einmal von einem Hauch an Wind bewegt - was ein Glück für die beiden war, denn anderenfalls hätten sie die fast ewige Staubwolke abgekriegt, die gewöhnlich von den Schuttbergen aus aufstieg und sich ihren Weg quer über die weite, sandige Ebene suchte. Die nach den Kämpfen der letzten Woche etwas eingedellte Skiline der Stadt hob sich dunkelgrau, fast schwarz, von dem Horizont ab, an dem die kommende Nacht in dunkelgrünen und dunkelblauen Farben hochzog. Kimba verzog das Gesicht: "Meinst du wirklich, dass das nötig ist?" und deutete auf den stinkigen, mit verottetem Abfall gefüllten Abwasserkanal, der in einen der Schutthügel hinein- oder hinauslief. "Klar, wenn wir oben entlanggehen, könnten sie uns sehen. Die alte Fabrikhalle liegt ja direkt auf der anderen Seite dieses Hügels. Das fällt bestimmt auf, wenn wir die von dort oben aus beobachten. Hier unten aber werden sie uns nicht vermuten, weil bestimmt niemand so doof wäre, hier herein zu gehen," erklärte Juri. Kimba nickte. "Du hast zumindest teilweise recht," sagte er und fügte in Gedanken ein 'vor allem mit dem letzten Part' hinzu. "Bist du sicher, dass es da drinnen nicht gefährlicher ist, als wenn wir einen Spaziergang über die Hügel hier machen und eben zufällig dabei die alten Anlagen sehen können?" "Ja! Und jetzt komm schon..." meinte Juri und begann, in den Tunnel hineinzugehen, der dem Geruch nach mit 10 Wochen altem Limburger ausgekleidet sein dürfte. Kimba versuchte, so gut es ging, seinen feinen Geruchssinn auzuschalten oder zumindest die Ergebnisse zu irgnorieren. Dann folgte er Juri langsam in den Tunnel. Nach etwa 100 Metern kamen sie an einem großen Haufen altem, vermoderten Gestrüpp vorbei, zwischen dem eine schwarze Masse hing. "Du, Kimba, das sieht aus wie eines der Sumpfzombies, findest du nicht?" Anstelle von Kimbas Antwort leuchteten 2 rote Augen aus der schwarzen Masse auf und diese begann, sich nach oben in Bewegung zu setzen. "Das konnte... ich... ja... nicht... ahnen," verteidigte sich Juri ausser Atem, als sie etwa 100 Meter vom Eingang des Tunnels weg stehengeblieben waren und sich von ihrem Super-Schnell-Spurt erholten. "Immerhin weiß ich jetzt, dass es diese Viecher auch in der Klasse 'Supergroß' und 'Superunfreundlich' gibt," meinte Kimba nur. Von dem Kamm des Hügels aus konnten sie dann die alte, graue Fabrikhalle sehen. Sie bestand aus zwei Flügeln und einer Haupthalle. Die Flügel waren entlang den längsseiten der Haupthalle angeordnet und einer von ihnen hatte dem Lauf der Zeit seinen Tribut gezahlt und sein Dach in den Boden gesteckt. Die Haupthalle und der andere Flügel waren jedoch beide intakt und schienen auch nicht baufällig zu sein. Und tatsächlich standen im Halbschatten der Halle versteckt zwei Leute herum, die Kimba noch nicht näher betrachten konnte, da die untergehende Sonne von Kimba und Juri aus genau hinter der Fabrikhalle unterging und damit sehr blendete. Es reichte jedoch, um zu erkennen, dass auch einige andere Gestalten sich innerhalb des Gebäudes aufzuhalten schienen. "Hmm," meinte Kimba," im Moment kann ich kaum welche erkennen..." "Dann nimm doch beispielsweise diese beiden dort drüben!" meinte Juri und zeigte auf zwei richtig krasse Freaks. Beide waren in dickem schwarzem Leder gekleidet. Ihr Frisuren waren ... naja... relativ auffällig: Der eine hatte den kompletten Kopf kahlgeschoren, bis auf drei lange Stränge aus schwarzem Haar, je einer mittig an der Seite und einer mitten auf dem Kopf. Alle diese Haarstränge standen jeweils im rechten Winkel von der Stelle des Kopfes ab, von der sie spossen. Und über den dicken mitten auf dem Kopf war eine Halterung aus Metall gestülpt: In Form eines Totenschädels. In den Strängen links und rechts davon war jeweils am Ende etwas eingeflochten, das wie ein Knochen aussah, keine besonders großen nur etwa 10 cm lang. Besonders markant stachen jedoch die beiden rosa Schleifchen hervor, die diese beiden Haarstränge am Ende zusammenhielten und den ersten Indiz dafür lieferten, was Kimba erst beim Näherkommen der beiden entdeckte: Der Typ war eine Sie. Nur halt eben im Format 1,60 hoch und 1,60 breit. Der andere Typ war tatsächlich ein Er. Auch er hatte den Kopf kahlgeschoren aber nicht völlig. In der Mitte lief geradeaus von Vorne nach Hinten ein Irokesenschnitt, und zwar ein richtig ausgeprägter. Von der Seite aus betrachtet sah dieser Haarschnitt wie die Seitenansicht einer Rundsäge aus - nur dass er eben hinten irgendwo im Nacken verschwand und vorne noch richtig Stark ausgeprägt war und die Spitze etwa 20 bis 30 cm vor den Augen hing. An der Spitze selber war offenbar sowas wie ein kleiner Totenschädel angebracht - etwa einer in der Art, wie die beiden überdimensionierten auf den Schultern dieser einprägsamen Gestalt. Die schwarzen Lederstifel von beiden hatten vorne je eine Spitze, die natürlich ebenfalls mit einem kleinen Totenkopf geschmückt war. "Die sehen ja richtig krass aus..." meinte Lukas und fing sich im selben Moment eine. "Ich dachte, ich hätte irgendetwas gesagt?! Irgendetwas von einem Verbot?!" fauchte ihn Kimba wütend an. Lukas jedoch hielt sich nur die schmerzende Wange und grinste ihn an. "Na und? Ich kann auf mich selbst aufpassen. Und ich bin sogar erwachsen genug, nicht zu schlagen, im Gegensatz zu dir," scherzte er dann noch und streckte Kimba die Zunge heraus. Der Zentralcomputer meldete sich zu Wort und riß den Subco aus tiefen Gedanken. "Kimbas Adrenalinwerte übersteigen kritisches Niveau," gab er kurz zu Protokoll. "Sag mal, Kimba," fragte Juri vorsichtig, " wie nahe willst du denn noch an die herangehen?" "Bis vor die Eingangstür." "Spinnst du?! Da stehen doch welche von denen. Die könnten uns sehen!" "Ich weiß. Das ist ja auch Sinn der Sache: Ich hab nämlich vor, mit denen zu reden." Lukas wurde auf einmal bleich. "A-a-aber ich dachte, du woltest die bloß beobachten," wand er schnell ein. "Sei du besser ganz still, Lukas. Denk dran, zwei Backen sind jetzt schon rot und eine dritte hast du nicht...," knurrte Kimba ihn daraufhin an. Schließlich kamen sie vor der Eingangstür an. Ängstlich schauten Juri und Lukas zu den beiden Leuten hoch, die dort schon die ganze Zeit lang im Dunklen gestanden hatten. Der eine sah komisch aus: Völlig normal. Der andere jedoch hatte seinen Kopf teilweise kahlgeschoren und zwar in Form von kleinen Herzchen - was ein ziemlich komisches Bild ergab. Auch war er im Gegensatz zu den ersten beiden Typen nicht ganz in schwarz gekleidet, sondern ziemlich kunterbunt. Alleine Schuhe, Socken und Hose schienen alle Farben zu enthalten, die es überhaupt zu geben schien. Dies war durch mehrfach übernähte Stofffetzen möglich geworden, die offenbar in mühsamer Kleinstarbeit den Formen der Hose und Schuhe angepasst worden waren. Der andere, normal aussehende Typ sah dann aber auch recht einprägsam aus, denn als er sich umdrehte, um noch kurz einen Blick in den Gang hinter ihm zu werfen, sah man auf seinem Hinterkopf einen einzelnen Pferdezopf, um den herum die Haare wegrasiert waren und dem ganzen Gebilde die Aura eines Pferdehinterns verlieh - sogar mit wedelndem Schwanz, sobald der Kopf sich bewegte. Und seine Jeans hatten auf dem Hinterteil roten Stof in Form eines die Zunge rausstreckenden Teufels. Doch so erstaunt Kimba, Juri und Lukas die beiden Exoten anschauten, sie schienen nur knapp an den Gesichtsausdruck der beiden heranzukommen, die sich einem kleinen Jungen, einem jungen Löwen und einem Gepardenkind gegenübersahen. Die beiden schauten sich dann noch kurz an, machten einen Schritt rückwärst und schlossen schnell die Eingangstür. "Siehst du, Kimba: Die verbergen etwas...," meinte Juri. "Also für mich sah das eher danach aus, dass die sich vor uns gefürchtet haben." "Tja... Pech... Gehen wir halt nach Hause," meinte Lukas und machte sich schon auf den Rückweg. Juri wollte auch schon gerade weggehen, doch Kimba hielt ihn zurück. "Warte... laß den ruhig gehen, dann haben wir weniger Ärger am Hals. Aber wir werden uns einen anderen Eingang suchen müssen. Komm!" Sie gingen neben der Frontseite des Hauptgebäudes entlang, genau zwischen der großen und der kleinen Halle entlang. "Es würde mich wundern, wenn hier nicht irgendwelche Seitentüren wären, um schnell von der einen in die andere Halle zu kommen." meinte Kimba und schaute sich genau um, als sie diesen langen, grauen Gang entlangliefen. Der Geruch abgestandener Luft dunkler Lagerräume stieg den beiden in die Nase. Und ein merkwürdiges, rhytmisches Wummern drang aus den Wänden des Hauptgebäudes nach draussen. "Ich glaub, da ist so etwas. Leise jetzt, sonst werden wir noch dabei entdeckt," flüsterte Kimba zu Juri. Vorsichtig öffneten sie eine rostige Seitentür, die sogar relativ geräuschlos aufging. Augenblicklich verstärkte sich das ständige Wummern und es konnten sogar noch einige andere Geräusch erkannt werden. "Ob das Musik ist?" fragte Juri Kimba, der nun wirklich nur noch weniger Ahnung von soetwas haben konnte. "Keine Ahnung," meinte er," aber auf jeden Fall ist es ziemlich laut." "Wieso? Nicht gerade lauter als leises sprechen," fand Juri. "Schon - aber wer weiß, wie viele Türen und Wände noch zwischen uns und der Quelle liegen. Ich kann auf jeden Fall schon ein leichtes Beben in den Böden und Wänden spüren," gab Kimba zurück und schlich im Halbdunkeln des Ganges, in dem sich die beiden befanden, zur nächsten Tür. "Was machen wir eigentlich, wenn die uns hier entdecken?" fragte Juri vorsichtig. "Hier die Gänge zurück könnte problematisch sein, zumal die versperrt sein könnten..." "Wir werden sie einfach beruhigen und ihnen klarmachen, dass sie vor uns keine Angst zu haben brauchen," erwiderte Kimba. "So meinte ich das eigentlich nicht...," bemerkte Juri noch. Dann machten er und Kimba sich daran, auch jene Tür leise zu öffnen. Einen kleinen Spalt weit hatten sie die Tür schon offen, als diese plötzlich stecken blieb. "Verdammt. Die Tür hängt irgendwo fest," sagte Juri besorgt. "Ja, aber nicht allzu fest. Ich glaube, wir könnten sie aufkriegen, wenn wir nur noch ein bißchen mehr ziehen würden," schlug Kimba vor. Sie zogen noch ein Stück fester und plötzlich - rrrruuuummmsss, ging die Tür auf und etwa 100 Kartons folgtem dem Weg der Schwerkraft bis nur noch die Körper von Kimba und Juri zwischen ihnen und dem Erdboden waren. "Mist. Hättest du das nicht sagen können, Kimba?" "Das hab ich nicht gesehen, es war hier draussen von der Eingangstür her zu hell und in dem Raum zu dunkel." "Und nun?" Kimba schüttelte sich aus den Kartons frei. "Probieren wir die nächste Tür." Juri nahm den Pappkarton von seinem Kopf und verdrehte die Augen. "Na toll. Hoffentlich klappt das diesmal." Einige Meter weiter standen sie wieder vor einer Tür und waren der Geräuschquelle offenbar schon näher gekommen. Und diese Tür lies sich auch leise öffnen. - Oder genauer gesagt hätte man es eh nicht hören können, wenn sie gequietscht hätte in der Lautstärke eines Presslufthammers: Der Lärm, der bislang durch diese Tür abgehalten worden war, ergoss sich nun über den gesamten Flur und hämmerte sich deutlich in die Ohren und Hirne der beiden. "Du, Juri, was ist das?" fragte Kimba, doch bei Juri kam kein Ton an, was er ihm mit einer Geste verständlich machte. "ICH FRAGTE, WAS DAS IST," schrie Kimba nun so laut er konnte und dennoch drang zu Juri nur mit Müh und Not der ein oder andere Ton durch. Juri schloß die Tür wieder. "Ich glaub, wir sollten uns einen anderen Eingang suchen. Das schien mir übrigens so eine Art Musik zu sein, die mal vor langer Zeit gespielt worden ist und auch mächtig in war." Kimba überlegte. "Also woher die Geräusche kommen, die dich Nachts so gestört haben, dürfte jetzt ja klar sein. Mal sehen, ob wir die dazu bringen, das irgendwie leiser zu stellen." Kurze Zeit später standen die beiden wieder vor einer Tür, hinter der es aber nicht mehr so laut wummerte. Auch die liess sich öffnen und die beiden konnten ungestört tiefer in das Hauptgebäude eindringen. "Ab hier müssen wir vorsichtig sein," bemerkte Kimba, "wenn hier schon Licht brennt, werden hier ab und an Leute vorbeikommen. Also: Wenn wir auf die Treffen, nicht wegrennen, nicht schreien und keine hektischen Bewegungen. Menschen können nämlich überreagieren, wenn sie Angst haben." "Sehr komisch, Kimba. Ich hab ja wohl hundertmal mehr Schiß vor denen als die vor uns," wandte Juri ein. "Also vorhin am Haupteingang sah das aber anders aus," erwiderte Kimba. Die Musik wurde wieder lauter, als sie den Gang entlang gingen. Am Ende des Ganges stand eine Holztür einen Spalt weit offen. Stimmen drangen aus dem Raum hinaus. "Leise jetzt, Juri. Ich werde mal sehen, was die da drinnen machen." flüsterte Kimba. "Ich dachte, du wolltest mit denen reden?" "Am Eingang schon. Aber wenn die uns schon hier drinnen finden, werden sie nicht sehr erfreut sein und könnten das als Angriff interpretieren. Klar, wenn wir entdeckt werden sollten, versuche ich, mit denen zu reden. Aber wenn es nicht nötig ist, würde ich das gerne vermeiden, solange wir hier ohne Einladung drinne sind." Kimba schlich zum Spalt hin und lugte vorsichtig hindurch. Dort drinnen saßen wieder diese "einprägsam" aussehenden Typen. Der eine war der, den sie zuvor vom Hügel aus beobachtet hatten, der mit der Rundsägen-Frisur mit dem kleinen Totenkopf an der Spitze der vordersten Zacke, die vor die Augen hing. Kimba fragte sich, ob das nicht stören müßte, wenn man dauernd einen kleinen Totenschädel vor den Augen herumfliegen hat. "Was siehst du?" flüsterte Juri leise. "Sieht so aus, als ob die da drinne Karten spielen würden," flüsterte Kimba zurück. "Das stimmt auch," flüsterte eine Männerstimme hinter den beiden. Sie drehten sich um und sahen - natürlich wieder einen Freak: Seine Frisur war ähnlich der des Rundsägen-Types, doch mit drei dieser Sägen von hinten nach vorne über den Kopf laufend. Eine in der Mitte, je eine links und rechts davon. Die links war weiß, die rechts war schwarz und die in der Mitte leuchtete in allen Farben des Regenbogens. Und vorm Gesicht liefen diese zusammen und hielten eine Brille auf der Nase jenes Mannes, dir offenbar auch einen Totenkopf symbolisierte. Nur eben leicht deformiert, um der eigentlichen Funktion noch gerecht werden zu können. Seine Kleidung war ebenfall recht interessant: Über eine typische, schwarze Lederhose hing ein großer, weisser Kittel, der über und über mit irgendwelchen Berechnungen in alle Größe und Richung beschrieben war. Und seine Schuhe waren - nein, nicht zwei der schweren schwarzen Stifel - zwei riesige, bis zur Unterkante des Knies hochreichende Bälle aus sehr weichem Textilstoff. Sein Alter war nur extrem schwer zu bestimmen. Konnte irgendwo zwischen 20 und 40 liegen. "Keine Angst, ich tu euch nichts und die anderen werden euch auch nichts tun, auch wenn manche etwas furchterregend aussehen. Willkommen im Club!" begrüßte er die beiden, die ihn mit großen Augen musterten. "Äh... Hallo. Ich heiße Kimba und dies hier ist mein Freund Juri," stellte Kimba sich und seinen Freund kurz vor. "Wir wollten mal nachsehen, was hier so los ist." "Hier? - Na ganz einfach: Hier ist die größte Party von ganz Afrika!" rief der Mann euphorisch. "Nicht so laut, Doc! Wir müssen uns hier konzentrieren," kam eine dumpfe Männerstimme aus dem Zimmer. Der Angesproche schien davon wenig, wahrscheinlich gar nicht beeindruckt. "Kommt, kommt! Ich zeige euch die ganze Anlage." Dann begann er, mit einem leisen, etwas irre klingendem Kichern den Gang hinunterzuschlürfen. Kimba und Juri schauten sich an. "Keine Sorge, das ist bloß der Doc. Der ist harmlos und ein guter Kumpel," kam von hinter den beiden eine sanft klingende Frauenstimme, die die beiden aber trotzdem zusammenzucken ließ, da sie sie nicht herankommen bemerkt hatten. Es war die dicke Frau mit der großen Haarsträhne in der mitte, auf der oben ein Totenkopf draufsaß und den beiden eingeflochtenen Knochen an den Seitensträhnen. "Genaugenommen sind eigentlich alle hier in Ordnung, das ist n richtig geiler Platz hier zum Abfeiern und Sorgen vergessen. Viel Spaß euch beiden, mal sehen, ob ich meinen Freund dazu bewegen kann, mal mit auf die Tanzfläche zu kommen. Is ja echt öde, den ganzen Abend nur Skatspielend herum zu hängen. Bis später!" Mit diesen Worten ging sie wieder in den Raum mit den Kartenspielern. Kimba und Juri schauten sich wieder an. "Kooooommt, koooooomt... komt,komt,komt," kam die Stimme des Docs von dem anderen Ende des Flures und klang so, als wenn er Hühner oder anderes Kleingetier anlocken wollte. "Das hier ist mein Labor, hier mixe ich die leckersten Frischmacher zusammen - zum beispiel diesen hier: Thunfisch, Erdbeer und Sellerie Geschmack zu einem einzigen vereint - echt lecker, glaubt mir!" "Das hier ist der Ruhe Raum. Die Leute wollen am Wochenende oft durchfeiern, brauchen aber meist doch irgendwann mal kurz Schlaf. Da wir gerade Anfang des Wochenendes haben, ist hier natürlich noch niemand." "Und das hier ist der Weg aus dem Inneren zur Tanzfläche. Die Boxen hab ich selbst entwickelt: Jede einzelne besteht aus 4 Großboxen und 2 Subwoofern. Auch die Lasershow ist von mir. Die könnt ihr dann sehen, wenn ihr an die Deck schaut. Wenn wir da rein gehen, können wur uns jedoch nur noch mit Zeichensprache verständigen." Kimba schaute den Doc an. "Und wann macht ihr Feierabend?" Doc (entsetzt): "Feierabend? - Nie, das ist eine einzige endlose Party." Kimba: "Aber wieso? All dieser Aufwand nur um zu feiern?" Doc:"Ja, weil es Spaß macht. Könnt ihr mir glauben, ich hab die Pläne dazu nämlich... hm... najaaaaa... aber immerhin selbst gefunden. Und überprüft und für richtig befunden. Ja." Dann öffnete der Doc die Tür zum eigentlichen Club. Eher unleise Techno-Musik schlug ihnen entgegen. Der Doc machte zeichen, ihm zu folgen und er führte sie quer über die Tanzfläche mit der Art Freaks, wie sie in dem Club eben haufenweise herumliefen, an dem Mischpult mit einem gut ausgelastetem DJ vorbei, an der Bar entlang und dann schließlich zum Haupteingang, wo man sich wieder vertehen konnte. "Interessant, Herr... Doc, aber auch etwas laut. Ginge es vielleicht, die Musik nachts etwas leiser zu drehen?" fragte Kimba dann. "Leiser? Nachts? Nein! Um Gotteswillen, gerade dann geht hier so richtig die Party ab. Und warum auch überhaupt? Dadurch kann sich doch niemand gestört fühlen, ich hab die Wände extra mit Trigosthylcelopheron ausgekleidet - ein selbst entwickelter hoch wirksamer Schalldämpfer. Damit die Musik bei uns bleibt und nicht wegläuft...hihihihihi." Kimba und Juri schauten sich an. Der Typ hatte echt eine kleine Klatsche, war aber sonst ganz ok. "Tja, also ich kann es schon noch ganz gut hören," meinte Juri. "Das gibts ja gar nicht. Wo wohnst du denn?" "In der Nordstadt hier drüben auf dem Hügel." "Hm. Komisch. Wenn ich hier nebenan in meinem Schuppen bin, höre ich bereits gar nicht mehr." Der Doc schien über irgendetwas nachzugrübeln. "Aber... wenn ich natürlich vergessen habe... - wartet mal..." Der Doc rannte plötzlich in einen kleinen Nebengang und stieg dort eine alte Leiter nach oben. "Hi Kimba, Hi Juri!" wurden die beiden plötzlich von einer wohlbekannten Stimme begrüßt. Als sie sich umdrehten, sahen sie Mbangi. Juri schaute ihn leicht entsetzt mit großen Augen an: "Was machst du denn hier?" "Na, mich mal ein bißchen entspannen und meine beiden großen Brüder sind auch hier. Und ihr?" "Also, naja..." begann Juri herum zu drucksen. "Genaugenommen sind wir hier, weil...," begann Kimba doch wurde von Juri ziemlich direkt abgewürgt: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn das so genau gar nicht interessiert, warum genau wir hier... ähm... hingegangen sind. Sagen wir einfach, es war Neugier. Das trifft es... ja, doch..." Kimba schaute Juri schief an. Konnte er denn nicht einfach zugeben, dass er Angst gehabt hatte vor den Freaks, die in diesem Club verkehrten? "Ach, schon klar... . Aber der halbe Dschungel ist in Aufruhr. Und das dürfte euch interessieren." "Was ist passiert?" Kimba schaute ziemlich besorgt aus. "Nun, ich glaube, das müßtest du selber am besten wissen." "Hä?" "Naja, du bist doch schließlich plötzlich weggegangen, ohne jemandem Bescheid zu sagen." "Natürlich habe ich bescheid gesagt. Daniel wußte, dass ich Juri hierher begleite und Tommy hat das in der Schule auch mitbekommen." "Das ist aber sehr komisch," wunderte sich Mbangi, "denn immerhin ist es in erster Linie Daniel selbst gewesen, der alle anderen aufgehetzt hat." "Das gibts ja wohl nicht? Hat der mich da irgendwie falsch verstanden? Daniel ist doch sonst so zuverlässig..." wunderte Kimba sich gleich eine Runde mit. Der Doc kam gerade wieder den kleinen Nebengang zurückgelaufen. "Kein Wunder, dass du es hören konntest und ich nicht: Ich hatte oben noch ein Fenster zum Lüften auf, nachdem ich alles Schalldicht verkleidet hatte. So gingen die Schallwellen über meine kleine Gartenlaube hinweh und ihr dort oben auf dem Hügel habt alles abbekommen. Aber das hat sich wohl erledigt. - Ach, Hallo Mbangi. Hab dich erst gar nicht bemerkt, bin heute wohl etwas zerstreut." "Hi Doc. Kein Problem." "Kommt ich lade euch alle auf einen 'Docs Special' ein." "Vielen dank, Doc, aber ich muß zurück in den Dschungel, später vielleicht einmal." bedankte sich Kimba kurz für das Angebot und spurtete los. Wenig später war Kimba wieder im Dschungel angekommen. Alle Tiere rannten durcheinander und schienen entweder nicht zu wissen, wo sie hinwollten oder irgendetwas zu suchen. "Hey Leute! Was soll der Aufruhr?" rief Kimba. Tommy sprang zu ihm. "Schnell! Hilf mit! Wir suchen alle Kimba!" rief Tommy hektisch und wollte schon weiterspringen. "Äh... momentmal - da bist du ja!" "Natürlich bin ich hier. Ich bin gerade von der Stadt zurückgekommen." Die übrigen Tiere beruhigten sich wieder. "Ja, aber warum hast du denn nichts gesagt?" fragte Tommy ihn vorwurfsvoll. "Hab ich doch: Daniel wußte es und du hättest es doch auch mitkriegen müssen, dass ich mit Jrui zusammen von der Schule weggegangen bin." "Das schon, aber Daniel hat dann gesagt, du seist plötzlich verschwunden und da dachte ich, wenn er das sagt, wird er schon recht haben." "Oh Tommy!" Kimba schlug seine Pfote vors Gesicht. "Du hast es die ganze Zeit gewußt und nur weil Daniel etwas anderes gesagt hat, hast du nichts gesagt? Nicht zu fassen... und mit Daniel muß ich mal sprechen." Kurze Zeit später bei Daniels Restaurant. Tommy sprang zu Daniel. "Daniel, alter Kumpel. Du machst uns ja Sachen. Kimba hat dir doch gesagt, wo er hingegangen war." "Sei du lieber mal ganz ruhig, Tommy, du hast es ja schließlich selber gewußt." meinte Kimba nur. "Kimba! Da bist du ja!" rief Daniel aus und umarmte den weißen Löwen, der erst gar nicht wußte, wie ihm geschah. "Bin ich froh, dass du wieder aufgetaucht bist." "Aber Daniel, ich hab dir doch heute morgen beim Frühstück gesagt, wohin ich am Nachmittag gehen werde." "Wirklich? Komisch - ich kann mich gar nicht daran erinnern..." meinte Daniel. Kimba lachte: "Schon gut, kann ja mal passieren." Daniel lachte mit: "Hahah, tja, ich werde wohl doch langsam alt. Hätte ich doch glatt meine Hand dafür ins Feuer gelegt... haha... dass du heute morgen gar nicht gefrühstückt hättest... hahaha." Kimba grinste. "Typisch Daniel und seine subtilen Witze. Als ob er sich wirklich noch nicht einmal ans gesamte Frühstück erinnern könnte." ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 19 - "Hyänen - Angriff" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)