Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 15 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Eine Reise in die Vergangenheit" ======================================================= Als Kimba erwachte, spürte er nicht das weiche Fell seines Vaters über sich und den staubigen, dünn mit Stroh ausgelegten Erdboden unter sich. - Nein, es war eher andersherum: Unter ihm war es warm und weich und über ihm... naja... war eher gar nichts. Gar nichts außer der milden afrikanischen Morgenluft, die sanft durch sein Fell strich. Zuerst hatte Kimba die Augen noch geschlossen und dachte an die letzten Bilder, von denen er geträumt hatte... es war ein merkwürdiger Traum gewesen, in dem Ereignisse aus der Vergangenheit und Gegenwart miteinander vermischt worden waren. Einige neue, unbekannte und teilweise unrealistische Situationen und Erlebnisse waren ebenfalls mit in seinen etwas wirren Traum eingeflossen. So träumte er beispielsweise davon, mit Zauberei gegen die Defragschen Truppen vorzugehen, die sein alter Rivale Klaue gegen ihn angeheuert hatte, um den erstmaligen Bau der Farm zu verhindern. Kimba schüttelte innerlich den Kopf. "Wie kann man bloß so einen Schwachsinn träumen?" fragte er sich noch im Halbschlaf. In dem Moment bemerkte er, dass da etwas nicht stimmte: Über ihm war nichts außer Luft und unter ihm war es weich und warm? Und das da unter ihm bewegte sich leicht auf und ab? Etwas schneller als gewöhnlich öffnete Kimba die Augen und stand auf. "Guten Morgen, Kimba," erklang eine Stimme, "Gut geschlafen?" Es war der Subco, auf dem Kimba gelegen hatte. Die Erinnerung an die Ereignisse des letzten Tages kamen wieder zurück. Kimba wußte wieder, dass der Subco ihm gestern einige wenige Dinge über das Imperium erzählt hatte, bevor er in einer längere, abschweifende Geschichte gewechselt war. Kimba erinnerte sich daran, dass er den Subco gefragt hatte, was denn das merwürdigste Erlebnis gewesen war, das er je erlebt hatte. Und der hatte ihm darauf von seinen Abenteuern in dieser "fremden Welt" erzählt, mit den vielen fabelhaften Wesen, der Magie, der Mission seiner Gruppe und schließlich dem Showdown an und in der "Schwarzen Festung". "Na du, die gestrigen Geschehnisse scheinen dir ja doch ganz gut zugesetzt zu haben, Kleiner," lächelte der Subco freundlich. "Es geht so," meinte Kimba, "aber ich hab ja gar nicht so viel über das Imperium und deine Rolle hier erfahren." Wieder lächelte der Subco freundlich. "Du bist wirklich neugierig. Also gut, einiges kann ich dir noch erzählen. Was willst du denn wissen?" "Erzähl mir doch einfach mal, was das "Imperium" ist!" schlug Kimba vor. "Das Imperium... ," begann der Subco, den Blick gen Himmel gerichtet, "ist eine gewaltige Macht, die schon große Teile dieser Galaxie beherrscht. Doch es ist nicht etwa ein Reich wie jedes andere. Nein - vielmehr ist es das einzige seiner Art. Es steht nämlich eigentlich keine Spezie hinter dem Imperium." "Häh?" "Nun, hinter der Defragschen Union stehen die Defrag. Die Defrag sind ja eine Spezie und diese Spezie ist eben die Defragsche Union. Ebenso die Rekarner. Alle Rekaner bilden zusammen die Rekarische Allianz. Alle Schiffe der Rekarischen Allianz stehen unter dem Kommando von Rekarnern. Auch die Regierung besteht nur aus Rekarnern. Dann gibt es noch die Föderative Gilde, die ein mittelgroßes Reich darstellt und aus 3 verschiedenen Spezies besteht. Doch auch deren Schiffe gehören eben den Völkern der Föderativen Gilde. Das Imperium jedoch ist da anders: Es steht keine Spezie hinter dem Imperium, die die Befehlsgewalt über die Schiffe hat, die die Regierung stellt oder so etwas in der Art. Das Imperium ist eine Welt, die einzig aus Maschinen besteht. Aus Robotern, Schiffen und Computern. Das Imperium braucht keine Planeten für irgendwelche Kolonisten, keine Quartiere für große Besatzungen der Schiffe. Der Großteil des Imperiums läuft vollautomatisch ab. Und dies ist auch der große Vorteil, den das Imperium seinen Mitgliedswelten gibt. Also Mitgliedswelten sind solche, die sich dem Imperium angeschlossen haben, beispielsweise um unter seinem Schutz zu stehen. Denn in jedem anderen Reich gibt es Machtkämpfe um die Regierungsgewalt, um die Befehlshoheit über die Flotte, um die Verteilung der Planeten an die einzelnen Mitgliedswelten zur Kolonisierung. Denn jede Spezie traut den anderen nicht über den Weg. Jede hat Angst, bevormündigt zu werden, beiseite gedrängt zu werden und eventuell unter der Herrschaft einer anderen Spezie zu stehen. - Nicht dass diese Angst unbegründet wäre... wenn eines noch unendlicher ist als die Weiten des Alls, dann ist es die Gier der einzelnen Spezies und jedes einzelnen ihrer Individuen - sofern eine solche Spezies überhaupt aus Individuen besteht." "Irgendwie hab ich jetzt immer noch nicht ganz verstanden, was nun eigentlich das Imperium besonderes darstellt..." "Nun, das hab ich auch noch nicht weiter direkt erklärt. Ich hab eher die Umwelt des Imperiums beschrieben, damit du jetzt auch verstehen kannst, welchen Vorteil eine Macht hat, die nicht für irgendeine Spezies steht. Der Vorteil ist, dass die Mitgliedswelten des Imperiums wissen: Das Imperium ist eine absolut neutrale Macht. Die Computergehirne des Imperiums bevorteilen keine Spezies. Warum auch, würde das doch nur zu Streitereien und Instabilität führen. Und sich selber erst recht nicht, da sie keine Spezies darstellen und damit auch nicht mit den anderen um Lebensraum konkurrieren. Auch muß keine der Mitgliedswelten je fürchten, von einem alten Rivalen mit Hilfe der Imperialen Raumflotte überrollt zu werden. Keine Spezies hat auch nur einen Funken Kontrolle über die Imperiale Flotte. Auch gibt es keinen Streit um die Verteilung der Planeten. Während in anderen Bündnissystemen die Spezien noch immer im Rahmen ihres eigenen Staates denken, gibt es im Imperium keine fest abgetrennten Lebensräume für einzelne Spezies mehr. Jede Spezie darf auf jedem Planeten einer anderen Siedeln, während das Imperium als Schutzmacht aufpaßt, dass damit kein Mißbrauch betrieben wird. So können die Welten, die sich dem Imperium angeschlossen haben unter seinem Schutze wachsen und aufblühen. Zwischen den frühesten Mitgliedsreichen des Imperiums hat sich mittlerweile ein reger Kultureller Austausch aufgebaut. Durch dieses friedliche Miteinander kann das Imperium selber weiter expandieren, seine Flotten verstärken und damit seinen Mitgliedswelten Sicherheit vor jedem anderen Aggressor bieten." "Hm... interessant. Aber wie ist denn dann eingentlich das Imperium entstanden, wenn es keine Spezie gibt, die dahinter steht?" "Das ist eine interessante Geschichte... . Ursprünglich gab es tatsächlich einmal sowas wie eine Spezies, die das Imperium aufgebaut hat. Doch es war nicht die komplette Spezies. Nur einige wenige erschufen die benötigten Algorithmen für die künstliche Intelligenz des Zentralcomputers. Ebenso waren es diese wenigen, die die Pläne für die ersten Imperialen Schiffe und Roboter entwarfen. Sie waren nämlich mit der Entwicklung ihres eigenen Reiches nicht sonderlich zufrieden gewesen und wollten sich daher als unabhäbgige Macht quasi selbstständig machen. Der Name dieser Spezies war: Die Hyphen. Sie waren eine äußerst aggressive, rücksichtslose Macht, die alles ausbeutete oder versklavte, was in ihrer Reichweite war. Fast so schlimm wie die Menschen." "Oh!" Kimba schien leicht erschüttert zu sein. "Die wenigen von ihnen, die dieses Vorgehen mißbilligten, erschufen quasi den Vorgänger des Imperiums. Sie brauchten auch diese hohe Automatisierung, da sie nur wenige waren und dennoch irgendwie ihre Schiffe steuern und pflegen können mußten. Als deren Regierung jedoch Wind von der Sache bekam, sahen sie den Fortbestand und die ungehinderte Ausbreitung ihrer Macht gefährdet und schickten die größten Teile ihrer Kampfflotte gegen diese kleine Gruppe. Zwar waren deren Schiffe und Anlagen denen der gewöhnlichen Hyphen weit überlegen, doch gegen eine kapitale Übermacht hatten auch sie keine Chance. So wurde fast das gesamte Imperium ausgelöscht - bis auf eine einzige kleine Basis, die auf einem fernen Planeten unbenutzt Raum und Zeit trotzte bis sie viele Jahrhunderte später von jemand anderem gefunden wurde. Die Hyphen wurden während dieser Zeit mit ihrer durch das ehemalige Imperium geschwächten Flotte in einen langjährigen Krieg mit ihren Nachbarwelten verwickelt, die ihre Chance zur Befreiung von der Vorherrschaft der Hyphen gekommen sahen. Dieser Krieg dauerte noch bis vor kurzem an." "Aha," meinte Kimba," und wer genau fand das Imperium und wie genau ist es dann so mächtig geworden?" "Nun... ," der Subco dachte eine Weile nach und fuhr dann fort, "ich selbst war derjenige, der das Imperium wieder entdeckte." "WAAASSS? Du?" Kimba staunte nicht schlecht. "Jetzt versteh ich gar nichts mehr... . Du sagtest doch, dass nur eine einzige kleine Basis vom ursprünglichen Imperium übrig geblieben war. Aber gestern hat eine Flotte aus imperialen Kriegsschiffen gleich zwei feindliche Armeen vernichtet. Das muß doch Jahrhunderte dauern, bis aus einer Basis eine Großmacht geworden ist, oder?" "Hat es auch," antwortete der Subco und sah in die Ferne, über die saftigen Hügel und Wälder des Dschungels hinweg bis in die totengelbe Savannen- und Wüstenlandschaft am Horizont. "Aber das kann doch nicht sein. Dann müßtest du ja auch hunderte von Jahren alt sein, oder?" "Das bin ich auch." Kimba musterte den Subco. Er sah aus, wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Nicht älter als maximal 25 Jahre. "Und wie alt bist du dann genau?" "248 Jahre," antwortete der Subco ohne jede Betonung, als ob es etwas völlig banales wäre. "So siehst du aber nicht aus." "Ich weiß." Kimba verzog das Gesicht. "Muß man dir denn jede Kleinigkeit aus dem Mund herausziehen?" "Ja." Kimba schaute ihn mit großen Augen entsetzt an. Der Subco erwiderte den Blick und lächelte. "So witzig finde ich das nicht. Immerhin will ich von dir etwas erfahren, dass durchaus ziemlich bedeutend für mich ist. Jemand der so mächtig ist wie du, muß auch mitgekriegt haben, dass ich nicht wirklich in diese Welt gehöre. Bis vor wenigen Wochen oder Monaten war ich noch in einer völlig anderen Welt. Da ist es doch wohl logisch, dass ich jetzt möglichst viel über das wieso und weshalb erfahren möchte, oder?" "Ja." Kimba funkelte ihn böse an und der Subco merkte, dass Kimba das wirklich nicht witzig fand. "Nun gut. Ich hatte auch eigentlich nicht vor, dir alles mögliche zu erzählen. Desto weniger du fragst, desto besser ist es für mich. Ich möchte dir eben noch nicht alles erklären." "Und warum das wieder nicht?" "Es könnte deine Entwicklung hier negativ beeinflussen. Du bist geistig einfach noch nicht für die volle Wahrheit bereit." "Du willst mir also erzählen, dass ich zu blöd für die Wahrheit bin?" "Das hat nichts mit Dummheit zu tun. Dumm wäre es nur, wenn du demjenigen, der dir und den Millionen Lebewesen auf diesem Planeten schon mehrfach das Leben gerettet hat, nicht vertrauen würdest. Du bist einfach noch nicht bereit, da dir noch viel Wissen fehlt. Wissen über dich selbst, Wissen über die Welt hier, Wissen über das Universum allgemein. Hab einfach noch etwas geduld, wenn ich dir deine Fragen nicht alle beantworten kann." Etwas angesäuert und desillusioniert schaute Kimba den Subco an. Aber er sah es ein: Der Subco war bestimmt nicht sein Feind, eher im Gegenteil. "Na gut," meinte er schließlich, "Also: Wieso siehst du so jung aus, obwohl du so alt bist?" "Ich altere nicht mehr. Die imperiale Technologie hilft mir dabei." "Dann bist du quasi unsterblich?" "Ja." "Wie ein Gott?" "Das wäre schön. Doch wenn man mir den Kopf vom Körper schlägt, bin ich eventuell wirklich tot." "Eventuell? Wie meinst du das?" "Wenn ich von meiner Technologie getrennt bin, kann ich eben nicht mehr regeneriert werden. Dann sterbe ich, wie jeder andere auch. Das habe ich gestern doch schon erwähnt, als ich von der fremden Welt erzähle..." "Ja, ich erinnere mich. Allerdings: Dort bist du auch nicht gealtert, oder?" "Ich war ja nicht so lange da, als das man es hätte sehen können, doch auch ich bin dort gealtert und wäre wahrscheinlich dort gestorben - glaube ich zumindest. Sicher bin ich mir nicht, du weißt ja, auf welche Art ich zurückgekehrt bin." "Stimmt. Das war wirklich seltsam... . Aber wie genau funktioniert denn dieses regenerieren?" "Nun, angenommen, ich werde versehentlich von einer 300 Millimeter - Granate getroffen. Das hätte gewöhnlich zur Folge, dass mein Körper nicht mehr so ganz funktionieren würde und ich relativ sicher sterben würde. Damit das nicht passiert, werde ich ständig von den Sensoren einer meiner Schiffe überwacht. In dem Moment, wo die Grantate mich trifft, werde ich vom Transportersystem erfasst und mein Gehirn - oder genauer: die elektrischen Ströme meines Hirnes - werden erfasst und durch ein Mikro - Wurmloch ins Schiff transportiert. Mein Körper bleibt auf dem Planeten und wird zerstört, mein Geist jedoch wird auf dem Schiff in einen Ersatzkörper transferiert, der 1 zu 1 genau dem entspricht, den ich auf dem Planeten gelassen hätte." "Dann müßtest du doch auch altern, oder?" "Nö, denn der Körper wird ein wenig modifiziert: Er wird aus einzelnen Zellen meines Körpers hergestellt und nur bis zu einem bestimmten Alter ausgebildet. Das sind bei mir etwa 25 Jahre Lebensalter. Dann wird per Nanotechnologie noch das Gehirn so modifiziert, dass es dem tatsächlichen, gealterten Stand entspricht, also mein Geist in Form der elektrischen Ströme verlustfrei auf das neue Hirn übertragen werden kann. Doch die Zellen selbst sind um vieles jünger als das jeweilige Original. Ausserdem werden Hirnzellen, die beispielsweise im Originalkörper durch die natürliche Alterung abgestorben sind, im neuen Körper beibehalten. Diese zustätzlichen Zellen schaden nichts. Im Gegenteil: Manchmal kann ich mich dadurch an einige Dinge erinnern, die mein älterer Körper vergessen hatte." "Hm... ," meinte Kimba, "klingt alles irgendwie logisch, doch ich verstehe nicht so viel von dieser Technologie mit den ganzen Zellen und elektrischen Strömen." "Du wirst es im Laufe der Zeit schon noch lernen, vertraue mir," meinte der Subco nur und lächelte ihn an. "Sag mal, wenn du derjenige bist, der das Imperium gefunden hat, müßtest du dann nicht eigentlich auch der Boss dort sein?" "Bin ich auch. Ich bin der Imperator des Imperiums." Kimba schaute den Subco an. Was hatte er da gesagt? Er war also nicht nur irgendein Kommandant über eine Einheit, er war quasi der König über dieses Reich, das 'Imperium' genannt wurde? Und der Imperator einer solchen Großmacht saß gerade jetzt neben ihm, ihm, dem kleinen weißen Löwen? Warum? Diese und noch haufenweise anderer, ähnlicher Fragen gingen Kimba im Kopf herum. "Aber... aber... ," stammelte Kimba, "das wußte ich nicht. Entschuldigt bitte, Euer Hoheit." Der Subco verdrehte die Augen. "Bleib mal lieber bei Subco. Denn genau das ist meine Aufgabe hier und meine primäre Funktion. Ich glaub, ich erzähle dir besser mal was über die Imperiale Kommandostruktur: Als ich das Imperium fand, bestand es bloß aus einer einzigen Basis. Hightech, aber verstaubt und leer. Als ich diese Basis wieder reaktivierte, begann der Zentralcomputer der Basis die Lage zu erfassen. Der Zentralcomputer steuert hauptsächlich die Schiffe, überwacht die Produktion, wertet die Daten der Sensoren aus und Koordiniert das Zusammenspiel der einzelnen Imperialen Einheiten. Diese Einheiten nennt man Zenturien. Es sind Multifunktions-Roboter. Die reparieren Schäden an den Schiffen oder sonstigen imperialen Einrichtungen, steuern einfachere Geräte und sind ansonsten für die Kampfbereitschaft gerüstet. Also sie sind quasi die Soldaten und Arbeiter des Schiffes oder der Basis. Und dabei auch die Einheit, die am meisten Befehle empfängt und am wenigsten verteilt. Der Zentralcomputer steht direkt über ihnen und koordiniert sie so, dass sie über die verschiedensten Standorte des Imperiums hinweg miteinander zusammenarbeiten können. Also wenn eine Basis Informationen über einen entfernten Sektor anfordert, weist der Zentralcomputer die nächstgelegene Schiffswerft an, einen Scout loszuschicken oder einen bauen zu lassen. Der Zentralcomputer übernimmt also die Millionen an ständig wiederkehrenden Routineaufgaben, die im Imperium anfallen. Er kann das Imperium über Tage, Monate, eventuell sogar über Jahre hinweg ordentlich führen und dafür sorgen, dass es seine Ziele erreicht. Doch selbst diese hochkomlexe künstliche Intelligenz kann auf Dauer nicht auf Situationen angemessen reagieren, die in der Programmierung nicht vorgesehen sind. Dafür ist dann die nächste Rangstufe verantwortlich: Ein Subco. Das Imperium kann über eine beliebige Anzahl an Subcos verfügen, der Zentralcomputer hat errechnet, dass zwischen 1 und 4 Subcos pro Galaxie optimal wären. Subco ist übrigens das Kürzel für Subcommander, also Unterkommandant. Ein Subco kümmert sich darum, dass ein Teil der Galaxie in Ordnung gehalten wird und besondere Missionen in eben diesem Teil erfolgreich vom Zentralcomputer durchgeführt werden können. Nun, und wenn es einen Subcommander gibt, der sich um einen einzelnen Bereich kümmert, muß es auch höhere Kommandanten geben, die sich um die allgemeine Ausrichtung und Strategie des gesamten Imperiums kümmern. Und genau das macht der Imperator. Und dieser wird aus einem der imperialen Subcos von dem Zentralprocessor empfohlen und, bei gefallen, von den anderen Subcos zum Imperator gewählt. Daher bin ich sowohl Subco als auch Imperator. Alles klar?" Kimba brauchte noch ein paar Sekunden, um das alles zu verdauen, nickte dann aber. "Weißt du zufällig auch etwas darüber, wie ich hierher gekommen bin? Früher war die Welt, in der ich lebte, anders. Und hier in dieser Welt, soll ich angeblich schon mal gelebt haben." "Ja, das ist auch richtig. Du hast schon sehr viel herausgefunden. Doch ein wenig wirst du dich noch gedulden müssen. In ein paar Monaten wirst du bereit sein - falls du es bis dahin nicht schon selber zum größten Teil herausbekommen haben wirst." "Hm," Kimba verzog das Gesicht. Das war offenbar eine der Sachen, die ihm der Subco nicht erklären würde. "Weißt du wenigstens, was aus den anderen geworden ist? Die großen Herden ausserhalb des Dschungels, beispielsweise?" "Ja. Die sind ein Schatten der Vergangenheit." "Du meinst, man hat sie umgebracht?" "Nein, das nicht. Zumindest nicht die, die du kanntest." "Aber leben tun sie nicht mehr, oder?" "Sie existieren nicht mehr." "Aber warum das alles?" Kimba schaute flehend den Subco an. Doch der wußte, dass er darauf keine Antwort geben könnte. Das war einfach nicht möglich. Noch nicht. "Soweit ich weiß, hast du hier schon mal etwas über deine Ahnen erfahren, Kimba. Soll ich dir noch etwas darüber erzählen?" Kimbas Blick erhellte sich wieder etwas. "Aber du wirst danach eventuell noch ein oder zwei Fragezeichen mehr in deinem Kopf haben." "Egal, erzähl!" "Hier, in dieser Welt, lebte schon einmal ein weißer Löwe namens Kimba, der dir auch bis auf das Haar genau glich. Ebenso lebten alle deine Freunde schon einmal hier. Mit ihnen zusammen baute jener Kimba hier sein Dschungelreich auf, in dem die Ideale seines Vaters nach Frieden und Freiheit seiner Bewohner verwirklicht wurden. Jener Kimba hatte auch zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Sie hatten den Namen Rene und Ruccio. Als der Kimba jener Zeit auf einer ziemlich unglücklich verlaufenden Mission zum Mondberg töflich verunglückte, führten sie die Geschicke des Dschungels fort. Einige Zeit später kam es zum großen Krieg. Zu dem Zeitpunkt waren bereits Chako und Rya der König bzw. die Königin im Dschungel, die Kinder von Rene und Ruccio. Sie waren dann auch diejenigen, die den Einwohnern dieser Gegend - so gut es ging - halfen, den Schrecken des Krieges zu entkommen. Doch später fielen auch sie in den zahllosen Angriffen, die die Menschen aufeinander starteten. Mit diesem Zeitpunkt war das Geschlecht der weißen Löwen ausgestorben, Kimba." Kimba schaute den Subco etwas schief an. "So etwas in der Art habe ich auch in so einer komischen Bibliothek in der Stadt gesehen. Aber wieso bin ich dann hier?" "Wie gesagt, noch darf ich dir nicht alles erzählen. Aber ich bin sicher, du wirst es in nächster Zeit selbst herausbekommen. Die Zeichen stehen gut dafür." Unzufrieden grummelte Kimba etwas und überlegte sich weitere Fragen. Vielleicht konnte er doch noch etwas herausbekommen. Doch er bemerkte bei dem Versuch, sich solche Fangfragen auszudenken, dass dies gar nicht so einfach war - zumal der Subco durchaus nicht auf den Kopf gefallen zu sein schien. "Sag mal, wie groß ist denn eigentlich das Imperium?" "Sehr groß. Die genauen Zahlen habe ich nicht im Kopf, aber es macht schon etwa ein Viertel der Galaxie aus. Und gerade in den nächsten zwei Jahren wird es nochmal stark an Größe gewinnen. In einer gewaltigen Schlacht habe ich einige alte Erzfeinde des Imperiums und Unterdrücker zahlreicher anderer Allianzen und Reiche vernichten können. Jetzt existiert keine Kraft mehr, die sich dem Imperium noch entgegenstellen könnte. Zudem hat auch niemand mehr Angst vor diesen Kräften, die das Imperium bekämpft haben, weshalb sich in letzter Zeit immer mehr Völker bereiterklärt haben, dem Imperium beizutreten." "Das muß doch eine ziemlich schwierige Aufgabe sein, das Imperium zu lenken, wenn es doch schon so groß ist. Hilft dir jemand dabei? Wer sind die anderen Subcos?" "Die anderen...?" der Subco versank ein wenig in Gedanken. Er schien abzuwägen, ob er Kimba darauf antworten sollte. "Nun," begann er schließlich, "theoretisch reicht auch ein einziger Subco, um das Imperium in der gesamte Galaxie zu überwachen. Ich bin bislang der einzige." Kimba war erstaunt. "Du bist der einzige? Umgeben von Maschinen? Ist das nicht irgendwie... ein komisches Gefühl?" "Man gewöhnt sich recht schnell daran." "Und du bist nicht einsam?" "Ich habe meist gar keine Zeit, mich einsam zu fühlen. Glaub mir, es gibt dort eine Menge zu tun. Und ausserdem kommt man ja immer mal wieder in diplomatischen Kontakt mit anderen Spezien. Da hat man auf manchem diplomatischen Zusammentreffen mehr Gesellschaft, als einem lieb ist. Wirklich." "Wenn du meinst. Und warum bist du dann hier, wenn du doch so viel zu tun hast?" "Hab ich auch," meinte der Subco und zum ersten Mal konnte Kimba erahnen, dass er ihn in Bedrängnis gebracht hatte. "Ich habe hier eine Menge zu tun." "Hat das zufällig etwas damit zu tun, dass du mir das ein- oder andere Mal das Leben gerettet hast?" "Ja, auch du bist ein Teil dessen, was ich hier zu tun habe." Es piepte plötzlich. Der Subco schaute auf ein Display, das am linken Arm seiner Uniform angebracht war. Kimba merkte, wie erleichtert er plötzlich schien. "Tut mir leid, Kimba, aber ich werde auf meinem Schiff gebraucht. Es ist mal wieder Ärger im Anmarsch." "Aha...," meinte Kimba nur, blieb aber bei seinem Verdacht. "Wir werden uns noch häufiger sehen, Kleiner," verabschiedete sich der Subco. "Holt mich hoch!" Wieder zog sich das kleine Wurmloch über den Körper des Subcos. Keine Sekunde später war er bereits nicht mehr auf dem Planeten. "Ich frage mich, wieso ich für ihn irgendwie wichtig bin. Vielleicht sollte ich da mal ne Nacht drüber schlafen," dachten sich Kimba und merkte, dass dieser Gedanke früh morgens eine zeitlich ungünstige Position hatte. ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 17 - "Der Mondberg" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)