November Rain von Lumi ================================================================================ Es war mitten in der Nacht als Yuki durch die menschenleeren Straßen lief. Tränen verschleierten ihr den Blick, sodass sie kaum etwas von ihrer Umgebung wahrnahm. Doch das störte sie nicht. Es war doch eh egal. Jetzt war alles egal. Sie war bereits so lange gerannt, dass ihr nun alles wehtat. Erschöpft blieb sie stehen und sah sich um: Sie stand in der großen und noch immer hellerleuchteten Fußgängerzone im strömenden Regen. Ihre schwarzen Haare, die ihr im Gesicht klebten, und all ihre Kleidung waren durch und durch nass. Sie fröstelte und setzte sich daraufhin direkt vor den Eingang eines Geschäftes. Schluchzend und zitternd saß sie nun da und versuchte ihren Kopf freizumachen von all den wirren Gedanken. Was war nur geschehen? Dies war nur eine der Fragen, die sie sich stellte. Sie fühlte sich alleingelassen. In ihrem Leben war schon länger nichts mehr so, wie es sein sollte, doch nun hatte sie auch noch ihren letzten Halt verloren. Das Verhältnis zu ihrer Familie war schon lange eine Katastrophe gewesen und auch in der Schule hielt sie sich nur noch mit Mühe, doch immerhin gab es doch noch ihre Freundin, der einzige Mensch, der ihr etwas bedeutete. Doch dies war nun auch Verganagenheit. Denn diese Person, für die Yuki einfach alles getan hätte, hatte sie von Anfang an nur ausgenutzt. "Du nervst, hau ab! Was denkst du denn schon, wer du bist?", das hatte sie gesagt als Yuki sich zu ihr und ihren tollen neuen Freunden hatte gesellen wollen. Dann machte sie ihr noch unmissverständlich klar, dass sie nur benutzt worden war. Weiter hatte Yuki nicht zugehört. Dies war vor etwas eineinhalb Stunden geschehen und seitdem war sie einfach nur gerannt. Sie hatte nicht gewusst, wohin sie eigentlich wollte und ließ sich deshalb einfach von ihren Füßen leiten, bis sie eben vor dem Geschäft einfach nicht mehr konnte. Plötzlich störte irgendetwas ihre Gedanken. da sie nicht so recht wusste, was es war, blickte Yuki auf und erschrak: Durch ihre geröteten Augen erkannte sie, dass direkt vor ihr ein Junge stand und sie neugierig anblickte. Überrascht wie sie war blieben Yuki die Worte im Hals stecken. "Hi!", sagte der fremde Junge, "Du kannst wohl auch nicht schlafen heut Nacht?". Yuki fehlten noch immer die Worte. Merkte dieser Junge denn gar nicht, dass sie gerade vielleicht lieber allein sein wollte? Doch dann fragte sie sich, ob sie das eigentlich wirklich wollte. Irgendwie hatte die Anwesenheit des Jungens etwas tröstliches. "Wer...wer bist du?", fragte sie leise. "Rei", erwiederte er. Nach einer längeren Pause fügte er dann hinzu: so nennt man mich jedenfalls.... Daraufhin setzte er sich direkt neben Yuki und so fand sie das erste Mal Zeit, ihn richtig zu betrachten: Er war schmächtig und blass, was durch seine längeren tiefschwarzen Haare und die komplett schwarze Kleidung noch unterstützt wurde. Seine Augen hatten einen schönen Grünton und funkelten freundlich. Irgendwie wirkte er auf Yuki eher wie ein Gespenst als wie ein normaler Mensch, doch sie war auch froh, dass er da war. Die beiden saßen eine Weile schweigend da, als Rei Yuki seine Jacke umhängte. Yuki war sehr gerührt darüber, denn so etwas fürsorgliches hatte sie bisher nicht kennengelernt. Es machte sie fst schon glücklich und ließ sie für einen Augenblick ihren Kummer vergessen. Mit der warmen Jacke um die Schultern wurde Yuki langsam schläfrig, als sie plötzlich eine Melodie ganz nah an ihrem Ohr wahrnahm. Rei hatte begonnen, auf einer Mundharmonica zu spielen. Es war ein schönes Lied, auf der einen Seite traurig und sehnsüchtig, doch gleichzeitig auch voller Erwartung und sehr tröstlich. Yuki schloss die Augen, um dem Lied absolut ungestört lauschen zu können. In ihrem Kopf entstanden warme Bilder. So eingelullt schlief sie bald ein. Als sie wieder aufwachte dämerte es bereits. Der Regen der letzten Nacht war verschwunden und alles war angenehm still. Schlagartig fielen ihr die Ereignisse der letzten Nacht wieder ein. Sie war noch immer in Reis Jacke gehüllt. Sie blickte neben sich, doch dort war niemand. "Rei?", rief sie ängstlich. Es versetzte sie in Panik, dass der Junge, der in dieser furchtbaren Nacht zu ihr stieß und sie tröstete nun einfach verschwunden sein könnte. Doch dann hörte sie aus einiger Entfernung wieder diese Musik. Sie schaute sich um und erblickte Rei, der mitten in der noch immer vollkommen menschenleeren Fußgängerzone stand und spielte. Als er Yuki bemerkte hörte er auf zu spielen und sah sie lächelnd an. "Kommst du mit?" fragte er. Für Yuki war es der Beginn eines vollkommen neuen Lebens. 2./3.2.2007 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)