Useless Pride von Vandra ================================================================================ Kapitel 39: Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung - Teil 1 ----------------------------------------------------------- Special 4: …herrscht Chaos und Ordnung Cayms Augen rasten hin und her, während er sich ohne Pause fest an seinen Dämon klammerte, die Wärme fühlte, die er brauchte - seine Versicherung, dass er noch nicht verrückt war. Mit Mühe versuchte er seinen Bruder zu ignorieren, der ihn mit weiten Pupillen wie ein Wunder anstarrte. Tränen waren in seinen Augen und Atris kniete mit immer tiefer gebeugtem Kopf auf dem Boden, dutzende Entschuldigungen auf den Lippen, während die lauten Schreie Caym immer wieder kurz zusammenzucken ließen. Chaos überrannte alles. Das Knurren der Truppen um sich herum, die voller Wut in die Ferne starrten, in der jetzt ein metallisches Glitzern zu erkennen war und die mit ihren Krallen, Waffen und allem was sie hatten vergeblich versuchten die unsichtbaren Mauern zu durchbrechen waren beinahe beängstigend. Verzweifelte Blicke der Menschen außerhalb, von Panik durchsetzt, begegneten ihm immer wieder, bevor sie sich etwas hinter ihm zuwandten. Schon im nächsten Moment knurrte Astaroth neben ihm immer lauter: „Engel, Engelspack“. Cayms Herz klopfte wild, raste immer schneller, als ob es seinen Hals erklimmen wollte. Das laute Pochen in den Ohren, wanderte seine Hand automatisch zum Stock, drückte so fest zu, dass sie schon schmerzte, ohne dass die andere die Sicherheit verließ, die sie hatte – Astaroths Hemd. Wieso war er hier, wieso waren die Engel hier? Diese Fragen führten seinen Blick gleich wieder zurück zu seinem wimmernden Bruder, der scheinbar von allen vergessen in einer Sicherheit war, die dieser Verräter nicht verdient hatte. Sein elendiger Bruder, der an jeder Misere Schuld trug, die sich in seinem Leben ereignet hatte, der an allem Schuld war. An allem Schuld. Langsam breitete sich dieses drückende Gefühl in seiner Brust aus, machte das Herzklopfen zu etwas anderem, zornigem, bis dieses Drängen, diese unbändige Wut mit voller Wucht aus ihm herausplatzte: „Du verdammtes elendiges Aas, du selbstsüchtiger Trottel. Was hast du getan? WAS HAST DU GETAN? Wolltest du mich töten, wolltest du mir alles nehmen was ich jetzt habe? Was wolltest du, verdammt noch mal? WAS? Du elender, verfluchter verdammter…du bösartige verräterische Made“ Er kochte fast über, spürte nur noch Zorn und das laute Pochen in seinen Schläfen. Eine Antwort wollte er, irgendetwas, nur nicht diesen Blick nach unten, diese gemurmelten, sinnlosen „Es tut mir leid, ich hatte keine Wahl“, hören. Jedes Wort brachte ihn näher zu seinem Bruder; sein Stab inzwischen zu voller Größe gewachsen schwebte dabei gefährlich in der Luft, zitterte im Takt mit seinem Herzschlag. „Sag etwas, sag irgendetwas Sinnvolles, bevor ich mich vergesse“ Wie zur Untermalung knurrte dabei Aki bei jedem Wort immer lauter und ließ Atris zusammenzucken „Du hast mich in die Welt der Dämonen, in die vermeintliche Hölle, den Tod verbannt, nein, verkauft. Du hast mich für das verurteilt, was ich dort gefunden habe und jetzt nimmst du es mir? Du willst mir Astaroth nehmen, weil er…weil du…warum? WARUM? ANTWORTE ENDLICH, VERDAMMT!“, schrie er, brüllte so laut er konnte mit diesen verdammten Tränen in den Augen. Doch das einzige was ihm begegnete war das elendige Schweigen in dem Chaos der Geräusche um ihn herum, in dem Schreien und den Rufen, die er nicht verstand. Alles was da war, war das Pochen in seinem Kopf, der Druck dort und in der Brust, in der es brannte. Feuer, Wut, war alles, was er noch kannte. Seine Lippen zitterten, während der Stock immer wilder durch die Luft schwang, bis er endlich mit einem lauten Schrei voller Wucht auf die Erde niederraste, dagegen krachte und dieses elendige Aas nur knapp verfehlte. Doch es war nicht genug. Sein Fuß schnellte hoch und traf Atris Seite, wütend hineingerammt. „Du verdammtes Aas, du Made, du verdammter…“, fluchte er mit Tränen in den Augen und zitternden Händen, die ständig danach trachteten, dieses Aas zu schlagen, den Frust loszuwerden. Keine Antwort kam, keine Beruhigung für ihn und schon hob sich sein Fuß erneut, bis eine sanfte Berührung fast schmerzhaft alles verpuffen ließ und ihn die Realität zurückriss. Die warme Brust an seinem Rücken war alles, was jetzt noch existierte. „Engel, mein Kleiner, Engel. Vergiss diesen Wurm hier im Moment – er wird seine Strafe bekommen und tausendmal leiden, wenn ihn sein Schicksal am Schlachtfeld nicht erwartet. Du bist alles was zählt…wir haben keine Zeit“, drangen die Worte an sein Ohr, beruhigten ihn wie die Krallen, die langsam über sein Hemd fuhren. Sein Verstand war wieder klarer, seine Aufmerksamkeit war wieder da und fiel auf das Meer aus Weiß, das langsam viel zu klar erkennbar wurde zwischen dem Blinken der unzähligen Schilde. Meter um Meter drängten die Truppen näher, umgaben die auf den Pferden thronenden Engel wie eine Schutzmauer. Dumme Menschen… „Engel…verdammt…“, flüsterte er geschockt. Sie waren gefangen, gefangen in einer Glocke, die jeden Moment zusammenbrechen konnte – an vorderster Front. Hinter ihm rief Atris Frau immer lauter, bellte Anweisungen. „Bleibt hier, bleibt stark. Kämpft hier für eure Freiheit oder geht unter in der Herrschaft derer, die nur ihre Regeln zulassen. Wer flieht wird von mir persönlich getötet“, drohte sie jetzt, schwang ihre zwei Schwerter hin und her, um mit ihnen auf einen Deserteur zu zeigen, der schnell rannte, weg von dem Tod, der gleich alles beherrschen würde. Caym wunderte sich nur kurz, denn im nächsten Augenblick fällte ein Pfeil den Fliehenden fast geräuschlos. Die Dämonenwelt war auch nicht grausamer… „Haltet die Stellung! Folgt meinen Anweisungen! Haltete die Stellung!“, kommandierte sie scharf, während sich viele nur noch verzweifelter umschauten, Augen voller Angst und Furcht. „Öffnet die Augen, ihr Blinden, werdet sehend! Hier, mitten unter euch steht der große Beschützer, der große Caym inmitten einer Armee von Dämonen, die ihm gefolgt sind, um uns beizustehen. Es ist wie prohezeit: Wenn ihr glaubt und kämpft, dann wird er in eurer größten Not erscheinen und euch beistehen. Kämpft mit allem was ihr habt, dann wird der große Caym mit uns siegen, wird diesen geflügelten Geiern zeigen, wo ihr Platz ist! KÄMPFT!“ Das hier war unglaublich, unglaublich dumm. Eine Predigt, in der er ein großer Retter der Menschen war und die alle Blicke auf ihn lenkte. Als ob jemand sie ausgewechselt hätte, wurden alle ruhig, starrten viel zu lange in seine Richtung, bis ein Freudenschrei nach dem anderen voller Inbrunst geschrieen wurde: „Der Beschützer!“, und alle grimmig ihre Waffen umfasste. Nirgends war mehr die Angst zu sehen, nur Entschlossenheit und dieses merkwürdige Glühen in den Augen, das er schon viel zu gut kannte und ihn immer noch erschreckte. Doch bei Atris Frau fehlte es gänzlich, als sie sich Schritt für Schritt dem Kreisrand näherte, alles um sie herum in wahre Blindheit umschlug, die wahre Gefahr von allen ignoriert wurde. Sahen diese Dummen nicht die Dämonen, die Engel, die sie jederzeit töten konnten? Neila war die einzige, die alles steuerte, die nicht blind an ihre Worte glaubte und diejenige, die alle Befehle erteilte und immer näher an den Rand rutschte. Was war hier los? „Beschützt Caym um jeden Preis“, schreckten ihn ein Befehl und das Fehlen von Wärme auf. Die Hände, die ihn halten sollten, waren nicht mehr da und eine unerklärliche Furcht beschlich ihn, eine Vorahnung, als er seinen Astaroth mit riesigen schwarzen Flügeln hinter sich erblickte, riesige Heere im Hintergrund. „Nein, bleib bei mir…“, flüsterte er, schüttelte den Kopf und wollte nach ihm greifen, als sich sein Dämon schon auf Hiuma schwang. Das blaue Schwert blitzte auf. Und jetzt war es zu spät. Die Unterstützer der Engel marschierten zielstrebig an ihnen vorbei, kreisten sie so ein, während sie sie halb ignorierten. Neila war ihr Ziel, während diese gerade am Rand des Kreises stand, nur noch eine Fuß breit entfernt von dort, vom Ende der Mauer zwischen ihnen und den feindlichen Truppen, die sie umkreist hatten… Caym riss panisch die Augen auf. „NEIN! Verdammt! Ker, Tritei…irgendjemand…ich will…ihr müsst ihn beschützen, um jeden Preis!“, schrie er, als ihm klar wurde, was Atris Frau vorhatte, während sein unfähiger Bruder noch immer zitternd und regungslos fast neben ihm saß… „Du Aas…Du Aas…Du Aas…Du wolltest Astaroth kämpfen lassen, du wolltest ihn opfern für deinen Erfolg, wolltest mir alles nehmen, was ich noch habe. Ich werde dir nie verzeihen, nie wieder, du Made. VERDAMMT! Ich werde Astaroth nicht aufgeben!“ Bei den Worten ergriff er ihn am Hemd, zerrte ihn mit einer Hand hoch, schnaufte, zitterte, als er seinen Astaroth auf dem Nachtmahr sah, wie er die Trupen um sich versammelte. Ein Stich in seinem Bauch, ein grausames Ziehen zuckte durch seinen ganzen Körper. Das konnte nicht wahr sein. Er konnte nicht mehr und ließ los. Im gleichen Moment ballte er seine Finger zu einer Faust und schlug mit aller Kraft, die er hatte gegen Atris Gesicht. Ein Schrei war zu hören, der Idiot taumelte nur, während seine eigene Hand brannte, und die Made wagte es dann sogar zu sprechen: „Es tut mir…Caym, ich hatte keine Wahl. Er ist mächtig und er war unsere einzige Möglichkeit, das hier zu erhalten, unser Sibu zu erhalten. Ich wollte mich ihm opfern, um meinen Fehler wieder gut zu machen und nicht noch einen Unschuldigen zu…aber jetzt bist du da, du bist wieder da und lebst und bist endlich wieder zurück in deiner Heimat…“ Er wollte es nicht hören, wollte diese Idiotie seines Bruders nicht hören und den hoffnungsvollen Blick nicht sehen, während sein Dämon sterben konnte. „HEIMAT? Du Vollidiot! Meine Heimat ist dort wo Astaroth ist – und daran bist du schuld. Und jetzt hast du…du hast uns in eine Falle gelockt, du hast uns…du IDIOT! Euer Plan? Erledigt eure Angelegenheiten gefälligst selber, verdammt noch mal. Ich werde dir nie mehr verzeihen, aber wenn du jetzt nicht eine Waffe nimmst und kämpfst, werde ich dich auf der Stelle für das umbringen, was du getan hast. Und ich werde mich nie von Astaroth trennen…“, fauchte er dieses Aas an, griff sich ein Schwert eines seiner Untergebenen und drückte es Atris in die Hand. „Kämpf selbst du Vollidiot!“, erklärte er noch, drehte sich um und ließ seinen verdatterten Bruder stehen, ohne ihn weiter zu beachten. Doch lange hatte er keine Ruhe, denn schon im nächsten Moment hallte die viel zu laute Stimme eines ihm viel zu bekannten Wesens über die Ebene. „Dämonen? Das ist keine Gefahr, solange ihr auf unserer Seite steht. Glaubt an uns und ihr werdet siegen. Aber seht ihr, wie diese Verräter die Welt immer weiter schädigen und euch alle in Gefahr bringen? Sie wollen euch in die Verdammung ziehen, euch verkaufen. Kämpft, löscht sie aus und…“, stoppte die Stimme, die nur von Kyriel kommen konnte, als dessen eisblaue Augen ihn erblickten und die Flügel wild anfingen zu flattern. „ER? ER ist hier? Der Erzverräter Caym ist hier unter seinesgleichen, unter den Dämonen, denen er sich willig angeschlossen hat, mit denen er ekelhafte Orgien praktiziert. Der Verderber, der Erzverräter ist hier! Bringt ihn um, bringt ihn mir tot oder lebendig. Tötet ihn! Der, der das vollbringt, wird mit mir auffahren in den Himmel! Greift an, tötet sie alle! Für eure Sicherheit! Für euer Seelenheil!“ Daneben flatterten die anderen Engel auf ihren schneeweißen Pferden genauso wild mit ihren Flügeln, zückten ihre roten Schwerter und murmelten grausam klingende Flüche. „Ehrt ihn, ehrt den Beschützer, der hinabstieg in die Tiefen und dort für uns sprach. Ehrt den Beschützer, der kommen wird, wenn wir in unserer größten Not sind – solange wir nur glauben! Ehrt den Beschützer, an dessen Seite die Dämonen kämpfen, die ihn beschützen und lieben. Ehrt ihn, denn er wird die Weißen zertreten, die Flügel brechen und uns die Freiheit schenken. Kämpft mit allem was ihr habt und ihr werdet an seiner Seite die Erlösung finden!“, brach ein unpassendes Lied durch all die Flüche hindurch. Der merkwürdige Singsang wurde von einer Truppe ganz in tiefes Rot gekleideter, schwer gerüsteten Menschen vollführt, bei denen nur die braunen Streifen etwas anders als Blut erahnen ließen. Die riesigen Waffen wirkten zu groß, zu unhandlich. „Für den Beschützer!“, schrieen sie, standen einen Moment lang wie erstarrt in seiner Nähe, verbeugten sich, um dann mit einem entrückten Lächeln nach vorne zu stürmen. Und damit setzte sich alles in Bewegung, schneller und schneller. „Tötet sie, Tötet sie alle. Für die Engel“, riefen die Feinde und schwangen ihre Speere. Der blaue Mond auf den Schilden fuhr zitternd hin und her, minderte das grausame metallische Glitzern nur wenig. „Verdammt…“, fluchte er noch, als alles vor seinen Augen endgültig zusammenbrach. Der Wind wurde plötzlich stärker, blies, bis alles in einem lauten Knall endete, der die ganze Umgebung mit enem Beben erschütterte. Und dann sah die Welt eigenartig klar aus – und es wurde ihm so schmerzlich bewusst: Der Schutz war weg. Die Dämonen stürmten wild knurrend und brüllend vorwärts, rammten ihre Speere, Schwerter, Waffen mit voller Wucht in die überraschten Feinde, spießten die Träger mitsamt den Schilden auf. Siegesschreie hallten bis zu seinen Ohren, als der Boden anfing sich schon jetzt rot mit dem Blut von Menschen zu färben. Der Kampf hatte begonnen. Schwert prallte auf Schild, auf Schwerter, die zerbrachen und sich in Fleisch bohrten. Beine verloren den Halt, Arme fielen nutzlos zu Boden und zuckten dabei noch weiter, zogen eine Spur aus Blut mit sich und hinterließen kreischende, schmerzverzerrte Opfer. Immer wieder wurden weiße Knochen sichtbar, so unschuldigen im Vergleich zu dem Rot, dass rundherum floss. Mit wuchtigen Schlägen wurden Gließmaßen in unglaubliche Winkel gezwungen, von schweren Waffen getroffen, verbogen bis sie nach hinten schnappten. Caym schluckte, versuchte auf etwas anderes zu schauen. Das hier war ein Gemetzel, ein Schlachtfeld, auf dem Rot die einzige Farbe war, die noch herrschte, Schmerzensschreie, Krämpfe und Flüche allgegenwärtig wie der Tod. Und immer wieder kamen Bilder, Ängste, wie Astaroth etwas passieren konnte, wie er blutüberströmt da lag und ließen ihn nicht mehr los. Caym drückte so fest den Stock in seiner Hand wie er konnte, um sich wieder zu beherrschen, suchte verzweifelt Astaroth, bis er ihn entdeckte: Das blaue Schwert so unglaublich schnell hin und her geschwungen, dass es nur noch eine blaue Spur war, schmetterte einen nach dem anderen nieder, ohne dass jemand reagieren konnte. Doch es waren so viele, so unglaublich viele Gegner. Auf einmal rissen ihn Schreie und das Klirren von Waffen aus seiner Trance, während er niedergeworfen wurde und unsanft auf den Boden prallte. Er fühlte flüssige Wärme, die gleich darauf auf ihm klebte und metallisch stank, viel zu bekannt war. Er tastete mit den Fingern danach und erschreckte. Blut. Einer seiner Männer lag tot neben ihm, Augen starr, doch mit einem Lächeln auf den Lippen trotz des riesigen Schwertes, das in seinem Bauch steckte, gehalten von den zerschnittenen Händen. Andere seiner Soldaten stürzten sich voller Wut auf die weiß gekleideten Menschen, die viel zu nah waren, die sie umkreist hatten und Astaroth in den Rücken fallen konnten, wenn… „Verdammt! VERDAMMT! Angriff! Haltet sie zurück! Haltet Astaroth den Rücken frei, tötet diese vermaledeiten Engel, tötet ihre Unterstützer…tut es für mich! Tut es für euren Fürsten Caym!“, brüllte er verzweifelt und rappelte sich unter seinem toten Untertan wieder auf, um noch zu sehen, wie sich fast alle seiner Untertanen auf die Menschen stürtzen, die er gemeint hatte. Aki neben ihm heulte laut auf, knurrte und sprang den nächsten an, der ihm unter die Zähne kam. Mit einem lauten Knacken brach etwas, stürtze der Mann gurgelnd zu Boden, zwischen den großen Hauern nicht wirklich sichtbar und doch schon wieder vergessen, als Askavi seine blutverschmierten Zähne in den nächsten Körper rammte. Ein Zischen viel zu nah an seinem Kopf vorbei, erinnerte ihn wieder daran, dass er nicht denken sollte - sondern handeln musste. Schnell duckte er sich, schwang seinen Stock in weitem Bogen dorthin, wo der Feind sein musste und spürte den Widerstand, als dieser mit voller Wucht gegen sein Ziel prallte und jemand neben ihm umfiel. „Achtung!“, hörte er noch gerade rechtzeitig, sprang so schnell wie möglich zur Seite, bevor ein Schwert genau dort vorbeifegte, wo er gestanden hatte. Wieder raste der Stock durch die Luft – nur um mitten auf einem Schild abzuprallen. „Verdammt, töte doch endlich schneller“, ärgerte er sich über seine Waffe, sprang zurück, duckte sich und lief ein paar Schritte weg. Er drehte sich um, wollte wieder zuschlagen, doch sein Feind lag schon am Boden, wand sich voller Verzweiflung, gefällt von anderen und hielt die Finger über eine riesige klaffende Wunde gelegt, durch die etwas Pochendes zu sehen war. Caym wandte sich wieder um, versuchte die Bilder zu ignorieren, die Realität zu ignorieren und schwang lieber weiter seinen Stab, der sofort krachend auf einen Hals traf, der sich unnatürlich verdrehte. Keine Zeit blieb ihm, keine Zeit für Gedanken oder Gefühle. Er musste seinen Stock wieder hochziehen und in hohem Bogen auf den nächsten niedersausen lassen, zurückspringen und sich ducken, um nicht mehr als Kratzer zu erleiden. Wieder und wieder sprizte Blut und noch andere Sachen, die er lieber nicht sehen wollte, durch die Gegend. Trotz aller Mühe, trotz aller Toten, die am Boden lagen, aller Verwundeten, die sich schon in Schmerzen wanden, wurden es nicht weniger Gegner, sondern mehr. Immer schwerer atmend fühlte er langsam, wie er unter der Anstrengung ermüdete, wurde unachtsam. Mit einem lauten Schrei wurde er getroffen, verletzt von Waffen – immer wieder – und nur noch das laute Rauschen in seinen Ohren verdrängte alles und peitschte ihn unerbittlich weiter. Die Wunden pochten und zogen, schmerzten und machten es ihm langsam schwerer sich zu bewegen, während er immer öfter nach Astaroth Ausschau hielt, der wild kämpfte. Etwas in seinen Augenwinkeln blitzendes ließ ihn umfahren. „Verdammt…Verdammt“, keuchte er, duckte sich schnell unter einem langsamen Schwert. Er stieß den Stock mit aller Gewalt nach vorne, ignorierte seine krampfenden Muskeln, die jetzt endgültig zu versagen drohten und sich nur noch durch seinen Willen bewegten. Mit einem lauten Krachen prallte sein Stab auf den Schild, rutschte durch seine viel zu müden Finger, rutschte, nach hinten schoss und klappernd auf die Erde hinter ihm fiel. Verzweifelt starrte er kurz auf seine leeren Hände, sah wie sich das Schwert wie in Zeitlupe hob und griff mit letzer Hoffnung auf seinen Oberschenkel, der gerade anfing zu kratzten und jucken. Dort, fast vergessen, bewegte sich der Dolch, bohrte langsam erste Ranken in seine Kleidung und krallte sich bei der ersten Berührung an seinem Arm fest. Panisch, ohne Zeit, die Waffe nur noch wenige Augenblicke von seinem Gesicht entfernt, ergriff er die letzte Hoffnung. Geduckt hechtete er nach vorn, schloss seine Lider hoffungsvoll, verzweifelt. Die Waffe zischte aus ihrer Halterung nach oben. Caym drehte sie einmal, um sie dann mit weit geöffnetem Mund und einem lauten Stöhnen mit aller Kraft nach vorne zu rammen. Der Schrei noch auf seinen Lippen, die Augen langsam wieder öffnend, konnte er fühlen, wie er auf Widerstand traf und ihn durchbrach. Langsam, so unglaublich leicht bohrte sich die Waffe durch die Rüstung in die Haut, immer tiefer und rutschte noch weiter. Der Angreifer taumelte nach hinten, die Augen im Schreck aufgerissen, während das so große Schwert nutzlos in der Bewegung verharrte und schließlich zu Boden fiel. Dann fing es an. Aus dem Dolch fingen die Ranken an zu sprießen, verbreiteten sich in unglaublicher Geschwindigkeit und bohrten sich in den Feind, drückten seine Hand weg, bis er los ließ. Immer mehr, immer schneller vermehrten sie sich. Er kannte es, doch es war jedes Mal erschreckend und er schluckte, atmete heftig, in der Bewegung erstarrt, während die grünen Tentakel den Körper vor ihm in eine wuselnde Masse verwandelten, starrte viel zu lange. Ein Lufthauch auf der Seite brachte ihn mit einem Schlag wieder zur Vernunft. Er duckte sich wieder schnell, sein Kopf raste hin und her, suchte nach einem Weg und fand das Glitzern seines Stockes. Über ihm zischte eine Axt hinweg, skalpierte ihn fast, verfehlte ihn nur um Haaresbreite, bevor ein letzter verzweifelter Schrei zu hören war und er endlich seinen Stab unter seinen Handballen spürte. Er griff hoffnungsvoll zu, rollte sich weiter und schlug noch am Boden liegend nach oben – und traf. Die Beine des Angreifers krachten, gaben unter der Last über ihnen nutzlos nach und fällten den Riesen mit der Axt, der noch im Fallen von einem Schwert geköpft wurde. Ein kurzer Blick und er sah einen seiner ständigen Schatten – Ker – der kurz grimmig schaute, ihm eine Hand reichte und ihn hoch zog, bevor er sich wieder umdrehte, seine immense Waffe weiter schwang und dabei rote Tropfen durch in alle Richtungen schleuderte und zwei Feinde auf einmal köpfte. Das spritzende Blut fand keinen unbefleckten Platz mehr und Ker verschwand wieder so schnell im Gemetzel, dass es fast Einbildung hätte sein können. Gerade als er sich aufrichten wollte, entdeckte er aus den Augenwinkeln die Köpfe, die noch am Boden lagen, die Gesichter, die ihn nur kurz anstarrten, während die Augen noch wild hin herrasten, unglaublich geweitet. Caym schüttelte sich kurz, versuchte den Knoten zu schlucken, der sich gerade in seinem Hals bildete und seinen Mageninhalt bei sich zu behalten, während er sich aufrappelte und wegdrehte. Nur noch auf das konzentrieren, was wichtig war, nur noch kämpfen und alles andere ignorieren. Keine Gefühle… Und schon sprang er wieder zur Seite, bevor er getroffen werden konnte, wich dem Schwert aus, das sich ihm genähert hatte und schwang seinen Stock in einem weiten Bogen nach oben. Es reichte nicht aus, zu langsam und er wurde gestreift, fühlte wie seine Haut brach und Blut heraustropfte, gerade als er den Widerstand spürte und der Feind getroffen zu Boden fiel. Sein Atem ging jetzt schneller und schwerer, zu viele Feinde in seiner Gegend, zu oft getroffen, bis neben ihm endlich die Ranken seines Messers aufhörten sich wie etwas Lebendiges um ihr Opfer zu winden, seinen Blick abzulenken und anfingen Knospen zu bilden. Nicht mehr lange, und die größte Grausamkeit würde auch in der Menschenwelt ihren Platz finden. Nicht mehr lange, und sie würden die größte Möglichkeit bekommen, die einzige. Nicht mehr lange, und sie würden alle in Gefahr sein. Immer wieder schüttelte er den Kopf um die Bilder zu vertreiben, die ihm dabei kamen, die unnötigen Gedanken, die ihn ablenkten. Unvorsichtig schreckte er hoch, als neben ihm jemand aufstöhnte und sah noch, wie einer seiner Untergebenen getroffen zu Boden fiel. Ein Speer ragte aus dessen Seite, nur Zentimeter von seiner eigenen Brust entfernt gestoppt. Er schüttelte den Kopf, schrie auf und schlug seinen Stab voller Wut in die Richtung des Angreifers und traf. Der Schädel barst under der Wucht, platzte auf, bis rote, graue Masse hervortrat. Der Gegner fiel sofort tot nieder und offenbarte jetzt dahinter das, was er die ganze Zeit befürchtet hatte. Die erste so unschuldig aussehende Blüte fing an sich zu öffnen und zog verwunderte und bewundernde Blicke der Menschen auf sich, so harmlos wie sie schien. Dumm, so dumm. Alle Dämonen ließen sich wie tot fallen, starrten ängstlich auf das Schauspiel, bis die Blüte schließlich in voller Pracht erstrahlte. Ein leiser Knall ertönte, lautes Zischen war zu hören, während noch immer keiner der Menschen sich rührte. Alle die gerade eben noch fasziniert das Schauspiel betrachtet hatten, fielen jetzt gurgelnd und keuchend zu Boden, kratzten wie wild an den Stellen, an denen sie getroffen wurden. Sie starrten nach vorne, suchten einen Ausweg, den es nicht gab. Caym wusste, sah, wie ihnen das Leben ausgesogen wurde, die grünen Adern sich durch die Körper schlängelten und auf ihrem Weg nur Blässe hinterließen. Die letzten Schreie verstummten kraftlos, verzweifelt schlugen die Menschen noch um sich, versuchten sich über den Boden zu zerren, bevor sie von den jetzt sprießenden Tentakeln aufgespießt im Boden verankert wurden und sich in letzten Qualen wanden. Münder weit geöffnet, von Schaum bedeckt, verstummten sie schließlich – Augen weit aufgerissen und reinweiß, die Haut blass und fahl, jeder Farbe beraubt – tot. „Oh Gott, OH GOTT!“, hallten jetzt Rufe über die Ebene, klirrten Schwerter und Schilde aufeinander, achtlos zu Boden geworfen, während die Besitzer panisch davonzulaufen versuchten. Mit weit aufgerissenen Augen rannten sie so angsterfüllt davon, so egoistisch, dass sie selbst ihre Kameraden umrannten, sie niedertrampelte, wenn sie fielen, nur um zu entkommen. Caym schüttelte den Kopf. In Panik vergessen rannten sie selbst den Dämonen in die Arme, nur um wehrlos zerfetzt zu werden. Doch es war zu spät für sie, für alle, die davonrannten. Die Blumen öffneten sich langsam zu voller Blüte… „AAAACHTUNG! DUCKEN!“, brüllte er so laut er konnte, hörte Aki neben sich aufheulen und betete nur noch, als er nach vorne hechtete und auf den Boden prallte. Immer wärmer, immer heißer wurde die Luft um ihn herum, nahm an Geschwindigkeit zu und fegte über ihn hinweg. Mit einem Beben, einem ohrenbetäubenden Knall, pfeiften und zischten die Geschosse über ihn hinweg, während er seinen Kopf verzweifelt in den Boden drückte, weil er das Schauspiel nicht sehen wollte... Astaroths Kopf schnellte nach hinten, wo die Rufe seines Kleinen sich über den Kampflärm erhoben hatten, bevor dieser sich auf den Boden warf. Den Gegner, den er gerade mit einem sauberen Streich tötete, war für ihn unwichtig, vergessen, als er bemerkte, wie dort alle in Panik ausgebrochen waren, die Menschen sich wie nutzlose Idioten gegenseitig zu Tode trampelten und die Dämonen sich niederwarfen im Angesicht sich windender Tentakel. Auf den Ranken waren schon glitzernde Blüten erkennbar, die inzwischen nur noch Momente davon entfernt waren, sich zu öffnen und damit Cayms Symbol widerzuspiegeln. „RUNTER!“, schrie er den Befehl, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schlug den nächsten Angreifer mit einem kräftigen Hieb nieder, ignorierte das, was in seine Richtung spritzte und herausquoll nicht, sondern sprang von Hiuma. Wie ein Stein ließ er sich fallen, zog Hiuma mit sich herunter. „RUUUUNTER! SOFORT!“, hallte sein Ruf über die Ebene, wurde von seinen Truppen aufgegriffen und laut, eilig wiederholt. Jeder der Dämonen, der es hörte, fiel wie getroffen zu Boden, während die Feinde ratlos Sekunden untätig dastanden, nur wie das Schlachtvieh, das sie waren im Angesicht der Gefahr starrten. „RUNTER!“, hörte er jetzt einen der idiotischen Engel noch schreien – doch zu spät. Die heiße Luft fegte in einem Schwall über ihn hinweg, der Knall klingelte in seinen Ohren wieder, geflolgt von dem unablässigen Zischen von Geschossen. Lautes Brüllen, verzweifletes Gurgeln folgte, schmerzverzerrte Rufe waren überall zu hören. Neben ihm krachten die ersten sich wild kratzenden Menschen röchelnd auf den Boden, ruderten mit den Händen, griffen nach Luft, ohne eine Erlösung zu finden. Durchzogen von grünen Tentakeln, immer bleicher im Angesicht des Todes und überzogen von blutigen Wunden, mit ihren Nägeln weiter über die Haut fuhren, bohrten, während sie vor Schmerzen schrieen. Einige ergriffen ihre Waffen, stachen damit durch ihre Haut, versuchten sich die grün überwucherten Gliedmaßen abzuschneiden – ohne jeden Erfolg. Glasige Augen starrten voller Angst und unfokusiert in alle Richtungen, rasten hin und her in den von Entsetzen zerfurchten Gesichtern. Von Krämpfen erschüttert zuckten die Gefallenen noch mit dem ganzen Körper, die Münder am Schluss nur noch zu stummen Schreien geöffnet, schluckten panisch, ohne Luft zu bekommen. Der ganze Boden war inzwischen von einer Masse an sich windenen, von grünen Tentakeln überzogenen Menschen übersäht. Perfekt. Zufrieden lächelnd stand Astaroth jetzt langsam auf und betrachtete kurz das Schlachtfeld, auf dem die wertlosen Menschen das Schicksal ereilt hatte, das sie verdienten. Doch es waren noch zu viele am Leben, abgeschirmt von den jetzt fast toten Opfern, die am Boden ihre letzten Minuten so erlebten, wie sie es verdient hatte. Sein Fuß schlug gegen einen, der seine Hand in seine Richtung auszustrecken wagte und wandte sich um. Jetzt war die richtige Zeit. Nutzlos und dumm standen die Überlebenden geschockt herum, bereit abgeschlachtet zu werden. Perfekt. „ANGRIFF!“, rief er und wusste, dass der Sieg ihnen gehörte. Wie eine Einheit sprangen die Dämonen daraufhin auf, fingen an die ahnungslosen Idioten niederzuschlagen, niederzumetzeln, während diese nur erstreckt starrten. Er selbst jedoch suchte nur seinen Kleinen, schwang sich auf sein Pferd und ritt los, bis er ihn endlich erblickte: Caym richtete sich gerade auf, starrte mit großen Augen und schnellem Kopfschütteln auf das Schlachtfeld, hielt sich den Kopf, bevor er sich wieder zu fangen schien. Umgeben von grimmig schauenden Dämonen, die Lobeshymnen anstimmten und scheinbar unverletzt. Den Stock schwang sein Kleiner gleich wieder durch die Luft, wild hin und her, bis er gegen den nächsten Gegner krachte und sein Partner sich geschickt duckte. „Fürst Caym zu EHREN!“, war von den Dämonen zu hören, wurde ständig lauter über das Schlachtfeld gerufen und selbst von seinen eigenen Truppen aufgenommen. Wie in Trance stürzte sich die Armee auf die Gegner, die langsam wieder aufwachten, doch zu spät. Sie waren schon so gut wie besiegt. „Ehre dem Beschützer!“, kam es von irgendwo weiter hinten, unbeachtet von den Dämonen, übertönt von so vielen anderen Rufen und dem Schlachtlärm, von den nutzlosen Menschen. „Tötet den Erzverräter, TÖÖÖÖTET diese Pest!“, kam ein Ruf, ein Aufruf, den er nicht ignorieren konnte. Er knurrte wütend und gab Hiuma das Zeichen auf diese geflügelten Pesten zuzuhalten. „Tötet den Erzverräter, tötet ihn, tötet ihn, oder seine Ranken werden euch treffen!“ Astaroth ließ sein riesiges blaues Schwert unbeeindruckt durch die Luft nach vorne schwingen, während sein Ross immer schneller trabte, fällte jeden, der es wagte, in seine Bahn zu geraten und brach jeden Widerstand. Die Engel, die widerlichen Pesten waren sein Ziel, sollten sich in ihrem eigenen Blut vor unerträglichen Schmerzen winden, winden dafür, dass sie es wagten den Tod seines Kleinen zu verlangen, bis sie nach der Erlösung bettelten, die sie nie bekommen würden. Hiuma fing an wie ein Wirbel über das Schlachtfeld zu fegen, trampelte dabei jeden, der ihm in den Weg kam nieder, während immer mehr Tote auf ihrer Bahn lagen und eine Spur bildeten – zu den Engeln hin. Starr hatte Astaroth die Augen auf die geflügelten Gestalten gerichtet, die jetzt selbst Waffen schwangen und auf deren weißer Kleidung die roten Tropfen neben den blauen beinahe leuchteten. Federn lagen überall auf dem Boden verstreut. Meter um Meter kämpfte er sich weiter, achtete nicht mehr auf seine Umgebung, auf die dummen Marionetten, gesteuert von den Engeln, die bald alle tot da liegen würden und die immer wieder unsicher und ängstlich in die Richtung seines Cayms schauten, bis ein lautes Horn über die Ebene hallte – wieder und wieder. Überrascht drehte er sich um, um in der Ferne zu beiden Seiten schwer gerüstete Armeen zu sehen, die mit blinkenden Waffen auf die Unterstützer dieser geflügelten Pesten zumarschierten und ständig Hörner bliesen. Jetzt ändete sich alles schlagartig. Erschreckt und starr ließen die ersten Diener der Engel Waffen fallen, rannten so schnell sie konnten. „General Lakur! General Lakur ist gekommen!“, wallten die Begeisterungsrufe durch die Reihen der Menschen, übertönten jetzt alles. „SIEG! Der Beschützer, der Beschützer! Ehre dem Beschützer! IIIIIAAAAAHHH!“, klang es frenetisch, während neue Kraft die vorher so unnötigen, unbeachtenswerten Menschen erfasste und sie sich mit Gebrüll nach vorne stürtzen, Tränen in den Augen und ein Lächeln auf dem Mund. Sein Kleiner war wahrlich etwas Besonderes, im Mittelpunkt aller und doch nur sein. Niemandem außer ihm gehörte er. Im Angesicht des Sieges fiel seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Engel, die dafür zahlen sollten, die dafür leiden mussten, dass sie ihn herausgefordert hatten – und der elendige Thron würde sterben für alles, was er getan hatte. Er gab Hiuma das Zeichen noch schneller zu rennen. Wild flammte sein Pferd auf, wieherte laut, zerteilte die Ebene mit einer Schneise, die er hinter sich herzog und fegte über den Boden. „Rückzug“, befahlen die Engel sich selber, fingen an sich mit ausgestreckten Flügeln in die Lüfte zu erheben und wurden von einem sanften Licht umgeben. Astaroth knurte laut. Diese geflügelten Aasgeier wollten fliehen und sich ihrer Strafe entziehen… „AAAAAARGH! Schießt! SOFORT! AUF DIE ENGEL!“, brüllte er noch im Ritt, befahl seinem Ross „Schneller!“, während Hiuma davon raste wie nie zuvor, unglaubliche Geschwindigkeit erreichte. Er beugte sich nach vorne, fühlte die Luft über sich hinwegpfeifen, wie sie anfing an ihm zu ziehen und hielt dabei sein Schwert nach vorne gestreckt wie eine Lanze. Immer heller wurde das Licht, die Engel zum Greifen nah, doch zu hoch, zu weit weg. Doch sie durften nicht entkommen, mussten zahlen mit ihrem Blut, mit ihrem Leid. Mit lautem Knurren richtete er sich auf, flatterte wild mit seinen so lange ungenutzen Flügeln, viel zu schwer und ungelenk. Wild entschlossen biss er die Zähne zusammen, stieß sich mit einem Arm ab und erhob sich allen Schmerz ignorierend in die Lüfte. Er schlug rücksichtslos mit den Flügeln, die Augen geschossen und fühlte wie er ungelenk und viel zu langsam immer höher schwebte, bis alles anders wurde. Plötzlich glitt er fast ohne Mühe durch die Lüfte, riss die Lider mit einem grausamen Lächeln im Gesicht wieder auf. Vor sich das Ziel, zum Greifen nah, packte er das Schert mit beiden Händen, streckte es wie eine Lanze nach vorne gerichtete – auf Kyriel, der den Mund nur Momente vor dem Aufprall öffnete, der Blick starr und groß. Astaroths Waffe bohrte sich so leicht, so unglaublich leicht in den Engel, während er zufrieden und grausam lachend die Pest nur immer tiefer auf die Klinge spießte und mit sich durch die Lüfte zerrte. Mund aufgerissen starrte ihn der Thron erschreckt an, stotterte wortlos, bis das er blaues Blut spuckte. Die weißen Flügel flatterten wild und ungelenk, zitterten in der Luft so fehlerhaft, dass der Thron sich nur noch bis zum letzten wunderbaren Zentimeter in das Schwert rammte, aufstöhnte und vor Schmerzen brüllte. Verzweifelt schrie Kyriel nach Hilfe, doch es war zu spät. Das Licht wurde langsam glühend hell und zu gefährlich. Astaroth schloss die Augen, ließ kurz los, nur um sofort verkehrt, mit den Daumen zu ihm gerichtetet zuzupacken, als er seine Flugbahn vollendet hatte und die Parabel ihren Höhepunkt überschritten hatte und er nach unten raste. Jetzt überkam langsam Erkenntnis sein Opfer, das nach dem Schwert griff, mit seinen krallenlosen, nutzlosen Fingern an seinen Händen kratzte und laut: „HELFT MIR! NEEEEEEIN!“, schrie. Doch es half alles nichts. Astaroth fühlte sich großartig als die Luft an ihm vorbeisauste, die Erde immer näher raste und er im Sturzflug das Ende nahen sah. Noch einmal drehte er genüsslich das Schwert in der Wunde, hörte das wahnsinnige Brüllen des Throns, der sich verzweifelt wand. Nur Bruchteile von Sekunden vor dem Aufprall ließ er mit einem Knurren los. Sein Schwert krachte auf den Boden, bohrte sich in die Erde, während er elegant mit einigen Flügelschlägen und einem Lächeln landete. Tiefer und Tiefer versenkte sich seine Waffe, zog den hilflosen Thron mit sich hinunter, dessen Flügel beim de Aufprall wunderbar knackten und sich in alle Richtungen verbogen. Federn regneten um sie herum herab, auf Kyriel nieder, der angenagelt auf der Erde Blut spuckte. „Ahhh…“, war das einzige, was dieser noch von sich gab, Augen geschlossen und blaue Blutspuren auf dem ganzen Körper. „Wie schön, dass Engel etwas mehr Schmerzen aushalten, als ich gedacht hatte“, murmelte Astaroth genüsslich, schritt näher heran und zog das Schwert heraus, um es kurz zu betrachten. Gerade als der Thron keuchend aufatmete, rammte er es mit einem Lächeln wieder in den Bauch, in dem es vorher gesteckt hatte. „Was? Keine Befehle mehr, die du großspurig von dir gibst? Keine Befehle meinen Caym zu töteten?“ Darauf bewegte sich der Kopf krampfartig zur Seite, zuckte, und ein leises, gebrochenes Flüstern war zu hören: „Veh…rr…r...“ Astaroths Blick folgte, sah die Truppen seines Kleinen. Zu viel. Er biss die Zähne knirschend zusammen, knurrte laut und holte mit seinem Bein aus. „Mein Caym ist kein Verräter“, presste er heraus, trat mit voller Wucht gegen den Kopf des Engels, wieder und wieder, „ sondern der einzige, der von diesen dummen, dreckigen Menschen würdig ist. Und du wirst dafür leiden…“ Voller Emotionen schwang er seinen Fuß weiter, ließ ihn durch die Luft sausen, bis er endlich den Thron fand, dagegen krachte und unter der Wucht die Knochen mit einem Krachen brachen – ohne auch nur noch eine Reaktion von dem leblosen Körper zu bekommen. Es war uninteressant, so unbefriedigend. Jetzt, wo sein Caym irgendwo da draußen war – ohne ihn. Das Bild seines Kleinen blieb vor seinem geistigen Auge, Vorstellungen von Wunden und Blut keimten auf und ließen ihm keine Wahl mehr. Er musste ihn sehen, musste sicher gehen, dass es ihm gut ging, ihn berühren und fühlen - wissen. Astaroth drehte sich sofort um und suchte auf dem Schlachtfeld, zwischen den jubelnde Menschen, nach seinem Kleinen, zu dem am Ende immer wieder alle Gedanken irrten. Dort, inmitten seiner Truppen und von den meisten Leichen umgeben stand er auf seinen Stock gestütz und schüttelte den Kopf. Ein paar seiner Soldaten in der Nähe bekamen ein Handzeichen in Richtung des Throns. „Sorgt dafür, dass er am Leben und bei Bewußtsein bleibt. Ansonsten dürft ihr mit ihm machen, was ihr wollt. Entkommt dieser Engel, dann werdet nicht nur ihr leiden, sondern alle, die euch kannten…“, drohte er, zog sein Schwert ohne einen Blick auf den Engel zu werfen mit einem Ruck hinaus und schwang sich auf Hiuma. Ohne auch nur ein Wort sagen zu müssen, trabte sein Pferd in Richtung Caym, beschleunigte mit einem Flackern der Flammen und brachte ihn näher zu seinem Kleinen, der den Kopf hob und ihn anstarrte. Die jubelnden Menschen, die er passierte, verstummten nur kurz in ihren Jubelschreien und Freudentänzen, als sie ihn sahen, zitterte, bevor sie sich nicht mehr zurückhalten konnten und ihn ignorierten. „Sieg! Sieg! Wir haben gesiegt!“, hallte es wieder und wieder über das Feld, getragen von hunderten Stimmen, während Astaroth nur eine hören wollte und sein Blick nur eine kannte. Schnell und doch viel zu langsam kam er näher, sah seinen Kleinen langsam auf ihn zukommen, hinter ihm der große Wolf, der laut knurrte und die Truppen, die jeden, der ihm zu nahe kam niederschlugen. Er konnte nicht anders als bei dem Anblick seines unverletzten Menschen zu lächeln, sein Schwert zufrieden wegzustecken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)