Useless Pride von Vandra ================================================================================ Kapitel 16: Veränderungen ------------------------- Veränderungen Perfekt. Die zarte Haut, über die er mit seinen Fingern langsam strich, war so warm und weich unter seinen Händen – einfach nur perfekt. Lebendige Farbe war wieder zurückgekehrt und alles hätte so richtig gewirkt, wenn nicht die langsam verblassenden Blutergüsse und das silberne Netz am Oberschenkel gestört hätten. Sein Caym lag inzwischen schon den dritten Tag bewusstlos hier und war in dieser Zeit kein einziges Mal aufgewacht, hatte keine Regung gezeigt. Zwar war Astaroth von Anfang an ungeduldig gewesen, doch inzwischen überlegte er sich immer schmerzhaftere Arten, den Heiler zu töten. Wenn sein Kleiner starb, dann würden alle darunter leiden müssen. Er brauchte Caym, war fast abhängig von ihm. So klein und schwach und trotzdem so anziehend. Jedes mal wenn er in diese grünen Augen starrte, wartete er nur auf ein fauchen, auf das Flackern von Widerstand, der sich dann in den Wogen der Lust verlor. Ein Widerstand, der nie bedeutete, dass er selbst in Gefahr war. Mit einem Kopfschütteln löste er sich von diesen Gedanken. Die Regierungsgeschäfte nahmen keine Rücksicht auf persönliche Probleme und Forcas würde seine Truppen nicht ewig an der Grenze halten, sondern einmarschieren, sobald Sitri sich aus Astaroths Reich verabschiedete. Dieser hatte kurz nach dem Vorfall angekündigt seinen Aufenthalt zu verlängern und ihm so effektiv Zeit gegeben, seine Truppen in Stellung zu bringen um Forcas zu überraschen oder zumindest seine Pläne zu stören. All das musste er jetzt ausnutzen, um seine gesamten Ländereien zu verteidigen, egal wie sehr er anderes im Sinn hatte. Damon hatte seinen Wert in den letzten Tagen mit großen Bemühungen bewiesen, hatte plötzlich Stärke und Treue gezeigt, die er irgendwo verborgen gehalten haben musste. Kein böses Wort über Astaroths Menschen kam über die Lippen seiner „rechten Hand“, kein Fehler schlich sich in seine Ausführungen und Handlungen. Trotz der anfänglichen Überraschung hatten sich alle Untergebenen schnell gefügt und Damon war akzeptierter als je zuvor. Auch den Besuch in Musewa hatte seine „rechte Hand“ übernommen, wonach dort alles gesichert und auf einen Angriff seitens Forcas vorbereitet war. Wieder schweiften seine Gedanken zu seinem Menschen, durch dessen braunes Haar er gedankenverloren streichelte, bedacht die Kopfwunde nicht zu berühren. Alles so weich und zerbrechlich, trotzdem hatte er ihn dazu gebracht ein paar Sachen anders zu machen, als er gewohnt war. Alles war die Schuld von Nomas, der seinen Caym verletzt hatte. Bei der Durchsuchung seines Zimmers durch die Garde waren Hinweise aufgetaucht, dass dieser Ariel, die Verräterin gepflegt hatte. Doch von ihr war keine Spur zu sehen, kein Hinweis auf ihren Verbleib zu finden. Wenn er sie in die Finger bekam, würde er sie für all das leiden lassen, was sie ausgelöst hatte… Astaroth schüttelte kurz seinen Kopf. Er hatte keine Zeit für lange Überlegungen wie diese, er musste noch so vieles erledigen, wie die Inspektion der Tiere und den Anweisungen für deren Abrichtung. Und Sitri verlangte schon die ganze Zeit seit seiner Rückkehr eine Unterredung mit ihm, die er nicht ewig verhindern konnte. Langsam richtete er sich auf und starrte noch einmal auf Caym, der wie friedlich schlafend da lag. Einem plötzlichen Impuls folgend lehnte er sich vor, legte seine rechte Hand auf den Kopf seines Menschen und flüsterte ihm ins Ohr: „Wach auf mein Kleiner, wach endlich auf. Du gehörst mir und ich brauche dich. Ich befehle dir wieder aufzuwachen.“ Wieder und wieder hatte er Caym solche Sätze zugeflüstert, doch wie immer hatte der widerspenstige Kleine seinen Befehlen nicht Folge geleistet. Dabei verführte sein Mensch ihn ständig mit dem süßen Geruch, der seine Nasen kitzelte und sein Verlangen danach steigerte, in ihm zu versinken. Sich endlich wieder in den Tiefen seines Kleinen vergraben. Allein der Gedanke ließ seine Herzen schon schneller pochen. Seine Hände strichen langsam über den Halsreif, der Caym als seinen Besitz markierte, seinen alleinigen. Nur noch eines bevor er ging, etwas brauchte er, nachdem der süße Duft seines Menschen ihn so verführt hatte… Seine Lippen suchten die weichen seines Kleinen und als er sie fand, strich seine Zunge sanft über sie, bevor sein Mund sich über den seines Menschen legte. Wie sehr wollte er hinein, spüren, wie Caym zitterte und wärmer wurde, doch die Reaktion blieb ihm verwehrt, sein Kleiner war noch immer bewusstlos. Leise seufzend löste er sich und stand auf um zu gehen, als er plötzlich ein sanftes Rascheln hörte. „As…“, kam es heiser vom Bett. Er riss seine Augen auf und drehte sich in Windeseile um, starrte in die nur minimal geöffneten grünen Iris seines Menschen. Wach! Sein Kleiner war wirklich wach, doch die von Schlaf halb verklebten Augen fingen schon wieder an sich zu schließen. „Nein! Nein! Bleib wach!“, befahl er fast hektisch, worauf sich die Augen seines Menschen wieder etwas mehr öffneten und in seine starrten. Kein Funke von Abscheu war darin zu erkennen, obwohl sein Kleiner ihn mit seinen Flügeln gesehen hatte. Im Gegenteil – es huschte ein schwaches Lächeln über die Lippen, die er gerade zuvor berührt hatte, bevor sich die Lider entgegen jeder Anweisung wieder schlossen. Widerspenstig wie immer sein Kleiner, aber diesmal nicht. Caym musste wach bleiben. Er lebte, er war wieder erwacht und musste bei ihm bleiben! „Bleib wach!“, befahl Astaroth, während er mit seinen Krallen über die Schulter seines Menschen strich. „Hm…Auhh. Lass…das. Müde. Schlafen. Reden….nachher.“, antwortete Caym immer leiser werdend, während Astaroth spürte, wie sich eine Hand auf seinen Arm legte. Sein Kratzen einstellend seufzte er einmal leise, bevor er seinen Partner noch kurz küsste und sich umdrehte, um zu gehen. Irgendetwas würde sich sicher im Garten oder in den Stallungen finden lassen, das seinen Kleinen wach hielt und womit er seinen Willen bei seinem Menschen durchsetzen konnte. Dabei konnte er wie geplant die Tiere inspizieren und die Anweisungen hinterlassen, die nötig waren. Noch ein letzter Blick als er durch den Raum ging und hinaus auf den Gang trat, nur, um wie erstarrt stehen zu bleiben. Sitri lehnte gegen eine Wand und starrte ihn mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht an. Ein Fluchen unterdrückend ging Astaroth scheinbar ungerührt weiter, als hätte er die „rechte Hand“ Satans nicht gesehen. „Astaroth! Welch ein Zufall, dass ich dich hier treffe.“, hörte er Sitri nur zufrieden und gespielt überrascht sagen. Dabei war es so offensichtlich, dass das hier kein Zufall war. Sitri hatte auf ihn gewartet, nachdem er sich geweigert hatte ein längeres Gespräch mit ihm zu führen. Was führte er jetzt wieder im Schilde? „Wirklich ein großer Zufall, Lord Sitri. Das hier sind meine privaten Bereiche, zu denen eigentlich nur ich Zutritt habe und ich muss jetzt wichtiges erledigen.“ Schnell machte er noch eine nicht sehr ausladende Handbewegung und schritt eilig in Richtung seines Gartens davon, darauf hoffend, dass Sitri den Wink verstand und ihm nicht folgte. Doch der nächste Satz zerstörte jede dieser unrealistischen Hoffnungen wieder: „Noch so ein Zufall. Genau in dieselbe Richtung wollte ich auch Astaroth. Dein Garten hat ja hier schon fast einen legendären Ruf wie es scheint. Seltene Tiere befinden sich wohl manchmal dort und noch seltenere Begebenheiten sollen sich dort zutragen. Und deine Stallungen beherbergen sicher einige der merkwürdigsten Tiere, die es gibt, nicht wahr?“ Alles aus dem Mund Sitris klang doppeldeutig. Der Dämon war sich seiner Macht viel zu bewusst. Einer Macht, die er nie bewiesen hatte. Astaroth sah nur wieder, wie selbstverliebt Sitri seine langen Flügel leicht streckte und sie so offensichtlich zur Schau stellte. Wie er sich wünschte den ungebetenen Gast los zu werden, um wieder Ruhe zu haben und Caym in völliger Sicherheit zu wissen. Doch Sitri war im Moment das einzige, was Forcas von einem Angriff abhielt. „Dann seid doch mein Gast.“, murmelte er und machte eine einladende Bewegung in Richtung des schmalen Ganges, der in den Garten führte. Umso schneller er ihn abschütteln konnte, desto besser. Ungeachtet seines „Verfolgers“ rannte er förmlich durch den Garten und beachtete die Umgebung nicht, war ständig darauf bedacht alle Tore so zu öffnen, dass sein Gast nicht mitbekam, wie er es gemacht hatte. „Wieso so eilig Astaroth? Ich habe zwar nichts gegen körperliche Betätigung, aber ich glaube, so bemüht um mein körperliches Wohl musst du nicht sein…“, flüsterte Sitri hinter ihm, so dass Astaroth es nur dank seines ausgezeichneten Gehörs noch verstand. „Ich will euch nur so schnell wie möglich die Stallungen zeigen. Ihr seid doch ein beschäftigter Mann, Lord Sitri und ich will euch nicht aufhalten euren Pflichten nachzugehen.“, entgegnete er, während er durch das Tor in die privaten Bereiche der Stallung kam. Ein leises Lachen hinter ihm lies ihn stoppen. „Immer so besorgt um mich. Ich bin gerührt. Im Vorbeilaufen betracht war dein Garten wenig interessant – irgendwie fehlte da wohl das gewisse Etwas, welches für die ganze Aufregung hier im Palast verantwortlich war.“ Astaroth bemerkte, wie Sitri sich die verschiedenen Käfige anschaute und musste ein Knurren unterdrücken, besonders bei den andauernden doppeldeutigen Bemerkungen. Auch die nächste Aussage von Sitri war nicht deutlicher: „Wirklich außergewöhnlicher Drache, den du da hast. Etwas langer Hals würde ich sagen, aber du bist wohl jemand, der gerne Sachen außerhalb der Norm schätzt und sammelt. Vielleicht wäre der Drache hier ja ein gutes Geschenk für Satan, bis etwas Besseres kommt.“ „Dieser Drache gehört mir, genauso wie alles andere hier. Und Satan hat schon genug von mir bekommen. Meinen Besitz behalte ich.“ Langsam war Astaroth wahrlich verärgert. Was hatte Sitri gegen ihn? „Immer ‚mein’. Vielleicht lernst du mit dem Alter, das teilen manchmal besser ist, wobei du das als Großfürst eigentlich schon wissen müsstest.“, sprach Sitri unbeeindruckt weiter, während er gemütlich im Kreis um Astaroth herum ging. Langsam verlor er wirklich seine Geduld. „WAS wollt ihr Lord Sitri? Ich habe keine Zeit für lange Gespräche, in denen alles in der zweiten Ebene abläuft. Ich habe keine Zeit für Beleidigungen. Wollt ihr für Forcas spionieren? Das ist sicher sinnlos, denn der dürfte schon alle Informationen besitzen, die er braucht, wenn er seine Armee aufmarschieren lässt. Sagt was ihr wollt, damit ich meinen Pflichten nachgehen kann. Vielleicht kennt ihr so etwas auch, Lord Sitri.“ Bei diesen Worten starrte er in Sitris pechschwarze Augen und wartete ungeduldig auf eine Reaktion. Die direkte Antwort darauf war ein lautes Lachen, dass ihn ärgerte wie alles, was die „rechte Hand“ Satans tat. Die Zweite kam gleich darauf: „Immer so ungeduldig mein lieber Astaroth. Ob das wohl vererbt wurde? Naja, wie auch immer…du bist für mich genauso bedeutend oder unbedeutend wie Forcas. Ihr seid nur unbedeutende Fürsten, die leicht ersetzt werden können, auch wenn ihr Großfürsten seid. Das einzig amüsante ist euer Streit und die Berichte von Forcas, dem dein Spion entkommen zu sein scheint. Aber um zum Punkt zu kommen der eigentlich offensichtlich sein sollte mein lieber Astaroth: Ich will den Menschen haben und ich bin mir sicher, dass du ihn hier hältst, bei deinen ganzen anderen Tieren. Gib ihn mir, oder ich mache dir dein Leben nicht ein Stück einfacher und mir könnte die kleine Tatsache herausrutschen, dass du nicht reinrassig bist, mein Wehrtester Astaroth.“ Noch immer lächelte Sitri ihn an, doch diesmal mit versteinerter Miene, absolut kalt wirkend. „Ich halte hier keinen Menschen und eure Drohungen könnt ihr euch wahrlich sparen. Und wenn d…ihr schon so ehrlich seid, dann möchte ich euch auch gleich darum ‚bitten’ meinen privaten Bereich zu verlassen und nicht wieder dorthin zu gehen, wo ihr nichts zu suchen habt.“ Ein Fauchen unterdrückend, erwiderte Astaroth das alles nur eiskalt. Sitri legte seinen Kopf leicht schief, starrte ihn noch immer an, bis eine der Augenbrauen sich hob und die Zweite gleich darauf folgte. „Die Gerüchte, dass du einen Menschen hast, sind inzwischen so dicht, dass sie die Wahrheit sein müssen. Und deine steigende Unhöflichkeit, der nicht vorhandene Geruch eines Menschen hier…Wie es scheint hast du wohl ein größeres Problem, mein lieber Astaroth. Erzähl mir nicht, dass du Gefühle für diesen Dreck entwickelt hast. Nein, warte, du musst es mir nicht erzählen, ich sehe es. Und lass mich raten: Du hältst dieses giftige verräterische Wesen dort wo niemand hin darf – in deinen Gemächern.“ Ein Kopfschütteln folgte, bevor Sitri fort fuhr: „Du bist wirklich schwach, viel zu schwach. Liefere mir den Menschen und ich vergesse all das wieder und du wirst dabei noch den Bonus haben, dass ich dich von der Last befreit habe.“ „LAST? Ich gebe euch nichts, was mir gehört und ich lasse mich nicht einschüchtern. Glaubt was ihr wollt – das tut ihr so oder so. Wenn ich irgendetwas bejahe, dann denkt ihr Recht zu haben, wenn ich es verneine, dann würdet ihr trotzdem glauben, dass ich den Menschen habe. Egal was ich tue, ihr habe eure eigene Meinung. Und mir ist es egal, was ihr von mir denkt, denn ich weiß, dass ich fähig bin – im Gegensatz zu den kriechenden Fürsten, die vor euch zittern. Und jetzt RAUS HIER! Ich will euch nicht mehr in meinem Privatbereich sehen. Die Höflichkeit diesbezüglich ist bei euch als erstes zu vermissen gewesen, also nehme ich mir die Freiheit sie euch auch abzusprechen. RAUS!“, schrie er langsam immer lauter werdend. Die Antwort war ganz anders, als er gedacht hatte. Ruhig und abschätzend starrte ihn Sitri an, bevor dieser lächelte und fast eine leichte Verbeugung machte. „Das hätte ich nicht erwartet. Ich hatte Recht und du hast einen Menschen und wirst ihn wohl nicht hergeben. Es hilft wohl nichts, dich daran zu erinnern, was mit Satan passiert ist, der der gleichen Leidenschaft erlegen ist…Ich will den Menschen noch immer haben, aber mir so vehement zu widersprechen ist eine Leistung für sich. Normalerweise solltest du vor Furcht vor mir erzittern. Tja, ich lasse mir zwar nichts von dir befehlen, aber du bist offensichtlich stärker als ich dachte und kein wimmernder Halbblütler. Aber denke nicht, dass ich deine Unhöflichkeit vergessen werde – ich werde dafür sorgen, dass Satan dir dann Hilfe untersagt, wenn du sie am nötigsten brauchst und dein Status dadurch nicht gefährdet wird. Ich bleibe noch vier Tage von heute an, doch dann werde ich zu Forcas aufbrechen und du weißt was das bedeutet.“ Mit den letzten dieser Worte drehte sich Sitri um und ging, was Astaroth verwundert und fast geschockt starren ließ. Was war das gerade gewesen? War er mehr oder weniger gelobt worden und hatte Aussicht auf etwas Ruhe, wenn auch zu dem Preis, dass ihm einmal Hilfe untersagt wurde, die er sowieso nie in Anspruch nehmen wollte? Leicht verwirrt ging er weiter in den öffentlichen Bereich der Stallungen, wo alle Tiere eine Unterkunft fanden, die nicht nur für ihn zur Verfügung standen. „Fürst? Kann ich euch bei irgendetwas helfen?“ Leicht verwundert starrte Astaroth auf den Dämon der ihn angesprochen hatte und eine tiefe Verbeugung vollführte. Das war einer der Zuständigen hier und wohl noch nicht so lange im Einsatz, wie seine fehlenden Narben verrieten. Kurz nickte der Fürst bevor er anfing zu sprechen: „Wie sieht es mit den Tieren aus? Anzahl wie gewünscht und wie läuft es mit dem Abrichten aus? Wie geht es den Welpen der Wolfsdämonin? Bald bereit für den Einsatz?“ Wolfsdämonen waren selten, besonders aber die in Gefangenschaft geborenen – und andere konnte man für den Kampf nicht gebrauchen, weil sie unkontrollierbar waren. Freie Wölfe, die in Gefangenschaft gerieten, waren viel zu wild, vermehrten sich nicht freiwillig und waren unbrauchbar. Selbst gefangene Tiere brachten so selten Nachwuchs zur Welt, dass Wölfe in keiner anderen als seiner Armee, weil es einfach zu aufwendig war, sie zu züchten für den Nutzen, den es brachte. Aber er hatte wirklich eine Vorliebe für seltene und außergewöhnliche Tiere. Während Astaroth sprach hatte der Pfleger immer wieder genickt und antwortete gleich ausführlich auf jede Frage, wohl bemüht seinen Fürsten zufrieden zu stellen: „Die Nachtmahre sind alle in gutem Zustand und warten schon voller Ungeduld auf den Kampf – besonders mit dem neuen Geschirr, dass ihr in Auftrag gegeben habt. Die Tiere, die im Kampf im Einsatz sein sollen, werden oder sind schon scharf gemacht, ganz so wie ihr es befohlen habt. Die Welpen der Wölfin – da gibt es ein Problem. Sie hat drei Junge bekommen, doch nur zwei davon sind geeignet. Die beiden sind stark und groß genug und versprechen schnell zu wachsen. Das dritte ist klein, schwach und wurde von seiner Mutter verstoßen. Es ist einfach nutzlos. Ich wollte es noch heute entsorgen, damit die anderen Welpen nicht noch angesteckt werden.“ Einer plötzlichen Eingebung folgend, befahl Astaroth: „Bring mir den Welpen, den du entsorgen wolltest. Ich möchte es sehen.“ Mit einer schnellen Verbeugung machte sich der Dämon auf den Weg, den Befehl zu befolgen, während Astaroth überlegte. Klein und schwach bei einem Wolfswelpen bedeutete in der freien Wildbahn den sicheren Tod und deswegen trennte sich eine Mutter von solchen Nachkommen sofort. Aber für seinen Menschen könnte so ein Wesen genau das sein, was ihn vom schlafen abhielt, während er nicht da war. Und vielleicht war in dem „nutzlosen“ mehr verborgen, als die engstirnigen reinrassigen Dämonen sehen konnten. „Fürst, hier ist es. Ich werde es gleich nachher weiter verwerten.“ Der Pfleger hielt ihm einen grauen Fellball entgegen, der erst erkennbar wurde, als er umgedreht wurde. Am Genick gehalten knurrte das sehr kleine Etwas ihn an, obwohl die roten Zähnchen absolut harmlos aussahen. Die gespaltene Zunge war deutlich zu erkennen und die viel zu großen pechschwarzen Augen wirkten deplaziert. Der buschige Schwanz war zwischen den kleinen Beinen eingeklemmt. Es hatte eindeutig Angst, zitterte und war viel zu dünn und viel zu klein mit seinen vierzig Zentimetern. Es war genau das, was er gesucht hatte. „Du brauchst es nicht zu entsorgen. Gib es mir und sorge anschließend dafür, dass entsprechende Nahrung für diesen Welpen so schnell wie möglich zu meinen Privatgemächern geschafft wird. Ansonsten sorg dafür, dass die Tiere in gutem Zustand sind und nach und nach dorthin gebracht werden, wo sie sein sollten.“ Mehr brauchte er wohl nicht zu sagen. Schnell griff er nach dem Welpen, der sich nur schwach wehrte, und hielt ihn in seinen großen Händen. Der Pfleger wusste was gemeint war und damit war alles erledigt. Er konnte wieder gehen und zumindest kurz wieder zurück zu seinem Menschen. Nach allem was passiert war, brauchte er auch eine Pause. Er hörte nur noch hinter sich den Pfleger: „Ja Fürst, natürlich. Ich werde es sofort erledigen.“, murmeln. Die privaten Stallungen waren schnell erreicht, während er Welpe immer wieder eher mit lachhaften Anstrengungen versuchte ihn zu beißen und dabei doch wie ein Fellhäufchen zitterte. Widerspenstig – das kannte er irgendwo her. Aber er konnte nicht zulassen, dass dieses Wesen seinen Caym gefährdete. Gehorsam war ein Muss. Also drehte er das Kleine Häufchen Elend um und starrte in seine großen Knopfaugen: „Lass das. Du wirst mir gehorchen, oder ich werde dich wieder zurückbringen, wo du weder etwas zu essen bekommst, noch dein Leben behalten kannst. Haben wir uns verstanden?“ Die einzige Antwort war ein stärkeres Zittern und ein Wimmern, doch die Beißversuche hörten auf. Wirklich glauben wollte Astaroth nicht, dass der Welpe ihn verstand, doch die Botschaft war wohl angekommen. Schnellen Schrittes eilte er zu seinem Zimmer zurück, das inzwischen eingerollte Fellknäuel in Händen und war gespannt auf die Reaktion seines Menschen. Bei dem Gedanken musste er lächeln und konnte alle Sorgen zumindest kurz zur Seite schieben. Der Anblick, der ihn in seinen Räumen erwartete, ließ sein Blut wieder in gewisse Gegenden schießen. Caym war offensichtlich wirklich wieder auf dem Weg der Genesung. Wilde Falten waren in der Decke, in der sich das Gesunde Bein halb verfangen hatte und so das verletzte freilegte und dabei die delikaten Bereiche, die sich während gewisser Stunden sehr rot verfärbten, viel zu deutlich sichtbar machte. Der Kopf lag auf der Seite, neben ihm eine Hand, während die andere entspannt auf dem sichtbaren Bein ruhte. Astaroth wäre am liebsten hingestürzt und hätte sich in seinem Menschen vergraben, doch er musste ihn wohl noch ein bisschen schonen – aber sicher nicht mehr lang, ganz sicher nicht. Leise und vorsichtig ging er zu dem Bett und setzte den kleinen Wolf, der ihn aus dem großen Augen anstarrte, auf die Decke, während er ihm zuflüsterte: „Schau ihn dir an, schau dir meinen Caym an. Und merk dir genau, was ich dir sage: Er ist der einzige Grund, warum du am Leben bist. Wenn er stirbt, stirbst du auch. Wenn du ihn verletzt musst du mit meiner Rache rechnen.“, obwohl es eigentlich nicht viel Sinn machte, denn der Welpe verstand ihn wohl noch nicht. Die Intelligenz würde sich erst mit der Zeit entwickeln. Das Wölfchen saß erst noch zitternd auf dem Bett und starrte erschreckt auf alles, was sich auch nur rührte, bis Caym plötzlich seine Hand, die neben dem Kopf geruht hatte, nach unten bewegte und sich leicht rührte. Der Welpe schreckte hoch, knurrte und fauchte den Eindringling an. Der kleine Wolf biss so stark er konnte zu, während Astaroth nur amüsiert zusah. Etwas piekste ihn und riss ihn aus seinem Schlaf. „Au, lass das Astaroth“, murmelte er nur leise, während er die Hand schüttelte, die sich so merkwürdig anfühlte. Sein ganzer Körper fühlte sich schwer an, er war noch immer müde und er wollte weiter schlafen. Wieso ärgerte ihn sein Dämon nur ständig? Das leise Knurren und Fauchen ließ ihn dann doch seine müden Augen einen Spalt öffnen, nur um sie dann erschreckt noch weiter zu öffnen. Ein kleines Fellknäuel, das wie ein Welpe aussah, biss ihn in seinen Arm, doch offensichtlich war es nicht stark genug um auch eine Wunde zu erzeugen. „Du…lass das.“, befahl er dem zitternden Etwas, das sich nicht rührte. So packte er es müde im Nacken und zog es von seiner Hand herunter. Eigentlich sah es harmlos aus und ganz niedlich, doch das dachte er nur, bis er die Zunge sah, die kurz aus dem Mund kam – eine gespaltene Zunge. Er hatte so etwas schon einmal gesehen und er starrte nur noch kurz auf das Fellknäuel, bevor er hoch schreckte. Völlig panisch rutschte er noch sitzend schnell im Bett nach Hinten, nicht darauf achtend, dass er sein verletztes Bein etwas zu sehr benutzte und es schmerzte. Nur weg von diesem gefährlichen Wesen, das sich rasant entfernte, bis er das Geländer und die Wand im Rücken spürte und ein schallendes Gelächter hörte. Seine Augen suchten die Quelle davon und fanden sie auch gleich. Er hätte es wirklich wissen müssen. „Willst du mich umbringen? Das…das ist eines von diesen Monstern. Und…aua…mein Bein.“, schrie Caym Astaroth laut an. Lachend antwortete ihm der Unruhestifter: „Betrachte deine Hand einmal eindringlich und schau dir den Welpen genau an. Fällt dir nichts auf? Und dein Bein dürfte bald wieder gut sein, wenn du es schon dermaßen benutzen kannst.“ „Was sollte…“, begann Caym schon zu reden, während seine Augen Astaroths „Befehlen“ folgten und erst seine unverletzte Hand und dann das zitternde Etwas am anderen Ende des Bettes suchten. Irgendwie schien sein Körper dem Dämon viel zu sehr zu gehorchen. Dieses Wölfchen, auf dem seine Augen landeten, starrte ihn fast ängstlich an, war offensichtlich genauso vor ihm geflohen wie er und hatte ihn nicht einmal beißen können. Er fühlte sich so dumm. Seine ganze Panik war einfach nur sinnlos gewesen. Er fing noch einmal an zu reden: „Okay. Was soll das dann? Und warte…wieso hattest du Flügel und du hast mich gerettet, oder?“ Viel zu schnell strömte ein Gedanke nach dem anderen auf ihn ein, während er sich wieder beruhigte und zu dem kleinen Wolf rutschte, um ihn vorsichtig zu berühren und vielleicht etwas zu streicheln. Das kleine etwas zuckte zwar erst zusammen, doch blieb es dann ruhig sitzen. Es zitterte zwar noch immer unter seinen Händen, doch wurde es immer ruhiger und leiser. „Hm…du brauchst etwas Gesellschaft, wenn ich nicht da bin. Und ja, hatte ich. Wenn ich wütend bin, dann sehe ich so aus, kann mein Aussehen nicht mehr kontrollieren. Und ja, ich habe dich gerettet. Ich hätte dich nie gehen lassen, ich werde dich nie dorthin gehen lassen, woher ich dich nicht wieder zurückholen kann. Du gehörst für immer mir…“, während dieser Worte bemerkte Caym, wie Astaroth immer näher kam und sich schließlich auf das Bett setzte, nur um gleich darauf anzufangen ihn sanft am Hals zu streicheln, so wie er den Wolf streichelte. „Äh…ich bin noch verletzt – nicht jetzt schon wieder. Ich will jetzt nicht.“, murmelte Caym, während er gewisse Ahnungen hatte, was der Dämon wollte. Die Erregung war kaum zu übersehen und er konnte seinen Körper nicht dazu bringen, ruhig zu bleiben, sich nicht leicht zu der Hand zu beugen und immer wärmer zu werden. „Hm. Wieso habe ich das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich bist mein Kleiner?“, antwortete darauf nur Astaroth leicht lachend. „Aber gut, ich lasse dich noch ein wenig ausruhen, jedoch habe ich mir wohl eine Belohnung verdient, meinst du nicht? Außerdem gehörst du mir.“ Caym seufzte kurz, bevor er wieder etwas entgegnen wollte, doch von einem lauten Grummeln seines Magens gestört wurde. Er sah erschreckt an sich herunter und verfluchte seinen verräterischen Körper. „Ähm...wie lange habe ich überhaupt geschlafen? Und…“, noch bevor er den Satz vollenden konnte stand Astaroth schon auf und ging zum Kasten, öffnete ihn und holte dort ein paar Dinge hervor, bevor er wieder zurück kam, während er dabei die ganze Zeit lächelte. „Drei Tage. Hier etwas zu trinken und zu essen und noch etwas für den Welpen, um den du dich ab heute kümmern wirst.“ Eins nach dem anderen wurde auf das Bett gelegt – angefangen von einem Wasserschlauch über ein paar Früchte und einem weiteren kleinen Schlauch. Caym starrte die Sachen kurz an, bevor er Astaroth wieder anstarrte und die Decke daraufhin hastig hochzog. Wie hatte er das nur vergessen können? Sein Partner sah gut aus, die schwarzen Haare mit dem Rotschimmer, der muskulöse Körper, der sich unter dem Hemd abzeichnete und das was weiter unten verborgen lag und er nur zu gut kannte. Die zarten und doch manchmal harten Berührungen, die seinen Körper zum erzittern brachten. Und was darauf folgte… Er hätte sich am liebsten selbst für diese Gedankengänge geschlagen. Und wieso nur musste sein Körper so erregt auf den Anblick des Dämons reagieren, seinen Duft so gut finden und jetzt wahrscheinlich rot anlaufen? Schnell versuchte er an kalte Duschen zu denken, um die unpassenden Gedanken los zu werden. Drei Tage…drei Tage und allein der Anblick des Dämons aus der Nähe war fast zu viel für ihn, seine Gedanken alles andere als rein. „Ähm…äh…ja. Danke.“, stotterte Caym schnell, während er den Wasserschlauch nahm, hastig trank und sich so ungeschickt anstellte, dass das Wasser zum Teil an seinem Mund vorbeischoss und seinen Hals herunter rann. Seine Kehle war zu eng und noch zu trocken, um alle Flüssigkeit fassen zu können und er überschätzte sich wieder einmal maßlos. „Verdammt. Hast du irgendetwas mit mir angestellt, während ich wohl bewusstlos war?“, murmelte Caym leicht zerstreut, während er versuchte die Flüssigkeit mit einer Hand abzuwischen, nachdem er den Schlauch zur Seite gelegt hatte. Aber er wurde schnell von einer starken Hand abgehalten, die ihn zu Astaroth zog. Das nächste was er spürte war schon eine Zunge auf seiner Haut, die ihn fast verrückt machte. Er konnte das Stöhnen nur schwer zurückhalten, als die starke, warme Zunge leicht über seine Lippen strich. Sein Kopf wurde sanft gedreht, bis er in das Gesicht seines…seines Gegenübers blicken konnte. Als die Zunge drängender wurde, öffnete er bereitwillig seinen Mund und schloss seine Augen mit einem Seufzer. Alles war wie ein Traum und fühlte sich so richtig an. Die Wärme, die Lippen auf den seinen waren so angenehm, so warm und erregend. Einer seiner Arme schlang sich schnell um den Nacken seines Dämons und der zweite folgte gleich, damit er sein Gleichgewicht behalten konnte, damit er ihn festhalten konnte. Die Zunge in ihm streichelte fast sanft über die seine, spielte mit ihr und ließ das Blut in seinen Ohren ohrenbetäubend rauschen. Irgendwie war alles so unwirklich, so entrückt und er hätte ewig so bleiben können. Selbst die leicht kratzenden Finger auf seinem Rücken wollte er, steigerten das Gefühl des Glücks nur noch weiter. Aber viel zu schnell wurde der Kuss gelöst und seine Lippen fühlten kurz eine Kälte nach dem Entzug der Wärme. Drei Tage ohne Berührung und ohne Gesellschaft, nach der er sich hier immer so sehnte. Völlig rot angelaufen starrte er aus großen Augen den zufrieden schauenden Dämon an. Nicht seinen Gedanken und Gelüsten einfach nur nachgeben… „Vorauszahlung. Und wenn du mich weiterhin so verführst, breche ich jede Rücksicht und nehme dich hart. Ich habe einiges aufzuholen mein Kleiner.“, hauchte ihm Astaroth entgegen und holte Caym so aus seiner Trance. „Was? Das…das war ganz anders…ach…vergiss es. Ich werde jetzt…Essen…und den Wolf füttern und…ich bin noch müde. Also…Schlafen…da kann ich dich sicher nicht verführen. Nachher vielleicht…“, stotterte er, während er gedankenverloren mit der Zunge über seine Lippen fuhr und den Geschmack auf ihnen auskostete. Den Blick auf ihm bemerkend lief er wahrscheinlich noch röter an, packte den Schlauch für den Wolf und stupste ihn immer wieder damit an, bis dieser zubiss und zu saugen anfing. Derweil verschlang Caym eine Frucht nach der anderen und versuchte krampfhaft nicht auf den Dämon zu schauen und seinen Körper zu ignorieren – seinen und den von Astaroth. Er war wirklich verrückt, aber sein „Partner“ war so warm und hatte ihn gerettet. Sein Körper dürstete förmlich nach Berührung, nach der Sicherheit, die in ihr lag und er nach Gesellschaft – auch der des Dämons. „Kleiner – Nachher nehme ich wörtlich. Also schlafe schnell, damit das nachher schnell kommt.“, hörte er sein Gegenüber verführerisch flüstern, während dieser wieder mit seiner rechten Hand über seinen Hals und das fast vergessene Halsband strich. Schnell stopfte sich Caym noch hastig die letzte Frucht in den Mund, als der kleine Wolf sich müde einkringelte. „Ähm…wie heißt der Welpe überhaupt? Und sag nicht, ich soll ihm einen Namen geben!“, sagte er gleich vorsorglich. Irgendwie ahnte er so etwas und er hatte keine Lust sich entscheiden zu müssen. „Hm…eigentlich hatte ich genau das vor. Aber nun gut, nennen wir ihn doch…Askavi. Aber kümmere dich nicht zu viel um ihn – ich sollte deine Hauptpriorität sein.“, erwiderte der Dämon daraufhin nur verschmitzt lächelnd. „Meine Hauptpriorität? Ja…keine Sorge. Bei deiner Fürsorge kann ich dich sicher nicht vergessen. Gute Nacht.“, murmelte er leise und ließ sich auf seinen Rücken fallen, bevor er noch flüsterte: „Und danke. Danke für alles. Ich…ich…“, die Worte die er dachte brachte er nicht heraus. Er mochte den Dämon immer mehr, fühlte sich immer stärker zu ihm hingezogen, aber das sollte dieser nicht wissen. Schnell schloss er die Augen, während er noch spürte, wie er sanft auf den Mund geküsst wurde und seine Haare durcheinander gebracht wurden. So angenehm… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)