Über meine einzige Liebe... von Ana-san ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, galt mein erster Gedanke Kamota. Es war nichts Bestimmtes. Es ist nicht Liebe, sagte ich mir. Schließlich hatte ich dieses Gefühl schon hinter mir. Es lag einfach nur daran, dass ich ihn gestern zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder gesehen hatte und das weckte alte Erinnerungen. Tatsächlich hatte ich bis zum gestrigen Tag nur selten an ihn gedacht. Immer wenn ich ein Buch las, fragte ich mich, ob Kamota es wohl schon gelesen hatte, wie damals in der High School. Hatte er vielleicht keine Zeit zum Lesen, oder hatte sich sein Geschmack geändert? Während ich aufstand, mich fertig machte und in der Küche meinen morgendlichen Kaffee trank, dachte ich weiterhin an ihn. Dabei fragte ich mich, ob Kamota mich wohl anrufen würde, schließlich hatte er sich extra meine Nummer geben lassen. Und hatte er nicht etwas von einem Abendessen gesagt, kurz bevor ich ging? Er schien es aufrichtig zu wollen. Kamota hatte sich in all der Zeit wirklich nicht verändert. Er war natürlich erwachsener geworden und strahlte eine gewisse männliche Reife aus, doch sein immer fröhlicher, manchmal übertriebener Charakter war der gleiche geblieben. Diese Erkenntnis hatte mich sehr erfreut. Und wer hätte gedacht, dass er sich damals am Strand übergeben hatte! All die Jahre war ich der festen Überzeugung, er und Shibata hätten sich zu einem romantischen Date bei Mondschein getroffen. Kamota schien diese Episode seines Lebens sehr peinlich zu sein. Bei dem Gedanken an seine gestrige Reaktion auf Shibatas Erklärung konnte ich ein Kichern nicht unterdrücken, sein vor Scham gerötetes Gesicht war einfach zum Schießen! Tja, hätte ich es damals gewusst… Hätte ich es gewusst, ja was wäre dann? Alle möglichen Gedanken schwirrten in meinem Kopf, doch eine klare Antwort hatte ich nicht. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass ich los musste, wenn ich nicht zu spät im Büro sein wollte. ‚Das wird ziemlich stressig…’, konnte ich nur noch denken. In den nächsten Tagen hatte ich sehr viel mit der Arbeit zu tun, daher blieb mir keine Zeit an etwas Anderes zu denken… Ich hatte von Torii geträumt. Es war ein heftiger Traum gewesen. Ich saß aufrecht in meinem Bett, schwitzend und schwer atmend. Einen solchen Traum hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Es lag wohl daran, dass ich Torii gestern zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder gesehen hatte. Außerdem war ich wieder Single. Ich musste keine Gewissensbisse haben, denn Shibata und ich hatten gestern in gegenseitigem Einverständnis Schluss gemacht. Wir sahen beide keinen Sinn mehr in unserer Beziehung, da wir uns nicht mehr liebten. Das kam wohl auch daher, dass ich Shibata nie so sehr geliebt hatte wie sie mich und das hatte gemerkt. Ob bewusst oder unbewusst, sie hatte gemerkt, dass meine Gedanken oft jemand anderem galten. Ich hoffte sehr, dass sie nicht wusste wem. Und nun war sie dieser Situation überdrüssig geworden, ihre Gefühle kühlten sich mit der Zeit ab und die Trennung kam ihr ebenfalls gelegen. Doch wir wollten weiterhin Freunde bleiben. Seit jenem Tag, als Torii bei mir war, bis heute hatte ich von ihm geträumt, mich nach ihm gesehnt. In den letzten Jahren wurden diese Träume weniger heftig und häufig und ich dachte, ich hätte mich endlich damit abgefunden, dass ich ihn niemals haben könnte. Aber so war es nicht. Nach dem Wiedersehen mit ihm waren meine Gefühle mit einem Schlag umso stärker zurückgekehrt. Ich wollte ihn wieder sehen. Die Absicht, ihm meine Gefühle zu offenbaren, hatte ich nicht, denn das Risiko, seine Freundschaft zu verlieren, wollte ich nicht eingehen, schon gar nicht, nachdem ich ihn endlich wieder getroffen hatte. Ich merkte, wie sehr er mir all die Jahre gefehlt hatte. Erst jetzt konnte ich es mir eingestehen: Ich liebte ihn immer noch. Und diesmal würde ich es nicht zulassen, dass wir uns für so lange aus den Augen verlieren. Ich wollte ihn sofort anrufen, aber dann fiel mir ein, dass er heute früh zur Arbeit musste, weshalb er gestern schon so früh gegangen war. „Ich muss mich gedulden“, sagte ich mir. Ich selber konnte mir so gut wie immer aussuchen, wo und wann ich arbeitete. Nur ab und zu musste ich ins Büro oder auf Geschäftsreise. Am Abend desselben Tages versuchte ich Torii zu erreichen, doch es meldete sich nur der Anrufbeantworter. Eine Nachricht hinterließ ich nicht, stattdessen versuchte ich es später noch einmal. Als ich ihn wieder nicht erreichen konnte, verschob ich das Vorhaben auf den nächsten Tag. Aber auch dann hob niemand ab. Ich versuchte es immer und immer wieder, doch nach fünf Tagen befiel mich endgültig Panik. Hatte Torii mir etwa eine falsche Nummer gegeben? Doch dann schalt ich mich einen Dummkopf, schließlich war er nicht so einer. Dafür war er viel zu gutmütig. Aber während ich das dachte, verlor ich immer mehr an Selbstvertrauen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Gefühle wurden von Tag zu Tag stärker und die Angst, Torii vielleicht nicht mehr wieder sehen zu können, ließ mich fast verzweifeln. Meine Arbeit konnte ich vergessen, denn ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich nahm mir für einige Tage Urlaub, verschanzte mich in meiner Wohnung und traf mich mit niemandem. Immer wenn das Telefon klingelte, bekam ich starkes Herzklopfen und hoffte, es wäre Torii. Aber natürlich war er es nie, schließlich hatte er meine Nummer gar nicht. Am Samstag versuchte ich ein letztes Mal, Torii anzurufen. Wenn es diesmal nicht klappte, würde ich es aufgeben. Aber ich hatte mich nur selten daran gehalten, was ich mir vornahm. Und dann endlich war es soweit. Torii selbst ans Telefon! Ich konnte vor Freude kein Wort rauskriegen. Doch als Torii kurz davor war aufzulegen, fand ich meine Sprache wieder. „Hallo“, presste ich hervor. Ich zwang mich ein paar Mal tief ein und aus zu atmen. „Hallo“, wiederholte ich und diesmal klang meine Stimme relativ normal. „Ich bin’s, Kamota.“ „Hi!“ Toriis Stimme hörte sich rau an, als wäre er eben erst aufgewacht. Ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. „Habe ich dich etwa geweckt? Das tut mir sehr Leid!“ „Nein, nein. Es ist schon in Ordnung. Ich war schon vor dem Klingeln wach. Wir hatten die ganze Woche sehr viel in der Firma zu tun. So viel, dass ich das Gefühl hatte, da übernachten zu müssen. Aber jetzt ist alles erledigt und ich konnte endlich ausschlafen.“ Ich hörte ein Lächeln auch seiner Stimme heraus. ‚Das war es also’ dachte ich. Ich fühlte mich wieder sicherer. „Ich habe sogar ein paar Tage Urlaub bekommen“, sprach Torii weiter. „Ehrlich? Ich habe auch Urlaub. Was für ein Zufall! Wie wär’ s wenn wir uns treffen? Heute? Wir haben uns schon so lange nicht gesehen, abgesehen von diesem einen Abend. Ich würde gern wissen, was du so alles getrieben hast in den letzten sechs Jahren.“ Ich lachte, merkte nicht, dass ich anfing, wie ein Wasserfall zu reden. Ich war so glücklich und gleichzeitig so nervös. Hoffte bloß, Torii würde nichts auffallen. „Gerne, aber ich wollte heute noch ein paar Berichte zu Ende schreiben, damit ich für die nächsten paar Tage nicht an die Arbeit denken muss...“ Mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus – eine Absage! „…aber heute Abend habe ich Zeit.“ Mit Mühe konnte ich noch einen Seufzer der Erleichterung unterdrücken. „Ja! Und zur Feier des Tages werde ich uns was kochen“, sagte ich voller Tatendrang. „Hahahaha! Seit wann kannst du kochen, Kamota?!“ „Es sind immerhin sechs Jahre vergangen, Torii. Es gibt noch so vieles, was du nicht von mir weißt…“ Dabei dachte ich nicht an meine Kochkünste. „Ich bin richtig gut im Kochen, wirst schon sehen!“ „Ok, abgemacht. Ich habe sowieso keine Lust auf ein Restaurant oder sonst etwas, wo es so viele Leute gibt. Mir ist es da viel zu laut.“ „Super! Hast du was zu schreiben da? Ich geb dir meine Adresse…“ Nachdem ich Torii meine Adresse genannt hatte, verabschiedeten wir uns. Ich freute mich wie ein kleines Kind, das Geburtstag hat. Ich würde für den Menschen kochen, den ich liebte. Es musste also etwas ganz Besonderes werden. Hatte Torii ein Lieblingsessen? Ich wusste es nicht. Woran ich mich aber noch ganz deutlich erinnerte, war seine Vorliebe für Zitronenkuchen. Davon konnte er nie genug kriegen. Ich stellte mir sein genussvolles Gesicht vor, nachdem er ein Stück probiert hatte, seinen freudigen Seufzer nach dem Herunterschlucken. Ich sah vor mir, wie er sich Sahne aus dem Mundwinkel leckte und dann von den Fingern. Und plötzlich veränderte sich das Bild. Nicht er sondern ich war nun derjenige, der ihm die Finger leckte. Schließlich erreichte ich seinen Mund und unsere Lippen trafen sich in einem leidenschaftlichen Kuss. Ich konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken, konnte mich aber mit Mühe wieder zusammenreißen. Ich sollte nicht an solche Dinge denken, die gewisse Reaktionen in meinem Körper hervorriefen. „Dafür ist jetzt keine Zeit“, sagte ich mir. Ich musste mir noch überlegen, was ich kochen sollte und dann einkaufen gehen. ‚Die Wohnung sollte auch mal aufgeräumt werden’ dachte ich. Ich hatte mich in den letzten Tagen sichtbar gehen lassen. Schließlich kam mir eine Idee und ich machte mich auf den Weg zum Supermarkt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine konkreten Pläne in Bezug auf Torii, wollte ihm bloß eine Freude machen und selbst Spaß haben… Kapitel 2: ----------- Verloren stand ich vor dem Schrank und schaute auf all die Sachen darin. Ich fragte mich, was ich anziehen sollte. Warum nur fühlte ich mich wie ein Mädchen, das sich entscheiden musste, was sie zu ihrem ersten Date anziehen sollte? Dabei war ich ein erwachsener Mann, der sich bloß mit einem alten Schulfreund traf. Und doch klopfte mein Herz stärker, wenn ich daran dachte, dass ich bei Kamota essen und er selbst kochen würde. Ein Anzug kam natürlich nicht in Frage – zu unpersönlich. An Ende ging ich in Jeans und Hemd aus dem Haus. Zum Glück wohnte Kamota in einer recht bekannten Gegend, so dass ich keine Probleme hatte seine Wohnung zu finden. Als ich bei ihm ankam war ich schon verschwitzt, denn es herrschte eine drückende Hitze. Dieses Wetter erinnerte mich an damals, als ich Kamota bei seiner Strafarbeit geholfen hatte. Mein Herzschlag wurde schneller, die Erinnerungen an damals riefen eine unerklärliche Sehnsucht in mir hervor. Kamota öffnete die Tür und trat zur Seite, um mich hinein zu lassen. Es roch schon im Flur so köstlich. Beim Essen – es gab den besten Curry mit Reis, den ich je gegessen hatte – unterhielten wir uns über unsere gemeinsame Schulzeit, mit wem von den alten Klassenkameraden wir noch Kontakt hatten. Bei ihm waren es erstaunlich viele, wohingegen ich fast alle aus den Augen verloren hatte. Kamota erzählte von seiner Arbeit und ich von meiner, alles schien wie ein ganz normales Wiedersehen zweier ehemaliger Schulfreunde. Aber mein Herz sagte etwas anderes. Ich fürchtete schon, Kamota könnte es schlagen hören. Und ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen; ich beobachtete ihn, wie er das Essen servierte, wie er aß und trank, wie sich seine Muskeln unter dem dünnen weißen Hemd bei jeder Bewegung spannten…und jedes Mal, wenn er mich anschaute, spürte ich, wie mir dir Röte ins Gesicht stieg und mein Blut noch mehr in Wallung geriet. Als Nachtisch stellte Kamota tatsächlich einen Zitronenkuchen auf den Tisch. Wusste er noch, dass es mein Lieblingskuchen war oder war es nur ein Zufall? Ich hoffte, dass er sich noch daran erinnerte, und fühlte gleichzeitig eine närrische Freude darüber. Das Essen war köstlich und vom Kuchen nahm ich mir sogar noch ein drittes Stück. Ich fühlte mich so glücklich und wohl in Kamotas Gesellschaft. ‚Er ist ein guter Freund’ sagte ich mir. ‚Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Zeit der ersten Liebe ist vorbei, wir sind erwachsen geworden.’ Ob Kamota wohl daran dachte zu heiraten? Kinder zu haben? Vielleicht sogar mit Shibata, schließlich war er mit ihr schon über sechs Jahre zusammen… Ich spürte einen schmerzlichen Stich. Aber wieso nur? Es konnte doch nicht Eifersucht sein? Ich wünschte den beiden doch alles Glück der Welt, also warum? Es fühlte sich an wie damals, als wir am Strand waren. Und doch war es anders. Ja, wir waren erwachsen geworden…erwachsen und vernünftig. Es war mehr als ich ertragen konnte. Absolut nicht zu vergleichen mit meinen damaligen Gefühlen. Toriis freudiges Lächeln, seine Seufzer nach jedem Bissen vom Kuchen, seine weiße Haut, die so zart schien und feucht war vom Schweiß… Das erinnerte mich an meine schwachen Momente damals; in der Schule, als ich gebannt beobachtete, wohin seine Schweißtropfen rannen, und bei mir zu Hause der Kuss, von dem Torii bis heute nichts wusste. Oh ja, es war nicht zu vergleichen mit damals. Wir waren nun erwachsen, hatten die Freuden des Lebens kennen gelernt und das machte es mir beinahe unmöglich, mich nun unter Kontrolle zu halten. Mit mir war anscheinend auch die Stärke meiner Gefühle gewachsen. Ich schickte mich an, das Geschirr zu spülen, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch Torii machte mir unabsichtlich einen Strich durch die Rechnung. „Ich helfe dir“, sagte er. Ich versuchte noch, ihn davon abzuhalten, ohne dass er meinen Zustand bemerkte, doch er sagte nur, er wolle sich damit für das leckere Essen revanchieren. Die Teller spülte ich und Torii trocknete ab. Er stand so dicht neben mir. Ich wunderte mich darüber, dass er die knisternde Spannung in der Luft nicht spürte, war aber gleichzeitig erleichtert, denn in seiner Nähe war ich wie elektrisiert, wollte nicht, dass er es merkte. Als er sein Gewicht von einem Bein aufs andere verlagerte berührte seine Hüfte die meine. Das geschah so unerwartet, dass ich vor Schreck die Luft einzog, dabei die Augen fest schloss und den Teller fallen ließ, der auf dem Boden zerschlug. Mein Herz raste, es war zuviel…ich konnte nicht mehr. Meine Muskeln spannten sich, die Hände waren zu Fäusten geballt. Ich drehte mich zu Torii, der mich mit vor Schreck geweiteten Augen ansah: „Alles in Ordnung mit dir? Hast du dich geschnitten? Lass mich mal sehen.“ Mit diesen Worten beugte er sich zu mir vor und griff nach meiner Hand, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte nicht von mir behaupten, mich jemals lange beherrschen zu können… Resigniert seinen Namen seufzend griff ich nach ihm und zog ihn an mich. Und bevor Torii auch nur einen Laut des Protests von sich geben konnte, legten sich meine Lippen auf die seinen. Der Kuss wirkte in all seiner Leidenschaft fast schon verzweifelt, ich fühlte mich wie ein Verdurstender in der Wüste, der endlich eine Oase gefunden hatte und nicht mehr aufhören konnte zu trinken. Meine Zunge drang in seinen Mund und spielte mit der seinen und ich vernahm verwundert Toriis leises Stöhnen. Er war eingeschlossen zwischen der Spüle und mir, ich drückte ihn mit wachsendem Verlangen fester an mich und schob ihm das Knie zwischen die Beine, was ihm ein weiteres Stöhnen entlockte. In meinem Kopf drehte sich alles, ich konnte nicht mehr klar denken und hatte überhaupt keine Kontrolle mehr über mich. Ich nahm auch nicht wahr, ob Torii sich wehrte, alles was für mich zählte was mein Begehren, meine alles übersteigende Liebe für den Mann, den ich gerade in meinen Armen hielt. Jedoch, als ich spürte wie Toriis Hände sich auf meine Schultern legten, als wollte er mich wegstoßen, kam ich schlagartig wieder zu mir. Mit einem Ruck, als wäre es die größte Anstrengung der Welt, löste ich mich von ihm und blickte ihn erschrocken an. Mein Atem ging schwer und mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen, da ich erwartete, dass Torii mich angewidert ansehen würde. Und ich wusste, ich hatte seinen Hass verdient. Aber als ich in sein Gesicht sah, schien in seinen Augen ein Ausdruck von unbefriedigtem Verlangen zu liegen. Seine Lider verschlossen halb die Augen, seine Lippen waren rot und feucht von unserem Kuss und sein Atem kam stoßweise aus seinem leicht geöffneten Mund. Er sah so unwiderstehlich, so verdammt sexy aus, wie er da beinahe schon hilflos an der Spüle lehnte, seine Brust umspannt vom schweißnassen Hemd. Beinahe wäre ich wieder auf ihn losgegangen, konnte mich aber noch im letzten Moment zurückhalten. Ich wurde mir meiner Schuld vollends bewusst und mit einem verzweifelten „Es tut mir Leid! Bitte vergib mir…“ stürmte ich aus der Küche in Richtung Badezimmer, verfluchte mich auf die schlimmste Art und Weise, die mir nur einfiel. Ich fürchtete, dass er meine Wohnung verlassen würde, wenn er sich nach dem Schock darüber, was ich mit ihm getan hatte, erholt hatte. Er wollte mich sicherlich nie mehr wieder sehen… Ich sperrte mich voller Verzweiflung im Bad ein und kauerte mich auf den Boden. Kapitel 3: ----------- Als erstes: endlich hab ich's geschafft! Für das bisschen hab ich echt ne ewigkeit gebraucht, gomen! ^^° Ich wollte mal nach eurer Meinung fragen, wie explizit ich diesen FF machen soll (im neuen Kapitel geht's noch nicht zur Sache, ihr werdet noch ein bisschen auf die Folter gespannt^^). Hab nämlich gesehen, dass auch Mexxler, die noch keine 18 sind, den FF lesen. Also soll ich das eher blumig beschreiben? Und nun viel Spaß beim Lesen^.~ ------------------------------------------------------------------------- Noch immer konnte ich nicht richtig zu Atem kommen. Ich war so verblüfft und…und erregt wie noch nie. Ganz in Gedanken leckte ich mir über die pochenden Lippen und spürte, wie mein ganzer Körper glühte vor Verlangen, das nur Kamota stillen konnte, das wusste ich. Es war, als befand ich mich in einem Traum, nur fühlte sich alles so verdammt echt an. Niemals hätte ich mir denken können - dass so etwas mal passieren würde. Kamota hatte mich geküsst. Und ich hatte seine Erregung genauso deutlich gespürt wie jetzt meine eigene. Ich fasste mir an die Lippen und mit geschlossenen Augen dastehend erinnerte ich mich in allen Einzelheiten an den Kuss. Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf. Warum so plötzlich? Was war bloß der Grund nach all den Jahren…nach all der gemeinsamen Zeit mit Shibata? Shibata! Die hatte ich ganz vergessen und spürte nun tiefe Schuldgefühle ihr gegenüber. Ich schämte mich so sehr für meine Freude, in der ich nicht an ihre Gefühle gedacht hatte. Was würde sie jetzt sagen, wenn sie wüsste, dass ich hier mit ihrem Freund rum gemacht hatte… Ich musste wissen, was los war, sonst würde mir das keine Ruhe lassen! Mit diesem Gedanken folgte ich Kamota aus der Küche und hoffte inständig, dass er die Wohnung nicht verlassen hatte. Viele Räume gab es nicht, nur Küche, Wohn-, Schlaf- und Badezimmer. Im Wohnzimmer war er nicht und ich versuchte es mit dem Schlafzimmer, aber auch das war leer. Blieb also nur noch das Bad…oder die Straße! Mit wild klopfendem Herzen bewegte ich mich langsam auf das Badezimmer zu, in Gedanken immer die gleichen Worte wiederholend: „Sei dort, bitte sei dort!“ Ich nahm nichts um mich herum wahr, merkte deshalb zu spät, dass eine große Vase im Weg stand. Diese schwankte noch kurz nach dem Zusammenstoß und fiel schließlich noch bevor ich reagieren konnte. Der laute Knall lief mir durch Mark und Bein und ich starrte erst reglos auf das sich ausbreitende Wasser, bevor ich mich endlich daran machte, einen Lappen zu suchen und es aufzuwischen. Meine Bewegungen geradezu lahm, die Hände zitterten etwas vor Aufregung. Es schien, als wollte ich unbewusst die Konfrontation mit Kamota hinauszögern. Doch dann nahm ich all meinen Mut zusammen als ich endlich fertig war und ging zum Bad. Als ich die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, rauschte mir das Blut in den Ohren, sodass ich für alles andere taub war. Ich traute mich kaum den Griff hinunter zu drücken. Aber nach dem ich es dann doch endlich getan hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen – die Tür war abgesperrt, was nur bedeuten konnte, dass Kamota sich dahinter befand. Ich klopfte, wartete auf Antwort, aber nichts tat sich. Daraufhin versuchte ich es ein zweites Mal. „Komm raus, Kamota. Wir müssen reden, das ist dir doch klar?“, rief ich. Aber es blieb weiterhin still. Ich wurde nervös. „Nun komm schon. Bitte mach die Tür auf! Ich bitte dich!“, flehte ich fast schon, aber von der anderen Seite kam immer noch kein Laut. Das machte mich schließlich wütend und mein Geduldsfaden war auch so schon strapaziert genug. Jetzt hatte ich mich entschlossen offen zu reden, aber Kamota war anscheinend anderer Meinung. Dann eben anders, dachte ich und schlug nicht gerade sanft auf die Tür ein. „Mach endlich die Tür auf, Kamota! Hör auf, dich wie ein kleines Kind zu benehmen und übernimm gefälligst Verantwortung für deine Taten!“ Aber dann verflog plötzlich meine Wut. Ich wurde wieder unsicher, denn die Angst, dass alles nur ein Missverständnis war, überkam mich. Ich hatte keine Kraft mehr und ließ resigniert die Schultern hängen, lehnte mich erschöpft mit der Stirn an die Tür. Lange Zeit sagte keiner von uns etwas. Ich hatte das Gefühl, als würde mich die Stille erdrücken. Doch ein lautes Klicken, das durch den Raum zu hallen schien, ließ mich abrupt mit dem Kopf auffahren. Ich hatte mich im Badezimmer verschanzt, konnte immer noch nicht fassen, was ich getan hatte. Zusammengekauert und mit den Händen über dem Kopf hockte ich in einer Ecke wie ein verschrecktes Kind. Still rannten mir die Tränen über das Gesicht. Da hatte Torii wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, denn ich traute mich tatsächlich nicht hinaus zu gehen. Ich fürchtete mich vor dem, was er sagen würde, also antwortete ich nicht. Als von draußen wieder Toriis Stimme erschallte, diesmal viel lauter, schaute ich verwundert auf. Die langsam trocknenden Tränen hatten Spuren auf meinen Wangen hinterlassen. Ich hatte diesen sonst immer ruhigen und beherrschten Menschen noch nie so emotional erlebt. Doch dann wurde es plötzlich still, so still, dass sogar der Verkehr von draußen zu hören war. Meine Gedanken überschlugen sich, ich vergaß meine Sorge über Toriis mögliche Reaktion, aber dafür überkam mich die Angst, dass er die Wohnung verlassen haben könnte…dass er mich verlassen haben könnte…für immer… Ich sprang panisch auf und hetzte zur Tür, die ich in einem Zug aufschloss und mit voller Wucht aufriss. Im nächsten Moment lag ich rücklings auf dem Boden – und Torii auf mir. Anscheinend hatte er sich am Griff festgehalten. Ohne recht zu wissen wie mir geschah, schlang ich meine Arme um den Körper meines Liebsten. „Du bist hier…“, flüsterte ich erleichtert. Ich spürte Toriis warmen Atem an meiner Halsbeuge, seine Finger krallten sich in mein Hemd. Ich wurde stutzig. „Torii…?“ Stille. Mein Kragen wurde feucht und das nicht vom Schweiß. Besorgt hob ich seinen Kopf und sah, dass er weinte. „Was ist los? Torii, warum weinst du?“, fragte ich erschrocken. „Es tut mir leid! Bitte verzeih mir! Ich werde so etwas nie wieder tun. Ich verspreche es!“ Er hatte die Augen geschlossen, wohl um mich nicht sehen zu müssen. Schüttelte nur den Kopf zwischen meinen Händen. Ich versuchte verzweifelt noch etwas zu retten. „Wirklich, ich bin schon glücklich, wenn wir nur Freunde…“ „Idiot!“, unterbrach mich Torii. „Du bist ein Idiot. Wie kann man hiernach noch einfache Freunde bleiben?“ Dieser Satz war wie ein Schlag für mich. Mein Innerstes verkrampfte sich schmerzhaft und ich musste hart schlucken. Ich ließ die Arme sinken, drehte resigniert den Kopf zur Seite. „Ich verstehe…“ Mit jedem Wort fiel es mir schwerer zu sprechen und es schnürte mir die Luft zu. „Ich werde versuchen, in Zukunft von dir wegzubleiben. Mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht mehr belästigen.“ Nun lag ich reglos da, kraftlos, nicht imstande auch nur einen Muskel zu rühren. Doch dann schreckte mich Toriis lauter Schrei auf: „Was?! Erst mich so heiß machen, dass ich kaum noch stehen kann, mir Hoffnung geben und mich dann wie eine heiße Kartoffel fallen lassen? Verarsch mich nicht!“ In seiner Wut schlug er mich fest auf die Brust. Ich hatte ihn noch nie wütend gesehen und war erstmal total überrumpelt. Wie hypnotisiert starrte ich auf sein gerötetes Gesicht, denn ich hatte das gehört, was Torii nur unbewusst zugegeben hatte. Er liebte mich? Oder zumindest hasste er mich nicht. Konnte das wirklich sein? Ein glückliches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Indes tobte dieser faszinierende Mann auf mir weiter. „Hast du an Shibata gedacht? Ihr gegenüber ist das so ungerecht! Dabei seid ihr schon so lange zusammen. Und was gibt es da zu lachen?!“ Torii schnaufte verärgert und versuchte aufzustehen, aber ich ließ ihn nicht. Ich griff nach seinem Arm und zog ihn wieder auf mich. „Ich liebe dich“, gestand ich ihm ruhig. Mein Herz klopfte zwar noch wie wild, aber nicht aus Angst sondern Freude. Erneut umarmte ich ihn, küsste meinen Liebsten auf die Haare. „Ich liebe dich“, wiederholte ich und begleitete jedes Wort mit einem Kuss. „Shibata…denk an Shibata. Wir können das nicht tun…“, war Toriis stockende Antwort. Doch sein Körper widersprach seinen Worten. Er klammerte sich mit eisernem Griff an mich. „Es geht nicht. Wir dürfen sie nicht verletzten!“, sagte er wieder und wieder, bis ich ihn mit meinem Lachen, das ich vor lauter Glück nicht mehr zurückhalten konnte, unterbrach. Weil ich erpicht darauf war, seine Reaktion zu sehen, sagte ich frei heraus: „Sie und ich – wir sind schon längst nicht mehr zusammen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)