What's this feeling? von Krazy_ (James X Lily) ================================================================================ Kapitel 25: Kopfsache --------------------- Und dann – endlich – berührten seine Lippen ihre, leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und verscheuchten die letzten vernünftigen Gedanken in Lilys Kopf. Die Hand der Rothaarigen wanderte weiter nach oben, vergrub sich in James Haaren und zog seinen Kopf näher zu sich herunter. Mehr. Sie wollte einfach nur mehr. Lily nahm undeutlich wahr, wie sich die kalten Steine der Wand gegen ihren Rücken pressten, registrierte, wie James seinen Körper gegen ihren lehnte und wie sich ihre Brüste gegen seinen Brustkorb drückten. Doch, von der einen auf die andere Sekunde so kam es Lily vor, war sie nicht mehr gefangen zwischen dem göttlichen Körper ihres Mitschülers und der Wand, sondern einen guten Meter entfernt. Erst einmal… atmen. Luft bekommen. Den Nebel aus ihrem Kopf bekommen. Das Herz wieder in Gang setzen. Obwohl, Lily lehnte erschöpft ihren Kopf an die Wand hinter sich und rang nach Luft, ihr Herz schien keine Reanimation zu brauchen. So schnell wie dieses klopfte. Die Augen der Siebtklässlerin klappten auf, richteten sich auf James und fixierten diesen. Seine Haare, in denen sie vor kurzer Zeit ihre Hand gehabt hatte, waren noch verwuschelter als sonst und seine Augen… Lily biss sich auf die Unterlippe. Das spitzbübische Glitzern, das man immer in den haselnussbraunen Augen ihres Kollegen finden konnte, war verschwunden. An dessen Stelle war hingegen ein Funkeln getreten, das Lily lieber nicht näher erörtern wollte. Ein Räuspern auf ihrer rechten Seite lenkte fataler Weise Lilys Aufmerksamkeit auf die mehr oder weniger stille Beobachterin „Mister Potter, Miss Evans. Wie ich sehe, nehmen Sie nun auch endlich Notiz von mir.“ Professor McGonagall? Was suchte ihre Hauslehrerin mitten in der Nacht in einem verlassenen Gang in Hogwarts? Und warum ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo sie und… Ging es eigentlich noch peinlicher? Lily schloss die Augen. Warum sie? Warum er? Sie würde später darüber nachdenken…nachdenken müssen, verbesserte sich die Rothaarige. Jetzt musste sie sich erst mal aus dieser Situation herausreden. Aber was sollte sie schon großartiges sagen: Entschuldigen Sie Professor, aber er hatte noch einen Wunsch frei? Kam vielleicht eher weniger gut an. Hilfesuchend blickte sie James an. Er hatte sie doch mehr oder weniger in dieses Schlamassel hinein geritten, jetzt sollte ihm doch bitte auch etwas einfallen, dass sie wieder hinausbrachte! Doch ihr Kollege zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. Klasse ihm fiel auch nichts ein. Toll! „Lily und ich, wir wollten…“ James brach ab, scheinbar auf der Suche nach den richtigen Worten. „Was Sie wollten Mr. Potter war klar und deutlich erkennbar. Es lässt ehrlich gesagt wenig Spielraum für Interpretationen und man kann sich einfach nichts Harmloses vorstellen, selbst wenn man es möchte, wenn Sie beide hier auf dem Gang so etwas abziehen!“ Professor McGonagall unterzog die beiden Schulsprecher einer eingehenden Musterung, bevor sie kopfschüttelnd ihre Arme vor der Brust verschränkte. „Sie beide sind ja noch schlimmer als zwei Fünftklässler! Ich hätte mindestens von Ihnen erwartet, dass Sie erwachsen genug sind, dies – Professor McGonagall deutete auf die Wand in Lilys Rücken – in Ihrer Wohnung oder sonst einem geschlossenen Zimmer abzuziehen! Und noch etwas, sehen Sie es als Tipp an: Versuchen Sie Ihren Hormonhaushalt wenigstens so lange unter Kontrolle zu halten, wie sie Aufgaben der Schülersprecher nachgehen. Was Sie in Ihrer Freizeit tun, geht mich nichts an. Solange es nicht in aller Öffentlichkeit geschieht. Das gilt für Sie beide! Und nun: husch mit Ihnen ins Bett. Sie müssen in sieben Stunden ausgeschlafen in meinem Unterricht sitzen!“ Langsam stieß sich Lily von der Wand ab. Sie musste nicht in James Gesicht sehen um zu wissen, dass dieser sich nur mühsam ein selbstgefälliges Grinsen verkneifen sollte. Warum sollte er auch nicht mit sich zufrieden sein? Er hatte bekommen, was er wollte. Hormonhaushalt… Der Peinlichkeitsgrad war eben noch einmal um das 10-fache angestiegen. Nicht nur, dass sie mit James Potter, dem Kerl, den die Hälfte – wenn nicht sogar mehr – der weiblichen Schülerschaft Hogwarts anhimmelten, mitten auf dem Gang rumgemacht hatte; nein, ihre Hauslehrerin musste natürlich auch noch zufällig vorbei kommen und Zeuge dieser… Verirrung werden. Und als ob das nicht genug wäre- ihrer Meinung nach war das mehr als ausreichend!- wurde auch noch ihr Hormonhaushalt zur Sprache gebracht. Von der Hauslehrerin! Lily wollte am liebsten im Boden versinken, sich in Luft auflösen oder aufwachen und feststellen, dass dies alles nur ein Alptraum gewesen war. Aber für einen Alptraum war, das musste sie leider auch zugeben, der Kuss doch zu gut gewesen. Lily warf James einen schnellen Seitenblick zu, während die beiden sich auf machten, der Anweisung von Professor McGonagall Folge zu leisten und den Rückweg zu der Schulsprecherwohnung einschlugen. Nach kurzer Zeit brach James allerdings das Schweigen. „Und? Hat es dir gefallen, Evans?“ Lily starrte weiterhin stur geradeaus. Sie würde so tun als hätte sie nichts mitbekommen. Aber ob das helfen würde? Sie war aber auch ein echt dummes Stück Brot. Sie hatte doch nicht ernsthaft geglaubt, dass sie James Potter küssen würde und er würde es dann einfach auf sich beruhen lassen. „Auf einmal die Zunge verschluckt? Vorhin war die aber aktiver.“ Vorhin war sie auch von allen guten Geistern verlassen gewesen. Vorhin war sie einfach nur Herr über sie selbst gewesen. Das konnte der einzige Grund gewesen sein, dass es soweit hatte kommen können! „Hey, meinetwegen können wir das gerne jeder Zeit wiederholen. Übung macht ja bekanntlich den Meister,“ James zwinkerte ihr verschlagen zu. Konnte der nicht einfach mal seine Klappe halten? Einfach mal still sein und sie so tun lassen als wäre nichts passiert? In ihrem Zimmer angekommen, warf sich Lily auf ihr Bett. Endlich war sie allein. Endlich konnte sie sich Gedanken über das Geschehene machen ohne dabei beobachtet werden. Vorsichtig fuhr sie sich mit dem Finger über ihre Lippen. Sie hatte von Anfang an damit gerechnet, dass James wusste, wie man küsste. War ja auch klar gewesen bei der Erfahrung, die er auf diesem Gebiet hatte. Aber sie hatte ja keine Ahnung gehabt wie gut er küssen konnte. Mit dem Zeigefinger fuhr sie sich über die Lippen. Sie hatte James Potter geküsst. Nein falsch: er hatte sie geküsst – und sie hatte mit Freuden mitgemacht. Was sollte sie jetzt nur machen? Resigniert vergrub Lily ihren Kopf in ihrem Kissen. Wie hatte sie auch nur so dämlich sein können. Sie hätte doch von Anfang an wissen müssen, dass sie keine Chance gegen ihn haben würde, wenn er erst einmal angefangen hatte. Selten blöd nannte man so jemanden! Was sollte sie nur machen? Wie sollte sie mit dieser Situation umgehen? Lily starrte die Uhr an, die auf ihrem Nachtschrank stand. Verfolgte den Zeiger, wie er sich sekündlich weiter bewegte und wollte sterben. Sie wollte nicht eine von vielen sein. Sie wollte nicht wie die anderen sein. Und jetzt? Jetzt lag sie auf ihrem Bett und dachte über James, den Kuss und ihre Gefühle nach. Genau wie wahrscheinlich schon 50 Mädchen vor ihr. Vermutlich waren es sogar mehr Mädchen gewesen. Das Beste war so weiterzumachen wie zuvor. Wenn sie nicht über den Zwischenfall nachdenken würde, vielleicht würde sie es schaffen ihn irgendwann zu verdrängen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. ~~*~~ Lily wusste am nächsten Morgen nicht mehr, wann sie eingeschlafen war, aber eins stand fest: viel Schlaf hatte sie definitiv nicht abbekommen. Müde starrte sie ihr Spiegelbild im Badezimmerspiegel an und lauschte ihrem eigenen Herzschlag. Sie wusste überhaupt nicht, warum sie sich eigentlich so sehr mit dem Kuss befasste. Es war ja nicht ihr erster gewesen und würde mit Sicherheit auch nicht ihr letzer sein! Warum also schweiften ihre Gedanken immer unweigerlich zu der letzten Nacht? Lily stütze sich auf dem Rand des Waschbeckens ab und schnitt sich selbst eine Grimasse. Sie hatte sich da in ein ganz schön großes Schlamassel geritten. Sollte sie es Chris sagen? Wenn sie es niemand sagte, dann … wäre sie weiterhin allein mit ihren Gedanken. Sie wollte eindeutig nicht mit diesen Gedanken allein sein! Außerdem war Christine ihre beste Freundin. Lily starrte ein letztes Mal in den Spiegel, dann drehte sie den Wasserhahn auf und begann sich für den Unterricht fertig zu machen. Als sie schließlich eine halbe Stunde später in der Großen Halle eintraf, war – wie nicht anders zu erwarten – das Frühstück schon im vollem Gange. Langsam begann sie sich einen Weg durch die Tischreihen zu bahnen, bis sie schließlich Alice und Christine erblickte und zielstrebig auf diese zusteuerte. „Uhu… du siehst aus, als hättest du nicht besonders viel Schlaf abbekommen letzte Nacht. Ist es länger geworden?“ Alice zwinkerte ihr zu, als die Rothaarige sich auf einen freien Platz bei ihren Freundinnen fallen ließ. Haha. Lustig. Wie hätte sie denn schlafen sollen, nachdem James sie… jetzt nannte sie ihn auch schon James! Er hieß Potter verdammt! So wurde das nichts, mit dem verdrängen und nicht dran denken! Sie würde nicht auf die Frage eingehen. So einfach war das. „Wie war denn eure Nacht so?“ „Erholsam und unspektakulär.“ Christine gähnte demonstrativ. „Und leider auch viel zu kurz.“ „Bei mir war‘s interessant wie immer.“ Alice zuckte mit den Schultern und starrte Lily mit zusammen gekniffenen Augen an. Ohkay. Langsam wurde das unheimlich. „Ist irgendetwas?“ „Ich warte auf einen ausführlichen Bericht, wie der erste Nachtgang war.“ Lily holte tief Luft. Wenn sie es jetzt einfach sagen würde? Aber mitten in der Großen Halle? Wie standen da die Chancen, dass ganz Hogwarts es mitbekommen würde? Der Blick der Siebtklässlerin wanderte zu ihrem Schulsprecherkollegen, der nur – wie das Schicksal sie halt mal nicht ausstehen konnte! – wenige Meter von ihrem Platz entfernt saß. Nachdenklich beobachtete sie die kleine Truppe. Remus schien noch einmal mit Black Unterrichtsstoff durchzugehen und James... unterhielt sich mit Nathalie, deren langen Haare ihr in einem wunderschönen dunkelbraunen Meer über die Schultern flossen. Und ihre Brüste hätte sie vielleicht nicht ganz so präsent unter seine Nase reiben müssen. Anscheinend hatte Potter irgendwas Lustiges gesagt, denn Nathalies melodisches Lachen war bis zu ihrem Platz zu hören. Dumme Ziege. Dummer Kerl! Ihr konnte es scheißegal sein, wenn die ganze Schule mitbekäme, dass sie und Potter sich geküsst hatten! Genau in dem Moment schaute James auf und Lily direkt in die Augen. Lilys Herz setzte einen Schlag aus. Verdammt, was war nur los mit ihr? Wütend auf sich löste die Schulsprecherin den Blickkontakt, wandte sich ab und griff sich die Kanne mit dem heißen Kakao. „Was ist mit dir los, Lils? Du wirkst etwas abwesend. Alles okay?“ Christine beugte sich zu ihrer Freundin hinüber und musterte diese kritisch. Ob alles okay war? Nichts war okay! Überhaupt rein gar nichts! Sie hatte James Potter geküsst – naja eigentlich hatte er sie ja geküsst – und seitdem hatte sie keine Ahnung mehr was sie machen sollte. Sie wusste noch nicht mal warum sie es so aufregte, dass Nathalie bei den Jungs saß. Immerhin blieb Potter Potter und es war ja auch nicht das erste Mal, dass Nathalie sich an einen Kerl ranschmiss. Und was war das vorhin gewesen? Meine Güte, sie und Potter hatten sich schon öfter angeschaut! Warum reagierte sie plötzlich so? Ihr Leben war beschissen! „Chris hat recht. Irgendwas ist mit dir los.“ Alice legte ihr Messer neben den Teller und strich sich eine ihrer Korkenzieherlocken hinters Ohr. Lily blickte von Christine zu Alice und wieder zurück zu Christine, bevor sie demonstrativ auf ihren Teller schaute und schließlich vorsichtshalber die Stimme senkte. „Ich habe James Potter geküsst…“ Christine zog eine Augenbraue hoch. Alice bekam riesige, kugelrunde Augen. „Sag das noch einmal. Du hast was getan?“ „Wir haben uns geküsst. Es war nichts Besonderes – haha Lüge, fügte sie in Gedanken hinzu – also könnten wir vielleicht kein so großes Ding…“ Weiter kam sie nicht mehr, denn Alice war schon aufgesprungen und führte ein kleines Freundentänzchen auf. Jedenfalls dachte Lily, dass es ein Freundentanz sein sollte. Ja. Unauffälliger ging es ja nicht mehr. Der Kopf der Siebtklässlerin knallte auf den Tisch vor ihr. Klasse. Auch ohne dass sie in James Richtung blickte, konnte sie wetten, dass dieser just in diesem Moment zu ihr sah. Flehend sah sie die Blondine, die auf ihrer rechten Seite saß, an. „Bitte Chris! Bring dieses Mädchen zum Schweigen!“ „Darf man sich noch nicht mal für James freuen? Ich mein, wie lange schlawenzelt er jetzt schon um dich herum? Es wurde mal langsam Zeit.“ Alice grinste von einem Ohr zum anderen als sie sich wieder setzte und Lily einen Arm um die Schulter legte. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Al?“ Lily schielte unter einer ihr ins Gesicht hängenden Strähne hervor und musterte Alice kritisch von oben nach unten. „Ich will nur das du glücklich wirst, Süße. Und darum freue ich mich, dass James und du ihr euch mal endlich näher kommt.“ „Ich bin glücklich. Auch ohne Potter. Aber danke für die Anteilnahme.“ Grummelnd richtete sich die Schulsprecherin wieder auf und betrachtete ihre Freundin mit einem todbringenden Blick, den Alice aber nur mit einem breitem Grinsen und fröhlichem Pfeifen beantwortete. Toll. Sie hatte auf Unterstützung aus den eigenen Reihen gehofft und anstelle dessen bekam sie das! „Tja Alice. Jetzt haben sich sogar James und Lily geküsst. Du und Frank scheinen etwas hinterher zu hinken.“ Christine, die sich bis jetzt mit einem Kommentar über den gestrigen Vorfall zurückgehalten hatte, lehnte sich nun auf ihrem Platz zurück. Aber Lily wusste, dass ihre beste Freundin sie zu einem späteren Zeitpunkt noch ausfragen würde. Nach dem Frühstück, als sich Alice schließlich auf den Weg zum Wahrsagen machte und die anderen beiden Siebtklässlerinnen sich auf den Weg zu Verwandlung machten, war schließlich der Zeitpunkt gekommen. „Soso. Du und James“, griff Christine das Thema noch einmal auf. Lily warf ihrer besten Freundin einen langen Blick zu. „Fang du jetzt nicht auch noch an.“ „Was denn? Ich hab doch nur die Tatsachen noch mal...“, weiter kam sie nicht, denn Lily hielt ihr den Mund zu. „Können wir das Thema vielleicht einfach auf sich beruhen lassen?“ „Nein Lils, das können wir nicht. Wie fühlst du dich?“ „Ich fühle mich blendend.“ Okay, das war nicht ganz so überzeugend gewesen, aber was soll’s. „Ist klar, Lily. Was sagt denn dein Herz zu dem Ganzen?“ „Mein Herz sagt gar nichts. Das ist taubstumm.“ Trotzig betrachtete Lily den Gang vor sich. „Mit anderen Worten: es soll nichts sagen.“ „Wenn du es unbedingt so ausdrücken willst: bitte.“ Christine musterte ihre Freundin einen Moment lang schweigend. „Wem machst du eigentlich was vor?“ „Mir selbst.“ Lily strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und warf der Blondine neben sich ein Lächeln zu. „ Und das hat auch bis jetzt verdammt gut funktioniert! Also könnten wir es vielleicht dabei belassen? Danke.“ Naja okay. So gut hatte es jetzt auch nicht funktioniert, aber diese Tatsache würde sie jetzt mal getrost außer Acht lassen. „Mann Lily! So kann das ja gar nichts werden!“ „Könnte vielleicht daran liegen, dass es auch gar nichts werden soll?“ „Man kann sich auch Sachen einreden Lils. Das ist nicht gesund, das weißt du oder? Nein, sie wusste gar nichts. Ende der Diskussion. Und jetzt hatten sie sowieso erst mal Verwandlung. Vielleicht würde das helfen, ihre Gedanken für einen Moment mit etwas anderem zu beschäftigen als dem was gestern Nacht gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)