Shard von MiBicci ================================================================================ Kizu war am nächsten Tag in der Schule kaum wieder zu erkennen. Er wirkte irgendwie apathisch, als wäre er gedanklich ganz woanders. Naoru sorgte sich richtig um ihn. Zwar blickte Kizu die ganze Zeit entweder ins Leere oder betrachtete Naoru, allerdings schien er ihn dabei nie wirklich wahr zu nehmen. Er versicherte Naoru sogar mehrmals auf seine Frage hin, dass mit ihm alles okay wäre. Nichtsdestotrotz schien er weder den Lehrern noch Naoru, der vergeblich versuchte ihn irgendwie aufzuheitern und seine Aufmerksamkeit zu erregen, großartig zu zuhören. Ständig musste Naoru seine Fragen an ihn wiederholen, ehe er eine Antwort bekam. Zudem sah Kizu einfach so unglaublich traurig aus, dass der Ältere sowieso schon Schwierigkeiten hatte ihn auch nur anzusehen. „Bist du wirklich in Ordnung?“, fragte er bestimmt schon zum zehnten Mal als Kizu wiederholt auf dem Weg zum Unterricht über seine eigenen Füße stolperte. „Ich weiß nicht. Ich bin sicher einfach nur müde…“, erklärte der kleine Schwarzhaarige und blickte im Vorbeigehen aus einem der großen Fenster im Flur. „Vielleicht solltest du dich für den Rest des Tages krank melden und dich ausruhen. Du siehst echt nicht gut aus heute…“, erklärte Naoru mit zusammengezogenen Brauen und musterte ihn kritisch. „Vielleicht hast du recht…“, murmelte der Kleinere. Naoru begleitete ihn zum Sekretariat, wo er sich abmeldete. Sie verabschiedeten sich und Naoru erklärte ihm noch einmal mit Nachdruck, dass er sich gut auskurieren solle, woraufhin Kizu nur ein Nicken gab und sich wortlos auf den Heimweg machte. Den ganzen Tag über hatte er seinen Kopf einfach nicht frei kriegen können. Die Worte Sakitos vom gestrigen Abend hatten sich praktisch in ihm fest gebissen und er wurde und wurde sie einfach nicht los… War er wirklich so wertlos wie er sagte? War er zu nichts anderem zu gebrauchen? Die letzte Nacht hatte er sich an seinem Kissen ausgeweint und hatte danach nicht einmal vor Kraftlosigkeit einschlafen können, so fertig war er mit den Nerven. Die Gedanken in seinem Kopf rasten förmlich. Die Folge war, dass er sich den ganzen Tag lang unglaublich träge und erschöpft fühlte. Jeder Schritt kostete ihn ungeheure Anstrengung. Er fühlte sich schlichtweg schlapp und lustlos. Am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen und wäre nie wieder rausgekommen. Aus diesem Grund freute es ihn zu sehen, dass Sakito gerade nicht zu Hause war, als er ankam. Er verzog sich sofort ins Schlafzimmer und kroch ohne sich auszuziehen oder sonst irgendetwas zu tun unter die schwere Bettdecke. Es dauerte nicht lang bis er endlich eingenickt war und den verdienten Schlaf fand. Langsam aber sicher, kurz vor dem Moment des Einschlafens, fühlte er sich sogar wieder ein wenig wohler, da die Wärme und die Ruhe, die ihn umfing, irgendwie entspannend wirkten nach all dem Stress der letzten Tage… Auch als er wenige Stunden später wieder aufwachte, herrschte um ihn herum immer noch besagte Ruhe. Umso mehr erschrak er, als er feststellte, dass neben ihm auf der Bettkante Sakito saß und ihn im Halbdunkeln beobachtete. „S-sakito!“, murmelte er verwundert und versuchte seine Augen blinzelnd an die Dunkelheit zu gewöhnen um seinen Freund besser ausmachen zu können. Dieser hielt seinen Blick stur auf ihn gerichtet und selbst ohne sein Gesicht richtig sehen zu können spürte Kizu, dass etwas nicht in Ordnung war. „Alles okay?“, fragte er daher besorgt und richtete sich ein wenig auf, so dass er mit ihm auf Augenhöhe war. „Wer ist Naoru?“, fragte Sakito plötzlich scharf. Er wich augenblicklich ein wenig zurück, erschrocken durch die plötzliche Frage. Woher wusste er von Naoru? Irgendetwas an dem Ton, in dem er die Frage formuliert hatte, ließ Kizu ahnen, dass er in Schwierigkeiten steckte. „W-wer?“, stammelte er und spürte deutlich wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. So zu tun als wüsste er nicht wovon Sakito sprach war wohl doch kein guter Plan gewesen, denn er war ein ziemlich schlechter Lügner und Sakito hatte ihn sofort durchschaut. „Naoru. Du hast im Schlaf geredet. Immer wieder seinen Namen wiederholt…Also wer ist er?“, verlangte der Ältere zu wissen und knurrte die letzten Worte förmlich. Seine Stimme glich gerade mal einem Flüstern und dennoch hörte Kizu ihn laut und deutlich. Er klang derartig bedrohlich, dass es dem Kleinerem kalt den Rücken runterlief. „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, murmelte er schließlich kaum hörbar und zitternd, als Sakito ihn weiter mit zu Schlitzen verengten Augen fixierte. Sofort als er den Satz beendet hatte, wurde er auch schon geohrfeigt. Das nächste was er wusste war, dass er in die Kissen des Bettes gedrückt wurde und Sakito über ihn gebeugt war, beschäftigt damit ihm die Luft abzuschnüren, indem er ihn würgte. Mit einer Hand hielt Sakito dabei den Hals des Schwarzhaarigen fest, so dass Kizu kaum Luft bekam. Die andere Hand war damit beschäftigt den Kleineren am Arm fest zu halten, da er sich unter ihm wand und versuchte sich aus seinem Griff los zu lösen. „Sakito- lass los…bitte, Sakito! Er ist niemand! Wirklich nicht…Nur ein Freund…“, krächzte Kizu verzweifelt und versuchte die Hand des Andern durch Kratzen und Zerren los zu werden. „Lüg.Mich.Nicht.An!“, fauchte Sakito nahe bei seinem Ohr und verstärkte seinen Druck auf Kizus Hals nur noch zusätzlich. Obwohl er es versuchte, konnte Kizu kein Wort mehr hervor bringen und stellte fest dass ihm allmählich schwarz vor Augen wurde. Der Kleinere befürchtete schon endgültig ohnmächtig zu werden, als Sakito endlich losließ. Sofort krabbelte Kizu hustend rückwärts um soviel Abstand wie möglich zwischen sie beide zu bringen, da er eine weitere Attacke ähnlicher Art erwartete. Sakito seinerseits stand erhoben vor dem Bett und betrachtete Kizus zitternde Gestalt, die sich an den äußersten Bettpfosten drängte und nach Atem rang. Als er auf ihn zutrat flackerten seinen Augen angsterfüllt auf. Er musste hier weg. Sofort. Naoru saß in seinem Wohnzimmer. Soeben hatte er geduscht und versuchte nun mit noch leicht nassen Haaren sich auf sein neues Buch zu konzentrieren. Doch so wirklich gelingen wollte es ihm nicht. Kizus Zustand bereitete ihm immer noch Sorgen. Er hatte heute in der Schule ganz anders als sonst gewirkt. Richtig fremd. Er überlegte, ob er nicht einfach rüber gehen sollte um nach ihm zu sehen. Dann wiederum wusste er, dass er dort drüben nichts zu suchen hatte. Sakito würde sich sicher schon um ihn kümmern. Der Gedanke wirkte so absurd auf ihn, dass er auflachte. ‚Als ob.’, dachte er sich. Gerade wollte er sich wieder dem Buch in seiner Hand zuwenden, da wurde seine Konzentration erneut gestört. Diesmal jedoch nicht von seinen eigenen Gedankengängen, sondern von einem Höllenlärm, der aus dem Flur zu kommen schien. Erst hörte er einen dumpfen Aufschlag, dann das Splittern von irgendetwas Gläsernem und schließlich einen verzweifelten Schrei: „Lass mich los, Sakito, du tust mir weh!“. Sofort war Naoru auf den Beinen. Als er Kizus Stimme hörte sprang er augenblicklich auf und riss die Haustür auf, um den Kopf in den Flur zu stecken. Etwa zeitgleich ertönte aus dem andern Apartment ein Schmerzenschrei, der allerdings nicht von Kizu zu kommen schien. Gleich darauf sprang die Tür zu Kizus Wohnung auf. Der kleine Schwarzhaarige kam herausgestürmt, gefolgt von einer Flasche, die nach ihm geworfen wurde und an der gegenüberliegenden Wand zersplitterte. „HAU RUHIG AB, DU MISTSTÜCK!“, rief Sakito ihm hinter her, steckte den Kopf aus der Türe, so dass Naoru einen Blick auf ihn werfen konnte. Er hielt sich fluchend die Hand, welche stark blutete und knallte schließlich die Türe zu. Augenscheinlich hatte Kizu es irgendwie geschafft Sakito zu verletzen… Der Kleine rannte Richtung Treppenhaus und wollte offenbar so schnell es ging von hier verschwinden, wurde aber von Naoru aufgehalten, der ihn, als er vorbeisprintete, am Arm packte und ihn somit zum Halten brachte. Er war gar nicht erst in der Lage irgendetwas zu sagen, da er zu stark weinte und sich fühlte, als wäre ihm die Kehle zugeschnürt. Er wollte sich losreißen und einfach weiter Weglaufen, doch ehe er wusste wie ihm geschah, zog Naoru ihn auch schon ein wenig zu unsanft zu sich in die Wohnung und schloss die Tür geräuschvoll hinter sich, ehe er Kizu an ebendiese nagelte. „Warum verlässt du ihn nicht einfach!?“, platzte es sofort aus ihm heraus. Kizu zuckte aufgrund des ungewohnten Tonfalls seitens Naorus zusammen und versuchte instinktiv zurück zu weichen, stieß aber infolgedessen nur gegen die Tür hinter sich. Naoru erschrocken über sich selbst ließ von dem Kleineren ab und trat zurück. Er hatte nicht beabsichtigt, den anderen noch mehr zu verschrecken. „Tut mir Leid…“, murmelte er entschuldigend. „Aber ich mach mir eben Sorgen um dich! Was hält dich nur bei diesem Dreckskerl? Wenn du weiter bei ihm bleibst, bringt er dich irgendwann noch um!“, erklärte Naoru mit Nachdruck. Kizu schwieg und sank lediglich zitternd zu Boden. Was, wenn er recht hatte? Naoru betrachtete ihn traurig. „Liebst du ihn denn wirklich so sehr?“, fragte er leicht verzweifelt angesichts seiner Unfähigkeit Kizu zur Vernunft zu bringen. „Ich…weiß nicht.“, murmelte der am Boden sitzende ohne den Blick zu heben. „Du weißt nicht?“, entfuhr es dem Älteren auf der Stelle ungläubig. „Wie kannst du das nicht wissen!? Kizu, du-“ „Ist ja okay! Ich hab’s verstanden verdammt!“, unterbrach der Kleinere ihn lautstark, während Tränen seine Wangen hinunter kullerten. „Kizu…“, versuchte Naoru es noch einmal besänftigend, stellte aber zu seinem Verdruss fest, dass Kizu lediglich den Kopf weiter sinken ließ und wiedereinmal begonnen hatte an seinem Handgelenk herum zu fummeln. „Kizu, du musst irgendwann anfangen, was aus deinem Leben zu machen…das kann doch nicht ewig so weiter gehen!“, erklärte er und beugte sich zu ihm herunter. „Was denn? Was soll ich denn bitte schön machen? Ich bring’s doch sowieso zu nichts! Nichts mach ich richtig… ich…“, rief Kizu nun wütend und frustriert und riss sich mit den Fingernägeln förmlich die Wunden an seinem Arm auf, während er in Tränen nur so erstickte. „Wer sagt das?“, fragte Naoru augenblicklich, wartete aber keine Antwort ab, da er bereits eine Ahnung hatte, was diese betraf. Stattdessen fuhr er fort und packte Kizu an den Schultern, teils um ihn dazu zu bringen ihn anzusehen, teils um ihn davon abzuhalten sich den Arm blutig zu kratzen. „Lass dir so was nicht einreden, hörst du?“, versuchte er es weiter und legte seine Hand auf Kizus Wange um seinen Blick zu heben, jedoch gelang ihm dies nur mit mäßigem Erfolg, da Kizu sie einfach weg schlug. Das letzte was er jetzt gebrauchen konnte waren Naorus Augen. Diesem vorwurfsvollen, besorgten Blick würde er nicht standhalten können, das wusste er. Daher betrachtete er schlicht weiterhin den Boden vor ihm. Er wollte einfach nur weg. Weg von allem hier. „Kizu, ich will dir doch nur helfen…“, erklärte Naoru frustriert. Kizu seinerseits erhob sich ruckartig. „Nicht nötig.“, hauchte er einem Flüstern gleich und grub seine Nägel noch tiefer ins Fleisch. „Ich …komm schon klar. Ich schaff das schon alleine…ich…“, murmelte er wirr und immer noch Naorus Blick ausweichend. Er drehte sich um und machte Anstalten die Türe zu öffnen um abermals vor der Situation mit seinen Problemen konfrontiert zu werden zu flüchten. Inzwischen rann Blut seinen Arm herunter. Naoru, der dies mit düsterem Blick bemerkte, packte ihn an der Hand, die an seinem Arm herumkratzte, und zog ihn von der Türe weg um ihn am Gehen zu hindern. „Ist das der Grund dafür, dass du ritzt? Weil du’s alleine schaffst?!“, fuhr er ihn an. Kizu nun durch die plötzliche Handlung Naorus gezwungen in seine ernst drein blickenden Augen zu schaun, hielt die Luft an, ehe er erneut in Tränen ausbrach und dem Größeren in die Arme fiel. Er konnte einfach nicht mehr. Er war am Ende seiner Kräfte angelangt. „Was soll ich denn ohne ihn tun? Wo soll ich denn hin?“, fragte er aufgelöst und schluchzte in Naorus Hemd, welches er fest umklammerte. Naoru hielt es nicht länger aus. Der Anblick des Kleineren so aufgelöst wegen eines anderen…das war einfach zu viel für ihn. Ohne Vorwarnung packte er ihn am Kinn, hob es leicht an und küsste Kizu dann ohne zu Zögern. Seine blauen Augen weiteten sich geschockt, doch unfähig sich von Naoru loszureißen, schloss er sie schließlich und küsste den Größeren verzweifelt zurück. Für einen Moment wurden all seine Probleme schummrig, als würden sie im Nebel verschwinden. Er klammerte sich an Naoru, als hinge sein Leben davon ab. Wollte ihm nah sein und zugleich vor ihm weglaufen. Entgegen besseren Wissens zog er ihn so nah an sich heran, wie er nur konnte. Er versank völlig in diesem unbekannten Gefühl, das ihn durchflutete. Als sie sich schließlich mangels Sauerstoff voneinander lösten und sich schwer atmend anblickten, fasste der Ältere sich endlich ein Herz und sagte laut: „Bleib bei mir!“ „Was?“, fragte der Kleinere, verwirrt und nach Atem ringend, immer noch von dem Kuss benebelt und mit Tränen in den Augen. „Verlass ihn und bleib bei mir! Kizu ich liebe dich! Ich will nicht mit ansehen müssen, wie du an ihm zerbrichst!“, erklärte er flehend. Seine Hände ruhten immer noch auf Kizus Schultern, als dieser verdutzt zu ihm aufblickte. „Ich…du…was hast du da gerade gesagt?“, stammelte er und starrte den anderen mit großen Augen an. „Ich sagte, ich liebe dich!“, wiederholte Naoru mit fester Stimme und ernstem Blick. „Du…“, murmelte Kizu fassungslos und berührte zaghaft seine Lippen, während ihm sichtlich die Röte ins Gesicht schoss. War das gerade wirklich passiert? Das ganze wirkte irgendwie irreal… Er war ratlos. Was sollte er nun tun? Naoru betrachtete den Kleineren, der gedanklich wohl gerade vollkommen abgedriftet war, verdrießlich und seufzte schwer. Es schien nicht, als würde Kizu planen ihm in nächster Zukunft an den Hals zu springen um ihm ein fröhliches „Ich dich auch“ zu zurufen. Es hatte im Moment einfach keinen Zweck weiter auf dem Thema rumzutrampeln. Kizu wirkte verwirrt und erschöpft und das war auch er. Kizu starrte immer noch verdattert Löcher in die Luft, als Naoru sich wieder zu Wort meldete: „Ich entschuldige mich für den Kuss gerade. Ich hätte dich nicht so einfach überfallen dürfen.“, erklärte er, woraufhin der Kleinere fragend und innerlich zu seiner eigenen Überraschung aus irgendeinem Grund enttäuscht zu ihm aufblickte. Naoru fuhr unbeirrt fort: „Aber ich werde nicht sagen, dass es mir Leid tut. Und versprechen, dass ich es nicht wieder tun werde, kann ich auch nicht. Du kannst fürs erste gerne hier übernachten. Decken sind in dem Schrank da drüben. Du kannst das Bett haben, wenn du willst, ich nehm freiwillig die Couch. Mach’s dir gemütlich. Ich bin draußen, wenn du mich suchst!“, erklärte er in einem langen Redeschwall und wand sich dann zur Türe um, mit der Intention so schnell wie möglich von Kizu wegzukommen. Er ertrug das Schweigen des Kleineren einfach nicht länger. Es war als würde es ihn innerlich auffressen. Ehe er jedoch hinaustrat, wurde er sachte am Ärmel zurückgehalten. Er drehte sich um und sobald seine Augen auf die Kizus trafen, ließ der Kleinere sein Hemd auch schon wieder los und wendete sein Gesicht knallrot dem Boden zu. „Wo-wohin gehst du?“, war das einzige was Kizu verwirrt hervor bringen konnte. „Mich abkühlen.“, erwiderte Naoru knapp und mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme, ehe er ohne einen weiteren Blick in Richtung des anderen die Türe hinter sich schloss. Draußen auf dem Gang ließ er sich direkt auf der anderen Seite der Tür nieder, lehnte sich zurück und kramte in seiner Hosentasche nach einer Schachtel Zigaretten. Erst als er versuchte die Kippe in seiner Hand mit seinem Feuerzeug anzuzünden realisierte er, dass er zitterte. ‚Verdammt.’, schoss es ihm durch den Kopf, als er vergeblich versuchte sich zu beruhigen. Er warf nach Ablenkung suchend einen Blick den Gang hinunter und erschrak leicht, als plötzlich die Türe zu Kizus Apartment aufgeschlagen wurde, verharrte aber weiterhin in seiner sitzenden Position auf dem Boden. Sakito kam wütend aus der Wohnung heraus gestürmt und warf sich währenddessen eine Jacke über. Offenbar hatte er beschlossen, dass er Kizu besser zurückholen sollte, bevor das Geld für diese Woche wieder knapp wurde, dachte sich Naoru stirnrunzelnd. Sakito machte sich gerade laut fluchend auf den Weg nach Draußen und stapfte Richtung Treppenhaus, da hielt Naoru ihn zurück. „Nach Kizu brauchst du gar nicht erst zu suchen…der bleibt für’s erste bei mir.“, sagte er mit fester Stimme. Die Worte hatten seinen Mund verlassen ohne dass er wirklich beabsichtigt hatte etwas zu sagen. Er hatte sich einfach nicht zurückhalten können. Sakito drehte sich erstaunt auf der Ferse um und blickte verwirrt zu Naoru herunter. Dieser saß plötzlich ganz unbekümmert auf dem Boden und rauchte in aller Ruhe seine Zigarette. „Und wer zur Hölle bist du?“, verlangte der andere nun zu wissen, während er den Schwarzhaarigen feindselig musterte. „Naoru“, erklärte der am Boden Sitzende kurz angebunden und pustete etwas Rauch in den Raum. In Sakitos Augen flackerte etwas auf. „Ach, dann bist du also der Bastard, der dem dreckigen Stricher all die Flausen in den Kopf gesetzt hat!“, rief er schließlich zynisch grinsend. Naoru hob den Blick und versuchte gleichzeitig Sakito mit ebendiesem zu töten. Leider vergeblich. Sakito hob grinsend eine Augenbraue und trat auf ihn zu. „Was guckst du denn so? Ist dir etwa nicht recht, wie ich über mein kleines Spielzeug rede?“, höhnte er, als er vor Naoru angekommen war. „Noch ein schlechtes Wort über ihn und du-“, knurrte Naoru gerade, da fiel Sakito ihm auch schon wieder ins Wort: „…und was? Erzähl doch mal! Ist der Kleine wenigstens gut im Bett?“, grinste er und befand sich, ehe er wusste wie ihm geschah, an die nächste Wand genagelt. Naoru seinerseits war plötzlich auf den Beinen und hielt Sakito am Kragen fest. „Ich warne dich…“, knurrte er und hob den anderen leicht an. Er spürte förmlich wie das Blut in seinen Adern pulsierte. Sakitos Grinsen konnt er durch die Aktion allerdings nicht von seinem Gesicht wischen. „Was denn? Etwa nicht? Erfahrung genug sollte das Miststück doch haben…“, brachte Sakito noch heraus, ehe Naoru seine Faust hob und zum Zuschlagen ausholte. Kurz bevor er den Gedanken jedoch in die Tat umsetzen konnte, hielt er aufgrund eines lauten Klirrens, das aus seiner Wohnung zu hören war, inne. Er wand sich um und ließ von dem vermutlich wenige Jahre älteren Mann ab. „Pass auf was du sagst…“, murmelte er ihm noch verächtlich dreinblickend zu, ehe er seine Wohnung betrat um heraus zu finden woher der Lärm rührte. Noch ehe er die Türe schloss, hörte er Sakito hinter sich auflachen: „Gut so. Renn dem Kleinen ruhig hinterher. Letzten Endes kommt er ja doch zu mir zurück, du wirst schon sehen…“. Er ignorierte Sakito und blickte sich, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, stattdessen mit suchenden grünen Augen in seinem Apartment um. Die Quelle all der Unruhe fand er in der Küche. Offenbar war Kizu bei dem Versuch sich etwas zu Trinken zu beschaffen das Glas aus der Hand gerutscht, so dass er nun zerstreut auf dem Boden hockte und mit immer noch zitternden Fingern versuchte die Scherben aufzusammeln. Als Naoru den Raum betrat, blickte er verwirrt auf, erkannte ihn schließlich und richtete eilig seinen Blick wieder auf den Boden. „Was machst du denn hier? Komm lass das sein, ich mach das schon.“, erklärte Naoru und beugte sich zu Kizu herunter. Relativ rot um die Ohren stotterte dieser ein wirres „Tut mir Leid…ist mir einfach aus der Hand gerutscht…ich…“ und bemühte sich weiterhin die Unordnung zu beseitigen, was lediglich darin resultierte, dass er sich an einer der Scherben schnitt und die bisher aufgesammelten daher wieder fallen ließ. „Autsch!“, hauchte er und hielt sich den Finger, der zu Bluten begonnen hatte. Naoru musterte ihn verdrießlich schmunzelnd. „Da siehst du’s. Nie hörst du auf mich…“, murmelte er und nahm die Hand des Kleineren um das Blut von der Schnittwunde wegzuküssen. Kizu lief wie erwartet rot an und stammelte wirres Zeug. Naoru erhob sich wieder und pattete dem anderen dabei den Kopf, der nun stirnrunzelnd zu ihm aufsah. „Ich räum das hier schon auf. Keine Sorge.“, erklärte er und scheuchte Kizu daraufhin lächelnd aus der Küche um weitere Unfälle zu vermeiden. Kurz darauf legte Naoru sich erschöpft auf die Couch und blickte müde die Zimmerdecke an. Kizu hatte es offenbar selbst in einer derartig kleinen Wohnung geschafft sich vor ihm zu verstecken. Irgendwann, es war schon spät, hörte er den Jüngeren unsicher durch die Wohnung tapsen und ein „G-gute Nacht“, scheinbar an ihn gerichtet, murmeln. Gleich darauf war das Geräusch einer sich schließenden Schlafzimmertür zu vernehmen. Naoru konnte noch lange Zeit danach nicht einschlafen. So kam es auch, dass er nicht etwa aus dem Schlaf hochschreckte, sondern schlicht ein wenig zusammenzuckte, als ca. gegen zwei Uhr Morgens ein lautes Krachen aus dem Flur zu hören war. Er setzte sich auf und bemerkte, dass das Poltern wohl auch Kizus Aufmerksamkeit erregt hatte, da dieser schläfrig einen wuscheligen, schwarzhaarigen Kopf aus der Schlafzimmertüre hielt. Aus dem Flur ertönte nun lautes Rufen und Bellen, so dass Naorus Neugier endgültig geweckt war und er sich dazu durchrang einen Blick auf den Gang zu werfen. Kizu folgte dicht hinter ihm und lugte hinter seinem Rücken hervor auf das Szenario, das sich da vor ihnen abspielte. Offenbar hatten zwei Polizisten samt Drogenspürhund die Tür zu Kizus und Sakitos Wohnung aufgetreten und zerrten diesen nun unter viel Protest auf den Gang. Einer der Männer war schwer damit beschäftigt ihn festzuhalten, während der andere mit ihm Rang um ihm Handschellen anzulegen. „Sie sind vorläufig wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und Verdacht auf illegalen Handel mit Rauschmitteln festgenommen. Ihre Rechte… “, ratterte einer der Polizisten gelangweilt herunter, wurde aber von Sakito unterbrochen. „Hey! Lasst mich los! Ich weiß nichts von irgendwelchen Drogen, ich schwör’s! KIZU!“, rief er aus, als er den Kleineren entdeckte, der augenblicklich weiter hinter Naorus Rücken verschwand. „Kizu! Erklär ihnen, dass ich mit so was nichts zu tun hab! Hey! Er hier kann Ihnen bestätigen, dass ich unschuldig bin!“, machte er nun den Polizisten, der ihn festhielt, aufmerksam. Dieser wendete sich an Kizu. „Ist das wahr?“, fragte er ernst. Der Schwarzhaarige blickte zu Boden. Seine Ohren liefen feuerrot an, doch sein Haar fiel ihm so ins Gesicht, dass seine Augen verdeckt blieben, als er antwortete: „Ich… ich weiß nicht, wovon er spricht.“. Naoru blickte sich stirnrunzelnd nach dem Jungen hinter sich um. Er hatte ernsthaft erwartete, dass er für Sakito lügen würde. „So? Dann entschuldigen Sie die Störung.“, antwortete nun einer der Polizisten und machte Anstalten Sakito zum Gehen zu bewegen. Diesem klappte fassungslos die Kinnlade herunter. Zuerst traute er seinen Ohren nicht, dann schien die Wut irgendwie die Überhand über seine Fassungslosigkeit zu nehmen, denn er riss sich mit ungläubig geweiteten Augen aus dem Griff der Polizisten los, woraufhin der Hund, den sie dabei hatten, zu bellen begann. Wütend und unbeeindruckt trat er auf Kizu zu. Sofort stellte sich Naoru vor diesen und nahm den Kleineren in Schutz, indem er ihn mit einem Arm hinter sich zurückhielt. Dem Kleineren stand nun deutlich die Angst in die Augen geschrieben. „Willst du mich verarschen?! Kizu, du dreckige Ratte!“, schrie Sakito seinen Freund an, der sich nun eindeutig hinter Naoru versteckte und sich zitternd an dessen Hemd klammerte. Die beiden Männer festigten ihren Griff um Sakitos Arme wieder und hielten ihn zurück. Nichtsdestotrotz versuchte er an Kizu heran zukommen und wurde nur mit viel Mühe von den zwei Beamten gebremst. Naoru betrachtete ihn abfällig. Er war nicht sicher, ob er jemals jemanden so sehr gehasst hatte. „Warte nur, wenn ich dich in die Finger kriege, du…!“, knurrte Sakito nun, konnte seinen Satz aber leider nicht beenden, da einer der Polizisten nun eingriff und laut ein „Jetzt mach aber mal halblang!“ von sich gab und ihn kräftig zurück zog. Sie führten ihn gemeinsam ab und es dauerte eine Weile bis das Fluchen Sakitos endlich verstummt war. „Ist alles ok?“, fragte Naoru schließlich in die herrschende Stille hinein und wand sich besorgt zu dem Kleineren um. Dieser zitterte am ganzen Leib, nickte aber. Als Kizu am nächsten Morgen in Naorus Bett erwachte, brauchte er gar nicht erst lang überlegen, was am gestrigen Abend geschehen war. Er hatte es noch alles ziemlich deutlich vor Augen. Dementsprechend niedergeschlagen betrat er die Küche, in der er auch Naoru vorfand. Der Ältere saß am Esstisch und schien gemütlich Zeitung zu lesen, während er rauchte. „Und das am frühen Morgen…“, murmelte Kizu und ließ sich neben ihm nieder. Naoru blickte verwirrt auf. „Was meinst du?“ „Deine Raucherei.“, erwiderte Kizu und wies auf die Zigarette in der Hand des anderen. Naoru hob skeptisch eine Augenbraue und beugte sich zu ihm herüber. „Wenn du willst hör ich mit dem Rauchen auf.“, erklärte er geduldig. „Im ernst?“, fragte Kizu und hob verwundert den Blick. „Sicher. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du auch eine von deinen schlechten Angewohnheiten ablegst.“, verkündete Naoru und deutete dabei mit der freien Hand, in der er die Kippe hielt, auf Kizus lädiertes Handgelenk. Kizu wurde rot und verstecktes es sogleich unterm Tisch. Als keine Antwort kam, wand Naoru sich wieder der Zeitung zu. Kizu indessen griff nach einem Brötchen, welches zusammen mit anderem Gebäck in einem Korb auf dem von Naoru gedeckten Frühstückstisch lag. Naoru drückte seine Zigarette im Aschenbecher vor ihm aus, während Kizu lustlos an seinem Brötchen knabberte. „Was willst du jetzt tun?“, fragte Naoru schließlich hinter seiner Zeitung und brachte Kizu somit zum Stocken. Nach einer Weile des Schweigens erwiderte er schließlich: „Ich brauch ein bisschen Zeit zum Nachdenken, glaub ich.“. „Ist okay.“, ließ Naoru verlauten und tätschelte Kizu, ehe er sich erhob und den Raum verließ. In der Schule verbrachten sie die Pausen wie sonst auch gemeinsam, redeten aber kaum miteinander. Nach Schulschluss drückte Naoru Kizu einen Zweitschlüssel in die Hand. „Ich will heute noch mal zu Hause vorbeischauen und sehn, ob auch alles okay mit Chitori ist.“, erklärte er und verabschiedete sich daraufhin von dem Kleineren. Kizu wusste nicht, was er alleine in Naorus Wohnung machen sollte und verbrachte deswegen den halben Tag draußen auf der Straße. Am Abend ging er wie üblich zur Arbeit. Entgegen seiner Erwartungen tauchte Naoru diesmal nicht dort auf, was lediglich zur Folge hatte, dass er unkonzentriert und abgelenkt war, deswegen vier Gläser und eine Flasche zerdepperte und schließlich früher von Summer nach Hause geschickt wurde. Dort angekommen blieb er einen Moment lang ratlos vor Naorus Türe stehen. Er könnte genauso gut auch bei sich schlafen, doch der Gedanke allein in der Wohnung zu bleiben gefiel ihm nicht so recht. Daher schloss er ein wenig unsicher die Türe zu Naorus Apartment auf und betrat es zögerlich. Zuerst dachte er die Wohnung wäre leer, doch er stellte bald fest, dass die Ruhe nur daher rührte, dass Naoru bereits schlief. Der Ältere lag im Wohnzimmer auf der Couch und atmete regelmäßig. Kizu trat auf ihn zu und ließ sich für einen Moment vor dem Sofa nieder um den anderen zu betrachten. Er schmunzelte. Naoru sah sogar im Schlaf ernst aus. Stirnrunzelnd lag er da auf der Couch, eingekuschelt in eine Wolldecke, lediglich von dem Licht aus dem Flur, welches Kizu soeben eingeschaltet hatte, beschienen. ‚Was er wohl träumt?’, fragte er sich und musterte den Schlafenden zufrieden. Er war den ganzen Abend über irgendwie zerstreut gewesen, doch jetzt im Moment, wo er wieder in Naorus Nähe war, fühlte er sich seltsam ausgeglichen und ruhig. Warum nur? Da war’s schon wieder. Diese ständige Verwirrung über seine eigenen Gefühle. Er erhob sich und begab sich in Naorus Schlafzimmer, wo er sich, nachdem er sich umgezogen und Bettfertig gemacht hatte, in dieses begab. Er krabbelte in die Mitte, grub sich unter den vielen Decken ein und machte sich ganz klein. Trotz der Decken kam ihm das Bett viel zu kalt und vor allem viel zu groß vor. Er war es einfach nicht gewohnt so allein einzuschlafen. Einen Moment überlegte er, ob er zurück ins Wohnzimmer gehen sollte um Naoru zu wecken und ihn zu fragen, ob er vielleicht bei ihm schlafen könnte. Er verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Es wäre einfach unfair gegenüber Naoru, wo er sich doch solche Mühe gab sich in seiner Nähe zurückzuhalten. So schlief Kizu, sich ein kleines bisschen einsam fühlend, wenig später ein. Am nächsten Morgen wurde er von Naoru geweckt, welcher im Türrahmen zum Schlafzimmer lehnte und ihn wachrief. Verschlafen setzte er sich auf und blinzelte Naoru verwirrt entgegen. „Wir kommen zu spät zur Schule, wenn du nicht langsam aufstehst.“, erklärte er ihm, woraufhin Kizu sich streckte und ihm gähnend versicherte, dass er gleich aufstehen würde. Naoru wand eilig den Blick ab und murmelte ein „Beeil dich besser.“, ehe er das Weite suchte. Seine Eingeweide zogen sich bei dem Anblick Kizus förmlich zusammen. Dieses Gefühl gleich hier und jetzt über ihn herfallen zu müssen und ihn einfach nicht mehr loslassen zu wollen war einfach zu überwältigend. Die nächsten Tage gestalteten sich ein wenig komplizierter als sonst, da die Gespräche zwischen ihnen zu Anfang ein wenig beklemmend waren, doch nach einer Weile hatte Kizu sich daran gewöhnt zu Naoru nach Hause zu kommen und mit ihm zusammen zu leben. Er hatte ihm zwar gesagt, er würde Zeit zum Nachdenken brauchen, aber, wenn er ehrlich zu sich war, dann musste er sich eingestehen, dass er es vermied über Sakito oder die Tatsache, dass Naoru in ihn verliebt war, zu reflektieren. Zudem war er erstaunlich entspannt dafür, dass sein fester Freund zurzeit in Untersuchungshaft saß. An einem Tag hatte Naoru ihn gefragt, ob er Sakito nicht wenigstens besuchen wollte, doch Kizu hat auf den Vorschlag vehement den Kopf geschüttelt. Er war sich ganz sicher, dass Sakito ihn umbringen würde für die Aktion, die er sich an diesem letzten Abend geleistet hatte. Er hatte es folglich nicht allzu eilig ihn wiederzusehen. Viel lieber genoss er sein ruhiges Leben mit Naoru noch eine Weile. Eines nachmittags, als sie gemeinsam vorm Fernseher saßen und Kizu sich für Naorus Geschmack wiedereinmal viel zu dicht an ihn kuschelte, wand der Kleinere sich plötzlich ein wenig in seinen Armen und lag schließlich so auf Naoru, dass er dem Älteren problemlos in die Augen blicken konnte. „Naoru?“, fragte er vorsichtig um die bereits ungeteilte Aufmerksamkeit des anderen zu erhalten. „Was ist denn?“, murmelte dieser. „Weißt du…Ich hab, als wir uns kennen gelernt haben ne Zeit lang gedacht, dass du mir nur hilfst, weil du mich flachlegen willst.“, erklärte Kizu ihm ehrlich und stützte sein Kinn auf die Hände, um seine Position auf Naoru ein wenig bequemer zu machen. „So?“, lachte Naoru auf, dem der Gedanke, damals zumindest, noch gar nicht gekommen war. „Mhm …Weißt du, eigentlich hätte ich damit gar kein Problem.“, verkündete der Blauäugige nun und blickte Naoru tief in die Augen. Über diesen zogen sich langsam skeptisch die Augenbrauen des Älteren zusammen. „Womit hättest du kein Problem?“, hakte er noch einmal nach, um ganz sicher zu gehen, dass er Kizu hier nicht falsch verstand. „Na…wenn du mit mir schläfst.“, erklärte der Schwarzhaarige nun und wurde ein wenig rot. „Du willst also, dass ich dich flachlege, ja?“, erkundigte sich Naoru stirnrunzelnd und blickte den anderen ungläubig an. „Nun…ich weiß nicht. Irgendwie schon.“, erklärte dieser nun und vergrub sich leicht in Naorus T-Shirt. Es war kompliziert, aber es stimmte. Er wollte die Nähe zu Naoru ja! Das Problem war lediglich, dass er Sakito nicht aufgeben wollte. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen. Dann seufzte Naoru laut auf und raufte sich die Haare. Kizu blickte aufgrund dessen verwirrt zu ihm auf. „Kizu!“, sagte er schließlich und erhielt prompt ein „Ja?“. Naoru atmete tief durch und schob den Kleineren ein wenig von sich herunter, so dass dieser sich aufrichten musste um ihm in die Augen zu sehen. „Ich will mit dir schlafen, versteh das nicht falsch. Ich will dich nicht mehr loslassen, keine Minute lang. Ich will dich in meinen Armen halten und dich immer bei mir haben…“. Kizu blinzelte verwirrt und ein wenig verlegen. „Gut, aber…“, wollte er gerade erwidern, da schnitt Naoru ihm auch schon wieder das Wort ab. „Das ist das Problem. Nicht ‚gut, aber’! Dieses ‚aber’ macht mich noch wahnsinnig. Ich will, dass du kompromisslos und ganz mir gehörst, verstehst du? Nenn mich ruhig obsessiv, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ein anderer dich anfasst. Da ist es mir lieber, wenn wir es ganz lassen, okay? Ich möchte einfach, dass es dir ernst ist.“, erklärte Naoru ihm und fuhr ihm durchs lange schwarze Haar. Kizu verstummte und kuschelte sich wieder an Naorus Brustkorb. Hatte Sakito jemals solche Worte zu ihm gesagt? Er konnte sich nicht recht entsinnen. Nichtsdestotrotz begriff er Naorus Standpunkt. Es war taktlos von ihm gewesen den Vorschlag zu machen, wenn er es nicht völlig ernst mit ihm meinte. „Tut mir Leid. Ich versteh schon.“, murmelte er schließlich an Naoru gewand und kuschelte sich nachdenklich an den Älteren, dem nun entschieden der Schädel brummte. Es war einfach zum Haare ausreißen. Der Kleine machte ihn noch verrückt. Am folgenden Abend kehrte Kizu müde von der Arbeit zurück und fand eine leere Wohnung vor. Auf dem Küchentresen lag ein Zettel, auf dem in Naorus feinsäuberlicher Handschrift geschrieben stand, dass er unterwegs war und Kizu mit dem Essen nicht auf ihn zu warten brauchte. Kizu wunderte sich ein wenig und starrte die Notiz einen Moment lang perplex an. Normalerweise sagte Naoru ihm immer, wenn er weg ging und wann er wieder kommen würde, daher war es irgendwie überraschend für den Kleineren in Form einer Nachricht über seine Abwesenheit informiert zu werden. Ob etwas nicht in Ordnung war? Er ließ sich auf einem der Küchentresen nieder und ließ grübelnd die Beine baumeln. Vielleicht hatte er ihn mit seiner Frage gestern verschreckt? War er zu rücksichtslos gewesen? Bitter betrachtete er seine Füße. Was war nur los mit ihm? Er wusste zwar, dass es Naoru gegenüber unfair war, doch er war mit der herrschenden Situation eigentlich ziemlich zufrieden gewesen. Er war glücklich, wenn er nach Hause kam und Naoru vorfand. Er fühlte sich wohl, wenn er nur in seiner Nähe war. Wollte ihm nah sein und näher kommen, genau wie Naoru ihm nah sein wollte. Es standen zwar noch einige unausgesprochenen Fragen im Raum und ihre Beziehung war ein wenig wacklig, da Kizu sich nicht dazu überwinden konnte sich einzugestehen, dass auch er ihn liebte, aber… Kizu raufte sich die Haare. Genau da lag das Problem. Er wusste doch, dass er Naoru liebte! Wie sonst waren die Schmetterlinge in seinem Bauch und das warme Gefühl in seiner Gegenwart zu erklären? Er liebte ihn. So einfach war es. Warum also zögern und es ihm nicht ins Gesicht sagen? Wegen Sakito? Lag es wirklich an ihm, dass Kizu sich nicht überwinden konnte? War die Tatsache, dass er sein Leben mit Sakito nicht wegwerfen wollte, das einzige, das ihm und Naoru im Wege stand? Kizu überlegte kurz. Warum war er all die Jahre mit ihm zusammen geblieben und hatte sich von ihm erniedrigen lassen? ‚Weil ich nicht allein sein wollte.’, schoss es ihm wahrheitsgemäß durch den Kopf. Zusammen mit Naoru wäre er sicher nie einsam. Und er wusste, dass Naoru ihn niemals schlecht behandeln würde… Kizu war sich schon lange im Klaren darüber, dass Sakito sich einen Dreck um ihn scherte. Auch wenn er es nicht wahr haben wollte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, kam er ohne ihn doch ganz gut zurecht. Solang er nur bei Naoru war…? Entschlossen sprang er von der Theke herunter und machte sich auf den Weg aus dem Haus. Er hatte eine ungefähre Ahnung, wo Naoru sich wohl gerade rumtrieb… Hosted by Animexx e.V. 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