Quicksand von Meggy-Jo ((~ GaaraXYuka~)) ================================================================================ Kapitel 12: Beinah-Happy End ---------------------------- „Versteh ich das also richtig? Wenn Gaara nicht schnellstmöglich zurück in seine Dimension kommt, könnte das Gefüge beider Paralleluniversen außer Kontrolle geraten und sie würden anfangen, sich miteinander zu vermischen?“ „Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit“, sagte Professor Mercury zwischen seinem geschätzt achten und neunten Keks. „Nur wollen die hohen Tiere in unserer Branche das einfach nicht einsehen und wollen ihn unbedingt hier behalten, um weiter über die Mutation seiner Gene zu forschen. Du verstehst wohl, dass ich das nicht zulassen kann, auch wenn es mich das Leben kosten könnte.“ Ich nickte gedankenverloren. Es fiel mir schwer zu glauben, dass die Vereinigten Staaten tatsächlich schon seit geraumer Zeit Forschungen bezüglich Paralleluniversen betrieben und damit sogar so weit gekommen waren. Gaaras Anwesenheit war für deutlich mehr Leute als nur mich eine Bedrohung. Gaara schob seinen Stuhl zurück und erhob sich in einer flüssigen Bewegung. „Dann wissen wir jetzt alles, was wir brauchen. Wir gehen“, bestimmte er und ich seufzte über diesen gewohnt harschen Befehl. „Und wohin? Du wirst überall gesucht, schon vergessen?“ Seine Antwort war ein kühler Blick, der mir deutlich zu verstehen gab, wie er mit diversen Behinderungen umgehen wollte. Professor Mercury schüttelte energisch den Kopf. „Stell dir das nicht zu einfach vor, Gaara-sama! In der Zwischenzeit ist garantiert Verstärkung eingetroffen, die das Gebäude umstellt hat.“ „Da muss schon mehr kommen, damit dieser Kerl nervös wird. Ist doch n Klacks für deinen Freund, nicht, Yuka-Schatzi?“, grinste Kim und wedelte provokant mit einem Keks in meine Richtung. Ich presste die Kiefer aufeinander, bis es schmerzte. Das war die einzige Möglichkeit, mich davon abzuhalten, ihr auf der Stelle an die Gurgel zu gehen. „Wir kriegen das schon auf die Reihe“, sagte ich so energisch, dass nicht einmal Kim überhören konnte, dass ich das Thema damit beendete. Ich schob mir den letzten Keks in den Mund, stand dann auf und folgte Gaara, der bereits die Tür des kleinen Labors geöffnet hatte und hinaus auf den Flur getreten war. Es war noch dunkler geworden und das schummrige Licht der wenigen Glühbirnen an der Decke flackerte unheimlich an den halb verrotteten Wänden. Unwillkürlich hielt ich mich ein paar Schritte näher an Gaara, als für gewöhnlich. Er übersah diese Tatsache geflissentlich und lief mit energischen Schritten den Gang entlang, in Richtung einer mit Graffiti verschmierten Panzertür. „Bleibt alle hinter mir. Ich werde eure zermatschten Leichen nicht vom Boden aufkratzen, also bleibt in Deckung.“ Seine Stimme war schneidend scharf und ließ mich schlucken. Auch Kim und Professor Mercury waren sofort auf den Beinen und folgten uns den unübersichtlichen Flur entlang. Es wunderte mich, dass auch der Professor mitkam, und so wandte ich leicht den Kopf nach hinten. „Was haben Sie jetzt eigentlich vor, Mercury? Sie stehen auch auf der Abschussliste der CIA, oder nicht?“, wisperte ich. Der Professor ließ den Kopf seufzend sinken und nickte. „Ich werde flüchten, einen anderen Namen annehmen und mich nach Mexiko oder so absetzen. Meine Forschungen habe ich beendet, also kann ich mir einen geruhsamen Lebensabend machen…“ „Ruhe!“ Gaara sprach kaum lauter als Mercury und doch hatten seine Worte dieselbe Wirkung wie ein Rasiermesser, das rasend schnell über die Brandwunden an meiner Haut glitt. Sofort richtete ich meinen Blick wieder nach vorne und biss mir auf die Lippen. Ich hasste es, wenn er seine Machtposition derart ausspielte, doch war mir das allemal lieber, als von ein paar CIA-Agenten umgebracht zu werden. Geschmeidig blieb Gaara vor der Panzertür stehen und verharrte einige Sekunden lang ohne die kleinste Bewegung. Ich sah, wie er feinen Sand unter der Tür hindurch gleiten ließ und verstand sofort. Er überprüfte erst mit seinem dritten Auge aus Sand die Umgebung, bevor er weiterging. Anscheinend war diese Technik noch zu etwas anderem gut, als unschuldige Mädchen unter der Dusche zu beobachten. Schließlich nickte er kaum sichtbar und zog den Korken von seiner Vase. „Slave, du kommst mit. Die zwei anderen warten hier“, knurrte er leise und ich musste schlucken. Meine Finger zitterten, als ich mechanisch nach den Pistolen griff und mich dann neben Gaara aufbaute. „Kim, drück mir bitte die Daumen“, murmelte ich verhalten. Das waren sicher nicht die großen Worte, wie sie in Ocean’s Eleven oder Rush Hour vor einer gefährlichen Mission fielen, doch ich hatte das Bedürfnis, noch einmal mit meiner besten Freundin zu sprechen, bevor ich Dinge tun würde, zu denen die alte Yuka Ashihira nie imstande gewesen wäre. „Hätte ich ’ne Bazooka, würde ich dir liebend gern helfen.“ Zwar konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, doch ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie ihr zierliches Gesicht bei diesen krampfhaft lockeren Worten strahlte. Das war alles, was ich brauchte, bevor ich die Tür aufschob und all meine Menschlichkeit zurückließ, so wie Gaara es von mir erwartete. Draußen auf dem Balkon schnürte es mir mit unbarmherziger Gewalt die Luft ab; die ganze Umgebung war erfüllt mit Rauch, dem Gestank von verbranntem Metall und Sand. Das Dröhnen tausender Schüsse hämmerte in meinen Ohren, als wolle es meinen Kopf zum Platzen bringen, und ich konnte kaum mehr etwas wahrnehmen. Überall war nur Schmutz, Lärm und Zerstörung. Von sämtlichen umliegenden Häuserdächern hagelten die Schüsse auf den Balkon nieder und überall wimmelte es von SWAT-Agenten. „Beweg dich!“, zischte Gaara, ehe er im Getümmel verschwand. Mein Kopf begann zu schmerzen, doch ich lief mechanisch los. Das Szenario kam mir merkwürdig bekannt vor – der Geruch von Blut, das Beben von Adrenalin in meinen Venen und die fehlende Angst. Ich empfand keine Furcht, nicht einmal Unsicherheit, sondern lediglich Verlangen. Das Verlangen zu leben. Was wäre falsch daran, dieses Massaker zu unterstützen? Ich erinnerte mich noch an diesen letzten Gedanken, ab diesem Zeitpunkt verschwamm die Erinnerung an das Geschehene. Ich wusste noch, ich hatte die Pistolen entsichert, ich hatte Gaara die Standpunkte der Scharfschützen auf den umliegenden Dächern zugerufen und dann … dann hatte ich gemalt. Ein furchtbar groteskes, abscheuliches Bild aus scharlachrotem Blut, porzellanfarbenem Menschenfleisch und rabenschwarzer Kleidung. Ich will nicht behaupten, in irgendeiner Weise Gefallen daran gefunden zu haben, doch ich hatte mich nicht kontrollieren können. Irgendwo steckt in jedem Menschen der einzige Urinstinkt, der unsere Existenz wahrt: Überleben. Immer. Überall. Ohne Rücksicht. Ich hatte das mehrmals in der Schule gehört, aber nie realisieren können, wie sehr es ein Lebewesen vereinnahmen kann. Erst ein heftiger Schlag auf meinen Hinterkopf setzte meinen Verstand wieder in Bewegung. Alle anderen Treffer waren nicht zu mir durchgedrungen, doch dieser ließ endlich den Schmerz explodieren und ich schrie leise auf. Der Agent, der mir seine Pistole über den Schädel gezogen hatte, reagierte blitzschnell. Er griff nach meinen Handgelenken, entwaffnete mich und griff wieder an – ob mit seiner Faust oder seinem Bein konnte ich nicht erkennen. Ich spürte nur, wie der Schlag mir die Beine unter dem Körper wegriss und ich wie eine Puppe gegen das Balkongeländer taumelte. Das Eisen drückte sich an meinen Magen und ich glaubte fast, mich erbrechen zu müssen, doch dazu hatte ich zu wenig gegessen. „Du hast uns genug Ärger gemacht“, zischte die Stimme des Agenten dicht an meinem Ohr. Da wusste ich, dass mein Kampf vergebens gewesen war. Überlebensinstinkt hin oder her – ich war zu schwach. Gaara war hier irgendwo, doch er hatte zweifellos selbst genug zu tun, um sich um mich zu kümmern. Er hatte mich als Verstärkung geordert, also war er bereit gewesen, mich notfalls zu opfern. Ich konnte mich lediglich mit dem Gedanken trösten, dass meine Eltern in Sicherheit waren und Gaara bestimmt auch Kim und Professor Mercury retten würde. Also schloss ich die Augen und ließ meine Muskeln endgültig erschlaffen, während schroffe Hände meine Schultern packten und mich über das Geländer warfen. Und ich fiel. Ich sah den baufälligen Balkon an mir vorbeifliegen, spürte, wie mir das Blut meiner Opfer die Wange hinab rann und wusste, dass ich sterben würde. Ein Sturz aus diesen geschätzt achtundzwanzig Metern Höhe würde meinen Körper in die Konsistenz eines Rühreis verwandeln. „Gaara…“ Ich war mir nicht sicher, ob ich seinen Namen nur geflüstert oder laut hinausgeschrieen hatte, doch ich ärgerte mich darüber, dass es nun das Letzte sein würde, was ich in meinem Leben von mir gab. Wieso nur musste ich immerzu an ihn denken? Er war schuld daran, dass ich jetzt als Mörderin gebrandmarkt fiel. Und dann spürte ich diesen Druck an meiner Hand. Irgendetwas quetschte meine Haut dort zusammen, als wolle es meine Hand abreißen. Der Fall stoppte. Ich musste mich an einer herausstehenden Metallstange oder etwas Ähnlichem aufgehängt haben. Doch als ich die Augen öffnete, um den abscheulichen Anblick meiner Hand, durchbohrt von einem Stück Metall, an dem ich nun aufgehängt meinen Tod erwarten sollte, wahrzunehmen, war da kein neues Leid. Da stand mein Traum. Nicht mein Alptraum, sondern mein Traum. Fest und unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung. „Wehe, du lässt jetzt los!“ presste er zwischen zusammengepressten Kiefern hervor und umklammerte mit seiner freien Hand das Geländer, während er mich mit der anderen vor dem tödlichen Fall bewahrte. Sein leichenblasses Gesicht war vor Anstrengung verzerrt, die jadegrünen Augen leicht zusammengekniffen und der Sand schwebte unruhig um ihn herum in der Luft. Und es war still. Keine Schüsse, keine brutalen Angreifer oder Verderben und Leid mehr. Lediglich das Blut rauschte in meinen Ohren und ich spürte, wie ich das Bewusstsein zu verlieren drohte. Meine Muskeln waren zu schwach, um mich an seiner Hand festzuhalten und so ließ ich locker. Ich wollte nicht mehr denken, ich wollte jetzt fallen. Langsam, ganz langsam, wie in Zeitlupe, rutschte ich abwärts und er konnte gerade noch meine Fingerkuppen in seinem Klammergriff festhalten. „Yuka!“ Gaara schrie niemals; er hatte es überhaupt nicht nötig, seine raue Stimme lauter als unbedingt notwendig zu erheben und doch tat er es dieses eine Mal. Er schrie, als ginge es um sein eigenes Leben und hielt mich mit beiden Händen fest. Schlagartig war ich wieder voll bei Bewusstsein und riss die Augen auf. Das war mein Name, er hatte mich beim Namen gerufen. Zum allerersten und wahrscheinlich auch letzten Mal. Er war da, um mich zu retten, und er würde meinen Tod nicht zulassen. Das genügte, um meine Lebensgeister zum Leben zu erwecken; ich hielt mich an ihm fest und stützte meine Füße an der verdreckten Häuserfront ab. Mein Körper war schwach, doch mit Gaaras Hilfe gelang es mir, Halt an dem Balkongeländer zu finden und mit letzter Kraft darüber zu klettern. Kaum hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen, trat Gaara einen Schritt zurück und ließ meine Hände los. Ich sank in die Hocke und sog hektisch Luft in meine Lungen. Glücklicherweise nahm Gaara mir das Sprechen ab. „Ich sagte doch, du sollst auf dich aufpassen“, knurrte er und ich bildete mir ein, einen Hauch Aufregung aus seiner Stimme heraushören zu können. Ich schluckte und sah langsam zu ihm auf. So direkt vor mir wirkte er noch größer und erhabener als je zuvor und ich kam nicht umhin, mir einzugestehen, dass ich froh war, ihn hier bei mir zu haben. „Hab ich … doch versucht…“, hauchte ich, um etwas Zeit zu gewinnen. Er warf mir einen strafenden Blick zu und ich zuckte leicht zusammen. „Es ist nicht sehr hilfreich, wenn du platt wie eine Flunder auf der Straße endest. Diesem irren Alten und der Blondine trau ich nicht über den Weg, also hast du bei mir zu bleiben. Und zwar halbwegs lebendig.“ Er schien nicht zu erwarten, dass ich zu einer klaren Antwort fähig war, und wandte sich stattdessen mit einer ruhigen Bewegung ab. Nie zuvor war er mir überlegener und unrealistischer vorgekommen; ich schluckte und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Womöglich lag es nur an meiner Schwäche und Verwirrung, doch paradoxerweise gelang es meinem Verstand nicht mehr, eine klare Trennungslinie zwischen ihm als eiskalten Killer und ihm als meinen Lebensretter zu ziehen. Nur eins wusste ich hundertprozentig: Wir waren in Sicherheit. Wirklich realisieren konnte ich dies allerdings erst eine knappe halbe Stunde später, als wir die baufällige Fabrikhalle verlassen hatten und uns am Rand des Festes, das sich seinem Ende näherte, einfanden. Mir tat zwar noch jeder einzige Muskel weh, doch langsam begann ich das Geschehene zu verarbeiten. Ich hatte der CIA in den Hintern getreten. Es bedurfte nichts weiter als zwei streitsüchtigen Junior Highschool Studentinnen, einem geistesgestörten Professor und einem Massenmörder, um den großartigen Nachrichtendienst der USA zu überlisten. Die Verabschiedung von Professor Mercury fiel kurz und auf seiner Seite äußerst tränenreich aus, doch mir lag eher die Tatsache im Magen, dass ich mich auch von Kim verabschieden musste. Sie war – so sehr sie es auch zu überspielen versuchte – ein Nervenbündel und ich hätte ihr zu gern beigestanden, doch das ging nicht. Zum Glück trug sie es mit Fassung. „Ich versteh schon, du willst noch ein bisschen Zeit allein mit deinem Freund“, lächelte sie und ich seufzte tief. Wenn Kim sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schier unmöglich, sie von einer Ansicht wieder abzubringen. „Hau besser ab, bevor ich dir eine reinhaue“, sagte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. Kim lachte auf und schlug mir auf die Schulter. „Schon kapiert, Süße. Viel Spaß noch und … bevor ich’s vergesse…“ – sie kramte ein Stück Papier aus ihrer Hosentasche und hielt es mir hin – „Ein Brief von Matt, ist heute mit der Post gekommen. Der Kerl lässt aber auch wirklich viel zu selten was von sich hören! Aber na ja … Ich hab einen gut gemeinten Rat an dich: Les ihn erst, wenn du dich wieder halbwegs fit fühlst.“ Aufregung kam in mir auf und ich überging ihren letzten Satz. „Was? Echt von Matt?“, wiederholte ich lauter als gewollt und konnte fühlen, wie sich eine wohlige Wärme in mir ausbreitete. Es kam mir ewig lang entfernt vor, als ich das letzte Mal einen Brief von ihm gelesen hatte. Kim nickte und reichte mir den Zettel. „Ja, aber wie gesagt … Ich könnte den Idiot dafür umbringen und…“ Sie unterbrach sich selbst und schüttelte leicht den Kopf. „Ist ja auch egal, das siehst du dann schon. Dich kann nichts umhauen, da bin ich mir sicher. Also dann bis heute Abend. Du rufst mich doch an, damit wir zusammen die Polizei verständigen können oder so, nicht?“ Ich war viel zu geistesabwesend, um ihre Worte wirklich wahrzunehmen, und nickte nur. Meine gesamte Aufmerksamkeit war auf den Brief in meinen Händen gerichtet und ich merkte nicht einmal wirklich, dass Kim mich kurz umarmte und dann um die nächste Straßenecke verschwand. Selbst Gaara war mir auf einen Schlag egal, oder die Menschen, die gerade eben ums Leben gekommen waren. Ich brauchte zwei Anläufe, ehe ich es schaffte, mit meinen zittrigen Fingern das Papier zu entfalten. Was schrieb Matt wohl? Kam er bald nach Hause? Freute er sich schon darauf, mich wieder zu sehen? Meine Augen flogen förmlich über das Papier, bis ich auf mittlerer Hälfte erstarrte. Die energische Schrift aus dunkler Tinte schien zu verschwimmen und ich blinzelte verwirrt und las den Absatz ein weiteres Mal. Und danach noch mal. Solange, bis ich jedes der Worte auswendig mitsprechen konnte. Aus der wohligen Wärme wurde Kälte, die unbarmherzig nach meinem Herzen griff, und das tat weh. Es ist wirklich toll hier, aber eigentlich erst seit letztem Monat. Du wirst es nicht glauben, aber da hab ich einen Engel getroffen. Sie heißt Kelly und ist frisch aufs Internat gekommen und – was soll ich sagen – sie ist klasse. Du würdest sie bestimmt auch mögen, Schwesterherz! Als zukünftige Schwägerin, versteht sich ;) Richt Yuka doch ein paar Grüße aus und sag ihr, sie soll aufpassen, dass sie sich bei ihren Schlägereien nicht übernimmt. Bye & XXX Matt Und unter dem Text prangte ein riesiges Foto von meinem Matt mit einem schlanken, dunkelhaarigen Mädchen in den Armen. Einem wunderschönen, femininen Mädchen mit bezauberndem Lächeln. Dem genauen Gegenteil von mir, der burschikosen Schlägerbraut. Da zerbrach mein geheimster und innigster Wunsch in tausend Splitter und ich warf den Zettel von mir. Leere und Taubheit fraß sich in meine Glieder und ich hatte ein Druckgefühl auf der Brust, als könne ich nicht mehr atmen. „Was ist? Jetzt mach schon, wir müssen weiter.“ Selbst Gaaras harte Stimme drang wie durch einen dichten Nebel zu mir durch und ich wollte auch ihn nicht hören. Ich wollte niemanden mehr sehen, hören oder bei mir haben. Meine Sicht verschwamm vor Tränen und ich wandte mich ruckartig ab, damit er es erst gar nicht sehen konnte. „Hau ab! Lass mich nur einmal in Ruhe!“ Doch wie üblich war Gaara zu dumm für den kleinsten Funken Taktgefühl und griff nach dem Brief, der einsam zu Boden gefallen war. Es war für ihn eine Affäre weniger Augenblicke, den Inhalt des Schreibens zu erfassen. „Was ist denn jetzt schon wieder mit dir los? Was kümmert es dich, wenn dieser Blondie eine feste Freundin hat?“ Etwas in seiner rauen Stimme klang beinahe schon vorwurfsvoll und das machte mich nur noch verzweifelter. „Ja, ja, wieso reg ich mich eigentlich auf?! Es war doch so was von klar! Ich bin die dumme, brutale Schlägerin – warum sollte er sich für mich interessieren! Welcher halbwegs normale Kerl schaut jemand wie mich an, wenn er ein großes, durchtrainiertes Girl mit Modelfigur haben kann! Wer … denkt schon noch an so was wie Sandkastenliebe…“ Da brach meine Stimme ab und ich sank hinab in die Hocke. Fest presste ich meinen Kopf an meine Knie und hoffte inständig, mich so für alle Zeit vor der Welt verstecken zu können. Ich hatte so viel gekämpft, so viel riskiert und so viel durchgemacht, doch was war das alles jetzt noch wert? Ich hörte, dass Gaara einen Schritt näher auf mich zukam und am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Das war doch irgendwie auch nur alles seine Schuld! Wäre er nie aufgetaucht, wäre mein Leben jetzt vielleicht noch normal und ich könnte diese Neuigkeit gefasster aufnehmen! „Dieses Gefühl … das nennt man Eifersucht, nicht wahr?“, erkundigte er sich mit nüchternem Interesse. Das brachte das Fass für mich zum Überlaufen. Blitzschnell war ich auf den Beinen und hatte kaum zum Schlag mit meiner zittrigen Faust ausgeholt, als sein Sand meine Handgelenke auch schon eisern festhielt und mich bewegungsunfähig machte. „Diese Eifersucht kannst du dir sonst wohin stecken!“, schrie ich so laut ich konnte und schluchzte gleich darauf. Die Tränen rannen wild meine Wangen hinab und ebenso unaufhaltsam strömten auch die Worte aus mir heraus. „Ich muss nicht eifersüchtig sein! Ich brauch das gar nicht! Ich bin doch die starke Schlampe, die jeden verprügelt; sogar gegen die CIA komm ich an! Wen kümmert es da schon, dass der Junge, den ich jahrelang liebe, mich total vergessen hat! Wer kann es ihm schon verübeln! Gott, wir waren eben Kinder damals! Ich war zehn und hatte keine Ahnung, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte, deshalb hab ich ihn eben immer geärgert! Wir haben uns geprügelt, er hat meine Haare in Brand gesteckt, ich hab seine ganzen Klamotten rosa gefärbt! Und dann … dann … war er manchmal so nett zu mir, hat mir Eis spendiert und ganz tolle Sandburgen für mich gebaut und … ich war so glücklich, ich hab mich Hals über Kopf in ihn verliebt. Aber wir waren eben noch klein, da kann man nicht einfach hingehen und sagen ‚Ich mag dich. Willst du mit mir gehen?’. Ja, verdammt noch mal, ich hätte die Klappe aufmachen sollen! Aber es ging alles viel zu schnell! Plötzlich kam dieses Scheißstipendium für dieses Scheißinternat in diesem Scheißtexas und was macht der Depp? Er geht hin! Und ich wollte ihm doch sagen, dass ich ihn liebe, bevor er geht! Ich wollte es so sehr, ich hab die ganze Nacht geheult, weil ich nicht wollte, dass er geht! Aber dann war ich doch zu feige und dann war er weg… Und jetzt hat er seine verdammte Kelly! Wer kann’s ihm verübeln! Ich war schon immer unausstehlich, ich bin ein Arschloch, ich hab nichts weiter als ne große Klappe und n rechten Haken … So etwas will er eben nicht! So etwas will kein Junge! Was bin ich schon gegen all diese Tussis? Ich … ich bin … gar nichts…“ Kraftlos senkte ich den Kopf und ließ zu, dass das Schluchzen meinen Körper schüttelte. Die Fassade der großen, starken Schlägerin zerbrach schneller, als ich es aufhalten konnte, und ich hatte nicht mehr die Kraft, noch dagegen anzukämpfen. „So … ist es doch schon immer“, wimmerte ich. „Jungs stehen eben auf Mädchen wie Kim … sie war schon immer viel beliebter, als ich. Klar, sie ist eben blond, sie hat wenigstens einen Arsch in der Hose und die größere Oberweite sowieso. Ich bin hässlich und unausstehlich…“ „Das ist erbärmlich“, sagte er kühl und sein Unverständnis war kaum zu überhören. Er konnte meine Reaktion offenbar kein bisschen nachvollziehen, dieser dämliche Ignorant! Aufgebracht zog ich an meinen Händen und zu meiner Überraschung war der Sand plötzlich so locker, dass ich mich problemlos von seinem Griff befreien konnte. Ich schlang beide Arme um meinen Oberkörper und trat hastig einen Schritt zurück. „Ja und! Ich hab gesagt, du sollst gehen! Lass mich in Ruhe, hau doch endlich ab!“ Ich schlug halbherzig in seine Richtung, doch der Tränenschleier verhinderte ohnehin, dass ich meine Umgebung genau erkennen konnte. „Du bist doch auch nicht anders, als jeder andere Kerl! Du kannst mich doch auch nicht leiden! Es hat dich ja nicht mal aufgegeilt, als du mich unter der Dusche gesehen hast! Ich…“ Doch dieses Mal ließ er mich nicht fortfahren; blitzartig stand er nur wenige Zentimeter vor mir und bohrte seine Jadeaugen in meinen Körper. „Schweig sofort. Das ist ein Befehl“, knurrte er scharf. „Das ist das Dümmste, was du je von dir gegeben hast. Ein paar dämliche, unlogische Gefühle können dich derartig erniedrigen? Du sollst nicht an ihn denken, ich hab dir das aus gutem Grund verboten!“ „Was kann ich denn dafür, dass ich einfach ein Mensch bin! Ich bin auch nur ein Mädchen – was ist denn so abnormal daran, dass ich auch weibliche Gene hab?! Wäre ich wie alle anderen auch, wären wir jetzt nicht mal hier! Wenn ich hübsch wäre und schlagfertig und cool und selbstbewusst und…“ „Das trifft sehr wohl auf dich zu, also hör endlich auf zu heulen. Das passt nicht zu dir.“ Ich hob den Kopf und sah aus tränenblinden Augen zu ihm auf. Sein leichenblasses Gesicht erschien mir merkwürdig verschwommen und weitaus weniger bedrohlich als für gewöhnlich. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass ich mir einbildete, seine sonst so gefroren Augen würden schmelzen und weicher werden. Hastig schüttelte ich den Kopf und trat einen Schritt von ihm zurück, doch er zerstörte den neugewonnenen Abstand sofort wieder und starrte mich unbarmherzig, wenn auch nicht drohend an. „Wie könntest du es mit einem Monster zusammen aushalten, wenn du nicht schlagfertig wärst? Du bist ein echter Idiot“, erklärte er und stieß abfällig die Luft aus. „Klar, zuschlagen und die Klappe aufreißen kann ich, aber was denn sonst?! Ich bin doch eher ein Kerl als ein Mädchen! Schau mich doch an; ich schreck doch jeden Jungen schon von weitem ab!“ Er musterte mich ernst und sehr genau, ehe er leicht den Kopf schüttelte. „Wenn man nach den heutigen Maßstäben für Schönheit geht, bist du definitiv als hübsch zu bezeichnen.“ Halb sarkastisch, halb verärgert schnaubte ich und hob die Hände, um mit ihnen auf meinen gesamten schrecklichen Körper zu zeigen. Er konnte doch nicht tatsächlich so blind sein, mich hübsch zu finden! Ich war das burschikoseste Mädchen ganz Kentuckys. „Haha, der war gut!“, lachte ich humorlos und unterdrückte das Schluchzen. „Was soll an mir schon hübsch sein?“ „Die Frage ist doch eher, was an dir nicht hübsch ist.“ Diese Aussage verwirrte mich, doch ich hatte mich schnell wieder gefangen und setzte ein sarkastisches Lächeln auf. „Guck dir doch nur mal meine Oberschenkel an! Die sind schrecklich fett und…“ „Das ist kein Fett, das sind Muskeln“, unterbrach Gaara mich und schien geradezu genervt davon zu sein, dass mir diese Offensichtlichkeit nicht mal selbst klar war. Das stachelte mich nur noch weiter an; ich wollte ihm um jeden Preis beweisen, dass ich Recht hatte! „Dafür bin ich vorne flach wie ein Brett! Sieh dir dagegen doch mal Kim an!“, beharrte ich eisern und wedelte mit einer Hand vor meiner 75-A-Oberweite herum. „Du bist dreizehn, da ist das völlig normal. Im Übrigen ist das doch dämlich, eine Frau nur auf ihre Brüste zu reduzieren. Was bringt einem das? Es behindert einen beim Kämpfen, nichts weiter.“ Überrascht blinzelte ich meinen Tränenschleier ein Stück weit weg, hielt aber weiterhin gegen seine Argumentation. „Wenn das das Einzige an mir wäre, wo ich zu wenig Fleisch hab! Schau doch mal meine Hände an: Ich seh aus wie ein Kind aus einer Brot für die Welt-Werbung!“ Er kam noch einen Schritt näher und blickte auf meine dürren, weißen Finger, die nun starr vor meiner minderbemessenen Oberweite verharrten. Einen Herzschlag lang legte sich Stille über den Raum und ich glaubte schon, ihn endlich von meiner Hässlichkeit überzeugt zu haben, als er sich plötzlich regte und ein schmaler Streifen Sand meine Hand ergriff. Sanft und beinahe schon andächtig glitt der Sand über meine helle Haut und unwillkürlich kroch eine Gänsehaut über meinen Körper. Diese Berührung machte mir keine Angst, ganz im Gegenteil. Es fühlte sich gut an. Überaus gut. „Es ist … so … einzigartig“, sagte Gaara schließlich sehr leise und fuhr mit seinem Sand die Konturen meiner Finger nach. „Wenn ihr das als abstoßend empfindet, seid ihr noch dümmer, als ich dachte. Es ist faszinierend … Du bist stark und hast Muskeln, aber deine Hände sind so … zerbrechlich … wie Glas…“ Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass er zu solchen Worten fähig war. Ich wusste, er stellte das alles nur fest, weil er von alldem keine Ahnung hatte, doch ich konnte nicht verhindern, dass mein Herzschlag sich beschleunigte und meine Wangen sich röteten. „Aber … meine Haare sind schrecklich…“, presste ich hervor, krampfhaft darum bemüht, beim Thema zu bleiben. „Frau … muss heutzutage blond sein…“ Er hob den Kopf und seine Jadeaugen glitten nun über meine zerzausten, mahagoniroten Haare. Meine Hand gab er nicht frei. „Und noch eine vollkommen nutzlose Modeerscheinung … Das passt zu dir. Rot steht für Temperament, alles andere wäre schwachsinnig bei dir.“ Ich schluckte und brauchte all meine Konzentration, um mich daran zu erinnern, wie man ausatmet. Ich war mir hundertprozentig sicher gewesen, dass Gaara mich ebenso verachtete, wie ich ihn. All die Zeit war ich nichts weiter als ein nutzloses Stück Fleisch für ihn gewesen und für jeden anderen Jungen dieser Welt sowieso unsichtbar. Weil ich eben nichts Besonderes war. Und jetzt nahm dieser Egoist sich die Frechheit heraus, mir Komplimente zu machen. Indirekte zwar, doch das genügte schon, um mich zu verwirren. Ich zitterte am ganzen Körper und fühlte mich schwächer den je. Und ich wollte mehr. Mehr von seinen ungewohnt sanften Worten, die mich nur noch schwächer machten. „Aber … das Schlimmste sind meine Augen … ich hab Augen wie ein Reh…“, flüsterte ich darum und senkte beschämt den Kopf. Es war erbärmlich, sich von einem Psychopathen ein bisschen Selbstwertgefühl zu erhecheln, und ich hätte es auch nie getan, hätte es sich nicht so angenehm angefühlt, meine Hand in seinem Sand und seine Blicke auf meinem Körper zu spüren. Er seufzte leise. „Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich ansehen sollst, wenn ich mit dir rede?“ Vorsichtig, aber bestimmt wurde mein Kinn von einem weiteren Streifen Sand angehoben und schon versank ich im jadegrünen Ozean seiner Augen. Dieser Anblick verschlug mir die Sprache, denn etwas hatte sich verändert: Der wahrscheinlich jahrelang zugefrorene Ozean war an der Oberfläche geschmolzen. Flüssige, helle Augen mit einem undefinierbaren Ausdruck unter der glänzenden Oberfläche musterten mein verweintes Gesicht. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass ihm nichts auf der ganzen Welt verwehrt bliebe, wenn er diesen sanften Blick dauerhaft zeigen würde. „Das ist kein Rehbraun…“ Er sprach leise und bedächtig und ich brauchte einige Sekunden, um mich an unser eigentliches Gesprächsthema zu erinnern. Meine unspektakulären, langweiligen Augen, die mir gegen sein leuchtendes Jadegrün nur noch minderwertiger vorkamen. Gaara schien anderer Meinung zu sein, denn er musterte mich weiterhin mit höchstem Interesse, ehe er langsam weiter sprach. „Das ist Schokoladenbraun. Außerdem guckst du weitaus tiefgründiger, als ein Reh. Deine Augen verändern sich immer wieder, das ist selten bei normalen Menschen. Sie sind wie ein Spiegel deiner Seele und das ist verwirrend, weil deine Gefühle so sprunghaft sind. Vor einer Minute warst du noch todtraurig und jetzt … jetzt bist du glücklich, obwohl es dazu keinen Grund gibt. Menschen sind durch und durch unlogische Geschöpfe, aber du bist die Krönung des Ganzen.“ Wieder glitten seine Jadeaugen sorgfältig über meinen Körper, ehe sie an meinem Gesicht hängen blieben. „Du bist dumm und eine Nervensäge. Aber du bist faszinierend, genau so wie verwirrend. Deshalb gehörst du mir – mir allein. Denke niemals wieder an irgendeinen anderen. Hast du das jetzt endlich verstanden? Du bist mein.“ Er wollte noch mehr sagen, höchstwahrscheinlich eine strenge Moralpredigt folgen lassen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als ich ihn überschwänglich umarmte und mich an seine Brust schmiegte. Im ersten Moment fiel es mir selbst nicht einmal auf, dass es das erste Mal war, dass ich so viel seines Körpers wirklich berühren konnte, ohne dass die Sandbarriere sich einschaltete. Ich fühlte mich einfach nur glücklich. So unglaublich frei und geborgen, als würde ich schon ewig in seinen Armen liegen. Nie hätte ich gedacht, dass sein Körper sich so warm und vertraut anfühlen könnte und selbst seinen Herzschlag konnte ich spüren, ganz dicht bei mir. Gaara war von unserer plötzlichen Nähe allerdings weniger angetan; seine Muskeln spannten sich an und er sog scharf die Luft ein. Alles an ihm schien in Abwehrstellung zu gehen, als würde ihm Gefahr drohen. „Was … was zum…“ Vor Verwirrung brachte er es nicht mal mehr fertig einen vollständigen Satz zu bilden. Er stand nur stocksteif dort, die Arme halb in der Luft ausgestreckt und mit sich kämpfend. Doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mir nichts antun würde. Sanft lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und lächelte. „Danke.“ Ein simples, kurzes Wort, und dennoch konnte ich mir vorstellen, welches Chaos es in ihm auslöste. Es musste unvorstellbar lange her sein, seit ihm das letzte Mal jemand so nah gewesen war. Ich verharrte noch kurz am schützenden Stoff seines Shirts, dann hob ich den Kopf und blickte in sein Gesicht. Der jadegrüne Ozean seiner Augen war von zahlreichen Wellen überzogen: Es flackerte regelrecht vor Verwirrung und das bereitete mir unverschämtes Vergnügen. Ein paar Dutzend bis an die Zähne bewaffneter CIA-Agenten – Kein Problem! Ein Mädchen umarmt dich – Hilfe, Mission abbrechen! Irgendwo war er eben doch wie jeder andere unreife, schüchterne Junge. „Weißt du was?“, flüsterte ich und lächelte ihn an. „In mancher Hinsicht bist du wirklich besser als alle amerikanischen Jungs. Du kannst richtig süß sein. Danke, du kleiner Scheißkerl.“ „Was habt ihr Menschen nur immer mit dieser Liebe? Weshalb macht ihr so ein Aufheben darum?“ Seine Worte waren wie ein eiskalter Hauch auf meinen Lippen, doch es war ein aufregender Hauch, der mir eine Gänsehaut bereitete. Ich zuckte halbherzig mit den Schultern und betrachtete sein aus Stein gemeißeltes Gesicht. Mir war nie zuvor aufgefallen, wie zart seine Gesichtszüge eigentlich waren, viel zu verletzlich für einen Mörder. „Ich weiß es nicht“, sagte ich wahrheitsgemäß und lächelte. „Ein griechischer Philosoph hat mal gesagt, dass Menschen früher einmal übermächtige Wesen mit zwei Köpfen und vier Beinen und Armen waren. So lange, bis die Götter sie für eine Bedrohung hielten und jeden Menschen in zwei Hälften geschlagen haben. Darum haben wir jetzt nur noch zwei Arme und Beine und jeder Mensch sucht seine andere Hälfte aus der Zeit, als wir noch körperlich verbunden waren. Der Mensch ist ohne dieses Gegenstück unvollkommen und deshalb … suchen wir unsere andere Hälfte.“ „Dann glaubst du, dieser Matt ist deine andere Hälfte?“ Ich schüttelte den Kopf und verkniff mir weitere Tränen. „Nicht, wenn er mich so fallen lässt. Es ist wohl besser für mich, wenn ich überhaupt keine zweite Hälfte finde.“ „Wenn du das tust, wirst du wie ich“, murmelte er und schloss die Augen. Es war schwer, nur anhand seiner Gesichtszüge zu erkennen, was er dachte, darum versuchte ich die Ernsthaftigkeit des Themas abzuschütteln. „Bevor ich mich irgendeinem Kerl an den Hals schmeiß, metzel ich noch lieber Leute ab!“, verkündete ich übertrieben enthusiastisch und trat lachend von ihm zurück. Ich wusste nicht, wie er das geschafft hatte, doch seltsamerweise fühlte ich mich so frei und lebendig wie seit vielen Tagen nicht mehr. All die Gefahr war gebannt und sobald Gaara wieder zu Hause war, würde ich mein alltägliches Leben antreten, zwar mit einigen Narben von all den schrecklichen Dingen, die mir widerfahren waren, aber darüber wollte ich im Augenblick nicht nachdenken. Ebenso wenig wie über den bevorstehenden Abschied. „Also, Gaara, ich hab noch ein Versprechen bei dir einzulösen, richtig? Ein echt amerikanisches Essen, bevor du wieder nach Suna gehst!“, rief ich und packte ihn übermütig am Handgelenk. Kein Sand stellte sich mir in den Weg, als ich meinen ehemaligen Kidnapper hinter mir her zog. Geradewegs zu meiner Henkersmahlzeit, wenn man seinem harten Gesichtsausdruck Glauben schenken konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)