Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 52: Das Großmoor-Abenteuer ---------------------------------- Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass ihr fast zwei Monate auf ein neues Kapitel warten musstest. x_x Ich hatte ein wirklichen Tiefpunkt meiner Kreativität erreicht, und dann kam meine persönliche Yugioh 5Ds Hysterie (die ab den 13.05. sich wieder voll entfalten wird XD). Aber nun hab ich endlich geschafft ein neues Kapitel auf die Beine zu stellen. Hoffe ich habe keine Szenen vergessen... *hust* @.@ Viel Spaß damit, und freue mich über Reviews. Yay! 52. Kapitel Das Großmoor-Abenteuer Der späte Nachmittag war bereits angebrochen. Das wärmende Licht der Sonne begann zu schwinden. Als das Abendrot seinen Höhepunkt erreichte, tanzten orangerote Flammenzungen an den zerklüfteten Felswänden des Kraterbergs, der trotz der weiten Ferne gut zu sehen war. Sodann fegte ein beißender Wind umher, und wirbelte die farbenfrohen Blätter der Bäume umher, bis diese dann still wieder auf dem Boden lagen. Dieser Wind war so eisig, wie der Atemhauch eines Arktos; unerbittlich und frostig. Doch das Ziel war nicht mehr in weiter Ferne; Vorboten der Häuser Weideburgs kündigten sich an, vermehrten sich rasch, bis ebenso die Umrisse der Häuser im schwindenden Tageslicht auftauchten. Abgelegen von der Zivilisation der Stadt lag ein einzelnes Haus, umgeben von Bäumen, aus dessen Schornstein dichte Rauchschwaden aufstiegen. Die Begleiterin des Quartetts, Hitomi, wandte sich an die Jugendlichen. „Dort ist mein zu Hause; es ist nicht gerade großzügig eingerichtet, aber für die Verhältnisse für meinen Vater und mich genügt es.“, sagte sie erfreut, während das brünette Mädchen auf die kleine Haus deutete. „Anscheinend hat mein Vater schon Abendessen zubereitet.“ Sie lächelte fröhlich. Harukas Blick war auf die Hütte gerichtet, welche bloß von der Natur geschützt war. Die Lage des Hauses war ungewöhnlich. Warum war es so weit abgeschieden von der Stadt? Falls sie auf schnelle Hilfe der Stadtbewohner angewiesen waren, konnten diese die Familie keinesfalls rechtzeitig erreichen. „Warum wohnt ihr soweit außerhalb?“, wollte Haruka neugierig wissen. Hitomi lächelte gezwungen. „Mein Vater ist der Wärter des Großmoors. Wir haben nicht das Geld, um in der Stadt wohnen zu können. Daher ist diese Wohnlage angemessener für uns.“, äußerte sich Hitomi hastig, aber senkte die Stimme, als sie von ihrer Armut sprach. Haruka sah sie mitfühlend an, doch trösten vermochte nicht ihr zu gelingen, denn sie kannte das Gefühl der Geldsorgen nicht. Ihre Eltern waren beide berufstätig; ihr Vater erhielt als Arenaleiter ein gewisses Gehalt gutgeschrieben und ihre Mutter arbeitete halbtags als Kindergärtnerin. Shuu blieb stehen. „Der Wärter des Großmoores?“, kam es überrascht von dem Grünäugigen. Hitomi nickte. „Ja, unsere Aufgabe ist es für Ordnung im Reservat zu sorgen. Ich helfe meinem Vater dabei viel bei der Arbeit. Vielleicht werde ich später sogar mal Rangerin.“, erwiderte das junge Mädchen mit einem verschmitzten Grinsen. Ihr heimlicher Wunsch war ein Pokémon Ranger zu werden. Schließlich erreichte die Gruppe schweigend das Haus. Ein undeutlicher Schatten huschte hinter den Gardinen und verschwand. Dann schwang auch schon die Holztür auf. Ein kräftiger, schon älterer Mann lehnte am Türrahmen. Seine Gesichtszüge, umrandet von kurzen dunkelbraunen Haaren, wirkten hart und ernst, trotzdem aber konnte man die Sorge in seinen Augen erkennen. „Wo warst du, Hitomi?“, herrschte Katsuo das Mädchen an, sodass aber erhaschte er ein Blick das Antlitz der Trainer, die seine Tochter begleiteten. Seine Gesichtszüge entspannten sich. „Oh, du hast Besuch.“, stellte der dunkelhaarige Mann trocken fest. Hitomi nickte. „Ja, Vater.“, erwiderte sie lächelnd. Die Jugendlichen lächelten freundlich. „Guten Abend.“, sagten sie im Einklang. Katsuo trat zur Seite und vollführte eine einladende Geste. „Kommt doch herein. Es ist genügend Essen zubereitet.“ Unentschlossen sahen sie aneinander an. Wie schnell das Gemüt eines Menschen sich wandeln konnte! Doch schließlich betraten sie die kleine Hütte. Ein würziger Duft hing in der Luft, und ebenso der schwere Geruch von nassem Leder. Der Eingangsbereich war schlicht; vor der Tür lag eine borstige Fußmatte, unter der schmalen Holztreppe stand ein hölzerner Schrank, der für die Schuhe gedacht war. Hitomi entledigte sich ihrer Schuhe, und stellte diese in diesen Schrank ab, während sich Shuu, Haruka, Rika und Kenta umsahen. „Zieht eure Schuhe aus, und kommt rein.“, forderte sie auf. Sie wartete. Rasch taten die vier Trainer dem Mädchen ihr es nach und folgten ihr in das Esszimmer, welches an der Küche und ebenso an das gemütliche Wohnzimmer grenzte. Ein Karmin, dessen Flammen aufflackerten, war die unsichtbare Wand in diesem großen Raum, der den Wohnbereich vom Esszimmer trennte. Ein kleiner, runder Tisch, um den vier Stühle standen, befand sich in der Mitte des Raumes. Katsuo deckte rasch weiteres Gedeck für den Besuch auf, ebenso holte er zwei weitere Stühle aus der kleinen Küche heran und stellte diese zum Tisch dazu. „Setzt euch doch.“, bat der Mann. „Sonst wird die Suppe kalt.“ „Danke für ihre Gastfreundschaft.“, bedankte sich Rika höflich, dann setzten sich die Jugendlichen schweigend und waren dankbar für das warme Suppe, die sie begierig löffelten. In den zähen Minuten, die schweigsam verbracht wurden, stellten sich die vier Jugendlichen Hitomis Ziehvater vor, und schilderten ihn mit knappen Worten das vergangene Geschehen. Katsuo sah seine Tochter ernst an, die schüchtern den Kopf senkte. „Du hast dumm gehandelt, Hitomi. Du hättest Officer Rocky einschalten sollen, als dich selbst in Gefahr zu begeben.“ Hitomi nickte schwach. „Ich weiß.“, erwiderte sie leise. Die Gesichtszüge ihres Vaters wurden weicher. Sodann aber ertönte ein leises Wimmern. Katsuo erhob sich, gefolgt von Hitomi, und sie schritten zu den schäbigen Sofas. Das braunhaarige Mädchen Hitomi blickte auf ein Stoffbündel in dem ein kleines Kangamababy gewickelt war. Es jammerte leise, und schien vollkommen verschreckt zu sein. Hitomi blickte in das sorgenvolle Gesicht ihres Vaters, als er Kangamajunge betrachtete. „Es wurde von seiner Mutter getrennt.“, sagte der Mann zweifelnd. Auch das Quartett der Jugendlichen erhob sich, und sie schauten mitfühlend das Pokémon an. Jung war es; gerade mal zwei Wochen alt, würde Rika schätzen. Der Körper wirkte babyhaft, so zerbrechlich. Aus welchem Grund war dieses Geschöpf, welches noch so abhängig war, von seiner Mutter getrennt worden? Katsuos Stirn wurde von besorgten Falten durchzogen, und auch seine Tochter war beunruhigt. „Was geht bloß im Großmoor vor sich?“, murmelte Katsuo leise, jedoch noch für die Anwesenden verständlich. „So müssen wir das morgige Turnier absagen.“ Hitomi sah ihn schockiert an. „Das können wir nicht, Vater! Wir brauchen das Geld!“ Katsuo lächelte. „Natürlich. Wir brauchen es, aber wir dürfen keine Trainer in Gefahr bringen.“, erwiderte er sanft. Niedergeschlagen senkte den Kopf. Nicht nur ihr Vater machten die Geldsorgen Probleme, sondern auch Hitomi fühlte die Sorge um ihre Existenz. „Welches Turnier?“, wollte Kenta vorsichtig wissen. „Wir wollten nämlich ins Großmoor, um nach Pokémon zu suchen.“ Katsuo antwortete nicht; er legte das Kangamababy behutsam auf die Wärmedecke nieder, und bedeckte jenes sorgfältig mit einer Wolldecke. Schützend, als ob einer der Anwesenden seinen Schützling im nächsten Moment entführen könnte, legte er seine Hand auf den schwächlichen Körper. Schließlich straffte Katsuo seine Schultern, und wandte sich dem zarten Jungen zu. „Jedes Jahr um diese Zeit findet im Großmoor eine Art Turnier statt.“, er hob den Zeigefinger. „Aber es wird nicht gekämpft! Derjenige, der das stärkste Pokémon fängt, gewinnt dieses Jahr einen Metallmantel.“ Wieder glitten seine Blicke zu dem Pokémon, welches seine Mutter verloren hatte. „Wie es aussieht wird es nicht stattfinden.“, fügte er belustigt zu. „Welch Ironie des Schicksals!“ Seine Stimme klang spöttisch, gar gereizt. Durch die Sorgenfalten auf der Stirn schien der Mann noch älter zu wirken, als er war. Rika löste ihre verschränkten Arme „Was genau ist geschehen?“ Ihr ernster Blick war auf den Mann gerichtet. Ein raues Lachen ließ die Brust erzittern, dann verfinsterte sich seine Miene schlagartig. „Mysteriöse Überfälle, sobald ein Trainer es wagt die Großmoor Reserverate zu besuchen.“, antwortete Hitomis Ziehvater. „Personen sind nie direkt zu Schaden gekommen. Bloß ihre Pokémon.“ Skeptische Blicke Harukas wanderten umher, und blieben an ihren Freunden haften. „Js Werk?“, kam es argwöhnisch von dem Mädchen. Shuu zuckte die Schultern. „Gut möglich, aber dies klingt eher nach dem Werk eines besitzergreifendem Pokémon.“, schlussfolgerte der Junge. Rika lachte markant, und grinste daraufhin. „Mit Spekulationen kommen wir nicht weiter.“, meinte das Mädchen kühl. „Dieses Turnier ist eine Gelegenheit dieses mysteriöse Rätsel zu lösen. Irgendjemand muss es ja treffen.“ Die Anwesenden schwiegen nachdenklich. Dieser Plan war gut, aber gefährlich. Was würde geschehen, wenn dieses Mal Menschen zu Schaden kommen? Doch Rika sah diese Gefahr nicht. Sie schien von ihrem Einfall sehr überzeugt zu sein. „Es ist zu gefährlich.“, widersprach Kenta seiner Freundin, die ihn finster ansah. „Weglaufen, wenn es gefährlich wird?“, knurrte Rika fragend. „So wird dieses Problem nie gelöst, wenn man sich dem Problem nicht in den Weg stellt!“ Haruka schaute in das Gesicht der Schwarzhaarige, und musste zugeben, dass sie Recht hatte; mit Vermeidung von Gefahren konnten keine Konflikte gelöst werden. Es galt bloß zu Handeln. Aber ließ sich auch der Wärter des Großmoores von diesem Einfall hinreißen? Jener Mann, Katsuo, hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Obwohl er schwieg, sprachen seine kritischen Blicke seine inneren Zweifel aus. Als er jedoch in die Gesichter der Jugendlichen, die vollkommen selbstsicher wirkten, traf Katsuo eine Entscheidung. Er schloss besinnlich die Augen, nickte dann, und lächelte zuversichtlich. „Auch wenn ich dagegen sprechen würde, würde mein Urteil keine Auswirkung auf eure Entschlossenheit haben.“, seine Blicke glitten zu seiner Tochter. „Zeigst du unseren Gästen nach dem Essen ihre Nachtquartiere?“ Hitomi unterdrückte das Gefühl ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen; sie lächelte glücklich, aber ihre Stimme konnte die Freude nicht verbergen: „Ja, Vater!“ Nachdem das schlichte Essen beendet war, begleitete Hitomi ihre Gäste die Treppe hinauf. Es war nur kleiner, einzelner Raum, den das Mädchen für sich beanspruchte. Gegenüber dem Treppengeländer stand ein kleiner, hölzerner Schrank, das Bett war unter dem Fenster platziert, daneben ein kleiner Schreibtisch auf dem Ordnung herrschte, und der Boden war von einem Teppich bedeckt. Die Einrichtung von Hitomis Zimmer war sehr bescheiden, doch der Grund für die Einfachheit war die Geldnot; ihr Vater besaß nicht das Geld, um seine Ziehtochter die Bedürfnisse zu erfüllen, die andere Jugendliche ihres Alter hatten. „Habt ihr Schlafsäcke?“, fragte Hitomi. Die Vier nickten. „Ja, haben wir.“, erwiderte Haruka lächelnd. Schließlich machten Haruka, Shuu, Kenta und Rika ihr nächtliches Lager vorzubereiten. Erst jetzt spürten sie die tiefe Erschöpfung in ihren Knochen. Doch sie unterhielten sich noch, bevor sie vollends ins Traumland einkehrten. Kenta wandte den Kopf in seinem Schlafsack, sodass er zu Hitomi aufblickte. „Sag mal, Hitomi… Wie wird das Turnier morgen ablaufen?“ Die Antwort der Angesprochenen kam beachtlich rasch. „Jeder Teilnehmer erhält einen Parkball. Mit diesen versucht man ein Pokémon zu fangen.“, antwortete das Mädchen. „Also nur ein Ball, den man verwenden darf? Ganz schön hart.“, kommentierte Haruka murmelnd. „Wie viel Zeit bleibt uns ein Pokémon zu fangen?“, fragte Kenta wieder. „Das Turnier wird um 11 Uhr beginnen, und um 14 Uhr ist offiziell vorbei.“ Kenta legte wieder den Kopf nieder, und grübelte. Ob er im Großmoor Verstärkung für sein Team fand? In diesem Moment knarrte das Holz der Treppe unter den schweren Schritten des alten Mann. „Schlaft jetzt.“, bat Katsuo schroff. „Ihr hattet einen anstrengenden Tag.“ Hitomi stützte sich auf den Ellbogen. „Ja, Vater. Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“, raunte dieser, und verschwand wieder. Rika streckte sich genüsslich, um sich gleich darauf in ihren Schlafsack einzurollen, so wie es eine Katze tat. Sie schwiegen eine Weile, bloß die Klänge der Nacht drangen durch das geöffnete Fenster ins Zimmer. „Haruka? Shuu? Kenta?“, kam es von Hitomi. „Ihr seid doch Koordinatoren? Haruka hob irritiert den Kopf. „Ja, warum?“, entgegnete die Braunhaarige. „In zwei Tagen, also wenn man den heutigen Tag nicht mehr dazu zählt, findet in Weideburg ein Wettbewerb statt.“ „Wirklich? Dann werde ich dort mein nächstes Band gewinnen.“ Dieses Mal war es Shuus Stimme, der sein Schweigen brach. „Ach ja? Wer sagt denn, dass du gewinnst?“, kam es von Haruka, die ihr Kissen schnappte, um ihn damit ins Gesicht zu schlagen. Dieser hatte jedoch angenommen, dass Haruka auf seine Bemerkung reagierte, und war bereits auf diese Reaktion vorbereitet. Er richtete seinen Oberkörper auf, und fing das Kissen ab, nur um es anschließend wieder zu Haruka zu werfen. „Wenn sich Zwei streiten, dann freut sich der Dritte.“, kommentierte Kenta schüchtern, der drohend sein Kissen hob. Shuu und Haruka hielten inne, und begannen zu lachen, auch Kenta, und Hitomi stimmten ins gedämpfte Gelächter. Die Müdigkeit zehrte an ihnen, sodass sie folglich wieder ruhiger wurden. „Wir sollten jetzt schlafen…“, meinte Haruka. „Gute Nacht.“, erwiderte Rika gähnend. „Schlaft gut, und bis morgen!“, wünschte Shuu den Freunden, die es sich in ihren Schlafsäcken gemütlich machten. Am nächsten Morgen war ein reger Betrieb in der Umgebung von Weideburg. Junge Menschen drängten sich an den Ständen, um ihre Anmeldung auszufüllen, begleitet von den Rufen eines stämmigen Mannes, der die Gespräche der Trainer übertönte. „Liebe Damen und Herren! Es sind nur noch wenige Minuten, bis das langersehnte Turnier beginnt!“, brüllte jener Mann, der in einem weißen Umhang gekleidet war. Verstohlen blickte Shuu in seine Richtung. Das Werben des Mannes war schwer zu überhören. „Wer ist das?“, raunte der Grünhaarige. „Das ist der Arenaleiter von Weideburg. Man nennt ihn Wellenbrecher Maxi.“, erwiderte Rika ruhig, während sie das Treiben an den Ständen beobachtete. Harukas Augen wanderten ebenfalls zu dem froh gestimmten Arenaleiter. „Und dann bist du so ruhig, wenn dein bevorstehender Gegner in der Nähe ist?“ Das Mädchen dachte an Satoshi zurück, der nie auf seine Arenakämpfe verzichten konnte, und diese auch stets eingefordert hatte. Desinteressiert zuckte Rika mit den Schultern. „Na und? Meine Herausforderung würde jetzt sowieso keine Wichtigkeit haben.“ „Heh, Leute!“ Hitomi winkte ihnen vom Wegesrand entgegen. „Das Turnier beginnt jetzt. Macht euch bereit.“ Die vierköpfige Gruppe nickte, und schließlich gingen sie gemeinsam zum Eingang des Großmoors, an denen bereits einige Teilnehmer mit ihren Pokémon auf Einlass warteten. Katsuo trat unvermittelt hervor. „Trainer, haltet euch bereit. Die Herausforderung des Großmoores liegt vor euch.“, sagte der Mann mit rauer Stimme, während er jedem Trainer den Parkball in die Hand gab. „Viel Erfolg bei der Jagd.“, wünschte Katsuo knapp, ehe die Teilnehmer auseinander gingen. Zunächst gemeinsam betraten Haruka, Shuu, Kenta und Rika das Reservat, und verweilten an einer Weggablung. Rika, die ihre Freunde ernst ansah, sagte selbstbewusst: „Hier trennen sich unsere Wege. Gebt euer Bestes, und passt auf euch auf.“ Ein knappes Nicken entgegneten sie, und trennten sich mit diesen Worten von der Gruppe. „Mist!“, fluchte Haruka, und sah sich hilflos um. „Warum bin ich nicht bei Shuu geblieben?!“ Bloß das ruhige und unablässige Schlagen von Papinellas Flügel vermittelten dem Mädchen ein leichtes Gefühl der Sicherheit. Doch fremdartige Geräusche ließen die Braunhaarige stets ängstlich zusammen zucken. Die langen, unheimlichen Schatten, die die Bäume auf den Boden warfen, bereiteten Haruka sichtlich Unbehagen. Wo war sie bloß? Es war kein menschliches Wesen, geschweige denn ein Pokémon, der Grund für ihre Teilnahme, in diesem gottverdammten Wald! Nur Bäume! Und der Wind, der durch das Blätterwerk fuhr, und die Äste ächzen ließ. „Es ist zu grün.“, stellte Haruka trocken fest. Eine missmutige Grimasse lag auf ihrem Gesicht. „Nella~“, gab die Schmetterlingsdame von sich, um ihre Trainerin zu beruhigen. Haruka seufzte, um sich selbst zu beruhigen. Gedankenlos trat das Mädchen einen Stein ins Gebüsch. „Papinella? Kannst du gucken, wo wir uns-“, Haruka stockte, als ein verräterisches Rascheln hinter ihr zu vernehmen war. Erschrocken sprang das Mädchen zurück, bereit für alles, was kommen mochte. Ein Sirren vieler Flügel erfüllte unerwartet die Luft. Dann erhoben sich aus dem dichten Gestrüpp geflügelte Käfer, so zahlreich, wie die Kiesel in einem Fluss. Ihre Körper waren gelb-schwarz gestreift, und an ihrem Hinterleib war ein spitzer Stachel, der warnend aufblitzte. „Bibor!“, schrie Haruka entsetzt. „Weg hier, Papinella!“ Panisch rannte Haruka fort, nicht mehr darauf achtend, in welche Richtung sie überhaupt lief, gefolgt von dem Bibor-Schwarm. Natürlich hätte Papinella gegen die Bibor kämpfen können, aber gegen den ganzen Schwarm dieser wütenden Käfer hatte die Schmetterlingsdame keine Chance. Sie musste fliehen. Aber wohin, wenn sie nicht wusste, in welche Richtung sie überhaupt rannte?! Mit den Bibors im Nacken blieb Haruka auch keine Zeit darüber nachzudenken. Sie fühlte sich wie eine gejagte Beute. Nach kurzer Zeit keuchte das Mädchen bereits; das Atmen fiel ihr schwer. Sie strauchelte benommen. Und dann geschah es: Haruka stolperte über einen unscheinbaren Kieselstein, und stürzte! Direkt war die Bibor-Schar über ihr. Papinella stellte sich ihnen mutig in den Weg, auch wenn die Niederlage gewiss war. Ein warnendes Fauchen gab das Pokémon von sich. „Glumanda.“, befahl eine vertraute Stimme. „Flammenwurf.“ Daraufhin schoss ein zischender Feuerstrahl auf den Schwarm zu, der rasch dem Angriff auswich, und das Heil in der Flucht suchte. Shuu trat grinsend an Haruka heran, die Hände lässig in den Taschen verborgen. „Alles in Ordnung?“ „Shuu!“, gab das Mädchen erleichtert von sich, aber zugleich auch sehr überrascht. Mit einer fahrigen Gestik strich der Grünhaarige eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe deinen Schrei gehört.“, meinte dieser ruhig, aber ein bitterer Unterton seiner Arroganz schwang in seiner Stimme. Dazu beunruhigte Haruka sein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. „Kaum lässt man dich alleine, gerätst du schon in Schwierigkeiten.“ Der Junge schwieg eine kurze Zeit. „Wie habe ich es geschafft dich alleine durch Johto reisen zu lassen, ohne vor Sorgen zu sterben?“ Funkelnd starrte Haruka ihren Freund an. „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten!“, fauchte sie. „Und außerdem waren wir in Johto noch nicht Mal zusammen, mein Lieber!“ Shuu lachte, und reichte ihr die Hand. Haruka zögerte einen Moment, dann aber griff sie nach jener, und landete mit einem Ruck in Shuus Armen. „Nicht so stürmisch.“, bat Shuu feixend. „Bild dir nichts darauf ein!“, fauchte die Braunhaarige wieder. Daraufhin drückte Haruka schroff den Jungen von sich, und stapfte beleidigt los. Shuu folgte ihr schweigend. Er wollte Haruka nicht noch mehr provozieren. Dies wäre töricht von dem Jungen gewesen, wenn er einen Streit vermeiden wollte. Aufgebracht fuhr die Braunhaarige herum. „Ich brauche keinen Babysitter!“ „Da bin ich aber beruhigt.“, gab Shuu lächelnd zurück. „Aber ich lasse dich nicht noch mal alleine herumirren, Haruka. Irritiert blickte das Mädchen ihn an. Der sarkastische Unterton war verschwunden. Seine Stimme war nun ernst und beherrscht. „Mach was du willst.“, murmelte Haruka, und kehrte Shuu den Rücken zu. Sonnenstrahlen fielen auf den Boden herab, und erschufen bizarre Lichtkegel auf dem Boden. Ein sanfter Windhauch ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Leise setzte der Schattenhund Pfote um Pfote auf den Boden, blieb aber dann unerwartet stehen, und lauschte den Klängen des Waldes. „Hast du etwas gehört?“, wollte Rika wissen. Hundemon knurrte tadelnd, nachdem die Schwarzhaarige seine Konzentration gestört hatte. „’tschuldige, mein Freund.“, sagte die Schwarzhaarige rasch, aber mit einem Lächeln auf dem Lippen. Das Geräusch, so schwach, aber trotzdem vernehmbar für die Ohren Hundemons, war verschwunden. Der Schattenhund bemühte sich dieses Rascheln erneut zu erhaschen, aber ohne sichtlichen Erfolg. Rika seufzte. Sie war einfach nicht geschaffen für die sorgfältige Pokémonjagd. Dafür war ihre Geduld viel zu schnell überlastet. „Nicht so schlimm, Hundemon, war ja nicht deine Schuld.“, sie streichelte Hundemon über den Kopf, und ging den bewucherten Pfad schließlich weiter, gefolgt von ihrem Gefährten. Plötzlich blieb Hundemon aber stehen, und zog die Lefzen hoch. Irgendetwas lag in der Luft, und bereitete dem Feuer-Pokémon Sorge. War es Gefahr? „Hundemon?“, Rika schaute sich unruhig um. „Was ist los? Sogleich bereute die Schwarzhaarige ihre voreilige Frage bereits; der Schattenhund knurrte grollend. Dies bedeutete nichts Gutes! Schweigsam gingen Shuu und Haruka nebeneinander her. Den Angriff der Bibor hatte das Mädchen unbeschadet überstanden, dank Shuu, der ihr zur Hilfe geeilt war. Doch seit der geglückten Rettung sprachen sie kein Wort miteinander. Haruka wusste es nicht, ob dies wahrhaftig Zufall gewesen war, oder ob sich Shuu wirklich Sorgen um sie gemacht hatte. Das Mädchen vermochte wohl darauf keine Antwort zu finden. Manchmal sogar fühlte sich ihr geliebter Rivale gar fremd an, obwohl sie sich schon knapp zwei Jahre kannten. Während Haruka verträumt ihren Gedanken nachhing, verfolgte Shuu mit Bestimmtheit einen Weg. Er übernahm die Führung, und seine Freundin musste mit ihm Schritt halten. Haruka merkte es kaum, weil sie noch immer in Gedanken war. Doch unerwartet blieb Shuu stehen. Haruka, die abrupt aus ihren Gedanken gerissen wurde, stieß gegen seine Schulter. Die junge Koordinatorin hob den Blick. Vor ihnen lag eine bräunliche, wässrige Fläche, aus der einzelne Kiefern ragten. Ein Feuchtgebiet, das ein hervorragender Lebensraum für Pokémon darstellte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Moorgebietes standen dichte Baumreihen, durch die sanftes Sonnenlicht herab fiel. Die hiesige Luft war erfüllt von friedlichen Summen, sanftes Geraschel, aber auch von den tiefen Rufen einiger Pokémon. Haruka wurde bewusst, dass Shuus Ziel von Anbeginn ihres Aufbruchs dieser Ort gewesen war. Es war das Herzland des Großmoors. Hier lebten die Pokémon abgeschieden von menschlicher Zivilisation, und in unberührter Natur. Shuu blickte Haruka tief in die Augen. „Wir müssen auf die andere Seite.“, meinte der Junge, und sah zum anderen Ufer. Haruka folgte unauffällig seinen Blick. „Was?! Wir müssen durch diese Suppe?“ Zwischen ihnen lag das Moor in dem man bloß knietief einsank. Es bestand keine Gefahr, das man vollends darin versank, aber dennoch missfiel Haruka dieser Einfall. Shuu nickte bloß, und achtete nicht auf die Zweifel seiner Freundin. Er betrat den unbekannten Boden, der unter seinen Füßen nachgab, aber Shuu konnte problemlos vorsichtige Schritte wagen. „Komm schon, Haruka, oder kneifst du etwa?“ Energisch schüttelte die Braunhaarige den Kopf. „Na dann komm. Nicht ohne Grund haben wir diese Schutzanzüge bekommen.“ An ihren Leib trugen die Jugendlichen einen grünlichen, gummiartigen Anzug, der sie vor der Nässe und den Schmutz schützte. Ihre Beine und Füße befanden sich in Stiefel, die die Feuchtigkeit fernhielt. Noch immer zögerte Haruka, aber Shuu streckte ihr erneut den Arm entgegen. „Komm, nimm meine Hand.“, bat der Koordinator. Gehorsam fasste Haruka seine Hand, die ihr Sicherheit gab, bevor sie in den weiche Morast trat, welcher schließlich ihre Füße verschlingen drohte. Es war ein seltsames Gefühl keinen wirklichen Halt finden zu können, da der Boden unter dem Gewicht des Körpers nachgab. „Es ist… weich.“, bemerkte Haruka. Sie fühlte sich, wie ein Kind, das etwas Neues entdeckt hatte. Shuu lächelte. „Können wir?“ Sie blickte auf, und nickte zustimmend. Verunsichert schritt Kenta durch den Wald, begleitet von seinem geschmeidigen Absol, welches nicht von seiner Seite wich. Die Einsamkeit des großräumigen Gebietes schien erdrückend auf ihn einzuwirken. Er fühlte sich, mit Absol, jedoch sicher, und murmelte stets vor sich her, dass er sich nicht zu fürchten brauchte. „Absol~.“, erklang die raue Stimme seiner Schattenkatze. Kenta wandte den Kopf zu seinem Pokémon, das auf einen unscheinbaren Pfad deutete. Natürlich, Absol hatte den besseren Orientierungssinn, als er jenen besaß. Absol wusste schon, was es tat. Der junge Koordinator vertraute seinem Pokémon. Plötzlich aber durchschnitt ein gellender Schrei die Stille des Waldes. Mensch und Pokémon hoben alarmiert den Kopf. Aus welcher Richtung kam dieser Schrei?! Erneut ertönte ein verzweifelter Ruf; ganz in der Nähe! Absol schwenkte fauchend den Kopf herum. Die geschmeidige Schattenkatze rannte in jene Richtung aus der dieser Schrei gekommen war. „Absol! Warte!“, rief Kenta seinem Pokémon hinterher, hastete aber schließlich Absol nach. Zu Kentas Erleichterung hielt Absol unerwartet inne, und schien auf seinen Trainer zu warten. Keuchend rang der Koordinator nach Luft. Die Schattenkatze sträubte angriffsbereit das Nackenfell. „Absol! Was ist lo-“, Kenta sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und stieß diese langsam wieder aus. Auf einer kleinen Lichtung befand sich ein purpurfarbener Skorpion, dessen dolchartigen Klauen bedrohlich aufblitzten im Sonnenschein. Es war ein Piondragi. Schließlich fiel Kentas Blick auf ein kleines Mädchen, das auf dem Boden lag, und vor Angst weinte. Einige Meter entfernt lag ein ohnmächtiges Rattikarl, das stark verletzt war. Kenta verstand rasch den Ernst dieser Lage. „Absol! Schnell Eisstrahl auf Piondragi!“ Fauchend hob die Schattenkatze ihren Kopf, und bündelte einen eisigen Energiestrahl, der Piondragi gegen einen Baum schleuderte. Sofort eilte Kenta auf die Lichtung, und kniete sich zu dem Mädchen, das ihn erschrocken ansah. „Alles in Ordnung mit dir? Kannst du laufen?“, wollte der Junge wissen. Unsicher richtete die unbekannte Trainerin, die jünger war als er selbst, ihren Oberkörper auf, und besah sich ihrem Körper, der auf dem ersten Augenschein soweit unversehrt geblieben war. „Ich… Ich glaube schon…“, erwiderte sie zitternd. Kenta nickte abweisend, und spähte auf Piondragi, das sich vom Eisstrahl langsam zu erholen schien. Es erhob sich, und grollte sein neues Opfer böse entgegen. Panik ergriff ihn, als ihm bewusst war, dass jenes Pokémon für die Unruhen im Großmoor verantwortlich war. „Los! Du musst hier weg.“, befahl er dem Mädchen schroff, dass ihn schockiert anblickte. „Bring dich in Sicherheit!“ Diese rappelte sich rasch auf, rief ihr Rattikarl zurück in den Pokéball, und lief, ohne weiter auf Kentas Wohlergehen zu achten, weg. Währenddessen kam Piondragi drohend auf Kenta zu, und breitete seine Arme aus. Fieberhaft dachte der Koordinator über einen Ausweg nach. Da fiel sein Blick auf den Baum unter dem Piondragi stand. „Klingensturm auf die Äste, Absol!“ Die Klinge am Kopf des Pokémons glühte, und entfachte mehrere scharfkantige Windklingen, die die Äste abtrennten. Schließlich fielen diese auf Piondragi herab, aber der Skorpion schlug diese unbeeindruckt von sich weg. Dann begannen seine Klauen zu leuchten, und es griff Absol direkt an. Die Schattenkatze prallte auf dem Boden auf, aber fing den Sturz gekonnt ab. Kenta fluchte. Sein Plan war zunichte. Wie sollte er nun entkommen? „Absol!“, mit einem kräftigen Ruf riss das Pokémon seinen Trainer aus den Gedanken. Schnell fasste Kenta einen Entschluss: sie mussten kämpfen! „Nochmals Eisstrahl!“ Abermals formte sich ein eisiger Strahl, der Piondragi gegen einen Baum prallen ließ. Einen kurzen Moment regte sich das Pokémon nicht, dann aber löste es sich vom Stamm des Baumes, und zerbrach unter seinen Füßen Eis. „Es ist festgefroren!“, murmelte Kenta. „Absol! Lenke es mit Klingensturm ab!“ Die Windklingen schlugen auf Piondragis Körper krachend auf, wodurch sich eine dichte Rauchwolke bildete. Bloß der Schatten des Skorpions zeichnete sich ab, und verriet dessen Standort. „Und jetzt Eisstrahl!“ Eis bildete sich an Piondragis Gebeinen, und kletterte, wie Ranken, seinen Körper herauf, um es bewegungsunfähig zu machen. Piondragi versuchte sich zu befreien, doch erfolglos. Bis es sich aus dem Eis befreien konnte, so mochte einige Zeit vergehen. Nun war es Zeit, das Kenta und Absol die Flucht ergriffen, um diesen Ort rasch zu verlassen. „Wir müssen die Anderen warnen!“, rief Kenta gehetzt. Absol nickte bloß, während das Pokémon neben seinem Trainer rannte. Hundemon hastete durch ein Gebüsch, gefolgt von Rika, die sich durch die spitzen Zweige die Haut aufschürfte. Das Mädchen fluchte leise, aber sie hielt nicht inne, um sich den Ausmaß ihrer oberflächlichen Verletzung anzusehen. Rika hetzte ihrem Schattenhund hinterher, bis er schließlich stehen blieb. Sie war über den folgenden Anblick überrascht. Auf dem Boden lag ein Sichlor, die Augen waren geschlossen. Sein Körper zitterte, und von Wunden übersäht war. Es war schwer verletzt. „Ein Sichlor!“, sagte Rika leise. Dann wurde dem Mädchen bewusst in welchem Zustand das Pokémon war. Die Schwarzhaarige kniete neben Sichlor. „Sichlor! Bist du bei Bewusstsein?“ Der Käfer hob träge den Kopf, und öffnete die Augen über den kalten, blauen Augen. Es sah Rika hasserfüllt an. Dann raffte es sich unerwartet auf. Die Flügel trugen ihn einige Meter weiter, doch sein Körper war zu geschwächt, um sich in der Luft halten zu können. Sichlor stieß die rechte Sichel in den Boden, um nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. „Wir wollen dir helfen, Sichlor!“ Aber Rikas Worte drangen nicht zu dem Pokémon hindurch; drohend hob es die messerscharfen Klingen. Es war bereit anzugreifen. Hundemon stellte sich schützend vor Rika und knurrte. In seinem Maul formte sich ein Schattenball, der auf Sichlor zuschoss, und jenes gegen einen Baum stieß. Sichlor strauchelte, wollte aber noch immer nicht aufgeben, und versuchte sich tapfer auf den Beinen zu halten. Es zischte Hundemon wütend an. Sichlors körperlicher Zustand befand sich in einer miserablen Verfassung. Es musste zum Pokémon Center gebracht werden. Es gab nur eine Möglichkeit, um Sichlor zu helfen: Rika musste das Pokémon fangen. Doch wie? Sichlor konnte nicht gegen Hundemon kämpfen. Der Schattenhund würde es zu sehr verletzen; ohne einen Kampf würde Rika Sichlors Stolz verwunden. Hundemon aber entblößte seine Fangzähne, und grollte. Flammen bildeten sich im Rachen des Schattenhundes. „Nicht Hundemon! Dein Feuer würden Sichlor stärker verwunden!“ Die Flammen erloschen, als Hundemon das Maul schloss, und blickte Sichlor funkelnd an. „Es muss einen anderen Weg geben, um es zu fangen…“ Der Schattenhund schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ihm war klar, dass es falsch war den Anweisungen seiner Trainerin nicht zu gehorchen, aber das Pokémon musste etwas unternehmen! Hundemon legte den Kopf in den Nacken. Ein Spukball formte sich vor seinem Maul, der von dunklem, violettfarbenen Licht umschwirrt wurde. Sichlor versuchte jenen Schattenball abzublocken, als Hundemon den Spukball auf es schleuderte, aber es hatte keine Kraft mehr. Abermals wurde Sichlor gegen einen Baum geschleudert, und blieb ohnmächtig liegen. Es war jedoch nicht allzu schwer verletzt. Die Schwarzhaarige rannte zu Sichlor. Sie achtete nicht darauf, dass sich Hundemon ihren Befehlen widersetzt hatte. Vorsichtig strich sie über den Kopf des Sichlors. „Gut gemacht.“, lobte Rika Hundemon hastig. Sie griff nach dem Parkball, und zweifelte einen kurzen Moment, ob dies der rechte Weg war. Rasch schüttelte sie diese Gedanken ab. „Verzeih, Sichlor. Ich sehe keine andere Möglichkeit.“ Der Parkball öffnete sich, und sog Sichlor ins Innere. Sein Wackeln erlosch. Der Käfer war gefangen. Rasch nahm Rika den Parkball in die Hand, und drückte diesen an sich. Ihr Blick fiel anschließend auf Hundemon. „Los! Wir müssen zurück zum Haupteingang!“ Haruka tat einen vorsichtigen Schritt nach dem Anderen. Sie musste stets darauf achten nicht ausversehen den Halt unter ihren Füßen zu verlieren, sonst würden sie, Haruka und Shuu, womöglich in den Matsch fallen. Shuu ließ ihre Hand nicht los, aus Furcht, das sie ohne die zärtliche Bindung ihren Mut verlieren würde. Papinella tanzte um die beiden Trainer herum. Sie tolle ausgelassen im Freien herum; mal fiel die Schmetterlingsdame hinter Shuu und Haruka, dann aber im nächsten Moment flog sie ihnen voraus. „Nella~!“ Haruka hielt inne, und sah ihrem Pokémon lächelnd zu. „Dir gefällt es, nicht wahr?“ Papinella nickte eifrig, schwebte zu Shuus Echsendame herab, die sich durch den Morast kämpfte, bedacht nicht ihre Flamme nicht in die wässrige Flüssigkeit zu tauchen. Sie musste stets darauf achten, nicht in tiefere Stellen des Moores zu treten. Shuu schaute auf Glumanda herab, welches dickköpfig seine Hilfe abgelehnt hatte. „Alles in Ordnung, Glumanda?“, wollte der grünhaarige Koordinator vorsichtig wissen. Die Echsendame straffte ihre Schultern. Sie ging weiter, und ignorierte die besorgte Frage ihres Trainers. Shuu schüttelte bloß den Kopf. Solch ein Sturkopf von einem Pokémon! „Komm lass uns weiter.“, sprach der Junge, und ging weiter. Haruka nickte in Gedanken, und versuchte ihren Fuß aus der Umklammerung des Moores zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Sie versuchte es abermals, aber ihr rechter Fuß steckte fest. „Shuu!“, rief das Mädchen, während sie noch immer versuchte ihren Fuß zu befreien. „Verdammt, ich stecke fest!“ Der junge Koordinator wandte seinen Oberkörper zu seiner Freundin, deren Versuche sich zu befreien kläglich scheiterten. Ein vergnügtes Grinsen huschte über seine Lippen. „Kaum passt man auf, steckst du in Schwierigkeiten…“, er fasste sich an den Kopf, und schüttelte diesen bloß. „Steh da nicht so blöd herum! Hilf mir lieber!“, fauchte Haruka. Papinella schwebte um Haruka herum, und kicherte ebenfalls belustigt. Shuu grinste breit. „Sogar dein Pokémon macht sich über dich lustig, Haruka…“, sagte der Junge, und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Haruka wurde wütender, was ihr nicht aus dieser ausweglosen Situation half. „Shuu!“, brüllte das Mädchen ihren Freund zornig an. Shuu zuckte leicht erschrocken zusammen, und reichte schließlich Haruka die Hand. „Komm, halt dich fest.“ Haruka gehorchte, während Shuu versuchte ihren Fuß ruckartig aus dem Matsch zu ziehen. „Pass auf, sonst landen wir beide im Matsch!“ „Genau, dann wissen wir ja, wer Schuld daran ist.“, erwiderte Shuu feixend. Haruka krallte zur Bestrafung ihre Fingernägel in seine Schulter. „Autsch! Schon gut, ich nehme es zurück!“, und konzentrierte sich darauf Haruka nun endgültig zu befreien. Als es ihm schließlich gelang, keuchte Shuu leicht. Es war schwerer gewesen, als er angenommen hatte. „Kannst du mich bitte loslassen, Klammeräffchen?“, fragte Shuu. Verlegen löste sich Haruka von Shuu. „Ähh… Oh ja…“, sie blickte Shuu an. „Danke.“ Shuu nickte. „Bevor du wieder stecken bleibst, gehen wir weiter.“, er deutete auf das Ufer, das nicht mehr weit weit. „Wir sind bald angekommen. Komm.“ Haruka seufzte erleichtert, und umfasste Shuus Hand. „Zum Glück!“ Auf der anderen Seite angekommen, ruhten sich Haruka und Shuu kurze Zeit aus, bevor sie sich auf den weiteren Weg machten. „Ob wir überhaupt noch Pokémon finden werden?“, fragte Haruka nach einer Weile. Shuu ließ sich Zeit mit der Antwort. Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, aber wir sollten-“ Plötzlich schoss ein Schatten aus dem Gebüsch, der blitzschnell Harukas Papinella packte, und es auf dem Boden schleuderte. Haruka sprang reflexartig auf die Füße, neben ihr stand Shuu. „Papinella!“ Die Schmetterlingsdame versuchte zu fliehen, doch das unbekannte Pokémon verhinderte dies, indem es mit der Klaue Papinella am Boden festnagelte. „Ein Piondragi!“ Während er dies aussprach, begriff Shuu, um welches Pokémon es sich handelte. Dies musste das Pokémon sein, das solche Unruhen im Großmoor verursachte! Vollkommen abgehetzt erreichte Rika den prachtvollen Haupteingang des Großmoores. Trainer, die bereits die Jagd aufgegeben hatten, sammelten sich dort, und warteten darauf, dass die übrigen Teilnehmer zurückkehrten. Die Schwarzhaarige schenkte ihnen keine Beachtung, sondern schlug die Tür des Wärterhäuschens auf. Irritiert blickten die Insassen auf. Katsuo, der sich soeben mit Schwester Joy und seiner Tochter unterhalten hatte, starrte das Mädchen überrascht an. „Rika! Was ist los?“ Auch Schwester Joy und Hitomi waren über das unerwartete Erscheinen des Mädchens sehr überrascht. „Gut, dass sie hier sind, Schwester Joy! Ich brauche eure Hilfe! Ich habe ein schwer verletztes Sichlor im Großmoor gefunden!“, sagte das Mädchen hastig, und zog den Parkball hervor. Im Lichtschein materialisierte sich Sichlor, welches bereits wieder vollstes Bewusstsein erlangt hatte, jedoch konnte es sich kaum auf dem Beinen halten. „Ich werde mich darum kümmern!“, sagte die Krankenschwester, und ging langsam auf das Käfer-Pokémon zu. Aber dieses hob warnend die Sichel. „Sich-Sichlor!“, zischte es drohend. Doch seine Beine gaben unter dem Gewicht seines geschwächten Körpers nach, sodass es rücklings auf dem Boden fiel. Die Schmerzen schienen seinen Körper zu lähmen. „Sichlor!“, rief Rika besorgt, aber Schwester Joy kniete sich bereits neben das Pokémon. Sie sah die Schwarzhaarige ernst an. „Ich müsste es ins Pokémon Center bringen, aber dafür fehlt uns die Zeit. Ich werde es hier nur erste Hilfe leisten können.“ Rika nickte abwesend, und sah bloß zu, als Katsuo einen ungenutzten Schreibtisch frei machte, damit Sichlor darauf behandelt werden konnte. Hitomi stand plötzlich neben Rika, und legte ihr die Hand auf die Schulter. Das Mädchen zuckte daraufhin zusammen. „Ist dir etwas passiert?“ Rika schüttelte den Kopf, und lächelte leicht. „Nein. Ich bin nur erschöpft.“ Während Schwester Joy die Flügel Sichlors stabilisierte, indem sie jene an den Körper des Pokémon banden, damit es nicht fliehen konnte, war Sichlors kalter Blick auf Rika gerichtet. Geduldig ließ der Käfer die zahlreichen Verletzungen an seinem Körper verbinden. „Die Wunden sind nicht so stark, wie ich zunächst angenommen hatte. In einigen Tagen ist Sichlor vollkommen gesund.“, sagte Schwester Joy abschließend. „Es muss sich nur ausruhen.“ Rika schreckte auf. „Wunderbar.“, erwiderte das Mädchen knapp, und wandte ihre Augen wieder Sichlor zu. „Seine körperlichen Wunden werden schnell heilen, aber was seinen geistigen Zustand angelangt, kann ich nicht helfen. Sein Stolz ist verletzt.“, meinte die Krankenschwester streng, aber verstand, dass Rika keine andere Wahl geblieben war, als den Stolz des Sichlors zu brechen. „Gott sei Dank ist Sichlors Wille stark!“, erleichtert blickte Hitomi die Schwarzhaarige an, die sie jedoch nicht beachtete. Das Mädchen trat an Sichlor heran, welches den Kopf hob, um sie zu mustern. „Es tut mir Leid, Sichlor. Vielleicht kannst du irgendwann verstehen, warum ich dich fangen musste. Ich konnte dich nicht liegen lassen.“, flüsterte die Schwarzhaarige. Plötzlich schwang die Tür der Hütte abermals auf. Vollends nach Atem ringend, betrat Kenta den Raum. Hilfe suchend huschten seine Blicke umher, und verweilten bei Rika, die ihren Oberkörper auf richtete, und ihren Kindheitsfreund irritiert ansah. „Kenta! Was ist passiert?“ „Rika!“, keuchte der Koordinator. „Ich habe es gesehen!“ „Was hast du gesehen?“, erwiderte Rika stirnrunzelnd. Sie verstand nicht, was Kenta so aus der Ruhe bringen konnte. Auch Hitomi schien sichtlich verwirrt zu sein. „Piondragi! Ein Piondragi ist das Pokémon, was die Pokémon im Großmoor in Unruhen versetzt!“ „Was?!“, kam es von Katsuo, der die Faust auf den Tisch schlug. „Erzähle näheres, Junge!“ Kenta zwang sein wild schlagendes Herz zur Ruhe, und versuchte ruhig zu atmen. „Wir hatten einen Schrei irgendwo im Wald gehört. Absol ist losgerannt. Schließlich sind wir auf Piondragi gestoßen, dass ein junges Mädchen bedroht hatte. Ihr Pokémon war bereits bewusstlos. Absol konnte Piondragi ablenken, aber dann griff dieses wild gewordene Pokémon Absol an. Mit knapper Not sind wir entkommen.“, vollendete Kenta schließlich seinen Bericht. Während die Anwesenden schweigend den kurzen Bericht Kentas zuhörten, weiteten sich Sichlors Augen. „Die Sicherheit der Trainer hat höchste Priorität.“, sagte Katsuo zögernd. „Aber nun sind alle Teilnehmer in höchster Gefahr.“ Rika nickte einstimmig. „Wir sollten Haruka und Shuu suchen gehen.“, meinte Hitomi, und sah ihren Vater bittend an. Dieser verstand, und reichte Kenta und Rika die Gürtel an denen ihre Pokébälle befestigt waren. Jeder Trainer, der am Turnier teilnehmen wollte, musste zuvor seine Pokébälle in Gewahrsam lassen. „Die werdet ihr brauchen.“, meinte der ältere Mann. „Vielen Dank.“, antwortete Kenta rasch, und schlang sich den Gürtel um die Hüfte. Rika spürte, dass die Luft leicht vibrierte. Sie wandte sich zu Sichlor, das soeben seine Flügel ausbreitete. Die Verbände, die jene an seine Körper gepresst hatten, zerrissen. „Sichlor, warte! Du bist viel zu schwach!“ Aber Sichlor ignorierte Rika, und entfloh aus der geöffneten Tür. „Verdammt!“, fluchte die Schwarzhaarige. „Kenta, Hitomi! Kommt!“ Papinella lag am Boden, und regte sich nicht mehr. Auch Glumanda vermochte nichts gegen Piondragi auszurichten. Die Echsendame wurde immer weiter in die Ecke gedrängt, sodass es keine Möglichkeit mehr gab, zu fliehen. „Was sollen wir tun?“, wollte Haruka wissen. In ihrer Stimme lag Angst und Panik. Aber Shuu, der stets einen Ausweg wusste, war ebenso ratlos, wie seine Freundin. „Glumanda, nochmals Flammenwurf!“, befahl er. Doch Piondragi vereitelte diesen Plan; es stieß pfeilschnell auf das Feuer-Pokémon zu, und packte die Kehle der Echsendame. Verzweifelt versuchte sich Glumanda zu befreien, aber es war aussichtslos. „Du musst etwas unternehmen, Shuu!“, rief die Braunhaarige hysterisch. Shuus Geduldsfaden spannte sich. Schroff stieß der Koordinator das Mädchen von sich, und blickte sie wütend an. „Was soll ich tun, Haruka?“, herrschte er sie an, aber die Koordinatorin schwieg betroffen. Zu sehr war sie von Shuus Aggression in seiner Stimme erschüttert. Als Glumanda ihre Gegenwehr aufgab, warf Piondragi sie desinteressiert gegen einen Baum. Vor Schmerz krümmte sich die Echsendame, und konnte sich kaum regen. Anschließend widmete sich der Skorpion den Menschen, die in sein Territorium eingedrungen waren, und nun versuchten, sich selbst zu retten. Shuu wich zurück, und hielt schützend seine Arme vor Haruka, die hinter seinem Rücken stand. Er konnte nicht zu lassen, dass dieses verrückte Pokémon ihr etwas antat. Piondragis Klauen glühten, als es seine Arme überkreuzte, und plötzlich auf Shuu zu sprang. Rasch wandte er sich Haruka zu, und stieß sie zu Boden. Hart prallte Haruka auf. Der Grünhaarige stöhnte vor Schmerz auf, als die Kreuzschere den Stoff seines Anzuges zerfetzte, und oberflächlich seinen Rücken aufschürfte. Er prallte auf den Boden, konnte sich aber rechtzeitig abrollen, um Schlimmeres zu verhindern. Haruka stützte sich mit ihren Händen ab. „Shuu!“, schrie das Mädchen entsetzt, als sich ihr Freund einen Moment nicht rührte. Fassungslos schrie auch Glumanda auf, die jenen Moment schockiert erlebte, als ihr Trainer zu Boden ging. Dies erweckte den Beschützerinstinkt der schmächtigen Echsendame zum Leben; sie regte ihre schmerzenden Glieder, um sich schwerfällig auf die Füße zu erheben. Ihr Oberkörper wankte, und einen Augenschlag erschien es, als würden die Kräfte Glumandas versiegen, aber mit einer letzten Anstrengung richtete sich das Pokémon auf. Einen kurzen Augenblick taumelte Glumanda, ehe sie sicheren Halt unter den Füßen innehatte. Ein Kampfesschrei verließ die Kehle Glumandas, dann erstrahlte ihr geschundener Körper in einem grellen Licht auf, und schien Piondragis Augen zu blenden. Glumandas Gestalt wurde größer, kräftiger. Als sodann das Lichtschleier entschwand, streckte sich die Echsendame genüsslich in ihrem neuen Körper. „Glu~texo!“ All die Verletzungen, die Piondragi ihr zugefügt hatte, waren verschwunden. Die Haut der Echsendame, die nun ein kräftiges Glutexo war, war nahezu blutrot, und ihre Augen stahlblau, die Klauen so blank, wie poliertes Elfenbein. Shuu, der sich an Harukas Schulter festhielt, um seinen Oberkörper aufrecht zu halten, blickte verwirrt auf die Echsendame, die nun nicht mehr schmächtig wirkte. Ihr Körper war sonderbar kräftig, betont von den Muskeln. „Es hat sich entwickelt…“, stellte der grünäugige Koordinator ungläubig fest. Nun aber wandte sich Piondragi dem neuen, stärkeren Feind zu, und fauchte angriffslustig. Unbeeindruckt neigte Glutexo dem Skorpion den Kopf zu, zeigte aber keine Aggressionen gegenüber dem gegnerischen Pokémon. Als Piondragi blitzschnell angriff, bewegte sich Glutexo mit einer überraschenden Wendigkeit, die Haruka und Shuu zutiefst faszinierten. Sie vollführte einen Ausfallschritt, und ließ Piondragi für einen Moment ins Stolpern kommen. Unerwartet verzerrte sich das Gesicht der Echsendame; wütend fletschte sie die Zähne, hob sodann die rechten Klauen, die in blutiges Licht getaucht wurde. Blitzartig schnellten die Klauen herab, und brachte dem Skorpion eine schwere Wunde bei. Piondragi schrie jammervoll auf, und wandt sich vor Schmerzen. Doch Glutexo gönnte dem Pokémon, welches gewagt hatte ihren Trainer zu verwunden, keine Ruhe. Sie legte den Kopf in den Nacken, während sie ihr Maul aufklappte. Flammen brodelten im Rachen, die Piondragi vollends in ihrer Hitze einschlossen. Bloß der markerschütternde Schrei des Pokémons lag in der Luft. Als sodann die Flammen erloschen, strauchelte Piondragi erheblich. Das Pokémon versuchte Glutexo abermals anzugreifen, als es wieder bei Sinnen war, jedoch spie jene eine weitere Feuersbrunst auf das geschwächte Pokémon, welches schließlich aufgebracht floh. Ungläubig starrte Shuu auf die Echsendame, die sich ihm nun zuwandt, und auf ihn zuging. Ihre Fangzähne blitzten hervor, als sie ihn wütend anfauchte. Shuu stutzte über die plötzliche Stimmungsschwankung seines Pokémons. „Gibt es ein Problem?“, fragte der Grünhaarige. Kaum hatte der Junge diese Frage gestellt, da drückte die Echsendame ihren Trainer mit den Klauen zu Boden. Tiefes Grollen stieg in ihrer Kehle auf. „Verdammt! Was ist los?“ Er versuchte sich zu befreien, aber das Glutexomädchen war zu stark für ihn. Ihre Augen waren wie aus Stein, und funkelten ihn boshaft an. Shuu zuckte unter diesem unbarmherzigen Blick furchtsam zusammen. „Lass mich los! Ich bin kein Kind mehr!“, flehte Shuu schwach. Glutexo knurrte und schnappte dicht an seinem Ohr zu. Schließlich aber wandelte sich der Ausdruck in ihren blauen Augen. Tiefe Besorgnis lag in blauen Iriden. Letztlich gab Glutexo ihren Trainer wieder frei, sodass dieser aufstehen konnte. Shuu klopfte sich den Dreck von der Kleidung, und stöhnte leicht als er den Rücken durchstreckte. „Shuu! Haruka!“ Während das Rufen näher kam, wurde die Gestalt eines Sichlors sichtbar, gefolgt von Rika, Kenta und Hitomi. „Rika! Kenta!“, rief Haruka ihnen erfreut entgegen, als sie schließlich stehen blieben. Sichlor hielt neben Rika inne. „Sind wir zu spät gekommen?“, wollte Kenta atemlos wissen. Schweigend sah sich Rika um, bis ihr Blick auf Glutexo inne hielt. Sie stockte. „Glumanda… Es hat sich entwickelt!“, erkannte das Mädchen ungläubig. Shuu bejahte die Feststellung mit einem kurzen Nicken. „Ja. Glutexo konnte Piondragi verjagen. So schnell wird es wohl keinen Schaden mehr anrichten.“ Hitomi seufzte erleichtert. „Bist du sicher?“, fragte das Mädchen beunruhigt. „Ja. Es ist verletzt, und wird sich einen anderen Ort suchen.“, meinte der Junge. „Wenigstens ist euch nichts passiert.“, kam es freudig von Kenta. „Nicht ganz.“, widersprach Haruka. „Shuu wurde verletzt.“ Kenta, Rika, und Hitomi sahen den Jungen prüfend an. „Leicht verletzt.“, korrigierte der grünhaarige Koordinator brummend. Die Echsendame verschränkte die Arme vor ihrer Brust, und blickte Shuu tadelnd an. Ihre Eckzähne schauten hervor, als sie leise knurrte. Rika grinste. Offenbar war Glutexo anderer Meinung. Als Sichlor sich keuchend auf seine Sicheln stützte, neigte das Mädchen besorgt ihren Blick auf das Pokémon. Forschend blickte das Mädchen den Käfer an. War es von Piondragi so schwer verletzt worden? War dies der Grund, warum Sichlor fortgelaufen war? Sie legte die Arme um ihr Pokémon, um es zu stützen. „Geht es, Sichlor?“ Verwirrt schaute Sichlor Rika in die Augen, duldete aber, dass das Mädchen ihm abermals half. „Hast du es gefangen?“, fragte die Braunhaarige überrascht. Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein… Nicht wirklich.“ „Nicht wirklich?“, kam es von Shuu, der sie kritisch ansah. „Es war kein fairer Fang. Sichlor war verletzt.“, erwiderte das Mädchen. „Ich musste es fangen, um es zu Schwester Joy zu bringen.“ Shuu zuckte die Schultern. „Gefangen ist gefangen.“ Energisch schüttelte Rika den Kopf. „Nein, so denke ich nicht.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Wir sollten zurück. Sichlor muss sich ausruhen.“, mischte sich Hitomi ein. Ihre Blicke streiften Shuu, der ebenso versuchte seine Verletzung herunter zu spielen. Das Quartett stimmte mit einem kurzen Nicken zu. Anschließend machten sie sich auf den Rückweg zum Haupteingang des Großmoors. Somit war das Turnier beendet. Wer wohl gewonnen hatte? Als die fünfköpfige Gruppe zum Haupteingang zurückgekehrt war, trat Hitomis Vater Katuso auf die Jugendlichen zu, die er bereits erwartet hatte. Auch Schwester Joy stand neben ihn. „Da seid ihr ja wieder.“, grüßte der Wärter des Großmoors. „Was ist geschehen? Was ist mit Piondragi?“ Hitomi hob beschwichtigend die Arme. „Es ist alles gut. Piondragi wird keine Unruhe mehr stiften. Shuus Glutexo hat es verjagt.“ Die Echsendame verschränkte die Arme vor der Brust, und reckte stolz den Kopf. Rauch quoll aus ihren Nüstern. „Ist einer von euch verletzt worden?“, wollte Schwester Joy besorgt wissen. Die braunhaarige Koordinatorin nickte. „Shuu ist durch Piondragi leicht verletzt worden.“, erwiderte Haruka. Genervt blickte Shuu seine Freundin an. „Es sind nur Kratzer.“, gab er von sich. Schwester Joy lächelte, und wandte sich an Rika, die Sichlor den Weg gestützt hatte. „Wie geht es Sichlor?“ Ernst schaute das Mädchen die Krankenschwester an. „Nicht gut. Es hat Fieber, und ist sehr erschöpft.“ Schwester Joy nickte wissend. „Schaffst du es noch bis zum Pokémon Center?“ Rika zögerte. Es war nicht weit bis nach Weideburg, aber ob Sichlor noch in der Verfassung war einen solchen Weg zu überstehen? Doch es gab keine andere Möglichkeit. Nur dort konnte Schwester Joy Sichlor rasch Medikamente zu verabreichen, die den Käfer helfen konnten. „Sichlor benötigt dringend ärztliche Behandlung.“, sprach Katsuo eindringlich. Rika lächelte Katsuo flüchtig an. „Okay. Ich werde es wohl schaffen müssen.“, das Mädchen blickte zu Haruka, Shuu und Kenta. „Wir kommen mit. Vielleicht kannst du Unterstützung brauchen.“, sagte Kenta. „Danke!“, antwortete die Schwarzhaarige hastig. Eilends begab sich die Gruppe nach Weideburg in das örtliche Pokémon Center. Leise schloss Rika die Tür hinter sich, und betrat Sichlors Krankenzimmer. Nachdem Schwester Joy dem Pokémon die notwendigsten Medikamente gegeben hatte, damit es sich schnell erholte, hatte Chaneira Sichlor in sein Zimmer gebracht. Anschließend wurde Rika informiert, dass sie Sichlor besuchen konnte. Als der Käfer die Anwesenheit des Mädchens an seinem Bett spürte, hob es denn Kopf, und schaute sie funkelnd an. „Sichlor, wie geht es dir?“ Ablehnend fauchte das Pokémon sie an. Sichlor verzieh dem Menschenmädchen nicht, dass sie ihn gefangen hatte! Rika senkte den Kopf. „Ich weiß, wie niedergeschlagen du bist, weil ich dich gefangen habe, ohne gegeneinander gekämpft zu haben.“ Sichlor legte den Kopf nieder, und starrte gegen die Wand. „Ich bin Trainerin, Sichlor, daher konnte ich dich nicht einfach so liegen lassen.“ Das Käfer-Pokémon schwieg, und würdigte Rika keines Blickes. Das Mädchen hatte seinen Stolz gebrochen. Welche Worte könnten diesen Vertrauensbruch entschuldigen?! In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Rika hob seufzend den Blick. „Herein.“, bat sie barsch. „Stören wir?“, fragte Haruka zaghaft. Hitomi trat hinter ihr hervor. Rikas ernste Gesichtszüge entspannten sich, und sie schüttelte den Kopf. „Nein, kommt ruhig rein.“ Haruka und Hitomi traten hervor, und blickten auf Sichlor. Sie merkten die Verachtung des Pokémons gegenüber Rika. Diese Tatsache war bereits zu spüren. „Wird Sichlor wieder vollkommen gesund?“, wollte Haruka besorgt wissen. Schwarzhaarige erhob sich, und nickte zögernd. „Ja, wird es, aber ich werde es wieder freilassen, sobald es gesund ist.“ Hitomi blickte das Mädchen irritiert an. „Was? Das geht nicht. Nicht vor der Bekanntgabe des Siegers.“, widersprach die Jüngste der anwesenden Mädchen. „Du bist eine der Besten im Turnier, Rika!“ Die Schwarzhaarige lachte höhnisch. „Mein Fang zählt wohl nicht. Es war gegenüber Sichlor nicht fair.“ „Seit wann zählt für dich Fairness?“, fragte Haruka unerwartet. Rika schaute die junge Koordinatorin funkelnd an, doch blieb stumm. Hitomi zuckte bloß die Schultern. „Um 17 Uhr wird der Sieger bekannt gegeben.“, meinte das Mädchen, und wandte sich zum Gehen. Haruka blieb noch. Ob Rika nun wütend war auf sie? „Ist mit Shuu alles in Ordnung?“, wollte Rika nach Momenten des Schweigens wissen. „J-Ja. Nur Schürfwunden, die in wenigen Tagen verheilt sind. Nichts Ernsthaftes.“, erwiderte das Mädchen. „Ein Glück.“, sagte Rika monoton, während sie auf Sichlor blickte. Der Käfer war eingeschlafen. Die Trainerin lächelte sanft. „Sichlor schläft.“ Haruka sah das Mädchen ernst an. „Sichlors Wut verletzt dich, nicht wahr?“ Sie zögerte. „Ja.“, sagte sie zögernd. „Sichlor möchte mich nicht verstehen, aber ich kann seine Gefühle nachvollziehen. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen.“ Haruka neigte nachdenklich den Blick ab, und sah aus dem Fenster. Gab es eine Möglichkeit Sichlors Zorn zu besänftigen? Wie konnte Rika es schaffen, dass Sichlors Vertrauen zu gewinnen? „Rika!“, die Stimme Harukas riss die Angesprochene abrupt aus ihren Gedanken. „Sichlors sind doch von Natur aus sehr stolze Pokémon, nicht wahr?“ Ein zögerliches Nicken erwiderte Rika, schien aber von Harukas Zuversicht eher überrascht zu sein. Worauf wollte das Mädchen hinaus? „Warum kämpfst du dann nicht gegen Sichlor, wenn es wieder genesen ist?“ Rika starrte für einige Sekunden Haruka schweigend an. An diesen Ausweg hatte die Schwarzhaarige gar nicht gedacht, aber ob Sichlor einen Kampf einwilligen würde, wenn sie ihm bereits die Freiheit versprochen hatte? Seufzend fuhr sich die junge Trainerin durch die langen, schwarzen Haare, während sie ihre Lippen missmutig verzog. Ein quälender Gedanke jagte den Nächsten. Sie mochte nicht mehr darüber nachdenken. Haruka merkte, wie Rika zweifelte, welcher Entscheidung die Richtige war. „Ich lasse dich mal alleine.“, sprach das Mädchen, und verließ den Raum. Die Schwarzhaarige blieb alleine zurück, ihr Blick auf den Himmel gewandt. Sichlor öffnete die Augen, und sah Rika schweigsam an. „Wo bleibt sie nur?“, ungeduldig warf Hitomi einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Die Verkündung des Siegers beginnt bald.“ Die Blicke der jungen Trainerin wanderten umher. Es hatten sich bereits alle Teilnehmer auf dem Marktplatz Weideburgs eingefunden, um der Bekanntgabe beizuwohnen. Katsuo war bereits auf das Podest getreten, und sprach einige einleitende Worte. Darüber hinaus verkündete er, dass die Unruhen im Großmoor endgültig gebahnt waren. Die Mitarbeiter des Reservates suchten Piondragis momentanen Aufenthaltort, und kümmerten sich darum, dass bald das Pokémon in ein anderes Territorium umgesiedelt werden konnte. Anschließend begann der Wärter mit der Auswertung der gefangenen Pokémon. Bloß sieben von insgesamt neunzehn Trainern hatten es geschafft ein Pokémon zu fangen. Katsuo las die Trainer vor, die eine erfolgreiche Jagd hatten, und bat jene auf die Bühne zu kommen. Schließlich war er bei Rika angelangt. „Und nun die letzte Teilnehmerin. Die Nummer 18, Rika Marashiba!“, rief der ältere Mann durch die Zuschauermenge. Seine suchenden Blicke versuchten die Schwarzhaarige zu erhaschen. „Ja! Hier!“, ertönte die Stimme des Mädchens, während sie sich keuchend durch die Menschen drängte, um leichtfüßig die Treppen hinauf zu steigen. Sie reihte sich neben einen Jungen ein, der ein Kangama fangen konnte. Wirklich ein beachtlicher Fang, denn Kangamas galten als launische, und reizbare Pokémon, doe obendrein schwer zu zähmen waren. Unter Pokémon-Jägern waren sie eine wahre Rarität. Die übrigen Pokémon waren minderer Seltenheit. Ihre Trainer wirkten enttäuscht, als sie erkannten, dass ihre Pokémon Kangama nicht würdig waren. Haruka, Shuu, Kenta, und Hitomi seufzten erleichtert, dass Rika es noch rechtzeitig geschafft hatte. Katsuo lächelte sich erleichtert an. „Und hier ist unsere Teilnehmerin, die der Nummer 10 starke Konkurrenz machen könnte.“, sprach der Dunkelhaarige. „Rika hat ein Sichlor gefangen, welches sie verletzt aufgefunden hat.“ Die Schwarzhaarige streifte flüchtig Katsous Antlitz. Es rief abermals ihr schlechtes Gewissen gegenüber Sichlor hervor. Schließlich aber hob sie den grünen Parkball des Käfers. „Zeig dich, Sichlor!“ Im Licht löste sich der Schattenriss eines Pokémon, welches stolz seinen Körper reckte. Sichlors Sichel blitzten im Sonnenlicht auf. All die Verletzungen seines Körpers waren durch Schwester Joys Medikation fast gänzlich geheilt. Nur kleine Narben blieben als Andenken zurück. Sichlor war ein wirklich prachtvolles Pokémon; es strotzte vor Energie, auch wenn Rika erkannte, dass es noch nicht vollkommen gesund war. „Kangama und Sichlor sind seltene Pokémon, wie jedermann weiß.“, sagte Katsuo mit feierlichen Stimme. „Aber welcher Trainer hat den Sieg verdient? Wie wäre es mit einem Kampf?“ Rika blickte den Jungen neben sich an, der sie herausfordernd ansah. Sie erwiderte bloß ein kühles Grinsen. „Ja, ich nehme die Herausforderung an!“, entschied Rika, ohne weiteres Zögern. Schließlich musste sie das triumphierende Lächeln dem Jungen aus dem Gesicht wischen! - - - - - - - - - - - - - - - - - - http://www.youtube.com/watch?v=O_POFJbsQzg Bei Glumandas Entwicklung musste ich einfach dieses Lied hören. |D Auf Youtube existierte eigentlich auch mal ein AMV für Glumanda/GLutexo/Glurak, aber es wurde gelöscht. Q_Q Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)