Pokémon Quest [Buch 1] von xRajani (Das Erbe des Giratina) ================================================================================ Kapitel 41: Der Hinterhalt -------------------------- Das nächste Kapitel! Wie versprochen. Viel Spaß beim Lesen. ^^ 41. Kapitel Der Hinterhalt Nachdem sich das Trio ausgiebig im Pokémon Center ausgeruht und sich von dem Vorfall des letzten Tages erholt hatte, machten sie sich auf um ihre Reise wieder aufzunehmen. Schließlich lag noch ein weiter Weg vor ihnen. In den frühen Morgenstunden verließen Shuu, Haruka und Rika das Pokémon Center. Der morgendliche Dunst lag noch in der Luft und ließ die Umgebung noch geradezu schläfrig wirkten. So fühlte sich auch die Jugendlichen, das in der Ruhe des anbrechenden Morgens ein gutes Stück ihres Weges zurücklegte. Die ersten goldenen Strahlen berührten den Boden und weckten die schlafenden Kreaturen in ihren Verstecken. Um sie herum wurde es lebendig. Wilde Pokémon trauten sich in ihre Nähe, behielten trotzdem ihre Scheu vor den Menschen. Bislang waren sie schweigsam ihren Weg entlang, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, bis begann Haruka interessiert ihre Umgebung zu beobachten. Mit wachsender Neugier betrachtete sie die wilden Pokémon um sie herum. In ihrer Heimat, in Hoenn, lebten ebenfalls viele Pokémon, aber sie hatte noch nie die Vielfalt von diesen Kreaturen begriffen. Es waren wunderbare Wesen der Natur. Und das sie einst vor diesen Wesen tiefe Angst verspürt hatte? Dies war nur noch ein Schatten ihrer alten Persönlichkeit – vor dem Beginn ihrer Pokémonreise. Dann schaute sie zu Shuu, der eisern vor sich her starrte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Dies fühlte Haruka instinktiv. Zaghaft legte sie ihre Hand auf die Seine und spürte, wie der Junge ihre Hand mit sanftem Druck an sich drückte. Ihre Nähe spendete ihm Trost. Trost über die traurigen Gedanken, die sein Bewusstsein befielen wie dunkle Schatten. Diese Nacht hatte Shuu kaum schlafen können. Immer wieder plagten ihn Angstträume und nicht nur einmal war er schweißgebadet aufgewacht. Aber Haruka war für ihn da gewesen, wie jetzt. Als ihre zärtlichen Blicke ihn streiften, lächelte er schwach, nur dankend, dass sie bei ihm war. Auf ihrer weiteren Reise wechselten sie kein Wort. Jeder von ihnen war in sich gekehrt. Es tat gut von Zeit zu Zeit Ruhe und Abstand zueinander zu haben, aber Haruka behagte dies nicht. Shuu sah schweigend gegen das dichte Blätterdach des Waldes. Die kräftigen Bäume strotzten dem tosenden Wind, der um sie heulte und eine unerbittliche Kälte mit sich brachte. Der Regen, der nun auf den Boden herab prasselte, versteckte die grüne Schönheit und ließ sie in einem grauen Schleier erscheinen. Dieser währte bereits den gesamten Morgen an. Vielleicht war der Regen der Grund für ihre missmutige Laune? Shuu zog seine zitternde Liebste an sich und küsste sie sanft auf die Stirn. Ihre Haare waren nass und ihr Körper fühlte sich kalt an. „Vielleicht sollten wir eine Höhle oder ähnliches suchen.“, meinte Rika, die die Kapuze ihrer Jacke tiefer ins Gesicht zog. Trübselig schaute sie in den dunklen Himmel. Es gab keine Anzeichen, das der Regen bald versiegte und ebenso der eisige Wind. Der Herbst Shinous war zwar kurz, aber kalt und unerbittlich. Bloß ein Vorbote des tiefen Winters Shinous war der Herbst. Doch bald sollten bereits die ersten Schneeflocken zu Boden gleiten und die Umwelt in eine bizarre Landschaft aus Schnee und Eis verwandeln. Shuu schlang seine Arme um Haruka um sie mit seiner Körperwärme warm zu halten. „Wo gedenkst du mit der Suche zu beginnen?“, wollte der Junge mit genervter Stimme wissen, während Shuu das Zittern von Harukas Leib spürte. Rika schaute ihn forsch an. „Nicht weit von hier habe ich einen Unterschlupf gesehen, bevor dieses Unwetter uns überrascht hat.“, erwiderte die Schwarzhaarige. Shuu nickte resegniert. „Dann mal los.“ Die Höhle war nicht besonders groß, aber sie schützte vor dem Wind und dem Regen. Ein leises Feuer knisterte und wärmte sie wieder auf. Das leise Prasseln des Regens versetzte Rika in Trance und nach kurzer Zeit fiel sie in einen leichten Schlaf. Shuu aber konnte nicht schlafen. Sein leerer Blick fixierte das Feuer, das an dem Holz lechzte und in der glühenden Hitze verschlang. So wie die Flammen das Haus seiner Kindheit zerstört und ihm seine Eltern genommen hatten. Wie grausam konnte das Schicksal sein?! Es verging einige Zeit, in der Haruka den Grünhaarigen schweigsam angesehen hatte. Dann aber konnte sie diese Stille zwischen ihnen nicht mehr aushalten. „Shuu?“, Harukas sanfte Stimme zog seine Aufmerksamkeit auf die Braunhaarigen, die in seinen Armen lag. „Was ist los?“ Shuu schwieg, grübelte darüber nach, ob es klug war ihr seinen Kummer zu offenbaren. Aber würde sie ihn verstehen? Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch und sagte mit gleichgültigem Tonfall: „Nichts.“ Doch Haruka befreite sich aus seinem Griff und sah ihn überaus vorwurfsvoll an. „Nichts? Du bist so abweisend und kühl in letzter Zeit. Und deine Antwort ist ‚nichts’?“, fuhr sie ihn enttäuscht an. Shuus Gesichtszüge wurden hart und verbittert. „Was weißt du schon?“, zischte der Grünhaarige sie an. „Du weißt doch gar nicht, wie es ist seine Eltern zu verlieren und dann daran schmerzvoll erinnert zu werden.“ Haruka erstarrte. Ihr wurde mit einem Mal klar, welcher Grund sich hinter seinem schroffen Verhalten lag. „Du hast deine Eltern verloren?“, fragte sie vorsichtig und legte den Kopf auf seine Schulter. Shuu atmete tief durch und blickte weiterhin auf die rötlichen Flammen. „Sie sind in einem Feuer ums Tod gekommen. Meine Mutter rettete mir das Leben und hat dabei diese Schuld mit ihrem Leben beglichen.“, erwiderte er traurig. Beschämt schlug Haruka die Augen nieder, sich strafend ihn nach dem Grund seiner geistigen Abwesenheit zu fragen, aber Haruka spendete ihm dem Beistand, den er brauchte, denn sie wusste, dass Worte nicht seine Trauer mindern konnten. Bloß für ihn da zu sein, bewirkte Wunder. Liebevoll zog das Mädchen den Kopf ihres Liebsten zu sich, küsste ihn sanft auf die Lippen und sah, wie leichte Tränen über die Wangen Shuus rannen. Noch nie hatte Haruka ihren Rivalen und Geliebten in einer solch verletzlichen Gefühlslage gesehen, geschweige denn hatte sie ihn jemals weinen sehen in der Zeit, in der sie sich kannten und lieben gelernt haben. Shuu streichelte Haruka über die Wangen. Er blickte in ihre Augen und verlor sich gänzlich in ihnen. Die Braunhaarige schmiegte sich eng an Shuus Körper. „Ich liebe dich.“, raunte der Grünhaarige seiner Haruka zu, die neckisch zu grinsen begann. „Ach ja? Tust du das?“, lachte sie leise. Shuu drückte sie bestimmend auf den Boden, auch wenn dies nicht gerade der passende Ort war um solche Liebesspielchen zu unternehmen. Der Grünhaarige drückte sanft seine Lippen auf ihren Mund und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Als er sich von ihr lösen konnte, hielt Shuu inne. Haruka war die einzige geliebte Person, die ihm noch geblieben war und er wollte sie nicht verlieren. Nicht auf solch schmerzliche Weise, wie er seine Eltern verloren hatte. Fragend schaute Haruka ihn an. „Was hast-“, Shuu aber legte ihr einen Finger auf den Mund und versiegelte ihre Lippen. Seine kalten Hände fuhren über ihre Hüfte zu ihren Oberschenkel hinab. Da Rika eingeschlafen war, dachten sie, sie wären befreit von unredlichen Zuschauern, doch die Schwarzhaarige schlug die Augen wieder auf und begann breit zu grinsen. „Lasst euch von mir nicht stören.“, meinte Rika mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. Haruka und Shuu lösten die Berührung augenblicklich. Das Grinsen des Mädchens wurde noch intensiver als die Köpfe des Pärchens eine rötliche Farbe annahmen „Ich sagte doch, dass ihr euch nicht von mir stören lassen sollt.“ Shuu wandte errötet den Blick ab und starrte ins Freie. Der Regen hatte nachgelassen, nur der Wind heulte noch immer und brachte kalte Luft mit sich. „Der Regen hat nachgelassen.“, bemerkte der Junge. Die Mädchen folgten seinem Blick und seufzten erleichtert auf. Endlich konnten sie ihren Weg fortsetzen! Es war bereits Nachmittag als der Regen endlich aufgehört und die Umwelt rein gewaschen hatte. Die Wege waren matschig geworden und überall waren große Pfützen. Der kühle Wind ließ das Trio immer noch erzittern, wenn der eisige Hauch sie erfasste. Zur ihrer Rechten lag ein weitflächiges Waldgebiet, denen sie sehr nahe waren und auf der anderen Seite war felsige Ebene. Das wenige Gestrüpp, was dort vorhanden war, war vertrocknet. Die Äste krächzten in den Wogen des Windes und die gefärbten Blätter an den Zweigen rauschten verräterisch. Die Sonne neigte sich schon wieder gen Westen der Erde zu. Diese zwielichtige Stunde erweckte die Pokémon, die nachts ihre Gebiete durchstreiften. Rika blickte unruhig um sich. Von Zeit zu Zeit hatte sie das Gefühl unablässig verfolgt zu werden. Dieses Gefühl legte sich auch nicht, bis die Dämmerung bereits ansetzte. Um das Trio herum, wurde der nahe Wald in die Dunkelheit getaucht. Der Wind, der nun stärker geworden war, blies gegen ihre Rücken. Rika ließ ihre Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Sie verfolgte jedes Geraschel in den Büschen, jeder winzige Laut erregte ihre Aufmerksamkeit. Einen Augenblick erhaschte sie sogar einen Blick, wie ein wager Schatten an sie vorbei huschte. Doch sie zweifelte daran dies wahrhaft gesehen zu haben. Ihre Nerven waren angespannt – nichts weiter. Über den Wipfeln der Bäume schreckten Vögel hoch, als ein tiefes Heulen zu vernehmen war. Verwirrt und ziellos flatterten die gefiederten Pokémon umher, ließen sich wieder in den Baumkronen nieder um gleich erneut aufzufliegen. Ein weiterer Ruf zog sich über die Bäume hinweg, klang so fern, die Vögel aber waren trotzdem beunruhigt. Das Trio hielt inne, lauschte, aber kein erneutes Heulen durchschnitt die Stille der Abendstunden ein weiteres Mal. Zögernd setzten sie ihren Weg fort, auch wenn die Ungewissheit ihnen den Magen zuschnürte. Plötzlich wichen diese Zweifel. Ihnen war klar, dass sie sich – wieder Mal –Schwierigkeiten eingehandelt hatten. Das beharrliche Rascheln kam ihnen so sonderlich klar vor. Das Geräusch von Pfoten, die in einem raschen Lauf über Moos und Farn dahin rannten, drangen an ihre Ohren. Aus der Finsternis hoben sich hundeähnliche Gestalten – Hunduster - ab, die leichtfüßig zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch liefen. Bald hatten sie das Trio gänzlich eingekreist. Ihre Leiber, dicht an dicht gereiht, nahmen sie die Halde ein. Noch immer gaben sie kein Laut von sich, ihre Haltung war auch nicht feindlich gestimmt – noch nicht. Das Fell der Hunduster war schwarz, an den Pfoten, Rücken, sowie am Kopf waren wulstige Auswüchse zu sehen, die die Härte von Knochen besaßen. Shuu schlang seine Arme um Harukas Hüfte und zog sie nah an sich heran. Diese schmiegte sich verängstigend an ihren Liebsten. Rika beobachtete die dunkle Schar aufmerksam. Hatten sie die Absicht einzugreifen? Was auch immer die Hunduster wollten, es gab keinen Ausweg als einen Kampf. Aber wer war ihr Alpha-Pokémon, ihr Anführer? Als die Schwarzhaarige einen Pokéball hervor holte und diesen mit einem Knopfdruck vergrößerte, begannen die Hunduster grollend zu knurren. Doch das Mädchen ließ sich davon nicht einschüchtern. „Na? Habt ihr Angst oder warum fangt ihr an zu knurren?“, murmelte die Schwarzhaarige, aber gut hörbar für die feinen Ohren der Hunduster. Ohne weiter auf das böse Grollen dieser Pokémon einzugehen, warf Rika den Pokéball auf den Boden aus dem sich die Konturen des Schattenhundes abzeichneten. Mit einem tiefen, befreiten Heulen senkte es sein Haupt auf das Rudel der Hunduster, die vor Schreck erstarrt waren. Ihr Nackenfell sträubte sich. Einige von ihnen begannen die Zähne zu fletschen, andere jaulten verwirrt, aber Hundemon ließ sich keinesfalls von diesen lächerlichen Drohgebärden einschüchtern. Ein tiefes Aufheulen erklang, und zog über das Waldgebiet hinweg. Die Schar teilte sich, wich zu beiden Seiten zurück, machte einen schmalen Weg frei. Mit Entsetzen sah Hundemon einen alten Bekannten auf sich zu schreiten. Ein Hundemon, das an Größe und Stärke jedem einzelnen der Hunduster weit überlegen war. Sein Fell schimmerte, im Gegensatz zu Rikas Schattenhund, in einem grauen Ton. Bei jedem Schritt sah man das Spiel der Muskeln unter dem Fell. Ohne Eile, Pfote vor Pfote setzend, bewegte sich der fremde Schattenhund mit ruhiger Würde voran. Seine dunklen Augen funkelten den schwarzen Schattenhund böse an. Über seinem rechten Auge prangte eine sichelförmige Narbe, die jenes Hundemon ihm zugefügt hatte. Rika beobachtete mit Gelassenheit dieses Szenario an. Sie kannte die Geschichte ihres Pokémon gut, und so begriff das Mädchen, was dieses Treffen bedeutete – dieses Hundemon war jenes, das ihren treuen Gefährten aus dem Rudel verstoßen hatte und stark verwundet hatte. Und jener Kampf sollte in wenigen Augenblicken von neuem beginnen. Haruka begann zwischen der Schar der Hunduster unwohl zu fühlen. Ihre Augen richteten sich auf Rika, die angespannt den Verlauf der Begegnung abwartete. „Rika? Was hat das zu bedeuten?“, wollte die Braunhaarige wissen. Rika starrte ihr Hundemon eine Weile an, bis sie schließlich erneut erzählte, wie sie damals Hunduster aufgefunden hatte und durch die Dorfbewohner Sandgemmes erfahren hatte, dass dies der frühere Anführer des Rudels gewesen war, bis ein Hundemon aufgetaucht war. In einem Kampf über die Herrschaft des Rudels wurde Hunduster schwer verwundet und von seinem Rudel zurückgelassen. Er war ausgestoßen worden. Rika seufzte. „Wir können nichts tun. Mir sind die Hände gebunden. Es würde bloß Hundemons Stolz brechen, wenn ich mich einmischen würde.“, beendete das Mädchen die Erzählung und richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen. Die Schattenhunde standen sich noch immer lautlos gegenüber. Die Gestalt der Hundemon ließ die Hunduster klein erscheinen. Dann aber, stellte sich Rikas Schattenhund seinem Rivalen breitbeinig entgegen. Er schloss einen kurzen Moment die Augen. Hunduster lag reglos auf dem Boden. Sekunden vergingen, ehe sich das Pokémon schwerfällig auf die Pfoten raffte. Unzählige Wunden zeichneten seinen Körper. Blut strömte aus einer Verletzung an der Stirn und trübte ihm den Blick. Mit einem letzten verzweifelten Aufbäumen sprang Hunduster auf seinen Gegner, der ihm an Größe und Kraft weit überlegen war. Hundemon warf sich dem Kleineren mit voller Wucht entgegen, zwang ihn zu Boden. Seine mächtigen Kiefer schlossen sich um Hundusters Kehle und schleuderten den Unterlegenen hinfort. Seine Glieder wurden schlaff, und die absolute Finsternis kehrte ein als Hunduster schmerzhaft gegen einen Baum prallte. Hundemon öffnete die Augen. Welch Qualen hatte er durch diese schändliche Niederlage erfahren müssen? Rachegefühle stiegen in dem Schattenhund auf, doch keiner von den Kontrahenten regte sich. Ein leichter Windhauch ließ die Gräser und die Blätter rauschen. Hundemon zog die Lefzen hoch, sein Nackenfell sträubte sich als es begann seine Zähne zu fletschen. Die Pupillen in den schwarzumrandeten Augen seines Widersachers verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ohne jegliche Erregung stand das fremde Hundemon dem Gegner gegenüber. Es zeigte nicht das gewaltige Gebiss um seinen Rivalen einzuschüchtern, nicht ein Haar in seinem grauen Fell sträubte sich. Das Rudel der Hunduster verharrte reglos auf der Wiese. Selbst Haruka, Shuu und Rika standen wie erstarrt da und beobachteten unsichtbaren Kampf zwischen den Hundemon. Mit einer so raschen Bewegung, das die Augen der Menschen kaum folgen konnte, sprang Rikas Hundemon seinen verhassten Rivalen an, der ebenso schnell auswich. Die Zähne des Schattenhundes schnappten ins Leere. Wieder sprang er, wurde abgewehrt und griff von neuem an. Doch dieses Mal verbissen sich die Gegner ineinander. Als keiner den Anderen zu Boden drücken konnte, trennten sich die Hundemon voneinander. Aber nur einen Herzschlag lang, dann waren sie wieder übereinander hergefallen, mit weit geöffneten Rachen, das Gebiss entblößt. Sie kämpften stumm, bis auf ein dumpfes Knurren aus ihren Kehlen, wälzten sie sich in einem rasenden Knäuel auf dem Boden oder versuchten, auf den Hinterbeinen stehend, die Kehle des Gegners zu packen. Dies war kein Kampf, der endete, sobald der Schwächere merkte, dass er unterlegen war und sich mit einer Demutsgebärde unterwarf oder sein Heil in der Flucht suchte. Der Fremde und Hundemon kämpften nicht um die Vorherrschaft, kämpften nicht um den Stärkeren in der Rangordnung zu bestimmen – sie kämpften, weil nur einer von ihnen siegen konnte. Rika aber sah, wie die Kräfte ihres Pokémons nachließen – wie seine Bewegungen langsamer wurden. Und wie Hundemon, wenn er strauchelte, sich immer mühsamer aufraffte. An seinen Flanken und am Nacken klafften tiefe Wunden. Doch der Schmerz kümmerte den Schattenhund nicht. Wie lange dieser Kampf bereits anhielt, konnte niemand sagen. Die Zeit schien still zu stehen für die Anwesenden. Rika stand wie betäubt da, zweifelte daran, ob die Entscheidung sich nicht in diesen Kampf einzumischen doch falsch war. „Hundemon…“, wisperte die Schwarzhaarige leise, aber ihre Stimme war für den Schattenhund noch hörbar. Er schöpfte durch sie neue Kraft und Mut. Ein grollender Laut entfuhr jenem Hundemon. Unerwartet glimmte ein rötlicher Schein in seinem Rachen. Der Graugefellte jaulte schmerzerfüllt auf als der Flammenstrahl, der aus dem Maul seines Gegners entsprungen war, auf die Flanke schoss. Sogleich grollte er erzürnt und richtete seine durchdringenden Augen auf seinen Rivalen, der den Mut hatte nochmals gegen ihn anzutreten. Einen Spalt breit öffnete das graue Hundemon das Maul. Daraufhin fegte ebenfalls ein sengender Flammenatem auf Hundemon zu, der jedoch mit einem raschen Ausfallschritt auswich. Ein Schattenball, umschwirrt von einer dunklen Aura, formte sich in Maul von Rikas Hundemon. Sein Rivale taumelte verletzt als der Spukball auf seine Brust aufprallte. Eine wabernde Rauchschwade hüllte das Geschehen des Kampfes ein, verhinderte jede Sicht. Es dauerte einige Zeit, nachdem die Sicht wieder klarer wurde und so den Anwesenden einen Blick auf den Kampf gewährte. Die schwarze Wolke offenbarte, dass das graue Hundemon zu Boden gegangen war. Ohne Eile trat Rikas Schattenhund seinem Rivalen gegenüber, die Lefzen drohend hochgezogen. Mühsam erhob sich der Gefallene, blickte seinem Gegenüber stumm an, bevor es sein Gebiss entblößte. Abermals fielen sich übereinander her, versuchten die Kehle des Gegners zu packen. Achtlos darüber, dass die Zähne des Anderen das Fell zerfetzten. Das Blatt hatte sich gewendet, zugunsten für Rikas Hundemon. Mit blutenden Flanken und Seiten richtete sich der Graugefellte auf. Verzweifelt wagte es einen Angriff, seinen Letzten, denn der Schattenhund sprang ihm mit voller Wucht auf ihn und zwang seinen Rivalen zu Boden. Das Rudel der Hunduster jaulte triumphierend auf. Mit Angst geweiteten Augen sah der Unterlegene seinem Gegner in die Augen, bis Rikas Hundemon den Rachen aufriss, bereit zu töten. Furchtsam schloss der Schwächere die Augen, erwartete, dass die Dunkelheit einkehrte, doch nichts geschah. Hundemon hatte kurz vor der dargebotenen Kehle inne gehalten. Der Schattenhund fletschte bloß zornig die Zähne. Dann aber wandte er seinem Rivalen den Rücken zu, der sich mühselig aufrappelte und wütend knurrte. Aus dem Wald lösten sich zwei Schatten, die behutsam ihre Pfoten aufsetzten und auf Hundemon zu schlichen. Die Luft war vom schweren Geruch des Blutes verpestet. Diese Tatsache verschleierte ihre Witterung. „Hundemon! Pass auf!“, warnte seiner Trainerin. Knurrend wirbelte der Schattenhund herum und sah sich erneut zwei Hundemon gegenüber, die allerdings kleiner waren als ihr Anführer und er selbst. Eines von ihnen stieß Hundemon unvermittelt seine Hörner in die Schulter. Das Andere ging um den geschwächten Schattenhund herum, suchte eine geeignete Position zum Angriff, doch Hundemon ließ seinen Gegner keine Sekunde aus den Augen. Doch bevor dieses sich auf Hundemon werfen konnte, so waren die Hunduster Zähne fletschend auf die Kumpanen ihres früheren Anführers losgegangen bissen sich in ihren Leibern fest, zerrten sie von Hundemon fort und vertrieben sie schließlich, mitsamt des Unterlegenden. Die Hunduster kehrten zu Hundemon zurück, leckten ihm freudig die Schnauze ab und sprangen an ihm hoch. Es war ein Wiedersehen alter Bekannten, immerhin war Hundemon in diesem Rudel hineingeboren. Rika hielt sich währenddessen zurück und sah dem Wiedersehen nur lächelnd zu. Auch Haruka und Shuu beobachteten aufmerksam das Verhalten der Pokémon. Hundemon und das Rudel der Hunduster reckten ihre Schnauzen zum Himmel empor. Sie heulten in an- und abschwellenden Tönen. Ihre Stimmen vereinten sich und verebbten dann schließlich in der Finsternis der Nacht. Die Dämmerung brach an. Der Wald wurde in helles Licht getaucht, während die Strahlen der Sonne durch das Dickicht fielen. Das Trio hatte an diesem Ort übernachtet, umringt von ruhenden Hunduster. Hundemon hatte die gesamte Nacht auf einem Hügel gelegen und den Mond angestarrt – genauso nachdenklich wie seine Trainerin. Rika kniete am nahen Flusslauf und wusch sich das Gesicht mit dem klaren, kühlen Wasser. Sie blickte auf das Wasser hinab, und dachte an Hundemon. Noch nie hatte sie ihren Gefährten so glücklich gesehen, wie in der letzten Nacht. Der Schattenhund hatte bereits zuviel erleben müssen. Ihr Entschluss stand fest. Das Mädchen schreckte aus ihren Gedanken auf als sie Hundemons Atem spürte. Neben ihm standen Haruka und Shuu. Rika legte ihre Hand auf Hundemons Schnauze und kraulte das Pokémon, so wie sie es immer tat. In ihren Augenwinkel sammelten sich salzige Tränen- „Hundemon… Es ist besser du bleibst bei deinen Freunden.“, sagte das Mädchen, während sie darauf bedacht war zu verbergen, dass es ihr nicht diese Entscheidung nicht leicht fiel. Ihr Schattenhund blickte sie stumm an. Er konnte nicht begreifen, was Rika von ihm verlangte. Er und sie hatten so viel erlebt, so viele Kämpfe bestritten. Warum wollte Rika plötzlich, dass er hier bleibt?! Rika umfasste Hundemons Schnauze und drückte ihr Gesicht dagegen um leichten Tränen zu verbergen. Der schwarze Hund ließ es geschehen, genoss ihre Nähe, aber er wusste, was dies bedeutete - Abschied. Dann schlang Rika ihre Arme um Hundemons Hals. „Es tut mir Leid.“, flüsterte das Mädchen, erhob sich rasch und rannte weg. Hundemon blickte seiner Trainerin nur wehmütig hinterher, dann wandte er seinen Blick ab und trottete zu den Hunduster, die auf ihn warteten. Rika lehnte sich schweratmig an eine stämmige Eiche. Sie war so besinnungslos losgelaufen, von ihren Gefühlen überwältigt, dass sie kaum darauf geachtet wohin sie gelaufen war. Es schmerzte sie Abschied von Hundemon zu nehmen. Auch wenn sie sich immer kalt und rücksichtslos gab, diese Tatsache ging nicht einfach so an ihr so spurlos vorbei. Sie hatte Hundemon gepflegt als es verwundet war – als es niemanden mehr hatte. Das Pokémon war für sie immer ein treuer Gefährte. Sie konnte sich immer auf Hundemon verlassen, egal in welcher Lage sie sich je befunden hatte. „Rika!“, rief Haruka atemlos als Shuu und sie angelaufen kamen. Das Mädchen wandte sich ihren Weggefährten zu. „Warum tust du das?“, wollte Shuu wissen. Rika senkte den Blick. „Hundemon ist wieder zu Hause. Ihm wird es bei den Hundustern sicherlich besser ergehen.“, erwiderte sie, versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Haruka und Shuu sahen sie stumm an. Die Entscheidung war dem Mädchen auch nicht leicht gefallen. „Wir sollten weiter.“, hauchte Rika leise und schulterte ihren Beutel. Das Trio sprach auf ihrer weiteren Reise kein Wort zueinander. Rika entzog sich ihren Freunden vollständig und versuchte mit dem Schmerz alleine zu recht zu kommen. Es war so als wäre plötzlich eine große Leere in ihrem Herzen. Sie versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken, aber sie kehrten immer wieder zu den Erinnerungen an Hundemon zurück. Rika dachte daran, wie sie Hundemon das erste Mal getroffen hatte und ihn gepflegt hatte, nachdem sie ihn schwer verletzt aufgefunden hatte. Und wie Rika von Zeit zu Zeit sein Vertrauen gewann und wie sich Hundemon damals ihr angeschlossen hatte. Die gesamten Kämpfe, die sie mit ihm gemeinsam bestritten hatte, rauschten an ihr schemenhaft vorbei. Als plötzlich Haruka und Shuu ruckartig anhielt, realisierte das Mädchen dies erst gar nicht und lief ihnen beinahe in den Rücken. Sie hob den Kopf. Der Weg wurde ihnen von drei groß gewachsenen Kreaturen versperrt. Ihr Körper wirkte katzenhaft, geschmeidig, aber dennoch bedrohlich. Stellten sie sich auf die Hinterbeine, so glichen sie einem Kind, das nicht älter war als zehn Jahre. Rubinrote Augen blitzten die Menschen kampfeslustig an, rote Zeichen durchzogen das weiße Fell der Sengo. Noch beeindruckender waren die gefährlichen schwarzen Krallen, die jederzeit zuschlagen konnten. Haruka und Shuu waren auf diese Bedrohung sofort bereit und zückten zwei Pokéball hervor. Auch Rika wollte dies tun, doch ihre Finger schnappten ins Leere. Der Platz am Gürtel, an dem normalerweise Hundemons Pokéball befestigt war, war leer. Das Mädchen fluchte leise. In Sekunden hatten die Sengo Nachtara und Psiana niedergestreckt. Die katzenartigen Wesen kreisten Haruka, Shuu und Rika ein, die nicht wussten, was sie entgegen setzen sollen. Welches ihrer Pokémon konnte sich ihnen zur Wehr setzen? Plötzlich erschallte ein tiefes, schauerliches Geheul, das die Sengo kurz erstarren ließ. Dann, blitzartig, sprang ein schwarzer Schatten vor die Trainer und knurrte erzürnt. „Hundemon…?“, kam es überrascht von Rika. Der Schattenhund streifte sie kurz mit einem raschen Blick, dann wurde er auch schon von den Katzen-Pokémon von allen Seiten attackiert. Der Hund wich zurück als es mehrere Krallenhiebe einstecken musste, aber dies vergalt es direkt mit einem glühenden Feuerstrahl, der das Fell der Sengo ansengte. Knurrend trat er an zwei der Sengo heran, die am Boden waren. Kaum waren sie aufgestanden, so versuchten die Katzen einen erneuten Angriff, der von Hundemon mit einem Schattenball zunichte gemacht wurde. Auch wenn dieser Gegenangriff kaum Wirkung zeigte, so suchten zwei der Sengo das Heil in der Flucht, während das letzte, mutige Sengo sich Hundemon entgegen stellte. Rika begriff zunächst nicht, dass Hundemon zu ihr zurückgekehrt war und sich entschieden hatte mit ihr den Weg zur Spitze bestritt. Ihre Gesichtszüge wurden ernster. „Hundemon!“, ertönte ihre schroffe, altbekannte Stimme. Der Schattenhund erwiderte ein kurzes, grollendes Zähne fletschen – seine Zustimmung, das er bereit für einen Kampf war. „Nimm dich vor den Krallen in Acht. Halte es zunächst auf Distanz.“ Kaum warnte Rika Hundemon vor den Krallen Sengos, so preschte dieses mit schräg angewinkelten Krallen vor. Der Schattenhund spannte seinen Körper an und wich im letzten Moment aus. „Pack es!“ Hundemon schloss seinen Kiefer um Sengos Genick und drückte es zu Boden, obwohl sich das katzenartige Pokémon zu wehren versuchte. Erst als die starken, ruckartigen Bewegungen erstarben, ließ der Schattenhund Sengo los. Dieses blieb reglos liegen. Schwächlich öffnete die Katze die Lieder über den blutroten Augen. Sie wirkten müde und leer, dennoch ließ der Kämpferinstinkt seine Kräfte zurückkehren. Schwerfällig erhob sich Sengo wieder, mit einer Kralle stützte es sich am Boden ab und fauchte Hundemon wütend an. Dann, blitzschnell, spurtete Sengo auf den Schattenhund los, streckte eine Kralle hervor um mit dieser anzugreifen. Hundemon hatte nicht die Absicht auszuweichen. Ein schmaler Kratzer zeichnete seine Schnauze. Auf der Zunge schmeckte er Blut als er über die schmale Wunde leckte. Ein tiefes, feindseliges Knurren entwich Hundemons Kehle. Geschockt darüber vernachlässigte Sengo seine Deckung. Ein siegessicheres Grinsen umspielte Rikas Lippen. „Beende es mit Finsteraura!“, befahl die Schwarzhaarige einem harten, unnachgiebigen Tonfall in der Stimme. Hundemons Körper wurde von einer schwarzen Aura umgeben, die den Schattenhund wie eine Welle Wassers gleich, umschloss. Mit einem Grollen, tief aus der Kehle heraus, löste sich diese Welle der schwarzen Energie und brach über Sengo hinweg. Die schlanke Katze prallte an einem Baum ab und sank erschöpft in sich zusammen. Haruka und Shuu hatten nervös den kurzweiligen Kampf verfolgt und waren überrascht darüber, dass Hundemon so unerwartet aufgetaucht war und ihnen aus der Klemme geholfen hatte. Mit Erfolg. Rika und Hundemon waren ein tolles Team. Rika dachte rasch nach, bevor sie einen leeren Pokéball warf. Sengo wandelte sich bei der Berühung in einen roten Energiestrahl um. Angespannt ballte die Schwarzhaarige die Faust zusammen. Eine Minute lang, die dem Trio wie etliche Stunden vorkamen, wehrte sich Sengo im Inneren des Pokéballs und kämpfte um seine Freiheit. Mit einem lauten Klicken erstarb das Zucken des Pokéballs. Zögernd hob Rika den rot-weißen Ball ihres neuen Pokémons vom Boden auf und betrachtete diesen einige Zeit. Ob sie mit diesem Sengo genauso Freundschaft schließen würde, wie mit Hundemon und ihren anderen Pokémon? Der Schattenhund stupste das Mädchen mit der kalten Schnauze an. Rika zuckte leicht zusammen, schlang aber dennoch die Arme um den Hals des Hundemons und schmiegte sich an das Pokémon. Dieses lenkte die Schnauze auf Rikas Schulter und blies ihr seinen warmen Atem in den Nacken. „Willkommen zurück.“, flüsterte das Mädchen erleichtert, dass ihr Team wieder komplett war – mit Hundemon. --- Wie fandet ihr den Kampf zwischen den Hundemon? Bitte um Meinung. Hilfe habe ich mir aus dem Buch 'Wolfsaga' geholt. Vielleicht kommt euch das Lied bekannt vor, ich musste es einfach verwenden, da ich dazu diese Idee bekommem habe: http://www.youtube.com/watch?v=j-kFSCS-egk Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)