Nindo von abgemeldet (Jeder muss seinen eigenen Weg gehen) ================================================================================ Kapitel 18: Anfang und Ende? ---------------------------- „Kämpfe!“ „Mit Vergnügen!“ Ein gespenstischer Wind zog über die weite Ebene, auf der sich die beiden Brüder gegenüber standen. Es hatte etwas Nostalgisches, aber Sakura verscheuchte den Gedanken. Sie hatte andere Sorgen. Kisame Hoshikage war ein S-Rank Nuke und nicht zu unterschätzen. Gegen Naruto hätte er sowieso keine Chance, aber trotzdem beschlich sie ein leises Gefühl von Unbehagen, das sie als böse Vorahnung deutete. Während sie unbewusst in Gedanken war, hatten Itachi und Sasuke Uchiha bereits angefangen zu kämpfen. Es war ein atemberaubender Kampf, den sie mit bloßem Auge gar nicht richtig mitbekam, aber die Gelegenheit, ihn zu beobachten, war sowieso gerade vorbei. Naruto und Kisame hatten ebenfalls angefangen zu kämpfen und Sakura hatte ein wenig Angst davor, in den Kampf einzusteigen. Weniger wegen Selbstzweifel, aber dieser Kampf war auf einem zu hohen Level für sie. Ino schluckte. Noch einmal verfluchte sie Shikamaru Nara – den Jungen, der ihr Herz gestohlen hatte und dann einfach davongelaufen war. Pflichten, dass sie nicht lachte. Er redete von Ehrgefühl, Familienverpflichtungen und Versprechen, aber in Wahrheit hatte er nur Angst, dass sie ihm zu nahe kommen könnte. „Jetzt oder nie“, murmelte sie, atmete tief durch und klingelte bei dem Anwesen der Naras. Nach ein paar Sekunden öffnete eine ältere Dame die Türe und fragte Ino nach ihrem Verlangen. „Ich möchte Shikamaru sprechen.“ „Komm doch rein, ich werde ihn holen.“ Die Frau ließ sie herein und bot ihr einen Platz auf einem Sessel im Vorzimmer an. „Ich sage ihm, dass du da bist. Yamanaka Ino-chan, nicht wahr?“ Sie nickte. War diese Frau seine Mutter, oder eine Art Haushälterin? Auf jeden Fall hatte sie leichte graue Strähnen in den rotblonden Haaren und für seine Mutter war sie eigentlich zu alt. Während Shikamaru seinen Kunai betrachtete klopfte es. „Ja?“ Die Tür ging auf und die Haushälterin trat ein. „Was gibt es, Minora-san?“ „Shikamaru-kun, eine junge Dame will dich sprechen. Ich denke, es ist wichtig“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. „Wer ist es?“ „Yamanaka Ino. Und ich denke wirklich, dass es wichtig ist.“ Ein wenig Nachdruck lag in ihrer Stimme. „Schon gut. Du führst dich schon auf wie Mutter.“ Er stand gequält auf und ließ ein Stöhnen hören. Was sie nun schon wieder wollte? Seit dem Ballabend hatten sie nicht über den Kuss geredet, wenn man es so nennen konnte. Es war ja immerhin nur ein Küsschen auf die Wange. Dass sie sich so in das hineinsteigern konnte! Es war bisher ja auch kein Thema gewesen. An diesem Abend hatte er ihr deutlich gesagt, dass er Keiko heiraten würde, weil seine Familie das wollte. Wie von selbst trugen ihn seine Füße ins Vorzimmer und blieben vor Ino stehen. „Hallo.“ Ein Shuriken flog knapp an Sakuras Ohr vorbei und hinterließ ein lautes Zischen, das erst nach ein paar Sekunden verflog. Kisame Hoshikage hatte keinen Wurfstern geschossen, er hatte Narutos abgewehrt und ihn präzise zu Sakura zurückgeschleudert. Und das alles mit seinem Raspelschwert. Sakura wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und warf einen Blick zu Sasuke. „Du hast keine Chance!“ Sie kämpften schon seit über einer halben Stunde, aber es kam Sasuke vor wie wenige Minuten. Er hatte es sich ein wenig schwieriger vorgestellt, gegen seinen Bruder zu bestehen, aber er war sich sicher, dass Itachi es ihm leicht machte. „Kämpfe verdammt noch mal richtig, oder ich töte dich hier und jetzt!“ „Tu, was du nicht lassen kannst, kleiner Bruder.“ Es war Hohn, der sich in seiner Stimme spiegelte, als Itachi sein Katana fallen ließ und seine beiden Arme ausstreckte. „Wenn du es verantworten kannst, deinen eigenen Bruder aus Hass zu töten. Ich mache es dir einfach.“ „Das ist es nicht, worauf ich hingearbeitet habe!“, schrie Sasuke. Er fühlte sich falsch in dieser Situation. Jahrelang hatte er seinen Bruder abgrundtief gehasst, ihn verabscheut und nach Rache gestrebt, aber nun, da er endlich die Gelegenheit dazu hatte, sein Lebensziel zu erfüllen, fühlte er sich unbefriedigter denn je. Wieso hatte er so hart trainiert, wenn Itachi es ihm so einfach machte? „Legst du es darauf an zu sterben, oder was willst du damit erreichen?“ „Ich bin keineswegs lebensmüde, aber ich weiß, dass du niemals den Mut dazu hast, mich so zu töten. Habe ich recht?“ Sasuke grinste. „Ja, hast du. Denn ich habe Fragen, die ich beantwortet haben will.“ „Und die wären?“ „Wieso hast du unsere Familie umgebracht?“ „Und schon wieder eine dieser altmodischen Fragen. Es ist immer so. Kurz vor dem tragischen Moment wird das Wieso und Warum gestellt. Aber kurz gesagt, weil ich es wollte. Ich war schon immer anders, sie waren nur im Weg.“ Der jüngere Uchiha verfinsterte seinen Blick unwillkürlich. Der pure Gedanke an seine Worte ließ ihn erschaudern. Nach dem Grund, wieso er ihn am Leben gelassen hatte, wollte er gar nicht fragen. Trotzdem tat er es. „Lass uns ein Stück gehen, Ino“, meinte Shikamaru und ging aus dem Haus. Sie stand ein wenig perplex auf und lief ihm nach, bis sie ihn eingeholt hatte. „Was ist los? Wieso willst du mit mir reden?“ Die Blondine sagte erst nichts. Sie wusste ja nicht einmal, ob er überhaupt etwas von ihr wollte. „Shikamaru, du hast doch, also, an dem Abend an dem der Ball war. Da haben wir doch miteinander geredet. Über Pflicht und so. Erinnerst du dich?“ „Ja, natürlich. Auf was willst du hinaus?“, fragte er abwesend, was Ino ein wenig wütend machte. Es fiel ihr sowieso nicht leicht, aber wenn er so desinteressiert neben ihr die Straße entlang ging, war es noch schwerer. „Jetzt hör mir doch zu!“, schnaubte sie, blieb stehen und wartete, bis Shikamaru sich umdrehte. Sie sah ihm tief in die Augen und nun war sie sich sicher, dass er ihr aufmerksam zuhörte. „Es fällt mir nicht leicht, aber du machst es mir sogar noch schwerer!“ Nun war er wirklich neugierig und das sah sie mit Wohlgefallen. „Keiko wird dich nicht heiraten!“ „Was? Wie kannst du – woher weißt du das?“ Er wirkte sichtlich geschockt. Ob positiv oder negativ konnte er selbst noch nicht sagen, aber es war eine Nachricht. „Wissen meine Eltern davon? Oder wenigstens ihre?“ „Ich habe keine Ahnung, aber sie hat mich in eine Seitengasse bestellt und mir mitgeteilt, dass sie die Absicht hat, zu ihrem Bruder zu ziehen und weiter als Kunoichi zu leben und nicht als Ehefrau und Mutter. Soviel weiß ich.“ „I-Ino…“ „Hör zu, ich wollte es dir sagen, weil ich es fair finde. Ich erwarte ja nicht, dass du mir jetzt um den Hals fällst oder so was in der Art, weil das nicht du bist, aber-“ „Jetzt sei doch mal still“, unterbrach er sie. „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich kann versuchen, dich glücklich zu machen.“ „Was…?“ Die Blonde stutze und schluckte fest. „Du stellst dich für mich gegen den Willen deiner Eltern?“ Shikamaru legte seine Arme schützend um sie und drückte ihren zierlichen Körper an sich. Er wirkte unbeholfen, doch als sie sich an ihn presste und ihre Hände auf seinen Rücken legte, wurde er ruhiger. Er spürte wie Ino leicht zuckte und schluchzte. „Wieso weinst du?“ „Vor Glück, du Dummkopf. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet und jetzt ist alles so unwirklich.“ Ino sah auf und blickte dem Schwarzhaarigen tief in die Augen. Langsam kamen sich ihre Lippen näher und in dem Moment, in dem sie sich trafen, wünschte sie sich eine Stoppuhr. Es war kein Kampf wie jeder andere. Die übermenschliche Geschwindigkeit, die Naruto und Kisame an den Tag legten bereitete Sakura Sorgen. Sie kämpfte mit, doch ihrer Meinung nach war sie keine große Hilfe. Der Fischmensch mit seiner Raspel und der Junge, in dem Kyubi versiegelt war. Sie dagegen war ein rosahaariges, normales Mädchen. Nicht mehr und nicht weniger, vor allem aber nagte das nicht mehr an ihren Selbstbewusstsein. „Sakura! Jetzt sei bei der Sache, ich brauche dich!“ Narutos Stimme drang an ihr Ohr, an dem vor wenigen Sekunden noch das Raspelschwert vorbeigesaust war. Die beiden Konoha-Nin waren außer Atem, Kisame dagegen sah sogar ein wenig ausgeruhter aus als vor dem Kampf. Sakura wollte nach Sasuke sehen, doch als sie ihren Blick kurz nach links schickte sah sie nur eine leere Ebene. „Sag schon, wieso?“, keifte Sasuke und ging einen Schritt vorwärts auf seinen Bruder zu. „Ich bin es Leid dir die Gründe zu erklären, töte mich oder ich töte dich. Ich kann es nicht verstehen, dass dir Gründe so wichtig sind und du dich nach Klarheit sehnst.“ Itachi lachte leise und zog sein Katana aus der Scheide. „Und jetzt kämpfe endlich und halte mich nicht auf!“ Es war kalt, als TenTen erwachte und sich fragte, wo sie war. „Alles okay?“, drang eine leise Stimme an ihr Ohr und beruhigte sie. „Ich habe das Licht ausgemacht, damit du besser schlafen kannst. Du musst nicht immer hier sein.“ „Schon gut, ich habe nichts Besseres zu tun und außerdem…naja, irgendwie hatte ich noch nie wirklich eine Aufgabe. Das gefällt mir. Also nicht deine Situation, Neji, aber-“ „Ich weiß was du meinst und ich danke dir.“ Neji Hyuga war vor drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden, jedoch nur auf seinen eigenen, drängenden Wunsch hin. Tsunade hätte ihn zur Sicherheit noch länger hier behalten, aber sie vertraute TenTen soweit, dass sie sich um den stolzen Sturkopf kümmern würde, auch wenn es ihm gegen den Strich ging. Die Braunhaarige lächelte sanft. Sie bemerkte Nejis wehmütigen Gesichtsausdruck. „Ich würde dich so gerne einmal lächeln sehen…“ „Jetzt werde verdammt noch mal nicht sentimental, sonst fange ich an zu weinen und das steht mir nicht“, sagte sie mit weinerlicher Stimme. „Aber du weinst doch schon. Weißt du, ich werde damit leben müssen. Machen wir uns nichts vor, die Chancenm, dass ich jemals wieder sehen kann, sind so gering, dass nicht einmal Tsunade es wagt auf Heilung zu hoffen. Ich muss damit fertig werden. Und mit dir an meiner Seite ist es mir um einiges leichter.“ Unbeholfen tastete er nach ihrer Hand und umschloss sie mit seinen beiden. „Soll ich das Licht anmachen?“, fragte TenTen ernüchternd. „Du hast gerade die ganze romantische Stimmung zerstört. Das war schon das zweite Mal.“ „Was versteht ein Neji Hyuga denn von Romantik?“ Neji führte TenTens Hand an seine Wange. „Ich kann dich nicht sehen, also musst du wohl mich küssen, sonst könnte das schmerzhaft werden, wenn ich dich nicht treffe.“ „Jetzt hast du die Romantik zerstört“, meinte sie lächelnd und zögerte kurz, bevor sie ihre Lippen auf seine legte. Es waren mehrere Minuten vergangen, in denen Sakura und Naruto erbittert gegen Kisame gekämpft hatten, obwohl die Kunoichi eigentlich für Naruto mehr Hindernis als Hilfe war. Zumindest ihres Ermessens nach. „I-Ich kann nicht mehr“, keuchte Sakura außer Atem, doch es hörte sich mehr nach einem leisen Schnaufen an. Ihre Stimme hatte versagt, als der Griff des Fischmenschen ihr Schlüsselbein getroffen hatte und seine flache Hand auf ihren Hals traf. Seit diesem Zeitpunkt war ihre sonst eigentlich laute Stimme ein leises Flüstern, das nicht einmal sie richtig verstand. „Sakura!“ Sie sah auf und stieß einen schrillen Schrei aus. Der Schrei hallte durch den Wald und erreichte Sasuke. Er war für einen Moment unaufmerksam und fand sich an einem Baumstamm wieder. „Langsam macht es mir ja Spaß auf irgendwelche Bäume zu prallen. Ist ja immerhin die Lieblingsbeschäftigung eines Ninjas“, presste er zynisch hervor und nahm nun endlich sein eigenes Katana in die Hand. „Warte nur, Nii-san, bald wirst du um Gnade betteln!“ „Versuche es, kleiner Bruder.“ Der jüngere Uchiha rappelte sich auf und stieß einen Kampfschrei aus, als er auf Itachi zu rannte, mit dem Vorsatz, ihn nun endlich umzubringen. Kisames Klinge war nur wenige Millimeter von Sakuras Augen entfernt. Sie zitterte am ganzen Leib und saß zusammengesunken auf dem dreckigen Waldboden. Naruto stand vor ihr, den linken Arm ausgestreckt. Um ihn herum hatte sich orangfarbenes Chakra formiert und umgab seinen Körper wie ein loderndes und gleichzeitig flüssiges Feuer. Seine Hand war nicht zu sehen, an seinem Kopf ragte Kisames Schwert vorbei und berührte Sakuras Gesicht fast. „N-Naruto“, flüsterte sie und hielt ihre Tränen zurück. Jetzt war nicht der Zeitpunkt um Schwäche zu zeigen, immerhin hatte sie schon Schlimmeres gesehen, als Narutos Krallen, die samt Hand im Brustkorb eines Halbmenschen steckten. „Alles…in Ordnung…Sakura?“, keuchte er außer Atem und drehte seinen Kopf ein wenig nach hinten. Sakura stand auf, nickte und nahm das überdimensional schwere Schwert am Griff, sodass Naruto seine Hand gefahrlos aus dem Körper des Fischmenschen ziehen konnte. „Geht es dir gut?“ „Ja, klar. Danke, Naruto.“ Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande und reichte ihm die Hand. „Gute Arbeit.“ „Gleichfalls.“ Sasuke war wie im Rausch. An seinem Oberteil klebte Blut, ebenso an seiner Hose. Seine Hände waren verkrampft und hielten das Katana so fest, als wäre es ein rettendes Seil. Zu seinen Füßen lag Itachi Uchiha, tot. Sogar sein lebloser Körper verspottete Sasuke noch immer, sodass er noch einmal zu stach. „Du Idiot! Du verdammter Idiot!“, schrie er und das erste Mal seit Jahren fanden heiße Tränen ihren Weg nach draußen. „Ich hasse dich! Wieso?! Die ganze Zeit habe ich nach dem Grund gesucht und jetzt bist du tot!“ Seine Stimme versagte. „Und ich werde nie erfahren wieso! Du elender Feigling!“ Er spürte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter und zuckte zusammen. „Sasuke…“ Naruto zog seine Hand wieder zurück, als er Sasukes Blick sah. „Ein Uchiha weint nicht, ist das klar? Naruto, Sakura?“ Er wischte seine Tränen weg und sah die beiden abwartend an. Sakura nickte ernst. „Natürlich nicht, niemand weint hier.“ Sie selbst wischte sich eine winzige Träne aus dem Gesicht. „Lasst uns nach Hause gehen.“ Sie bekam Zustimmung von ihren beiden Freunden und sah auf den leblosen Körper zu Sasukes Füßen. „Wie hast du das geschafft?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Sasuke zittrig. Sein Körper bebte, seine Stimme war leise und rau und sein starrer Blick traf einen unsichtbaren Punkt fernab der Wirkichkeit. !Ich habe die Kontrolle über mich verloren. In meinen Gedanken klafft ein Loch. Das Einzige an das ich mich erinnern kann ist, dass ich mein Katana genommen habe und plötzlich lag er vor mir. Tot.“ „Denkst du, dass es funktionieren wird? Mit uns?“ „Ino? Ich habe keine Lust über so etwas nachzudenken. Lass uns einfach die Tage genießen, die wir haben, ja?“ „Okay. Aber-“ „Ino“, mahnte Shikamaru und stand auf. „Vielleicht solltest du jetzt gehen. Du musst sicherlich deinen Freundinnen erzählen, dass wir nun zusammen sind, oder?“ „Wirfst du mich gerade raus?“ fragte sie empört und stemmte die Hände in die Hüften. „Nein, aber ich sollte meinen Eltern das noch erklären.“ Sie nickte und ließ sich zur Tür bringen. Ohne einen Kuss verabschiedeten sie sich und schon nach einer Sekunde hatte der Nara die Haustüre geschlossen. Ino seufzte. Das alles kam ihr wie ein Traum vor. Sie wollte nichts mehr tun als zu Sakura zu laufen, beziehungsweise zu Sasukes Haus, wo ihre Freundin ja nun wohnte, sich einen Haufen Eiscreme reinschaufeln und hemmungslos zu reden. Sie war das glücklichste Mädchen auf Erden, aber die Person, mit der sie dieses Glück am meisten teilen wollte, war gerade auf einer Mission. Die Blondine ahnte ja gar nicht auf welcher sich ihre Freundin befand. „Ino! Ino! Bleib stehen!“ Hinata rannte ihr hinterher und atmete tief durch ehe sie zu reden begann. „Sag mal, weißt du, ob Naruto-kun, Sakura und Sasuke schon wieder da sind?“ „Er ist dein Freund. Eigentlich solltest du das wissen, oder? Wieso bist du so aufgebracht und besorgt?“ „Also, es ist nichts. Ehrlich! Ähm, vergiss, was ich gesagt habe, ja?“, stammelte Hinata. Tsunade wollte doch, dass diese Mission geheim blieb. „Mach mir nichts vor. Was ist los?“, hakte Ino nach und wurde von Hinata in eine Seitengasse gezerrt. „Was ist los?“, flüsterte sie. „Wieso tust du so geheimnisvoll?“ „Weil, also Hokage-sama wollte, dass diese Mission geheim bleibt. Du musst mir versprechen, es niemandem zu erzählen, okay?“ Die Blondine nickte gespannt. „Naruto-kun und Sakura sind mit Sasuke aufgebrochen um Itachi Uchiha zu töten.“ Sakura ging es schlecht. Ihr Körper fühlte sich ein wenig taub an, ihr rechter Arm hing während des Laufens nur mehr herunter. Irgendwie war ihr heiß, aber nicht wegen der Anstrengung. Sie fühlte sich krank, und zwar sehr krank. „Sakura?“ Naruto reduzierte seine Geschwindigkeit und wartete, bis sie zu ihm aufgeholt hatte. „Was ist los mit dir?“ „Keine Ahnung.“ An ihrer Stirn hatten sich erste Schweißtropfen gebildet. „Es ist so verdammt heiß.“ Nun ließ sich auch Sasuke zurückfallen und lief neben ihr her. Er kannte sich nicht gut mit Medizin aus, da er selbst von Kranksein wenig hielt und daher auch wenig bis gar nicht zum Arzt ging, aber das Mädchen zu seiner Rechten sah alles andere als gesund aus. Er musterte sie kurz und beschloss dann, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu rennen. Vor etwa einem halben Jahr war etwas Ähnliches mit ihr passiert, das sich als Schwächeanfall entpuppt hatte. Jetzt so lange zu laufen, bis sie ohnmächtig wurde, war zwecklos. Der Uchiha blieb stehen. Das Blut an seinen Sachen war längst getrocknet und verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen. Hätten ihn seine Freunde nicht so gut gekannt, hätten sie Angst vor ihm gehabt. „Was ist los, Sasuke?“, keuchte Sakura, versucht lässig zu klingen. „Machen wir uns nichts vor, du kannst nicht mehr weiter laufen. Legen wir eine Pause ein.“ „Aber je früher wir in Konoha sind, desto früher kann ich mich ausruhen!“ „Ich möchte eine Pause machen“, sagte er kühl und setzte sich auf den harten Waldboden. Es war eines der wenigen Male, an denen sie an keiner Lichtung Rast machten, aber man musste nehmen was kam. Außerdem würden sie in einer Viertel Stunde sowieso wieder aufbrechen. „Unsere Wasservorräte sind erschöpft, unsere Nerven und Kräfte ebenso. Naruto holt Wasser und du ruhst dich aus, klar?“ „Ich muss mich nicht ausruhen!“, rief Sakura aufgebracht. Eigentlich war ihr Stolz das Dämlichste an ihr, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. „Behandle mich nicht wie ein Kind!“ „Ich behandle dich nicht wie ein Kind, aber ich bin der Leader dieser Mission und ich habe die Verantwortung für euch. Und wenn ich sage, dass du dich ausruhen sollst, dann tu es gefälligst.“ „Hör auf mit so einer besserwisserischen Stimme zu reden! Wir sind weder deine Untergebenen, noch deine Kinder, die du beschützen musst. Du scherst dich doch um niemanden! Und deine abwesende, kühle Stimme treibt mich in den Wahnsinn!“ Sakuras Stimme wurde leiser und ihre Augen immer kleiner. Ihre Stirn war heißer als jemals zuvor, irgendwie war sie plötzlich müder als vor fünf Sekunden. Sie spürte, wie ihr Kreislauf langsam in sich zusammenbrach. Das nächste, das sie spürte, war der Waldboden, der sich gegen ihren Körper drückte. Als Naruto mit frisch gefüllten Wasserbehältern wiederkam, sah er Sakura am Boden liegen, daneben Sasuke, der versuchte ihren Puls zu fühlen. „Was ist los? Sie atmet doch noch.“ „Ihr Puls rast und sie ist heiß“, meinte der Uchiha sah auf. Naruto sah ihn fragend an, sagte jedoch nichts. Er hatte wenig Ahnung von Medizin, ebenso wie Sasuke, aber er sah genau, dass es seiner Freundin schlecht ging. Hinter ihnen raschelte es. Die beiden drehten sich instinktiv um, doch es war zu spät, als sie die Falle bemerkten. Es waren etwa zwei Dutzend Banditen, doch auch wenn Sasuke und Naruto normalerweise spielend mit solchen Leuten fertig wurden, war diese Zahl doch mehr als unfair. Zudem lag Sakura bewusstlos auf dem Boden und war somit ein leichtes Ziel und ihr Leben wollte niemand gefährden. „Naruto, halte sie auf und komm dann nach! Ich kümmere mich um Sakura!“ Es war ihm eigentlich nicht recht, dass Naruto den Helden spielen durfte, doch es war die klügste Entscheidung. Mit seinen Kage Bunshins, die um einiges mehr her machten als seine eigenen, hatte der Blonde eben größere Chancen. Sasuke drehte sich zu Sakura, griff sie unsanft auf, hievte sie auf seinen Rücken und rannte um ihr Leben. Zu dritt hätten sie diese Banditen fertig gemacht, aber es war zu riskant mit einer kampfunfähigen Person. Diese Mission war schon schlimm genug gewesen, aber nun war sie das zweit Schrecklichste, das er jemals erlebt hatte. Naruto sah ihm kurz hinterher, dann wandte er sich zu den unzähligen Angreifern. „Ist schon lange her, dass ich einen Kampf hatte“, flüsterte er sarkastisch und grinste, ehe er zehn Schattendoppelgänger erschuf und sich zum Kampf bereit machte. Der Uchiha sah sich erst nach wenigen Minuten um, als er sicher war, alle abgehängt zu haben. Er war sowohl psychisch als auch physisch erschöpft. Das alles zehrte an seinen Nerven. Es war schon so viel geschehen und jetzt hatte er sein einziges Lebensziel erreicht. Ein feiner Tropfen fiel auf seine Schulter. Erst dachte er, dass Sakura wach war und weinte, aber es folgten weitere Tropfen und als er gen Himmel sah, seufzte er. Regen. Wie so oft, wenn etwas Schlimmes passierte, weinte der Himmel ironisch mit. Es war eine schlechte Eigenschaft, die der Himmel mit sich brachte, denn er machte schlechte Situationen noch schlechter. Es war zu gefährlich weiter zu laufen, denn der erste Donner kündigte sich grollend an. Sasuke selbst war erschöpft und müde vom Kämpfen. Wie eine göttliche Fügung bemerkte er eine Höhle, auch wenn es logisch war, dass in solch gebirgigen Gegenden eine Anhäufung an Höhlen sein musste. Sasuke war dankbar für diesen Unterschlupf und trat ein. Es war noch hell, aber durch den Regen dämmerte es schon. Er vermutete, dass es zwischen sechs und acht Uhr war, doch über das machte er sich wenige Gedanken. Jetzt waren andere Dinge wichtig. Narutos Chakra war stark reduziert worden, denn seine Gegner hatten mehr drauf als er gedacht hatte. Nicht dass er an seine Grenzen gegangen wäre, aber es war schon heftiger gewesen als er gedacht hatte. Nun war er auf dem Weg nach Konoha-Gakure, wohin Sasuke mit Sakura sicherlich auch war. Er vermisste Hinata. Sie machte sich sicherlich schon große Sorgen um ihn. ¬¬ Als Sakura erwachte sah sie nur grau. Langsam drehte sie den Kopf zur Seite, um ihre Umgebung zu erkunden. Es war eine Höhle, aber wie sie hierher gekommen war, war ihr ein Rätsel. „Geht es dir wieder besser?“, fragte Sasuke mehr routiniert als besorgt. „Ich habe dir doch gesagt, dass du diese kühle Stimmlage lassen sollst. Das nervt. Wie spät ist es überhaupt?“ „Du warst einige Stunden bewusstlos, es ist schon Morgen. Ich habe dein Leben gerettet und dafür werde ich angekeift? Das ist nicht sehr freundlich.“ Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Arm und ließ Sakura zusammenzucken. „Ich habe keine Lust mich mit dir zu streiten!“, presste sie hervor und lehnte sich an die feuchte Höhlenwand. „Lass uns Frieden schließen, ja?“ „Das haben wir doch schon so oft versucht.“ „Seit wann bist du eigentlich so?“, fragte Sakura und sah ihn sanft an. „Wie bin ich denn?“ Sasuke rückte ein wenig näher an sie heran, damit sie beide nicht schreien mussten, um miteinander zu reden. Er hoffte, dass sie diese Bewegung nicht falsch verstehen würde. „Von uns allen machst du die meiste charakterliche Entwicklung. Das meinte ich damit.“ „Versuchst du gerade deine Hobbypsychologie bei mir?“ „Darf ich denn?“ „Wenn es sein muss. Es ist vielleicht ganz interessant seinen Charakter von jemandem erklärt zu bekommen, der nicht man selbst ist.“ Sakura lächelte leicht, sie mochte diese Seite an Sasuke, denn sie war menschlich. „Als wir uns kennen lernten, war ich furchtbar verliebt in dich und du brauchst mich gar nicht so anzusehen“, mahnte sie. „Ich sah nur diese coole und lässige Seite an dir, aber nachdem wir gezwungener Maßen Zeit miteinander verbracht haben, habe ich andere Seiten an dir kennen gelernt. Ich habe gemerkt, dass du unnahbar warst und versessen auf ein mir damals unbekanntes Ziel. Doch später erkannte ich deine verletzliche Seite, die dich daran hinderte, anderen zu vertrauen und dich auf andere zu verlassen. Diese auf Rache versessene Seite gewann schließlich die Oberhand und du hast dich Orochimaru angeschlossen. Als wir dann wieder als Team 7 vereint waren hast du dich komplett geändert.“ „Und wie genau?“, hakte Sasuke nach. Es war nichts, das er nicht selbst gewusst hätte, aber dennoch faszinierte ihn Sakuras Erläuterung. Sie räusperte sich, um ein Zucken zu überdecken, das von den Schmerzen in ihrem Arm ausgelöst worden war. „Wie genau, fragst du?“, sagte sie lachend. „Du hast plötzlich über Witze gelacht, wegen denen du damals nicht einmal mit den Mundwinkeln gezuckt hättest. Du hast dich mit mir gestritten, ohne gemein zu sein. Du hast mich beleidigt, ohne es wirklich so zu meinen. Plötzlich warst du teamfähig, konntest mit anderen normal reden und hast Leuten geholfen, die du eigentlich nicht kanntest. Und du wolltest Naruto nicht umbringen.“ „Ach ja?“ „Jetzt tu bloß nicht so, Sasuke. Du bist ein vollkommen anderer Mensch. Du bist ein Mensch, der mir wichtig geworden ist.“ „War ich dir damals nicht wichtig?“, wollte Sasuke wissen. Er hatte sich von ihren Worten fesseln lassen, so etwas war ihm noch nie passiert. „Du warst mir wichtig, weil wir in einem Team waren. Es war mehr Loyalität als Sorge um dich, aber nun bist du mir als Mensch wichtig. Ich mache mir Sorgen um dich und will, dass du glücklich bist.“ „War das eben eine Liebeserklärung?“ „Wäre es so schlimm, wenn ja? Wieso wehrst du dich immer noch gegen Gefühle? Es muss nicht Liebe sein, ich will nur deine Freundin sein. Nur eine Freundin, die dir hilft und für dich da ist. Nimm diese Hilfe an, bitte.“ Sasuke sah zu Boden. „Es ist nicht so einfach. Immer wenn mir Menschen wichtig werden, dann werden sie mir weggenommen.“ „Dein Bruder ist tot. Es kann nichts mehr passieren. Lebe doch endlich!“ Das nächste was Sasuke spürte, waren Sakuras Arme um seinen Körper. Es war eine Umarmung, eine einfache Umarmung, ohne Hintergedanken und große Bedeutung, doch für ihn bedeutete es alles. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ihn jemand so berührt hatte. Es war als ob ihn seine Mutter umarmen würde, und doch war es anders. „Lass dich gehen und lebe.“ „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte er an ihrem Kopf vorbei, immer noch in dieser Umarmung versunken. „Aber ich weiß, dass du es versuchen kannst. Mit meiner und Narutos Hilfe wirst du es schaffen. Glaube an uns und glaube an dich.“ Während Naruto die Gegend absuchte, kam das Südtor Konohas zum Vorschein. Er war die ganze Nacht durchgerannt, hatte Sasuke und Sakura aber nicht gefunden. Womöglich waren sie schon in Konoha und erstatteten Tsunade Bericht. Der Blonde macht sich Sorgen. Sasuke konnte unmöglich so lange und schnell mit Sakura auf dem Rücken gelaufen sein. Hoffentlich waren sie wirklich schon bei Tsunade… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)