Süßes Gift von Lucivar_Yaslana (Auch der Tod hat eine gute Seite...) ================================================================================ Prolog: Es fiel ein Engel.... ----------------------------- Mein Leben für dich. Es hat keinen Wert mehr... nicht für mich. Mein Herz dem deinen. Jenen kurzen Brief in den zitternden Händen haltend, überflogen die blauen Augen schmerzlich und verzweifelt immer wieder diese schicksalsträchtigen Worte. Er wollte es nicht glauben, konnte es nicht begreifen... und wollte es auch nicht. Die Knöchel stachen bereits weiß hervor, so fest umklammerte er das Schriftstück, als würde jemand versuchen, es ihm zu entwenden. Oder als könne er die geliebte Person, die jene Worte verfasst hatte, somit festhalten, obgleich sie ihm schon längst entronnen war. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht, ließen sich nicht zurückhalten, egal wie sehr er sich darum auch bemühte, sein Gesicht war ein Ausdruck tiefer Trauer, Verzweiflung, aber auch der Wut und der Verdrängung, das Infragestellen, dass das, was er soeben erfahren hatte, der Wahrheit entsprach. Kein Laut drang aus seiner Kehle, nicht einmal ein tränenersticktes Schluchzen, ein Wimmern, ein Jammern. Nichts dergleichen. Im Raum herrschte Grabesstille, das Niesen einer Maus hätte man wohl ohne Probleme vernehmen können. Lange Zeit, ihm kam es vor wie eine Ewigkeit, angefüllt mit purem Leid, verharrte der blonde junge Mann so. Und doch war er nicht allein. Im Gegensatz zu ihm, welcher im Zentrum des verhältnismäßig einfach eingerichteten Zimmers stand, lehnte der andere an der Wand direkt am Fenster, auf dem Fensterbrett sitzend, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt, den Kopf gesenkt, doch die Trauer im Gesicht mit Gleichgültigkeit überspielt. Auch er regte sich nicht. Obgleich seine Reaktion innerlich gleich der des Blonden war, war ihm äußerlich nichts anzumerken. Dann zerriss ein frustrierter und von Trauer durchzogener, kurzer Schrei die Stille, die den Raum gefüllt hatte, gefolgt von einem Geräusch zusammengeknüllten Papiers, das schließlich auf dem Boden aufkam. Der Blick des Schwarzhaarigen, der am Fenster saß, hob sich. Der Blonde, dessen Name kein anderer als Chiaro war, stand nun mit geballten Fäusten da, so heftig, dass sich die Nägel bereits in die Handballen gruben. Er zitterte, noch immer tropften seine Tränen auf den kalten, steinigen Fußboden. "Ich habe es gewusst... tief in mir... habe ich es immer gewusst..." ,hauchte er mit brüchiger Stimme, sprach leise, verzweifelt. Dann wandte er sich um, die Trauer schlug allmählich in zügellose Wut um, als er den Finger auf den anderen richtete, der ihn noch immer mit derselben Resignation ansah, welche schon die ganze Zeit sein schönes Gesicht verfinstert hatte. "DU!" ,schrie Chiaro, bedrohlich auf ihn zugehend, "Du hast sie in den Tod getrieben! Du verdammter Dämon, du Mörder!" ,schrie er ihn an. Der Angesprochene stand langsam auf, hob die Arme leicht, nahm eine Abwehrhaltung ein. "Chiaro..." ,flüsterte er mit einer beschwichtigenden Stimme, versuchte den Tobenden zu beruhigen. Doch jener wurde nur noch rasender. Er stürmte, von dieser rasenden Wut ergriffen, auf ihn zu und stemmte sich gegen ihn. "Du hast sie umgebracht! Dämon, du Mörder! Deine eigene..." "CHIARO!" ,donnerte nun der Schwarzhaarige und packte ihn, hielt ihn fest und drückte sich seiner Kraft entgegen. Chiaro wusste, dass er gegen ihn nichts ausrichten konnte, wehrte sich nicht weiter, war nun einfach nur kraftlos, da die Trauer die Wut verdrängte und überhand nahm. Der Blonde lehnte sich nach vorn gegen die Brust des Mannes vor ihm, die Hände zuerst, die der ruhigere von beiden bereits losgelassen hatte, als er erkannt hatte, wie der Zorn der stummen Verzweiflung und Kraftlosigkeit gewichen war. Er glich, wie er so wimmernd dastand, wie ein streng zurechtgewiesenes Kind, das Zuflucht suchte. Cesare, wie der Mann mit den goldenen Augen hieß, stand nun wieder stumm, ausdruckslos aber in regungsloser Haltung da, die Arme hängen lassend. So verharrten sie, Cesare stumm, hart und kalt, Chiaro von Trauer zerfressen und vor Schmerz wimmernd, recht lange, es schien nicht aufhören zu wollen. Schließlich hatte der Schwarzhaarige genug, ergriff Michelotto an den Schultern und bugsierte ihn zur nächsten Sitzgelegenheit, worauf dieser auch willenlos niedersank, darauf zusammensank, apathisch vor sich hin starrend. "Du solltest dich ausruhen." ,meinte der andere knapp, hatte keinerlei Nerven, noch weiter der Tragik seines ehemaligen Begleiters beizuwohnen. Sicherlich war er selbst voller Trauer, Lucrezia war schließlich seine einzige, seine geliebte Schwester gewesen. Als Chiaro nicht antwortete, verließ er schließlich den Raum, schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Draußen erwartete ihn da Volpe, sein treuer Vasall, mit ernstem Gesicht und verneigte sich kurz. Er wusste bereits über den tragischen Schicksalsschlag, den die Borgia-Familie hatte einstecken müssen. Nicht nur, dass die junge Frau schön und beliebt gewesen war... von ihrer Familie auch geliebt, wenn man es Liebe nennen konnte... Doch größer war in den Augen ihres Vaters der Verlust des politischen Mittels, das sie dargestellt hatte, durch ihre zahlreichen arrangierten Ehen war sie äußerst nützlich gewesen Und das war es, das sie zunehmend zerstört hatte. Doch der Gnadenstoss, die Ursache für ihren Tod, war ein anderer gewesen. Cesare kannte ihn, würde es aber auf Gedeih und Verderb niemals preisgeben... zumindest nicht an die, die es zu wissen verlangten und erst recht jenen nicht, denen er nicht traute... somit blieben kaum, fast gar keine, Ausnahmen. Zumindest ging es niemanden etwas an, nicht einmal Volpe wusste es. "Wie hat er es aufgefasst?" ,wollte er mit monotoner Stimme wissen. Cesare seufzte und legte ihm die Hand auf die Schulter, blieb so kurz neben ihm stehen und sah ihn an. "Wie ich es erwartet habe." ,war seine knappe Antwort, doch sein treuer Diener verstand, nickte. Der Borgia ließ von ihm ab und entfernte sich ein Stück, ehe Taddeo sich umwandte und ihn unverwandt ansah. "Was habt Ihr nun vor?" ,verlangte er zu wissen. Cesare wandte den Kopf nach hinten, sah ihn mysteriös lächelnd an. "Zunächst werde ich ihn ruhen lassen... er ist ohnehin nicht zurechnungsfähig... Und dann..." Er sprach nicht weiter, ließ den Satz so unvollendet zwischen ihnen stehen und schritt elegant den langen, von Sonnenlicht durchfluteten Gang hinab. Ich werde ihn an mich binden.... Kapitel 1: Begraben ------------------- Rom, September 1499 Der Himmel war blau, keine Wolke verdeckte ihn und die Sonne strahlte in ihrer vollen Pracht, warf ihre Strahlen auf die ewige Stadt, als hätte es den Tod der ehrenwerten Lucrezia Borgia niemals gegeben. Es war der Tag ihrer Beerdigung, er glich eher einem Tag für ein großes Freudenfest als für einen Trauerzug. Und dennoch wurde er abgehalten, so war es Tradition. Der Körper der Lucrezia war nach ihrem Tod gewaschen und aufgebahrt worden. Sie war in ein prächtiges Kleid gehüllt und ihr Antlitz war so schön wie eh und je, die Augen waren geschlossen und ihre Züge waren so friedlich, sodass sie nur zu schlafen schien. Bedeckt wurden sie von der Taille abwärts und der Sarg, in dem sie lag, von einem kostbaren, reich bestickten Tuch, mehr einer Decke. Der Sarg selbst war voller aufwändiger Verzierungen und von weißem Marmor, ausgekleidet mit rotem Samt. So lag sie da, aufgebahrt in einer großen Empfangshalle der Villa der Borgia, von Blumen umkränzt und geschmückt. Viele hatten ihr zum Abschied Kränze oder Sträuße niedergelegt, inmitten dieser Massen standen zu beiden Seiten des Sarges zwei Kerzenständer, welche die Szenerie des Nachts in ein düster-romantisches Licht tauchten. Besucher waren alle, die sie gekannt und bewundert hatten. Auch die Zieheltern ihres Kindes waren gekommen, was großen Unwillen bei ihrem Bruder hervorgerufen hatte. Auch er hatte einen prächtigen Kranz niedergelegt. Jedoch war Chiaro der Einzige, der Tag und Nacht bei ihr wachte. Am Tage der Beerdigung wurde ihr Sarg auf ein Podest gestellt, das auf einem Wagen angebracht war, der von schwarz aufgezäumten Pferden gezogen wurde. Den Beginn des Zuges stellten einige Männer der persönlichen Armee des Papstes dar, darauf folgten wichtige Personen der Familie, allen voran der Papst Höchstselbst. Ihm folgte der Leichnam der Toten. Im Anschluss an Lucrezia folgten weniger wichtige Familienmitglieder, sowie Freunde und wenige Bekannte. Nach ihnen marschierten Instrumentalisten, die eine Trauermelodie nach dem anderen zum Besten gaben. Den Schluss bildete ein Abbild der Verstorbenen, getragen von Soldaten. Der Zug verlief von der Villa Borgia quer durch die Stadt bis zum Vatican, wo der Trauergottesdienst abgehalten wurde. Der Petersdom war voll von Menschen, sogar überfüllt, so viele Menschen wohnten der Zeremonie bei. Nach diesem Ereignis war der öffentliche und offizielle Teil der Feierlichkeit vorbei, doch die Familie zog zum Verbrennungsplatz und legte Lucrezia dort auf einem hohen Holzstapel nieder. Stumm nahm noch einmal jeder Abschied. Auch wenn Chiaro ihr zweifelsohne am nahesten gestanden hatte, so gehörte er nicht zur Familie und war daher hierzu ausgeschlossen worden. Dennoch war er anwesend, gut getarnt, still und versteckt. Cesare hatte seine Anwesenheit zwar bemerkt, aber nichts dagegen unternommen. Er selbst war der Letzte, der Abschied nahm und er war es auch, der ihr den letzten Kuss gab. Während er dies in gleichgültig kalter Gefolgsamkeit tat, funkelten seine dämonischen Augen den Blondhaarigen an. Dann, mit den letzten Worten des Trauerrituals, entzündete er den Holz- und Strohstapel, auf welchem Lucrezia gebettet war. Die Flammen loderten auf, erhellten und wärmten die Gesichter der Anwesenden, Tränen gab es einige. Doch Chiaro sah weg, konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. Der Geruch von schweren Ölen, Kräutern und verbranntem Fleisch hing in der Luft, doch die Angehörigen ertrugen dieses stickige Gemisch mit Würde. Jedoch verließen einige den Ort, bevor der Leichnam völlig verbrannt war. Lediglich Cesare, ihr Vater, der versteckte Chiaro und drei weitere Familienangehörige verweilten bis zum Schluss, bis das Feuer ausgebrannt war. Eine Frau mittleren Alters aus der Familie kehrte die Asche zusammen, Cesare füllte sie in die bereits vorbereitete Urne und verschloss und versiegelte sie nach heiligen Vorschriften. Rodrigo Borgia, auch als Papst Alexander VI. bekannt, versiegelte sie nochmals mit seinem Segen als Stellvertreter Gottes auf Erden. Dann wurde die Trauerfeier offiziell auch für die Familie beendet. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen, so lange hatte es gedauert. Michelotto wollte sich davonstehlen, damit man ihn auch nachträglich nicht bemerkte und verschwand in den schwarzen Schatten des Buschwerkes. Doch er hatte, wie so oft, nicht mit den Fähigkeiten Cesares gerechnet, obwohl er diese wohl am besten kannte. Seine Augen, die ihn angefunkelt hatten, hatten ihn wahrlich erschauern lassen, hatten ihm auch gezeigt, dass der andere um seine Anwesenheit wusste. Daher eilte er auch, um nicht von ihm ergriffen zu werden, jedoch scheiterte er wie geahnt. Der Mann mit den dämonischen Augen stand unversehens vor ihm, die Haare fielen ihm offen über die Schultern. Jener sah ihn schweigend an, doch sein Blick sprach Bände. Der andere schluckte leicht, versuchte jedoch, seine Unsicherheit zu verbergen. Doch dann erhob der zweitmächtigste Mann der Borgia das Wort. "Du bist ein Frevler, Chiaro. Ungeladen zu einer Bestattungsfeier zu erscheinen... so tief bist du schon gesunken?" ,sagte er leise, sein Ton war spöttisch und mitleidig. Trotz seiner Worte war klar, dass er wusste, warum Michelotto hier war, aber schließlich hätte dies auch jeder andere gewusst. "Ich habe sie geliebt, Cesare. Ich habe ihr die Wunden geheilt, du du ihr zugefügt hast!" ,fauchte er zurück und erntete nur ein weiteres mitleidiges Lächeln. "Wie du siehst, ist dir auch dies nicht gelungen." ,versetzte er und Chiaro ballte vor Wut die Fäuste, sah ihn zornerfüllt an. "Weil du und dein Pack von Geld- und Machtgierigen Parasiten sie so zugrunde gerichtet habt, dass sie nicht mehr gerettet werden konnte!" ,schrie er ihn an, doch Cesare blieb ruhig, hob lediglich eine Hand. "Ruhig, Chiaro. Oder willst du, dass jeder deine Anwesenheit hier bemerkt?" Der Blonde schnappte nach Luft, verhielt sich aber ruhig, sah ihn nur weiter voller Hass an. "Ihr seid verfluchte Mörder..." ,knurrte er, doch Cesare schüttelte den Kopf. "Sie ist ihrem eigenen Zwiespalt zum Opfer gefallen. Wärst du nicht gewesen, hätte sie sich, ohne Gedanken an Liebe zu verschenden, ihrem Schicksal einfacher gefügt." ,erklärte er ruhig, beschwor damit aber nur eine weitere Woge des Hasses herauf. "Wärst DU nicht gewesen, ihr Herz ist an DIR zerbrochen!" Auch wenn Cesare es sich keinen Deut anmerken ließ, so trafen ihn Chiaros Worte tief im Inneren, jenem Teil, der noch menschlich war. Er wusste, wie Recht sein Gegenüber hatte, doch musste er es verdrängen. Er schwieg lediglich, sodass dieser Satz zwischen ihnen in der Luft hängen blieb. Und der ehemalige Auftragsmörder setzte sogleich nach. "Du hast kein Herz. Du bist skrupellos und eiskalt." ,knurrte er dunkel und Cesare entglitt ein trockenes Auflachen. "Hast du das erst jetzt bemerkt, erbärmlicher Narr? Es ist die einzige Möglichkeit, Kontrolle zu bewahren und das weißt du. Oft genug hast du es erlebt.." ,antwortete er mit finsterem Blick. Wie töricht der Blonde sich doch verhielt... so naiv... "Wenn du Gefühle zulassen würdest... so die Kontrolle verlieren würdest....würdest du etwas zum Wohle der Menschen um dich herum tun.. und ich hätte endlich einen Grund, dich zu töten!" ,sagte er kühl und der Borgia breitete daraufhin nur die Arme aus, sah ihn leicht süffisant lächelnd an. "Wenn du es so dringend willst, Michelotto, dann töte mich. Du bist oft genug daran gescheitert, egal wie oft du meinen Befehl, Wunsch oder eine Gelegenheit hattest." Chiaros Augen verengten sich zu Schlitzen, seine Hand wanderte zum Knauf seines Schwertes, zog es aber nicht. Er war, so sehr es ihm auch im Wege stand, innerlich noch immer Cesare zu Treue verpflichtet und sein Schwur kettete ihn mit einem unsichtbaren Band an ihn, verknüpfte ihre Schicksale untrennbar miteinander. Und der schwarzhaarige Mann vor ihm wusste das, genau so gut wie er, wenn nicht noch besser. Daher, aber auch vielleicht aus einem anderen Grund, blieb er einfach ruhig vor ihm stehen. Er fürchtete nichts, vor allem nicht ihn oder Dinge, die er tun könnte, Chiaro war ihm einfach zu vertraut. Schweigen erfüllte die Szene, sie sahen einander an, Chiaro mit allmählich erlischendem Zorn, Cesare ruhig und mit Erwartung dessen, was sein Gegenüber tun würde. Dessen Hand glitt mit einem Seufzen seinerseits vom Schwert. Unverwandt sah er ihn noch immer an, doch nun ein wenig müde. "Wie könnte ich dich töten... Niemand kann das." Cesare lächelte leicht, trat auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schultern. Beugte sich zu ihm vor. "Du hast es versprochen.." ,flüsterte er leise, hielt kurz inne und fuhr dann fort. "Warum kannst du es nicht? Gerade du... der immun gegen mein Gift ist..." ,fragte er ihn leise, dabei süffisant lächelnd. Chiaro schweig. Schon oft hatte er sich diese Frage gestellt, doch hatte er selbst noch keine Antwort. Der Drück Cesares' Hand auf seiner Schulter schwand, als der diabolische Dunkelhaarige von ihm abließ und ohne ein weiteres Wort im Dunkel verschwand. Der Blonde blieb allein zurück, aufgewühlt und völlig in Gedanken versunken. Am folgenden Tag wurde Lucrezias Urne und somit auch ihre Asche der Erde übergeben. Bestattet wurde sie auf einem der Friedhöfe außerhalb der Stadt, die Beisetzung erfolgte still und nur in Anwesenheit ihres Bruders, ihres Vaters, ihres Gatten, der leider erst so spät hatte eintreffen können und eines Priesters, der die Urne in die Erde hinabsenkte und das Grab schließlich verschloss, versiegelte und mit Weihwasser besprengte. Lucrezias Ableben war nun endgültig und offiziell, die "Feierlichkeiten" vorbei. Der Papst, ihr Vater Rodrigo Borgia, kehrte nun wieder völlig in den Vatican zurück, um seinen Pflichten weiterhin nachzukommen. Cesare verweilte noch eine Zeit lang am Grab. Kurze Zeit später zeigte sich auch, warum. Langsam den Weg entlangschreitend, einen prächtigen Strauß Blumen in der Hand haltend, erschien Chiaro, um noch ein letztes Mal Abschied zu nehmen. Cesare blickte nicht auf, erst als der andere die Pflanzen niedergelegt und stumm vor dem Grab und neben ihm stand. Nach einer Weile hob auch Chiaro den Blick. "Hast du hier auf mich gewartet?", fragte er leise. Der Angesprochene lächelte vielsagend, sah ihn aber nur kurz an. "Möglich." ,gab er zurück und wandte sich dann um, schritt elegant davon. Und neuerlich blieb Chiaro zurück, um Einiges verwirrter als das letze Mal. Kapitel 2: Wahrheit ------------------- Rom, Juli 1500 Dunkelheit füllte die Straßen. Die Nacht hatte ihren Schleier über die Stadt gelegt, hüllte sie in Schweigen, dämpfte den Lärm, der langsam immer mehr verklang. Es war völlig ruhig, schon fast zu ruhig. Ein stattlicher junger Mann, dessen Adligkeit ihm deutlich anzusehen war, lief allein durch die Straßen, nicht einmal sein treuer Freund und Gefährte war mit ihm gekommen. Der Schwarzhaarige hatte sich wegen eines tragischen Verlustes in Rom eingefunden, eigentlich verweilte er sonst nahe seiner geliebten Schwester, deren Nähe er keinesfalls missen wollte. Und so wie sie ihre Aufenthaltsorte wechselte, so tat er dies auch. An jenem Abened war er unterwegs zu seiner Unterkunft, da er beabsichtigte, am nächsten Tag wieder abzureisen. Er genoss die kühle Nachtluft und sinnierte über einige banale Dinge, achtete nicht genau auf seine Umgebung. Bis ihn ein heftiger Stoß und der darauffolgende Schmerz durchfuhr, er strauchelte, fühlte die Spitze einer Klinge zwischen seinen Schülterblättern. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und gekrümmt vor Schmerz wandte er sich um. Er spürte bereits sein warmes Blut, das seine Kleidung tränkte, als er seinem Angreifer ins Gesicht sah. Jener war ihm völlig unbekannt, nicht einmal sein Gesicht war dem jungen Mann irgendwo unter gekommen. Und noch ehe er handeln konnte, schlug ihm der andere mit der Faust ins Gesicht, zog einen neuen Dolch, um ihn weiter zu attackieren. Geistig noch immer leicht umnachtet taumelte er zurück, berührte seine Nase, dort wo die Fast des anderen ihn getroffen hatte. Aus ihr strömte Blut, benetzte seine Lippen. Schon jetzt fühlte er sich schwach, obwohl er durchaus kräftig genug war, sich zu wehren. Der Schwarzhaarige war einfach überrumpelt worden und nun war es zu spät. Die Klinge hatte ihm größeren Schaden zugefügt, als er zunächst vermutet hatte. Die blassen Fackeln der Straßen verschwommen allmählich vor seinen Augen, ebenso wie die Umgebung. Der Angreifer war neuerlich näher gekommen, ein weiterer Stoß traf ihn am Arm, da er gerade so etwas ausweichen konnte. Die von seinem Blut durchweichte Kleidung wurde schwer, zog ihn nach unten, seine Knie gaben nach und er sank auf die Straße. Wie von weit her ertönte ein lautes Rufen, der Attentäter verschwand und vor den Augen des jungen Mannes wurde es schwarz, er sank vollends auf die Straße nieder. Der Name des Mannes war Alfonso D'Aragona. Wenige Tage später lag Alfonso in einem Bett in jener Villa, in der seine Schwester Sancha zur Zeit residierte. Als er aufgewacht war, hatte sie an seinem Bett gesessen. Ihre Miene hatte sich merklich aufgehellt, als er sie ansah. Aber natürlich hatte sie abgestritten, dass sie sich große Sorgen gemacht hatte. Seither sah sie immer einmal nach ihm, natürlich waren ihre Besuche immer nur purer Zufall. Obgleich seine Wunden schwerwiegend waren, sah es sehr gut für ihn aus. Noch hatte sich nichts entzündet, sein Blutverlust war mittlerweile unwichtig geworden. Dennoch war der junge Mann stark geschwächt, konnte sich kum bewegen. Ungefähr drei Tage nach dem Vorfall, er lag einfach da und unterhielt sich mit Sancha, welche ihm das Essen gebracht hatte, klopfte es leise an der Tür seines Zimmers. Alfonso und seine Schwester beendeten ihr Gespräch, das sie führten, und blickten zur Tür, welche sich langsam unter ihren Blicken öffnete, langsam und knarrend, und den Blick auf eine schwarzhaarige Gestalt freigab, die elegant den Raum betrat. Als Alfonso seiner gewahr wurde, setzte er sich abrupt auf, starrte ihn an. Sancha schaute verwirrt von einem zum anderen, während ihr Bruder versetzte: "Gerade DU wagst es, hierher zu kommen?!" Cesare, wie immer völlig ruhig, hob lediglich eine Augenbraue. "Ich verstehe nicht.", meinte er ungerührt, schloss die Tür hinter sich und trat näher an das Bett heran. Sancha hatte die Arme verschränkt und schwieg. "Du willst dich wohl vergewissern, dass dein Plan wirklich aufgegangen ist?" "Welcher Plan??!", warf sie entsetzt ein, ihr Blick durchbohrte den dämonischen beinahe, welcher nur den Kopf schüttelte. "Ich weiß genauso wenig, wovon er redet. Falls du glaubst, ich hätte diesen Anschlag veranlasst, liegst du falsch. Was hätte dein Tod für einen Nutzen für mich?", versetzte er süffisant lächelnd und ein wenig herablassend. "Woher soll ich das wissen? Deine teuflischen Pläne durchschaut niemand!", kam ihm die geknurrte Antwort entgegen. Cesare wandte sich an die Schwester des Verletzten. "Er ist eindeutig verwirrt. Sorge dich gut um ihn. Ich werde mich um den Attentäter kümmern.", meinte er lediglich und wandte sich ab, verließ den Raum. Die Tür fiel klackend ins Schloss und Alfonso stieß ein zorniges Schnauben aus. "Bastard.", murmelte er. Cesare Borgia indes begab sich zurück zu seiner Residenz, wo er darüber informiert wurde, dass Chiaro "ausgegangen" war. Er wusste, wo er ihn zu suchen hatte. In seinem derzeitigen Zustand würde er nicht vor ihm fliehen. Schon eher das Gegenteil, worauf der Schwarzhaarige hinarbeitete. Es dauerte nicht lange, den Friedhof zu erreichen. Wie erwartet wachte Michelotto am Grabe der Lucrezia, traurig, melancholisch, gebrochen. Vorsichtigen und leisen Schrittes näherte sich der andere ihm, blieb wie üblich schweigend in seiner erhabenen Schönheit neben ihm stehen. Der Blonde blickte nicht auf, starrte weiterhin gedankenverloren auf das Grab, Tränen standen in seinen Augen. "Noch immer trauerst du um sie. Hier. Wann wachst du endlich auf?", fragte er leise, seine Stimme klang schon beinahe sanft. Es beanspruchte ein paar Minuten, bsi der Angesprochene antwortete. "Sie wird immer... in meiner Seele sein..." "Nicht wenn deine Seele mir gehört.", antwortete Cesare und wandte sich zum Gehen, doch Chiaro war aufgesprungen und berührte seinen Arm, hielt ihn fest. "Warum gehst du? Warum sagst du immer solche Dinge... und lässt mich dann einfach stehen?", verlante er zu wissen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Cesares Züge, dennoch drehte er sich nicht zu ihm um. "Verwirrt dich das, Chiaro?" ".....ja...", war die gemurmelte Antwort, während Cesares Arm wieder losgelassen wurde. //Ich scheine meinem Ziel näher zu kommen..//, dachte der Schwarzhaarige zufrieden und tat einen Schritt vorwärts. "Vielleicht ist genau das mein Ziel. Um dich schließlich meine Schwester vergessen zu lassen." Und schon verließ er den Ort, ließ den anderen wie üblich zurück. Dieser jedoch folgte ihm in die Borgia-Villa, wo er ihn in seinem Arbeitszimmer erneut stellte. "So lasse ich mich nicht abfertigen!" "... ich habe zu Arbeiten. Ganz nebenbei: Weißt du zufällig, wer Lucrezias Gatten überfallen hat? Es soll ein ziemlich geschickter udn erfahrener Attentäter gewesen sein...." "Soll das heißen, du verdächtigst MICH??", brauste Michelotto auf, keine Spur mehr von seiner Trauer und Melancholie, die er noch auf dem Friedhof an den Tag gelegt hatte. Seine Fäuste waren leicht geballt, ein wenig zornig sah er Cesare an. "Warum so aufbrausend? Ich wollte lediglich wissen, ob du Informationen diesbezüglich hast...", meinte er amüsiert und verschränkte die Arme. ".... Nein, habe ich nicht.", brummte er. Warum schaffte es dieser Mann immer wieder, ihn so dermaßen aus der Fassung zu bringen? Egal in welcher Art und Weise! Jener nickte nur. "Dann habe ich dir nichts mehr zu sagen. Geh bitte, ich muss arbeiten." Folgsam drehte sich Chiaro zur Tür und ging in ihre Richtung, bis ihm einfiel, weshalb er dem Borgia überhaupt gefolgt war. Sofort drehte er sich um und ging zurück, während der andere bereits an seinem massiven Schreibtisch saß. "Darum ging es mir nicht. Ich will wissen, warum..." "Jetzt nicht, Chiaro. Lass mich arbeiten!", wurde er sofort unterbrochen. Ein wenig hilflos stand er im Raum und sah den anderen nachdenklich an. Mit einem leisen Seufzer verließ er letztendlich das Zimmer. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, seine Schritte verhallten langsam auf dem Gang. Cesare lächelte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Später nahm Alfonso D'Aragona Rache am vermeintlich von Cesare Borgia veranlassten Anschlag, indem er ihn mit Pfeil und Bogen attackierte. Er verfehlte sein Ziel. Cesare Borgia war wütend darüber und Alfonso bezahlte mit dem Leben. (historisch) Anm.: Mein Gewissen plagt mich, wenn ich ihn einfach sterben lasse, daher begnüge ich mich mit dieser Anmerkung ^^ Und natürlich möchte ich mich auf diesem Wege auch für die lieben Kommis bedanken, die ich bekommen habe^^ Freut mich, dass mein Geschreibsel euch gefällt^^ Kapitel 3: Eroberung -------------------- Rom, 1503 ~ Weitere Feldzüge gegen Rimini und Pesaro. Cesare vertrieb das Herrscherpaar Elisabetta und Guibaldo de Montefeltro aus Urbino und eroberte anschließend auch Camerino, bald beherrschte er die gesamte Romagna. Ferner zog er den französischen König wieder auf die Seite des Papstes. Es kam zu Verschwörungen gegen die Borgia, die allerdings erfolglos blieben. Deren Anführer wurden ermordet, darunter die Brüder Orsini.~ Dumpfes Nachhallen hastiger Schritte, nicht rennend, dennoch eilig. Eine Tür wurde aufgezogen und ein von Blond gerahmtes Antlitz erschien darin. Drinne, im Raum, drehte sich eine Gestalt um, überrascht, dies aber nicht zeigend. Die Hälfte einer Rüstung stählte seinen Körper, sein Vasall war daran, sie ihm abzunehmen. Mit gerunzelter Stirn wandte er sich an den Neuankömmling. "Man hätte anklopfen können.", meinte er, allerdings in keinem Vorwurf. Der Blonde trat ein, der Vasall des anderen rümpfte daraufhin nur die Nase, woran er sich aber nicht störte. "Verzeihung.", murmelte er, blieb vor der Tür stehen. "Gibt es einen Grund, weswegen du hier bist?", verlangte der Schwarzhaarige zu wissen. Der Angesprochene schwieg zunächst, dachte darüber nach. Ja, warum war er eigentlich hier? Es war viel mehr... eine Kurzschlussreaktion gewesen, als ihm zu Ohren gekommen war, dass das römische Heer zurück war. Beinahe ohne sein Zutun hatten ihn seine Beine hierher getragen. "Nun..", mehr fiel ihm nicht ein zu sagen. Cesare lächelte diabolisch. "Hast dumich vermisst?" Chiaro schwieg auch auf diese Frage hin. // Offensichtlich ja...//, dachte er amüsiert. Volpe hatte ihn mittlerweile seiner kompletten Rüstung entledigt und Cesare begann, sich etwas überzuziehen, hierbei half ihm Taddeo nicht, was auch schließlich nicht notwendig war. Anschließend bat er seinen Vasall aus dem Raum, was dieser auch tat, wenn auch ein wenig skeptisch. Erst als die Tür ins Schloss gefallen und sie allein waren, wandte sich Cesare wieder dem anderen zu, blickte ihn unverwandt an. "Du bist mir noch eine Antwort schuldig.", meinte er mit einem immernoch diabolischen Lächeln auf den Lippen. Geschickt wich Chiaro dieser Frage aus. "Wie ist der Feldzug ausgegangen?" "Wäre ich jetzt hier, wenn wir verloren hätte?" Nein, war die logische Antwort. Der Blonde schüttelte den Kopf, beantwortete die Frage somit schon selbst. Cesare lächelte süffisant und wandte sich ab. "Frankreich zählt wieder zu unseren Verbündeten, ihr König lässt so leicht mit sich spielen wie eine Schachfigur." Er setzte sich ans Fenster, schaute hinaus. "So wie alle Menschen...", fügte er leise flüsternd hinzu, doch Chiaro verstand es. Es war seine übliche und typische Einstellung, wenn man es so nennen wollte. Er trat langsam auf ihn zu, näherte sich dem Fenster und blieb dann davor stehen. "Und du? Bist du etwa kein Mensch?", fragte erleise und Cesare wandte ihm seine goldenen Augen diabolisch funkelnd zu. "Nicht mehr, Chiaro. Außerdem weißt du: Ich war schon immer mein eigener Herr." Seine Nähe hatte etwas Anziehendes an sich, gleich der "reinigenden" Wirkung, die Michelotto auf IHN hatte. Er zog sein Schwert. "Dann muss ich dich töten!", sagte er, doh der andere lächelte nur, ungerührt, teuflisch. "Das kannst du nicht." "Ich muss! Ich habe es dir versprochen!", widersprach Chiaro mit erhobenem Schwert, das seinen Schatten nun bedrohlich auf den Borgia warf. Dessen Hand streckte sich vor, ergriff Chiaros Kinn, zog ihn leicht ein Stück zu ihm herunter. "Noch... trage ich Menschliches in mir..", flüsterte er, fixierte ihn mit seinem Blick. Chiaro versank fast darin. "Und... was?", hauchte der Blonde ein wenig benebelt. Cesare schwieg, stattdessen beugte er sich vor und legte seine warmen, weichen Lippen auf Chiaros, zärtlich und doch sehnsüchtig. Jener errötete, war aber gelähmt, starrte ihn nur an und ließ ihn gewähren. Es war nicht das erste Mal, dass er ihn küsste, aber das erste Mal, dass er sich nicht wehrte. Dies ausnutzend zog Cesare ihn völlig zu sich nach unten, umfing ihn mit seinen Armen, drückte seinen von ihm geschundenen Körper an sich, küsste ihn verlangender. Michelotto fiel das Schwert schwach aus der Hand, landete laut klappernd auf dem Fußboden. Ihm war heiß,er glühte, und er war umfähig sich zu wehren, konnte nicht einmal denken, versank in dem Kuss. Unversehens ging er auf ihn ein. Leicht erbebend legte er seine Arme um den Diabolischen, hielt sich an ihm fest. Noch nie hatte er so gefühlt, nicht einmal, als er mit Lucrezia zusammen gewesen war. Es verwirrte ihn, berauschte gleichzeitig seine Sinne. Seinem Gefühl nach hätte es ewig so weitergehen können, doch plötzlich hallten Schritte über den Gang, Cesare löste sich und lehnte sich zurück gegen den Fensterrahmen, Chiaro seinerseits beugte sich zurück, blieb aber so stehen, den Rücken zur Tür gewandt. Sein Gesicht war noch immer leicht gerötet, sein Puls normalisierte sich zwar wieder, aber dennoch war er nervös. Die Tür ging auf, Taddeo betrat den Raum. "Ich muss mit Euch sprechen. Allein." Der Angesprochene sah den Blonden, der neben ihm stand, an, welcher nur nickte und sich an Volpe vorbei aus dem Raum schob, dieser schloss dann die Tür hinter ihm. Chiaro ließ sich auf dem Gang nieder, die Fingerspitzen an die Lippen gelegt. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was passiert war. Wie eine Sturmflut brachen seine Gedanken und Gefühle über ihn herein, rissen ihn für einen Moment mit sich fort. Es war nur von Vorteil, dass er bereits saß, denn mit einem Mal war ihm so schwindlig, dass alles um ihn kreiste. Er schnappte kurz nach Luft, versuchte sich zu beruhigen. Aber er bekam sich erst nach geraumer Zeit wieder unter Kontrolle, vergrub den Kopf in seinen Armen, die auf seinen angewinkelten Knien ruhten. Dachte nach. Menschliches... ws genau meinte Cesare, wenn er davon sprach? Was genau sollte das letzte Menschliche an ihm sein? Sein Kuss lieferte eine veschwommene, aber unwahrscheinliche Antwort. Sollte es... Liebe sein? Er hatte sie doch niemals zugelassen, immer unter Verschluss gehalten. War es die Verzweiflung, die ihn dazu trieb, sich an das letzte Menschliche in ihm zu klammern? Tausend Fragen, auf die Chiaro keine Antworten fand. In seinem Kopf drehte sich alles. Seufzed erhob er sich aus seiner Lage und entfernte sich weiter von Cesares Zimmer, ging langsam den Gang hinab. Nun war er noch verwirrter als je zuvor und er spürte, dass bald etwas Entscheidendes geschehen würde, vermutlich nicht nur zwischen ihm und Cesare. Außerdem... war irgendetwas faul. ~~+~~~ kleines Labereck~~+~~~ Sie haben es geschafft! *jubel* Irgendwie merkt man, wo ich die einzelnen Textpassagen verfasst habe... «" Naja egal, ich hoffe das Kappi und generell die Fic gefällt euch trotzdem irgendwie... freue mich über jeden einzelnen Kommi^^ Und ich gebe zu, dass ich unfähig bin, geschichtliche Hintergründe so geschickt in die Story einzufügen, dass es ein Ganzes ergibt, irgendwie geht sie verloren und steht so... einzeln und am Rand ... *seufz* Und ich halte mich viel zu sehr an die Originalgeschichte der Borgia.. XD" Darum müsste Alfonso eigentlich auch dran glauben ;_; Kapitel 4: Tod und Liebe ------------------------ Rom, August 1503 Die Luft flimmerte über der Stadt, in den Gassen Roms, der ewigen Stadt, stand die Hitze. Es war ein heißer Spätsommertag, dementsprechend suchten die meisten Menschen Schutz vor der Hitze in den eigenen vier Wänden oder sogar in den öffentlichen Bädern. Doch außer der Hitze lag noch etwas anderes in der Luft, etwas Undefinierbares, Schweres, Erdrückendes. So auch über dem Forum Romanum, welches verhältnismäßig menschenleer war und von der Sonne erbarmungslos durchflutet wurde. Dennoch war eine der berühmteren Persönlichkeiten Italiens dort unterwegs, vor der Sonne geschützt, in einer Sänfte. Ausdruckslos schweifte sein Blick über die zahlreichen Tempel, egal wie prächtig sie waren. Er hielt nicht viel von Göttern, vielmehr war er wohl sein eigener. Die Sänfte entfernte sich wieder vom Forum und verschwand in den engen Gassen der ewigen Stadt. Nach einem weiteren Weg hielt sie erneut an und ihr Insasse stieg galant aus, betrat würdevollen Schrittes die Borgia-Residenz, die er soeben erreicht hatte. Innen war es, im Vergleich zu außen, angenehm kühl, auf jeden Fall erträglich. Zielsicher durchstreifte er die Gänge, ehe er vor einer Tür stehen blieb und leise daran klopfte, ehe er sie öffnete und eintrat. Im Inneren des Raumes saß ein blondhaariger junger Mann am Fenster, der bei der Ankunft des anderen aufsah, aufstand und ihm zunickte. "Neuigkeiten?" Der Neuankömmling schüttelte den Kopf. "Bisher nicht.", gab er zurück und ließ sich in seinem Stuhl nieder. Der Blonde blieb, wo er war. Seit dem letzten Ereignis zwischen ihnen wusste er nicht, was nun zwischen ihnen war oder wie er sich dem anderen gegenüber verhalten sollte. Cesare selbst gab sich wie immer: Kalt, distanziert, abere auf irgendeine merkwürdige Weise Nähe suchend. Nach einem kurzen Moment der Stille durchbrach seine leicht kalte Stimme wieder das Schweigen zwischen ihnen. "Es ist dir nicht verboten, dich zu setzen." Es klang dezent amüsiert, Chiaro errötete. "Ja, ich... stehe lieber..", murmelte er und der andere lachte daraufhin leise auf, ehe er sich erhob. "Eine armselige Ausrede, Chiaro. Ich habe schon weitaus bessere gehört.", meinte er ein wenig mitleidig, während er sich umwandte und auf den Blonden zuging. Seine goldenen Augen fixierten die des anderen, welcher sofort den Kopf ausweichend zur Seite wandte. "Das war keine... Ausrede.", murmelte er. Cesare lächelte ein wenig darüber. "Natürlich nicht.", antwortete er zynisch und berührte Chiaros Kinn mit Daumen und Zeigefinger, um dessen Gesicht zu sich und ein wenig nach oben zu drehen, sodass er ihn wieder ansehen musste. Sein Blick ging dem anderen durch Mark und Bein; als Cesares Lippen sich auf die des Blonden legten, war es, als träfe ihn ein kleiner Blitz. Seine Knie wurden ein wenig weich, reflexartig schloss er die Augen, während sich Cesares kalte Hand sanft in seinen Nacken legte. Auch wenn er sich wahnsinnig unsicher war, fühlte es sich zu gut, zu richtig an, als dass er sich von ihm hätte lösen können. Der Kuss wurde schnell leidenschaftlicher, Chiaro öffnete leicht den Mund, löste sich kurz, um Luft zu holen, ehe sein Mund wieder verschlossen wurde. Cesare nutzte dies und begann, seine Mundhöhle zu erforschen, berührte schließlich inbrünstig die Zunge des anderen, welcher bei dieser Berührung glaube, gleich umzufallen. Davon allerdings hielt ihn eine starke Hand an seinem Rücken ab, welche ihn näher an den Diabolischen presste, welcher nun sein Knie zwischen Chiaros Beine schob. Jener wurde rot, gleichzeitig überrollte ihn eine glühende Welle, die seinen Verstand fortzuspülen drohte. Beinahe hilflos klammerten sich seine Hände fest in den Stoff über Cesares Rücken, als ob er so verhindern müsste, seinen Stand zu verlieren. Als nun noch die Hand des anderen mit kräftigen Strichen über seinen Körper fuhr, fing er ganz leicht an zu zittern, nicht aus Angst, er wusste selbst nicht warum. Dieser Kuss- diese Nähe... dies alles in diesem Moment raubte ihm einfach den Verstand, er war wie Wachs in Cesares Händen. Vergessen war Lucrezia, fort war jeglicher Schmerz. Es hätte ewig so währen können... Langsam begann der andere ihn in Richtung Wad zu schieben und ihn daran zu drücken. Gerade fühlt der Blonde die kalte Wand in seinem Rücken, als die Tür laut aufgerissen wurde. Sofort hatte Cesare sich gelöst und Chiaro schwach an der Wand zurückgelassen, hatte sich dem Eindringling säuerlich zugewandt. "Ich hoffe, du hast einen triftigen Grund dafür, mich zu stören!", sagte er kalt, woraufhin der Angesprochene sich entschuldigend und demütig verneigte. "Ja, Herr. Es gibt wichtige Neuigkeiten... Papst Alexander ist tot!" Der Borgia zeigte sich beherrscht, keine Regung in seinem Gesicht. "Wann wird sich die Konklave versammeln?", fragte er ruhig und der Diener sagte es ihm. Danach wurde er entlassen und verließ nach einigen hastigen Verbeugungen und weiteren Entschuldigungen ob der Störung den Raum. Der andere sank zunächst in seinen Sessel und starrte in die Luft, hatte die Hand an den Kopf gelegt. "Viel zu früh...", murmelte er und schüttelte den Kopf. Dies brachte seine Pläne gehörig durcheinander. Abere zunächst musste er sich darum kümmern, dass Rovere, dieser Verräter, nicht an die Macht kam! Eine leichte Berührung ließ ihn aus seinen Überlegungen aufschrecken. Chiaros Hand ruhte auf seiner Schulter. "Es tut mir leid.", murmelte er. "Es ist schwer, den Vater zu verlieren.." Cesare lachte trocken und verächtlich auf. "Dass er mein "Vater" war, ist mir egal. Mich interessiert nur meine Machtstellung, die dank seines Ablebens nun gefährdet ist.", antwortete er kalt und emotionslos, woraufhin es Chiaro eiskalt den Rücken herunterlief. Doch er senkte nur betroffen den Kopf und schwieg. Was schließlich hatte er schon von ihm erwartet? Dass er um den Mann trauerte, der ihn als Kind missachtet und mies behandelt hatte? Ihn in seine Zwecke eingespannt hatte und vor allem: Ihn an den Teufel verkauft hatte? Sicher nicht. Seine Hand löste sich sachte von der Schulter des anderen, schnell legte sich jedoch Cesares Hand darauf, hielt sie fest und zog Chiaro dann um den Sessel herum und schließlich zu sich, küsste sie zärtlich. Dann drehte er sie herum und küsste den Handballen, dann die Pulsadern und küsste sich so den Arm hinauf, schob störenden Stoff weg. Schließlich ließ er davon ab und zog den Blonden mehr zu sich, umarmte ihn leicht und schob den Stoff seiner Tunika nach oben, um die Lippen hauchzart und genießerisch über dessen Bauch gleiten zu lassen. Der andere errötete, spürte erneut dieses warme, angenehme Gefühl und atmete ein wenig schwerer. Dann krallten sich die Finger leicht in den Bund der Hose, zogen sie ein Stück nach unten, die Lippen folgten ihm. Chiaro überlief es heißkalt. "Cesare...", hauchte er schwach. Je weiter nach unten die Lippen des Diabolischen glitten, desto mehr schwanden seine Sinne. "Bitte... hör auf..", murmelte er, er drohte den Verstand zu verlieren. Dieser Mann machte ihn schier wahnsinnig! "Dir scheint es aber sehr zu gefallen... warum sollte ich also?", erwiderte der Schwarzhaarige leicht amüsiert und ließ sich keineswegs beirren, küsste sich quälend langsam weiter vorwärts. Chiaros Hände krallten sich leicht in des anderen Schultern, halb abwehrend, halb verlangend.. er war hin- und hergerissen. Schließlich bewegte sich Cesare in noch empfindlichere Gefilde, dies versetzte ihm einen regelrechten Schlag, auch wenn es ihm alles andere als unangenehm war. Dennoch riss er sich etwas unsanft los, es war mehr eine Kurzschlussreaktion- er wollte es nicht... zumindest nicht so. Cesare sah ihn verwirrt an. "Es... tut mir Leid... aber ich.. kann nicht..", murmelte er stockend, woraufhin er fragend angesehen wurde. "Ich.. es ist.. also... Lucrezia.." Stille. Dieser Name war ihm unwillkürlich über die Lippen gekommen. Schon seit fast zwei Jahren war er nicht mehr gefallen. Und in diesem Moment schien Cesare... verletzlich zu sein. Seine sonst golden leuchtenden Augen waren leicht trüb, als er seinen Gegenüber ansah und dessen Kleidung langsam wieder herrichtete. Chiaro ließ es soweit zu, stand weiterhin einfach nur vor ihm und schwieg. Betreten. Cesare wandte den Kopf ab. "Du kannst gehen.", sagte er leise, Chiaro sah ihn ein wenig aufgewühlt an. "Ich-" "Geh!" Schon fast demütig nickte er, wandte sich um und ging zur Tür. Ehe er den Raum verließ sahh er sich noch einmal um. Doch der Diabolische saß bereits wieder am Fenster und starrte hinaus. Die Tür klappte zu. Auf dem Gang begegnete er Volpe, welcher ihn, wie schon seit geraumer Zeit, keines Blickes würdigte. Er lief geradewegs an ihm vorbei und Michelotto hörte ihn Cesares Zimmer betreten. Kurz blieb er stehen, sah in die Richtung, in der jenes Zimmer lag... Dann ging er weiter. Je näher das Konklave rückte, desto angespannter wurde Cesare Borgia. Papst Alexander VI, sein Vater Rodrigo, war längst beigesetzt worden. Die Feierlichkeiten waren prächtig gewesen und hatten lange gedauert, nun aber waren sie vorbei und das Konklave stand an. Und um jenes machte er sich Sorgen. Rovere war einer der Favoriten, er musste alle seine Beziehungen spielen lassen, um sich zumindest etwas Sicherheit zu verschaffen. Dennoch war er höchst unsicher und seine Laune sank von Tag zu Tag, zumal Chiaro sich von ihm fernhielt. Es war zum Durchdrehen. Selbst Taddeo musste sich Mühe geben ihn nicht zu reizen, denn zu dieser Zeit explodierte er ungewöhnlich oft. Schließlich kam der tag und sämtliche Kardinäle Roms und des Vaticans hatten sich versammelt. Zu diesem Zeitpunkt war Cesare allein in seinem Zimmer, angespannter als zuvor. Jede Stunde, wie er es angeordnet hatte, traf ein Bote ein und erstattete Bericht. Es war bereits abends und noch immer gab es kein Ergebnis. Das Feuer im Kamin prasselte, vor welchem das große Sofa stand, auf dem der Borgia sich niedergelassen hatte, eine Flasche Wein auf dem Tisch und ein Glas in der Hand. Er trug die Haare offen, nur normale, legere Hose und Hemd. Träge wandte er den Kopf zur tür, als es daran zaghaft klopfte. Er antwortete nicht, die Tür wurde dennoch geöffnet. Er wusste, wer es war, noch bevor er das Antlitz des Blonden erblickt hatte. Chiaros Blick fiel auf die nahezu leere Weinflasche und dann auf den anderen, leise schloss er die Tür hinter sich. Vorsichtigen Schrittese näherte er sich anschließend der Wärmequelle. "Noch immer kein Ergebnis?" Cesare schüttelte wortlos den Kopf. Schweigen. "Warum kommst du erst jetzt?", fragte er leise und Chiaro senkte leicht den Kopf. "Volpe sagte mir, ich wäre... nur ein Klotz am Bein für dich. Würde dich von allem abhalten, vor allem jetzt.", antwortete er leise und sein Gesprächspartner lachte trocken. "Und ich dachte, seine Eifersucht hätte ich gestillt...", meinte er kopfschüttelnd und sah weiterhin in die Flammen. Der andere kam unterdies näher und blickte ihn verwirrt an. "Was ..soll das heißen?" "hmm.. erinnerst du dich an damals, als ich dir, im Scherz, sagte, ich hätte mit ihm geschlafen?" (* Cantarella Band 4) Chiaro erstarrte und sah ihn verwirrt an. "Was... willst du damit sagen?", verlangte er leise zu wissen, ahnte dabei nichts wirklich Gutes. "Damals...'", fuhr der andere fort, "war es ein Scherz. Mittlerweile nicht mehr. Ich HABE es getan...." Stille. Glühender Schmerz in seinem Herzen. "Warum?", entglitt es dem Stehenden heiser, er brachte die Frage kaum hervor. "Seine Eifersucht auf dich war so unermesslich... ich wollte ihn zum Schweigen bringen.", antwortete Cesare schon fast gleichgültig, sagte es einfach so, als wäre nichts dabei, als gäbe es nichts, was er damit zerstören könnte, während Chiaros Hand an seine eigene Brust wanderte. Darunter pochte es heftig, schmerzhaft- warum? Was ging es ihn an, mit wem Cesare... warum tat es ihm weh, selbst wenn er es getan hatte, um Taddeos Zorn von ihm fernzuhalten? "chiaro, du siehst nicht gut aus..", merkte der Goldäugige an, hatte sich nun komplett ihm zugewandt. Seine Stimme zerschnitt Michelottos Gedanken gleich einem Schwert und jener antwortete nicht. "Was ist mit dir?", hakte er nach und der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht...", begann er wahrheitsgemäß. "Ich ... will das nicht... dass du Taddeo.." Er brach ab und spürte, wie ih das Blut in den Kopf schoss und seine Wangen glühend rot färbte, was den anderen im Raum zu einem amüsierten Lachen veranlasste, während er ihm durch ein Handzeichen bedeutete, näher, zu ihm, zu kommen. Langsam, nach einigem Zögern, folgte Chiaro der Aufforderung und wurde, am Sofa angekommen, sofort nach unten gezogen. Sich durch die blonden Haare wühlend, ergriff Cesares Hand des anderen Hinterkopf und drückte diesen sanft in seine Richtung, um die warmen Lippen schließlich mit einem süßen Kuss zu verwöhnen. Der Blonde ließ es zu, matt schloss er die Augen, seufzte leicht und gab sich hin... je länger der Kuss, der immer sehnsüchtiger wurde, desto mehr verflogen die Schmerzen seines Herzens. Es war seltsam... empfand er wirklich derart viel für den "Dämon" vor ihm? Dies hatte er sich wahrlich nie zu träumen gewagt... ... [Exra-Kapitel] Diese... Liebe war wie ein schwerer, süßer Wein und steckte ihm noch immer tief in den Gliedern. Es klopfte. Träge wickelte er sich in eine dünne Decke, die zerknüllt und hingeworfen auf dem Sofa lag, der Borgia selbst bat den Störenfried herein. Es war der Bote. "Es ist zuende!", verkündete er. "Francesco Piccolomini ist Papst! Papst Pius der Dritte!" Kapitel 5: Tod und Liebe - Leidenschaft eines Abends ---------------------------------------------------- ... Vorsichtig krallten sich seine Hände in den Stoff des lockeren Hemds, welches der andere trug, er drückte sich dabei gleichzeitig an ihn, konnte dadurch seine Nähe intensiv spüren.. Cesare lächelte leicht in den Kuss hinein und beugte sich vor, drückte so den Blonden nach unten auf das Sofa. Er hatte Widerstand erwartet, doch jener blieb überraschenderweise aus, er ließ es zu. Zufrieden strich er mit der Zunge über seine Lippen, öffnete diese einen Spalt und schob sich behutsam hindurch, berührte schließlich leidenschaftlich die Zunge des anderen, welcher aufseufzte und willig, sogar inbrünstig auf das Spüiel einging, die Hände auf des anderen Rücken wandern ließ und ihn mehr zu sich hinunterdrückte. Chiaros Nähe derart stark an sich spürend, die ihn wie Licht flutete, den Kuss weiter vertiefend, begann Cesare mit sanften Fingern das Hemd des unter ihm Liegenden zu öffnen und schließlich von ihm zu lösen, um mit den Fingerspitzen die weiße, zarte Haut ausgiebig zu erkunden und zu liebkosen. Sofort breitete sich auf des Blonden Haut eine erregte Gänsehaut aus, sein sonst recht blasses Gesicht überlief eine sanfte Röte, er erschauerte unter diesen Berührungen und zuckte leicht zusammen, als des anderen Fingerspitzen die Zentren seiner Brust erreicht hatten und jene zu reizen begannen. Automatisch sank sein Kopf zurück und löste damit ihren Kuss auf, was Cesare dazu veranlasste, von den ihm angebotenen Hals reichlich zu kosten und mit glühenden Malen seiner Lippen zu versehen, was dem anderen immer mehr Schauer über den Rücken jagte. Langsam fuhren sie hinab, leckten genießerisch über die Brust, das Brustbein hinunter und umkreisten den Bauchnabel... In diesem Moment fuhren auch Cesares Hände hinab, krallten sich in Chiaros Hosenbund entfernten ruckartig die Hose komplett, als fürchtete er, der andere würde es sich sogleich anders überlegen, ehe die Finger über die Innenseiten der Oberschenkel strichen, langsam, zehrend. Ob dieser Behandlung entwich dem Blonden ein leises und heiseres Stöhnen, nun verköstigte auch der Mund des anderen jene empfindlichen Stellen, seine Arme hielten die Beine leicht auseinandergedrückt. Für einen Moment hielt er inne- entledigte sich schnell der leichten Stoffe, die seinen Körper verhüllten, ehe sich seine Lippen um die Männlichkeit des anderen schlossen und diesem weitere, kehlige Laute entlockte. Seine Finger unterdies hatten begonnen, Chiaros Öffnung sanft zu massieren, vorsichtig glitt einer von ihnen hinein und führte sein Werk von innen fort, dehnte und liebkoste den Blonden von dort. Dann hörte er auf, zog sich komplett zurück und schob sich nach oben, küsste den anderen verlangend, während er sich positionierte. Chiaro seufzte wohlig in den Kuss hinein, keichte dann, nach Atem ringend, überrascht auf, als er den Diabolischen tief in sich spürte. Sein Kreuz bog sich durch, seine Augen waren aufgerissen, dennoch war sein Blick lusterfüllt, verlangte nach mehr. Und Cesare gab es ihm, teuflisch und genießerisch lächelnd, mit sanften, aber tiefen Stößen. Der Blonde presste sich an ihn, bog den Kopf weiter zurück und stöhnte, sein Innerstes hatte unlängst Feuer gefangen und brannte nun lichterloh. Fahrig glitten seine Finger über die samtene Haut des anderen, er krallte sich förmlich in ihn hinein, in die kräftigen Schultern, angespannt und leicht muskulös wie dessen Arme, die ihn hielten. Das Stöhnen seiner Kehle drang, vermischt mit dem eigenen, an Chiaros Ohr, seine Wangen glühten, sein Verlangen steigerte sich ins Unermessliche. Er genoss es, Cesare völlig und tief in sich zu spüren, in jenen Momenten verschmolzen sie zu einem einzigen Wesen- ein unbeschreibliches Gefühl! Allmählich konnte er die ungewohnte Hitze in sich nicht mehr bändigen, verlor sich in diesem Liebesspiel, ließ sich tief in die wonnetrunkenen Arme des Liebhabers gleiten. Dessen Lippen bearbeiteten abwechselnd Mund und Kehle, saugten, leckten, verursachten kleine Explosionen auf seiner Haut. Beide Gesichter glühten rötlich und nass, lustverzerrt, die Augen vor Genuss geschlossen. Ein tiefes Keuchen kündigte sein Ende an, fast schon schreiend explodierte er innerlich, jede Faser seines Körpers war angespannt, das Kreuz durchgedrückt. Weißer Saft ergoss sich zwischen die beiden und Chiaro spürte en anderen in sich kommen. Für einen Moment blieben sie ruhig ineinander verschlungen liegen, beruhigten den rasenen Puls und den flachen Atem, spürten die heiße Haut des jeweils anderen. Der Blonde hätte ewig so liegen können. Doch schon allzu bald löste sich Cesare von ihm, nicht ohne ihn mit einem verlangenden Blick und einem nicht minder leidenschaftlichen Kuss zu verköstigen. Dann setzte er sich auf und streifte sich seine Kleider über. Fasziniert beobachtete er ihn dabei, bewunderte das Spiel der Muskeln dieses diabolisch-schönen Körpers. Er wollte ihn. Noch immer. Langsam dämmerte, was sie getan hatten, doch sei's drum. Er hatte es genossen. ... Kapitel 6: Machtspiel --------------------- Rom- Borgia Residenz im November Alles vorbei. So zumindest war die endgültige Meinung eines der wohl mächtigsten Männer Roms. Aus und vorbei, die Zukunft stand wacklig und drohte zu zerfallen. Am 28. Oktober war, nach extrem kurzer Amtszeit, Papst Pius III. verstorben. Manche glaubten an eine Verschwörung, an einen Mord, andere wiederum waren sich sicher, dass jener Erste des Vatikans auf natürliche Weise gestorben war. Cesare Borgia, dessen Anspannung wieder ins Unermessliche gewachsen war, gehörte zum ersten Teil. Seiner Meinung nach steckte Rovere dahinter, um endlich an die Macht zu gelangen, wie er es schon so oft versucht hatte. Nur diesmal schienen selbst die mächtigen Borgia machtlos, der Papst wurde ohne weitere Untersuchungen beigesetzt. Dies war natürlich von Rovere angeordnet und mit Bestechungen abgesichert worden, was schon sehr verdächtig war. Cesare hatte schließlich das Kardinalsamt abgelegt, welches ohnehin purer Hohn gewesen war, und konnte somit nichts ausrichten; alles war sehr sorgfältig geplant gewesen. Der Schwarzhaarige schäumte, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was ihn wenige Tage später erwartete. In diesen Tagen wagten sich weder Taddeo noch Chiaro in seine Nähe, so unermesslich war sein Zorn. Sämtliche Attentate, die er veranlasst hatte, waren gescheitert und selbst einzugreifen würde seine ohnehin schon wacklige Machtposition nur noch mehr gefährden. Zum ersten Mal wusste er keinen Weg, konnte nur zusehen, was passierte und dies machte ihn nur noch rasender. Doch es sollte sich nicht besser, im Gegenteil: Sein Verderben nahm seinen Lauf, als Rovere letztendlich sein Ziel erreichte: Er wurde Papst. Papst Julius II. Wenigstens musste Cesare nicht die Schmach auf sich nehmen, ihm als Kardinal zu „dienen“ – dennoch: Seine Macht war vorerst so gut wie dahin. Ihm blieb nur der Versuch, sich mit Rovere gut zu stellen, so sehr ihm dies auch widerstrebte, wobei er sich fragte, wer diesen Mann wohl gewählt hatte. War sein Einfluss wirklich so groß? Oder hatte er gar gegen einige Vertreter des Vatikans etwas in der Hand? Für ihn war es klar- Erpressung. Anders konnte er es sich nicht erklären. Sicher war jedoch, dass er zunächst am Ende war. Merkwürdigerweise jedoch verhielt er sich gefasst und wie immer, zumindest nach außen hin. Doch als Chiaro einmal ohne Ankündigung Cesares Gemächer betrat, fand er diese völlig verwüstet vor, wie damals, als jener noch gegen seine Dämonen angekämpft hatte. Dieses Mal jedoch war es der pure Zorn, der ihn dazu veranlasst hatte. Und Chiaros Hilfe war nicht vonnöten, denn seine „Aura“ wirkte seit ihrer Vereinigung nicht mehr. Stattdessen hatte der andere ihn angeschrien und fortgejagt- kurz darauf war Volpe verschwunden. Als er ihn das nächste Mal sah, bedachte dieser ihn mit einem überlegenen und durchaus bösartigen Blick. Es war völlig klar, was geschehen war, ohne dass auch nur einer von ihnen ein Wort darüber verlor. Demzufolge war Michelotto die größte Zeit über allein, es war müßig, schließlich gab es für ihn nichts zu tun im Hause Borgia. Allmählich fragte er sich, warum er sich überhaupt noch dort aufhielt. Für den Dämon war er völlig irrelevant geworden, er rührte ihn nicht an, sprach nicht einmal mit ihm. Volpe ersetzte ihn voll und ganz und offensichtlich sehr erfolgreich. Es war für ihn völlig unbegreiflich, wieso er so viel Wert darauf legte, Spielzeug eines Tyrannen zu sein. Doch das war wohl weniger Chiaros Problem. Sollte Cesare seinen Zorn an Taddeo auslassen, so waren alle Beteiligten glücklich und zufrieden. Vielleicht, so hoffte der Blonde zumindest insgeheim, wich der andere ihm nur aus und vergriff sich an seinem Vasall, damit er, Chiaro, vor seinen Taten und vor allem seiner diabolischen Kraft sicher war. So verbrachte er die Tage mit Training und ausgedehnten Spaziergängen durch die ewige Stadt, deren Temperaturen nun bereits sehr unangenehm niedrig waren. Zudem regnete es häufig, doch er störte sich nicht wirklich daran. Eines kalten Novembertages, es war nahezu Anfang Dezember und sehr kalt, kam ein Bote in seine Gemächer. Noch immer hatte er nichts vom Borgia gehört, welcher immer öfter auf Reisen war, um seine Macht zu festigen und zu stärken. Überrascht hatte er Schleifstein und Tuch zur Seite gelegt und das Schwert zurück in seine Scheide gesteckt, als man ihm das Schriftstück überreichte. Er dankte dem Boten und faltete das Schreiben auseinander, nur um einmal mehr überrascht zu werden. Nicht etwa Cesare, wie er vermutet und fast schon gehofft hatte, schrieb ihm, sondern Niccolo. Aufgeregt überflog er die Zeilen. Der Schreiber hatte sein Werk nun begonnen und lud ihn zu sich nach Florenz ein. Chiaro las den Brief mehrmals, um zu glauben, was darin stand. Er war wahrhaft überrascht, jedoch auf eine angenehme Art und Weise und wollte dieser Einladung unbedingt nachkommen. Zunächst jedoch würde er mit einer gewissen, noch immer dezent wütenden, Person darüber sprechen. Die passende Gelegenheit ergab sich ein paar Tage später, als jener zurückkehrte und sich sofort zurückzog, sich in seinen Gemächern einschloss, da ihn niemand stören sollte. Daher war er allein, ideal für diese Unterredung. Niccolo hatte auch geschrieben, dass er ihm Frühjahr nach Frankreich reisen würde, zum König. Vielleicht wollte er mitkommen? Nachdenklich klopfte er an die Tür, kein Laut folgte. Wissend, dass Volpe momentan unterwegs war, öffnete er die Tür und betrat den Raum. Der Gesuchte war in Gedanken vertieft in einem seiner prunkvollen Sessel versunken. Es war erstaunlich, wie schnell das von ihm unter Wut angerichtete Chaos beseitigt worden war. Chiaro räusperte sich und der kalte, leere Blick des anderen richtete sich auf ihn. Ohne es zu formulieren war klar, dass er alles andere als begeistert über seinen Besuch war. Da er nichts sagte, begann der Blonde zu sprechen. „Ich habe einen Brief von Machiavelli erhalten. Er lädt mich zu sich nach Florenz ein.“ Er machte eine kurze Pause, in der er vergeblich auf eine Reaktion wartete. „Ich werde sie annehmen.“ Noch immer keine Reaktion. Frustriert setzte er eine kühle Miene auf. „Ich dachte, du solltest es erfahren.“, fügte er schließlich hinzu und verließ den Teil des Gebäudes, ging zurück zu seinem Zimmer und begann damit, seine Habseligkeiten einzupacken. Schon in ein paar Tagen gedachte er zu fahren, sandte jedoch einen bestätigenden Brief an Niccolo voraus. Trotz aller Geschäftigkeiten blieb ihm der kalte, desinteressierte Blick von Cesare allgegenwärtig und ständig vor Augen. Florenz, Februar 1504 Der Winter war nach seiner Ankunft endgültig angebrochen und Chiaro musste feststellen, dass es in Florenz keinen Deut wärmer war als in Rom, ganz zu seinem Leidwesen. Der Brief war rechtzeitig angekommen und Niccolo hatte ihn wärmstens empfangen. Er bewohnte ein schönes Bürgerhaus und hatte ihm ein Zimmer darin vorbereitet. Cesare hatte er nach seiner Ankündigung nicht noch einmal gesehen, geschweige denn eine Nachricht von ihm erhalten. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! In Florenz hatte er, um sich zu beschäftigen und auch um Niccolo nicht zu belasten, eine Anstellung innerhalb der Stadtwache angenommen und verbrachte wieder viel seiner Zeit mit Training. Er lebte sich recht schnell ein und fühlte sich weitaus wohler als in Rom, unter dem dortigen Druck der Mächtigen in dieser finsteren Residenz. Machiavelli hatte ihm nahe gelegt, lieber in Florenz zu bleiben, wenn er nach Frankreich reisen würde. Auch wenn er sich dabei etwas unwohl fühlte, fremden Besitz zu verwalten, stimmte er zu. Schließlich, so hatte Niccolo grinsend zugegeben, hatte er ihn auch aus diesem Grund eingeladen. „Den Leuten hier kann man nur soweit trauen, wie man einen Stein werfen kann.“, pflegte er zu sagen und Chiaro fand diese Einstellung zwar einerseits vernünftig, andererseits aber stark übertrieben, schließlich waren die meisten Leute sehr freundlich und relativ hilfsbereit und zuvorkommend. Aber Niccolo kannte sich hier besser aus als er, vielleicht war eben diese Freundlichkeit wirklich nur eine Maskerade, keine Seltenheit in großen Städten, wobei die Menschen in Rom beispielsweise teilweise nicht einmal mehr freundlich taten. Jedoch war bis zum April, der Monat in dem Niccolo abzureisen gedachte, noch jede Menge Zeit, in der Chiaro die Arbeit des Freundes besser kennen lernen konnte,; Zeit, sich einzuleben; Zeit, um sich von Cesare und dessen Gefolge, vor allem die damit verbundenen Qualen, abzulenken und ein freies, wenn nicht neues Leben zu genießen. Sicherlich hätte er nach seinem Sohn suchen können, doch wozu? Um ihn jenen Leuten wegzunehmen, die ihn aufzogen und ihn lieben wie ihr eigenes Kind und sich weitaus besser um es kümmern konnten als er? Nein, seine Chance war vertan, seine geliebte Lucrezia tot. Begraben. Schon lange war sie seinen Gedanken fern geblieben, doch nun kehrte sie zurück, vergiftete seinen Verstand und sein Herz aufs Neue. Nur der Dämon hatte sie vertreiben können, jedoch war ihm nicht wirklich klar, wer von beiden das kleinere Übel war. Er hatte sie betrogen, erst im Herzen, dann auch völlig mit Leib und Seele – je mehr er darüber nachdachte, desto mehr quälte es ihn, Wozu? Sie hatte Cesare ebenso geliebt; er hatte ihn genommen, ein einziges Mal… ohne Liebe, ohne Glück. Zurück blieb Leere, durch welche die anklagende Stimme der holden Borgia drang. Es war alles so nutzlos, ohne Belang. Der Blonde stützte den Kopf auf die Hände und seufzte. Es dämmerte und die kühle Frische des Tages wandelte sich in die stechende Kälte, die ihn jedes Mal zurück ins Haus vor den Kamin drängte. So auch jetzt, wo Machiavelli auf ihn wartete, lächelnd und aufmunternd nach seinem Befinden fragend. Chiaro verschloss seinen Geist und die finsteren Gedanken, die ihn nun regelmäßig heimsuchten, lächelte und setzte sich zu ihm. Wenige Tage später, etwas mehr als eine Woche, geschah etwas, womit wohl niemand gerechnet hatte. Es war keinen Deut wärmer geworden, weshalb Chiaro dazu übergegangen war, Neuankömmlinge der Stadtwache zu trainieren. Dies tat er sehr erfolgreich und die meisten seiner „Schüler“ mochten ihn sehr, wenn nicht, respektierten sie ihn zumindest, vor allem seit er einem aufmüpfigeren Großmaul im Duell selbiges souverän gestopft hatte. Er war recht spät zurückgekehrt und schickte sich an, ein heißes Bad zu nehmen, doch Niccolo hielt ihn noch mit dem Abendessen auf. Baden konnte er später noch, war der Blonde doch genau zur Essenszeit hereingeschneit. Als sie gerade geendet hatten, klopfte es an der Tür und ein Bote kündigte hohen Besuch an. Niemand wusste, um wen es sich handelte, es wurde kein Besuch erwartet. Man setzte sich in das etwas edler ausgestattete Lesezimmer, welches öfter als Empfangsraum genutzt wurde. Als die Tür aufschwang, durchfuhr es Chiaro wie ein Blitz. Entgeistert starrte er den Neuankömmling an, der kein geringerer war als Cesare Borgia. Was zur Hölle tat er hier? Niccolo hatte sich erhoben und grüßte ihn freundlich, dessen Blick den Blonden nur kurz gestreift hatte. „Was führt Euch hierher? Wir haben nicht mit Euch gerechnet.“, gab der Schreiber zu, ließ aber durch sein Lächeln erkennen, dass dieser Besuch ihm ganz und gar nicht ungelegen kam, nutzte er den Borgia doch für sein Werk. „Ich bin hier, um etwas abzuholen.“, wurde er informiert und der Schreiber verschwand nach draußen, als hätte man ihm einen stummen Befehl erteilt. Nun wandte sich der Dämon dem Blonden zu. „Habe ich dir erlaubt, mein Haus zu verlassen? Oder gar Rom?“, fragte er ruhig und erhielt ein empörtes Schnauben zur Antwort. „Ich habe es dir gesagt. Du hast es mir nicht verboten!“, gab Chiaro zurück, noch immer in einem der bequemen Sessel sitzend. „Aber auch nicht erlaubt. Du gehörst mir, vergiss das nicht.“ „Dir? Ich habe versprochen, dich zu töten, niemals dein Eigentum zu sein!“ Der andere lächelte leicht teuflisch. „Du hast versprochen, immer bei mir zu sein. Oder war das nur das Wort Michelottos?“ Mittlerweile war der Blonde aufgesprungen. „Das ist lange her! Und bei dir zu sein heißt nicht, dir zu gehören!“ „Bei mir warst du trotzdem nicht.“ Es entstand eine kurze Pause, die beiden Männer standen sich nun gegenüber, der Schwarzhaarige ruhig wie immer, Chiaro aufgebracht. „Reicht dir dein Mädchen für alles denn nicht?“ „Volpe?“ Cesare lachte leise, aber emotionslos. „Ein Mittel zum Zweck. Ventil meiner Wut…. Was ein vor Verehrung blinder Mensch auf sich nimmt, ist wahrhaft erstaunlich.“, meinte er mit einem gleichgültigen Unterton. Sein Gegenüber schwieg. Sollte er doch Recht behalten haben mit der utopisch anmaßenden Hoffnung, Cesare habe ihn ignoriert, um ihn nicht zu verletzen? Konnte dieser… Dämon… letztendlich tief ins einem Inneren doch noch der junge, unschuldige Cesare sein, der er einst war und der ihn um den Tod gebeten hatte? War es vielleicht noch nicht völlig zu spät? Nachdenklich schickte er sich an, wieder in den Sessel zu sinken, doch Cesare bedeutete ihm, stehen zu bleiben und überbrückte ihre Distanz. Chiaro verlor sich in diesen goldenen Augen wie eh und je, vergaß die letzten Monate. Alles in ihm kreiste um das Feuer vor der Papstwahl, heiß stiegen Flammen in ihm auf. Fast automatisch schloss er die Augen, als der andere sich ihm annäherte und ließ den samtweichen Lippen freien Lauf. Um ihn herum hörte alles auf zu existieren, der Dämon füllte seine Gedanken völlig aus. Er hätte nie zugegeben, oder überhaupt gedacht, dass er ihn so sehr vermisst hatte. Cesares Hand umschloss seinen Nacken, die andere seine Hüfte und presste ihn fester an sich. Ihre Lippen öffneten sich, um ihre Zungen zu vereinen, die ein Spiel begannen, süßer als in jeder Erinnerung und das dem Blonden tausend Schauer über den Rücken laufen ließen. Einige Zeit gaben sie sich diesem kleinen Feuer hin, unwissend, von Niccolo kurz beobachtet worden zu sein. Jener hatte zurückkehren wollen, war aber in der Tür erstarrt und hatte den Raum eilig und leise verlassen- völlig unbemerkt. Er hatte es nicht gewagt, die beiden zu stören, so überrascht er auch war. Der Borgia hätte es ihm wohl mehr oder weniger übel genommen. Doch bald schon lösten sie sich, ein wenig atemlos und sahen einander an, Chiaro völlig in einer anderen Welt, Cesare nachdenklich. Schließlich setzten sie sich, kurz darauf kehrte Niccolo zurück, tat unschuldig und wollte wissen, ob der Borgia zu bleiben oder abzureisen gedachte. „Ich werde abreisen.“, erwiderte jener und sah den Blonden an. „Mit dir.“ Doch der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich habe versprochen, auf das Haus aufzupassen.“ „So sehr ich doch auf deine Fähigkeiten vertraue, dafür bist du denkbar ungeeignet.“, kam die prompte Antwort. Chiaro verzog das Gesicht, der Schreiber grinste. „Nun, ich finde sicherlich einen anderen für diese Aufgabe.“, erklärte er langsam, beinahe süffisant. Der Blonde errötete sanft. Er hatte es also gesehen… Cesare allerdings blieb ungerührt. „Dann sind wir uns einig.“, fasste er zusammen und raffte seine Sachen zusammen. „Ihr wollt doch nicht zu dieser Uhrzeit nach draußen und nach Rom reisen?“, fragte ihr Gastgeber unvermittelt. Der Dämon sah ihn mit hochgezogener Augenbraue fragend an. „Warum nicht?“ Ihn zu überfallen würde wohl niemand wagen, so viel war sicher. „Nach Florenz zu reisen, beziehungsweise Rom, ist anstrengend und dauert lange. Ihr solltet Euch ausruhen, bevor Ihr erneut aufbrecht.“ „Ich denke nicht, dass…“ „Gute Idee.“, wurde der Borgia von Chiaro unterbrochen. „Ich muss ohnehin erst noch packen.“ Er stieß seufzend die Luft aus, sagte aber nichts weiter dazu. Somit war es beschlossen. Im weiteren Verlauf des Abends nutzte Niccolo die Anwesenheit seines Gastes voll aus, sie unterhielten sich stundenlang, während er dazu einige Notizen machte. Sein Gast zeigte sich sehr geduldig und beantwortete alle Fragen, die meisten zwar relativ knapp, aber es war besser als nichts. Es wurde spät und Cesare bezog das Gästezimmer. Er verzichtete sogar auf die Gesellschaft seines langjährigen Freundes, der in seinem eigenen Bett schlief. Am nächsten Morgen frühstückten sie gemeinsam, überwiegend schweigend, bevor Chiaro seine Anstellung aufgab und seine Sachen packte, um mit Cesare zusammen nach Rom zurückzukehren. Der Abschied von Niccolo fiel seinerseits herzlich, von Cesares Seite ziemlich kühl aus. Nachdem das Gepäck verstaut worden war, stiegen sie in das Gefährt und begannen ihre Reise. Jene begann sehr schweigsam, keiner von beiden Männern sprach auch nur ein Wort, stumm blickten sie sich an oder aus dem Fenster, völlig in Gedanken versunken und mit ernsten Mienen. Der Blonde ließ die letzten Momente vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Trotz des politischen Tauziehens in Rom war Cesare aufgebrochen, um ihn zu holen, wohl wissend, dass er seien ohnehin schon schwache Position gefährdete. Warum? Steckte hinter dieser Reise mehr, als es den Anschein hatte? Warum Florenz? Er bezweifelte, dass seine Person Cesares Hauptziel gewesen war… wohl eher hatte er ihn, wenn er schon einmal da war, einfach wieder mitgenommen. Er wagte es nicht, ihn einfach direkt darauf anzusprechen. Stattdessen starrte er weiterhin nach draußen, wo die Welt unendlich langsam an ihnen vorüber zog, sich später unendlich langsam verdunkelte. Zwischendurch musste er auch eingeschlafen sein, anders war das relativ schnelle Dunkelwerden nicht zu erklären. Noch immer sagte sein Mitreisender kein Wort. Er glich einer marmornen Statue und wirkte ebenso kalt-, gefühl- und leblos. Mit einem Mal fuhr ein Ruck durch die Kutsche, sie wackelte und kam abrupt zum Stehen, sodass Chiaro nach vorn flog und auf Cesares Beinen landete. Eine Entschuldigung murmelnd richtete er sich wieder auf und rieb sich den Kopf, er hatte sich jenen beim Sturz am Fenster angeschlagen. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. „Was ist passiert?“, herrschte Cesare den sich verneigenden Kutscher an. „Es tut mir leid, mein Herr, aber eines der Pferde ist schwer gestürzt. Ich könnte mit dem anderen das nächste Dorf in einer Stunde erreichen und ein neues holen, zwei Stunden, wenn ich das verletzte mitnehme.“ „Ich will so schnell wie möglich weiter. Beeilt Euch.“ Chiaro sah den anderen fragend an. „Wollt Ihr es hier lieben lassen oder gar töten?!“ Ein Moment der Ruhe entstand. Der Kutscher wurde etwas blass, er war es nicht gewohnt, dass man dem Borgia widersprach. Dessen Blick ruhte auf dem Blonden, ruhig, ehe er wieder sprach. „Nehmt es mit.“ „Wie ihr befehlt.“ Der Kutscher, sichtlich erleichtert, verneigte sich erneut, schloss die Tür und verschwand. Man hörte, wie er das Geschirr abspannte und das verletzte Pferd sorgsam behandelte, sodass es halbwegs laufen konnte. Bald schon waren Geräusche und Kutscher verschwunden und ebenso lange herrschte Schweigen in der Kutsche. Sollte dieser Zustand nun ewig andauern? Allmählich zweifelte er daran, dass mitzukommen eine sonderlich gute Idee gewesen war. Andererseits – hatte er überhaupt eine Wahl gehabt? „So schweigsam?“, wurden seine Gedanken jäh unterbrochen. Ein Augenpaar war auf ihn gerichtet, das dazu gehörige Antlitz war zu einem leicht spöttischen Lächeln verzogen, das beinahe wie aufgesetzt wirkte. Chiaro zuckte nur mit den Schultern, sah an ihm vorbei. Ein leises Seufzen war zu hören. „Was belastet dich? Sonst hast du immer etwas zu sagen.“ Noch immer ohne ihn anzusehen, antwortete der andere: „Deine Absichten. Warum warst du in Florenz? Doch nicht, um mich abzuholen!“ Seine Stimme war leise, aber deutlich. Cesare schürzte die Lippen. „Verbündete. Momentan benötige ich jeden von ihnen.“ Auf Chiaros letzten Satz ging er vorerst nicht ein. Die Antwort, die er ihm gegeben hatte, war banal, er hätte sie sich auch selbst geben können, obwohl sie vermutlich ganz der Wahrheit entsprach. Dennoch machte sich eine taube Bitterkeit in ihm breit. Was hatte er auch erwartet? Dass Cesare sich ihm unter honigsüßen Liebesbekundungen an den Hals werfen würde? Eine eisige Stille machte sich für einen Moment zwischen ihnen breit. Der Borgia beugte sich ein Stück zu ihm vor. „Natürlich hätte ich meine Kontakte auch zuerst woanders suchen können.“, meinte er dann langsam und leiser als vorher. Nun sah Chiaro ihn direkt an, blickte in die goldenen, dämonischen und ernsten Augen, die ihn zu verschlingen drohten. „Versteh mich nicht falsch, Chiaro. Was würden meine Gegner von mir halten, wenn ich nach Florenz gefahren wäre, nur um dich zurück zu holen? Ich wäre in ihren Augen schwach, etwas, das ich mir nicht erlauben kann. Außerdem wärst du in Gefahr, wenn herauskäme, dass du mir mehr bedeutest als ein treuer Freund.“, erklärte er schließlich und seufzte leise dabei, es war deutlich, dass ihn dieses Geständnis einige Überwindung gekostet hatte. Dem Blonden stieg sanft das Blut in den Kopf. Er hatte nicht damit gerechnet, es so direkt von ihm zu hören. „Ich verstehe…“, murmelte er leise, ohne den Blick zu senken. Die warme Hand des Dämons berührte ihn zärtlich an der Wange, kroch zu seinem Nacken und zog ihn nach vorn. Automatisch schloss er die Augen, als ihre Lippen aufeinander trafen, als das Feuer zwischen ihnen wieder aufloderte. Wie hatte es nur soweit kommen können, dass er diesem Mann so verfallen war? Willenlos gab er sich seiner Umarmung hin, genoss es, von ihm begehr zu werden, egal wie unbequem das Innere der Kutsche auch war. Als er aus seinem süßen Schlaf aufwachte, glänzte bereits der Mond über ihnen und tauchte Wald und Kutsche in sein fahles Licht. Müde blickte er zur Seite, betrachtete den Borgia, der neben ihm zusammengekauert schlief wie ein Kind. Sein Atem ging regelmäßig und sein Antlitz strahlte eine engelsgleiche Sanftheit aus. Wer würde bei diesem Anblick von ihm erwarten, dass sein Körper von Dämonen besetzt war? Eine Bewegung in seinen Augenwinkeln zog seine Aufmerksamkeit vom Schlafenden weg. Eine Gestalt entfernte sich langsam und verschwand zwischen den Bäumen. Leise streifte sich Chiaro seine Kleidung über, öffnete behutsam die Tür und folgte ihr. Er kannte die kleine Gestalt, die vergnügt in den Wald hineinlief und auf einer Lichtung stehen blieb. Als der Blonde, leicht außer Atmen, zu ihr aufgeschlossen hatte, drehte sich der kleine Geist zu ihm um. Der kleine Junge strahlte über sein ganzes Gesicht, während er sich ihm näherte. Cesares Geist war nicht mehr so kraftlos und durchscheinend wie bei ihrer letzten Begegnung. „Cesare…“, murmelte er und der Kleine lächelte freundlich. „Ich danke dir, Chiaro… Ich komme gegen die Dämonen an… ich kann sie nicht besiegen, doch mit ihnen existieren, wieder mehr ich selbst werden. Bitte, verlass mich nicht!“, flehte der Junge und zupfte an Chiaros Kleidung. Jener ging vor ihm auf die Knie, damit er ihm direkt in die Augen blicken konnte. „Das werde ich nicht. Niemals.“, erwiderte er und der Kleine begann zu verblassen. „Du darfst mich nicht verlassen! Sonst bin ich verloren… und du musst mich töten!“, erinnerte er ihn an sein altes Versprechen, dass er ihm einst gegeben hatte. „Ich verspreche es dir.“, gelobte er, dann verschwand der Kleine vollends. Hinter ihm raschelten die Blätter und aus dem Gebüsch trat das Original. Der Blonde erhob sich. „Was machst du hier?“, wollte er wissen, trat auf ihn zu und legte einen Mantel um seine Schultern. Der Blauäugige schmiegte sich leicht an ihn. „Ich brauchte etwas frische Luft.“, antwortete er. Zurück am Ort des Unfalls wurden sie vom Kutscher erwartet, der beinahe verrückt geworden war ob ihres Verschwindens. Beide „Wanderer“ stiegen zurück in das Gefährt und beendeten ihre Reise die sie zurück dorthin führte, wo alles begonnen hatte: Rom. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)