Starcraft; Legends of the Amaru; Legend of the 4 horsemen von G_O_D (Kapitel 1: comeback) ================================================================================ Kapitel 7: dead legion ---------------------- 1 comeback 7 dead legion Lord, give me back my legions! Chris richtete schlagartig auf und atmete schwer, während er sich umblickte. Soweit er sehen konnte, war alles voller Sand, Sand und noch mehr Sand. Als er sich etwas beruhigt hatte, stand Chris auf, klopfte sich den Sand von der Hose und blickte sich abermals um. „Verdammt, wo bin ich hier gelandet?“ fragte er sich leise und ständig wieder umblickend. Etwas glitt neben ihm durch den Sand als würde es durch Wasser gleiten und Chris, der von seiner alten Heimat Korhal Sandwürmer gewöhnt war, die eine Größe erreichen konnten, dass sie sogar Fahrzeugen gefährlich werden konnten, wich vorsorglich vor dem Sand zurück, der durchwühlt wurde. Gleichzeitig glitt seine Hand dorthin, wo er normalerweise seine Pistolen hatte, doch er stellte fest, dass diese nicht an ihren Plätzen waren. Eine Fluch denken, folgten seinen Augen der Bewegung im Sand. Obwohl er sich mit einem Sandwurm konfrontiert sah, der ihn am Stück hätte verschlingen können, und auch die Tatsache, dass er unbewaffnet war, ließen Chris kalt. Stattdessen schenkte er der Gefahr nur ein herausforderndes Lächeln. „Komm doch her, wenn du dich traust!“ zischte er dem Sandwurm zu, welcher ihn umkreiste und nur auf den richtigen Moment für den Angriff wartete. Der Sand vor ihm explodierte förmlich, als der Sandwurm auf ihn zuschoss und Chris sah nur noch ein, mit etlichen, langen, rasiermesserscharfen Zähnen besetztes, Maul auf sich zukommen. Wieder entrang ihm das nur ein Lächeln und er wich dem Angriff des Wurmes in letzter Sekunde aus. Dieser verfehlte ihn und tauchte wieder in den Sand ein, als würde es sich dabei um Wasser handeln. Chris sah an den Bewegungen des Sandes, wo der Wurm war und murmelte herausfordernd: „Komm schon!“ Die Bewegung machte eine Kehrtwende und kam nun wieder direkt auf Chris zu. Wieder schoss der Wurm aus dem Sand und flog mit weit aufgerissenem Maul auf Chris zu. Ein Schuss hallte durch die Wüste und der vordere Teil des Wurmes wurde von einer Ladung Schrot zerfetzt. Das Wurm landete vor Chris’ Füßen und das Blut färbte den Sand rötlich. Chris blickte zuerst auf den toten Wurm vor sich, dann drehte er langsam seinen Kopf in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Die Sonne ging gerade am Horizont unter und das einzige, was Chris von seinem Retter sah, war ein langer Schatten im Wüstensand, da die Person selbst direkt vor der Sonne stand. Chris kniff die Augen zusammen und fragte einfach: „Freund, oder Feind?“ Die Sonne sank immer tiefer und die Person blieb ihm vorerst eine Antwort schuldig. Langsam wuchsen auch die Schatten, welche die Dünen warfen gut erkennbar an und schließlich bekam Chris doch noch eine Antwort. „Kommt auf deine Loyalität an.“ sagte die Gestallt, deren Stimme Chris sofort bekannt vorkam. Chris wusste dennoch nicht, wer er da vor sich hatte und dachte über die Antwort des Fremden nach. „Wo meine Loyalität liegt.“ murmelte Chris schließlich, kratzte sich am Kinn und ließ den Blick in die Ferne gleiten. Die Person nickte, doch aufgrund der blendenden Sonne hinter ihm, bekam Chris das gar nicht mit. „Keine Ahnung.“, meinte Chris schließlich, dann vermutete er, „Bei mir selbst?“ Die Sonne war nun schon zur Hälfte untergegangen und die ersten Sterne leuchteten am Firmament auf. Langsam wurde erkennbar, dass die Nacht sternenklar sein würde und vom Licht des Vollmondes wahrscheinlich erhellt bleiben würde. „Wer bist du überhaupt?“ erkundigte sich Chris, dem die Stimme verdammt bekannt vorkam, er sie jedoch nicht richtig zuordnen konnte. „Schulde ich dem vielleicht noch Geld?“ fragte er sich auf eine Antwort wartend. „Ich?“, erwiderte die Person, „Ich bin niemand. Ich bin einfach nur ein weiterer Soldat, der sein Leben verloren hat, weil er leben wollte.“ „Ah.“, machte Chris, „Du willst es mir nicht gleich sagen. Dann gib mir wenigstens einen Tipp!“ Die Gestallt grinste, aber auch das konnte Chris noch nicht sehen. Ein paar weitere Sekunden musste er noch warten, bis er das Gesicht endlich ungeblendet sehen konnte. „Zum Beispiel?“ fragte die Person und Chris vermutete, dass die Person grinste. „Irgendetwas. Zum Beispiel was dir auf Anhieb zum Thema Leben einfällt.“ schlug Chris vor und hoffte endlich eine brauchbare Antwort zu bekommen. „Ruhm.“ antwortete die Person ohne lange überlegen zu müssen. „Ruhm?“ wiederholte Chris skeptisch. „Something we all adore. Something we’ve dieing for. Nothing will pay. Stuck in this game. Searching for fortune in fame.“ sagte die Person und Chris erkannte nun endlich, wenn er da vor sich hatte. „Tupac Shakur.“ hauchte Chris vollkommen gebannt und er schüttelte ungläubig den Kopf. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und nun sah er Tupacs Gesicht und er musste einsehen, dass er es war. „Willkommen im Reich der Toten, Chris.“ sagte Tupac und hielt Chris die Hand hin. „Im Reich der Toten?“ murmelte Chris, während er Pac kurz die Hand schüttelte und die Stirn runzelte. Tupac nickte, drehte sich um und sagte, während er losging: „Komm mit! Ich erkläre dir alles auf dem Weg.“ Die beiden waren gerade mal ein paar Schritte gegangen, als ein Fluchen hinter ihnen sie aufhielt. Sie drehten sich um und nun lagen vier weitere Personen vorerst regungslos im Sand. Chris kippte der Unterkiefer nach unten, während er die vier erkannte. Es handelte sich um Capone, Odin, Prince und Shirin. Capone zuckte zusammen und saß mit einem Mal aufrecht im Sand, während er stoßweise atmete und seine Augen begannen umherzuwandern. Chris wollte ihn gerade anreden, als Capones Augen sich auf etwas konzentrierten und sein Gesichtsausdruck Überraschung zeigte. Während die anderen drei sich auch langsam aufrichteten und sich etwas orientierungslos umblickten, folgte Chris dem Blick von Capone und sah nun, worauf dieser starrte. Zwei weitere Personen kamen eine der Sanddünen herunter und auch Chris brauchte einige Zeit um zu erfassen, um wenn es sich dabei handelte. Shirin erblickte nun ebenfalls die beiden Personen und auch sie starrte nur noch. Odin blickte Chris und Tupac erstaunt an, dann stieß ihm Prince gegen die Schulter und als Odin sich umdrehte, starrte auch er auf die beiden Personen, die auf sie zugingen. Im Endeffekt starrten die meisten wegen der größeren Person. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, jedenfalls die Jungausführung davon. Während Chris ihn auf knapp 18 schätzte, war sie vielleicht ein, bis zwei Jahre älter. Er hatte seinen rechten Arm um ihre Hüfte gelegt, hatte einen Hut auf, welches ein Tuch mit urbanem Tarnmuster teilweise verdeckte, welches er über seinen Kopf gebunden hatte, und er trug außerdem noch einen Staubmantel, der den Eindruck erweckte, schon viel erlebt zu haben. Obwohl er wenig Ähnlichkeit mit der Person hatte, als die sie ihn als letztes kannten, hatten ihn die anderen gleich wieder erkannt. Die beiden blieben knapp einen Meter vor Capone stehen und er ließ ihre Hüfte los, während er direkt auf Capone zuging und ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen. „Wie geht’s, Capone?“ fragte Jay grinsend. Capone starrte seinen Bruder sprachlos an und erst nach ein paar Sekunden ließ er sich von seinem Bruder aufhelfen. „Jay?“ fragte Chris, der sich inzwischen wieder gefangen hatte. Der Angesprochene blickte an Capone vorbei und nickte Chris kurz zu. „Lange nicht mehr gesehen, oder?“ meinte Jay und grinste in die Runde. Tupac konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen und auch Julia lächelte. „Fuck. Ich brauch jetzt erst mal einen Drink.“ meinte Capone und fasste sich an die Stirn. Im nächsten Augenblick landete eine Flasche Hennessy vor ihm im Sand und das Verwirren der Neuankömmlinge verstärkte sich nur. „Ich glaube, du solltest es ihnen erklären.“ meinte Julia, während Capone mit Stirnrunzeln die Flasche nahm, aufschraubte und ein paar Schlucke trank. „Uns was erklären?“ erkundigte sich Capone, während ihm der Hennessy die Kehle hinunter brannte. „Das wird jetzt gleich sehr lustig.“ freute sich Tupac, während Jay tief Luft holte. Dann fing er an zu erklären: „Also, das hier ist das Universum des Masterminds. Jeder hat hier die Möglichkeit sein körperliches Alter selbst zu bestimmen und es kann hier niemand sterben. Weiters befinden sich hier nur Personen, welche mein Leben positiv geprägt haben.“, er machte eine kurze Pause, in welcher er über seine Schulter zu Julia blickte, dann fuhr er fort, „Jedenfalls bin ich hier so etwas wie Gott. Korrektur. Nicht nur ich habe hier Fähigkeiten, welche an Gott erinnern, sondern Mike auch. Capone hatte ebenfalls gerade etwas gezeigt, was mich vermuten lässt, dass er und Chris auch die Fähigkeiten besitzen.“ Chris fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und stieß die Luft aus. „Okay?“ fragte Jay und blickte in die Runde. Während Capone, Odin, Shirin und Prince nickten, blickte sich Chris um. „Okay. Ich habe jetzt nur eine Frage.“, meinte Chris, der scheinbar nicht fand, wonach er suchte, „Wo sind die Schlampen.“ Tupac jubelte kurz auf und rief: „Ich wusste es! Ich wusste es!“ Jay hingegen verzog das Gesicht vor Wut, zog blitzschnell eine Pistole hervor und schoss Chris kurzerhand in den Kopf. Als der Schuss hallte und Chris’ Kopf nach hinten gerissen wurde, zuckten alle zusammen und starrten Jay entsetzt an. „Hast du sie noch alle?!“ brüllte Capone seinen kleinen Bruder an, während dieser die Pistole wieder wegsteckte. Tupac trat sanft mit seinen Sneakers gegen Chris’ Schulter, blickte an ihm hinunter und meinte: „Guter Treffer.“ Capone wandte den Kopf zu Tupac um ihn wegen dieser Aussage anzuschnauzen, da wurde ihm bewusst, wenn er da vor sich hatte. Kurz verflog sein Zorn und er erinnerte sich an Jays Erklärung: „…Personen, welche mein Leben positiv geprägt haben…“ Tupac bemerkte Capones Blick, tippte sich kurz an die Schläfe, so wie Jay zu seinen Lebzeiten immer salutiert hatte, und sagte dabei grinsend: „Willkommen im Reich der Toten.“ Ohne es selbst richtig mitzubekommen, hatte Capone die Flasche wieder aufgemacht und wieder einige Schlucke genommen. Tupac blickte wieder auf Chris hinunter und trat ihm wieder sachte gegen die Schulter. Dieses Mal zuckte Chris zusammen und setzte sich langsam wieder auf. „Verdammt. Was ist passiert?“ fragte Chris. Capone zeigte mit einer Hand auf Chris, während er mit der anderen auf Jay zeigte. Sein Blick wechselte auch ständig zwischen den beiden und schließlich schoss ihm wieder etwas: „…es kann hier niemand sterben.“ „Ah.“ machte Capone und seine Züge entspannten sich. Auch Jay war inzwischen wieder ruhiger und es schien ihm geholfen zu haben, dass er Chris einfach mal erschossen hatte. „Ich erinnere mich, dass Jay seine Pistole gezogen hat, auf mich zielte und auch abdrückte. Dann…“, meinte Chris, während er aufstand, als er stand fügten sich die Gedanken zusammen und er brüllte Jay an, „DU HAST MICH ERSCHOSSEN!?“ „Du hast gefragt wo die Schlampen sind.“ sagte Jay zu seiner Verteidigung. „Und das ist ein Grund einen Kumpel zu erschießen?“ fragte Prince, der inzwischen auch stand und sich den Sand von der Hose klopfte. „Er hat die Frage einfach schon zu oft gehört.“ meinte Julia, die ihre Arme um Jays Taille schlang. „Okay…ich schätze mal, dass es so sein sollte.“ kam es von Odin, der sich inzwischen auch schon in eine senkrechte Position gebracht hatte und nun seinen Blick durch die Landschaft schweifen ließ. „Mach das noch ein Mal…und ich werde das gleiche bei dir tun.“ drohte Chris seinem Kumpel. Jay begegnete dieser Drohung nur mit einem Grinsen und er versicherte Chris: „Glaub mir, ich bin hier schon sehr oft getötet worden.“ Shirin runzelte die Stirn, blickte zu Julia hinüber und zeigte mit dem Daumen auf Jay. Ihr Blick verriet, dass sie dieser Aussage nicht sehr viel Glauben schenkte. Doch Julia nickte um Jays Behauptung zu bekräftigen. Jay klatschte in die Hände und meinte, breit grinsend: „Okay, die anderen sind wahrscheinlich alle im Dorf hinten.“ „Dorf?“ wiederholte Prince überrascht. Jay warf ihm einen kurzen Blick zu und erwiderte: „Hast du etwa gedacht, dass wir alle wären?“ Prince überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Gut. Also, mir nach.“ sagte Jay, legte seinen rechten Arm wieder um Julia und führte die kleine Truppe in Richtung Dorf. Ein paar Minuten später gingen sie über die Hauptstraße des kleines Wüstendorfes und für die Neuankömmlinge war es ein seltsamer, schon fast beunruhigender Moment, all die Freunde wieder zu treffen, welche ihr Leben gelassen hatten. Die, die schon länger im Reich der Toten waren, mussten sich immer in Erinnerung rufen, dass es für sie am Anfang auch so gewesen war und, dass sie nun nicht zu sehr über die Neuen lachten. Sie erreichten Jays Haus, welches im Zentrum des kleinen Dorfes lag. Auf der kleinen Hölzernen Veranda, vor dem Lehmgebäude, standen ein paar Campingstühle. Und auf einem dieser Stühle saß eine weitere vertraute Person, die sich gerade sonnte. „Besuch.“ sagte Jay im Vorbeigehen, während die anderen stehen blieben und sich nur staunend umblickten. Mike zuckte zusammen, blickte durch seine Sonnenbrille die Neuankömmlinge an und ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. Gerade als sich Tupac auf einem der Campingstühle niederließ, stand Mike auf, ging auf Chris und Capone zu und rief lachend: „Willkommen! Willkommen im Reich der Toten!“ Capone verzog das Gesicht und meinte: „Ihr habt aber eine ziemlich gute Laune dafür, dass ihr tot seid.“ Mike zuckte mit den Achseln und erwiderte: „Was sollen wir sonst machen? Trauern?“ Jay, der sich inzwischen eine eiskalte Flasche Tequila aus dem Kühlschrank neben der Tür geholt hat, lachte auf und nickte zustimmend, während er die Flasche aufschraubte und einen Schluck nahm. Mikes Blick wanderte zu Chris weiter und er umarmte seinen kleinen Bruder. „Chris, schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir?“ begrüßte er Chris. „Ich bin tot.“ war Chris’ Antwort, der Mikes Freude nicht ganz verstehen konnte. „Nun, sieh es von der Seite, du hast es jetzt hinter dir!“ grinste Mike. Chris dachte kurz darüber nach, dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen aus und er meinte: „Stimmt, du hast Recht. Von jetzt an, kann es nur noch bergauf gehen.“ Als Mike an ihm vorbeiblickte und ihm das Grinsen verging, verschwand das Grinsen auch aus Chris’ Gesicht. Als nächstes fühlte Chris, wie ihm der Lauf einer großkalibrigen Waffe gegen den Hinterkopf gedrückt wurde. Langsam wanderte Chris’ Blick zu Jay hinüber und er meinte: „Ich glaube, dass alles in Ordnung ist, solange ich mich nicht umdrehe.“ Die Shotgun, welche ihm gegen den Hinterkopf gedrückt wurde, wurde entsichert und Chris’ Blick weitete sich. Langsam zeigte sich ein gezwungenes Grinsen in seinem Gesicht und er sagte mit hoher Stimme, während er sich panisch umblickte: „Hi, Sara. Schon lange nicht mehr gesehen.“ „Du Arschloch!“ hörte er die Stimme seiner verstorbenen Freundin hinter sich zischen. Odin ging zu einem der Campingstühle hinüber, ließ sich auf diesem nieder und murmelte dabei: „Soviel zu ‚jetzt hat er es hinter sich’.“ Shirin blickte von Chris, zu Sara, dann zu Julia und fragte: „Muss ich das verstehen?“ Julia signalisierte mit einem Schulterzucken, dass es eigentlich egal ist. Prince wollte gerade etwas sagen, dass die Situation entspannen sollte, doch als er den Mund aufmachte, zog ihn Tupac näher zu sich und flüsterte ihm zu: „Sag besser nichts, sonst bringst du dich nur selbst in die Schusslinie.“ Prince schluckte, nickte und beschloss besser die Klappe zu halten, während auch er sich auf einem der Campingstühle niederließ. „Ich geh dann mal.“ meinte Jay, drehte sich um und ging in seine Wohnung. Shirin stellte sich nun neben Julia und fragte flüsternd: „Was zur Hölle ist hier los?“ „Ich gebe dir 20 Sekunden eine volle Erklärung abzuliefern. Und dieses Mal fängt sie nicht mit ‚es war Jays Schuld’ an.“ „Du warst tot!“ rief Chris panisch, der an Vorstellung davon hatte, was Sara wohl meinte. „Ich rede nicht von den drei Schlampen auf Lacrima Belli.“, rief Sara vor Zorn bebend, „Und ich rede auch nicht von der Zeit, nach meinem Tod.“ „Ich war betrunken. Tarina hat mich sozusagen vergewaltigt.“ sprudelte es aus Chris hervor. Mike machte ein Zeichen, dass Chris besser die Klappe halten und nachdenken sollte, statt einfach mal irgendeinen Scheiß zu beichten. „DU HAST WAS?!“ schrie Sara aufgebracht und drückte den Lauf der Waffe fester gegen seinen Hinterkopf. „Äh…war das nicht das, was du meinst?“ erkundigte sich Chris und er hatte langsam das Gefühl, als würde er sich nur noch tiefer in die Scheiße reiten. Sara trat ihm gegen die Kniekehle und Chris ging unweigerlich in die Knie. „Das könnte jetzt etwas dreckig werden.“ kommentierte Tupac, der eine solche Situation schon von Jay, Kathlin und Alina kannte. „Ich rede von Denise und davon, dass du ein Kind hast!“ kam es von Sara, die kurz davor stand, ein Blutbad anzurichten. „Du meinst Cash?“ erkundigte sich Chris etwas naiv. Sara stockte kurz, dann brüllte sie: „Wie viele Kinder hast du denn noch?!“ „Keine von denen ich wüsste.“ erwiderte Chris und im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass seine Antworten seine Situation nicht gerade verbesserten. Sara schlug ihm mit dem Gewehrkolben gegen die Schulter und knurrte dann: „Ich warte immer noch auf eine Erklärung!“ Chris jedoch entgegnete: „Da gibt es nichts zu erklären.“ „Dann stirb!“ meinte Sara gereizt. „Hallo, wir sind hier im Reich der Toten. Wo glaubst du das ich hinkomme, wenn du mich noch mal umbringst?“ meinte Chris vollkommen unbeeindruckt. Mike schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. Chris verstand etwa die Situation nicht, in der er sich befand, oder er hatte einen Plan. Doch Mike war sich ziemlich sicher, dass eher das Erste der Fall war. „Mir egal. Die Schmerzen fühlst du trotzdem.“ kam es von Sara. Sie ging einen Schritt zurück und Chris wurde sich bewusst, dass sie wirklich abdrücken würde. „Äh…“ machte er, dann hatte er einen Einfall. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Sara legte gerade ihre Waffe an und wollte abdrücken, als Chris plötzlich verschwunden war. Sie senkte die Waffe und zischte: „Wo ist er? Wo ist er hingeflohen?“ „WO BIST DU?!“ brüllte sie laut, während sie sich im Kreis drehte. Mike wusste nicht, ob Chris’ Flucht gut oder schlecht war. Einerseits hatte er somit seinen Kopf aus der Schlinge gezogen, doch andererseits, würde es den Zorn von Sara nur verstärken. Gerade als er auch anfing sich zu fragen, wo Denise eigentlich abgeblieben ist, kam diese auf die Straße gestürmt und trug ebenfalls eine Shotgun bei sich. Sie blickte zu Sara hinüber und diese rief: „Er ist geflohen!“ „Wir erwischen ihn noch.“ versicherte ihr Denise, während sie die Shotgun durchlud. Chris, der auf dem Flachdach von Jays Heim lag, hörte das Gespräch auf der Straße mit und dachte sich nur noch: „Ich bin so gut wie tot.“ Ein paar Sekunden später korrigierte er sich in Gedanken: „Was sage ich da überhaupt. Ich bin doch schon tot.“ Als nächstes hörte er, wie die beiden Frauen sich scheinbar auf die Suche nach ihm begaben. „Okay, ich denke ich habe meine Antwort bekommen.“ meinte Shirin an Julia gewandt. „Komm mit, wir haben viel zu besprechen.“ sagte Julia und ging mit ihrer Freundin zu ihrem Heim hinüber. Obgleich der Hangar der Amaru voll war, herrschte ein betretendes Schweigen während der Trauerfeier von Mike, Capone, Chris, Prince, Shirin, Odin, Josè und Khan. Die Hybriden, auf welche Johnny und die anderen Marines im Hangar der California, gestoßen waren, waren die letzten auf im ganzen Schiff gewesen. Nun lagen die beiden schweren Schlachtträger im hohen Orbit um den Planeten Lacrima Belli. Die Beisetzung der fünf Gefallenen war gleichzeitig auch ein Denkmahl für alle, die in diesem Krieg gefallen sind. Egal ob Zerg, Protoss oder Mensch. Egal ob Freund oder Feind. Denn dieser Krieg war nicht der Krieg der Menschen. Es war auch kein Krieg der Protoss und der Zerg mehr. Es war zu einem Kampf der Götter geworden. Doch statt Göttern mussten immer noch einfache Soldaten sterben. „Ja, die Amaru hatte viele tapfere und auch gute Soldaten verloren.“ ging es Johnny durch den Kopf, während er in die Gesichter der Anwesenden blickte. Manche wirkten traurig, andere ließen sich die Emotionen nicht anmerken und wieder ein paar andere wirkten einfach nur erschüttert. Es war aber nicht nur eine Beisetzung für diese fünf, sondern auch für die anderen Soldaten, die auf der California ihre Leben gelassen hatten. Das, was man an Leichen gefunden hatte, war nun in Särge verfrachtet worden, welche genauso wie Jays Sarg damals, im Warp verschwinden sollten. Genauso wie bei Jays Beisetzung, erklang im Hintergrund leise der Song „So many tears“ von Tupac Shakur. Und obwohl Johnny eher Rockfan war, berührte ihn dieser Song sehr, da er genau das ansprach, was um Johnny herum passierte. Zu viele Menschen starben und er war einfach nicht in der Lage daran etwas zu ändern. Ein paar Leute blickten in Johnnys Richtung, weil sie vermuteten, dass er, als eines der letzten Mitglieder des original Doomkommandos, etwas sagen würde, doch Johnny fand einfach nicht, dass er etwas sagen sollte. Zu stark war die Trauer, die er verspürte, zu stark war der Schmerz, der ihn überwältigte. Aracan, seines Zeichens ein weiterer Veteran der alten Zeiten, legte Johnny die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm zu: „Es war nicht deine Schuld.“ Johnny blickte kurz zu ihm hinüber, nickte und erwiderte: „Ich weiß. Es ist dennoch so, dass ich überlebt habe. Und die anderen nicht.“ „Die Überlebenden fühlen sich immer schuldig.“, versicherte ihm Aracan flüsternd, „Ich weiß das. Ich kenne das.“ Johnny seufzte auf und fragte dann: „Wie alt bist du nun?“ „Was meinst du damit?“ erkundigte sich Aracan blinzelnd, weil ihn die Frage überraschte. „Wie alt bist du?“ wiederholte Johnny seine Frage. „Körperlich bin ich erst 30 Jahre alt.“, antwortete Aracan, dann musste er kurz nachdenken, „Doch eigentlich bin ich schon…ungefähr…60. Warum?“ „60 Jahre.“, wiederholte Johnny, dann wandte er seinen Blick wieder zu den Särgen hinüber, „Hast du in diesen 60 Jahren schon einmal so etwas erlebt?“ Auch Aracan blickte nun wieder zu den Särgen und er dachte nach. Wenn Johnny meinte so viele Menschen tot zu wissen, dann hätte er mit ja antworten müssen. Doch so viele Menschen tot zu wissen, welche so einen Eindruck hinterließen. Aracan schüttelte den Kopf und sagte: „Etwas vergleichbares habe ich noch nie erlebt.“ „Sieh dich um!“, flüsterte Johnny, „Sieh dich um! Es sind genauso viele Menschen hier, wie bei Jays Beisetzung. Genau so viele wie damals. Nicht einmal bei einem General sind so viele…Wesen anwesend.“ Aracan blickte durch den Hangar und nickte. Er sah die drei Raptoren, von denen nun zwei herrenlos waren, zwischen den Terranern standen die Protoss, um den gefallenen Masterminds die letzte Ehre zu erweisen. Unzählige Terraner waren anwesend, von denen viele die Verstorbenen nicht einmal persönlich kannten, doch Aracan wusste, wie wertvoll diese Menschen, diese Masterminds für die Menschheit wichtig waren. Nein, es war zwar nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die Masterminds waren nicht nur für die Menschen wichtig, sondern auch für die Protoss. Aracan blickte weiter und sah Kerrigan, mit ein paar ihrer Dienern, unter denen sich auch Zeros befand. Aracan stutzte, als er einen der Jäger-Killer sah, der eindeutig trauerte. Eine Trauer, die er selbst empfand und nicht eine Trauer, welche eine Reflektion von Kerrigans Gefühlen war, denn Kerrigan wirkte beherrscht. Doch Aracan nicht wusste, weil er damals nicht dabei war, als das Doomkommando Kerrigan von Char geholt hatte, dass dieser Jäger-Killer wegen Chris trauerte. Er trauerte, weil Chris ihm damals High-Five geben wollte. Obwohl es dann doch nicht dazu gekommen war, hatte es der Zerg als einen Akt der Verbrüderung empfunden, dass Chris ihm so eine Geste entgegengebracht hatte. An der Spitze der anwesenden Protoss, standen deren wichtigsten Vertreter, welche wohl jeder kannte. Fenix, Zeratul, Tassadar und Artanis standen mit gesenkten Köpfen dort und schienen den Verlust der Hoffnung zu verarbeiten. Aracan wusste, dass es nicht nur Trauer um den Tod dieser Menschen war, der die Protoss so deprimierte, es war mehr der Verlust der Masterminds, welche die Protoss so fertig machte. Die Führungsschichten der terranischen Regierungen waren auch vertreten, zumindest der Regierungen, welche nicht mit der Amaru im Krieg waren. Während die Delegation des VED von Imperator Tobias Farrell angeführt wurde, waren die ehemaligen Präsidenten von Korhal, welche nach der Befreiung des Planeten gewählt wurden, und auch der neue Befehlshaber der Rebellen, Sam Miller, einer von Raynors alten Freunden, anwesend. Die Regierung, welche damals auf Korhal gegründet wurde, existierte noch immer, doch wagte es keiner, dieser Regierung eine direkte Bezeichnung zu geben. Und auch so war die entstandene Regierungsform weniger eine Demokratie im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Kopie der antiken römischen Republik. Direkt bei der Gründung entsprach sie mehr einer modernen Demokratie mit nur einem Präsidenten, doch aufgrund der Umstände wurde beschlossen zwei gleichberechtigte Regenten einzusetzen, welche beide fähige Berater hatten. Johnny ließ auch seinen Blick schweifen, aber ihn kümmerten all diese berühmten Anwesende kein Stück. Er hatte mehr Augen für jene, welche immer im Schatten anderer Leute gestanden sind. Daher fiel ihm einer der Anführer schon auf. Sam Miller. Solange Raynor gelebt hatte, war Sam immer sein Sekundär gewesen, doch nun, nach Raynors Tod, hatte sich Sam zum Anführer aufgeschwungen und Johnny musste zugeben, dass Sam seine Arbeit gut machte. Johnny kannte Sam schon lange, denn bevor er zu Jay und Chris gekommen war, hatte er in einer Gruppe mit Sam gekämpft. Manchmal trafen sie sich noch und redeten viel miteinander, über die guten alten Zeiten, über die Gegenwart und auch über das, was die Zukunft noch bringen könnte. Sam war nie glücklich darüber gewesen, Anführer zu sein, doch er tat es, weil Raynor ihm immer vertraut hatte. Dennoch wünschte sich Sam den ehemaligen Marshall zurück, denn dieser hatte wirklich immer alles im Griff. Solange Jay nicht irgendetwas hinter seinem Rücken durchzog. Ja, Jay hatte schon bei jedem Vorgesetzten etwas hinter dessen Rücken durchgezogen. Und meist war dieses etwas Kerrigan gewesen. Wie oft hatte Jay Kerrigan heimlich geholfen? Einmal hatte er ihr geholfen, ohne dass Raynor etwas davon bemerken sollte, einmal hatte er ihr im Auftrag von Raynor geholfen und einmal hatten sich die beiden so auf Tortuga getroffen. Damals hatte sie eigentlich Jay geholfen, falls er überhaupt Hilfe gebraucht hätte. Johnny blickte weiter und sah Cash mit hängendem Kopf neben Keith stehen. Keith stand auch immer im Schatten ihres Vaters, als dieser noch lebte. Genauso war es mit Cash gewesen. Raven und Zyress hingegen waren nie im Schatten von jemand gestanden, dennoch waren sie eher unauffällig und hatten nie ein großes Interesse von Außen auf sich gezogen. Die beiden waren ja zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Johnny erblickte Ray, der wieder einmal seine rechte Schulter verbunden hatte, und Rabbit, welche nicht weit von ihrer Tochter entfernt standen. Seit Ray wusste, dass er eine Tochter hatte, wirkte er etwas überfordert. Sogar jetzt, wo die Familie endlich wieder zusammengefunden hatte, herrschte eine etwas frostige Beziehung. Doch Johnny konnte es Ray nicht verübeln. Er hatte einfach keine Ahnung vom Vater sein. Weder hatte er eine Vaterfigur in seinem Leben gehabt, noch hatte er die Zeit eine Verbindung zu seiner Tochter aufzubauen. Ray war von einem Protoss erzogen worden. Noch dazu von einem Dunklen Templer. Gefühle waren ihm während dieser Ausbildung untersagt und er musste erst lernen menschlich zu sein, als er nach dem Tod seines Meisters, der übrigens viele Namen hatte, unter Menschen gekommen ist. Und das er dann gleich auf Jay und Chris gestoßen ist, war ein Kulturschock für ihn gewesen. Das waren richtige Menschen. Die beiden hatten ihre Stärken und Schwächen, eben das, was den Mensch ausmachte. Zum Erziehungsproblem von Ray kam noch hinzu, dass Raven ihm nicht viele Chancen gab. Sie war ungefähr 16 Jahre ohne Eltern aufgewachsen und war nun sehr selbstständig. Sie brauchte keine Eltern mehr und blockte diese daher auch irgendwie ab. Rabbit schien schon ein bisschen mehr Kontakt mit ihr zu haben. Die Trauerfeier kam langsam zu ihrem Ende und Johnny konzentrierte sich auf die Personen, welche mit der Reaper die California verlassen hatten. Einer davon, soviel hatte Johnny schon mitbekommen, war aus Odins neuer Piratencrew gewesen. Sein Name war Red und er musste irgendetwas haben, weil Odin sehr große Stücke auf ihn hielt. Johnny konnte nur hoffen, dass Odin das auch mit gutem Grund tat. Direkt neben Red stand Sammy, der seinen gewohnten eiskalten Blick im Gesicht hatte und seelisch tot wirkte. Ein paar Meter von Sammy entfernt stand eine junge Dame, welche immer wieder besorgt zu Sammy hinüberblickte. Johnny hatte schon einmal mit ihr gesprochen und wusste daher, dass sie Maggie hieß. Neben Maggie stand Lucy, welche traurig auf Prince’ Sarg starrte. Sie hatte den Pater gemocht, noch bevor sie ihn damals im Wohnhaus getroffen hatte. Sie war ein paar Mal in der Kirche gewesen und hatte die Art bewundert, wie er predigte. Er brachte den Glauben verständnisvoll herüber. Er sagte, dass der Glaube das ist, was der Mensch daraus macht, dass man ruhig glauben kann, was man will, doch das man immer daran denken sollte, dass der Glaube ein wichtiger Pfeiler von Hoffnung ist. Manche seiner Predigten, welche durch die Reihe nur selten aus der Bibel selbst stammten, beendete er mit dem Satz: „Auch der legendäre Jaykoff Smith hat gebetet, bevor er in die Schlacht zog.“ Das hatte sie Johnny erzählt, während er mit ihr gesprochen hatte und Johnny war erstaunt gewesen, wie offen sie mit ihm geredet hatte. Ein weiterer Mann, der direkt neben Sammy stand und knapp einen Kopf kleiner war als dieser, was noch immer groß war, war T-Bone. Johnny hatte nur kurz ein paar Worte mit ihm gewechselt um zu erfahren, was auf der California passiert war, doch mit den paar Worten hatte T-Bone Johnnys Vertrauen erlangt. Zwei weitere junge Männer standen neben T-Bone. Kain Norrington und Jackson Rockwood. Auch mit ihnen hatte Johnny schon gesprochen und dabei hatte er in Erfahrung gebracht, wer Kain war, und was er tat. Kain war Reporter gewesen und wollte die Story vom Untergang Antiochas mit allen Hintergrundfakten niederschreiben. Kurz gesagt, er wollte die Geschichte der Amaru niederschreiben. Johnny empfand es als gut, dass das einer tun wollte und hatte ihm daher versprochen, mit ihm zu reden, ihm zu erzählen, was er wusste und dabei den Planeten Lacrima Belli zu zeigen. Oder besser gesagt, die Verteidigungsstrategie der Städte auf Lacrima Belli. Rockwood war so etwas wie Kains persönlicher Leibwächter geworden. Das Verhältnis der beiden war weniger wie das von Kumpels, sondern mehr wie von Brüdern, wobei Rockwood, den älteren, beschützenden Bruder verkörperte. Die Musik setzte aus, ein hydraulisches Zischen war zu hören und die Särge wurden aus dem Hangar geschossen. Als sie draußen waren, öffneten sich viele kleine Warplöcher, welche die Särge verschluckten. Nachdem die Trauerfeier nun beendet war, setzten sich die Anwesenden in Bewegung um mit ihren Raumschiffen, welche im anderen Hangar standen, wieder dorthin zurückzukehren, wo sie herkamen. Die Crew der Amaru hingegen machte sich daran, wieder an die Posten zu beziehen. Während Aracan sich verabschiedete, um wieder auf die Krankenstation zu gehen, ging Johnny zu Kain hinüber, und blickte dabei zu Raven und Zyress, den Zerg-Mensch, hinüber. Raven, die neben Zyress, Cash und Keith gestanden war, blickte kurz scheu zu ihren Eltern hinüber, dann ließ sie Zyress Hand los, welche sie die ganze Zeit gehalten hatte, und ging zu Rabbit und Ray hinüber. Sie blieb vor ihnen stehen, dann sah Johnny nur noch wie ihr eine einzelne Träne die Wange hinunterlief und sie sich ihre Eltern umarmte. Ray wirkte erst etwas irritiert und hilflos, dann legte er die Arme um seine Tochter und tat endlich das, was er knapp 21 Jahre lang nicht getan hatte. Er kümmerte sich um seine Tochter. Johnny blieb neben Sammy, T-Bone, Rockwood und Kain stehen und sagte: „Kommt mit! Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug.“ Die anderen nickten, bis auf Sammy, und folgten ihm in den anderen Hangar. Dort bestiegen sie einen Transporter mit dem sie ihre Reise zu den Festungen von Lacrima Belli starteten. Während sie über Thyr, die Hauptstadt der Protoss hinweg, erklärte Johnny dem Reporter und den drei anderen, falls es sie interessierte: „Die drei Städte Thyr, von den Protoss, New Hope, vom VED, und Unbroken Resistance, von den ehemaligen Bewohnern Korhals, sind nach dem selben Muster aufgebaut. Eine schwer befestigte Stadt, mit drei Verteidigungsringen. Der erste Ring beginnt knapp einen Kilometer von den letzten Gebäuden entfernt. Der zweite Ring ist knapp zehn Kilometer vom ersten entfernt und der dritte fünf Kilometer vom zweiten. Damit ist eine gute Verteidigung gegen Bodenangriffe gegeben. Weiteres ist jede Stadt mit einer schlagkräftigen und auch flächendeckenden Luftabwehr bestückt.“ „Und was soll daran so besonders sein?“, erkundigte sich Kain, „Abgesehen von den drei Festungsringen ist es genauso eine Verteidigung wie jede andere Stadt auch.“ T-Bone stimmte Kain zu und ergänzte: „Augustgrad hatte auch schon zwei Festungsringe“ Johnny nickte und sagte: „Soweit ist es ja auch noch der Standart. Doch hinzukommt, dass bei jedem Festungsring ein Energieschild aufgespannt wird, welche die Städte schützen.“ „Okay.“ kam es von Kain, der sich wieder Notizen machte. „Und, wie bei Korhal, existiert unter jeder der drei Städte eine synchron wachsende Unterstadt, welche als letzter Fluchtpunkt genutzt werden kann, sollte die Situation es verlangen.“, beendete Johnny die Erklärung, „Außerdem sind die drei Städte durch ein unterirdische Monorail verbunden, welche sogar die Unterstädte miteinander verbindet und die im äußersten Notfall versiegelt werden kann.“ „Okay. Es ist also gut geschützt.“ meinte Rockwood zusammenfassend. „Und wie sieht es bei den Zerg aus?“ erkundigte sich Kain, dem auffiel, dass diese Verteidigung scheinbar nicht für die Zerg galt. Johnny grinste und erwiderte: „Am besten zeige ich euch das vor Ort.“ Rockwood, dem der Gedanke nicht sehr gefiel, riss die Augen auf. „Was hast du vor?“ fragte T-Bone nach, der ebenfalls hoffte, sich verhört zu haben. „Wir fliegen jetzt zu Kerrigans Schwarmcluster.“ sagte Johnny immer noch grinsend und beschleunigte den Transporter wieder. Während sie über die Landschaft dahin flogen, verging Johnny langsam wieder die Grinsen und er musste daran denken, dass Shirin nun tot war. Um sich abzulenken, aktivierte er die Musikwiedergabe des Bordcomputers und gab eine zufällige Wiedergabeliste ein. Der Song Radio/Video von System of A Down erklang und schaffte es, Johnny wieder abzulenken. Gleichzeitig aktivierte er aber auch den Funk und sagte: „Kerrigan, hier spricht Johnny. Ich würde gern ein paar Leuten deinen Primärcluster zeigen.“ Es dauerte nicht lange, da bekam er von Kerrigan persönlich eine Antwort: „Okay, ich habt die Erlaubnis. Aber behaltet eure Spikes bei euch.“ Eine weitere Stimme schaltete sich hinzu und es handelte sich um Zyress, der teilweise gelangweilt klang: „Was dagegen, wenn ich mitkommen? Raven feiert gerade ein Familientreffen mit ihren Eltern, also…“ „Kannst ruhig mitkommen.“ sagte Johnny, nachdem Zyress’ Stimme verklungen war. „Gut, wir sehen uns beim Schwarmcluster.“ verabschiedete sich Zyress vorerst. „Bis gleich.“ meinte auch Odin, der seine Gedanken auf die Führung durch die Höhlen der Zerg richtete. Knapp eine drei Stunden später hatte Johnny den Raumjäger in der Nähe von Kerrigans Primärcluster gelandete und als auch Zyress mit seinem Raumjäger eingetroffen war, waren die fünf Terraner in das Tal hinunter gestiegen, in welchem sich der Schwarmcluster befand. Dort herrschte hektisches Treiben. Im Himmel flogen abertausende von Mutalisken und Overlords, während im Tal selbst, Drohnen ihren Arbeiten nachgingen. „Was für einen Tag haben wir heute?“ fragte Kain, während sie zwischen den Drohnen hindurch, auf eine Felswand zugingen. Johnny fing eine Uhr hervor, klopfte kurz dagegen und antwortete dann: „Laut interstellarer Zeit haben wir gerade zwei Uhr morgens am Sonntag. Warum?“ „Reine Neugierde.“ erwiderte Kain, der, als eine Gruppe Zerglinge an ihnen vorbeihüpfte, erleichtert war, dass er eine Kopie seiner Aufzeichnungen in sein Quartier auf der Amaru gebracht hatte. Er blickte wieder nach vorne und erkannte nun endlich, worauf sie zugingen. Vor ihnen befand sich eine großer Höhleneingang. „Die Zerg haben nur einen Schildgenerator und dieser überspannt hier alles im Radius von sieben Meilen.“ erklärte Johnny die erste Stufe von Kerrigans Verteidigung. „Und dieser Höhle?“ erkundigte sich Kain, während sie die Höhle betraten, welch nach ein paar Metern abzufallen begann. „Sie führt uns hinunter in das Zentrum von Kerrigans Reich.“ antwortete Johnny, der vorne ging. Nach ein paar Metern begann sich der Tunnel zu winden und erinnerte Kain bald an eine Wendeltreppe. Zyress, der ganz hinten ging, rief Johnny zu: „Tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin, aber ich musste noch zwei Raptoren wo absetzen.“ „Huh?“ machte Johnny, der nicht ganz verstand, was Zyress damit aussagen wollte. „Ich habe Hunter und Blue auf die Insel gebracht.“ erklärte Zyress knapp. „Insel? Welche Insel?“ erkundigte sich Kain neugierig, während das Geschnatter der Zerg, welche an der Oberfläche waren, immer leiser wurde. „Auf Korhal gab es Raptoren. Nun, Jay hatte damals eine Blutsverwandtschaft mit diesen Tieren und daher retteten wir die Raptoren auch und gaben ihnen hier eine neue Heimat. Eine ansehnliche Insel abseits aller Kontinente. Dort haben wir ein für ein funktionierendes Ökosystem gesorgt, welches den Raptoren das Überleben sichert. Hat ganz schön lange gedauert, bis es funktioniert hatte.“ erklärte Johnny ausführlich. „Klingt interessant.“ meinte Rockwood. Das Geschnatter von Zerg wurde immer lauter, doch nun kam es von unten herauf. „Ja, wir sind gleich dort.“ meinte Johnny. Ein paar Schritte später sah er vor sich das Ende des Abstieges und der Tunnel mündete in eine weitläufige Höhle. Als die Terraner aus dem Tunnel herauskamen, blieben sie erstmal staunend stehen und blickten sich mit offen stehenden Mündern an. Die Höhle hatte einen Durchmesser von knapp 10 Meilen und es befand sich eine eindeutige Kopie vom Zergcluster, denn die Terraner im Tal über der Oberfläche gesehen hatten, in der Höhle. Doch hier, im Zentrum der Höhle, befand sich ein Gebäude, das überhaupt nicht in das Schema passte. Es handelte sich um eine Kommandozentrale, welche weder beschädigt, noch verseucht war. In Wahrheit schien sie sogar im Licht zu funkeln. Kain runzelte die Stirn, als ihm dieses Detail auffiel. „Woher kommt das Licht?“ fragte er sich, als ihm bewusst wurde, dass sie sich unter der Planetenoberfläche befanden. Er blickte nach oben und sah, dass die ganze Decke der Höhle erhellt wurde. Anfangs hielt er es für Kristalle, doch als er den Rand des Lichtfeldes musterte, erkannte er, dass es sich um neue Zergkreaturen handelte. Kerrigan tauchte wie aus dem nichts neben ihnen auf und wurde von zwei Jäger-Killern flankiert, wobei es sich bei einem davon um Zeros handelte. Sie merkte Kains Blick, schaute ebenfalls nach oben und sagte: „Die Idee kam mir, als mir Jimmy mal von Glühwürmchen erzählt hatte.“ Als sie das gesagt hatte, wurde ihr Blick glasig und sie seufzte auf. „Armer Jimmy.“ meinte sie traurig. Kain hatte nun die Chance Kerrigan genauer zu mustern und er stellte erstaunt fest, dass die Zerg-DNS scheinbar ihr Altern verhinderte, denn sie wirkte immer noch jung. „Jimmy?“ flüsterte T-Bone fragend. „Jim Raynor.“ antwortete Zyress leise. Johnny nickte und Kerrigan kam wieder aus ihren Gedanken. „Habt ihr irgendwelche Fragen?“ erkundigte sich Kerrigan freundlich. Johnny lief dabei ein kalter Schauer den Rücken hinunter, denn er war es nicht gewöhnt, dass Kerrigan so freundlich war. Irgendwie schien sie seit Raynors Tod an Biss zu verlieren. Aufgrund von Kerrigans Frage, drehten sich alle zu Kain um und blickten ihn an. Dieser grinste, räusperte sich kurz und meinte: „Ja, ich hätte ein paar Fragen.“ „Kommt mit.“ sagte Kerrigan. Die Terraner folgten ihr zu einer verseuchten Kommandozentrale, welche nur ein paar hundert Meter entfernt war und dort führte sie Kerrigan in einen ehemaligen Aufenthaltsraum. Sie setzten sich an einen der Tische und Kain begann damit, Kerrigan Fragen zu stellen. Kerrigan selbst schien es gut zu tun, mit jemand reden zu können und je länger das Gespräch dauerte, desto mehr kehrte die alte Kerrigan in ihr hervor. Zwar wirkte sie nicht etwas weniger Freundlich, doch dafür machte sie Johnny wenigstens keine Angst mehr. Johnny, der dem Gespräch von Kerrigan und Kain eine lange Zeit gefolgt war, legte nun die Füße hoch, holte seinen PDA hervor, steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und aktivierte die Musik. Der Song „Roulette“ erklang, der ebenfalls von System of A Down war. Johnny lauschte dem Song gebannt und er fühlte, wie sich seine Gefühle der letzten Jahre darin wieder spiegelten. Er hatte nie gewusst, wie er sich in ihrer Gegenwart fühlte, und doch wusste er es irgendwie doch. Er hatte sich oft eingeredet sie nicht zu lieben, hatte es aber doch getan. Hatte er überhaupt seine Gefühle erkannt, oder hatte er sie unbewusst ignoriert? Johnny konnte nicht genau sagen, von Beiden der Wahrheit entsprach. Er fühlte sich einsam, verlassen und auch schuldig. „Die Überlebenden geben sich immer die Schuld.“ hatte Aracan bei der Trauerfeier zu Johnny gesagt. Damit hatte Aracan recht. Obwohl Johnny wusste, dass ihn keine Schuld traf, fühlte er sich schuldig, weil er überlebt hatte. „Wie sich Chris wohl gefühlt hatte, als Jay gestorben war?“ fragte sich Johnny. Damals waren beide in der gleichen Schlacht schwer verletzt worden. Chris war durchgekommen, während Jay sein Leben lassen musste. Niemand wusste, wie ähnlich die beiden Dinge sich waren. Beide hatten beinahe dasselbe erlebt. Während Chris im Krankenflügel der Amaru lag und Halluzinationen hatte, kurz bevor er aufwachte, hatte Jay die selben Halluzinationen als er im Reich der Toten aufwachte. Würde das jemand erfahren, würde es die Meinung verstärken, dass Tod und Leben nahe bei einander liegen. Johnnys Gedanken begannen zu kreisen, während der Song wechselte und nun „D.O.A.“ von Diablo zu hören war. „Tot oder lebendig.“, dachte Johnny, „Verdammt. Ist doch beides dasselbe.“ Er blickte sich um und sah T-Bone, der angefangen hatte, sich mit einer Münze zu spielen und Johnny fiel auf Anhieb ein Vergleich ein. Leben und Tot waren die beiden Seiten von ein und derselben dreckigen Münze. Manchmal überlebt man und manchmal stirbt man. Doch was war Leben schon, wenn man es nicht genießen konnte. Was war Leben, wenn man in seinem eigenen Kopf gefangen war. Johnny hatte es schon oft genug erlebt, wie Menschen in der Gosse endeten, weil sie versuchten zu leben. Weil sie versuchten intensiv zu leben. Tortuga war eines der besten Beispiele, für die Dekandez des Menschen. Frauen wurden zu Schlampen, weil sie Geld zum Leben brauchten. Schlampen nahmen dann Kokain um das Leben, dass sie führten, zu ertragen. Und um das Kokain zu bekommen verkauften sie ihre Körper. Johnny schüttelte traurig den Kopf, als er daran dachte, was er schon alles erlebt hatte. Frauen, welche sich das Hirn nicht mit Kokain weggeblasen haben, waren auf Tortuga dennoch mit Vorsicht zu genießen. Entweder man wurde beschissen und man wachte mit einem Messer im Rücken wieder auf. Johnny hatte das schon persönlich erlebt, mit einer Frau, welcher er vertraut hatte. Er hatte Natascha schon jahrelang vertraut, dann hatte sie ihn eines Tages an das Dominion verraten. Johnny wusste nicht, wie viel sie dafür bekommen hätte, denn bevor man Johnny abholen konnte, wurde er von Chris, Jay und Prince gerettet. Bei dieser Aktion ließen ein paar Soldaten des Dominions und auch Natascha ihre Leben. Johnny erinnerte sich, dass es Chris gewesen war, der Natascha mit einer beängstigenden Ruhe und Selbstverständlichkeit erschossen hatte. Jener Chris, bei dem später festgestellt wurde, dass er ein Mastermind war. Mastermind. Was war ein Mastermind? Eigentlich sollte der Mastermind ja das perfekte Wesen sein. Das Gute in Person, welches ohne Makel ist und nur gutes tut. Manche stellten sich unter dem Mastermind einen Gott vor. Einen Gott, der frei von jeglicher Sünde ist. Doch dem war nicht so. Jay, Chris, Mike und Capone waren sicherlich vieles, aber ganz bestimmt nicht ohne Sünde. Verdammt, die vier waren die Personifikationen des Wortes Sünde. Alle vier hatten ihre Leichen im Keller und waren öfter durch schlechtes, als gutes Benehmen aufgefallen. Mastermind war nicht die Bezeichnung für einen makellosen Gott. Mastermind war die Bezeichnung für einen einfachen Menschen. Einen Menschen, der seine Fehler hatte. Die Bezeichnung für einen normalen Menschen. Nein, es war nicht die Bezeichnung für einen normalen Menschen. Es war die Bezeichnung für einen…einen Mastermind. Es gibt keine wirkliche Auslegung, was ein Mastermind ist. Ein Mastermind ist wohl das, was seine Umwelt aus ihm macht, oder? Es gab ein Kriterium, welches man erfüllen musste, um als Mastermind zu gelten. Hoffnung. Man musste den Menschen um einen herum Hoffnung geben und den Willen weiterzumachen. Weiteres brachte ein Mastermind andere dazu das zu tun, was er wollte. Auch wenn es die Person selbst nicht tun will, tut sie es und im Endeffekt zieht sie selbst daraus einen Nutzen, der Mastermind aber nicht. Johnny schüttelte den Kopf. Er würde es wohl nie verstehen, warum gerade diese vier Musterarschlöcher zu Masterminds geworden sind. Zwei Piraten und deren ältere Brüder. Die Vorstellung alleine, dass aus einem Piraten der Retter des Guten werden sollte, war lachhaft und Johnny vollkommen unverständlich. Wieder ordnete Johnny sein Denken und er fragte sich, wie wohl die Protoss damals darüber gedacht hatten, als man ihnen den Piraten Jaykoff Smith als ihren Retter präsentiert hatte. Nicht nur, dass er kein Protoss, sondern ein Terraner war, nein, er war dann auch noch ein Pirat. „Niemand kann sich aussuchen, von wem man gerettet wird.“ dachte sich Johnny und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Dabei konnte er beobachten, wie Kerrigan und Kain schon in eine hitzige Debatte gekommen waren. Worüber sie genau stritten, war Johnny unbekannt und auch egal. T-Bone, der dem Streitgespräch hingegen folgte, zog ein zerknautschtes Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche seiner Drillichkleidung und zog einen Sargnagel heraus, welchen er sich dann auch gleich anzündete. Johnny griff über den Tisch, nahm T-Bone die Zigarette weg und murmelte dabei: „Rauchen ist ungesund.“ Gleichzeitig steckte er sich selbst den Sargnagel zwischen die Lippen. Während er den ersten Zug nahm und der Rauch seine Lunge fühlte, fluchte Johnny innerlich auf und hasste sich selbst dafür. Er hatte jetzt schon lange keine Zigarette mehr geraucht, doch die Ereignisse in letzter Zeit machten ihn einfach fertig. Warum rauchte er überhaupt? Warum fühlte er sich entspannter, wenn er an der Zigarette anzog, obwohl er genau wusste, dass es ihn irgendwann töten würde. Auf Johnnys Gesicht zeigte sich die Uneinigkeit und er wusste nicht, ob er den Sargnagel einfach ausdämpfen, oder weiterrauchen sollte. Sammy schien den inneren Konflikt, der gerade in Johnny vor sich ging, bemerkt zu haben, denn er griff nun selbst über den Tisch, nahm Johnny die Zigarette weg und dämpfte sie an seinem eigenen Handrücken aus. Ein kurzes Zucken in seinem Mundwinkel und Johnny verstand, was Sammy gesagt hätte, wenn er sprechen würde. „Rauche ist ungesund.“ hatte das Zucken von Sammys Mundwinkel bedeutet. Johnny nickte, lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Wieder konnte er seine Gedanken nicht auf die Musik lenken, welche er gerade hörte. Stattdessen dachte er wieder daran, dass er als einziger von der alten Crew übrig geblieben ist. „Verdammt.“, ging es ihm durch den Kopf, „Ich wollte nie der letzte sein, der noch lebt. Was für einen Sinn hat Leben noch, wenn alle, die man kennt tot sind? Okay, Sam Miller lebt auch noch, aber es ist einfach nicht dasselbe.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und er begann leise zu fluchen. T-Bone blickte kurz in Johnnys Richtung, und wollte gerade fragen, was mit ihm los sei, als ihm Zyress schon eine Antwort gab: „Er hat all seine Freunde verloren.“ Kerrigan musterte Johnny abschätzend und meinte: „Und noch mehr.“ „Noch mehr?“ erkundigte sich Zyress, dessen mentale Fähigkeiten bei weitem nicht so gut waren, wie die von Kerrigan. Er fühlte zwar den Zwist in Johnnys Gedanken, doch glaubte er, dass dieser nur darauf beruhte, dass Johnny nun all seine Freunde verloren hatte. „Er hat die Frau verloren, die er liebte.“, erklärte Kerrigan, die genau wusste, dass Johnny sie nicht hören konnte, „Und das noch bevor er selbst bemerkte, was er für sie empfand, oder ihr sagen konnte, dass er sie liebte.“ Rockwood verzog das Gesicht und murmelte: „Armer Typ.“ „Keine Antwort zu bekommen ist schlimmer, als eine Antwort zu bekommen, die man nicht haben will.“ kam es von Kain. Sammy nickte nur, wobei sein Gesichtsausdruck immer noch der gleiche blieb. Auch T-Bone sagte, dass das ein Schicksal war, welches man nicht einmal seinen Feinden wünschen sollte. Zyress hingegen fand, dass er zu jung und unerfahren war, um ein wirklich sinnvolles Kommentar dazu abzugeben. Er begnügte sich damit, sich auf die Lippen zu beißen und wortlos zu nicken. Der Song änderte sich abermals und es kam „Lonely day“, ebenfalls von System of a Down. Als Johnny die ersten Gitarrenriffs hörte, wurde sein Atem flacher und er konzentrierte sich auf den Text des Songs. „Such a lonely day and it’s mine. The most loneliest day in my life.“ Ja, für Johnny war es ein einsamer Tag. Er hatte Shirin verloren, noch bevor er selbst erkannte, dass er sie geliebt hatte. Vielleicht hätte er es merken müssen, vielleicht hätte er es sagen müssen. Doch er war selbst verblendet. Hinzu kam, dass er auch einige seiner besten Freunde verloren hatte. Die Trauer, die er bei Jays Tod schon wegen diesem verspürt hatte, trat auch wieder hervor. Der Tod wäre eine Lösung. Der Tod würde ihn vielleicht wieder mit Shirin zusammenbringen, doch was war, wenn sie nicht so empfand wie er. Er wollte das Leben noch genießen, doch ohne Shirin erschien ihm das Kompliziert. „And if you die I wanna die with you. And if you die I wanna die with you. Take your hand and walk away.“ Das Ende des Songs näherte sich und Johnny fragte sich, ob es keine Chance gab die Zeit zurückzudrehen, keine Chance, sie wieder zusehen, keine Chance die Toten wiederzubeleben… „Such a lonely day and it’s mine.“ Johnny riss die Augen auf als ihn die Erkenntnis traf und er sich erinnerte. „The day that I’m glad that I survived.“ „Die Kammer des Lebens.“ hauchte Johnny. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)