Die Geschichte vom verlassenen Mann von Sammelbegriff ================================================================================ Kapitel 1: Die Geschichte vom verlassenen Mann ---------------------------------------------- Titel: Die Geschichte vom verlassenen Mann Autor: Sammelbegriff Muse: Hina Beta: Luina Fandom: Pince of Tennis Genre: Drama, Darkfic (?) Warnungen: alles irgendwie OOC... Anderes: Viel Spaß dabei und erschlagt mich bitte nicht für diese total aus dem Ruder gelaufenen Eiji-POV... >.< Die Geschichte vom verlassenen Mann : Ein sauberer Schnitt wäre mir lieber gewesen. So wie früher, in der Mittelschule: ein Briefchen, unter den Tischen hindurchgelotst, darin nur der Satz: “Ich will nicht mehr mit dir gehen!” Aber heute läuft das anders. Er sitzt nachts um halb drei vor mir und sagt: “Ich glaube, ich brauche einfach mehr Zeit für mich.” Ich halte das zunächst nur für eine Verwirrung seiner Gefühle. Ein Trugschluss, und dabei waren die Zeichen so klar. Die Diskussionen, die Tränen der letzten Wochen waren anders. Es ging um seine unabhängige Zukunft, um lang ersehnte Veränderung. Wahrscheinlich hängen wir schon zu lange aufeinander. Warnsignale, die ich einfach übersehen habe. Und das, obwohl wir uns doch schon so lange kennen. Zwei Tage später kommt die nächste Dosis Wahrheit. “Ich denke seit einigen Monaten über Trennung nach.”, sagt er und rührt im Milchkaffee. Wie bitte? Seit wann? Wir reden lange, aber die vielen Worte sind wie eine Strömung, die das Floß mit ihm nur noch weiter hinaustreibt. In dieser Nacht stelle ich mir die Frage: Wie kann man sich nach so vielen glücklichen Jahren einander plötzlich so wenig wert sein? Am fünften Tag betritt der berühmte Andere die Szenerie. Der, der ausgeglichener ist. Mit dem er nur gut reden kann. Derjenige, der selbstverständlich nichts mit seinen Gefühlen zu tun hat. Mit dem er nach der Arbeit “nur mal essen” war. Als ob er sich mit mir nicht im schicken Italiener hätte blicken lassen können. Alles klar, denke ich. Der Kampf ist eröffnet und ich werde meine jahrelange Liebe nicht so einfach aufgeben. Nur du und ich, Mann gegen Mann. Einladung in ein kleines französisches Restaurant. Das ist sonst eher nicht mein Stil, aber manchmal muss man sich für den Menschen, den man liebt, verändern. Ein paar Stunden sieht es aus, als könne alles gut werden. Küsse im Regen, warme Haut, Sex, Bettgeflüster. Das ist alles so echt, wie soll es falsch sein? Sein Gesicht vor den Kerzen, die langsam herunterbrennen, und ich fühle: Er ist mein jahrelanges Zuhause, mein Seelenmagnet, mein Ruhepol. Nichts wird uns trennen. Außer der nächste Morgen. Zwischen zwei Bissen Croissant murmelt er: “Ich treffe mich heute Abend mit ihm.” Ich will etwas erwidern, einmal in meinen Leben souverän sein, aber da ist nur eine große Buchstabensuppe inmitten meiner überquellenden Gefühle. Er geht zur Arbeit, ich bleibe sitzen. Starre. Die Sonne fällt auf den Küchentisch. Und wo bisher nur das diffuse Licht der Dämmerung war, erscheint mir plötzlich alles klar: Ich kann ihn riechen, berühren, lieben - aber nicht mehr halten. Dann ist es so weit. Die Platzhalter seiner Gegenwart werden in Einkaufstüten aus Plastik aus meiner Wohnung getragen. T-Shirts, Tennisschläger, unsere gemeinsamen Medaillen, Bücher und seine Aktenordner. Die Tür fällt ins Schloss. Seine bekannte Schrittfolge auf den Treppenstufen, heute langsamer, weil er beladen ist. Beladen? Ich stehe im Raum zwischen simplen Assoziationen und dem Nichts. Mehr als sieben Jahre sind am Ende. Ich kann nicht heulen, kann nicht denken. Nur tief in mir, da brodelt es. Bin ich überhaupt noch da? Klares Nein. In der Küche sitzt nur ein Zombie, der eine nach der anderen raucht. Er hat immer gesagt ich soll damit aufhören, aber irgendwie habe ich das nie ganz geschafft. Und jetzt wo er nicht mehr da ist - was soll’s. Als es hell wird, geht der Scheintote durch die Wohnung. Irgendwann haben ihn seine Freunde mal als “lebenslustig” bezeichnet. Sichtbar sind in der Einrichtung nur ein paar Lücken. Aber ich beginne zu ahnen: Mit deren Inhalt ging zugleich auch meine ganze Kraft. Inhaltslose Tage vergehen, bestenfalls gefüllt mit Vergangenheit. „Thanks for the memories. See, they tastes like you. Only sweeter ...“ Er war schön, schlau und dieses eine Jahr älter als ich. Ich verliebte mich damals langsam in ihn, als wir noch zusammen Doppel gespielt haben. Wir beide. Wir waren das Golden Pair. Und was ist davon jetzt noch übrig? Ich liebte und liebe immer noch seine Stimme, seine Art, die kräftige Figur. Er war ruhig und besonnen, immer besorgt und liebte es, uns alle zu bemuttern. Ich soll das Gegenteil gewesen sein. Laut, unruhig und immer auf Achse. Die Gegensätze haben auf so unheimliche Art und Weise zusammen harmoniert. Mit der Zeit wollte ich wohl vergessen, dass Männer Mitte Zwanzig noch mal einen Haken schlagen. Es geht mir wahrscheinlich nicht allein so. Alle Menschen werden in ihren Hoffnungen getäuscht, in ihren Erwartungen betrogen. Ist es wirklich vorbei? Mein bester Freund Fuji nimmt meine Hände und schaut mich lange aus seinen klaren blauen Augen an. Wie als würde er meine Gefühle der Hoffnung lesen. „Wenn jemand wie Oishi geht, hat er es über Monate geplant und durchgespielt, da gibt es keine Zweifel mehr.“ Wahrscheinlich hat er recht, denn Fuji hat so gut wie immer recht. Mag ja alles sein, aber ich muss ihn noch einmal sehen, ein letztes Mal. Ein Café, Kies unter den Stühlen. Ich berühre seine Finger, suche in seinem Gesicht nach unsere langen gemeinsamen Geschichte. Bis hierher hätte ich schwören können, dass all die Küsse, die Freude und die Tränen sich bis in unsere Gene eingebrannt hätten. Aber ich kann nichts davon mehr in seinen Augen lesen. Kein Wink der vorigen Welt, kein Zeichen alter Gefühle. Er holt den letzten Pfeil aus dem Köcher: „Ich will mich nicht mehr an dich erinnern. Du bist nicht mehr der Richtige für mich.“ Ich schleppe mich wachsweich zum Auto, halte das Lenkrad in beiden Händen. Der Wind weht eine leere Plastiktüte über die Straße. Ich versuche auszuweichen. Die Tüte gerät mit einem schlaffen Geräusch unter die Räder und bleibt nach einer Umdrehung am Reifen hinter mir zurück So ist es, denke ich. Genau so ist es. Nie wieder das gute Leben in seinen Haaren riechen, nie mehr seine Hände spüren, nie mehr Worte in unserer geheimen Sprache sagen. Dann kommen mir die Tränen. Trennkost steht nun auf dem Speiseplan, wie zu Zeiten als wir noch nicht zusammenwohnten: Zigaretten, Rotwein, Tiefkühlpizza. Trennungen bringen locker sechs Kilo in zwei Wochen. Seit kurzem gehe ich wieder regelmäßig zum Tennis, ich hatte mein Hobby nach der Oberschule ganz schön vernachlässigt. Wie besessen schlage ich mit Fuji zusammen die Bälle über den Platz. „Nimm das! Und den...“ Mein gedemütigtes Ego will wenigstens in einer Disziplin Weltmeister werden. „Und auf der anderen Seite der unbesiegbare Kikumaruuuu Eijiiii!“ Da reißen plötzlich Wunden von alten Träumen wieder auf, die ich schon vergessen hatte. Die Nationals, die Regionalliga. All das, was ich mit ihm zusammen erreicht hatte. Ob ich alleine auch so weit gekommen wäre? Ob ich mit einem anderen Doppelpartner so weit kommen werde? Ich trainiere wie verrückt. Nur nicht zur Besinnung kommen. Das klappt leider nicht immer. In den ruhigen Momenten stapelt sich die Trauer vor den Türen zu meiner Seele. Nichts geht mehr: Fröhliche Musik ist verlogen, melancholische zieht mich nur weiter runter. Muss denn das so sein, dass das, was so lange Quelle meiner Glückseligkeit war, jetzt zur Quelle meines Elends wird? In diesen Momenten kündigt sich ewiges Siechtum an. Da hilft es, die Schulfrage zu klären. Hätte ich aufmerksamer und rücksichtsvoller sein müssen? Ich verfluche die Momente, in denen ich ohne ihn zu Partys gegangen bin, weil er noch für sein Studium lernen musste. Aber lag es wirklich daran? Ist es nicht dieser Unterschied zwischen uns, der immer da war und immer da sein wird, der unsere Liebe irgendwann doch aufgefressen hat? Ich bin irgendwo unter dem Boden, aber die totale Demontage meines Selbst will ich dann trotzdem nicht zulassen. Ein Auf und Ab beginnt, das sich über Wochen hinzieht. Ich entdecke einerseits ganz neu, was mir Freude bringt. Ein paar Wochen Tennisintensivkurs in Deutschland. Ein gutes Gefühl, wenn man mit zusehen kann, wie man über seine eigenen Grenzen hinausschreitet. Stundenlang mit Freunden quatschen, auf Partys gehen. Ich studiere Wohnungsanzeigen und bewerbe mich für Trainerstellen im Ausland und anderen Städten. Dann wieder erscheint mir jedes Erlebnis fade, die Abende sind lang, und alles, was ich habe, wird von der Sehnsucht nach ihm verschlungen. Ein Freund meint, ich sollte mit anderen Männern schlafen. Ein Akt der Verzweiflung, dieser Reanimationsversuch. Mein innerer Scanner sucht nur nach Klonen von ihm, in den ersten Wochen sehen alle anderen wie Aliens aus. Es dauert drei Monate, bis ich mich traue zu flirten, zwei weitere, bis es funktioniert. Manchmal hilft es nur für ein paar Minuten, einmal sogar für fünf Stunden. Eines Tages ertappe ich mich dabei, wie ich einen Song von Ronan Keating mit einer Mischung aus Pathos und Aggressivität laut durch mein Schiebedach in den Himmel über der Stadt gröle. Danach bin ich mir sicher, ich lebe wieder. Tagelang wähne ich mich über den Berg. Ich gehe in meiner Arbeit als Trainer auf, denke schon nicht mehr an ihn, den ich jetzt „meinen Ex“ nenne. Aber innerhalb einer Stunde schlägt die Stimmung um. Meine Tatkraft wird zur Unruhe, ich kann nicht mehr arbeiten, aber ich kann auch nicht nichts tun. Mir fehlt plötzlich jede Inspiration, jedes Gefühl für meine Umwelt. Bücher und Fernsehen ekeln mich an, genauso wie der Kontakt mit anderen Menschen. Und ich weiß: Das warme Gefühl, das mich so lange für ihn durchströmte, ist jetzt ein quälender Geist, der mich noch auf vielen Wegen verfolgen wird. Ende Anmerkung: So, nach wirklich recht langer Zeit habe ich endlich auf Drängen von manchen Freundinnen wieder etwas geschrieben... <.< Ich habe zwar tierische Angst, das diese Ff weit unter dem Niveau ist, aber wenn ich sie nicht hochladen, bringt Luinaldawen mich um. x.x Was vielleicht die eigentlich sinnvollere Variante wäre... *sterb* Sammelbegriff Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)