Über deinen Schlaf von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „James beweg dich, es ist schon nachts!“ Lily stand genervt da und wartete, dass ihr Mann endlich fertig würde. Es waren halt jeden Tag nur wenige Stunden, die sie hatten um ihren Jungen zu sehen und diese Stunden wollten sie eigentlich voll auskosten. Aber wie immer trödelte James unheimlich. „Schatz, du brauchst dich nicht zu stylen, er kann dich eh nicht sehen, er schläft!“ „Ja, das weiß ich doch, aber was, wenn er mal aufwacht, dann sieht er uns doch. Und da will ich cool aussehen!“ „Schatz… Du weißt, dass er uns nicht sehen kann, auch wenn er wach ist…“ Lilys Stimme klang unendlich traurig. Jeden Abend das Gleiche, jeden Abend erinnerte er sie daran, jeden Abend hätte sie heulen können, wenn sie nur gekonnt hätte. Doch das war ihr nicht möglich, seit fast sieben Jahren war das unmöglich. Niemand konnte sie sehen, sie konnten nichts berühren, außer sich gegenseitig. Denn seit fast sieben Jahren waren Lily und James Potter tot. Sie waren keine Geister, eher Seelen die umherwanderten, umherwanderten um ihren Sohn zu sehen, wenigstens nachts. Irgendwer musste doch auf ihn aufpassen, wenn Tuney und ihr Mann es schon nicht richtig taten. Sie waren gestorben, um ihrem Sohn das Leben zu schenken, ein gutes Leben, bei Sirius. Aber dieses Leben wurde zerstört, bevor es begonnen hatte. Sirius saß unschuldig in Askaban, Peter, der eigentliche Täter war verschwunden. Und Harry litt unter den Lebensbedingungen bei seiner Tante und seinem Onkel. All das machte Lily traurig, James ebenfalls, aber irgendwer musste ja stark sein. In diesem Fall war er es, er musste stark sein, für Lily und auch in gewisser Weise für Harry. Wenn seine Eltern schon nicht dafür sorgen konnten, dass es ihm tagsüber gut ging, so mussten sie wenigstens über seinen Schlaf wachen, ihm schöne Träume bereiten. James kam zu Lily, legte den Arm um sie. „Tut mir Leid, Schatz, ich wollte nicht, dass du traurig bist.“ „Tote haben keine Gefühle…“, murmelte Lily vor sich hin, doch sie beide wussten, dass es bei ihnen anders war. Sie waren tot, doch im Geiste lebten sie weiter. Sie lebten im Herzen von all den Menschen, mit denen sie befreundet waren und die sie geliebt hatten. James seufzte leise. „Lass uns gehen, Harry schläft nicht ewig!“ Er nahm Lilys Hand und gemeinsam machten sie sich auf den Weg hinab in den Ligusterweg, hinab in den kleinen Schrank unter der Treppe, den ihr geliebter Sohn als Schlafplatz zugeteilt bekommen hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie ankamen, Seelen brauchten nie lange, um irgendwo hin zu reisen, wenn sie denn stark genug waren, um überhaupt zu reisen. Denn nicht alle Seelen konnten umherwandern, wie sie wollten. Nur die, mit starken Gefühlen und einem starken Willen waren dazu im Stande. Und auch nur die, die nichts Böses im Sinn hatten, denn deren Seelen wurden verschlossen und gereinigt. Aber es kam immer wieder vor, dass die Reinigung nicht vernünftig vollzogen wurde, so entstand immer wieder neues Übel, daher starb das Übel nie aus. Denn alle Seelen wurden irgendwann wieder geboren, sie konnten nichts dagegen tun, irgendwann würde jede einzelne Seele, ob Mensch, ob Tier oder ob Pflanze, wieder auf der Erde leben. Solange, bis es bei ihnen der Fall war, wollten Lily und James noch über Harry wachen, über seinen Schlaf, über sein Leben, auch wenn die auf dieses kaum Einfluss nehmen konnten. Lily schritt durch die geschlossene Schranktür und setzte sich an das provisorische Bett ihres Sohnes, welches nur aus einer alten Matratze bestand. Er hatte nur ein dünnes Laken als Decke und ein winziges unbequem aussehendes Kissen. James setzte sich zu ihr und sah zu seinem Sohn. „Warum muss es ihm so gehen…?“ Lily war schon wieder zum Heulen zumute. „Ich weiß es nicht Schatz, aber wir können nichts daran ändern. Alles, was wir können, ist ihm ein schönes Traumleben zu bereiten. Und irgendwann geht es ihm besser. Wenn er nach Hogwarts kommt, dort wird es ihm gut gehen. Und danach kann er ausziehen, Lily, Schatz, er wird ein gutes Leben haben, später!“ Sie nickte und strich ihrem Sohne übers Gesicht, was er natürlich nicht wahr nahm, da es war nur, als würde ein leichter Windzug über ihn gehen, was in diesem Schrank keine Seltenheit war. So saßen Lily und James lange Hand in Hand bei ihrem Sohn, aneinander gekuschelt und wachten über ihn. Als es draußen langsam hell wurde, erhoben sie sich. Lily küsste Harry auf die Stirn. „Bis heute Nacht, mein Schatz!“ James umarmte Lily, strich ihr tröstend über die Haare. „Komm Schatz…“ Harry drehte sich um. „Mummy, Daddy, ich liebe euch und vermisse euch…“, murmelte er ganz leise im Schlaf, doch das hörten Lily und James nicht mehr, sie waren schon wieder auf dem Weg in den Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)