Endorphines von Pil-Kyo (Marluxia x Vexen) ================================================================================ Kapitel 1: Love Hurts (Yiruma) ------------------------------ Kapitel 1 – Love Hurts Ein strenger Wind wehte ums Schloss, doch davon war unten in den Kellern nichts zu spüren. Kalt war es hier ewig, da war es egal, ob es draußen Sommer war oder nicht. Wirklich wohl fühlte sich sowieso nur einer in den verwinkelten Gängen, die sich unter dem sonst so prunkvollem Schloss wie Schlangen durchschlängelten. Und er kannte sich auch nur wirklich da aus. Immerhin hatte er dafür plädiert, dass die Gewölbe so angeordnet wurden, damit er in Ruhe seinen Experimenten nachkommen konnte. Doch heute wollte er raus. Er wusste, dass Schnee fiel und er wollte sich dieses Schauspiel ansehen. Und er hoffte, noch auf eine bestimmte Person zu treffen. Auf Jemanden, oder besser Niemanden, der ihm ziemlich nahe stand, näher als alle anderen aus der Organisation. Wen wunderte das, wer wollte schon gerne mit einem kühlen Wissenschaftler befreundet sein? Überhaupt, was bedeutete schon Freundschaft für sie? Sie waren eher eine Zwecksgemeinschaft. Um nicht allein zu sein. Dennoch, dachte er sich, war man trotzdem einsam, egal, ob man sich in einer Gruppe zusammen findet oder weiterhin allein durch die Gegend streift. Aber von solchen Gedanken wollte er sich nicht weiter treiben lassen. Er wollte endlich wieder das Mondlicht sehen, nicht dieses sterile Neonlicht, welchem er tagtäglich ausgesetzt war. Und so begab er sich in das Labyrinth aus stummen, dunklen Gängen, die nur er kannte. Er rannte förmlich hindurch, obwohl seine Bewegungen fließend wie Wasser waren, achtete nicht auf den Weg, der sich ihm offenbarte, sondern hing weiter in seinen Gedanken. Wie lange war er nun schon hier? Wie lange hatte er sich unten aufgehalten, ohne irgendeinen Kontakt zu suchen? Gut, er hatte Glück, denn Nummer Elf kam ab und an in sein Labor, um ihn von seinen Experimenten abzulenken, ansonsten wurde er gemieden. Und das war etwas, dass ihn von innen zerfraß, sich wie ein Loch in ihm breit machte. Es zerrte an ihm und wollte ihn zurückholen. Dorthin, wo er schon einmal war. Bevor Marluxia seine Aufmerksamkeit ihm schenkte. Doch er wollte nicht in dieses dunkle Nichts zurück, alles, nur nicht das. Er sah Licht, anderes Licht als in den Gängen, er kam also dem Ausgang näher. Und schon eilte er noch schneller als nötig dorthin, hoffte, dass er das sehen würde, was er sich so sehr wünschte. Und dann trat er hinaus. Hinaus in die Kälte, in den Wind, der versuchte, sein glattes Haar in Chaos zu bringen, in das Licht, welches der Mond sanft hinaus schickte. Hier war gleich eine ganz andere Atmosphäre, als in seinem Labor. Fast gierig saugte er die klare, kalte Luft in sich auf. Dann ließ er seinen Blick über das Gelände gleiten. Nirgends war etwas zu sehen und sofort wich seine gute Laune und auf seinem Gesicht erschien ein kalter Blick. Er wunderte sich etwas, war er etwa an ihm vorbei gelaufen? Aber hätte der Andere dann nicht nach ihm gerufen? Oder wäre ihm hinterher geeilt? Nein, eindeutig sind sie sich nicht in den Gängen unterhalb des Schlosses begegnet. Wo sollte also nun Marluxia sein? Missmutig blickte er hinauf zum Schloss, das nun eine leicht pulvrige Schicht aus Schnee als Mantel besaß. Sollte in irgendwelchen Räumen Nummer Elf hocken? Würde er ihn sehen, wenn er aus dem Fenster schaut? Und, das Wichtigste überhaupt, würde er zu ihm kommen? Tief seufzend wandte er den Blick wieder ab, starrte auf den mittlerweile knie hohem Schnee und fragte sich, ob er nicht wieder in die schützenden Gewölbe seines Kellers verschwinden sollte. Hatte er sich geirrt in den Attentäter? Er blickte verwundert in den weißen Schnee, wo er dunkle Flecke wahrnahm. Hatte er Tränen in den Augen? Langsam fuhr er mit einer Hand über sein Gesicht. Wahrhaftig, es war nass. Er hätte nicht gedacht, dass er weinen könnte. Vor allem nicht, wegen solch einer Lappalie. Immerhin, es war doch egal, ob Marluxia nun bei ihm war oder nicht, Er war doch immer allein gewesen, also würde sich im nachhinein doch nichts ändern. Er sah hinauf zum Mond. Schnee fiel ihm nun direkt ins Gesicht und ließ die Tränenbahnen auf seinem Gesicht erstarren. Eigentlich war es eine schöne Nacht, eine, wie er sie noch nie gesehen hatte. Doch sie wäre schöner gewesen, wenn seine Kirschblüte dabei gewesen wäre. Sein Gesicht verzog sich zu einem sarkastischen Grinsen. Er hätte wissen müssen, dass er sich alles nur eingeredet hatte, dass er sich selbst etwas vorgemacht hatte. Es war nicht möglich, dass er jemanden für sich hatte. Er sollte allein bleiben. Einer musste es schließlich, sie waren eine ungerade Zahl. Wie in Zeitlupe drehte er sich nun wieder dem Eingang des Schlosses zu. Sollte er es wagen, es zu betreten, nach dem Anderen suchen? Oder sollte er es dabei belassen? Er war unentschlossen und es wurde auch nicht besser je länger er den Eingang anstarrte. Er atmete tief durch und schritt dann würdevoll gen Eingang und betrat das Schloss. Für ihn war es ungewohnt, durch die helleren Gänge und Säle, wo das Mondlicht durch die riesigen Fenster schien, zu gehen. Er war sich sicher, dass er sich, wie die anderen bei ihm unten, hier verlaufen würde, wenn er nicht aufpasste, welche Richtung er einschlug. Doch eigentlich war es egal. Er musste ja nur diese eine Person finden, sie konnte ihm helfen, wieder in seinen Keller zu kommen. Er hielt an einer Treppe an. Der Gang, in dem er war, verlief weiter, doch diese Treppe hatte so eine verlockende Wirkung auf ihn, dass er nicht anders konnte, als sie emporzusteigen. Und je höher er stieg, desto faszinierter war er von den Verzierungen und Dekorierungen. Alles hatte Stil und man merkte, wem das Schloss gehörte. Wieder erstreckte sich ein neuer, endloser Flur vor ihm und ein Seufzen entglitt ihm. Es war eindeutig zu groß und er hätte sich lieber in seinem Labor einfinden sollen, als auf so eine absurde Idee zu kommen und das Schloss nach wen abzusuchen. Doch jetzt wollte er Marluxia finden. Alles in seinem Inneren verzerrte sich nach ihm, wollte ihn sehen, ihn vielleicht auch berühren können. Und so gab er sich erneut den stillen Wänden und den verschlossenen Türen zu beiden Seiten hin. Doch diesmal kreuzte keine Treppe seinen Weg und so ging er bis zum Ende mit leisen Schritten und neugierigem Blick. Er sah nichts Merkwürdiges, deswegen wandte er sich wieder um und blickte auf die verschiedenen Türen, während er überlegte, ob er sie öffnen sollte. Langsam trat er näher an die nächstbeste Tür und legte seine Hand auf die Klinke. Kurz hielt er inne, hatte er doch das Bedürfnis, sein Ohr dran zu halten, doch er überwand es und drückte die Klinke runter. Was er zu sehen bekam, war nicht der Rede wert. Und auch keine weiteren Gedanken. Es war lediglich eine Art Bibliothek. Was hatte er auch anderes vermutet. Wahrscheinlich war hinter allen Türen nur solche Zimmer. Er war bestimmt im genau falschem Flügel des Schlosses, verwirrt wie ein kleines Kind in einem dunklen Wald, nicht wissend, wie er wieder hinaus finden sollte. Er schloss die Tür wieder und ging ein Stück zurück, dahin, von wo er kam. Dann probierte er eine weitere Tür aus. Und ließ sie wieder schnell einschnappen. Geschockt lehnte er sich an die Wand und versuchte seinen Atem wieder zu finden. Er glaubte nicht, was er eben gesehen hatte. Vielleicht hatte er sich auch nur einfach getäuscht. Vielleicht hatten ihm seine Augen und Gedanken einen Streich gespielt, einfach, weil er unbedingt den Attentäter sehen wollte. Ihn schon, aber nicht Nummer 1. Und vor allem nicht beide zusammen, bei was auch immer sie getan hatten. Nein, darüber wollte er jetzt wirklich nicht nachdenken. Er sollte von hier verschwinden, denn wahrscheinlich hatten die anderen beiden ihn bemerkt. Und er wusste, dass Marluxia ihm wohl nachkommen würde. Aber wohin? Wenn er jetzt Hals über Kopf flüchten würde, dann würde er sich gewiss in dem Schloss verlaufen und hier kannte sich der Andere besser aus als er selbst. Am Logischsten wäre es nun, sich erst einmal zu beruhigen. Und das versuchte er auch. Er stieß sich leicht von der Wand ab und wandte sich in die Richtung, wo er die Treppe nach unten vermutete. Nur schnell genug auf den nächsten Flur zu kommen, aus der Sicht dieses Zimmers, aus Marluxias Blickfeld. Schon hörte er die Tür, sie ging auf und er konnte vor sich sehen, wie seine Kirschblüte sich nach ihm umsah. Und schon beschleunigte er ein wenig seine Schritte. „Vexen!“ Seine Stimme klang entschuldigend, verzweifelt, doch Vexen wollte ihn nicht hören. Er wollte nur weg. Nicht mit dem Anderen reden, ihm nicht ins Gesicht sehen, nicht seinen flehenden Blick wahrnehmen, einfach nur weg. Und wider seiner Natur begann er zu rennen. Er rannte die Treppe hinunter, folgte eilig dem Gang hinaus in den Schnee, welcher ihn kühlend umfing. Dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich ruckartig um, so dass sein Gegenüber ihn erschrocken ansah. „Was willst du von mir? Geh zurück zu ihm. Ich wollte euch nicht unterbrechen.“, zischte er ihn eiskalt an, Marluxias Gesicht wurde weißer. „I-ich kann doch nichts dafür.“, versuchte er sich schwach zu verteidigen. „Natürlich nicht.“, grinste Vexen nun sarkastisch. „Ihr könnt alle nichts dafür, richtig? Ihr könnt schlecht ‚Nein’ zu ihm sagen, ihr könntet ja in seine Missgunst geraten.“ „Vexen...“ „Lass mich in Ruhe. Ich hatte gedacht, du bist nicht wie die anderen, aber scheinbar hab ich mich auch in dir getäuscht.“ „Lass mich doch erklären...“ „Ich will nichts hören, Marluxia.“ Er schrie jetzt förmlich, er hatte es satt, seine Gefühle, sofern er welche besaß, in Zaum zu halten. „Ich hab gedacht, du bist etwas Besonderes. Aber scheinbar lag ich falsch. Ich bin dir total egal. Du weißt gar nicht, wie weh du mir damit tust.“ Damit drehte er sich um und ging in sein Labyrinth aus Neonlicht und sterilem Laborgeruch zurück und ließ den Anderen fassungslos im Schnee zurück. Kapitel 2: Blut ist in der Waschmuschel (Samsas Traum) ------------------------------------------------------ Kapitel 2 – Blut ist in der Waschmuschel Genervt gab er auf. Das Experiment lief nicht so wie er es sich wünschte, denn seine Gedanken blieben nicht in seinem Labor, sondern wanderten hinauf zum Schnee. Er griff mit seinen Händen in seine Harre und gab einen genervten Ton von sich. Wieso machte er sich jetzt einen Kopf um Marluxia? Wieso konnte er sich nicht auf etwas anderes konzentrieren? Die Bilder von vorhin hatte er schon aus seiner Erinnerung genommen und weit hinten verschlossen, aber der enttäuschte, erschrockene, verzweifelte Blick aus diesen wundervollen blauen Augen konnte er nicht ausblenden. Langsam ließ er seine Arme wieder sinken. Es brachte doch eh alles nichts. Er war hoffnungslos dem Attentäter verfallen, dagegen konnte er sich nicht wehren. Aber wollte er das überhaupt? Er sah auf das blubbernde Gebräu vor ihm, versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Er musste konzentriert bleiben, seine wochenlangen Bemühungen würden ansonsten umsonst gewesen sein. Zitternd stellte er den Regler des Brenners ein wenig höher und sah zu, wie die Blasen in dem Reagenzglas sich vermehrten. Ja, so konnte es gehen. Wenn er Marluxia nun eine Weile nicht sehen würde, könnte alles normal werden. Seufzend lehnte er sich an die Wand. Warum musste denn alles nur so kompliziert sein? Plötzliches Zischen riss den Wissenschaftler aus seinen Gedanken. Sein Experiment hatte sich selbstständig gemacht. Er starrte es verwirrt an, bevor ein anderes Gefühl in ihm hoch kochte. Wütend wischte er einmal über den gesamten Tisch und alles was darauf war fiel klirrend auf den sauberen Boden. Doch das war Vexen so was von egal. Er konnte seinen Zorn nicht mehr festhalten und da musste nun mal sein Labor dran glauben. Er hörte einen erstickten Laut und schaute mit seinen grünen Augen zum Eingang. Geschocktes Blau trat in sein Blickfeld. „Was willst du hier?“, zischte er Marluxia an. „Vexen...“ „Verdammt, WAS WILLST DU HIER?“ Vexen trat ganz nah an den Anderen ran und fixierte ihn mit wütenden Augen. Marluxia wagte gar nicht zu atmen, er hatte den Blonden schon öfters wütend gesehen, aber es hatte nie an ihm gelegen. Mit ihm war Vexen nie wütend gewesen. Das er ziemlichen Mist gebaut hatte, wusste Marluxia, aber wie sollte er das ändern. Es war ihm nicht möglich, die Zeit zurück zu drehen. Alles was er nun noch tun konnte, war, Vexen klar zu machen, warum er das getan hatte. „Lass mich dir das doch bitte erklären...“, flehte er nun seinem wütenden Gegenüber an. „Was willst du mir erklären? Das war eindeutig.“, fuhr Vexen ihm dazwischen. „Ich will es nicht hören, egal, was du zu sagen hast.“ Marluxia wusste nichts darauf zu erwidern und tat das einzige, was ihm noch einfiel. Er versuchte Vexen zu beruhigen, indem er ihm eine Hand auf den Arm legte, doch durch diese Berührung wurde Vexen nur noch wütender. Er holte weit aus und im nächsten Moment lag Marluxia schon an der gegenüberliegenden Wand, schwer atmend und mit einem geschockten und schmerzerfüllten Blick in den Augen. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, wahrscheinlich wollte er es auch nicht, da war Vexen schon wieder vor ihm, riss ihn auf die Füße und drückte ihn gegen die Kacheln der Wand. „Du willst mir erklären, wieso du bei ihm warst?“, zischte er ihn an. Marluxia versuchte zu schlucken, was sich als schwierig erwies, denn Vexen drückte mit einer Hand gegen seinen Kehlkopf und Nummer Elf hatte schon Probleme, überhaupt zu atmen. „Bitte, Vexen..“, krächzte er, doch Vexen schien es gar nicht wahrzunehmen. Wieder schleuderte er den Attentäter durch sein Labor, viele Reagenzgläser und Apparaturen fielen auf den kalten Boden und zerbrachen in tausend glitzernde Splitter. Marluxia gab ein schwaches Keuchen von sich und blieb in den Glassplittern liegen. Und Vexen stand schon wieder über ihm. „Hat es dir gefallen? Hast du brav auf ihn gehört und seine Wünsche erfüllt?“ Er setzte sich auf seine Hüften und sprach weiter hasserfüllt. „Wollte er dich nicht länger da behalten? Oder hast du ihm versprochen, dass du schnell wieder zurück kommst?“ Seine Faust knallte gegen Marluxias Wange und ließ die Kirschblüte Blut spucken. „Was wird er nur sagen, wenn er dich so sieht? Wird er dich wegwerfen und nie wieder beachten? Was würdest du dann machen, hm?“ Wieder schlug er zu, härter und öfter. Von dem am Boden Liegenden kam kein Laut. Marluxia wollte nichts unternehmen, er wollte, dass Vexen seine Wut an ihm ausließ, immerhin war er daran schuld. Stumm erduldete er alle Schmerzen und auch das Gefühl von Ekel, als er merkte, wie aus seinem Mund das Blut lief. Doch er sagte nichts. Er fixierte nur Vexens Gesicht. Und stutzte. „Bist du nun glücklich, Marluxia?“, fragte Vexen nach einer Weile leise. Sein Zorn war irgendwie von jetzt auf gleich verraucht. Und der Grund lag in Marluxias Augen. Denn in ihnen lag eine Verwirrtheit und auch ein geschockter Blick, den Vexen nicht zu deuten wusste, bis er nasse kleine Perlen auf dessen Gesicht sah, die nicht von der Kirschblüte ausgegangen waren. Langsam fuhr er sich mit einer Hand über das Gesicht und merkte nasse Bahnen darauf. Erschrocken starrte er auf seine Hand und ließ dann seinen Blick zu Marluxia gleiten. Dieser lag immer noch mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht unter ihm. Nun sah er auch, was er ihm gerade alles angetan hatte. Sein schönes, liebliches Gesicht war total geschwollen, Blut sickerte aus seinem Mund und aus der Nase, sein Oberkörper wies Schnittwunden auf, da, wo der Mantel verrutscht war. Perplex starrte er wieder in die blauen Augen. „Wie.. Wieso hast du dich nicht gewehrt?“ Verwirrt stand er von den Anderen auf und lehnte sich gegen die Wand. Schwerfällig stand Marluxia auf und kroch nah an den Blonden heran. Vexen starrte ihn nur mit leeren Augen an und sagte auch nichts, als der Andere ihn berührte. „Vexen...“, hauchte der Attentäter sanft und strich mit seiner Hand über die Tränen des Wissenschaftler. „WIESO?“, schrie der Blonde ihn an, blieb aber starr sitzen. „Wieso hast du dich nicht gewehrt? Erträgst du wegen ihm die Schmerzen?“ Nummer Elf schüttelte nur den Kopf. „WIESO DANN?“ „Vexen...“, flüsterte er wieder und schlang seine Arme um den Körper des anderen. Zitternd krallte sich Vexen nun an ihn fest. „Sag es mir doch...“, schaute Nummer Vier Marluxia mit verweinten Augen an. Seufzend zog der Rosahaarige ihn näher an sich. „Weil ich dich liebe...“ Kapitel 3: Our Same Word (Yiruma) --------------------------------- Kapitel 3 – Our Same Word „Weil ich dich liebe...“ Diese Worte hallten in seinen Ohren wieder, verankerten sich in seine Erinnerung und würden ihn so schnell nicht wieder verlassen. Diese Worte wollte er die ganze Zeit hören, er wollte daran glauben, dass sie wahr waren, dass er sich daran festhalten konnte, wenn alles andere ihn zum kentern zwang. Und Marluxia gab ihm wirklich dieses sichere Gefühl, eine solche Geborgenheit, dass er ganz vergaß, was sie eigentlich waren, dass er nie daran geglaubt hatte, jemals so fühlen zu können. Er schämte sich, Marluxia diese „Wunden“ zugefügt zu haben, dass er ihm misstraut hatte, seine Wut an ihm ausgelassen hatte. Seinen eigenen Schmerz hatte er vergessen, seine Wut schien nicht mehr begründet zu sein. Er hatte vorsichtig seinen Oberkörper und sein Gesicht von dem Blut gereinigt und die Schnitte vorsichtig mit Jod abgetupft, denn er wollte nicht, dass sie sich entzündeten und Nummer Elf noch mehr Schmerzen bereiteten. Es reichte schon, dass einige nicht verschwinden würden und ihn somit an seinen Ausbruch erinnern würde. Marluxia hatte die ganze Zeit still gehalten, nur einmal scharf die Luft eingezogen, als er das Jod auf den offenen Schnitten spürte. Ansonsten hatte er nur liebevoll den Blonden gemustert. Vexen traute sich die ganze Zeit nicht, dem Anderen in die Augen zu sehen. Er wollte sich schuldig fühlen, er wollte bereuen. Doch das konnte er nicht, denn die blauen Augen waren viel zu gütig und würden ihm das wohl verbieten. Auch nachdem er Marluxia soweit verarztet hatte, hielt er seinen Blick gesenkt und wollte nun das Chaos im Labor beseitigen, doch der Attentäter hielt ihn fest. „Jetzt warte doch mal...“, murmelte er. „Ich muss das Labor aufräumen.“, beharrte Vexen flüsternd. „Musst du nicht.“ Lächelnd nahm er Vexens Hände in seine eigenen. Verwundert sah Nummer Vier den anderen an. Grün traf auf Blau und versuchten ineinander zu verschmelzen, doch Vexen wandte sich schnell wieder ab. „Was hast du?“, fragend schaute Marluxia ihn an. „Es... tut mir leid... Das kann ich nie wieder gutmachen... Es tut mir so leid...“ Wieder traten Tränen in die grünen Augen und wollten sich nicht vertreiben lassen. Vexen wandte sich nun ganz ab und ließ Marluxia nur noch seinen Rücken zum anstarren. Arme schlangen sich von hinten um ihn und zogen ihn ganz nah an den anderen Körper. „Es ist okay, ich kann dich doch verstehen, Vexen.“, flüsterte die weiche Stimme in sein Ohr und hauchte einen leichzarten Kuss in seinen Nacken. Vexen erschauderte. Wieso nahm seine Kirschblüte es so einfach hin? Er hatte ihm wehgetan und das nicht nur einmal. Wieder und wieder hatte er auf ihn eingeschlagen, und er hatte sich nicht gewehrt, er hatte versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und er hatte Vexen verstanden. „Wieso nimmst du das so auf die leichte Schulter?“ „Ich sagte doch, ich kann dich verstehen. Wahrscheinlich wäre ich genauso ausgerastet, wenn ich dich bei ihm gesehen hätte...“ Jetzt drehte sich Vexen um und suchte direkt die blauen Augen. „Wärst du?“ Marluxia nickte nur und lächelte. Er drückte den anderen wieder näher an seinen Körper und Vexen schmiegte sich sofort an ihn. Er versuchte, den Geruch des anderen in sich aufzunehmen, um sich später wieder daran erinnern zu können. Denn er wusste, dass es nicht für ewig sein würde. Angesichts der Unendlichkeit war dies hier nur eine Sekunde, kaum von Bedeutung in der Zeit. Dann spürte er einen warmen Atem und leichte Lippen auf seiner Stirn. Vexen wagte nicht, sich zu bewegen, weil sonst dieses Gefühl schneller weg war, als er wollte. Das Verlangen in ihm wuchs ins Unermessliche, so stark wollte er ihn spüren. Er wusste, dass es purer Egoismus war, doch er konnte nicht anders. Wieso sollte er nicht auch seinen Bedürfnissen folge leisten, so wie es auch die anderen taten? Er blickte auf und suchte bei Marluxia irgendwelche Anzeichen, die dagegen sprechen könnten, ihn jetzt und hier für sich zu vereinnahmen. Er fand keine. Und darüber war er froh. Er brauchte nicht mal den ersten Schritt machen, denn sein Gegenüber kam ihm zuvor und verschloss seinen Mund mit den eigenen Lippen, wartete nicht einmal darauf, dass Vexen seine Zustimmung gab, sondern ließ sofort seine Zunge in des Anderen Mundraum gleiten. Und der Gelehrte ließ es zu, konnte sich dagegen nicht wehren, agierte ohne Verstand. Einzig allein das Gefühl zählte nun und er handelte so, wie sein Körper es ihm sagte, ohne darauf zu achten, was mit ihm passierte. In ihren Mündern tobte ein Krieg, der nicht enden wollte, doch Vexen musste plötzlich aufstöhnen, als er eine warme Hand auf seiner Brust spürte, die versuchte, jeden erdenklichen Zentimeter seiner kalten Haut zu berühren. Er wollte so gerne das Selbe für den anderen tun, doch hatte er Probleme damit, seine Körperglieder zu koordinieren. Also ließ er sich gehen, saugte jeden Eindruck und jedes Gefühl in sich auf, als wollte er darin ertrinken. Sein Körper bäumte sich oft genug auf, schmiegte sich an die wärmende Hand, erzitterte bei jeder Berührung. Marluxia indes genoss den Anblick des blonden Wissenschaftler vor sich, jedes Zucken seines Körper nahm er als Bestätigung an, dass der andere einfach nur auf der Suche nach Nähe war, seiner Nähe, um genau zu sein. Da machte es ihm auch nicht viel aus, dass er nur geben konnte und dafür nichts zurück bekam. Das konnte man immer noch später wiederholen. Jetzt zählte nur, dass Vexen von seinen dummen Gedanken wegkam und sich voll und ganz auf die Zärtlichkeiten der Kirschblüte einließ. Und das schien besser zu funktionieren als gedacht. Langsam begann der Attentäter feuchte Linien mit seiner Zunge auf der Brust des Gelehrten zu malen und wieder bekam er das schöne Stöhnen zu hören, viel schöner und melodischer als das von Nummer Eins. Seine Hände glitten weiter hinab, zogen an dem lästigen schwarzen Mantel, wollten ihn am liebsten zerreißen, doch zog er ihn in vollem Genuss langsam und quälend von dem Körper des anderen, bis dieser in seiner ganzen Schönheit vor ihm war. Vexen wurde rot, obwohl er nur am Rande mitbekam, was der andere mit ihm machte. Er war viel zu sehr vertieft in diesem berauschenden Hoch, welches Marluxia ihm bescherte, als dass es ihn wirklich interessierte, was sonst mit ihm passierte. Bei jeder Berührung des Attentäter durchzuckte ein Blitz in ihm und gab ihm jedes Mal das Gefühl, als wenn er fliegen könnte. Er wollte, dass es nie aufhörten. Es sollte die Nacht über bei ihm bleiben, ihn daran erinnern, was passierte. Am liebsten wollte er es für immer einschließen, nur für sich behalten, niemand sonst daran lassen. Ob es möglich war, wusste er nicht. Doch er wusste, dass es diese Nacht auf jeden Fall bleiben würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)