Endorphines von Pil-Kyo (Marluxia x Vexen) ================================================================================ Kapitel 1: Love Hurts (Yiruma) ------------------------------ Kapitel 1 – Love Hurts Ein strenger Wind wehte ums Schloss, doch davon war unten in den Kellern nichts zu spüren. Kalt war es hier ewig, da war es egal, ob es draußen Sommer war oder nicht. Wirklich wohl fühlte sich sowieso nur einer in den verwinkelten Gängen, die sich unter dem sonst so prunkvollem Schloss wie Schlangen durchschlängelten. Und er kannte sich auch nur wirklich da aus. Immerhin hatte er dafür plädiert, dass die Gewölbe so angeordnet wurden, damit er in Ruhe seinen Experimenten nachkommen konnte. Doch heute wollte er raus. Er wusste, dass Schnee fiel und er wollte sich dieses Schauspiel ansehen. Und er hoffte, noch auf eine bestimmte Person zu treffen. Auf Jemanden, oder besser Niemanden, der ihm ziemlich nahe stand, näher als alle anderen aus der Organisation. Wen wunderte das, wer wollte schon gerne mit einem kühlen Wissenschaftler befreundet sein? Überhaupt, was bedeutete schon Freundschaft für sie? Sie waren eher eine Zwecksgemeinschaft. Um nicht allein zu sein. Dennoch, dachte er sich, war man trotzdem einsam, egal, ob man sich in einer Gruppe zusammen findet oder weiterhin allein durch die Gegend streift. Aber von solchen Gedanken wollte er sich nicht weiter treiben lassen. Er wollte endlich wieder das Mondlicht sehen, nicht dieses sterile Neonlicht, welchem er tagtäglich ausgesetzt war. Und so begab er sich in das Labyrinth aus stummen, dunklen Gängen, die nur er kannte. Er rannte förmlich hindurch, obwohl seine Bewegungen fließend wie Wasser waren, achtete nicht auf den Weg, der sich ihm offenbarte, sondern hing weiter in seinen Gedanken. Wie lange war er nun schon hier? Wie lange hatte er sich unten aufgehalten, ohne irgendeinen Kontakt zu suchen? Gut, er hatte Glück, denn Nummer Elf kam ab und an in sein Labor, um ihn von seinen Experimenten abzulenken, ansonsten wurde er gemieden. Und das war etwas, dass ihn von innen zerfraß, sich wie ein Loch in ihm breit machte. Es zerrte an ihm und wollte ihn zurückholen. Dorthin, wo er schon einmal war. Bevor Marluxia seine Aufmerksamkeit ihm schenkte. Doch er wollte nicht in dieses dunkle Nichts zurück, alles, nur nicht das. Er sah Licht, anderes Licht als in den Gängen, er kam also dem Ausgang näher. Und schon eilte er noch schneller als nötig dorthin, hoffte, dass er das sehen würde, was er sich so sehr wünschte. Und dann trat er hinaus. Hinaus in die Kälte, in den Wind, der versuchte, sein glattes Haar in Chaos zu bringen, in das Licht, welches der Mond sanft hinaus schickte. Hier war gleich eine ganz andere Atmosphäre, als in seinem Labor. Fast gierig saugte er die klare, kalte Luft in sich auf. Dann ließ er seinen Blick über das Gelände gleiten. Nirgends war etwas zu sehen und sofort wich seine gute Laune und auf seinem Gesicht erschien ein kalter Blick. Er wunderte sich etwas, war er etwa an ihm vorbei gelaufen? Aber hätte der Andere dann nicht nach ihm gerufen? Oder wäre ihm hinterher geeilt? Nein, eindeutig sind sie sich nicht in den Gängen unterhalb des Schlosses begegnet. Wo sollte also nun Marluxia sein? Missmutig blickte er hinauf zum Schloss, das nun eine leicht pulvrige Schicht aus Schnee als Mantel besaß. Sollte in irgendwelchen Räumen Nummer Elf hocken? Würde er ihn sehen, wenn er aus dem Fenster schaut? Und, das Wichtigste überhaupt, würde er zu ihm kommen? Tief seufzend wandte er den Blick wieder ab, starrte auf den mittlerweile knie hohem Schnee und fragte sich, ob er nicht wieder in die schützenden Gewölbe seines Kellers verschwinden sollte. Hatte er sich geirrt in den Attentäter? Er blickte verwundert in den weißen Schnee, wo er dunkle Flecke wahrnahm. Hatte er Tränen in den Augen? Langsam fuhr er mit einer Hand über sein Gesicht. Wahrhaftig, es war nass. Er hätte nicht gedacht, dass er weinen könnte. Vor allem nicht, wegen solch einer Lappalie. Immerhin, es war doch egal, ob Marluxia nun bei ihm war oder nicht, Er war doch immer allein gewesen, also würde sich im nachhinein doch nichts ändern. Er sah hinauf zum Mond. Schnee fiel ihm nun direkt ins Gesicht und ließ die Tränenbahnen auf seinem Gesicht erstarren. Eigentlich war es eine schöne Nacht, eine, wie er sie noch nie gesehen hatte. Doch sie wäre schöner gewesen, wenn seine Kirschblüte dabei gewesen wäre. Sein Gesicht verzog sich zu einem sarkastischen Grinsen. Er hätte wissen müssen, dass er sich alles nur eingeredet hatte, dass er sich selbst etwas vorgemacht hatte. Es war nicht möglich, dass er jemanden für sich hatte. Er sollte allein bleiben. Einer musste es schließlich, sie waren eine ungerade Zahl. Wie in Zeitlupe drehte er sich nun wieder dem Eingang des Schlosses zu. Sollte er es wagen, es zu betreten, nach dem Anderen suchen? Oder sollte er es dabei belassen? Er war unentschlossen und es wurde auch nicht besser je länger er den Eingang anstarrte. Er atmete tief durch und schritt dann würdevoll gen Eingang und betrat das Schloss. Für ihn war es ungewohnt, durch die helleren Gänge und Säle, wo das Mondlicht durch die riesigen Fenster schien, zu gehen. Er war sich sicher, dass er sich, wie die anderen bei ihm unten, hier verlaufen würde, wenn er nicht aufpasste, welche Richtung er einschlug. Doch eigentlich war es egal. Er musste ja nur diese eine Person finden, sie konnte ihm helfen, wieder in seinen Keller zu kommen. Er hielt an einer Treppe an. Der Gang, in dem er war, verlief weiter, doch diese Treppe hatte so eine verlockende Wirkung auf ihn, dass er nicht anders konnte, als sie emporzusteigen. Und je höher er stieg, desto faszinierter war er von den Verzierungen und Dekorierungen. Alles hatte Stil und man merkte, wem das Schloss gehörte. Wieder erstreckte sich ein neuer, endloser Flur vor ihm und ein Seufzen entglitt ihm. Es war eindeutig zu groß und er hätte sich lieber in seinem Labor einfinden sollen, als auf so eine absurde Idee zu kommen und das Schloss nach wen abzusuchen. Doch jetzt wollte er Marluxia finden. Alles in seinem Inneren verzerrte sich nach ihm, wollte ihn sehen, ihn vielleicht auch berühren können. Und so gab er sich erneut den stillen Wänden und den verschlossenen Türen zu beiden Seiten hin. Doch diesmal kreuzte keine Treppe seinen Weg und so ging er bis zum Ende mit leisen Schritten und neugierigem Blick. Er sah nichts Merkwürdiges, deswegen wandte er sich wieder um und blickte auf die verschiedenen Türen, während er überlegte, ob er sie öffnen sollte. Langsam trat er näher an die nächstbeste Tür und legte seine Hand auf die Klinke. Kurz hielt er inne, hatte er doch das Bedürfnis, sein Ohr dran zu halten, doch er überwand es und drückte die Klinke runter. Was er zu sehen bekam, war nicht der Rede wert. Und auch keine weiteren Gedanken. Es war lediglich eine Art Bibliothek. Was hatte er auch anderes vermutet. Wahrscheinlich war hinter allen Türen nur solche Zimmer. Er war bestimmt im genau falschem Flügel des Schlosses, verwirrt wie ein kleines Kind in einem dunklen Wald, nicht wissend, wie er wieder hinaus finden sollte. Er schloss die Tür wieder und ging ein Stück zurück, dahin, von wo er kam. Dann probierte er eine weitere Tür aus. Und ließ sie wieder schnell einschnappen. Geschockt lehnte er sich an die Wand und versuchte seinen Atem wieder zu finden. Er glaubte nicht, was er eben gesehen hatte. Vielleicht hatte er sich auch nur einfach getäuscht. Vielleicht hatten ihm seine Augen und Gedanken einen Streich gespielt, einfach, weil er unbedingt den Attentäter sehen wollte. Ihn schon, aber nicht Nummer 1. Und vor allem nicht beide zusammen, bei was auch immer sie getan hatten. Nein, darüber wollte er jetzt wirklich nicht nachdenken. Er sollte von hier verschwinden, denn wahrscheinlich hatten die anderen beiden ihn bemerkt. Und er wusste, dass Marluxia ihm wohl nachkommen würde. Aber wohin? Wenn er jetzt Hals über Kopf flüchten würde, dann würde er sich gewiss in dem Schloss verlaufen und hier kannte sich der Andere besser aus als er selbst. Am Logischsten wäre es nun, sich erst einmal zu beruhigen. Und das versuchte er auch. Er stieß sich leicht von der Wand ab und wandte sich in die Richtung, wo er die Treppe nach unten vermutete. Nur schnell genug auf den nächsten Flur zu kommen, aus der Sicht dieses Zimmers, aus Marluxias Blickfeld. Schon hörte er die Tür, sie ging auf und er konnte vor sich sehen, wie seine Kirschblüte sich nach ihm umsah. Und schon beschleunigte er ein wenig seine Schritte. „Vexen!“ Seine Stimme klang entschuldigend, verzweifelt, doch Vexen wollte ihn nicht hören. Er wollte nur weg. Nicht mit dem Anderen reden, ihm nicht ins Gesicht sehen, nicht seinen flehenden Blick wahrnehmen, einfach nur weg. Und wider seiner Natur begann er zu rennen. Er rannte die Treppe hinunter, folgte eilig dem Gang hinaus in den Schnee, welcher ihn kühlend umfing. Dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich ruckartig um, so dass sein Gegenüber ihn erschrocken ansah. „Was willst du von mir? Geh zurück zu ihm. Ich wollte euch nicht unterbrechen.“, zischte er ihn eiskalt an, Marluxias Gesicht wurde weißer. „I-ich kann doch nichts dafür.“, versuchte er sich schwach zu verteidigen. „Natürlich nicht.“, grinste Vexen nun sarkastisch. „Ihr könnt alle nichts dafür, richtig? Ihr könnt schlecht ‚Nein’ zu ihm sagen, ihr könntet ja in seine Missgunst geraten.“ „Vexen...“ „Lass mich in Ruhe. Ich hatte gedacht, du bist nicht wie die anderen, aber scheinbar hab ich mich auch in dir getäuscht.“ „Lass mich doch erklären...“ „Ich will nichts hören, Marluxia.“ Er schrie jetzt förmlich, er hatte es satt, seine Gefühle, sofern er welche besaß, in Zaum zu halten. „Ich hab gedacht, du bist etwas Besonderes. Aber scheinbar lag ich falsch. Ich bin dir total egal. Du weißt gar nicht, wie weh du mir damit tust.“ Damit drehte er sich um und ging in sein Labyrinth aus Neonlicht und sterilem Laborgeruch zurück und ließ den Anderen fassungslos im Schnee zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)