Eternity in Sorrow von xXx_StarScream_xXx (Die Leiden einer Alkoyte) ================================================================================ Kapitel 1: Eternity in Sorrow ----------------------------- Eternity in Sorrow Hallöchen bei meiner neuen FF. Ich habe vor kurzem Valkyrie Profile - Lenneth gespielt und war unheimlich inspiriert. Daher habe ich mich ein wenig daran angelehnt. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! -- -- -- -- -- -- -- -- Alkoyte „Es ist Zeit für dich zu sterben.“ Leyon wich zurück. Er hatte keinerlei Waffe, und sein Gegenüber stand mit einer Pistole vor ihm. Plötzlich spürte er die Wand hinter sich. „Ich… ich kann das erklären!“, versuchte Leyon, sich zu retten. Sein Gegenüber lachte bitter. „Es gibt nichts zu erklären. Dein Leben… ist vorbei.“ Der Typ drückte ab. Leyon spürte einen intensiven Schmerz in der Brust und ging zu Boden. Dunkelheit umfing ihn und nur kurz darauf war er in völlige Finsternis getaucht. Er schloss die Augen. Der Schmerz ließ langsam nach. Er fühlte, wie eine unendliche Müdigkeit Besitz von ihm ergriff. Bis plötzlich ein strahlendes Licht dafür sorgte, dass er die Augen wieder öffnete. Mitten in der Finsternis war das Licht zu sehen, es kam näher, bis Leyon eine Gestalt erkannte. Es war eine junge Frau mit weinrotem Haar, die ihn mit mitleidigem Blick ansah. „Wer… wer bist du?“ „Mein Name ist Kirika. Ich stelle dich vor die Wahl.“, sagte die Frau. „Wahl?“ „Willst du leben… oder sterben?“ „Ich will nicht sterben! Bitte!“, flehte Leyon, „Es gibt noch so viel, das ich tun möchte!“ „Wenn ich dich leben lasse, dann wirst du diese Dinge auch nicht mehr tun können. Ich werde dich mit mir nehmen. Als stolzen Krieger an der Seite einer Alkoyte. Wähle!“ Leyon zögerte kurz, dann wiederholte er sich: „Ich will nicht sterben.“ „Dann lass uns gehen.“ Dark Deeds „Wohin gehen wir?“, fragte Leav den Jungen an ihrer Seite. Als er schwieg, blieb Leav stehen. „Was hast du nur in letzter Zeit? Du bist so komisch.“ Der Junge wandte sich zu ihr um. „Du nervst mich. Das ist. Ich verehre meinen Vater, aber ich zweifle doch an seinem Urteilsvermögen, wenn er eine Hochzeit zwischen dir und mir wünscht. Ich kann ihm nicht widersprechen. Also muss ich dich loswerden.“ „W-Was?“, fragte Leav leise und mit brüchiger Stimme. Plötzlich hatte der Junge ein Messer in der Hand. „Keyac, was machst du da? Was hast du vor?“ „Ich… werde dich los.“ Bevor Leav reagieren konnte, hatte Keyac das Messer in ihre Brust gerammt. Sie sah ihn erschrocken an, sank dann aber zusammen, die Hand auf die Wunde pressend. „Es war natürlich ein Unfall. Ein Räuber oder so was in der Art. Ich wollte dich schützen und zog mir dabei eine Verletzung zu.“, erklärte Keyac sachlich und schnitt sich selber in den Arm. Er verzog währenddessen keine Miene. Leav sank weiter zu Boden und lag jetzt auf der Seite, die Hand immer noch auf der Wunde. „Na komm, schrei wenigstens. Dann ist es authentischer.“ Leav starrte ihn entsetzt an. Wie konnte Keyac, der Keyac, den sie liebte, obwohl ihre Eltern die Hochzeit mit ihm arrangiert hatten, nur so kalt sein? Wie konnte er einfach versuchen, sie zu töten?! Leav wurde von einer gewaltigen Müdigkeit übermannt, und sie schloss die Augen, um zu schlafen. Sie musste geblendet feststellen, dass sie scheinbar noch lebte, und öffnete die Augen. Sie sah ein strahlendes Licht, und kurz darauf erkannte sie eine Gestalt. Als die Gestalt näher kam, erkannte Leav, dass es sich um eine Frau handelte. „Wer bist du…?“, fragte sie kraftlos. „Mein Name ist Kirika. Ich stelle dich vor die Wahl.“ „Die… Wahl? Welche Wahl?“ „Willst du leben… oder sterben?“ „Ich will nicht länger eine Lüge leben…“, erwiderte Leav. „Wenn ich dir erlaube, weiterzuleben, wirst du nicht wieder zurückkehren, wo du herkamst. Du wirst als stolze Kriegerin an der Seite einer Alkoyte weiterleben.“ „Akloyte…?“, versuchte Leav, das Wort zu wiederholen. „Eine Alkoyte. Das bin ich. Ich sammle tote Seelen, um sie ins Jenseits zu geleiten.“ „Dann sterbe ich also doch…?“ „Es gibt allerdings Ausnahmen. Manchmal nehme ich die Seelen mit mir, anstatt sie ins Jenseits zu schicken.“ „…ich möchte noch nicht sterben.“ „…dann lass uns gehen.“ In der Zwischenwelt, die die Erde und das Jenseits trennte, verharrten Kirika und ihre zwei Schützlinge. Leyon setzte sich auf eine der Wolken, die aus ziemlich robustem Material zu sein schienen, und sah dann Kirika an. „Warum sammelst du Seelen?“, fragte er. Kirika ließ sich auf die Wolken, die den Boden repräsentierten, im Lotussitz nieder. „Mein Meister hat mir den Auftrag erteilt. Es ist lange her.“ Leav folgte Leyons Beispiel und setzte sich. „Wozu brauchst du Anhängsel wie uns?“, fragte sie. „Ich nenne es nicht Anhängsel. Ich sagte euch beiden, ihr würdet stolze Krieger an meiner Seite. Ich nehme euch mit, um eure unterbewussten Fähigkeiten zu aktivieren und zu trainieren. Wenn ihr einmal stark genug seid, schicke ich euch zu meinem Meister. Er wird über euer weiteres Schicksal entscheiden.“ Die beiden Anhängsel schwiegen eine Weile. Plötzlich stand Kirika auf. Sie schien etwas zu suchen. „Was ist los?“, fragte Leyon als erster. „Leid… Schmerz… und Tod. Meine Anwesenheit wird benötigt. Wir gehen.“ Leav und Leyon standen auf. Death Sentence Während Kirika und die beiden anderen auf dem Weg zum nächsten Sterbenden waren, hörte Kirika die Stimme ihres Meisters. „Der nächste Sterbende, Rasaril, gehört ins Jenseits. Führe in hin, Alkoyte.“ „Ja, Meister.“ Schneeflocken fielen lautlos zu Boden, während Rasaril die Steppe durchquerte, die Hand auf seinem Schwertgriff ruhend, um jederzeit zum Kampf bereit zu sein. Plötzlich stand ein Mann in rotem Mantel vor ihm und zielte mit seinen beiden Schusswaffen mit überkreuzten Armen auf Rasaril. „W-Was willst du? Wer bist du überhaupt?“, fragte Rasaril und zog sein Schwert, obwohl er wusste, dass er bei einem Kampf keine Chance hatte. „Man nennt mich Veshial der Vollstrecker.“ Veshials Stimme war tief. Er achtete genau darauf, was er sagte, und legte es darauf an, bedrohlich zu klingen. „Vollstrecker?“, fragte Rasaril und wich einen Schritt zurück. „Ich befördere Menschen unreiner Vergangenheit ins Jenseits.“, erklärte Veshial emotionslos. „Was habe ich denn angestellt?!“, fragte Rasaril etwas ängstlich. „Du ermordetest drei Unschuldige. Es war erst vor wenigen Tagen.“ Einige der Schneeflocken landeten auf Veshials silbernen Haaren, schmolzen dort und gaben ihnen ein strähniges Aussehen. Rasaril dachte nach. Vor wenigen Tagen? Da war doch dieser Kampf mit den Banditen. Waren es drei gewesen? Ja… Rasaril war sich ziemlich sicher, dass es drei gewesen waren. „Unschuldige habe ich nicht getötet. Es waren Banditen, Räuber, die mehrere Menschen auf dem Gewissen hatten!“, versuchte Rasaril, sich zu rechtfertigen. Veshial lächelte nachsichtig. „Räuber? Eher nicht. Es waren getarnte Soldaten deines Königs.“ „Was?!“ „Sie wollten Kriminelle verhaften und tarnte sich deshalb als Banditen. Dass du, der du dich doch als so rechtschaffen glaubst, ihre Tarnung nicht durchschautest, ist traurig, und eine Schande. Ein Grund mehr, dich zu töten.“ Veshial zog den Aktivator seiner Waffen. „Nein! Das… das wusste ich nicht!“, flehte Rasaril geradezu. Kirika hatte das Gespräch interessiert verfolgt. Der Schütze, der sich Veshial nannte, hatte doch auch Leyon getötet. Leyon durchfuhr ein eiskalter Schauer beim Anblick seines Mörders. Auch Leav beobachtete das Geschehen mit sichtbaren Interesse. Veshial sah plötzlich auf, als ob er etwas gehört hatte. Er drehte den Kopf – und blickte Kirika direkt in die Augen. „Du!“, stieß er hervor und schoss auf sie. Kirika wich mit einem Sprung aus und landete in Respektsabstand zu Veshial. „Du… bist also der Mörder, der mir so viel Arbeit beschert. Woher nimmst du das Recht dazu?“, fragte sie. Rasaril stand da wie erstarrt, er hatte die Anwesenheit der drei zuvor nicht bemerkt. Erst, als Veshial geschossen hatte und Kirika von ihrem Beobachtungsposten hierher gekommen war, hatte er sie gesehen. Leyon und Leav hatten ihren Standort ebenfalls gewechselt und standen nun hinter Kirika. „Es sind alles Verbrecher. Sie alle haben Blut von Unschuldigen an den Händen.“ Leyon blickte ihn verwirrt an. „Ich habe nie jemanden umgebracht!“, rief er entrüstet. „Schweig! Ich werde dich ein zweites Mal töten!“, drohte Veshial. Leyon schwieg und versteckte sich halb hinter Kirika. „Hör auf, meinen Schützlingen Angst zu machen. Wozu tust du das alles? Aus Langeweile? Übst du Selbstjustiz?“, fragte die Alkoyte. „Ich gehorche nur Befehlen.“, erwiderte Veshial mit einem Schulterzucken. „Befehlen? Von wem?“, fragte Kirika alarmiert. Gab es den Dunklen Meister etwa wirklich? So wie es die älteren Alkoyte immer sagten? Kirika hatte es für eine Legende gehalten, ein Märchen, damit sich die jüngeren Alkoyte mehr anstrengen. Aber… wenn es ihn wirklich gab, dann… Veshial antwortete nicht, sondern zog erneut die Aktivatoren seiner Waffen. Dann zielte er auf Rasaril, der immer noch wie zur Salzsäule erstarrt dastand. Kirika wollte ihn noch aufhalten, aber es war zu spät. Veshial hatte abgedrückt und Rasaril sank leblos zu Boden. Ein sauberer Kopfschuss und ein nicht minder genauer Schuss ins Herz. „Führe ihn lieber schnell ins Jenseits, sonst wandert eine weitere ruhelose Seele umher.“, meinte Veshial noch, dann wandte er sich so schwungvoll um, dass sein Mantel um ihn herum flog und verschwand wie durch Magie. „So ein arroganter…“, murmelte Kirika, wandte sich dann aber Rasaril zu, der wie jeder Sterbende in Dunkelheit getaucht war und sie als helles Licht wahrnahm, bis sie näher kam. „Bin ich… tot…?“, fragte er. „Ja… folge mir ins Jenseits, wo du Ruhe finden kannst.“ Sie half Rasaril hoch und führte ihn weiter in die Finsternis hinein, bis er wie vom Erdboden verschluckt verschwand. Kirika seufzte und kehrte zu Leyon und Leav zurück. „Lasst uns gehen.“, sagte sie bloß, und ihre beiden Mitstreiter hörten deutlich Wut in ihrer Stimme. Grave of an Alkoyte Auf dem Weg in die Zwischenwelt hörte Kirika wieder einen Sterbenden. „Wenn das wieder dieser Veshial ist…“, murmelte Kirika und wandte sich zu Leav und Leyon. „Geht in die Zwischenwelt und wartet dort auf mich. Diesmal werde ich es alleine erledigen.“ „In Ordnung.“, antwortete Leyon, und Leav sah sie besorgt an. „Wie ihr wünscht… seid bitte vorsichtig.“ Kirika lächelte sie an. „Keine Sorge. Ich bin unverwundbar.“, erwiderte die Alkoyte und machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten ‚Opfer’. Leyon und Leav sahen ihr nach, machten sich aber dann auf den Weg in die Zwischenwelt. „Merkwürdig…“, meinte Leyon. „Was?“, fragte Leav nach. „Sie hat noch niemals darauf bestanden, einen Sterbenden allein zu beruhigen. Sie hat irgendetwas.“ „Vielleicht ist sie bloß wütend auf diesen Vollstrecker und will mit ihm kämpfen, ohne dass sie sich um uns Sorgen machen muss. Sie ist unverwundbar, aber wir offenbar nicht. Sie will uns wahrscheinlich nicht gefährden.“, stellte Leav eine Vermutung an. „…hm… vielleicht.“ Kirika hatte den, der sie gerufen hatte, bald gefunden. Er hatte schwarze Haare und trug dunkle Kleidung. Er stand an einem Grab und hielt den Kopf gesenkt. „Warum musstest du sterben…?“, murmelte er. Kirika sah auf die Inschrift am Grab. Sie erstarrte. In Erinnerung an Kirika Lacre. Möge sie im Tode den Frieden finden, den sie lebend nie finden konnte. In Nomine Padre, et Filli, et Spiritus Sancti. „Was tut er an meinem Grab?“, murmelte Kirika. Sie war sich sicher, den Jungen nicht zu kennen. Es war zwei Jahre her, dass sie gestorben war. Sie wurde von einer Alkoyte mitgenommen und ausgebildet, und ihr Meister hatte sie dann ebenfalls zu einer Alkoyte gemacht. Seither reiste Kirika umher, die toten Seelen beruhigend, manche mit sich nehmend, die meisten ins Jenseits führend. Sie war niemals an ihr Grab zurückgekehrt; bis jetzt. Natürlich konnte sie sich nicht mehr an sonderlich viel aus ihrem Leben als Mensch erinnern, aber dennoch war sie sich sicher, den Jungen nie gekannt zu haben. Aber was tat er dann an ihrem Grab? Warum trauerte er um sie? Kirika beschloss, trotz dem Verbot des Meisters, sich Lebenden zu zeigen, zu dem Jungen zu gehen und ihn zu fragen. „Wer bist du?“, fragte sie kalt. Der Junge wandte sich erschrocken zu ihr, beruhigte sich aber, als er sie erkannte. „Ich bin Varian.“ „Was machst du hier?“ „Das ist das Grab einer Freundin von mir.“ „Wie hieß sie?“, fragte Kirika nach. Sie? Eine Freundin von ihm? „Kirika. Ich habe sie an der Oberschule kennen gelernt.“ Kirika dachte nach, versuchte, sich an ihre Schulzeit zu erinnern; doch sie konnte es nicht. „Wann ist sie gestorben?“ „Vor ein wenig mehr als zwei Jahren. Es war ein Schock für mich. Seither komme ich jeden zweiten Tag hierher, um für den Frieden ihrer Seele zu beten.“ „Du willst mir weismachen, dass sie dir so wichtig war, und dennoch erkennst du mich nicht…?“, fragte Kirika leise. Varian sah die Alkoyte an. „Du… siehst anders aus, Kirika. Du musst verzeihen.“ „Du wusstest…?“ „Natürlich weiß ich, wer du bist. Kein Wunder, dass ich dich zu Beginn nicht erkannte. Du hast dich… sehr verändert. Du bist jetzt also wirklich eine Alkoyte geworden…“ Kirika sah ihn überrascht an. „Woher…?“, begann sie, aber Varian unterbrach sie. „Deine Erinnerung scheint verblasst zu sein. Du hast mir früher von den Alkoyte erzählt. Dass du, wenn du einmal stirbst, eine werden möchtest.“ „Warum hätte ich eine Alkoyte werden wollen? Es ist nicht unbedingt ein angenehmer Zeitvertreib für einen Toten.“ Varian lächelte. „Das habe ich dir auch gesagt, früher. Aber du meintest nur, dass lieber du die toten Seelen sammeln wolltest, als dass jemand anders das tun müsse.“ Kirika sah Varian in die Augen. Sie waren warm, fast sanft, und sie ruhten auf ihr. „Hast du denn… keine Angst?“ „Angst? Vor dir? Warum sollte ich?“ „Du weißt, was Alkoyte tun. Hast du keine Angst vor dem Tod?“ Varian schüttelte den Kopf. „Ich dachte nicht, dass du beruflich hier bist. Ich hatte angenommen, du wolltest dein Grab zumindest einmal sehen.“ Kirika richtete ihren Blick auf das Grab. Es war sauber gepflegt, und Blumensträuße lagen darauf. „Hast du dich etwa seit meinem Tod um das Grab gekümmert?“, fragte sie leise. Varian nickte. „Wenn deine Familie es nicht für nötig hält… Ich will nicht, dass dein Grab so verwest wie manche anderen hier. Deshalb komme ich regelmäßig her und pflege es.“ Kirika schenkte ihm ein Lächeln. „Danke dir.“ Sie hörte den Ruf ihres Meisters und sah zum Himmel hoch. „Musst du gehen?“, fragte Varian. „Ja.“ „Kommst du wieder?“ „…ja.“ Kirika mochte seine Art irgendwie. Wie hatte sie so jemanden bloß vergessen können? „Okay. Bis dann. Pass auf dich auf.“ Kirika lächelte wieder. „Keine Sorge. Mir kann gar nichts passieren.“ Schwarze Flügel schossen aus ihrem Rücken und bedeckten ihr Grab mit Federn. „Auf Wiedersehen.“, meinte sie noch, dann erhob sie sich in die Lüfte und war bald darauf verschwunden. Master Alexis Im Jenseits betrat sie einen prunkvollen, riesigen Palast. Sie schritt erhobenen Hauptes durch die gewundenen Gänge, hier und da an anderen Leuten vorbei, welche dieselbe Kleidung wie sie trugen. Schließlich stand sie an einem Tor, das dreimal so hoch wie Kirika groß war, und noch prunkvoller geschmückt war wie der Rest des Palastes. Sie klopfte an und wurde gleich darauf hinein gebeten. Ein anmutig und mächtig aussehender Mann in fortgeschrittenem Alter saß hinter einem großen, als massivem Holz gefertigten Schreibtisch und blickte ihr entgegen, als sie eintrat und hinter ihr das Tor zufiel. „Alkoyte Kirika meldet sich zurück, Meister Alexis.“, begrüßte Kirika den Mann mit ergrautem, kurzen Haar und dem ebenso grauweißen Bart. „Gut, dass du wieder da bist. Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Er wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, und danach gehst du deinen bisherigen Pflichten nach.“ „Ja, mein Meister.“ „Du wirst unten auf der Erde ruhelose tote Seelen, die nicht von Alkoyte beruhigt wurden, sammeln und nach Nifleheim führen. Wenn du damit fertig bist, wirst du die Seelen der Einherjar, deinen sowie den, die unter anderen Alkoyte umherziehen, nach Asgard bringen.“ Einherjar. Die toten Seelen, die Alkoyte bei sich behalten, anstatt sie nach Nifleheim ins Jenseits zu bringen. Sie werden von den Alkoyte ausgebildet und dann dem Meister übergeben. Nifleheim. Die Unterwelt des Jenseits. Der Ort, an dem tote Seelen leben, die unrecht gehandelt haben oder ruhelos umherzogen. Auch der Ort, an den Einherjar kommen, wenn sie den Befehlen ihrer Alkoyte nicht gehorchen. Auch Alkoyte kommen dorthin, wenn sie sich dem Meister widersetzen. Asgard. Das Himmelsreich. Der Ort, an dem die Einherjar leben, die vom Meister nicht zu Alkoyte gemacht werden. Eine Art Paradies, in das auch Alkoyte kommen, die schon sehr lange Alkoyte sind und die der Meister in eine Art Ruhestand schickt. „Ja, mein Meister. Wie Ihr wünscht.“, erwiderte Kirika. „Gut. Und noch etwas…“ „Ja, mein Meister?“ „Unterlasse es in Zukunft, dich Lebenden zu zeigen.“ „Ah…!“ „Dachtest du, ich würde es nicht bemerken?“ „Aber… ich hörte seinen Todesruf…“ „Es war nicht sein Todesruf. Jemand anders, nahe dem, dem du dich zeigtest, starb und wurde nicht von einer Alkoyte beruhigt. Seine Seele wandert umher, ruhelos. Beeil dich, diese ruhelosen Seelen zu finden.“ „…ja, Meister Alexis.“ Kirika wirkte geknickt. Sie hatte den Falschen beobachtet. Sie war nicht befugt gewesen, sich Varian zu zeigen. Und zu allem Überfluss war sie Schuld, dass noch eine weitere ruhelose Seele umherstreifte. „Beeil dich. Du darfst gehen.“ Kirika verbeugte sich kurz und verließ dann den Raum, und kurz darauf auch den Palast. Sie beschloss, Leav und Leyon von ihrem Auftrag zu unterrichten. Als sie in der Zwischenwelt ankam, sprang Leav von ihrem Platz auf einer der festeren Wolken auf und lief ihr entgegen. „Kirika! Du bist wieder da!“, freute sie sich. „Es ist schön, wieder da zu sein.“, erwiderte Kirika und landete neben ihrem kleinen ‚Anhängsel’. Leyon stand nun ebenfalls auf und trat einen Schritt näher zu Kirika. „Du siehst nicht sehr erfreut aus. Ist etwas passiert?“, fragte er besorgt. Kirika seufzte lautlos. „Nun, es ist tatsächlich das ein oder andere passiert. Jedenfalls habe ich von meinem Meister einen neuen Auftrag bekommen, und dafür muss ich euch eine ziemlich lange Weile alleine lassen.“ „Neuer Auftrag?“, fragte Leav sofort neugierig nach. „Es ist nicht eure Sache, ihr braucht davon nichts zu wissen. Bleibt in der Zwischenwelt und verhaltet euch ruhig. Ich werde früher oder später wieder hierher zurückkommen.“, erläuterte Kirika. Leyon nickte. „Aber… was sollen wir denn solange tun?“, fragte Leav, die schon ahnte, dass es sehr langweilig werden würde. „…“ Kirika ließ sich wieder im Lotussitz auf den Wolken nieder. „Tut es mir gleich.“ Leyon und Leav folgten ihrem Befehl. „Schließt die Augen und konzentriert euch. In euch ruht eine Macht, die ich erwecken müsst. Bis ich wiederkomme, reicht es, wenn ihr meditiert. Dann zeige ich euch eure Kräfte.“ „Meditieren…“, murmelte Leyon. Er war nicht dafür geschaffen, lange Zeit ruhig dazusitzen. Dafür war er zu aufgedreht. Leav war da nicht anders und so schmollte sie ein wenig. Kirika stand auf. „Mein Weg führt mich auf die Erde, nach Nifleheim und nach Asgard. Bevor ich nach Asgard gehe, komme ich zu euch. Übt euch in Ruhe und Konzentration.“ „Nifleheim? Asgard?“, wunderte sich Leyon. „Ihr werdet es erfahren, wenn ich wiederkomme. Vergesst nicht, zu meditieren. Das ist ein Bestandteil eurer Ausbildung.“, mahnte Kirika noch. „Ja.“ „In Ordnung.“ Kirika sah ihre beiden Einherjar noch einmal an, dann meinte sie: „Auf Wiedersehen.“ „Komm bald wieder.“, verabschiedete sich Leav, und Leyon meinte fast schon frech: „Lass dir nicht zu viel Zeit, bitte.“ Kirika nickte bloß, dann erhob sie sich mit ihren Schwingen in die Luft und flog davon, Richtung Erde. Purification Nur Alkoyte konnten die ruhelosen Seelen wahrnehmen, die durch die astralen Sphären der Erde treiben. Sterbende, die nicht von Alkoyte beruhigt werden, wurden zu ruhelosen Seelen, zu Rem. Manchmal befahl Alexis einer Alkoyte, diese ruhelosen Seelen zu läutern und nach Nifleheim zu bringen, wo sie in Ewigkeit Ruhe fanden. Kirika war kaum auf der Erde angekommen, als sie mehrere solche ruhelosen Seelen wahrnahm. Sie zog den Stab, der an ihrem Rücken befestigt war, und schnitt damit die Luft vor sich. Die Rem in der unmittelbaren Umgebung flogen auf Kirika zu und wurden, als sie nahe bei ihr waren, in den Stab gesogen. Kirika atmete tief durch. Es war geistig sehr anstrengend, Luft zu schneiden, damit die Rem sie wahrnahmen, und die Seelen danach in den Stab zu ziehen. Kirika wusste, dass diese Aufgabe eigentlich die Strafe dafür war, dass sie sich einem Lebenden offenbart hatte. Aber sie war nicht wütend auf Alexis. Es war ein Fehler gewesen. Ein Fehler, den sie nicht wiederholen durfte, so gern sie Varian auch wieder sehen wollte. Es war ein Fehler gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Nur ein Fehler… Feelings Es dauerte zwei ganze Tage und Nächte, bis die Rem auf der Erde alle in Kirikas Stab gefangen waren. Kirika war sehr erschöpft. Sie hatte nicht geschlafen, keine mentale Regeneration gemacht… Für all das hatte sie keine Zeit gehabt. Ein Stab voller Rem rief nach ihresgleichen. Damit kamen mehr und mehr Rem auf Kirika zu, und sie musste alle so schnell wie möglich fangen. Wenn ein Rem eine Alkoyte berührte, war die Alkoyte unrein und wurde nach Nifleheim verbannt. Mit müden Flügelschlägen machte sie sich auf den Weg in die Zwischenwelt, um von dort nach Nifleheim zu reisen. Sie flog unbewusst in Richtung des Friedhofs, auf dem ihr Grab war. Sie sah kurz hinunter und bemerkte, wo sie war. Kirika wollte die Richtung ändern, wollte nicht wieder denselben Fehler machen. Doch in dem Moment, als sie gerade ihre Flugbahn korrigieren wollte, entdeckte sie Varian an ihrem Grab stehen. Sie zögerte, doch nur kurz. Dann landete sie neben ihm und ließ ihre Flügel verschwinden. „Kirika!“, freute sich Varian und umarmte sie kurz. Erschrocken stand Kirika da, verwirrt von Varians Handeln. „Ich dachte, du würdest nie mehr wiederkommen…“, meinte Varian leise. „Es ist schön, dich wieder zu sehen. Ich sagte dir doch, dass ich wiederkomme.“, erwiderte Kirika und automatisch schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, sobald sie Varian auch nur ansah. Varian sah sie einen Moment lang mit unergründlichem Blick an. „Was ist los?“, fragte Kirika, die seinen Blick bemerkte. „…geht es dir nicht gut? Du bist so blass…“ „Doch, es geht mir gut, danke.“, erwiderte Kirika knapp. Fast schon ängstlich sah Kirika zum Himmel. Wenn Alexis sie wieder bei Varian sah, würde sie eine härtere Strafe bekommen, das war sicher. Oder schlimmer, er würde Varian bestrafen. Kirika ließ ihre Flügel erscheinen. „Du musst schon wieder weg?“, fragte Varian mit einem traurigen Unterton in der Stimme. „Ja, ich habe einen Auftrag, den ich noch erledigen muss.“ Kirika wandte sich um und wollte wegfliegen. „Kirika!“, rief Varian ihren Namen und als Kirika sich zu ihm umdrehte, fand sie sich auch schon in einer festen Umarmung wieder. „Was…?“, murmelte sie bloß, als Varian den Griff lockerte, gerade so weit, dass ihre Gesichter ein wenig voneinander entfernt waren. Im nächsten Augenblick fühlte Kirika die Lippen des Jungen vor sich auf den ihren. Kirika schloss die Augen. Es tat gut. Diese Wärme, dieses angenehme Kribbeln im Bauch, das Varian in ihr auslöste. Doch obwohl sie noch gerne mehr von diesen Gefühlen wollte, drückte sie Varian weg, fast schon ängstlich. Was würde passieren, wenn Alexis das gesehen hatte? Kirika wollte gar nicht daran denken. „Tut mir Leid, ich… ich muss gehen!“, verabschiedete sie sich kurz und erhob sich mit einem kräftigen Flügelschlag, um im nächsten Moment aus Varians Blickfeld verschwunden zu sein. Varian sah ihr nach, traurig, enttäuscht. „Pass bitte auf dich auf…!“, murmelte er, dann verließ er den Friedhof. Collecting Einherjar Mit rasender Geschwindigkeit flog Kirika, irgendwohin, sie konnte noch nicht in die Zwischenwelt, dazu war sie zu verwirrt. Ihre Einherjar, besonders Leyon, würden bemerken, dass etwas passiert war. Sie legte zwei Finger auf ihre Lippen. Die Weichheit von Varians Lippen ging ihr nicht aus dem Kopf, genauso wenig wie seine weichen Haare oder seine sanften Berührungen, oder sein Lächeln. Egal, wie sehr sie auch versuchte, ihn aus dem Kopf zu bekommen, es ging nicht. Als sie sich zumindest ein wenig beruhigt hatte, betrat sie die Zwischenwelt. Leyon und Leav saßen tatsächlich auf den Wolken und meditierten. Leyon bemerkte ihre Anwesenheit als erstes und stand auf, wodurch auch Leav auf die Alkoyte aufmerksam wurde. „Gut. Ihr habt getan, was ich euch sagte.“, stellte Kirika fest. „Selbstverständlich!“, meinte Leav entrüstet. „Es fällt mir schwer, das zu tun, was ich jetzt tun muss, aber mein Meister hat es mir befohlen. Folgt mir.“, meinte Kirika. Leyon und Leav nickten, und zu dritt reisten sie wieder durch die physischen Sphären der Erde. Astrale Sphären. Die Sphären, in denen Rem sich bewegen. Nur Alkoyte können sie betreten. Physische Sphären. In ihr leben Menschen und Sterbende. Alkoyte sowie Einherjar können sie betreten und sich frei in ihnen bewegen. Sie trafen eine andere Alkoyte. „Kirika?“, wunderte sich Freya, die andere Alkoyte. „Lange nicht gesehen, Freya. Der Meister schickt mich.“, begrüßte Kirika ihre Mitstreiterin. Freya sah kurz erschrocken aus, dann blickte sie auf ihre drei Einherjar, die in der Nähe standen und respektvoll zu ihr und Kirika blickten. „…ich verstehe. Warte einen Moment.“ Freya ging zu den Einherjar und redete kurz mit ihnen. Dann kamen die vier zu Kirika. „Es ist geregelt. Ich vertraue sie dir an.“ „Ich werde gut auf sie aufpassen, keine Sorge.“, erwiderte Kirika. „Nicht deine Gesellschaft macht mir Sorgen, sondern ihr Aufenthalt in Asgard.“, meinte Freya kopfschüttelnd. „Befehle sind Befehle. Mir gefällt es ebenso wenig wie dir.“ Freya nickte. „Wir sehen uns.“, verabschiedete sich Kirika und machte sich mit inzwischen fünf Einherjar auf den Weg zur nächsten Alkoyte. Nach und nach wurde eine ganze Reisegesellschaft aus Kirikas Einherjar, die sie von anderen Alkoyte sammelte. Als sie sicher war, dass sie alle Einherjar beisammen hatte, führte Kirika sie in die Zwischenwelt. „Hört mich an, Einherjar.“, begann sie, woraufhin sich sämtliche Einherjar ihr zuwandten. „Ich habe Befehl, euch nach Asgard zu bringen. Dort werdet ihr einem Skoll übergeben, der euch fertig ausbildet und euch danach weitere Anweisungen gibt.“ Sie wandte sich Leav und Leyon zu, die sie beide traurig ansahen. „Es tut mir Leid, euch schon wieder verlassen zu müssen. Unsere Zeit war kurz, besonders die von uns beiden, Leav. Vergesst euer Training nicht, wenn ihr in Asgard seid.“ „Ja…“ Kirika breitete ihre Flügel aus und brachte die Einherjar nach Asgard, dem Himmelsreich. Der Skoll erwartete sie bereits. „Ihr seid spät.“, meinte er bloß abweisend und musterte die Einherjar. „Diesmal sind es etwas schwache Exemplare, was? Konntet ihr nichts besseres finden?“ „Sie alle haben mindestens eine verborgene Fähigkeit, die dem Meister dienlich sein wird.“, erwiderte Kirika, nicht minder kalt wie der Skoll. Der Skoll sah sie bloß eine Weile an, dann wandte er sich an die Einherjar. „Folgt mir. Eure Ausbildung beginnt nun.“ Die Einherjar folgten ihm brav, und Kirika sah ihnen doch etwas traurig nach. Die Ausbildung hier war hart, das wusste sie. Auch Kirika hatte diese Ausbildung über sich ergehen lassen müssen. Ihr taten die Einherjar Leid, besonders die beiden Kleineren, die sie von Lenneth abgeholt hatte. Lenneth gab sich normalerweise Mühe, nicht allzu Junge Einherjar aufzunehmen, aber sie hatte ihr erklärt, dass es ein Befehl vom Meister war, die beiden mitzunehmen. Auch Leav hatte ihr Mitleid. Sie war nicht wirklich eine Kämpfernatur. Aber vielleicht ließ der Skoll sie ja als Magierin zu. Kirika schüttelte langsam den Kopf, bevor sie dann in die Zwischenwelt zurückkehrte. Painful Order Kirika betrat ein weiteres Mal den Palast von Alexis. Als sie vor ihm stand, verbeugte sie sich tief. „Meister Alexis, Alkoyte Kirika meldet sich zurück. Sämtliche Rem befinden sich nun in Nifleheim und die Einherjar wurden in Asgard einem Skoll übergeben.“ „Gut, dass du da bist. Ich habe einen neuen Befehl.“ Alexis schien kein bisschen interessiert an den Erläuterungen ihres letzten Auftrags, was Kirika verwirrte. „Ja, Meister?“ „Auf der Erde gibt es einen Jungen, der häufig dein Grab besucht. Er hat sich etwas zuschulden kommen lassen. Töte ihn und bringe ihn nach Nifleheim.“ Kirika stockte der Atem. Varian? Töten?! Und nach Nifleheim bringen?! Was könnte er angestellt haben? Sie war sich sicher, dass er niemals etwas Böses tun würde. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen; Der Kuss. Alexis hatte es gesehen. Und er hatte sich die härteste Strafe für beide Beteiligten einfallen lassen; Varians Tod. Kirika musste sich sehr am Riemen reißen, damit sie sich nichts anmerken ließ. „Es wird getan werden, Meister Alexis.“ „Oh, es wird sicherlich getan werden. Wenn du es nicht tust, werde ich jemand anders schicken. Sei dir sicher, dass der Junge stirbt.“, mahnte Alexis. Kirika nickte. „Ich bin mir dessen bewusst, mein Meister.“ „Gut. Du darfst gehen.“ Kirika verbeugte sich und verließ den Raum, und danach den Palast. In der Zwischenwelt fiel sie auf die Knie. Despair Die Zwischenwelt war der einzige Ort, den Alexis nicht beobachten konnte. Tränen bahnten sich ihren Weg über Kirikas Wangen. Wie konnte er bloß…? Wie konnte er?! War es ein so schweres Verbrechen, Gefühle für jemanden zu empfinden? War es eine so unauslöschbare Sünde?! Es war einfach nicht fair. Lieber starb Kirika selbst, als Varian auch nur ein Haar zu krümmen. Warum bestrafte er Varian auch? Kirika schüttelte energisch den Kopf. Das durfte er nicht. Er hatte kein Recht dazu! Noch nie hatte Kirika einen Befehl von Alexis in Frage gestellt. Aber einen völlig Unschuldigen töten zu lassen, nur weil er Gefühle für eine Alkoyte hegte? Das ging einfach zu weit. Das würde Kirika nicht zulassen. Sie verweilte noch eine Weile in der Zwischenwelt, bis sie sich dann zu ihrem Grab aufmachte. Sie landete, konnte aber Varian nirgends entdecken. Sie ließ ihre Flügel verschwinden und betrachtete lange ihren Grabstein. Sie merkte nicht, wie sich jemand näherte und sich dann hinter sie stellte. Sie erschrak, als sie plötzlich Hände auf ihren Schultern spürte, bis sie einen Moment später realisierte, dass es Varian war. Schnell drehte sie sich um und umarmte ihn. „Varian…! Du lebst…“ Er sah sie verwirrt an. „Natürlich. Warum sollte ich tot sein?“ Kirika standen Tränen in den Augen. „Mein Meister… Er… erteilte mir einen Auftrag, den ich… nicht ausführen kann.“, erklärte sie. Als eine Träne über ihr Gesicht lief, wischte Varian sie sanft weg. „Ach was. Kein Auftrag übersteigt deine Fähigkeiten. Ich glaube fest an dich.“, versuchte er, sie aufzuheitern. Doch Kirika schüttelte bloß langsam den Kopf. „Darum geht es nicht…“, flüsterte sie, den Tränen nahe. „Sondern…?“, fragte Varian. „…er… befahl mir… er befahl mir…“ Kirika sah Varian in die Augen, und nun liefen Tränen wie Regen über ihr Gesicht. „Er befahl mir, dich zu töten!“ Varian sah sie nach diesem Ausbruch kurz unschlüssig an, dann nahm er sie fest in den Arm. „…warum tust du es nicht? Ich würde glauben, du bekämst Ärger wenn du es nicht tätest.“ „Den Ärger gibt es bereits! Er hat uns gesehen! Er hat dich gesehen. Er hat den Kuss gesehen. Er hat ALLES gesehen…“, rief Kirika verzweifelt. Varian hielt sie bloß stumm fest, bis die Tränen nachließen. „Was… wird jetzt geschehen?“, fragte Varian leise, vorsichtig. Er wollte Kirika nicht noch einmal zum Weinen bringen. „…ich höre auf. Ich will keine Alkoyte mehr sein! Wenn es sein muss, begleite ich dich nach Nifleheim!“, erklärte Kirika entschlossen. „Schön das zu hören.“, meinte plötzlich jemand in ihrer Nähe und Kirika und Varian wandten sich zum Besitzer der Stimme um. „Veshial!“, stellte Kirika fest. „Mein Gebieter hat mir befohlen, den Jungen nach Nifleheim zu bringen und dich ebenfalls zu töten. Wenn du freiwillig nach Nifleheim gehst, macht das die ganze Sache einfacher.“, meinte Veshial. Death Kirika sah zu Varian, dann richtete sie ihren Blick auf Veshial. „Nein. Das lasse ich nicht zu. Ich lasse dich ihn nicht töten!“ Veshial musterte sie mit unergründlichem Blick. „Eine tote Seele… eine Marionette der Götter… opfert sich für einen Sterblichen? Warum? Warum tust du das, Alkoyte?“, fragte er schließlich. Kirika sah Varian aus den Augenwinkeln an, dann seufzte sie und erwiderte leise, kaum hörbar, mit gesenktem Kopf eine Antwort, mit der die beiden Männer neben ihr nicht gerechnet hatten. „Weil ich… ihn liebe.“ Varian sah sie sehr überrascht, jedoch nicht minder glücklich an. Veshial dagegen hatte einen vorwurfsvollen Blick. „Du bist eine Alkoyte, ein Diener der Götter. Du darfst dich nicht menschlichen Gelüsten hingeben. Das müsstest du eigentlich wissen!“ „Ich weiß es! Aber… aber ich kann es nicht ändern… Denkst du nicht, ich hätte versucht, mich zu wehren?! Denkst du wirklich, ich würde mir so leichtfertig eine Schuld zukommen lassen, die mich nach Nifleheim bannen würde?!“ Tränen liefen über Kirikas Wangen. „Du kamst, um mich und Varian zu töten. Ich würde guten Gewissens sterben können, wenn ich wüsste, dass er in Sicherheit ist. Aber… du wirst mich töten, und danach ihn ebenfalls. Das kann ich nicht zulassen.“ Kirika zog ihr Schwert und richtete es auf Veshial. „Ich werde dich ihn nicht töten lassen!! Und wenn es das letzte ist, das ich tue!!“ Veshial kicherte. „Es wird durchaus das letzte sein, das du tust. Allerdings wird dein lächerlicher Versuch, mich aufzuhalten, mich nicht daran hindern, den Menschen zu töten.“ Er zog seine Schusswaffen und richtete sie auf Kirika. „Und wenn du dein Leben so leichtfertig aufgibst… so sei es!“ Veshial schoss, doch Kirika wich aus und lief näher zu ihm. Sobald sie in Reichweite war, schlug sie zu, doch Veshial blockte den Schlag mit seinen Pistolen ab. „Lächerlich.“, meinte er, schleuderte das Schwert von sich und drückte gleichzeitig ab um sie zu töten, was Kirika nur knapp zu verhindern wusste. Sie attackierte ihn noch einmal, doch auch dieses Mal wehrte er ihren Angriff ab. „Du bist zu schwach. Du lässt deine menschlichen Gefühle Oberhand gewinnen.“, erklärte er auf arrogante Weise und schleuderte sie ein weiteres Mal zurück, stärker als das letzte Mal, „So wirst du mich nie besiegen!“ Der Schlagabtausch ging weiter. „Ich hörte, du seiest eine der talentiertesten Kämpferinnen in allen Welten. Ich bin ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Ich dachte, das hier würde lustig werden.“ Kirika schlug ihm mit einem gekonnten Hieb eine seiner Waffen aus der Hand. „Lustig?! Du hast Spaß daran, andere zu töten?! Das ist… das ist… unverzeihbar!“ Veshial schoss dreimal in ihre Richtung, sodass sie in einiger Entfernung stand und die Kugeln abblocken musste, sodass er ein Zeitfenster von ein paar Sekunden hatte. Natürlich war er zu geübt, um sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen; er richtete seine übrig gebliebene Pistole auf Varian und grinste. „Das war’s, Alkoyte… Keine Spielchen mehr. Es ist vorbei.“ Es drückte ab. Kirika hatte gerade die letzte Kugel abgewehrt und sah nun erschrocken zu Varian, der noch versuchte, auszuweichen; doch seine Reflexe waren nicht so gut wie die von Kirika oder von Veshial selbst… Er konnte der einen Kugel mit Mühe ausweichen, doch Veshial hatte noch drei abgefeuert und alle drei trafen ihn… „NEIN!!“, schrie Kirika und stürzte zu Varian, der inzwischen zu Boden gegangen war und sie nur noch aus halb geschlossenen Augen ansehen konnte. „Kirika…“ „Varian! Nein!“ Kirika wollte eigentlich ‚Halt durch’ sagen, aber sie wusste, dass Veshial ein unglaublich gutes Ziel hatte; er hatte getroffen, und wenn er traf, erwischte er tödliche Punkte. Tränen liefen über Kirikas Wangen und tropften aus Varians halbtoten Körper. „Es… tut mir… Leid… Kirika…“ „Dir muss nichts Leid tun…!“ „Kann ich dich… um einen… letzten Gefallen… bitten…?“ „Natürlich!“ „Ich… ich würde dich… gern… noch ein… ein letztes Mal… letztes Mal küssen…“ Kirika musste beinah lächeln, und sie beugte sich zu Varian hinunter und küsste ihn. Es waren bloß einige Sekunden, und irgendwann schmeckte Kirika Blut. Sie löste sich von Varian und sah gerade noch, wie sein Kopf zur Seite und seine Hand von ihrer fiel. Kirika senkte den Kopf, mehr und mehr Tränen landeten auf Varians Leiche. Revelations „Wer…“ „Hm?“ Veshial fühlte sich sofort angesprochen. „Wer ist dein Meister? Wer hat das hier befohlen?“ Kirikas Stimme war ruhig und beherrscht, und doch konnte Veshial den Zorn darin förmlich spüren. Veshial schwieg. „Sag es mir!!“ „…es war… Alexis.“ „WAS?!“ Kirika sah Veshial kurz an, dann senkte sie den Kopf, schloss die Augen und seufzte. Sie erhob sich langsam, den Kopf immer noch gesenkt. Als sie schließlich den Kopf hob, glühten ihre Augen vor Wut. „Alexis… hat die Menschen töten lassen…? Er hat… Varian töten lassen… Rache… ich werde mich rächen…“ Damit erschienen ihre Flügel und sie erhob sich mit einem mächtigen Flügelschlag. Alsbald war sie aus Veshials Blickfeld verschwunden. Er kicherte lautlos. „Ich habe es ihm gesagt… ich habe ihm gesagt, dass er dafür büßen müsse… Tja. Eigentlich hatte ich vor, ihn selber zu töten… aber nun gut. Soll die Alkoyte ihre Rache haben. Ich werde dennoch die Macht erhalten, die mir zusteht.“ Kirika klopfte nicht, als sie die Tür aufschleuderte und Alexis verwundert aufsah. „Was hast du getan?!“, rief sie. „Du wagst es, mich zu duzen? …egal. Du wirt ohnehin bald in Nifleheim sein.“ „Du…!! Warum hast du Veshial all die Leute umbringen lassen?!“ „Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen sind würdig weiterzuleben, und falls sie sterben sollten, lasse ich sie von euch Alkoyte trainieren und nach Asgard bringen. Die zweite Sorte jedoch… sie sind es nicht Wert, nach Asgard zu kommen. Und sie würden noch mehr Schaden anrichten, wenn sie weiterleben würden. Deshalb sandte ich den Vollstrecker, um sie vorzeitig zu eliminieren. Es ist nichts unrechtes daran, schuldige zu bestrafen. Was macht es schon? Die bösen Menschen sind verschwunden… Alsbald gibt es eine Welt, die frei von allem Bösen ist.“ Kirika war erschrocken, von ihrem vermeintlich so gerechten Meister solche Worte zu hören. „Wie kannst du…?“ „Oh. Richtig. Ich muss dir das alles ja gar nicht erklären. Du bist ja nur hier, weil dein kleiner Menschenfreund tot ist.“ Kirika zog ihr Schwert und richtete es über den Arm gelegt auf Alexis. „Du!! Wie kann ein Gott wie du bloß so sein?! Du hast es nicht verdient, zu leben!“ „Ach? Und du hast dieses Recht?“ „Es geht nicht um mich! Viele derer, die du als unwürdig eingestuft hast, haben keinerlei Böses getan! Du rechtfertigst dich mit Lügen! Mit verdrehten Worten, die es so scheinen lassen sollen, als ob du der gerechte Gott bist, der die bösen Sünder bestraft! Ich werde dich töten!“ Alexis lachte. „Du denkst, du kannst mich töten? Lass mich dir ein Geheimnis anvertrauen. Ihr alle… Ihr Alkoyte… ihr habt keine Seele. Ihr seid bloß Marionetten, die keinerlei Schmerz fühlen können. Denn…“ Alexis beugte sich kurz neben seinem Stuhl hinunter und stellte dann eine kleine Glaskiste auf den massiven Tisch. „…ich habe eure Seelen hier. Deine, die von Freya, Lenneths… Ich habe hier die Seelen aller Alkoyte. Weißt du, warum sie eingesperrt sind?“ Kirika konnte bloß den Kopf schütteln. „Wenn sie aus diesem kleinen Glaskasten frei kämen, würden sie ins Jenseits gehen. Die meisten nach Asgard, einige nach Nifleheim.“ „Was…?“ Alexis grinste diabolisch und griff nach einem kleinen gläsernen Schlüssel, der auf dem Tisch lag. „Das hier ist der Schlüssel. Der Schlüssel zu meinem Plan. Der Schlüssel…“ Alexis sah Kirika jetzt direkt in die Augen. „…zu euer aller Vernichtung.“ Er steckte den Schlüssel ins Schloss. „Nein!!“, rief Kirika panisch, doch es war zu spät; Alexis hatte den Schlüssel herumgedreht und der Deckel des Kastens öffnete sich. Die Seelen befreiten sich daraus und lösten sich in glühenden Staub auf, der danach zu Boden sank und sein Glühen verlor, bis er wie normaler Staub aussah. Und im selben Moment starben alle Alkoyte… Irgendwo auf der Erde saß Preyan gerade in einer Bar. Er hatte das ganze Alkoyte-Dasein nie ganz ernst genommen und genehmigte sich gern ein oder zwei Drinks am Abend. Plötzlich sah er auf, als ob der Barkeeper seinen Namen gerufen hätte. Er blickte in ein strahlendes Licht, das ihn blendete, und sein ganzer Körper begann zu schmerzen. Er fiel rücklings vom Hocker und blieb vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden liegen. Ein letzter Schrei entkam ihm, dann zerstob sein Körper in denselben glühenden Staub, in den sich auch die Seelen verwandelt hatten. An einem anderen Ort sah Ascrail zum Himmel, nachdem er die ersten Schmerzen fühlte. Er war einer der wenigen Alkoyte, die das Geheimnis der gefangenen Seelen kannte. Tränen liefen über sein Gesicht. „Warum…?“, brachte er noch heraus, bevor auch er zu einer glühenden Staubwolke zerfiel. In dem Moment, als Alexis den Glaskasten geöffnet hatte, war Celtec in den Raum gekommen. Er war von Alexis gerufen worden. Er sah die glühenden Reste der Seelen, die bereits den Glaskasten verlassen hatten, und die wenigen Seelen, die noch in dem Glaskasten waren und sah entsetzt zuerst Alexis, dann Kirika an. Ein weißes Leuchten ging vom Boden unter Celtec aus, und er suchte Kirikas Blick. „Verschwinde! Hau ab! Lass nicht zu, dass er… dich auch tötet!!“ Kirika erwiderte seinen Blick nicht minder entsetzt, dann aber nickte sie und lief weg. Sie verließ den Raum, den Palast, und dann auch die Zwischenwelt. Sie flüchtete nach Asgard, da sie irgendwie ein Gefühl hatte, dass sie auf der Erde auch nicht sicher sein würde. Ein letzter Rest Hoffnung, dass sie in Asgard sicher sein würde, machte sich in ihr breit. Sie flog und lief, bis sie nicht mehr konnte, und fiel irgendwo in Asgard auf die Knie. Im selben Moment tauchte Veshial neben ihr auf. Er kniete sich neben sie. „Alkoyte…?“ „Nenn mich… nicht so…“, erwiderte Kirika harsch. „Was ist passiert?“ „Alexis… er hat… unsere Seelen freigelassen… und uns… damit alle getötet…!“ „Aber du lebst…?“ „…nicht mehr lange, fürchte ich…“, meinte Kirika mit einem letzten Rest Sarkasmus. „Wenn die Seele stirbt… erzeugt das in dem astralen Körper, den ihr alle habt… große Schmerzen, an denen ihr zugrunde geht und euch schließlich in sphärischen Staub auflöst…“, erläuterte Veshial. „Vielen Dank Veshial, jetzt ist mir viel wohler!“, ärgerte sich Kirika. „Ich kann dich davor bewahren.“ „Ach?“ Kirika wandte den Kopf zu ihm. „Wieso würdest du das tun? Du wolltest mich töten, mich nach Nifleheim schicken. Warum solltest du mir jetzt helfen wollen?“ „So oder so, du wirst in Nifleheim enden. Jedoch… sollte ich dich jetzt töten, bevor deine Seele verschwindet, dann bleiben dir die Schmerzen erspart… zumindest die meisten.“ „Wie gesagt, warum solltest du mir helfen wollen?“ „…Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Alexis euch Alkoyte töten würde… das wollte ich nicht. Ich dachte, dass du ihn tötest, und alles in Ordnung sein würde. Aber ich habe mich scheinbar geirrt.“ „Und?“ „…es… es tut mir Leid.“ „Bitte was? Dir tut es Leid?!“, fragte Kirika und rümpfte die Nase, „Kannst du das überhaupt, Veshial? Kannst du Reue empfinden?“ „Bitte, Alkoyte. Mach dich nicht lustig über mich. Wenn du willst, erspare ich dir die Schmerzen und das Auflösen in sphärischen Staub.“ „…tust du mir einen Gefallen…?“, fragte Kirika leise. „Was für einen Gefallen?“ „Töte Alexis… Räche mich und all die Alkoyte, die ohne Grund leiden und sterben mussten…“ „Sicher.“ „…kann ich noch etwas fragen?“ „Wenn du willst.“ „…würdest du… mich töten…?“ Veshial nickte und stand auf, um danach seine Pistolen an Kirikas Kopf zu halten. „Es tut mir ehrlich Leid. Ich verspreche, Alexis zu töten.“, meinte er noch, dann drückte er ab. Kirika wurde vom Druck zurückgeschleudert und lag nun rücklings da, auf den stabilen Wolken. Veshial hob sie hoch und brachte sie zu ihrem Grab. Er legte sie davor und murmelte ein paar Worte, woraufhin ein Licht von ihrer Leiche ausging, und ihr Körper sich in Lichtpartikel auflöste. Veshial murmelte ein paar andere Worte und die Lichtpünktchen bewegten sich auf das Grab zu, um daraufhin darin zu versinken. „Wenigstens die lang ersehnte Ruhe konnte ich dir geben… Vergib mir bitte… Kirika…“ Nifleheim Kirika fand sich in der Dunkelheit wieder. Viele andere Alkoyte waren auf dem Weg nach Nifleheim. Kirika entdeckte Lenneth und Freya, Ascrail, Preyan… und auch Celtec. Sie und Celtec waren Freunde gewesen. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Dann ging sie gesenkten Hauptes in die Richtung, in die auch all die anderen toten Seelen gingen. Bald darauf kam sie in Nifleheim an, wo sie und die anderen Alkoyte von Hel begrüßt wurden. Hel war die Herrscherin von Nifleheim. Und gegen alle Erwartungen war sie freundlich und schön, kein bösartiges und widerwärtiges Monster. Hel begrüßte jede Alkoyte einzeln, sprach ihr Beileid und teilte ihnen neue Aufgaben zu. Als sie Kirika sah, hielt sie eine Hand vor den Mund. „Was…? Du auch? Was geschieht nur da oben, Kirika?“, fragte sie. „…Alexis… ist ein Betrüger… er hat unschuldige Menschen töten lassen, weil er sie als unwürdig eingestuft hat… und als… er jemanden nach Nifleheim schickte… jemanden, der wichtig für mich war… ging ich zu ihm… ich wollte Rache… doch er lachte bloß teuflisch… er ließ all unsere Seelen frei… und tötete uns damit…“ Hel sah Kirika mitleidig an. Dann aber meinte sie: „Hierher? Dieser Jemand wurde hierher nach Nifleheim gebracht?“ „Ja?“ „Dann werde ich ihn finden. Überlass das nur mir. Wie ist sein Name?“ „…Varian.“ „Ach? Dieser nette Junge? Ich dachte mir, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Dass so jemand hierher geschickt wurde… das wunderte mich.“ „Du kennst ihn?!“ „Ja. Er ist sehr fleißig. Er ist leider gerade auf einer Mission. Warte eine Weile, in Ordnung? Sobald er kommt, schicke ich ihn zu dir.“ „Vielen, vielen Dank, Lady Hel.“ „Kein Grund mir zu danken. Du bist selber immer freundlich und zuvorkommend gewesen, du hast es verdient. Meiner Meinung nach zumindest. …nun zu deiner Aufgabe. Es tut mir Leid, dir nichts Angenehmeres zuteilen zu können…“ „Was ist meine Aufgabe?“ „…Die Seelen von Toten, die eine unverzeihbare Schuld tragen… deine Aufgabe ist es… sie zu exekutieren.“ „…verstanden.“ „Wir sehen uns sicher wieder. Mach es gut.“, meinte Hel. „Mach es besser.“, verabschiedete sich Kirika und machte sich auf den Weg. Sie wusste nicht, wie lange sie bereits in Nifleheim Seelen exekutierte. Es gab kein Tag und kein Nacht. Die Arbeit war körperlich nicht sehr anstrengend. Kirika arbeitete all die Zeit, keine größeren Pausen, kein Schlaf. In Nifleheim gab es keinen Schlaf. Man verspürte keinen Hunger. Keinen Durst. Und bei der Arbeit, die Kirika verrichtete, spürte sie nicht einmal Erschöpfung. Infinity Nach scheinbar endlos langer Zeit kam plötzlich ein Bote von Hel zu Kirika. „Lady Hel sandte mich, dich zu ihr zu schicken. Sie möchte dir etwas zeigen.“, erklärte der Bote. Kirika nickte, wusch sich in dem kristallklaren Wasser in dem Brunnen in der Nähe noch Gesicht und Hände, bevor sie sich auf den Weg zu Hel machte. Die großen Türen öffneten sich und Kirika trat in Hels Privatraum. Hel lächelte sie freundlich an und wies sich an, sich zu setzen, bevor sie selber auf der anderen Seite des Tisches, der mitten im Raum stand, Platz nahm. „Hast du eine Ahnung, warum ich dich herbestellte?“ Kirika schüttelte den Kopf. Hel richtete ein paar Worte an den weiblichen Dämon neben ihr, der daraufhin lächelte und nickte. Der Dämon verließ den Raum, kam aber bald darauf wieder. „Sieh nur hin, Kirika.“, meinte Hel und Kirika wandte sich um. In eine dunkelrote Rüstung gekleidet, die Haare um einiges länger als das letzte Mal als Kirika sie sah, und die Gesichtszüge erwachsener als zuvor… und doch war es für Kirika unverkennbar, wer da den Raum betrat. Sie lächelte Hel an. „Jetzt geh schon.“, meinte Hel grinsend und Kirika sprang im selben Moment auf. Sie lief zu Varian und warf sich in dessen Arme. „Varian… Varian!“ Der Schwarzhaarige legte die Arme um Kirika. „Kirika…“ Eine Weile hielten sich die beiden bloß, dann lösten sie sich etwas voneinander, beide hatten Tränen in den Augen. Nur einen Moment später hatten sich ihre Lippen gefunden und lösten sich für eine ganz schön lange Weile nicht mehr voneinander. Als letztendlich doch der Sauerstoffmangel gewann, sahen sich die beiden lächelnd an, bis Varian schließlich fragte: „Kirika… versteh mich nicht falsch, ich bin unendlich froh, ich wieder zu sehen… aber.. was machst du hier?“ Kirika senkte den Kopf. „Mein ehemaliger Meister… Alexis… er ist ein Betrüger… er hat alle Alkoyte getötet…“ Varian zog sie in die Arme. „Hm. Und jetzt? Was ist mit ihm passiert?“ Kirika löste sich aus seiner Umarmung und lächelte ihn an. „Wenn alles gut gegangen ist… ist er schon vernichtet.“ „Was?“, fragten Hel und Varian gleichzeitig. Kirika wandte sich zu Hel. „Derjenige, den Alexis all die Menschen töten ließ… ich bat ihn… mich zu töten, bevor meine entschwundene Seele mich auffressen würde… und… dass er Alexis töten möge. Es hat es mir versprochen.“ Varian legte die Arme um Kirika. Die drei schwiegen eine Weile, bis plötzlich ein Dämon mit Umhang hereinstürmte. Umhänge symbolisierten in Nifleheim einen erhöhten Rang. Der höhere Dämon grinste, als er Hel ein Pergament übergab. „…ist es wahr…? Stimmt das, was da steht?!“, fragte sie ungläubig. Der Dämon nickte. „Ich habe es selbst überprüft!“ Hel lächelte und sah Kirika an. „Es scheint, dein Erlöser hat sein Versprechen gehalten. Alexis ist tot.“ Kirika lachte kurz auf. „Ist das wahr…?“ „Ich habe es selbst gesehen! Der neue Herrscher Asgards ist ein Mann namens Veshial. Er hat auch schon begonnen, neue Alkoyte auszubilden. Er sendet beste Grüße an Kirika.“, erläuterte der Dämon. Kirika lächelte. „Veshial… so ganz uneigennützig war dein Vorschlag wohl doch nicht, was…?“, murmelte sie. Varian drehte sie zu sich. „Ist wieder alles in Ordnung…?“ Kirika nickte. „Alles ist in bester Ordnung…“ Die beiden küssten sich ein weiteres Mal. Veshial knüpfte unbezahlbare Bündnisse mit Hel und Loki, einem ehemaligen Untertanen von Alexis, der über die Erde herrschte, und sorgte nun endlich für den lange herbeigesehnten Frieden, den Alexis nie herbeiführen konnte. Varian und Kirika blieben beisammen und waren sicher, dass sie nichts und niemand jemals wieder trennen konnte. Fin -- -- -- -- -- -- -- -- So... Das war's. Ein Happy End bei einer meiner FFs ist selten, ich weiß. Kommis sind immer gern gesehen, also macht mir doch die Freude. lg, Anbu_Itachi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)