Destiny von -Iza- (-denn das Schicksal wählt seinen eigenen Weg...) ================================================================================ Kapitel 1: Die Entscheidung zu gehen (~Regen und Meer~) ------------------------------------------------------- Soooo... also vllt kommt diese FF einigen bekannt vor, aber eben unter einem anderen Namen und einem anderen Autor. Aaaaber (jezt kommt das große aber ^^) FF UND Autor sind immer noch dieselben, hatten eben nur ihre Namen satt ^^ Nein, Spaß, also das war so, als ich diese FF vor knapp einem Jahr geschrieben hatte, also zumindest bis zu Chapter 2, da bin ich dann aus Animexx ausgestiegen. Vor kurzem aber wollte ich dann unbedingt wieder zu Mexx und bin dann auch auf Zufall auf meine immer noch vorhandene FF gestoßen. Dann hab ich mir die Kommis dazu durchgelesen und war soooo gerührt und da kam es mir in den Sinn, einfach da weiter zu schreiben, wo ich damals aufgehört habe. Und genau das tue ich jetzt ^^ Chapter 1 und 2 waren/ sind ja schon vorhanden, aber ich hab ein paar kleine Wörter verbessert usw. Zum Verständnis möchte ich nun diese FF wieder unter meinem neuen Namen hochladen und dann später auch das 3. und die darauf folgenden Chapter ^^ Also ich hoffe es können sich noch ein paar Neue, aber auch die alten Leser an meiner FF begeistern. ^^ GLG Iza PS: Ich bin ein sehr an Feedback interessierter Mensch und freue mich über jedes einzelne Wort zu meiner Story! ^^ „...“ = wenn jemand redet. -...- = wenn jemand denkt ~..~ = ein Auszug aus einem Song *** = Ansichtenwechsel Der Regen prasselte an sein Fenster. Es war kalt in seinem Zimmer doch er lag nur in Shorts auf seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf gefaltet. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, schlief er nicht. Er hatte die ganze Nacht einfach nur so dagelegen und nachgedacht. Sein Blick wanderte durch das Zimmer, bis er an ihr hängen blieb. Neben ihm lag sie, seine Freundin, eingekuschelt in eine Decke. Sie schlief. Ihr rotes Haar war etwas zerzaust und ihr Mund leicht geöffnet. Er hätte sie ewig so anschauen können, ewig. Schnell schloss er die Augen, denn er verbot es sich sie anzusehen. Nur einen kleinen Augenblick später öffnete er sie wieder, konnte einfach nicht von ihrem Anblick ablassen. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ~ Du bist nicht wie ich, doch das ändert nicht, dass du bei mir bist und ich zuseh wie du schläfst~ Er legte seine Hand auf die Stirn und schluckte. Was tat er hier eigentlich noch? Er musste die Entscheidung, die er seit einiger Zeit getroffen hatte, in die Tat umsetzen! Er stieg aus dem Bett und suchte nach seinen Klamotten. ~ Du bist noch längst nicht wach, ich wars die ganze Nacht und hab mich still gefragt, was du tust, wenn ich jetzt geh.~ So leise er nur konnte, machte er seinen Schrank auf und holte aus der hintersten Ecke seinen grauen Rucksack hervor. Er hatte ihn schon seit ein paar Tagen gepackt, doch heute würde er ihn endlich brauchen. Bevor er den Schrank schloss, holte er noch einen kleinen, zerknitterten Briefumschlag heraus, der unter dem Rucksack gelegen hatte. Mit leerem Blick sah er ihn an. Nur ihren Namen hatte er darauf geschrieben: Sora. Vorsichtig legte er ihn auf die Stelle des Bettes, wo er noch kurze Zeit zuvor gelegen hatte. Dann machte er leise die Tür auf, doch bevor er sie entgültig schloss, sah er Sora noch einmal für einen kurzen Moment mit einem traurigen Blick an.... Als er aus der Wohnung trat, wehte ihm ein kalter Wind entgegen, doch es störte ihn wenig. Feiner Nieselregen blieb in seinen Haaren hängen. Auch an seine Haut perlte das Wasser herunter. Er sah aus, als würde er weinen, was er am liebsten auch getan hätte. Als er endlich loslief, ging er sein ganzes Vorhaben noch einmal in Gedanken durch.... || FLASHBACK || Seit etwa vier Wochen waren er und Sora nun schon ein Paar. In einer lauen Herbstnacht nahm er all seinen Mut zusammen und gestand ihr all seine Gefühle. Nach einem sanften Lächeln antwortete sie ihm, dass auch sie etwas für ihn empfand. Damit hatte alles angefangen. Die ersten zwei Wochen war er unheimlich glücklich. Er erfüllte jeden von Soras Wünschen und ihre Beziehung schien perfekt. Doch irgendwann betrachtete er sie genauer. Und umso länger er sie ansah, umso mehr wurde ihm klar, dass irgendwas mit ihr nicht stimmte. Vielleicht lag es daran, wie sie ihn ansah. Viele Leute hatten ihm gesagt, dass sein Blick viel glücklicher wirkte, seit er mit ihr zusammen war. Doch ihre Augen waren gleich geblieben. Sie strahlten zwar Wärme aus, aber sie sah ihn nicht so an, wie er es sich gewünscht hätte. Das war der ausschlaggebende Punkt dafür, dass er immer wieder den selben Gedanken hatte: Sora liebte ihn nicht so sehr, wie er sie. Lange dachte er darüber nach, wieso sie dann noch mit ihm zusammen war, aber die Antwort war ihm eigentlich vom ersten Augenblick klar. Sora war ein sehr emotionaler und fürsorglicher Mensch, sie brachte es bestimmt nicht fertig, einfach einen Schlussstrich zu ziehen. Er hatte ihr so oft gesagt, dass sie ihm wichtiger war als alles andere auf der Welt, sogar wichtiger als sein eigenes Leben.... So sehr konnte sie hin nicht verletzen und das wusste er genau. Aber was war das schon für eine Beziehung, wenn sie nicht auf Gegenseitigkeit beruhte? Dies war der Moment, als er beschloss wegzugehen. Weg von ihr, weg von alledem hier... || END FLASHBACK || Mittlerweile war er schon ein ganzes Stück gelaufen. Seine Kleidung war schon so nass, das sie ganz eng an seinem Körper lag, wie eine zweite Haut. Er bleib kurz stehen und blickte zurück. In weiter ferne konnte er das Haus sehen, in dem er wohnte... in dem er gewohnt hatte. ~ Und dann verlass ich deine Stadt. Ich seh zurück und fühl mich schwer weil grade angefangen hat, was du nicht willst und ich zu sehr.~ Ein unerträglicher Schmerz breitete sich in ihm aus, als er daran dachte, dass Sora ganz alleine dort war, in seinem Zimmer. -Es bringt nichts, immer nur an sie zu denken... Irgendwie sind wir gleich, aber im Grunde unseres Herzens doch so verschieden...- ~ Ich bin der Regen und du bist das Meer~ -Sie hat mir etwas vorgemacht... Sie hat mich hintergangen...!- Er musste kurz stehen bleiben. Das Gefühlschaos in seinem Inneren machte ihm schwer zu schaffen. Erschöpft lehnte er sich an eine Hauswand. Er musste seine wirren Gefühle wieder unter Kontrolle bringe, er musst einfach... Für einen Moment schloss er die Augen und hielt sich mit den Händen den Kopf. Er hatte das Verlangen einfach wieder nach Hause zu gehen, den Brief zu zerreißen, sich zu Sora legen, sie küssen und streicheln... einfach nur in ihrer Nähe zu sein... und alles um ihn herum zu vergessen.... ~ Ich hab gedacht, ich kann es schaffen es zu lassen, doch es geht nicht. Habs´n bisschen übertrieben dich zu lieben, doch es geht nicht. Es geht nicht.~ *************************************************************************** Der Regen prasselte an sein Fenster. Es war kalt in seinem Zimmer, sie lag in eine Decke gekuschelt auf seinem Bett. Das leise pochen des Regens an die Glasscheibe hatte sie geweckt. Kurz schloss sie die Augen und genoss die letzte Wärme. Doch dann setzte sie sich auf und wollte nach ihrem Freund sehen, doch der lag nicht mehr im Bett. Sie ging davon aus, dass er im Bad sei, stieg aus dem Bett und zog sich an. Dann wollte sie in die Küche gehen und Kaffee machen. Als sie schon die Türklinke in der Hand hielt um nach draußen zu gehen, sah sie einen kleinen Briefumschlag auf dem Bett liegen. Nur ihr Name stand vorne in schwungvoller Schrift geschrieben. Etwas komisch kam ihr das schon vor, doch sie setze sich auf das Bett und öffnete Vorsichtig den Brief. || Liebe Sora, Wenn du diesen Brief hier liest, werde ich sicher schon weit weg von hier sein. Es schmerzt, wenn ich daran denke, dass ich nicht mehr bei dir sein kann. Doch es ist besser so, für uns Beide. In letzter Zeit habe ich dich oft angesehen, sodass nur dein Bild in meinem Gedächtnis weilt. Ich kenne dich zu gut, als dass ich nicht bemerkt hätte, dass dein Verhalten anders ist, als das von jemandem, der glücklich verliebt ist. Dein Blick, wie du mich ansiehst, der hat dich verraten... Aber weißt du, ich liebe dich einfach zu sehr, um es so weitergehen zu lassen. Ich möchte dauernd bei dir sein, dich küssen und dein Lächeln sehen.... Mein Verlangen für dich ist so groß, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich weiß, dass du nicht so empfindest, mein Gefühl sagt es mir... Und wenn wir jetzt weiterhin eine Beziehung führen würden, wäre es nicht nur das Ende unserer Liebe, sondern auch das unserer Freundschaft, und das ist das letzte was ich will... Nie wieder bei dir sein zu können... Deshalb habe ich beschlossen, einige Zeit die Stadt zu verlassen, damit ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle habe, und das wenn ich zurück bin, alles wieder so unkompliziert und freundschaftlich zwischen uns ist, wie vor ein paar Jahren. Ich weiß, dass es feige von mir ist, dir dies alles in einem Brief zu schreiben. Doch ich weiß, dass du mich nicht hättest gehen lassen, wenn ich dir alles bei einer Gegenüberstellung gesagt hätte. Außerdem könnte ich deine Verletztheit nicht ertragen... Es tut mir schrecklich Leid, dass wir so auseinander gehen, ich wünschte, ich könnte meine Gefühle für dich einfach verschwinden lassen... Bitte, mach dir keine Sorgen, ich schaffe das alles. Gib mir nur ein bisschen Zeit... In Liebe und baldiger Freundschaft, Taichi || Sora konnte nicht glauben, was sie dort las. Immer wieder las sie die traurigen Zeilen von ihrem Freund... ihrem Ex-Freund... Erst als die Tränen, die ihr das Gesicht hinunter liefen, auf den Brief tropften, merkte sie, dass sie weinte. Immer wieder hallten verzweifelte Gedanken durch ihren Kopf. -Tai ist weg... Er ist unglücklich... er ist gegangen... Alles wegen mir....- Sie schloss die Augen und fasste sich an ihr Herz... Ganz plötzlich stand sie ruckartig auf, einen entschlossenes Funkeln war in ihren Augen zu sehen. Sie ging zu Tais Schreibtisch und warf alle seine Sachen vom Tisch. -Wo ist nur dieses verdammte Telefon...- Als nächstes ging sie zu seiner kleinen Komode und wühlte mit zitternden Fingern in den Sachen. Endlich hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Schnell tippte sie einen Nummer ein und das Freizeichen ertönte. Stumme Tränen bahnten sich ihren Weg zum Boden. -Geh schon ran... Bitte...!- „Ishida Yamato?“, meldete sich eine sanfte Jungenstimme. „Matt, du musst ... helfen… T-Tai.. weg, wegen... m-mir.. bitte“ Sora redete so schnell sie konnte. Ihre Stimme wurde manchmal von Schluchzern unterbrochen. Matt, der nicht wusste was Sora von ihm wollte, sprach beruhigend auf sie ein. „Sora... sch... beruhige dich, bitte... Dann kann ich dir auch helfen...“ Wenn man genau hinhörte, konnte man den schwachen Klang von Verzweiflung in seiner Stimme hören. Sora schluckte einmal, dann redete sie weiter. „Nein, Matt... keine Zeit... bitte, komm schnell.. Ich bin bei Tai...!“ Dann hängte sie ein. ************************************************************************ Immer noch lief er durch die Straßen. Es wurde immer kälter und er bekam Gänsehaut. Seine sonst so schönen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Er war erschöpft und ihn überfiel ein Schwindelgefühl. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und dachte an gar nichts. Seine Gedanken waren hohl und leer, doch dann, gegen seinen Willen dachte er an Sora. ~ Ich bin nicht wie du ich mach die Augen zu und lauf blindlings durch die Straßen hier bin ich, doch wo bist du?~ Bilder von ihr durchwanderten sein inneres Auge. Wie sie ihn anlächelte, wie sie verlegen war, wie sie ihn einfach nur mit ihrem warmen Blick ansah... Innerlich zeriss es ihn fast. Ihre erste Begegnung lief wie ein Film in seinem Kopf ab. || FLASHBACK || Fußball- das war schon immer Tais große Leidenschaft gewesen. Egal ob selbst zu spielen, oder anderen zuzusehen, er liebte es über alles. Es war wieder einer dieser Tage, als der kleine Tai gleich nachdem er aus dem Bett aufgestanden war, wie wild zum Fußballplatz rannte. Das Feld war wie leer gefegt. Fast. Nur ein rothaariges Mädchen, etwa in seinem Alter, stand am Rand. Konzentriert übte sie Kopfbälle. Doch kaum hatte sie Tai entdeckt, stoppte sie den Ball und kam auf ihn zu. Schief grinsend sah sie ihn an. „Hey, hast du Lust auf ein Match?” Spöttisch zog der kleine Junge seine Augenbrauen hoch. „Mädchen können gar nicht Fußballspielen.“ Das Grinsen des Mädchens wurde noch breiter. „Du bist doch nur ein Angeber und hast bloß Angst gegen mich zu verlieren!“ „Ach ja?!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Okay, okay, aber heul mir bloß nicht die Ohren voll, wenn ich dich haushoch schlage! Wer als erster fünf Tore hat ist der Sieger!“ Und so spielten sie. Erst zögernd, aber schon nach einigen Minuten gaben beide alles. Tai war ziemlich Siegessicher, doch bald musste er feststellen, dass sie genauso gut war, wie er, wenn nicht sogar noch besser. Zum Schluss gewann sie mit 5:4. Versöhnlich hielt sie ihm die Hand hin. „Gar nicht mal schlecht für einen Angeber. Ich bin übrigens Sora.“ Tai wurde rot und stotterte seinen Namen. Ab diesem Zeitpunkt waren sie fast unzertrennlich gewesen... || END FLASHBACK || Er atmete tief ein und aus. Dann lief er schnellen Schrittes weiter. ~Soll das alles sein? Ich war so lang allein, es war alles ganz in Ordnung ganz ok und dann kamst du~ -Ich darf einfach an gar nichts mehr denken, einfach nicht denken...- ******************************************************************** Ihr Atem ging schnell und sie bekam fast keine Luft, doch sie rannte immer weiter, fast als ob es um ihr Leben ginge. Manchmal rief sie seinen Namen. „Tai!“ Neben ihr lief Yamato. Auch er machte sich große Sorgen um seinen Freund. Wer weiß, was er in seiner Lage alles anstellte... Sora hatte ihm nur das nötigste erklärt, denn sie wollte schnellstens aufbrechen, um Tai zu suchen. Ein verzweifelter Ausdruck lag in den Augen der beiden... „Tai...“ ********************************************************************** Ihm wurde immer schwindeliger. Seit einiger Zeit wankte er und lief nicht mehr ganz gerade. -Bald hab ich es geschafft, bald bin ich endlich raus aus der Stadt...- Sein Gesicht glühte, obwohl es nur ein paar Grad über Null waren. Er wollte gerade die Straße überqueren, als er seinen Namen hörte. Zuerst dachte er, das wäre nur Einbildung. Doch als sein Name immer wieder an sein Gehör schallte blieb er schließlich stehen und drehte sich um. Sein Blick war verschwommen, doch er konnte Sora und Matt erkennen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, doch aus irgendeinem Grund lächelte er. Dann gaben seine Beine nach und er sank zu Boden... ********************************************************************* Endlich hatten sie ihn gefunden, doch ihre Freude verweilte nur kurz. Mit einem erschöpften Lächeln, ging Tai zu Boden. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Ein Auto raste auf seinen leblosen Körper zu und konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Sora wollte zu ihrem Freund rennen, ihm helfen, doch Matt hielt sie fest, und verhinderte so, dass sie das Auto erfasste. Doch einen konnte er nicht retten... Tai... Das Auto überrollte seinen bewusstlosen Körper.... Kapitel 2: Die Wahrheit zu akzeptieren (~Die Liebe ist tot~) ------------------------------------------------------------ So... jetzt kommt der zweite Teil... Danke für die Kommis und das positive Feedback zu meinem ersten Kapitel ^^ Das zweite wurde ja auch schon mal online gestellt, wie gesagt hab ich es hier und da noch etwas verbessert. Das dritte Kapitel folgt bald! ^^ Freut euch drauf ^^ Also, ich freu mich natürlich wieder über gaaaaanz viel Feedback! VIel Spaß beim Lesen, GLG Iza „...“ = wenn jemand redet. -...- = wenn jemand denkt ~..~ = ein Auszug aus einem Song *** = Ansichtenwechsel Endlich hatten sie ihn gefunden, doch ihre Freude verweilte nur kurz. Mit einem erschöpften Lächeln, ging Tai zu Boden. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Ein Auto raste auf seinen leblosen Körper zu und konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Sora wollte zu ihrem Freund rennen, ihm helfen, doch Matt hielt sie fest, und verhinderte so, dass sie das Auto erfasste. Doch einen konnte er nicht retten... Tai... Das Auto überrollte seinen bewusstlosen Körper.... Ein Schrei zeriss die Luft, durchhallte die Totenstille. Aufgerissene Augenpaare starrten den Ort des grausamen Geschehens an. Sie, beschützt in seinen Armen, krallte sich in seine Jacke. Ihr Atem ging immer schneller, ihr Herz schlug laut. Auch er war wie gelähmt, geschockt, was er gerade mit ansehen musste. Regungslos standen sie da, sich gegenseitig haltgebend... Hilflos, verzweifelt... Inzwischen hatte sich eine Traube von Menschen um den Wagen und den leblosen Jungen gebildet. Ein Mann hatte einen Krankenwagen verständigt. Ein anderer leistete erste Hilfe. Hastiges Getuschel erfüllte die Straßen. Wie von ganz weit weg, ertönte plötzlich eine Sirene, brachte die aufgeregten Leute zum Schweigen. Scharf bremste der Krankenwagen, knapp vor der Unfallstelle blieb er stehen. Männer in weißen Anzügen sprangen aus dem Fahrzeug, überprüften den Zustand des Jungen, fühlten seinen Puls. Hastige Worte gingen zwischen den Männern hin und her. Niemand konnte ihr Gespräch so richtig verstehen. Schließlich holte ein Mann eine Liege aus dem Wagen und die anderen hievten Tai darauf. Sora und Matt standen immer noch fassungslos am Straßenrand, hatten immer noch nicht realisiert, was dort eben geschehen war. Doch fast gleichzeitig erwachten sie aus ihrem Schock. Mit zittrigen Beinen rannten sie zum Krankenwagen. Tai wurde gerade auf der Liege zum Fahrzeug gehoben. Sora starrte Tais Körper mit leerem Blick an. Seine Haut war blutverschmiert, die Augen geschlossen. Die braunen, zerzausten Haare umrahmten sein Gesicht, wie ein trauriges Gemälde. Seine Kleidung waren nur noch Fetzen, die seinen Körper bedeckten. Wie in Trance redete Sora leise vor sich hin. „Blut... so viel Blut... überall...“ Matts Augen weiteten sich. Erst jetzt fing auch er an stumme Tränen zu vergießen. Schnell nahm er Sora in seine Arme, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Nicht einmal er konnte dieses grausame Bild ertragen. Die weißen Männer hatten Tai inzwischen in den Wagen befördert und wollten die Türen schließen, um endlich los fahren zu können. Doch Matt ging dazwischen. „Bitte, lassen Sie uns mitfahren!“ „Sind Sie Ängehörige?“ „Freunde...“ Der Mann schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das tut mir Leid, wirklich, nur die Familie ist zugelassen. Versteht das Bitte...“ Damit schloss er die Türen und der Wagen fuhr mit höchster Geschwindigkeit und heulender Sirene in Richtung Krankenhaus. „Aber wir sind doch auch seine Familie!“ Matt schrie in die eingetretene Stille hinein und drückte Sora fest an sich.... Alles hier war kalt und weiß. Vollkommen Ton in Ton, keine einzige bunte Farbe, nur... weiß. Matt lief die ganze Zeit unruhig hin und her, konnte nicht an einem Platz verweilen. Wirre Gedankenfetzen durchhuschten sein Inneres. „Matt, es ist alles meine Schuld... Tai, und das... Blut... und...“ Matts Gesichtzüge gingen von angespannt zu weich über. Das waren seit zwei Stunden, die ersten Worte, die Sora gesagt hatte. Die ersten Worte nach dem schrecklichen Ereignis... Er kniete sich vor seine Freundin und nahm ihre Hand, die er sanft streichelte. „Nein Sora, es ist nicht deine Schuld... ganz sicher nicht. Mach dir bitte keine Vorwürfe, Tai würde das bestimmt nicht wollen...“ -Er wollte auch bestimmt nicht überfahren werden...-, dachte sie bitter. Sora schniefte. Kurz nachdem der Krankenwagen sich vom Unfallort entfernt hatte, traf ein Streifenwagen ein. Ein junger Polizist hatte die Beiden erst einmal beruhigt und sie schließlich ins Krankenhaus gefahren. Draußen fing es an zu dämmern. Man konnte richtig sehen, wie die Dunkelheit die Abendröte überdeckte. Genau so fühlte sich Sora. Als der Tag begonnen hatte, dachte sie an nichts Böses. Aber dann auf einmal umfassten Dunkelheit und Trauer ihr Herz, wie eine kalte Hand. Wie ein tiefer Abgrund, in den sie zu stürzen drohte. ~ Heut Nacht bin ich runter gefallen Und immer noch nicht angekommen ~ Plötzlich würde eine Tür aufgerissen. Das stille weiß verwandelte sich in ein aufgeregtes Getuschel. Vertraute Stimmen drangen an Soras Gehör. Es waren Tais Eltern, völlig aufgelöst und hastig standen sie an der Eingangstür, wussten nicht, was sie als nächstes tun sollten. Neben ihnen, stumm und mit leer geweinten Augen, stand Kari, seine kleine Schwester. Alle drei waren sie mit den Nerven am Ende, die Pullis von Tränen befleckt, die Haare zerzaust. Sora stand auf. „Frau Yagami...“ Sie flüsterte nur, doch sie wurde gehört. Schnell kamen sie alle auf das Mädchen zu. Tais Mutter schloss sie sofort in die Arme. „Es tut mir so leid, dass du alles mit ansehen musstest Das hast du wirklich nicht verdient...“ Stumm verweilte Sora , lies alles geschehen. Doch innerlich war sie verkrampft. Konnte keinem von Tais Familie in die Augen sehen, weil ihr inneres Gefühl sagte sie, dass alles gar nicht hätte so weit kommen müssen. Nur sie alleine war Schuld. Kari wandte sich leise an Matt. „Was ist mit Onii-chan...?“ Ihre Stimme, die sonst so fröhlich klang, hatte einen unsicheren und piepsigen Ton angenommen. Der Blonde hob seinen Kopf. „Er ist in der Notaufnahme. Sie operieren ihn gerade...“ Alle ergänzten einen weiteren Satz in ihrem Gedächtnis, den Matt sich nicht getraut hatte auszusprechen. -Niemand weiß ob er das überlebt...- Es schien als wäre mit diesen Worten und Gedanken alle Gefühle aus den Trauernden gewichen. Ihre Augen waren erschöpft vom vielen weinen, die Hände kalt vor Angst und die Herzen taten weh vor Verzweiflung. ~ Die Liebe ist tot Sie wohnt hier nicht mehr Die Liebe ist tot Gibt’s schon lange nicht mehr~ Das Bild von Tais Körper auf der Krankenliege tauchte wieder vor Sora auf. Dann das quietschende Geräusch von Bremsen und der dumpfe Aufprall. Sie kniff die Augen zusammen, presste die Hände an ihren Kopf, wollte das Bild einfach nur loswerden. Abwechselnd durchfuhr Kälte und Wärme ihren Körper. In ihrer Brust zog sich etwas zusammen und sie hatte das Verlangen einfach zu weinen und nie wieder auf zu hören. Doch bevor die Tränen ihren Weg zum Boden fanden, sackte sie erschöpft zusammen. Vor ihr tauchte alles in ein endloses, tiefes Schwarz... ~Weck mich auf Muss eingeschlafen sein~ Als sie wieder zu sich kam, dachte sie, sie läge zu Hause bei sich im Bett. Da, wo die Welt noch in Ordnung war. Doch als sie kurz darauf Matts bleiches Gesicht sah, wusste sie, dass sie im Krankenhaus war. Und sie wusste auch, warum sie dort war... „Ich hab mir Sorgen gemacht...“ Der Blonde streckte ihr eine Hand entgegen, um ihr aus dem weiß bezogenen Bett zu helfen. Also Sora Ohnmächtig geworden war, hatte man sie in ein Ruhezimmer gebacht, wo sie auch eine knappe Stunde geschlafen hatte. Mit klopfendem Herzen sah sie in seine blauen Augen. „Gibt’s was neues? Und wo sind die Yagamis...?“ Beruhigend legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Tai ist über den Berg. Sie durften ihn sogar kurz sehen. Ihm geht es zwar immer noch schlecht, und er liegt in einer Art Koma, aber immerhin müssen wir jetzt keine Angst mehr haben, dass er stirbt.“ Sora, die sich vorher fühlte, als wäre sie von einer tonnenschweren Last begraben worden, war erleichtert. Ein kleines Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Das ist wunderbar, Matt.“ Auch er lächelte. „Ich hab die Ärzte gebeten, dass wir ihn auch sehen dürfen. Sie haben sogar ja gesagt. Ich habe extra gewartet, bis du aufgewacht bist. Weil, na ja ich glaube einfach wenn wir alleine wären, würden wir das beide nicht verkraften...“ Sora atmete erleichtert auf. „Ich danke dir Matt, das bedeutet mir sehr viel...“ Ein leises Geräusch unterbrach schließlich ihre Unterhaltung. Die Klinke der Tür wurde vorsichtig heruntergedrückt und sie ging langsam auf. Ein Mann mittleren Alters betrat den Raum. „Hallo, schön zu sehen, dass es dir besser geht.“, sagte er zu Sora gewandt, „Wenn ihr wollt, könnt ihr euren Freund jetzt kurz sehen.“ Die Beiden nickten. Als sie den langen schmalen Gang entlang zur Intensivstation gingen, klopfte Soras Herz immer schneller. Vor ihr drehte sich alles, so dass sie das Gefühl hatte wieder in Ohnmacht zu fallen. Ihre Schritte wurden schwerer und ihr Hals war wie zugeschnürt. Matt sah, dass es ihr zunehmend schlechter ging, aber auch ihm ging es nicht anders. Sein Gesicht hatte eine schneeweiße Farbe angenommen. Kalte Schweißperlen liefen ihm über die Haut. Kurz schloss er die Augen und nahm dann entschlossen Soras Hand. „Ich kann das nicht alleine...“ Seine Stimme war kaum hörbar, so zerbrechlich und leise hatte er die letzten Worte ausgesprochen. Sie drückte seine Hand. „Versprich mir das du mich nicht loslässt...Bitte...“ Er nickte leicht. Dann blieben sie stehen. Ihre Schritte verstummten, trauten sich nicht, sich zu rühren. Geschweige denn zu atmen. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Da standen sie nun, an der Intensivstation. Dort, wo er lag... Tai, ihr Freund... Durch eine Glasscheibe konnten sie ihn sehen. Soras Herz blieb fast stehen, als sie ihn ansah. Sein Haar hing in zerzausten Strähnen herunter und sein sonst so gebräuntes Gesicht hatte einen hellen, matten Ton angenommen. Seine ganze Haut war übersät von Kratzern, Aufschürfungen und getrocknetem Blut. Es sah aus, als hätte jemand weiße und rote Fäden über seinen ganzen Körper gespannt. Es schien, als wäre all die Wärme aus ihm gewichen, als wäre er nur ein Körper ohne Gefühle und ohne Seele. Sora krallte sich in Matts Arm. Übelkeit stieg in ihr auf und Tränen der Verzweiflung bildeten sich in ihren Augen. Immer wieder schüttelte sie kurz den Kopf und kniff ihre Augen zusammen, als ob sie damit alles Rückgängig machen könnte. -Das ist ein Albtraum... Das kann nicht die Realität sein....- ~ Weck mich auf Das kann es doch nicht sein Dann liegst du neben mir Und du sagst mir Du hast nur schlecht geträumt~ Matt war wie gelähmt, konnte den starren Blick nicht von seinem leblosen Freund abwenden. Es war als gäbe es nur noch ihn und Tai.... und Stille Dunkelheit . Aber so still es in diesem Gang auch war, in Matt war es noch viel stiller; es war wie wenn die Angst sein ganzes Inneres verschluckt hätte. Plötzlich wurden beide fortgezogen. „Ich denke das reicht jetzt... ihn noch länger zu sehen würde euch sicher nicht gut tun...“ Der Arzt führte sie wieder zurück, den langen Gang entlang. Nur Schritte und Piepsen in regelmäßigen Abständen. Man konnte nicht einmal einen Atemzug hören. Dann waren sie wieder in der Eingangshalle vom Krankenhaus. Geräusche drangen wieder an ihr Ohr. Menschen redeten miteinander. Man konnte sogar freundliches Gelächter hören. Sora und Matt ging es gleich etwas besser. Unter Menschen fühlt man sich wenigstens nicht so alleine. Immer noch hielten sie sich gegenseitig an den zittrigen Händen. ~ Alles wird wieder gut Ich bin noch da~ Der Arzt führte die Beiden in eine Cafeteria und bestellte ihnen einen Kaffee. „Damit ihr wieder etwas auf die Beine kommt...“ Dann ging er zur Tür, um wieder seiner Arbeit nach zugehen. Doch bevor er ganz aus ihrem Blickfeld verschwand drehte er sich noch einmal um. „Und Bitte denkt nicht so viel über das was ihr gerade gesehen habt nach. Euer Freund wird wieder gesund werden, wenn ihr daran glaubt, da bin ich mir sicher. Verliert nur nie euren Glauben und eure Wünsche...“ Sora blickte mit bitterem Blick in ihre Kaffeetasse.. „Das sagt er bestimmt zu jedem... Und trotzdem sterben so viele Leute, auch wenn sich jemand wünscht, dass er weiterlebt...“ Matts Blick sah nachdenklich aus. „Ja, da hast du wohl recht... Aber ich denke trotzdem, dass wir an ihn glauben sollten... Und weißt du auch warum? Weil wir seine Freunde sind und die Hoffnung niemals für ihn aufgeben dürfen. Ich bin mir sicher wenn ich in seiner Lage wäre, würde er dass gleiche zu dir sagen...“ Soras Gesicht entspannte sich wieder ein bisschen. „Ja, du hast Recht, ich werde ihn niemals aufgeben... niemals...“ ~Meine Liebe ist noch längst nicht tot Noch längst nicht tot~ Eine Weile saßen sie sich noch schweigend gegenüber und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Doch dann stand Matt auf. „Komm Sora, lass uns gehen... Ich denke es ist besser wenn wir nach Hause gehen... Oder, was meinst du?“ Sie nickte leicht. „Ja, lass uns gehen...“ Zusammen verließen sie das große weiße Gebäude. Tief atmeten sie die kühle Luft ein. Sora konnte richtig fühlen, wie ihre Lungen wieder frei wurden. „Ich bring dich nach Hause, ja?“ Matt lächelte Sora verlegen an. Diese sah ihn nur an. Sie war froh, nicht alleine sein zu müssen. Und Matt verstand sie. Er verstand, was sie gerade durchmachte, dass wusste sie. Schweigend liefen die Beiden nebeneinander her. Die Nacht war sternenklar und man vernahm nur ab und zu das Motorengeräusch eines vorbeifahrenden Autos. Sonst nichts, nur Stille. Ruhige Stille; nicht diese, wie die vorhin im Krankenhaus, die einen erdrückt. Nein, diese war anders, angenehm. Sora konnte sie richtig genießen, denn sie wusste, dass sie nicht alleine war. Lächelnd blickte sie hinüber zu Matt. Dann blieben sie stehen. Sie waren angekommen, standen direkt vor Sora´s Haus. „Danke, dass du mich heimgebracht hast...“, sagte sie leise. „Und das was du im Krankenhaus zu mir gesagt hast, werde ich nie vergessen...“ In Matt breitete sich ein schönes Gefühl aus, es war ganz warm und er fühlte sich geborgen. Kurz schloss er seine Freundin in seine Arme. „Gern geschehen. Wofür sind Freunde denn da...?“ Sora schloss die Augen und nickte. Kurz verweilten sie noch in ihrer Umarmung. Dann lösten sie sich voneinander und sie machte einen Schritt auf die Haustür zu. „Und Sora...“ Matt sah ihr noch einmal tief in die Augen. „Wenn du jemanden zum Reden oder so brauchst, kannst du jederzeit anrufen. Ich bin immer für dich da, hörst du?“ „OK.“ „Also dann!“ Der Blonde hob kurz die Hand und machte sich dann auf den Weg zu sich nach Hause. Aber schon nach ein paar Metern drehte er sich um, denn er hatte eilige Schritte hinter sich vernommen. Sora erschien noch einmal vor ihrem Haus. „Matt...Das gleiche gilt auch für dich, ja?“ Zuerst schien er überrascht, doch dann lächelte er. Sein Gefühl sagte ihm, das es jetzt das Richtige wäre nichts zu sagen, denn er wusste, dass sie ihn auch so verstand. Sora lächelte kurz zurück und ging dann wieder zu ihrer Haustür. Und so machte auch Matt sich wieder auf den Weg. Es war schließlich für Beide ein schwerer Tag gewesen, der ihnen für immer in Erinnerung bleiben würde. Als Sora die Haustür aufschloss zitterten ihre Hände immer noch etwas. Das ganze Haus war dunkel und leer. Ihre Eltern waren nicht zu Hause, sie waren für ein Wochenende nach Osaka auf eine Ausstellung gefahren. Irgendwie war sie froh, dass sie nicht hier waren. Es hätte sie nur noch mehr verletzt, wenn sie ihnen alles noch einmal erzählen hätte müssen. Kurz stand sie einfach da, verborgen in der Dunkelheit im Eingang ihres Hauses. Sie stand nur da und dachte an gar nichts. Dann spulte sich der ganze heutige Tag in ihrem Kopf wie ein schneller Film ab. ~Heute hab ich alles verloren~ Schnell atmete sie tief ein und aus. Sie wollte nicht alles noch einmal erleben, nicht noch einmal alles spüren. Langsam ging sie in ihr Zimmer, dass ihr irgendwie fremd vorkam, sonst hatte sie sich immer so geborgen darin gefühlt. Alles erinnerte sie an Tai. Ihr Bett, in dem sie Arm in Arm eingeschlafen sind. Ihr blauer Sessel, in dem er immer saß, wenn sie sich unterhielten. Und schließlich ein Sweat-Shirt von ihm. Ungewaschen, aber ordentlich zusammengelegt lag es auf ihrem Bett. Lächelnd und mit Tränen in den Augen strich das Mädchen sanft über den weichen Stoff. Es war wie wenn er selbst bei ihr wäre. Sie konnte ihn neben sich spüren, seinen Geruch einatmen , so als ob sein Geist irgendwie bei ihr wäre. Erschöpft aber trotzdem glücklich, sank sie in ihr Bett und fiel in einen langen, traumlosen Schlaf. Die Sonne schien in sanften Strahlen durch das Fenster. Wie ein goldener Schleier legte er sich über das schlafende Mädchen. So ruhig sah sie aus, so friedlich. Wenn man sie so ansah, würde man nie darauf kommen, was ihr schreckliches geschehen war. Und wie sie sich fühlte. Verzweifelt, unglücklich, schuldig. Als sie aufwachte war es bereits vier Uhr Nachmittags. -Warum habe ich nur solange geschlafen?- Sie lag immer noch eingewickelt in ihre Decke, einen Arm auf das T-Shirt gelegt. Als ob Ihr Freund noch darin stecken und sie ihn zärtlich umarmen würde. Lächelnd schloss sie noch einmal die Augen. Kurz darauf fuhr sie erschreckt hoch. Das Telefon neben ihr begann zu klingeln. Bevor sie jedoch abnahm, räusperte sie sich und versuchte fröhlich zu klingen. „Takenouchi Sora, hallo?“ „Hallo Sora, hier ist Matt.“ Das Mädchen atmete erleichtert auf. Mit jemandem anderen zu reden und ihre Gefühle zu verstellen, war das letzte, was sie im Moment wollte. „Du hörst dich gar nicht gut an. Geht es dir immer noch so schlecht?“ „Es geht schon ein kleines bisschen besser. Aber trotzdem wünschte ich, ich könnte alles rückgängig machen...“ Tränen bildeten sich in ihren traurigen braunen Augen und liefen wie kleine Rinnsale über ihre Wangen. „Nein Sora, so darfst du auf keinen Fall denken.“ Matts Worte klangen beruhigend und doch irgendwie bestimmt. „Ich weiß, es ist schwer der Wahrheit ins Gesicht zu blicken, weil sie grausam und verletzend ist. Aber du musst sie akzeptieren, sie gehört zu dir.“ „Es ist aber verdammt schwer zu akzeptieren, dass ich Tai fast umgebracht hätte...“ Ihre Stimme war leise und wütend. Aber nicht wütend auf Matt, sondern wütend auf sich selbst. „Natürlich ist es schwer. Aber das ist nun mal so, du kannst es nicht ändern, die Wahrheit wird immer die Wahrheit bleiben.“ Sora fühlte sich verunsichert. „Sie bleibt immer die Wahrheit, egal was ich tue?“ „Ja, egal was du tust. Ich weiß, es hört sich hart an, aber ich möchte dich nicht anlügen, weil das würde dir noch mehr schaden...“ Für einen Moment schloss sie ihre Augen und lies die Worte bis in ihr Innerstes vordringen. „Du hast Recht, Matt. Die Wahrheit ist die Wahrheit und im Grunde ist sie gut, nicht?“ Sora wusste nicht richtig, was sie dort eben gesagt hatte und ob es überhaupt irgendeine Logik enthielt, aber tief in ihrem Inneren, gab es doch irgendwie Sinn. Und das machte ihr ein bisschen Mut und sie lächelte etwas. „Danke Matt, ich...“ Wieso fand sie nicht die richtigen Worte, jetzt wo sie so viel sagen wollte? „Ist schon gut, du musst nichts sagen.“ Erleichtert atmete sie auf, biss sich aber dann kurz auf die Lippe. „Matt, vielleicht ist es eine dumme Idee, aber... gehen wir Tai besuchen? Ich möchte ihn so gerne sehen...“ Der Junge klang überrascht. „Bist du sicher? Ich meine, denkst du, dass du das schaffst?“ Mit fester Stimme antwortete sie ihm: „Ja, ganz sicher, und das ist die Wahrheit.“ Sie verabredeten sich in einer Stunde am Krankenhaus. Sora wollte noch duschen und etwas Essen. Das heiße Wasser perlte angenehm über ihren schlanken Körper und sie genoss den ganzen Augenblick. Für kurze Zeit vergaß sie alles um sich herum. Dieser einzige kleine Moment der Geborgenheit breitete ein wärmendes Gefühl in ihr aus. Doch schon nach kürzester Zeit, als das Wasser etwas kälter wurde, holte die Realität sie wieder ein. Aber es schien sie nicht zu stören. Irgendwie hatten diese paar Sekunden gerade ihre Einstellung zum Leben geändert, so verrückt es auch klingen mag. Sora schloss die Augen und dachte nur noch daran, nach vorne zu blicken, in die Zukunft. In der Vergangenheit zu leben macht einen innerlich kaputt, zerstört alle guten Gefühle. Und das war das letzte was sie wollte. Kurz bevor sie sich auf den Weg zum Krankenhaus machte, ging sie noch einmal in ihr Zimmer. Sie blieb mitten in Türrahmen stehen und ließ sanft den Blick durch den hübsch eingerichteten Raum gleiten. Vor nur ein paar Tagen war Tai auch hier gewesen. Sie waren nebeneinander in ihrem Bett gelegen und hatten Musik gehört, eng aneinander geschmiegt. Sora konnte immer noch die sanften Klavierklänge hören, und als sie die Augen schloss, war es ihr als ob Tai hier wäre. Es war nicht so wie gestern, nein. Diesmal war es viel realer. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn lächeln. Ausgelassen und ehrlich. Sie spürte ihn, als ob er neben ihr stehen und gleich nach ihrer Hand greifen würde, um sie sanft in seine zu legen. „Tai...“ Als sie ihre Augen jedoch wieder aufmachte, war alles wie weggeblasen. Ihr Zimmer war ganz normal, sie spürte nichts mehr. Es kam ihr sogar so vor, als ob es ein bisschen kälter geworden wäre. Kurz atmete das Mädchen noch einmal ein und aus. Dann verließ sie schnell das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Von weitem sah sie ihn schon. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen an eine Mauer gelehnt, den Blick weit in den schon dunkel werdenden Himmel gerichtet. Seine Mine verriet dem Mädchen, dass er über etwas nachdachte, über etwas Wichtiges. Doch als sie näher kam und der Kies unter ihren Füßen knirschte, schreckte er hoch und schaute in ihre Richtung. Immer noch mit dem selben Blick sah er sie an. Irgendwie erstaunt, aber auch freundlich und verstehend. Der Blonde hatte schon den Mund geöffnet, um sie zu begrüßen, als Sora leise sagte: „Entschuldige bitte.“ Matt war verwirrt. „Entschuldige wofür?“ Tief sahen sie sich in die Augen. Die einen fragend und die anderen antwortend. „Entschuldige, dass ich dich beim Nachdenken gestört habe... Ich weiß, es klingt komisch, aber nach so vielen Jahren unserer Freundschaft, sehe ich dir an, wenn du über etwas Wichtiges nachdenkst.“ Er war überrascht, dass sie das alles in seinen Augen sehen konnte. Er hatte in der Tat über etwas wichtiges Nachgedacht, über etwas, was für ihn persönlich, sehr wichtig war. Aber er winkte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ab. „Ist schon in Ordnung, Sora. Darüber kann ich später auch noch Nachdenken. Lass uns rein gehen, es wird etwas kalt hier draußen.“ Sanft schob er sie vor sich in die riesige weiße Krankenhaushalle. An der Rezeption war zum Glück nicht sonderlich viel los, sodass die Beiden gleich drankamen. „Hallo, wie kann ich euch denn helfen?“ Eine freundlich lächelnde junge Frau mit Sommersprossen und roten Kringellocken sah zwischen ihnen hin und her. Sora lächelte schüchtern zurück und trat einen Schritt nach vorne. „Guten Tag, wir möchten gerne zu unserem Freund. Sein Name ist Yagami Taichi, er ist gestern hier eingeliefert worden. Könnten wir ihn vielleicht sehen?“ „Einen Moment bitte.“ Die Frau blätterte in einem dicken Ordner mit vielen verschiedenen Papieren und bunten Plastikhüllen. Als ihr Finger schließlich an einer Stelle stoppte, sagte sie: „Hier haben wir ihn, Yagami Taichi, 17 Jahre, Zustand stabil, liegt aber in einem leichten Koma. Zimmer Nummer ist die 408.“ „Danke vielmals.“ Sora verbeugte sich kurz und Matt nickte ihr freundlich zu. Danach begaben sie sich auf den Weg zu den Treppen, die zum oberen Geschoss führten. Das Herz des Mädchens war kaum zu überhören. Laut pochte es in ihrer Brust und in ihren Augen konnte man die Freude richtig sehen. „Matt.... es geht ihm besser, er liegt nicht mehr auf der Intensivstation. Ist das nicht toll?“ Ihre Stimme überschlug sich fast, so schnell hatte sie geredet. Auch Matt lächelte, mehr innerlich als äußerlich. „Ja...“ Nach einigen Minuten waren sie da, standen nun zögernd vor Zimmer 408 und waren sich nun doch nicht mehr sicher, ob es gut war hierher zukommen. Doch das Mädchen fasste sich ein Herz, sie war es ja, die gesagt hatte, dass sie zu ihrem Freund wollte. Schnell schluckte sie alle ihre Zweifel herunter und drückte entschlossen die Klinke herunter. Als sie die Tür langsam aufschob, wehte ihr ein kleiner Windhauch mit dem Geruch von Medikamenten entgegen. Jemand hatte das Fenster auf Kipp gestellt. Das ganze Zimmer war, wie der Rest des Krankenhauses, weiß. Weiß, still, emotionslos. Der einzige farbige Akzent in diesem Raum waren die rötlich schimmernden Strahlen der untergehenden Sonne, die blass durch das Fenster schien. Mit vorsichtigen Schritten ging sie langsam auf ihren Freund zu. Regungslos lag er in einem weiß bezogenen Bettgestell. Immer noch steckte eine Infusionsnadel in seinem Arm und auch das leise piepsende EKG-Gerät war an seinen Körper angeschlossen. Schließlich stand sie dicht vor ihm und blickte sorgevoll auf ihn herunter. Matt stand direkt neben ihr. Auch er war es, der als erster etwas sagte. „Tai, ich bin es Matt. Ich weiß, dass du mich hören kannst, mein Freund... wenigstens mit deinem Herzen...“ Sanft streichelte er die blasse Hand des braunhaarigen Jungen. In den Augen des Mädchens bildeten sich kleine salzige Tränen; Freudentränen. Zärtlich lächelte sie Tai an und gab ihm einen liebevollen kleinen Kuss auf die kühle Wange. „Hallo Tai, Ich bins... Sora.“ Eine der Tränen perlte langsam ihre Wange hinunter und landete sanft auf dem mattem Gesicht des Jungen. Und genau in diesem Moment zuckten seine Augen leicht zusammen, bevor er sie einige Sekunden danach vorsichtig öffnete... *************************************************************************** -Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist dieses weiße blendende Licht. Und dann nur noch schwarz, schwarz wie ein Sternenloser, dunkler Nachthimmel. Aber was war davor? Und was ist jetzt? Mein Kopf schmerzt und ich fühle jeden einzelnen Knochen in meinem Körper. Liege ich vielleicht zu Hause in meinem Bett und schlafe? Oder bin ich sogar... tot? Alles ist still um mich herum. Doch auf einmal höre ich etwas. Wie von ganz weit weg und in einem seltsamen Echo, dringt eine Stimme an mein Gehör. Es ist ein Mann, ja, seine Stimme klingt tief. Ich kann leider nicht verstehen was er sagt. Redet er zu mir, oder ist da vielleicht noch jemand? Ich kann es nicht zuordnen.... Plötzlich spüre ich etwas warmes auf meiner Hand. Ja, jemand berührt mich. Ob es dieser Mann ist? Und wenn ja, warum tut er das? Mein Kopf tut so fürchterlich weh, ich habe das Gefühl, dass er gleich platzt... Und jetzt ist da noch eine Stimme, ja, ganz leise. Ich glaube es ist eine Frau. Ihre Stimme ist angenehm... Ich würde zu gerne wissen, wer sie ist. Dann ist da plötzlich noch eine zweite Berührung, ganz zart auf meiner Wange. Ich möchte wissen was los ist... Ich muss aufstehen und sehen wer die Beiden sind... Ich muss wissen, was mit mir ist. Genau in dem Moment, als ich meine schweren Augen öffne, perlt etwas feuchtes meine Wange herab. Als das Bild endlich klarer wird, schaue ich direkt in die verweinten Augen eines rotblonden Mädchens...- *************************************************************************** Starr vor Schreck und immer noch in die ausdruckslosen Augen ihres Freundes blickend, klammerte sie sich in den Arm des Blonden. ~ Ich schau dir in die Augen und ich seh nichts~ Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er aufwachen würde. Aber irgendetwas hinderte sie daran sich zu freuen, dass er nun doch die Augen aufgeschlagen hatte. Matt, der als erster wieder zur Besinnung kam, nahm Tais Hand und sah ihm in die leeren braunen Augen. „Tai, wir sind hier, bei dir... wir, deine Freunde...“ Der blasse Junge öffnete leicht den Mund, doch es kam kein Ton heraus. Seine Lippen formten Stumme Worte, die niemals gehört werden konnten. Nun nahm auch Sora, ängstlich zitternd, seine Hand. „Tai...“ Doch dann, ganz plötzlich, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Augen weiteten sich und er würgte vor Schmerz. Dunkles, rotes Blut lief zähflüssig aus seinem Mund. Sein Gesicht verzerrte sich und er wand sich keuchend in seinem Bett. Ein kurzes Zucken durchfuhr seinen gesamten Körper, dann lag er ganz still da. Regungslos und die leblosen Augen halb geöffnet. Mit einem lauten Knall flog die Zimmertür auf. Einige Schwestern und ein Arzt stürmten in hinein, redeten hektisch miteinander. Wortfetzen durchhuschten den Raum. „Erneute innere Blutungen... Herzstillstand... Not-O.P....“ Erst jetzt bemerkte Sora das monotone , laute Piepsen des EKG´s. So schnell sie konnten, schoben die Schwestern Tai aus dem Zimmer. Das Quietschen der Rollen des Bettgestelles klang in den Ohren des Mädchens wie verzweifelte Hilfeschreie... Dann, fing sie selbst an zu schreien, laut und mit Tränen vermischt. Verzweifelt sank sie auf den Boden und hielt sich den Kopf, immer noch hysterisch schreiend, als ob dies alles ändern könnte Matt, stand regungslos da, geschockt, sagte und tat nichts. Er stand einfach nur da, die rechte Hand immer noch leicht geöffnet, so als ob er die seines Freundes immer noch in seiner halten würde. Doch Soras verzweifelter Schrei riss in sofort in die harte Realität zurück. Seine Knie sackten in sich zusammen und nun saß auch er auf dem Boden, direkt neben ihr. Er schloss seine Augen und legte schützend seine Arme um sie. Ganz plötzlich verebbte ihr Schrei. Leise schluchzend legte nun auch sie ihre Hände um den Jungen und schmiegte sich ganz eng an ihn. Zusammen saßen sie da, auf dem blutbefleckten Linoleumboden, hatten die gleichen traurigen Gedanken. Beide, mit dem gleichen schlimmen Schicksal und der Ungewissheit, die sie zu erdrücken drohte... ~ Die Liebe ist tot Das musste ja kommen Die Liebe ist tot Und es war einmal~ Kapitel 3: Zu den Gefühlen stehen (~Zerrissen~) ----------------------------------------------- Hallöchen ^^ Endlich endlich habe ich es geschafft, nach so endlos langer Zeit das dritte Kapitel zu veröffentlichen. Ich schäme mich, dass es so lange gedauert hat... Aber manchmal hält das Tief des Schreibens länger als einem lieb ist. Genug geredet. ^^ Hier nur noch eine kleine Anmerkung von mir: Der Song ist von Juli und heißt Zerrissen und er taucht erst am Ende dieses Kapitels auf, jedoch nicht in der Reihenfolge wie es dem Song entsprechen würde. Ich hoffe ihr könnt mir diese kleine Tatsache verzeihen ^^ Über ernst gemeinte Kritik würde ich mich natürlich sehr freuen. LG -Iza- Die Geschehnisse der letzten Stunden waren wie ausgelöscht. Als hätten sie nie existiert. Die Gedanken hatten wie an einem neu anbrechenden Tag wieder ganz von vorne angefangen. Ohne zu wissen wie es geschehen ist, lag sie angezogen und mit offenen Augen in ihrem Bett. Auf ihrem Arm klebte ein Pflaster. Eine Schwester hatte ihr vorhin ein schwaches Beruhigungsmittel gespritzt. Doch auch das hatte sie verdrängt. Nur noch das kleine Loch rief schwache Erinnerungen in ihr hervor. Mit leeren Augen sah sie aus dem Fenster. Mittlerweile war es dunkel. Währenddessen öffnete sich vorsichtig die Tür. Yamato betrat leise den Raum und blickte auf Sora. Er hatte sie vorhin zusammen mit einem jungen Pfleger nach Hause gebracht. Und dieser hatte ihm geraten noch ein bisschen bei ihr zu bleiben, falls Probleme auftreten sollten. Gerade war er in der Küche gewesen und hatte einen Tee aufgesetzt. Bedrückt stand er nun mitten im Raum und sah hinab auf das blasse Mädchen mit dem leeren Blick. „Sora“, sagte er leise. Diese wandte sich ihm zu und blickte ihn an. „Taichi“, sagte sie genauso leise. Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Sora...“, wisperte er erneut. „Taichi, komm zu mit zurück..“. Flehend sah sie in Yamatos blaue Augen. Dieser sah sie nur kurz an. „Yamato, ich bin Yamato.“, sagte er schon fast entschuldigend. Fragend und mit kraftlosem Blick sah sie ihn an. „Yamato?“ „Ja.“ „Du bist es..“ Er nickte nur. Verwirrt sank sie zurück in ihr Bett. ‚Was ist nur mit mir los..?’, fragte sie sich und fasste sich an den Kopf. „Entschuldige Matt.“ Schnell versuchte er seine Tränen zu verstecken und wischte sie sich unsanft aus dem Augenwinkel. Das was gerade eben passiert war hatte ihn schon ein bisschen erschreckt. Das war wirklich eines der letzten Dinge mit denen er gerechnet hätte. „Ich mache so viel falsch...“, sagte sie und vergrub ihr Gesicht unter der Bettdecke, so als könnte sie dadurch alles Schlechte aussperren. „Nein, Sora, es ist nur...“ Ein lautes Schrillen unterbrach Yamatos Worte. An der Tür läutete es Sturm. Fragend und aufgeregt zugleich sah er Sora an. War etwas geschehen? Schnell stand er auf und lief zur Tür. ‚Taichi’, war sein einziger Gedanke. ‚Tai, was ist mit dir?’ Sein Herz raste. Ruckartig öffnete die Tür. Doch bevor Yamato realisieren konnte, wer die Person war, die vor der Tür gestanden hatte, war das Mädchen schon wortlos in der Wohnung verschwunden. Ohne die Tür zu schließen folgte er ihr eilig in Richtung Soras Zimmer. Was passierte hier gerade? „Hikari“, sagte Sora lächelnd, die diese erkannte, „gibt es etwas...“ Noch bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte wurde sie von Taichis kleiner Schwester fest am Arm gepackt. „Du bist Schuld Sora!“ Ihre Augen funkelten vor Zorn. Yamato erschrak, doch er reagierte und versuchte das Mädchen von Sora los zu bekommen. „Hikari, beruhige dich..“ Soras Augen hatte sich vor Schreck geweitet. Ihrer Kehle entwichen unregelmäßige Schluchzer, die ihren Körper erschütterten. „Hikari, was...?“, brachte sie erneut hervor. Diese riss sich von dem Blonden los und stellte sie direkt vor Sora. „Wenn Taichi stirbt, Sora...“, sagte sie und ihre Haselnussaugen waren dabei kalt wie Eis, „dann bist du Schuld!“ Wütend warf sie etwas auf Soras Bett und verschwand mit genau dem selben schnellen Schritt wie sie gekommen war. Der blonde Junge und das Mädchen im Bett blieben verwirrt zurück. Was war nur los mit Hikari? Sora schluchzte. Yamato, der noch Starr vor Schreck war setzte sich neben sie. So kannte er Taichis kleine Schwester nicht. Wie konnte sie nur so etwas sagen? „Sie sucht nur die Schuld bei jemandem, weil sie traurig ist, Sora.“, versuchte Yamato dem Mädchen zu erklären. „Sie ist verzweifelt.“ „Aber sie hat Recht!“, schrie Sora unter Tränen. „Wenn ich nicht gewesen wäre...“ Yamato schüttelte nur den Kopf. „Du weißt, dass das nicht stimmt...“ Tränen, die ihr die Wange hinunterliefen brachten sie zum Schweigen. Der Blonde hob vorsichtig seine Hand und wischte eine Träne aus ihrem Gesicht. Diese wendete sich von ihm ab. „Geh Yamato, bitte.“ Schnell verschwand sie wieder unter ihrer Decke. „Geh nach Hause, bitte Yamato.“ Dieser wollte noch einmal nach ihrer Hand greifen, doch lies seine dann traurig wieder sinken. Wortlos verlies er dann ihr Zimmer und auch ihre Wohnung. Worte halfen in diesem Moment einfach nicht, das hatte er sich eingestehen müssen. Als er hinaus trat, in die kühle Abendluft, atmete er seit langem einmal wieder befreit ein und aus. Obwohl er innerlich alles andere als befreit war. Die Sorgen, die er sich nun nicht mehr nur um Tai, sondern auch um Sora machte, lasteten wie Blei auf seinen Schultern. Kurz schloss er seine Augen und machte sich auf den nach Hause weg. Gerne wäre er bei Sora geblieben. Er war im Moment selbst nicht gern allein. Außerdem hätte er dann gewusst, dass jemand auf sie aufpasste. Nun war er selbst allein und niemand passte auf ihn auf. Mit zittrigen Händen schloss er seine Wohnungstür auf. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie kalt es draußen gewesen war. Schnell rieb er seine Hände aneinander und versuchte sie mit seinem Atem zu wärmen. Als er seinen Mantel auszog fiel etwas auf den Boden. Ein kleines Buch mit blauem Einband. Kein Schriftzug oder ähnliches war darauf zu sehen. Yamato hob es auf und fuhr mit seinen Händen über den Umschlag. Hikari hatte es vorhin mit all ihrer Wut auf Soras Bett geworfen. Den Grund dafür wusste er nicht, jedoch dachte er, dass es besser wäre, wenn Sora es nicht zu Gesicht bekommen würde. Also hatte er es unauffällig eingesteckt. Langsam setzte sich der Blonde auf seine Couch und schlug das kleine Buch auf. Die ersten Seiten waren herausgerissen, aber dann konnte er eine krakelige Schrift erkennen. „Tais Tagebuch...“, flüsterte er vor sich hin. Ein wenig geschockt war er schon. Er wusste nicht einmal das Taichi Tagebuch geschrieben hatte. Im ersten Moment wollte er es weglegen, denn er schätzte Privatsphäre hoch an. Doch da Hikari so wütend war, musste etwas darin stehen, was Taichis Versuch wegzugehen klarer machte. ~ Was hat dich so zerrissen? Was hat dich so verletzt? Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt?~ Sora hatte ja auch einmal von einem Brief gesprochen, den sie auf Tais Bett fand, als er verschwunden war. Doch er selbst hatte diesen nie gelesen und die Gründe für Taichis verschwinden waren ihm immer noch schleierhaft. Also begann er doch zu lesen. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an diese Schrift gewöhnt hatten, doch dann konnte er sie entziffern. »Was ist nur los mit Sora?«, stand auf mehr als drei Seiten. »Warum sagt sie mir es nicht... Warum lässt sie es mich nicht akzeptieren, dass sie mich nicht liebt? Warum versucht sie es immer wieder?« ~ Warum fühlt es sich so schwer an, wenn wir nichts mehr sagen? Warum können wir nicht reden, nach so vielen Jahren?~ Wie kam Taichi auf die Idee das zu denken? Yamato schüttelte unmerklich den Kopf und blätterte auf die nächste Seite. »Ihre Augen, ihre Augen haben es mir angetan. Dieser freundschaftliche Blick, er verletzt mich so sehr. Als würde sie ihren Bruder ansehen. Aber nicht ihren Freund den sie liebt. Sora... warum sagst du es nicht? Warum kannst du es nicht akzeptieren? Du verletzt mich so sehr und weißt es nicht...« ~ Warum fühlt es sich so leer an, wenn du bei mir bist? Warum fühlt es sich so fern an, wenn wir uns noch nah sind? Was bringt mir dieses Leben, wenn du einfach nicht da bist?~ »Wenn ich sie küsse geht es mir gut. Wenn ich sie ansehe geht es mir gut. Wenn ich bei ihr bin geht es mir gut. Aber wenn sie mich küsst, sie mich ansieht, sie bei mir ist, möchte ich am liebsten nur noch heulen...« ~ Warum können wir beide uns der Wahrheit nicht stellen? Warum kann ich dieses Loch in deinem Herzen nicht füllen?~ Yamato glaubte nicht was er dort las. Er selbst hatte nie ein schöneres Liebespaar als Sora und Taichi gesehen. Was veranlasste ihn dazu so etwas in sein Tagebuch zu schreiben? »Sie sieht ihn so an, wie ich es mir wünsche. Sie berührt ihn so, wie ich es mir wünsche. Sie spricht mit ihm, so wie ich es mir wünsche... Warum kann ich nicht seinen Platz einnehmen? Ich weiß sie macht es nicht mit Absicht. Nun weiß ich es. So viele Gedanken und nun weiß ich, dass ich nicht die Schuld bei Sora suchen darf. Ich weiß, sie denkt dabei nur an mich. Und ich muss nun einmal an sie denken... Wenn ich erst fort bin, wird sie wahrhaftig lieben können... ihn. Und ich werde es akzeptieren... und mich vielleicht auch neu verlieben. Doch Sora... wird immer meine große Liebe bleiben...« Ein kleines Blatt Papier fiel aus dem Buch heraus. Der Blonde hob es auf und nachdem er die ersten Zeilen gelesen hatte, wusste er, dass dies Taichis Abschiedsbrief gewesen war. Mit klopfendem Herzen sank er Tief in die Kissen seines Sofas. Nun wusste er alles. Und doch wusste er so gut wie nichts. Er wusste nur, Taichi hatte es bemerkt. Yamato war mit „ihn“ gemeint. Und er übertrug es auf Sora. Doch nicht sie liebte einen anderen, sondern er selbst, Yamato... Er liebte die Freundin seines besten Freundes... ~ Was hat dich so zerrissen? Was hat dich so verletzt? Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt?~ Kapitel 4: Das Leid des Verbundenseins (~Sterblich~) ---------------------------------------------------- Hallöchen ^^ Ich bin aus dem tiefen Winterschlaf erwacht und hier ist nun endlich ein neues Kapitel. Eine Entschuldigung für die Verspätung der Fortsetzung wäre wohl angebracht, aber ich denke ich muss akzeptieren, dass ich eben so bin wie ich bin. Unpünktlich aber liebenswert ^^ Ich hab mich damit abgefunden. Verzeiht mir trotzdem und habt viel Spaß beim Lesen ^^ Die Textauszüge sind diesmal aus dem Song ~Sterblich~ von Clueso. Enjoy ^^ Zweifel erfüllten den Raum, füllten das Schweigen auf, bis es fast überschwappte. Überschwappendes Schweigen bedeutet schreien. Innerlich. Nicht nach außen gekehrt. Schweigen also. Ein Kreis. Ein Kreis der sich immer enger um ihn schloss. Immer noch saß er auf der Couch. Leere in seinen Gedanken. Er hatte es aufgegeben sich zu fragen, wie man Gefühle abstellen kann. ‚Taichi’, dachte er sich und fühlte sich seinem Freund so nah. Auch er hatte versucht seine Gefühle abzustellen und nicht einmal er hatte des Rätsels Lösung herausgefunden. Nicht einmal er, der immer eine Antwort wusste. ‚Sora’, dachte er sich und fühlte sich so fern von ihr. So nah wollte er noch nie einem Mädchen sein wie ihr. Ein seltsames Gefühl, für jemanden wie ihn. ~Du machst mich sterblich, obwohl ich viel mehr leuchte War ich damals glücklich so einsam und unerreicht? Etwas will dich, etwas wehrt sich~ Sie hatte es geschafft seine Einsamkeit auszulöschen. Er wollte nicht mehr einsam sein, nicht mehr allein und unerreicht. Doch nun, als er die Nähe wollte war auch diese nicht der richtige Weg, denn diese Nähe wäre mit Verrat verbunden. Verrat gegenüber seines besten Freundes der im Krankenhaus lag und um sein Leben kämpfte. Er verdrängte das Bild des verwundeten Taichis. Denn Sora verlies seine Gedanken nicht. Immer wieder diese Fragen, wie es ihr ging, diese Vorwürfe einfach gegangen zu sein. Er sah auf die Uhr, mittlerweile war es kurz nach sieben. Ein neuer Tag begann. Er wollte nicht länger alleine bleiben, er wollte nicht länger einsam sein. Er beschloss wenigstens seinem Freund zur Seite zu stehen. Wenigstens die aufrichtige Freundschaft ihm gegenüber zu wahren. Obwohl er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, griff er nach seinem Mantel und verlies die Wohnung. Das rotblonde Mädchen hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan. Ihr Kopf war voll und leer zu gleich. Schuldgefühle umhüllten sie wie ein Kokon eine Raupe. Doch aber wusste sie, dass nie ein Schmetterling daraus schlüpfen würde. Denn Schuldgefühle konnten nicht einfach ihre Flügel ausbreiten und wegfliegen. Leider. ‚Hikari’, dachte sie und fühlte das Leid einer kleinen Schwester, obwohl sie nie einen Bruder hatte. Sie fühlte das Leid aller. Und sie fühlte sich schuldig. Seit Yamato gegangen war, wurde das Loch, in dass sie zu fallen drohte, immer größer. Sie brauchte jemanden der ihr Halt gab, ihr zuhörte, sie verstand. Sie bereute es, ihn so forsch weggeschickt zu haben. Kurzentschlossen verließ sie die Wohnung. Immer, wenn er an einer Telefonzelle vorbeilief, spielte der Blonde mit dem Gedanken sie anzurufen. Nein. Er würde es nicht tun. ~ Ich will dich nicht enttäuschen~ Ein Klingeln. Gedankenverloren ging suchte er das Handy in seiner Tasche und drückte ohne ein Wort auf den grünen Knopf. „Yamato?“ Ihre Stimme. Sora. Ihm verschlug es ihm den Atem. Wieso rief sie ihn an, wo sie ihn doch gestern weggeschickt hatte? Hatte sie es bemerkt? Der Schreck bahnte sich ihren Weg in seinen Körper. „Yamato“, fing sie an und er hörte Schritte hinter sich. Als er sich umblickte, bemerkte er, dass sie hinter einige Meter hinter ihm stand. Fast gleichzeitig senkten beide ihre Mobiltelefone. Sie war es, die einen Schritt auf ihn zu machte. „Yamato, ich habe dir Unrecht getan. Du wolltest nur für mich da sein, mir Halt geben und ich habe dich so von mir weggestoßen. Das tut mir Leid.“ Hoffnungsvoll blickten braune in blaue Augen. Unwillkürlich musste er lächeln. Alles ängstliche in ihm verschwand. „Schon okay.“ Zögerlich erwiderte sie sein Lächeln. Wenn man genau hinsah, konnte man einen kleinen Schimmer der Traurigkeit in ihren Augen ausmachen. „Du weißt ja“, sagte sie leise, „Irgendwie sind wir verbunden.“ ~Wir haben´s beide schwer doch das macht es uns leicht~ „Willst du etwas unternehmen?“, fragte er schnell. Dieser Aussage wollte er ausweichen. Sie drängte ihn in eine Ecke und lies ihn seine Gefühle viel zu deutlich spüren. „Gerne.“, sagte sie. ~Bitte lenk mich ab und teil mit mir Das was schon war und was wir sehen~ Yamato hatte beschlossen, dass es nun Zeit war. Seinen Plan, Taichi zu besuchen hatte dieses Ereignis völlig verdrängt. Es war Zeit für etwas anderes. „Lass mich etwas mit dir teilen.“, sagte er sanft zu ihr und wusste, dass es richtig war. Er führte sie mitten durch die Stadt und war bereit, sein Geheimnis zu lüften. ~ Ein Blick in ein Stück, Stückchen Offenheit~ Als sie vor einem Haus Halt machten, dass Ähnlichkeit mit ihrem hatte, fiel ihr auf, dass sie noch nie gesehen hatte wo Yamato wohnte. Es kam auch nicht oft vor, dass sie sich bei ihr zu Hause aufhielten. Aber gewusst wie sie lebte und in welchem Umfeld, das wusste er von ihr. „Ist das dein Zuhause?“, fragte sie vorsichtig. Er nickte nur und schloss die Tür auf. Als sie vorsichtig die Stufen hinauf ging, versuchte sie sich daran zu erinnern, ob Taichi einmal erwähnt hat, bei Yamato zu Hause gewesen zu sein. Nein, davon wusste sie nichts. Oben angekommen schloss er die Tür auf und bemerkte seine Hände, die vor Nervosität ganz feucht wurden. Noch nie hatte jemand seiner Freunde sein Haus, geschweige denn sein eigenes Zimmer gesehen. Er, der früher sehr verschlossen war und langsam begann sein Inneres nach Außen zu kehren, hatte noch nie das Bedürfnis gehabt jemandem sein Zimmer zu zeigen. Den Ort, an dem alles so sein konnte wie er es sich in seinem Kopf ausgemalt hatte. Es war ein Stückchen seiner selbst, dass er bisher noch nicht bereit gewesen war zu zeigen. Als die beiden den Flur betraten streifte sie ihre Schuhe ab und sah sich um. Die Einrichtung war schlicht und in Holz und Weiß gehalten, nicht wie sie es bei einer Vater-Sohn-Wohngemeinschaft erwartet hätte. Yamato ging einen langen Flur entlang und blickte zurück. Mit einem vorsichtigen Lächeln bat er sie ihm zu folgen. Zögerlich kam sie hinter her und spürte wie schwer es ihrem Freund fallen musste, eine einfache Sache wie das eigene Zimmer jemandem zu offenbaren. „Du musst das nicht tun.“, sagte sie als sie direkt hinter ihm stand. Seine Hand, die schon den Türgriff berührt hatte sank zurück. „Ich möchte aber.“ Er drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem Blick an, den sie noch nie bei einem Jungen gesehen hatte. Noch nie hatte sie jemand so angesehen wie Yamato in diesem Moment. Unmerklich begann ihr Herz zu klopfen. Was war das nur für ein Blick? Er wandte sich ab und öffnete die Tür. ~ Geflossene Tränen betreten einen Raum der besonders scheint~ Dem Mädchen verschlug es den Atem. Diese Aura, die dieses Zimmer zu erfüllen schien war unbeschreiblich. Nicht die Einrichtung oder die Möbel waren das besondere an diesem Zimmer. Es waren die Wände. Sora ging langsam in die Mitte des Raumes und war umgeben von Worten. Auf jeder Wand waren Worte, Sätze, Strophen geschrieben. Manchmal ordentlich und bedacht und manchmal wirr und spontan. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen über die faserige Wand die sich mit getrockneter Tinte vermischt hatte. ~ Es nimmt mich mit und greift nach mir Zerreißt mich fast und beißt mich hier Ertränkt mich halb und schreit Komm bleib doch stehen Es nimmt mich mit und greift nach mir ~ ‚Was für eine Emotion ihn überwältigt haben muss so etwas zu schreiben’, dachte sie sich und blickte vorsichtig über ihre Schulter. Unsicher und auf eine Reaktion wartend sah er sie an. Noch einmal lies sie all die Worte auf sich wirken. „Das ist so wundervoll Yamato.“, sagte sie leise. „Nein, Sora.“ Er stand vor ihr und blickte sie an. „Du bist wundervoll.“ ~ Bitte halt mich fest und teil mit mir Das was schon war und was wir sehen~ Geschlossene Augen und Lippen die sich berühren. Ein Kuss, der alles verändern kann. Kapitel 5: Ehrlichkeit zu sich selbst (~Anders als geplant~) ------------------------------------------------------------ Hallo, meine Lieben ^^ Ja, die Iza gibt es noch und nein, sie kommt nicht mit leeren Händen. Ich hab euch endlich ein neues Kapitel mitgebracht und es ist mein bisheriger Favo, weil so viel darin passiert. (Ich hoffe, ich nehme euch mit dieser Andeutung nicht zu viel vorne weg, oder ihr erwartet euch womöglich zu viel... ~.~)Jedenfalls, genug gelabert. Außer, dass der Song mal wieder von Rosenstolz ist und "Anders als geplant" heißt. Enjoy it! PS: OMG, danke für 10 Favos *.* *das jetzt erst bemerkt hat* Das spornt mich ja noch viel mehr an ^^ »Die größte Liebe ist immer die, die unerfüllt bleibt« (Peter Ustinov) Was ist es, das gleichzeitig vereint und auch wieder trennt? Ist es die Liebe? Ist es das Schicksal? Oder gar nur ein Kuss, der nicht sein darf? Das Berühren der Lippen zweier Menschen die nach dem Wunsch ihres Herzens handeln. Ein kleiner Moment der verbindet. Und alles was danach kommt ist einzig und allein die Trennung... Als sie wieder zur Besinnung kam, sah sie nur unergründliche blaue Augen. Ein stotternder Mund. Gestikulierende Hände. Worte. “Sora... Ich... es ist schon so lange...“ Unfähig zu wissen, was sie tun sollte schluckte sie. Ihr Herz klopfte unmerklich und sie hasste es dafür. Wie konnte es, wo ihr Freund doch im Koma lag, für einen anderen so schnell schlagen? „Yamato.“, sagte sie leise. „Es ist meine Schuld... Ich hätte nicht kommen sollen.“ Er schüttelte den Kopf. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Ich war es der... Mit mir sind meine Gefühle durchgegangen, nicht mit dir und...“ „Es ist mein Herz...“, unterbrach sie ihn. Ihr kamen die Tränen. „Es hat mich verraten. Es macht mich zu einem schlechten Menschen.“ Salzige Tränen liefen ihr über die Wangen. „Hier.“ Sie nahm seine Hand führte es zu ihrer Brust. „Spürst du es? Spürst du wie es schlägt? Das darf nicht sein.“ Yamatos Augen weiteten sich unmerklich als er das wild pochende Herz des Mädchens unter seiner Hand fühlte. Ein seltsames Gefühl von Freude durchströmte ihn. Das war es was er wollte. Liebe, die erwidert wird. Von ihr. So wie sie da stand, mit tränenden Augen und der unglaublichen, ruhigen Aura war sie vollkommen. Und sie machte einen vollkommenen Menschen aus ihm. „Ich Liebe Dich, Sora...“ ~Wieso klingt es traurig, Wenn Du sagst „Ich liebe Dich“? ~ Sie konnte nicht glauben, was ihre Ohren behaupteten zu hören. Yamato liebte sie? Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Die salzigen Tropfen bahnten sich erneut den Weg ihre Wangen hinunter. ~Weiß ich`s nicht? Warum muss ich weinen Glaub ich`s nicht?~ „Ich...“, begann sie. Doch sie wurden unterbrochen. Verräterisch laut klingelte das Telefon uns versuchte mit seiner ganzen Kraft zu zerstören, was sich dort anbahnte. Doch die beiden sahen sich weiterhin nur tief in die Augen. Yamato hatte vorsichtig Soras Hand genommen und streichelte sanft über diese. ~Lass nicht los, Ich halte Dir Deine Hand, Lass nicht los~ Dieser Moment lies sich nicht so einfach verdrängen. Nichts konnte ihm Platz machen. Fast nichts... Das Telefon verebbte. Sie konnten nur hören wie ein klackendes Geräusch weitere Stimmen freigab. Der Anrufbeantworter. „... Bitter hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piep.“ „Matt, hier ist Takeru. Kari hat mich gerade angerufen und gesagt, dass Taichi aufgewacht ist. Du solltest so schnell wie möglich ins Krankenhaus gehen...“ ~Und wenn es besser wird, Besser, als Du glaubst~ Völlig von Sinnen was so eben geschehen war, fiel Sora Matt um den Hals. „Yamato, hast du das gehört? Taichi ist wach. Er ist wach! Mein geliebter Taichi. Endlich...“ Der Blonde verstummte. Ein unangenehmes Stechen breitete sich in seiner Brust aus. Er sollte sich freuen über diese Botschaft. Wer würde das nicht? Sein bester Freund würde nicht sterben. Er würde weiterleben, so wie er es sich gewünscht hatte. Er versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Doch was war es für ein Gefühl, seiner Liebe gerade sein Innerstes offenbart zu haben, die dieses nicht zu erwidern schien? Was war es für ein Gefühl nicht wahrgenommen zu werden? Zurückversetzt zu werden in die Rolle des besten Freundes. Was hatte er sich dabei nur gedacht... „Ich muss zu ihm.“, sagte sie schließlich. „Ich muss zu ihm. Taichi, ich bin gleich bei dir...“ Ohne weitere Reaktionen des Blonden zu beachten, stürmte sie aus dessen Zimmer. Zurück blieb er. Einsam und allein. Allein mit Hass und Zweifel. Er hasste sich dafür, dass er nicht ebenfalls diesen Moment, diesen besonderen Moment, der gerade eben zwischen ihm und Sora stattgefunden hatte, vergessen und sich freuen könnte. Er hatte sich nie etwas sehnlicher gewünscht, als dass sein bester Freund weiterleben durfte. Noch einmal die Chance bekommen würde alles richtig zu machen. Und jetzt war er sogar zu feige zu diesem zu gehen, ihn in die Arme zu schließen und sich mit ihm zu freuen, dass er den Kampf gewonnen hatte. Denn er hatte ihn betrogen. Er hatte versucht ihm seine Liebe, die gleichzeitig auch seine war, wegzunehmen. Hatte sie geküsst und ihr seine Gefühle gestanden. Tränen bildeten sich in Yamatos Augen. Tränen, die er nicht mehr zurückhalten konnte. „Verdammt.“ Hart schlug er mit seiner Faust gegen die Wand seines Zimmers. Dann vernahm er Schritte hinter sich. ‚Sora’, war sein einziger Gedanke. Mit hoffnungsvollen Augen drehte er sich um. Sie würde ihn retten können, ihn davor bewahren von der Klippe zu springen, vor der er innerlich stand. Doch er blickte in andere Augen. Blau wie das Meer, ähnlich wie seine eigenen. Sein kleiner Bruder. Takeru. „Yamato, was ist passiert?“ Eilig ging dieser ein paar Schritte auf den Größeren zu und stand dann direkt vor ihm. „Ich wollte dich abholen, weil ich nicht sicher war, ob du meine Nachricht bekommen hast. Dann steht auch noch deine Haustür offen und du stehst hier und... weinst. Was ist los?“ Verzweifelt rüttelte er an den Schultern seines Bruders. „Yamato, bitte.“ Der angesprochene atmete ein und aus. Er musste sich beruhigen. Er, der immer das Vorbild seines kleinen Bruders sein wollte, konnte doch nicht vor diesem zusammenbrechen. Er konnte und wollte diese Schwäche nicht zeigen, obwohl er dieses Verhalten die letzten Jahre so gut wie abgelegt hatte. Seine Wangen begannen zu trocknen und er deutete auf einen Stuhl. „Setzen wir uns.“, war das einzige was er zustande brachte. Mit Misstrauen im Blick folgte Takeru der Bitte seines Bruders. Noch unentschlossen, dem Jüngeren die ganze Wahrheit zu erzählen, versuchte Yamato in sich hineinzuhören. Was sagte ihm sein Gefühl? War es endlich an der Zeit für ihn zu reden? Schon so lange quälte er sich alleine mit seiner geheimen Liebe zu der Freundin seines besten Freundes. War endlich er an der Reihe, er der versuchte diese Gefühle zu verdrängen, zu vergessen, sie durch Schweigen auszulöschen? Sein Kopf pochte vom vielen Nachdenken. Also entschloss er auf sein Herz zu hören und sein Schweigen zu überwinden. Er würde mit Takeru reden. Die Ausreden, Ausflüchte, warum er keine Freundin hatte, alles sollte von nun an Vergangenheit sein. Er wollte mit der Wahrheit rausrücken. „Also Takeru es ist so...“ Er knetete seine Hände und hob schließlich entschlossen seinen Blick. „Ich liebe Sora. Schon sehr lange, noch bevor sie mit Taichi zusammengekommen ist. Da gab es eine Sache zwischen uns, bei der ich dachte, dass wir mehr als nur Freunde sind.“ Er seufzte. Wie gut es tat darüber zu reden. Takeru hörte währenddessen schweigsam zu. „Jedenfalls hat sie mir dann von einem auf den nächsten Tag gesagt, dass sie nun mit Taichi zusammen ist und ich hab das akzeptiert. Die ganze Zeit hab ich es akzeptiert, aber es hat nie etwas an meinen Gefühlen zu ihr geändert. Ich liebe sie nach wie vor und ich dachte, dass es irgendwann verschwinden würde. Dass unsere Freundschaft irgendwann stärker sein würde, als meine Gefühle. Ich dachte niemand wüsste es, aber Taichi hat wohl davon mitbekommen...“ Er machte eine kurze Pause. Dieser Teil des Gespräches bereitete ihm immer noch Unbehagen, aber endlich wollte er allem Luft verschaffen. Und vielleicht auch eine Lösung finden. Takeru hatte sich bei Taichis Namen nach vorne gelehnt und er betete innerlich, dass nicht Yamato die Schuld trug, dass dieser nun mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus lag. „Jedenfalls dachte er wohl, Sora hätte sich in mich verliebt, aber dabei bin in es, der Gefühle für sie hegt. Sieh sie dir an, sie liebt Taichi über alles. Deswegen wollte er dann die Stadt verlassen, wollte ihr und mir eine Chance geben, weil er dachte sie würde nur noch aus Mitleid mit ihm zusammen sein.“ Yamato lachte bitter. Wie konnte Taichi nur so blind sein? „Und dann ist er von diesem Auto angefahren worden. Den Teil kennst du ja.“ Der Jüngere nickte. Er verstand es, dass es hart für Yamato sein musste, in die Freundin seines besten Freundes verliebt zu sein. Aber sollte nicht die Freude darüber, dass dieser Wohlauf war überwiegen? „Was ist noch passiert?“, fragte er also, mit der leisen Ahnung, dass dies noch nicht alles sein konnte. Yamato schluckte. Wie würde Takeru darauf reagieren? Aus Angst es sich doch noch einmal anders zu überlegen und wieder in seine alten Ausflüchte zu verfallen, erzählte er mit hastiger, aber leiser Stimme den Rest dieser Geschichte. „Ich habe mich um sie gekümmert, bin ihr nicht mehr von der Seite gewichen. Ich war es nicht gewohnt so lange Zeit alleine in ihrer Nähe zu sein. Ich war es nicht gewohnt sie so oft zu berühren. Ich... Ich habe ihr meine Liebe gestanden.“ Takerus Augen weiteten sich. „Du hast was?“ Doch Yamato war noch nicht fertig. Das entscheidende Detail hatte er noch nicht genannt. „Und ich habe sie geküsst.“ Es war gesagt. Er fühlte sich erschöpft und erleichtert zugleich. ~Und wenn es freier wird, Freier sind wir auch~ Ein kleiner Moment der Stille entstand. Yamato und Takeru saßen sich gegenüber und das Ticken der Wanduhr schien sich um ein hundertfaches zu verlangsamen. Gleichzeitig war es doch unendlich laut. Ein lauter Knall zerfetzte plötzlich diese Stille. Takeru war aufgesprungen und immer noch schwebte seine Faust in der Luft. Yamato war auf den Boden gestürzt und spürte immer noch den Schlag in seinem Gesicht. Blut lief ihm aus dem Mund, doch sein Blick war starr und erschrocken auf den Boden gerichtet. „Was bist du nur für ein Mensch, Yamato Ishida! Dein bester Freund liegt im Koma und dir fällt nichts besseres ein als ihm seine Freundin auszuspannen?! Und dann bist du sogar noch so egoistisch und freust dich nicht, dass er doch nicht sterben wird. Wahrscheinlich nimmst du es ihm sogar noch übel, dass er überlebt hat! Du bist wirklich das Letzt Yamato, das Allerletzte! Wer einen Freund wie dich hat, braucht keinen Feind mehr.“ Mit diesen Worten lief er hinaus. Doch drehte er sich kurz vor der Tür noch einmal um und sah ihn aus kalten Augen an. „Verständlich warum Sora sich für Taichi entschieden hat. Der weiß Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit wenigstens zu schätzen.“ Dann verschwand er endgültig und lies einen erstarrten Yamato zurück. **************************************************************** So schnell sie ihre Beine trugen war sie in Richtung Krankenhaus gerannt. Das Liebesgeständnis von Yamato, sowie seine Reaktion auf Takerus Nachricht hatte sie völlig ausgeblendet. Sie dachte nur noch mit springendem Herzen an ihren Freund. Er musste nicht sterben. Nein. Er lebte. Und sie hatten die Chance wieder glücklich zu sein. In Windeseile besorgte sie sich seine Zimmernummer und verzichtete auf den Aufzug. Zu Fuß würde sie schneller sein. Die letzten Stufen merkte sie erst wie sie keuchte. Kurz lehnte sie sich an das Treppengeländer und schloss die Augen. Sein Lächeln, sein unvergleichliches Lächeln kam ihr in den Sinn. Wie er alle mit seiner guten Laune ansteckte und immer den Sonnenschein in ihr Leben brachte. Gleich würde sie das Bild, wie er verletzt auf der Straße lag und blutete, aus ihrem Kopf verdrängen und es endlich wieder gegen sein strahlendes Lächeln eintauschen können. Was er wohl dazu sagen würde, dass sie ihn besuchen kam? Bestimmt würde er sich freuen. Als sie an die Tür seines Zimmers klopfte, hörte sie, wie seine Mutter sie hineinbat. „Sora.“, sagte sie und lächelte liebevoll. „Hallo Frau Yagami.“, erwiderte sie und versuchte einen Blick auf Taichi zu erhaschen, jedoch lag sein Bett verborgen hinter einen Vorhang. „Ich denke, wir lassen euch zwei für einen Moment alleine. Das wird euch beiden gut tun.“ Frau Yagami rief nach ihrer Tochter Hikari, worauf diese strahlend hinter dem Vorhang hervortrat. Als sie jedoch Sora erblickte, verschwand ihr Lächeln und ihre Augen verwandelten sich in enge Schlitze. Sie wollte schon den Mund aufmachen, als sie von der Mutter wohl wissend hinausgezogen wurde. Nun war sie alleine mit ihm und nur noch dieser Vorhang trennte sie voneinander. Sie spürte, wie ihr Herz gegen ihre Brust hämmerte. Do-domm, do-domm. Nur noch wenige Schritte. Sie ging auf den Vorhang zu und schob ihn beiseite. Endlich sah sie in seine wunderschönen, haselnussfarbenen Augen und konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. ~Und wenn es schöner wird, Schöner, als Du ahnst~ „Taichi.“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme und schloss ihn stürmisch in ihre Arme. Sie drückte einen Kuss auf seine Wange und fuhr durch sein weiches Haar. „Du glaubst nicht, wie sehr du mir gefehlt hast...“ Noch einmal drückte sie sich an ihn. Doch dann spürte sie zwei Hände, die sie von Taichi wegschoben. Und als sie hinunterblickte merkte sie, dass es seine eigenen waren. Fragend sah sie ihm in die Augen. Dann erkannte sie, dass auch er sie unwissend anblickte. „Entschuldige bitte.“, sagte er schließlich. „Aber, wer bist du?“ ~Und wenn es anders wird, Anders als geplant~ (Anmerkung: Na, geschockt? Ich hoffe doch, denn das war erst der Anfang... *sich rausschleich*) Kapitel 6: Momente zu Vergessen (~Tu nur das was dein Herz dir sagt~) --------------------------------------------------------------------- Hallo meine Lieben ^^ Endlich endlich ist es feritg- das neue Kapitel. Man, hab ich mir wieder Zeit gelassen. Aber ich war jetzt in den Ferien so viel arbeiten und immer so müde. Aber dann hab ich mich aufgerafft, ich hoffe es gefällt euch und ich hoffe es ist weiterhin spannend ^^ Kritik, Lob, usw ist wie immer erwünscht. Diesmal kann ich überhaupt nicht einschätzen ob es gut ist oder nicht. Vielleicht hab ich es zu voreilig hochgeladen... Aber gut, sagt ihr mir eure Meinung dazu. Genug gelabert, viel Spaß beim Lesen. Enjoy! Iza Schöne Momente werden viel zu schnell von der Vergangenheit eingeholt. Sie werden mitgerissen in den Strudel des Vergessens. Viel zu schnell vergehen sie, doch die Erinnerung, die bleibt, hinterlässt meist einen tiefen Schmerz. Und auch eine Sehnsucht noch einmal einen derartigen Moment erleben zu dürfen... Braune Augen. Seine Augen. So nah und doch so weit von ihr entfernt- durch eine einzige Frage. „Wer bist du?“ Immer noch sah er sie an und man konnte die leise Verzweiflung seiner Stimme nicht entnehmen. „Sag mir bitte, woher kennst du mich?“ Geschockt von dem was sie hörte konnte sie nicht reagieren. Er fragte tatsächlich wer sie war? In was für einen Alptraum war sie hineingeraten? Sie hoffte inständig schnell aufgeweckt zu werden. Sie betete um Erlösung. „Sora...“, sagte sie leise und die Tränen sammelten sich in ihren Augen an. „Ich bin Sora, deine Freundin.“ Sie versuchte zu sehen, welche Reaktionen die gesprochenen Worte in ihm hervorriefen. Doch sein Gesicht blieb gleich. Unwissend. Sie sah, wie unwohl ihm wurde. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Sora, Taichi? Ich will euch nur ungern stören, aber...“ Frau Yagami streckte lächelnd den Kopf zur Tür rein. Doch nachdem sie die aufgelöste Sora erblickte, verschwand ihr fröhliches Gesicht und sie eilte besorgt zu den beiden. „Was ist passiert?“ Ihre Lippen waren wie zugeschnürt. Unfähig etwas zu sagen blickte sie erschrocken auf ihre Hände, die verkrampft in ihrem Schoß ruhten. „Mama, ich...“, hörte sie Taichis leise Stimme. „Ich weiß nicht wer sie ist.“ Sora kämpfte mit den Tränen. Sie musste hier raus. Der Raum, diese Worte- alles schien sie zu erdrücken. Krachend viel der Stuhl zu Boden als sie aufsprang und rannte. Sie wollte nur an die frische Luft. Atmen. Sie hörte noch ihren Namen. Jemand rief nach ihr. Aber sie verschloss ihre Ohren. Sie wollte nichts mehr hören. ********************************************************* Wie in einen Dämmerzustand verfallen lag er immer noch bewegungslos auf dem kalten Dielenboden seines Zimmers. Er hatte aufgehört zu bluten, doch noch immer schmeckte er den schalen Geschmack in seinem Mund. Sein Kiefer schmerzte, aber es störte ihn nicht. Nichts störte ihn. Eigentlich wollte er nur noch schlafen. Genauso einschlafen, wie er gerade da lag und erst aufwachen, wenn alles wieder gut wäre. ~ Mir fallen die Augen zu Ich hab wieder nicht geschlafen Es lässt mir keine Ruhe Die ganze Nacht lag ich wach~ So sehr er seine tränenverschmierten Augen versuchte zu schließen- es ging nicht. Seine innere Unruhe lies ihn nicht schlafen. Er dachte an Sora, wie diese Hals über Kopf aus seinem Zimmer gestürmt war. Er dachte an Taichi, der wieder aufgewacht war. Und er dachte an Takeru, der von seinem großen Bruder so enttäuscht sein musste wie noch nie zuvor. „Verzeiht mir...“, sagte er leise vor sich hin. „Bitte, verzeiht mir.“ Unerwartet fiel er schließlich in einen traumlosen, dunklen Schlaf. **************************************************************** Sie rannte und rannte. Rannte, als ginge es um ihr Leben. Tränen strichen ihre kalten Wangen, doch auch sie konnte irgendwann nicht mehr weinen. Erschöpft blieb sie stehen. Ihr Atem ging schnell und sie konnte sehen, wie sich die ausgeatmete Luft in weiße Wölkchen verwandelte. Es war kalt. Sehr kalt. Sie hatte nicht bemerkt, dass es schon dämmerte. Wie lange war sie gerannt? Und wo war sie jetzt? Sie blickte sich um. Nichts schien ihr bekannt vorzukommen. Sie stand am Meer. Ein Leuchtturm drehte sich und beleuchtete hin und wieder ihr blasses Gesicht. Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder. Sie erinnerte sich... // FLASHBACK // Sie spürte den Schweiß, wie er zwischen ihren Schulterblättern hinabperlte und eine Gänsehaut hinterließ. Es war ein schöner Tag heute gewesen und die Luftfeuchtigkeit war noch dementsprechend hoch. Gleich waren sie oben angekommen. Endlich. „Nur noch ein Stück.“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Komm ich helfe dir.“ Lächelnd legte sie ihre Hand in seine und er zog sie vorsichtig die letzten Stufen hoch. Erschöpft lies sie sich an seine Schulter sinken. „Wie viele Stufen sind wir gelaufen?“, fragte sie etwas außer Atem. „Bei 80 habe ich aufgehört zu zählen,“ erwiderte er und sie hörte ihn leise Lachen. „Aber es hat sich gelohnt.“, flüsterte er und sah ihr tief in die Augen. Dann zog er sie mit sich an das Geländer des Leuchtturms. Sie standen ganz oben. Das Meer rauschte und Möwen flogen über ihren Köpfen hinweg. Ihre Haare wehten in der sanften Brise und sie konnte das Salz riechen. Unter ihr brachen sich die Wellen. Ganz, ganz weit konnte sie sehen. Der Horizont schien unendlich zu sein. Und dann dieser klare Sternenhimmel. Es war eine laue Nacht. Perfekt für Verliebte. Sie genoss die Aussicht. Dann sah sie ihn von der Seite an. Auch sein Haar wurde von Wind getragen und es wehte zart um sein Gesicht. Wie schön er aussah. Auch er wandte vorsichtig den Kopf. Schnell richtete sie ihren Blick wieder gen Horizont. Der Junge musste Lächeln. Sie war so schüchtern. Das gefiel ihm sehr. Noch nie waren sie sich so nah wie jetzt gewesen. Noch nie waren sie so alleine und abgeschieden wie jetzt. Und noch nie hatte er ihre Nähe so sehr genossen wie jetzt. Er war sich seit einigen Tagen bewusst, dass er sich in sie verliebt hatte. In ihr zurückhaltendes Wesen, in ihre fürsorgliche Art und in ihr Lächeln, dass dem eines Engels glich. Er atmete aus. War heute die Zeit gekommen? Er wusste nicht, wie sie fühlte, wusste nicht was sie empfand. Doch hatte sie keinen Freund. Aber das Risiko, diese Freundschaft, die er sich besonders in den letzten Jahren so gut aufgebaut hatte, aufs Spiel zu setzen, war hoch. Wollte er diesen Preis zahlen? Sie wendete sich ihm wieder zu und sie sahen sich beide in die Augen. Wie wunderschön sie doch war... Ja, sie war es wert. Vorsichtig hob er seine Hand und legte sie auf ihr Gesicht. Schüchtern lies sie es geschehen und schenkte ihm noch ein kleines Lächeln. Sanft fuhr er über ihre weiche Haut und lies seine Hand ihren Hals entlang wandern. Vorsichtig malte er die Linien ihres Schlüsselbeines nach. Seine andere Hand strich über ihre und ihre Finger berührten sich. Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Worte waren fehl am Platz. Es war ein angenehmes Schweigen zwischen ihnen. Stille. Schüchtern sahen sie sich beide an. Morgen würde nichts mehr so sein wie es heute noch war, das waren sich beide bewusst. Er rückte ein Stück näher an sie heran. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er konnte ihren Atem auf seiner Wange fühlen. „Sora“, flüsterte er leise. „Yamato...“ Ihre Lippen näherten sich einander... Dann ertönte plötzlich ein leises Piepen und beide fuhren erschrocken auseinander. Fragend blickte er sie an, während sie in ihrer Tasche etwas zu suchen schien. „Tut mir leid, das ist mein Handy. Ich werde es schnell ausmachen.“ Entschuldigend lächelte sie ihn an. Als sie auf das Display sah und den Namen las, schluckte sie. Dann sah sie Yamato an. Ihr Herz klopfte noch immer. „Ich... muss schnell hingehen.“, sagte sie leise und drehte sich von ihm weg. Yamato nickte und wendete sich dem Meer zu. Auch sein Herz klopfte. Was war nun zwischen ihnen? Sie hätten sich gerade fast geküsst... Hieß das also, dass sie das Gleiche fühlte wie er? Er lächelte. Eine schöne Vorstellung. Er hörte, wie sie sich räusperte. Fragend drehte er sich um. „Das war Taichi.“, sagte sie leise und vermied es ihn anzusehen. „Er hat gesagt, dass er mir etwas wichtiges sagen will. Ich denke ich gehe besser zu ihm.“ Damit hätte er nicht gerechnet. „Meinst du nicht, dass wir... vielleicht... die Sache von gerade eben...?“, stammelte er. „Es hat sehr ernst geklungen. Ich gehe lieber mal nach ihm sehen...“ Immer noch sah sie ihn nicht an. Schnell drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Bevor er noch etwas sagen konnte, war sie schon die vielen Stufen hinunter gerannt... // End FLASHBACK // In dieser Nacht war sie mit Taichi zusammengekommen. In dieser Nacht, als sie noch zu ihm kam, hatte er ihr seine Gefühle gestanden. Sie fühlte schon immer etwas für ihn. Seit sie Kinder waren, existierten Gefühle von ihrer Seite aus. Sie waren immer da gewesen. Immer. Aber was waren das für Gefühle? Der Leuchtturm, das war etwas, das sie mit Yamato teilte. Mit ihm ganz allein. Sie hatten damals den Tag zusammen verbracht, waren am Strand gewesen und schließlich bis an den höchsten Punkt des Leuchtturms gestiegen. Es war das erste mal, dass die beiden etwas allein unternommen hatten. Und dann hätten sie sich fast geküsst. Ihr Herz kribbelte, als sie daran zurückdachte. Wie schön es dort oben gewesen war. Mit Yamato. Wie gerne wäre sie jetzt bei ihm. Er würde ihr den Trost spenden, den sie brauchte. Wie gerne würde sie jetzt seine Stimme hören. Er hatte sie schon immer verstanden. Auch wenn es eine Weile gedauert hat, bis sich ihre Freundschaft entwickelt hatte. ~Tu nur das was dein Herz dir sagt, Alles andere soll dich nicht stören, Doch mein Herz steckt im Kopf und mein Kopf steckt im Sand. Darum kann ich mein Herz nicht richtig hören~ Sie konnte nicht klar denken. Sie sah nur diese strahlenden blauen Augen. Wie in einem Rausch. Ihre Hand fuhr in ihre Hosentasche und sie hoffte inständig, dass es noch da war. Erleichtert atmete sie aus, als sie das kleine Mobiltelefon in ihrer Hand hielt. Sie sah nur verschwommen die Tasten. Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht. »Ich bin am Leuchtturm...« Dann drückte sie auf Senden... ************************************************************ Ein leises Piepen, holte ihn aus der Traumwelt zurück. Er kniff seine Augen zusammen. Was war das? Er fasste sich an seinen schmerzenden Kopf. Lag er immer noch auf dem kalten Boden? Stöhnend richtete er sich auf, sodass er nun saß. Nur schemenhaft erinnerte er sich an die letzten Stunden. Er klopfte mit seinen Fingerknöcheln gegen seine Schläfen. Dann strich er sich das blonde Haar zurück und erinnerte sich an alles. Er spürte einen Stich in seiner Brust. Was hatte er nur getan? Er musste handeln. Er musste zu Taichi, sehen wie es ihm geht. Er musste zu Takeru und sich bei ihm entschuldigen und sich auch bei ihm bedanken, dass er ihn wachgerüttelt hatte. Und Sora... Sie musste er vergessen. ~So kreisen meine Sinne, wie betäubt durch den Raum. Mach' ich ihnen Platz, oder platzt dann der Traum?~ Langsam richtete er auf, bis er wackelig auf den Beinen stand. Dann lehnte er seinen glühenden Kopf gegen den kalten Kühlschrank. Er musste los. Sofort. Er musste in Ordnung bringen, was er falsch gemacht hatte. Er musste für seine Fehler gerade stehen. Auch wenn es bedeutete große Gefühle aufzugeben. Auch wenn es bedeutete den kleinen Rest einer wichtigen Freundschaft aufzugeben. Wenn nur alles wieder seinen Lauf nehmen würde... Er schnappte sich seine Jacke und machte sich auf den Weg zur Tür. Dann erinnerte er sich plötzlich an das Piepen. War das sein Handy gewesen? Bestimmt war wieder einmal der Akku leer. Vorsichtig nestelte er das kleine Mobiltelefon aus seiner Hosentasche. »Ich bin am Leuchtturm...« Sora... Der Leuchtturm... Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Bilder, die er nie vergessen würde... // FLASHBACK // Er spürte den Schweiß, wie er zwischen seinen Schulterblättern hinabperlte und eine Gänsehaut hinterließ. Es war ein schöner Tag heute gewesen und die Luftfeuchtigkeit war dementsprechend hoch. Gleich waren sie oben angekommen. Endlich. „Nur noch ein Stück.“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Komm ich helfe dir.“ Lächelnd legte sie ihre Hand in seine und er zog sie vorsichtig die letzten Stufen hoch... So hatte sie angefangen, diese besondere Situation zwischen ihnen. Morgen würde nichts mehr so sein wie es heute noch war, das waren sich beide bewusst. Er rückte ein Stück näher an sie heran. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er konnte ihren Atem auf seiner Wange fühlen. „Sora“, flüsterte er leise. „Yamato...“ Ihre Lippen näherten sich einander... Und dann war diese Sache mit Taichi. Er rief sie an und bat sie zu sich. Was er wohl wollte? Taichi und er waren die besten Freunde, auch wenn jeder seine kleinen Geheimnisse hütete. Er verstand sich auch so sehr gut mit ihm. Mussten sie wirklich jedes Detail voneinander wissen, um beste Freunde sein zu können? Nein, das fand er nicht. Und so wusste weder Taichi davon, dass er sich in Sora verliebt hatte, noch wusste Yamato ob Taichi für irgendjemanden Gefühle hatte. So kam es, dass Sora nach dem Telefonat wegrannte und ihn alleine auf dem Leuchtturm stehen lies. Hatte sie es sich etwas anders überlegt? Oder hatte er, Yamato, etwas falsch gemacht? Er konnte es sich nicht erklären. Erwartete sie, dass er ihr nachlief? Der Blonde wusste nicht warum, aber er hatte sie gehen lassen. Obwohl er so gerne gewusst hätte, warum sie so schnell von ihm wegwollte. War es wirklich nur wegen Taichi? Er blickte noch einmal gedankenverloren in den Nachthimmel und machte sich schließlich auch auf den Nachhause weg. Am nächsten Tag wollte er mit Sora sprechen. Doch sie kam ihm zuvor. Plötzlich rief sie ihn an. Sie schien glücklich zu sein, doch als er genauer hinhörte, bemerke er auch einen gewisse Bedrückung ihrerseits. „Was ist los?“, fragte er schließlich leise. Sie hatten sich im Park verabredet und saßen nun nebeneinander auf einer Bank. Er sah, wie sie nervös mit ihren Händen spielte. Vorsichtig näherte sich seine Hand den ihrigen. Er wollte sie beruhigen. „Ich... bin mit Taichi zusammen. Seit gestern.“ Seine Hand stoppte, legte sich erschrocken wieder in seinen Schoß. Sie drehte sich zu ihm. Sie lächelte. „Toll, nicht?“, fragte sie. Trotz dem Schock lächelte er. Er wusste selbst nicht, wie er es zustande gebracht hatte. „Es war schon so lange etwas zwischen uns und jetzt... sind wir endlich zusammen.“ Er lächelte erneut. „Das freut mich für euch...“ Über das Ereignis auf dem Leuchtturm hatten die Beiden nie wieder ein Wort verloren... ~Ich kann es drehen oder dabei bewenden lassen, Ich kann's versuchen oder die Konsequenzen hassen~ // End FLASHBACK // Wie in Trance verlies er das Haus. Warum war sie dort? Warum war der Leuchtturm wieder wichtig? War er nicht Vergangenheit? Er wollte doch vergessen... Warum lies man ihn nicht? ~Hin oder her, gerade oder quer? Ohne ist nicht möglich, und mit geht nicht mehr~ Der Blonde lief schneller. Er wollte es hinter sich bringen. Von weitem sah er sie schon, wie sie dort stand. Ihr Haar wehte im Wind, so wie damals. Doch es war nicht wie damals. Nie würde es sich wiederholen, dachte er. Als hätte sie seine Anwesenheit gespürt, drehte sie sich um. Sie standen noch weit auseinander. Vorsichtig ging sie auf ihn zu. Er sah, dass sie geweint hatte. „Yamato...“, flüsterte sie und er fühlte sich in die Situation von damals zurückversetzt. Schnell verdrängte er die Erinnerung und sah zu Boden. „Warum bist du hier?“, fragte er. Es klang kälter als gewollt. Aber er musste doch. Er durfte den selben Fehler nicht zweimal machen. Diesmal sollte er auf seinen Verstand und nicht auf seine Gefühle hören. Sie kam noch näher auf ihm zu. Erschöpft lies sie den Kopf auf seine Schulter sinken. Das brauchte sie jetzt. „Taichi kann sich nicht mehr an mich erinnern...“, flüsterte sie. Yamato erschrak. Hatte er sein Gedächtnis verloren? „Seine Mutter, seine Schwester... Niemanden hat er vergessen, nur mich.“ Sie weinte nicht. Konnte nicht mehr. Sie brauchte eine Umarmung. Trost. „Wieso hat er mich vergessen? Wieso mich?“ Immer tiefer vergrub sie ihr Gesicht in dem weichen Stoff seiner Jacke. Sie spürte keine Regung des Blonden. Wollte er sie nicht endlich in den Arm nehmen? So wie er es sonst auch immer getan hatte. Wollte er nicht mehr für sie da sein? Sie hob ihren Kopf. „Yamato, was ist denn?“, fragte sie. Dieser sah sie nicht an. Er sah zum Leuchtturm. „So viele Menschen vergessen, Sora. Manche wollen es und manche müssen es.“ Er ging einen Schritt zurück, sodass sie sich wieder gegenüber standen. „Taichi hat dich vergessen. Du hast mich vergessen. Und jetzt sollte ich dich vergessen.“ Verletzt sah er sie an. Dann drehte er sich um und ging... ~Ich denke verkehrt, ich denke verdreht Ich denke dass ich Nichts und mich niemand versteht~ (Anmerkungen von mir: Ich höre zurzeit immer Wellenrauschen zur Entspannung, vielleicht deswegen diese Szene, fragt mich nicht ^^ ) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)