Spiel der Liebe von Erdnuss91 ================================================================================ Kapitel 35: Durchhalten ----------------------- Heute ist endlich der große Tag und wenn ich den hinter mich gebracht habe, dann brauche ich mir vorerst keine Gedanken mehr um Konzerte zu machen. Gestern Abend war ich zuletzt in der Notaufnahme und der Arzt hat noch einmal die Dosis der Medikamente erhöht und eigentlich wollte er mich heute auch nicht auftreten lassen. Kai hat mich dazu verdonnert die Zeit bis zum Auftritt im Aufenthaltsraum zu verbringen, während er sich um Uruha kümmert. Ab Morgen soll Uruha auch wieder in eine Klinik, damit es ihm hoffentlich sehr bald wieder besser geht. Es ist sein Wunsch dorthin zu gehen und ich bin einfach nur froh darum, dass wir ihn dieses Mal nicht dazu zwingen müssen. Es ist halt wirklich schwer sich die ganze Zeit um ihn zu kümmern und vor allem nachts ihm während Panikattacken beizustehen. Seufzend nehme ich die Schlafmaske von meinem Gesicht und stehe ganz langsam vom Sofa auf. Vorsichtshalber binde ich mir Haare zusammen, da man ja nie weiß wer gerade auf dem Gang unterwegs ist. Ich hoffe einfach einmal, dass ich heute das Konzert durchstehe. Ich hab mich seit gestern auch nicht mehr übergeben müssen und auch sonst sind die Magenschmerzen nicht mehr ganz so schlimm. Vielleicht habe ich ja Glück und es geht endlich wieder bergauf? Schnell verlasse ich den Raum und beeile mich zu den Toiletten zu kommen. Ich habe gerade absolut keine Lust mit anderen Menschen reden zu müssen und gerade will ich eigentlich nur zurück in mein Bett. Mir ist ziemlich schwindlig und die Tabletten machen mich zudem ziemlich müde und träge. Gerade als ich meine Hände nachdem Toilettengang am waschen bin geht die Tür auf und Akiya betritt den Raum. Im Spiegel sehe ich wie geschockt er vom Anblick meines blassen Gesichts und der tiefschwarzen Augenringe ist. Sah ich etwa die letzten paar Male so viel besser aus? „Wartest du bitte auf mich Aoi? Ich geh gerade auf die Toilette“, meint er nur eher in einer der Kabinen verschwindet. Sorgfältig trockne ich meine Hände ab und gehe zur gegenüberliegenden Wand um mich anzulehnen. Obwohl der Weg zu den Toiletten nicht lang war bin ich ziemlich fertig und irgendwie traue ich mir gerade überhaupt nicht zu den Weg zurück zu schaffen. Wann habe ich zuletzt etwas gegessen? Wahrscheinlich heute Morgen nachdem wir zur Konzerthalle gefahren sind. Oder war das vor der Fahrt? Ziemlich schnell ist Akiya wieder da und hält mir ein nasses Tuch vors Gesicht. „Leg dir das bitte in den Nacken, ja? Ich helfe dir auf dem Weg zurück und dann ruf ich Kai, okay? Lass dich nicht hängen, in ein paar Stunden hast du es endlich hinter dir“, erinnert er mich daran. Etwas widerwillig nehme ich das Tuch und lege es mir in den Nacken. Warum nur ist das Tuch so ekelhaft kalt? Schweigend gehen wir zusammen zurück zu meinem Aufenthaltsraum. Direkt lege ich mich auf die Couch und schließe die Augen, da mir doch ein wenig zu übel geworden ist. „Kai komm gleich, ja? Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun, Aoi-chan? Möchtest du etwas trinken?“, fragt Akiya mich. Vorsichtig streicht er mir durch die Haare und massiert mir etwas den Nacken. Es fühlt sich so gut an ihn um mich zu haben und zu wissen, dass meine Freunde hinter mir stehen. Bei meinen Bandmitgliedern weiß ich nie, ob sie mich nur wegen der Band unterstützen oder weil sie mir wirklich helfen wollen. Nachdem ich mir ziemlich sicher bin mich nicht übergeben zu müssen öffne ich die Augen wieder und gucke Akiya an. Es tut mir schon ein wenig Leid, dass er sich so Sorgen um mich macht. Lächelnd schnappe ich mir seine andere Hand und halte sie einfach nur fest. Hoffentlich kommt Kai bald, da ich um ehrlich zu sein gar keine Ahnung habe was ich in Bezug auf Nahrungsmittel jetzt beachten muss. Ich weiß nur, dass ich erst einmal nur die Shakes zu mir nehmen darf, aber muss ich davor immer Medikamente schlucken? Oder danach? Es dauert auch nicht lange ehe endlich Kai aufkreuzt und sich bei Akiya entschuldigt. Lächelnd drückt er mir eine Flasche in die Hand und fühlt ganz kurz meine Stirn. „Trink das bitte, ja? Wenn du danach noch einen willst, dann kannst du dir gerne einen aus dem Kühlschrank nehmen. Wenn es dir gleich etwas besser geht, dann kommst du mit zu den anderen, okay? Es sind auch nur noch wenige Stunden, dann hast du es endlich geschafft“, versichert mir Kai. Ich lächle ihn an, setze mich hin und trinke ganz langsam die Flasche aus. Warum hat er nicht einfach Akiya am Telefon mitgeteilt, wo alles steht? Akiya schafft es ja auch sonst sich ordentlich um mich zu kümmern, also brauch Kai doch nicht extra nur für mich herzukommen? Verunsichert frage ich Kai: „Vertraust du Akiya nicht, Kai-chan? Oder mir?“ Hoffentlich habe ich ihn jetzt nicht verärgert mit dieser Frage. Perplex schaut mich Kai an und erwidert: „Das hat doch nichts mit Vertrauen zu tun, Aoi-chan. Ich möchte nur ein Auge darauf haben was du zu dir nimmst, damit du auch wirklich gleich den Auftritt überstehst. Ich denke einmal ihr zwei würdet es auch ohne mich schaffen, aber ich mache mir einfach ziemlich Sorgen um dich. Auch der Arzt ist ziemlich besorgt und ich will dir einfach einen Krankenhausaufenthalt ersparen.“ Zögerlich nehme ich Kai in den Arm und drücke ihn ganz fest an mich. Ich habe Angst davor, dass ich wegen der Krankheit meine Freunde verliere und die Band. Ich will weiterkämpfen dürfen. „Danke, Kai-chan. Ich werde mein bestes geben, ja?“, versichere ich ihm. Er nickt nur und erwidert die Umarmung. Mir fällt gerade auf, dass mein Magen seit Monaten endlich einmal Nahrung akzeptiert ohne Theater zu machen. Vielleicht hat der Arzt endlich die Medizin gefunden, die mich wieder gesund machen wird? ~ Nach der Zugabe trägt mich Kai freiwillig auf dem Rücken zu unserem Raum, wo er mich auf der Couch absetzt. Ich bin so fix und fertig und ich will einfach nur noch in mein Bett. Der Hakama hält einfach viel zu warm und das Konzert hat mir einfach den Rest gegeben. Leise lachend hilft mir der Manager aus dem Hakama und legt danach in Handtuch um meine Schulter und meint: „Und jetzt trockne dich erst einmal ab, ja? Ich bin wirklich stolz auf dich Aoi. Von mir aus kannst du ruhig etwas schlafen, das wird noch ein ganzes Weilchen mit der Heimfahrt dauern.“ Träge trockne ich mich ab und lege mich der Länge nach auf die Couch. Eher widerwillig nehme ich von Reita die Flasche Wasser in die Hand und trinke diese ganz langsam aus. Hoffentlich dauert es noch ganz lange bis zum nächsten Konzert. Seufzend schließe ich die Augen und schaffe es tatsächlich einzuschlafen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, ehe mich der Manager weckt und mir in eine aufrechte Position verhilft. „Geht es dir wieder etwas besser, Aoi-chan? Oder möchtest du ins Krankenhaus gefahren werden?“, erkundigt sich der Manager. Ich schüttele nur den Kopf und bereue es umgehend. Warum ist mir nur so schwindlig? Warum nur muss mein Körper so schwach sein? Kai hilft mir leise lachend in eine Kapuzenjacke und Jogginghose, ehe ich auf seinen Rücken klettere. Hoffentlich muss ich morgen nicht schon wieder im Krankenhaus bleiben. Es freut mich richtig, dass Uruha die ganze Zeit auf dem Weg zum Auto lächelt. Ich habe ihn schon viel zu lange nicht mehr so glücklich und unbeschwert erlebt wie heute. Dafür hat es sich wirklich gelohnt durchzuhalten. Im Auto selbst ist Uruha immer noch äußerst guter Laune und unterhält sich aufgeregt mit dem Manager über die Arbeit. Seit der Vergewaltigung wollte Uruha nichts mehr von der Band wissen und jetzt? Jetzt kann er es kaum erwarten wieder auf Tour zu gehen und voll durchzustarten. Was zum Henker haben die anderen Bands heute mit meinem Uruha gemacht? Der Manager versucht noch nicht einmal Uruha darauf hinzuweisen, dass wir momentan ein wenig kürzer treten müssen wegen mir. Und natürlich auch wegen Uruha, aber das ist wohl momentan zweitrangig. Ich denke einmal die anderen werden ganz normal weiter arbeiten, während ich auf der faulen Haut liegen darf. Ich soll zwar bei den Proben anwesend sein, aber ich darf keine Gitarre spielen. Ich erschrecke mich ein wenig, als Kai seine Hand auf meine legt und diese zaghaft drückt. Leise fragt er mich: „Ist alles okay? Sollen wir kurz anhalten?“ „Nein, mir ist immer noch ein wenig schwindlig. Ich will einfach nur noch heim und in mein Bett und schlafen“, antworte ich ihm wahrheitsgemäß. Er lächelt nur verständnisvoll und klingt sich in das Gespräch von Uruha und dem Manager ein. Es dauert heute fast schon eine Ewigkeit ehe wir endlich daheim ankommen. Ich bin so froh darüber, dass Kai mich ohne nach dem Grund zu fragen trägt. Er mustert mich immer Mal wieder besorgt und man merkt, dass er sich ziemliche Sorgen um mich macht. Hat er etwa Angst davor, dass ich ihm irgendwas verheimliche? Kai hatte ziemlich lange mit dem Arzt ohne mich gesprochen und er will mir auch nicht verraten warum er das getan hatte. In der Wohnung selbst verziehe mich auch direkt ins Schlafzimmer, wo ich mich ins Bett lege und prompt einschlafe. Leise lachend weckt mich Kai am Morgen und hilft mir in die Küche. Warum nur darf Uruha weiterschlafen und ich nicht? Und warum nur ist Kai so gut drauf am frühen Morgen? „Erst einmal nimmst du die Tabletten und dann kannst du in einer halben Stunde einen Shake haben. Geht es dir wieder etwas besser? Ich hab dich nur so früher geweckt, damit du in Ruhe in den Tag starten kannst. Ich glaub wenn Uruha gleich aufsteht ist es mit dieser Ruhe vorbei“, erklärt mir Kai. Ich nicke nur und schlucke die ganzen Tabletten mit dem Tee herunter. Mit einem Lächeln im Gesicht antworte ich: „Ich bin nur etwas müde und geschlaucht, aber ansonsten geht es mir gut. Bleibst du eigentlich hier, nachdem wir Uruha zur Klinik gebracht haben?“ „Gegenfrage: Möchtest du überhaupt, dass ich weiterhin hierbleibe? Mir macht es nichts aus noch einige Zeit bei dir zu bleiben“, gibt er ehrlich zu. Verwundert gucke ich ihn und frage mich, ob er es tatsächlich ernst meint. Gehe ich ihm nicht auf die Nerven? Verschmitzt entgegne ich: „Wenn du weiterhin mein Diener sein willst, dann kannst du gerne hier bleiben. Aber nein, mal im Ernst: Ich versuch mich nicht so hängen zu lassen und es ist auch okay, wenn ich mal ein paar Stunden alleine sein muss. Mir geht es ja wieder ein ganzes Stück besser und das bleibt hoffentlich fürs Erste auch so.“ Mit einem Grinsen im Gesicht wuschelt mir Kai durch die Haare und stellt mir ein großes Glas mit Flüssigkeit vor die Nase. Wir erschrecken uns beide ziemlich, als auf einmal ein total verschlafener Uruha in die Küche kommt und sich schweigend neben mich setzt. Ist alles okay mit ihm? Warum sind frische Tränenspuren in seinem Gesicht? Vorsichtig nehme ich ihn in den Arm und streiche sanft über seine Arme. Was geht nur in ihm vor? Mit ganz heiserer Stimme meint Uruha: „Hasst du mich Aoi-chan? Obwohl es dir nicht gut geht, lass ich dich einfach alleine und das tut mir Leid.“ Die Aussage schockiert mich doch gerade ziemlich. Warum macht er sich selbst solche Vorwürfe? „Das braucht dir doch nicht Leid tun, Uru-chan. Du hast dich so gut um mich gekümmert gehabt in Shizuoka und jetzt wird es einfach einmal Zeit, dass du an dich denkst. Ich renne dir schon nicht weg und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Kai und der Rest der Band perfekt um mich kümmern werden. Ich hoffe einfach einmal, dass dir der Klinikaufenthalt gut tun wird und wenn du wieder kommst werde ich sicherlich wieder gesund sein, ja? Mach dir keine Gedanken um mich, hm? Du hast mehr für mich getan in den letzten Monaten, als sonst irgendeine Person in meinem Leben. Warum sollte ich dir also wegen so etwas Vorwürfe machen wollen?“, antworte ich ihm. Uruha nickt und vergräbt sein Gesicht in meiner Kapuzenjacke. Ob ich Recht haben werde? Werde ich wirklich bald wieder gesund sein? Und ist der Klinikaufenthalt wirklich das richtige für Uruha? Können die ihm die Angst endgültig nehmen? Oder wird es wie beim ersten Klinikaufenthalt sein? Er versucht sich halbherzig umzubringen und die stopfen ihn nur mit Medikamenten voll, damit er wenigstens halbwegs stabil ist? Wenn ich an die letzten Woche denke ist Uruha eigentlich ganz okay tagsüber und die Panikattacken kommen meist erst nachts. Deshalb hoffe ich einfach einmal, dass die ihm wirklich weiterhelfen können. ----- Disclaimer: Ich verdiene mit der Geschichte kein Geld. Jegliche Gemeinsamkeiten mit realen Personen ist reiner Zufall. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)