Changes von RY0 (is there so much hate for the ones we love?) ================================================================================ Kapitel 1: somewhere I belong ----------------------------- Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Ein paar vereinzelte Blätter wurden von dem Wind durch die Luft getragen und fanden endlich den Weg in die weite Welt. Man merkte deutlich, dass der Herbst im Lande war. Die Tage wurden kürzer, die Blätter funkelten in verschiedenen Farben und der sonst so blaue Himmel wurde von Wolken grau gefärbt. Der Dunkelhaarige umklammerte seine dampfende Tasse Kaffee und nippte verträumt an ihr. Sein Blick fiel aus dem Fenster und er beobachtete das Szenario, was sich ihm bot. Regentropfen schlugen gegen die Scheibe, das Licht in seinem Wohnzimmer war gedämmt und es spielte leise ein Lied im Hintergrund, welches an die vergangenen Zeiten erinnerte. „Melancholie“, schoss es dem Mann durch den Kopf, als er seine Zigarette in dem Aschenbecher fast schon behutsam ausdrückte. Ich werde es wohl niemals verstehen Die Zeit, den Ort und wer ich bin Finde einen Weg zu überleben Es ist als lebte ich eine Lüge Zärtlich strichen seine schmalen Finger an dem Gitarrenhals seiner Ganesa entlang. Erinnerungen, die er versuchte zu verdrängen. Zu unterdrücken. Schmerz sollte nicht zugelassen werden. Noch nicht. In letzter Zeit hatte er aber einfach Nichts anderes mehr zu tun, als seine Gedanken zu verfolgen. War nicht er es, der letztendlich das Jetzt am meisten beeinflusst hat? Man stempelte ihn als blind und gefühllos ab, doch das war er nicht. Sonst hätte er nie diesen riesigen Schritt gewagt. Sonst hätte nicht er am lautesten geklagt. Kopfschütteln. Sie waren alle ausgelaugt, es war doch nur noch Vermarktung. Das Management schöpfte noch einmal richtig Geld mit ihnen, ehe sie auf sich selbst gestellt waren. Und diese Chance nutzte der Bandleader. Wo er doch in den letzten Jahren einfach nur funktionierte – alles genau plante und seine Arbeit machte. Wie ein Roboter, der sich perfekt an den ganzen Zwang anpasste. 10 Jahre gefüllt mit gemischten Gefühlen. Freundschaft, Schmerz, Glück, Enttäuschung, Zwang, Einsamkeit, Traurigkeit, Leere. Sämtliche Gefühlslagen, die sie alle durchlebt haben. Am Anfang noch mit Spaß genommen, da sie sich als Halt hatten. Sie sich gegenseitig unterstützten. Doch Freundschaft wurde zu Verrat. Vertrauen wandelte sich zu Misstrauen. Alles wendete sich und jetzt musste es doch endlich einmal enden. Sechs Monate war es nun schon her, seitdem er den Schlussstrich gezogen hatte. Mit der Einstimmung von allen. Es war bedrückend, denn es bedeutete immerhin das Ende von Dir en grey. Keiner strengte sich an, Kontakt zu bewahren. Kaoru aber konnte sich bildlich vorstellen, wie sein ehemals bester Freund gerade mit Toshiya in einer Kneipe saß und sich, wie öfters in den vergangenen Jahren, im Alkohol verlor. Während wir dachten, wir wären am gewinnen, kehrten wir die Flut um, sie gleitet immer noch fort. Unsere Zeit ist abgelaufen, unsere Zukunft ist vergangen. Es gibt kein Entkommen mehr. Damals hofften sie alle auf eine gute Zusammenarbeit. Vor allem aber eine lange. Nur wie definiert sich „lange“? 10 Jahre die sie unentwegt zusammen verbrachten. Wann zerbrach es so sehr? Mit ihrem ersten Europa Auftritt? Der Braunhaarige betrachtete die Fotos, die ein Album schmückten. Lächeln. Strahlende Augen. Er strich über das Datum. 1999 – Osaka Jo Hall. Sein Blick fiel nun auf ein neueres Bild. Alle sahen sie in unterschiedliche Richtungen, Sonnenbrillen verdeckten ihre leeren Augen, nicht mal ein Zucken des Mundwinkels war zu erkennen. Ausgebrannt. Oder verwelkt wie eine Blume. Ein kaltes Grinsen schlich sich auf Kaorus Lippen und er schüttelte angewidert den Kopf. Was hat ihn so kitschig gemacht? Ihn so verweichlicht? Er war doch immer der Starke. Er half doch immer. Doch die Trennung der Band, die er so sehr geliebt hat, für die er so sehr gelebt hat, ließ ihn schwach werden. Eine Schwäche, die ihn selbst erschrak. Sein Traum war nur noch eine Erinnerung – auch sie werden einst vergessen werden. Denn so funktionieren Menschen. Irgendwann findet man Ersatz. So, wie auch Daisuke Ersatz in anderen gefunden hat. Wie er sich von einer Sucht, in eine andere ritt. All meine Spiegelbilder lachen mich aus Du brachtest mich dazu, meinen Namen zu verdecken Es fühlt sich einfach schlecht an, zu sagen, Morgen wäre auch noch ein Tag Die Sterne fanden ihren Platz am Himmel, die letzte Zigarette erlosch und fiel von dem Balkon herunter auf die Straße. Irgendwann würde auch er es akzeptieren können. Irgendwann auch würde er versuchen zu vergessen. Man erwacht von jedem Traum – auch wenn er noch so schön ist. Man wird immer einmal wieder in die Realität gezogen – gewaltsam oder sanft. Entweder man wird aufgefangen, oder man fällt so tief, dass man aufprallt und realisiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)