Was ein Abend alles ändern kann von Varlet ================================================================================ Kapitel 10: Der Brief --------------------- „Wie spät ist es?“, murmelte Seto, welcher gerade wach wurde. Er hatte das Gefühl, als würde jemand im Zimmer sein, doch da war keiner. Mit einem Auge offen und dem anderen geschlossen schaute Kaiba auf die Uhr und bekam einen Schock. Es war 13 Uhr. So lange hatte er bisher noch nie geschlafen. Warum hatte ihn keiner geweckt? Wo war Mokuba? Normalerweise kam er jeden Samstag in sein Zimmer und versuchte ihn zu überreden, heute nicht zu arbeiten. Nach kurzer Zeit im Bett liegen, stand Seto endlich auf. Sofort ging er zum Schreibtisch. Er hatte es sich anders überlegt und wollte Kisara lieber keinen Brief geben, das war nicht persönlich genug. Er konnte doch nicht dem Mädchen, dass er sehr mochte einen Brief schreiben, wo er alles erklärte. Nein, er musste es ihr selbst sagen, von Angesicht zu Angesicht. Wo ist dieser Brief? fragte sich Seto. Er war sich zu 100% sicher, dass er ihn gestern auf dem Schreibtisch liegen gelassen hat und heute morgen war er nicht mehr da. Der Brief konnte doch nicht auf einmal verschwunden sein, das wäre furchtbar. Zwanzig Minuten durchsuchte er seinen Schreibtisch für den Fall, dass der Brief irgendwo runtergerutscht war oder auf dem Boden lag. Nichts, er war einfach nicht mehr da. „Mokuba“, rief Seto. Eigentlich sollte sein Bruder zu Hause sein. „Ja was ist?“, wollte der Kleine wissen, nachdem er in das Zimmer getreten war. „Warum hast du mich heute nicht geweckt? Normalerweise kommst du immer gegen 8 Uhr in mein Zimmer und bittest mich, nicht zur Arbeit zu gehen“, sprach Kaiba. „Du hast geschlafen, ich wollte dich nicht wecken“, gab Moki zu. „WAS? Mokuba ich muss zur Firma“, erfand Seto eine Ausrede. Vielmehr ging es ihm immer noch um den Brief. „Ach Seto“, seufzte Mokuba. Der Kleine war es Leid, dass Seto pausenlos arbeiten musste. „Du kannst einmal eine Ausnahme machen“, fügte er hinzu. „Die habe ich gestern Abend gemacht“, warf Kaiba ein. „Du musst dich auch mal ausruhen und ausschlafen“, gab Mokuba zu bedenken. „Nein muss ich nicht“, schüttelte Seto den Kopf und dachte nach. „Hör auf dich aufzuregen, was ist schon dabei, wenn du etwas später in die Firma kommst?“, wollte Moki wissen. „Eigentlich hast du recht, es ist nur....ich bin in der letzten Zeit wegen einem Geschäft angespannt und kann keinen kühlen Kopf behalten“, seufzte Seto. „Ich bin sicher, du schaffst das. Mein großer Bruder schafft doch alles“, meinte Mokuba aufmunternd. „Du kannst einen echt gut aufmuntern“, nickte Kaiba. „Das mach ich gerne, vor allem wenn es um dich geht“, lächelte Moki. „Hast du einen Augenblick Zeit?“, fragte Seto. „Ja, was gibt’s?“, stellte Mokuba die Gegenfrage. „Ich hab gestern Abend einen Brief fertig geschrieben und auf den Tisch gelegt. Jetzt ist er nicht mehr da. Du kannst mir gerne beim Suchen helfen“, gab Seto von sich. Vielleicht würden vier Augen mehr sehen als zwei. „Einen Brief? Meinst du den an Kisara?“, fragte Moki. „Du hast ihn gesehen? Wo?“, wollte Kaiba wissen. „Er lag auf deinem Tisch, du hattest die Lampe noch an und ich machte sie aus. Da habe ich den Brief gesehen...“, fing der Kleine an. „Und wo hast du ihn hingelegt?“, unterbrach Seto. „Ich habe ihn eingesteckt und anschließend Kisara persönlich vorbeigebracht“, erzählte Mokuba. „Du hast was?“, empörte sich Seto. Das durfte einfach nicht sein. „Ihre Adresse stand drauf und der Umschlag war zugeklebt. Und da ich weiß, dass die Post übers Wochenende länger braucht, hab ich es ihr in den Briefkasten geworfen“, sprach Mokuba. „War das falsch?“, fügte er fraglich hinzu. „Schon gut, Kleiner“, seufzte Kaiba. „Eigentlich sollte Kisara den Brief nicht bekommen, ich habs mir einfach anders überlegt“,murmelte er leise. „Tut mir Leid, Seto“, entschuldigte sich Moki. „Du kannst ja nichts dafür. Du wolltest nur helfen“, beruhigte Seto seinen kleinen Bruder. Eigentlich war es schon schlimm gewesen, aber Mokuba durfte das nicht merken. „Bekommst du jetzt viel Ärger?“, fragte der Kleine nach. „Kann sein, aber das ist erstmals egal. Mach dir bitte keine Sorgen um mich“, bat Kaiba. „Wann hast du dich entschieden, dass sie den Brief nicht bekommen soll?“, wollte er wissen. „Als ich wach wurde. Irgendwie dachte ich daran, dass es besser wäre, ihr das alles selbst zu sagen und nicht durch einen Brief mitzuteilen“, erklärte Seto. „Und was wolltest du ihr sagen?“, fragte Moki neugierig. „Etwas, dass ihre Familie betrifft“, log Kaiba schnell und hoffte, dass Mokuba nichts bemerkten würde. „Oh....und nun hab ich den Fehler gemacht und ihr den Brief gegeben“, seufzte der Kleine. „Nein, sie hätte es so oder so erfahren müssen“, sprach Seto. „Trotzdem, ich hab wohl einiges schlimmer gemacht“, sagte Moki betrübt. „Du hast nur helfen wollen“, entgegnete Kaiba und nahm seinen kleinen Bruder einfach mal in den Arm. Das tat er nicht oft, aber jetzt hatte er das Gefühl gehabt, als müsse er ihn trösten. Dabei war es seine eigene Schuld und nicht die von Mokuba. Mokuba wollte nur helfen und Seto hätte diesen Brief nicht auf den Tisch liegen lassen. „Hmm Post“, murmelte Kisara. Sie stand unten und machte gerade den Briefkasten auf. Da sie wusste, dass die Post am Wochenende nicht immer um die selbe Zeit kam, schaute sie am Nachmittag erst rein. Kein Absender dachte sich Kisara und fuhr wieder mit dem Fahrstuhl nach oben. In ihrer Wohnung angekommen, öffnete sie den Brief und sah unten, dass er von Seto war. Ein leichtes Lächeln war auf ihrem Mund zu sehen und sie begann zu lesen. Ihr gefiel schon die Anrede 'Süße Kisara', das hatte etwas und es passte. Paar mal nannte Seto sie schon so und immer wieder musste sie schmunzeln. Süße Kisara, ich muss dir in diesem Brief einiges mitteilen. Nicht alles wird positiv sein und vielleicht wirst du mich sogar hassen, aber ich muss es dir sagen. Diesen Brief zu schreiben, fiel mir sehr schwer und ich suchte lange nach den richtigen Worten. Ich denke, ich habe sie endlich gefunden. Im Vorfeld möchte ich mich bei dir für alles entschuldigen. Im Laufe des Briefes, wirst du verstehen was ich meine. Bitte lies alles bis zum Ende durch und brich nicht mitten drinnen ab. Ich wäre ziemlich froh, wenn du mit mir reden würdest, nachdem du den Brief fertig gelesen hast. Wir sollten darüber reden, es wäre einfach besser, sowohl für dich als auch für mich. Die Sachen die du hier erfährst, sollen nicht offen sein, sondern auch besprochen werden. Zwischen uns beiden ist in der letzten Zeit so viel geschehen und ich will nicht, dass es vergessen wird oder dass du nun anders darüber denkst als davor. Ich habe lange überlegt wie ich anfange. Soll ich zuerst alles Gute hinschreiben, damit du merkst was ich fühle oder zuerst meine Beichte? Ich habe mich nach sehr langem Hin und Her entschieden, dass ich zuerst Beichte, damit du nachher noch lesen kannst, was du mir alles bedeutest. Erinnerst du dich noch an damals, nach unserem ersten Date? Ich habe dich damals nach Hause gebracht und da spürte ich zum ersten Mal ein Gefühl in mir. Es war wirklich merkwürdig, so etwas hatte ich noch nie zuvor gehabt. Sicher erinnerst du dich auch was weiterhin passierte. Ich habe versucht dich zu küssen, aber du hast mich abgewiesen. Einfach so, nicht einmal begründet hast du das. Dein Verhalten verletzte mich, doch nicht nur mich, auch mein Ego war sehr angekratzt. Immer wieder habe ich jedes Duell gegen Yugi verloren, ich wurde zum Gespött der Menschen, es gab viele, die mich nicht mehr Ernst genommen hatten und dann kam noch die Sache mit dir. Ich verstand nicht, warum du einen Kuss mit mir ablehntest, da ich mich immer für nen tollen Typen hielt, auf den es viele Frauen abgesehen haben, was man an der Auktion auch sehen konnte. Auf dem ganzen nach Hause weg dachte ich nach, über dich und über mich. Ich wusste einfach nicht, warum du ablehntest, ich fand den Grund nicht, egal wie lange ich nachdachte. Ich bin sogar etwas länger draußen gewesen, aber eine Antwort fand ich nicht. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich nur ein Gefühl: Rache. Du liest richtig, ich wollte Rache haben. Du solltest bereuen was du getan hattest. Mein Plan war es dich abhängig von mir zu machen, dich zu benutzen und anschließend fallen zu lassen. Ich wusste über deine Jobs Bescheid und schon nach kurzer Zeit der Recherche fand ich die Stellen. Ich rief bei der Bar an und machte denen ein großzügiges Angebot, direkt danach ließ ich dich feuern. Bei dem Tanzstudio habe ich angerufen und veranlasst, dass die Auktion gesendet wird, sodass jede einzelne Firma es sehen kann. Damit wurdest du wieder entlassen und fandest keinen neuen Job. Kisara, es tut mir Leid, du musst mir das glauben, ich wünschte ich könnte es rückgängig machen, ich wünschte, alles wäre anders verlaufen. Doch ich habe noch mehr getan. Als wir zusammen saßen und redeten, bat ich dir aus Berechnung einen Job bei mir an. Ich dachte, ich würde bald deine Schwachstellen finden, was ich wirklich getan habe, allerdings warst du so kompetent was die Arbeit anging, dass ich eine so fähige Mitarbeiterin nicht verlieren wollte. Außerdem habe ich dir immer mehr Arbeit aufgehalst, als du es hättest schaffen können. Ich wollte dich an die Grenzen treiben und dich fallen sehen, doch du hast immer alles zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt. Du machtest mich sogar Stolz und dann kam sogar das Gefühl von Neid hinzu. Ich war leicht gekränkt, weil du so ähnlich wie ich wurdest, du arbeitetest sehr hart und das gefiel mir im Nachhinein zu Anfang gar nicht. Bald aber bewunderte ich dich, du hattest die Schule und dann hast du so hart gearbeitet. Ich habe nie erwartet, dass es noch einen Menschen gibt, der so sein kann wie ich. Das gefiel mir damals so an dir. Ich weiß, du denkst jetzt ich habe dich nur benutzt und das alles gespielt war, aber dem ist nicht so. Weißt du noch unseren ersten Kuss? Er war schön und auch mein allererster Kuss. Ich genoss ihn, wie ich noch nie etwas genießen konnte. Meine Gedanken aber kreisten immer wieder um meinen Racheplan und wie ich dir am besten wehtun könne. Mit der Zeit wurden wir ein Paar, es sollte geheim bleiben, wir beide wollten nicht, dass es jemand erfährt und heimlich haben wir uns im Büro geküsst und geschmusst. Langsam wurde immer mehr zwischen uns und ich hielt die Lügen nicht mehr aus. Ich musste ehrlich sein, zu dir, aber auch zu mir. Ich hielt das ganze langsam nicht mehr aus, ich wollte dich nicht mehr belügen. Mich hielt aber eine Sache davon ab dir die Wahrheit zu sagen: meine Gefühle. Kisara, du bedeutest mir wirklich was und ich will dich wegen meiner Dummheit nicht verlieren, ich will nicht, dass du mich hasst, ich will, dass du mir weiterhin vertraust und daher wollte ich dir alles sagen. Ich weiß, es als Brief zu machen ist nicht gerade großartig aber ich konnte es dir nicht in die Augen sagen, dazu hatte ich ein viel zu schlechtes Gewissen dir gegenüber gehabt. Auch wenn du mir jetzt wenig Glauben schenken wirst, ich will das alles mit dir besprechen, ich will, dass du die ganze Wahrheit weißt und mir verzeihst, damit nichts mehr zwischen uns steht. Ich hab dich gern, vielleicht sogar etwas mehr, aber das muss ich noch herausfinden. Ich muss sehen wie stark meine Gefühle wirklich sind und ob das mit dir und mir eine Zukunft hat. Ich hoffe es, aber dies geht nur, wenn du alles weißt. Mehr habe ich dir nicht zu beichten. Kisara, du bist eine wundervolle, großartige, liebenswürdige und liebevolle junge Frau, lass bitte nicht zu, dass ein Fehler von mir alles zerstört was zwischen uns anfing. Dein Seto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)