Sangre von Sangre (The Stories of a very different Cocktailbar) ================================================================================ Kapitel 2: Stories of a Barkeeper- Ignatio ------------------------------------------ Es war Abend, Hauptbetriebszeit für die meisten Cocktailbars, so auch für „Salvation“, der Bar des allseits bekannten Barkeepers Ignatio Garcia, der für seine Scherze und die vorzüglichen Drinks bekannt war. Alejandro hatte stundenlang nach diesem Ort gesucht, den ihn Tom Goodchild beschrieben hatte, und letztendlich hatte er ihn in einer schmutzigen Hintergasse gefunden. Zahlreiche Prostituierte und Zuhälter trieben sich hier herum. Auch wurde er trotz seines jungen Alters schon von mehreren Leuten angesprochen, ob er nicht „Stoff“ kaufen wollte. Etwas verlegen hatte er abgelehnt. Er wusste, worum es sich handelte, und er wollte nicht wirklich so enden, wie so manche hier, die arbeitslos und krank auf den Straßenrändern hockten und um Nahrung und Drogen betteln mussten. Sich an den unzähligen Menschen vorbeidrängelnd betrat der Junge die Bar. Das schummrige Licht der Lampen wirkte durch die gefärbten Lampenschirme rötlich, die Tische waren rund und scheinbar ohne irgendein System im Raum angeordnet. Am Tresen standen unzählige Gläser in den verschiedensten Formen mit Inhalten in allen Regenbogenfarben. Die Besitzer der Drinks unterhielten sich, lachten laut auf oder sahen den zwei jungen Kellnerinnen nach, die hektisch in ihren hochhackigen Schuhen durch die Bar eilten um Bestellungen aufzunehmen und Leute zu bedienen. Alles in Allem schien dieser Ort nicht geeignet zu sein, um sich zu entspannen. Alejandro musste jedoch zugeben, dass es ihm hier irgendwie gefiel. Die Menschen waren lustig. Immer wieder wurden Witze erzählt und lauthals gelacht. Bald schon fiel dem Jungen ein älterer Mann hinter dem Tresen auf, der Drinks mixte. Die Art wie er es tat, war jedoch erstaunlich. Die Alkoholflaschen in seinen Händen wurden mit fließenden Bewegungen zum Glas und wieder weg geführt, so schnell, dass sie fast schon lebendig wirkten. Der Barkeeper schien aus seiner Arbeit eine Kunst gemacht zu haben, die auch seine Gäste beeindruckte und unterhielt. Er jonglierte mit Flaschen, und hatte dabei eine schlafwandlerische Sicherheit, die einfach unglaublich war. Vollkommen fasziniert sah Alejandro diesem Meister seines Fachgebietes zu. Er war noch nie zuvor in einer Bar gewesen, und was er bis jetzt davon gesehen hatte, ließ ihn schon staunen. In seinen Augen war es klar, dass der Mann hinter dem Tresen, der so geschickt war, wohl ein König, wenn nicht gar ein Gott unter den Barkeepern war. Erst langsam kam ihm wieder in die Gedanken, warum er eigentlich hier war. Er musste diesen Ignatio Garcia finden, und das schnell! Obwohl er für sein Alter überdurchschnittlich groß war, hatte er Probleme damit, auf die hohen Barhocker zu kommen, doch letztendlich gelang es ihm auf einem platz zu nehmen. Von hier aus konnte er über den Tresen sehen, und hatte nun die Möglichkeit all die vielen verschiedenen Alkoholsorten und andere Zutaten zu sehen. Zu gern hätte er selbst einen dieser Regenbogenfarbenen Drinks gekostet, doch dafür hatte er leider kein Geld, und ein Blick auf die Getränkekarte sagte ihm schon, dass die Cocktails hier sehr teuer waren. Als der Junge so die Bar bewunderte, bemerkte er plötzlich, dass die Augen des grandiosen Barkeepers auf ihn gerichtet waren. Mit misstrauischem Blick kam er näher und postierte sich direkt vor Alejandro. „Hey Chico, was hast du hier zu suchen? Du bist doch viel zu jung für eine Bar wie diese hier!“, sagte der Mann mit tadelnder Stimme. „Ich suche Ignatio Garcia. Ein Tom Goodchild hat mich geschickt.“, antwortete der Junge mit seinem typischen, festen Blick. Der Barkeeper nickte, als würde er genau verstehen um was es ging. Ohne zu antworten, schnappte er ein Longdrinkglas und mischte ein paar Säfte zusammen, so dass ein rotgelber Cocktail entstand, der anscheinend komplett alkoholfrei war. Während er ihn Alejandro zuschob fragte er: “Ich bin Ignatio, Besitzer dieser Bar. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Alejandro…Wie gesagt, Tom Goodchild hat mich zu Ihnen geschickt. Ich soll fragen ob sie Arbeit für mich haben.“, antwortete der junge Schwarzhaarige. Ignatio nickte wieder nur und strich seine dunkelgrauen, glatten Haare nach hinten. Er wusste was es bedeutete, wenn sein Freund Tom Kinder zu ihm schickte. Der alte Barkeeper war für seine Kinderliebe bekannt, und dafür, dass er manchen Waisen eine Arbeitsstelle in seiner Bar gab, sollten sie Talent zeigen. Doch in letzter Zeit starben zu viele Leute, und bald schon würde auch er niemandem mehr helfen können. Tom, der selbst einmal ein Waisenkind war, und daher jedem half wo er nur konnte, würde dann auch nicht mehr weiter wissen, und all die armen jungen Seelen, die ihre Eltern verloren hatten, würden auf den Straßen verhungern, denn er konnte es sich auch nicht leisten ihnen Unterkunft und Nahrung zu geben. „Freut mich dich kennen zu lernen, Alejandro, und mein Beileid für den Verlust deiner Eltern. Wenn du von Tom geschickt wurdest, dann weiß ich schon bescheid. Doch ich denke nicht, dass ich dir helfen kann, Chico.“, erklärte der Barkeeper mit ehrlichem Bedauern. Der Junge konnte seine Enttäuschung nur schwer verbergen. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, doch dies schien in seinem Fall aussichtslos gewesen zu sein. Irgendetwas in ihm befahl ihm jedoch nicht aufzugeben. Zu viel war in letzter Zeit schief gegangen, und er brauchte einfach einen Glückstreffer um zu überleben. Immerhin war er auf sich allein gestellt, auch wenn es schmerzlich war, dies zu akzeptieren. „Ich bitte Sie, Señor Garcia, helfen Sie mir! Wenn Sie wissen was los ist, dann wissen Sie auch, dass ich Unterstützung brauche!“, erwiderte Alejandro fast schon flehend. Ignatio musste ihm einfach helfen. Er wüsste nicht, was er sonst noch tun würde. Er hatte sonst niemanden mehr, und Tom Goodchild konnte auch nicht mehr für ihn tun, mal abgesehen davon, dass er ihn wohl nie wieder sehen würde. Der Barkeeper fasste sich seufzend an die Stirn und sah auf sein junges Gegenüber herab, das ihn anscheinend so sehr brauchte. „Nun gut, ich gebe dir eine Chance hier zu arbeiten, aber du wirst nicht bezahlt, du wirst schwere arbeiten machen müssen, und wenn du nicht genug machst, bekommst du nichts zu essen. Ist dir das bewusst?“ Alejandro war überaus erleichtert das zu hören. Mit entschlossenem Blick nickte er und bedankte sich vielmals. Er würde jeden Tag arbeiten bis er vor lauter Müdigkeit zusammenbrach, doch dafür würde er leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)