Gryffindorkomplexe und Slytherinmanien von mystique (∼ PotterxMalfoy ∼) ================================================================================ Kapitel 1: Everyday ... ----------------------- Titel: Gryffindorkomplexe und Slytherinmanien Pairing: PotterxMalfoy/ MalfoyxPotter Disclaimer: Mir gehört nichts, sondern einzig und alleine Joanne K. Rowling =) Edit: Da ich von einer aufmerksamen Leserin (Danke an dieser Stelle!) sehr freundlich darauf hingewiesen wurde, möchte ich anmerken, dass mir ein Logikfehler unterlaufen ist. Normalerweise würde Harry im entsprechenden Schuljahr kein Wahrsagen mehr haben, da er es im Buch abgewählt hat. An dieser Stelle berufe ich mich also auf meine Freiheit als Autor, um zu überdecken, dass ich einfach nicht aufgepasst habe *hust* Außerdem möchte ich an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass ich bewusst den Krieg und die ernste Bedrohung durch Voldemort kaum bis gar nicht erwähne, weil diese Geschichte der puren Unterhaltung dient und in diesem Sinne etwas AU ist. Kapitel 1:Everyday ... Es war einer dieser Tage. Einer dieser Tage, die sich bemerkbar machten durch das unangenehme Erwachen aus einem schönen Traum und das anschließende Hetzten in den Waschraum auf einem Bein - weil das andere sich bei dem Versuch, die Hose in Eile überzustreifen, in dem Stoff verheddert hatte. Durch das viel zu kalte Wasser, dass sich an diesem Tag nie dazu erbarmte, auch nur wenige Grad wärmer zu werden – erst in der glühenden Hitze des Hochsommers schien es dafür in Stimmung zu kommen. Durch den flüchtigen Blick in den Spiegel, der an einem dieser Tage einen erneuten Riss aufwies und somit die Frage aufwarf, ob man sich einfach zu nachlässig um ihn gekümmert hatte oder ob es eine Trotzreaktion des Spiegels war, der sich von dem Bild, das sich ihm bot, schlichtweg beleidigt fühlte. Durch das Stolpern über diverse Fußballbanner im Schlafsaal - nur um ein Minimales wacher - und durch die leisen Flüche, gerichtet an Seamus und Dean, die ihre akkuraten Diskussionen darüber, ob Fußball im Gegensatz zu Quidditch überhaupt eine Zukunft hatte, auf dem Schlafsaalboden hatten führen müssen. Und nicht zuletzt wurde einer dieser Tage gekennzeichnet, durch die strenge Stimme der besten Freundin und das gequälte und gleichsam mitfühlende Grinsen auf den Zügen des besten Freundes. oOo Harry Potter, gleichsam bekannt unter dem Namen Der-Junge-der-lebte-und-sich-standfest-weigerte-zu-sterben-mochte-Voldemort-nach-siebzehn-Jahren-noch-so-oft-versucht-haben-etwas-an-diesem-Zustand-zu-ändern, hatte schlechte Laune. Er saß zusammen mit Ron und Hermine in der großen Halle von Hogwarts am Gryffindortisch und starrte finster auf sein Frühstück hinab, als hätte er die Absicht, das Rührei durch seinen Blick ein weiteres Mal zu rösten und gleichzeitig dem danebenliegenden Stück Toast ein neues Muster zu geben. Seine Stirn war vor Konzentration verzogen, während er sein derzeitiges Opfer – das Frühstück – keine Sekunde aus den Augen ließ. Ganz so, als wolle er es für seine Probleme büßen lassen. „Noch etwas länger, und der Tisch hat ein Loch, Harry“, bemerkte Dean und grinste, während er zu ihm herüberschielte und sich einen Bissen von seinem Toast gönnte. Für den Bruchteil einer Sekunde haftete der Blick des Schwarzhaarigen auf ihm, dann wurde er wieder rigoros auf das unschuldige Rührei gerichtet, das von Sekunde zu Sekunde einen dunkleren Ton anzunehmen schien. „Was ist los mit dir, Harry?“, fragte Hermine und stellte ihre Tasse beiseite. „Du bist den ganzen Morgen über schon so still.“ Wenige Augenblicke spielte Harry mit dem Gedanken, ihr anzuvertrauen, dass heute einer dieser Tage war, doch so unvermittelt, wie dieser Geistesblitz entstanden war, verwarf er ihn wieder. Hermine war Realistin und auch wenn sie Magierin war und dementsprechend in ihrem Schulleben in Hogwarts mit reichlichen Merkwürdigkeiten konfrontiert worden war, so war sie durch einen dieser Tage nicht zu beunruhigen. Er entschied, zu schweigen und so zu tun, als habe er sie nicht gehört, auch wenn es wusste, dass es kindisch war anzunehmen, Hermine würde ihm dieses Verhalten ungestraft abnehmen. Er hob die Hand mit der Gabel und ließ sie erbarmungslos auf seinen Teller niederfahren. Sämtliche Schüler im Umkreis von zwei Metern zuckten zusammen, als er ohne mit der Wimper zu zucken den bisher unberührten Speck aufspießte. Kaum merklich neigte Ron sich zu Hermine. „Ich glaube, er hat wieder einen dieser Tage.“ Die junge Hexe verdrehte die Augen. „Nicht schon wieder.“ oOo „Er hat noch immer kein einziges Wort von sich gegeben.“ „Wundert es dich? An einem dieser Tage schrumpft sein Vokabular auf fünf.“ „Ist es nicht verdächtig, dass es – wenn es passiert - immer an den Tagen ist, an denen wir Zaubertränke haben?“ „Hermine, wir reden hier von Harry, dem Helden der Zaubererwelt. Dem Repräsentanten von Gryffindor schlechthin, den man in die Kerker schickt, um zwei Stunden in Gesellschaft der Schlangen und Snape zu verbringen, um Gift zu brauen. Wäre ich an Harrys Stelle ... - ich frage mich immer noch, wie er die letzten Jahre überstanden hat.“ „Du übertreibst, Ron.“ Das Gemäuer wurde dunkler und feuchter, je weiter sie die Treppen hinab stiegen und je tiefer sie kamen. Fenster wurden ersetzt durch Kerzenleuchter die in das Gestein eingelassen waren und die Gänge in dämmriges Licht tauchten. Harrys Blick lag auf den Stufen zu seinen Füßen, während er seinen besten Freunden lauschte. Seine Laune sank zunehmend, umso näher sie dem Klassenzimmer für Zaubertränke kamen. Irgendwo tropfte es und er fragte sich angewidert, wie man es freiwillig in den Kerkern aushalten konnte. Sie waren genauso einschüchternd, wie die in Muggelbüchern beschriebenen Kerker in Burgen, nur dass es in Hogwarts keine Verliese und Folterkammern gab. Obwohl Harry bei dieser Annahme noch immer argwöhnte, dachte er an Filchs Drohungen bezüglich ungehorsamer Schüler und den daraus resultierenden Strafen, gepaart mit der Tatsache, dass Snape hier unten lebte. Nein, wahrscheinlich waren die Kerker in ihren dunkelsten Winkel genauso, wie die Kerker in Muggelburgen ausgestattet. Filch besaß seine eigene Folterkammer und Snape war der Herr über die Verliese. Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken und unmerklich beschleunigte er seine Schritte. Das Klassenzimmer für Zaubertränke erschien ihm mit einem Mal erschreckend einladend. Sie näherten sich dem Stimmengewirr ihrer Mitschüler, die sich vor dem Raum versammelt hatten und darauf warteten, dass Snape die schwere Holztür öffnete. „Und ich sage dir, Hermine, ich habe die Hausaufgaben nicht von dir abgeschrieben.“ „Ich habe deinen Blick gespürt, Ronald Weasley, erzähl mir also keine Lügen.“ „Das war nur ein ganz flüchtiger Blick, ich wollte sehen, ob ich die Anwendung richtig beschrieben habe ...“ Seine besten Freunde ließen sich in ihren Ausführungen nicht stören, während sie dem Gedränge unaufhaltsam näher kamen. Harrys Schritte wurden merklich kleiner, seine Bewegungen erlahmten. Abseits der Schüler blieb er stehen, Ron und Hermine taten es ihm gleich, jedoch ohne ihre Diskussion zu unterbrechen. „Wenn ich dir bei den Hausaufgaben helfen soll, dann sag es mir, anstatt einfach abzuschreiben.“ „Mine, ich hab doch gesagt, dass ich es alleine versucht habe.“ „Ron ...“ Fröstelnd zog Harry seinen Schulumhang enger. Es war kalt in den Kerkern und wer immer behauptet hatte, die Schulumhänge würden wärmen, war ein elender Lügner gewesen. Sie waren dünn und in den feuchten Kerkergemäuern mehr als nur unpraktisch. Harry kannte nur eine Person, die sich davon nicht stören ließ und die Eigenschaften der Umhänge zunutzen machte: Snape. Niemand außer ihm schaffte es, mit bauschendem Umhang in das Klassenzimmer zu rauschen und den Eindruck einer Fledermaus zu erwecken, die gleichsam gefährlich wie gerissen war. Niemand abgesehen von Snape, der ohne Umhang wahrscheinlich nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst war. „Wen haben wir denn da? Potter, was für eine Überraschung, dich pünktlich hier zu sehen.“ Harrys Nackenhaare stellten sich beim schnarrenden Klang dieser nur zu vertrauten und gleichsam verhassten Stimme auf. Seine Haltung versteifte sich merklich und sein Blick suchte reflexartig ihren Besitzer. Dieser, unmöglich zu übersehen, hatte sich aus der Schülermasse gelöst und ihnen genähert. Ron und Hermine unterbrachen ihre Debatte, bei der es sich längst nicht mehr um Zaubertränke, sondern um ein ernsthaftes Beziehungsgespräch handelte, in dem Hermine den Standpunkt vertrat, dass Ron sich als ihr Freund ihr zuliebe etwas mehr anstrengen sollte, Ron hingegen der Ansicht war, dass Hermine als seine Freundin durchaus etwas nachsichtiger mit ihm sein sollte. „Zieh ab, Malfoy“, knurrte Ron und machte einen instinktiven Schritt auf den Slytherinprinzen zu, welcher sich, flankiert von Crabbe und Goyle – slytherinsche Leibgarde von Draco Malfoy mit dem Verstand von Kürbis und einem Vokabular, das tatsächlich geringer war, als das von Harry an einem dieser Tage – vor ihnen aufbaute. Auf den Zügen des Malfoyerben lag ein blasiertes Lächeln, die stechenden grauen Augen waren auf Harry gerichtet. „Ich erinnere mich nicht, mit dir gesprochen zu haben, Weasley“, bemerkte Malfoy ohne Ron auch nur eines Blickes zu würdigen. „Meines Erachtens nach, habe ich Potter und nicht Wiesel gesagt.“ Harry sah aus den Augenwinkeln, wie Ron die Fäuste ballte. Er selbst schwieg, erwiderte Malfoys Blick stumm und voller Gleichgültigkeit, bevor er sich abwandte und ihm den Rücken kehrte. Draco Ich-bin-der-beste-das-muss-man-mir-nicht-erst-sagen-ich-verlange-aber-trotzdem-dass-man-es-tut Malfoy war nach Snape der Letzte, den er heute gebrauchen konnte. Er wusste, dass Malfoy nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte, denn es war keine Seltenheit, dass er es nach einer gewissen Zeit und mit den richtigen Worten schaffte, nicht nur Ron, sondern auch Harry zu provozieren. Und Harry hätte Genugtuung verspürt, erfolgreich gegen Malfoys Erwartung gehandelt zu haben, wäre er nicht an einen Punkt gelangt, an dem ihn nichts kümmerte, abgesehen von seiner schlechten Stimmung und dem Wunsch nach einem raschen Ende dieses Tages. „Interessant, Potter. Du bist heute nicht wirklich gesprächig. Manieren sind scheinbar ein Fremdwort für dich, wenn du nicht einmal den Anstand besitzt, deinen Gesprächspartner anzusehen, geschweige denn, zu antworten.“ Harry gab seinen Freunden mit einer knappen Kopfbewegung zu verstehen, dass sie zu den anderen gehen sollten. Ron nickte grimmig und warf Malfoy im Vorbeigehen einen finsteren Blick zu. „Wer von uns hat hier bitte weder Manieren, noch Anstand, Frettchen?“ Harry hatte selbst erst einen Schritt getan, da erklang eine scharfe Stimme unmittelbar hinter ihm. „Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, Weasley, für das Beleidigen eines Mitschülers.“ Keinen Augenblick später spürte der einen scharfen Luftzug neben sich, hörte das Rascheln von Stoff und bekam den Saum eines Umhangs ins Gesicht. Snape hatte die Kerker betreten und war so dicht an Harry vorbei geschritten, dass dieser vor Überraschung beinahe einen Satz zur Seite getan hätte. Keuchend stolperte er nach vorne und wäre beinahe gestürzt, hätte Ron nicht geistesgegenwärtig gehandelt und ihn am Arm gepackt. Snape blieb stehen und blickte unbeteiligt und kalt auf sie hinab. „Und weitere zehn Punkte Abzug, weil Sie sinnlos im Weg herumstehen, Potter.“ Mit einem Schlenker seines Zauberstabes schwang die Holztür zum Klassenzimmer auf und er betrat den Raum. Erst dann folgten die anderen Schüler. „Das hast du davon, Potter“, zischte Malfoy ihm im Vorbeigehen zu, während Harry fassungslos auf die nun offene Tür starrte. Ron ruckte zaghaft an seinem Arm. „Komm schon, Harry, sonst zieht Snape uns noch mehr Punkte ab, weil wir trödeln.“ Harrys Miene verfinsterte sich und sein Blick wurde düster, während er sich wortlos von Ron in den Klassenraum ziehen ließ, dicht gefolgt von Hermine. Oh ja, heute war einer dieser speziellen Tage. Snape zog ihnen mit Freuden weitere Punkte ab. Zunächst dafür, dass sie die Tür nicht ordnungsgemäß hinter sich geschlossen hatten, anschließend, weil Ron Anstalten machte, zu protestieren und schlussendlich, weil Harry die Unverschämtheit besaß, nichts zu sagen. Die Zaubertrankstunde dauerte keine fünf Minuten, da hatte Gryffindor bereits einen Verlust von vierzig Punkten zu verbüßen. Ein neuer Rekord, der seitens der Gryffindors im Raum mit bösen Blicken in Richtung Snape bestraft wurde. „In Ihrer Hausaufgabe haben Sie sich bereits mit der Wirkung und Anwendungen des Veritaserums beschäftigt. Heute werden wir uns dem praktischen Teil zuwenden und einen Wahrheitstrank brauen.“ Hermines Hand schoss in die Höhe. Snape verzog abfällig den Mund. „Einen Wahrheitstrank, kein tatsächliches Veritaserum. Wie Sie in der Hausaufgabe erarbeitet haben sollten“ – hierbei richteten sich seine schwarzen Augen auf Hermine – „braucht Veritaserum einen vollen Monat, bevor seine Herstellung beendet ist. Hinzu kommt, dass sein Nutzen ausschließlich dem Ministerium zur Verfügung steht.“ Hermine ließ ihre Hand sinken. „Wie Sie bereits wissen sollten, ist jedoch selbst Veritaserum, welches als stärkstes aller Wahrheitstränke gilt, nicht unangreifbar. Man kann sich seiner Wirkung durchaus entziehen. Personen, die wissen, was auf sie zukommt, können einen Zauber anwenden, der ihren Hals verschließt und anschließend so tun, als würden sie unter der Wirkung des Serums stehen. Des Weiteren können Personen, die Okklumentik gut beherrschen“ – bei diesen Worten richteten sich seine undurchdringlichen Augen auf Harry, dessen Mund sich abfällig verzog – „kann diese Fähigkeit dazu nutzen, seine Gedanken gegen die Wirkung des Serums abzuschotten. Allerdings besitzen diese Fähigkeit nur wenige“ – seine Lippen verzogen sich hämisch, sein Blick ruhte noch immer auf Harry – „und von den Magiern, die es beherrschen, schafft es eine noch geringere Menge, sich der starken Wirkung des Serums zu entziehen.“ Sein Lächeln verblasste und er ließ seinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen. „Sie sehen also, dass Veritaserum zwar nicht unfehlbar ist, jedoch auch nicht unterschätzt werden sollte. Darum werden Sie heute lediglich einen schwachen Ableger des Wahrheitstranks brauen.“ Ein Schwenker seines Zauberstabs und die Liste der Zutaten erschien fein säuberlich an der Tafel. „Sie haben bis zum Ende der nächsten Stunde Zeit, weitere Anweisungen finden Sie in Ihrem Buch für Zaubertränke.“ Harry atmete kaum hörbar auf. Bis jetzt hatte er voller Anspannung verharrt, in der festen Überzeugung, dass Snape ihn jeden Moment einem Slytherin als Partner zuteilen würde, doch offenbar hatte er heute Glück. Unerhörtes Glück – er wusste doch, dass es einen Haken gab – denn das bedeutete, dass er mit Neville zusammenarbeiten musste. Snape hatte offenbar doch absichtlich so gehandelt oder auch nicht gehandelt. Stühle schabten, als die Schüler sich erhoben, die Zutaten zusammentrugen und es dauerte keine zehn Minuten, da war der Raum gefüllt mit Rauch, dem Geruch von brennendem Holz und dem beißenden Gestank bereits misslungener Tränke. Natürlich war der Trank von Harry und Neville ein Urheber dieses Gestanks. „Ich glaube, das wird nichts“, bemerkte Neville kurz vor Ende der Stunde und wirkte bedrohlich zittrig, während seine Augen immer wieder zu Snape huschten, der die Reihen abschritt und die Zubereitung des Tranks überwachte, sich ihnen dabei stetig näherte. „Der Trank ist eine Katastrophe. Laut dem Buch sollte er lavendelfarben sein, unserer ist aber orange!“ Harry schwieg. Er hatte noch kein Wort von sich gegeben, jedoch nach der Hälfte des Zaubertrankunterrichts die Hoffnung aufgegeben, zum Ende der Stunde ein annehmbares Ergebnis vorweisen zu können. Er wartete bereits auf Snapes herablassenden Kommentar und saß schweigend auf seinem Platz, den Blick auf Zaubertränke für Fortgeschrittene gerichtet. „Ah, Potter und Longbottom, wie ich sehe haben Sie sich nicht einmal die Mühe gegeben, zu versuchen, die Aufgabe zu bearbeiten.“ Snape hatte sie erreicht. Er schien sie sich absichtlich für den Schluss aufgehoben zu haben, um sich an ihrem Elend zu laben. Harry widerstand dem Drang, angewidert das Gesicht zu verziehen. Snapes Lippen kräuselten sich und Harry wurde klar, dass er bereits vom ersten Augenblick der Stunde an verloren gehabt hatte. „Testen, Potter.“ Er brauchte nicht erst nachzufragen, um zu wissen, was Snape meinte. Er sollte den Trank probieren. Snape verlangte allen Ernstes von ihm, ihren Trank zu trinken. Snape hatte bereits mehrmals verlauten lassen, dass er Harry liebend gerne vergiften würde. Heute, an einem dieser Tage, war er zweifellos wieder in Vergifte-Harry-Potter-und-genieße-diesen-Augenblick-Laune. „Ja, Sir.“ Es waren die ersten Worte, die Harry heute von sich gab und am Nebentisch zuckten Hermine und Ron zusammen. Harry griff nach einer Phiole, träufelte einige Tropfen des knallig orangefarbenen Tranks hinein, bevor er allen Zweifeln zum Trotz die Augen schloss und sie in einem Zug leerte. Ron schnappte nach Luft, während Harry den Geschmack zu ignorieren versuchte. Es schmeckte nach alten Socken. Sekunden verstrichen. Snape schwieg, seine dunklen Augen ruhten auf Harry. Neville stand zitternd neben ihm. Harrys Blick war nachdenklich. Er spürte keine Veränderung. „Zehn Punkte Abzug für Gryffindor.“ Snape wandte sich ab und ließ sie stehen. Harry hätte erwartet, dass es ihn verärgern würde, dass nichts passiert war, doch Snape hatte seinem Missfallen abgesehen von seinen Worten durch keine Mimik nach Außen dringen lassen. Und Harry war selbst zu erleichtert darüber, dass nichts passiert war, um sich Gedanken über Snapes Verhalten zu machen. Nevilles Fähigkeit, den Trank unwirksam zu machen und ihn nicht giftig werden zu lassen, hatten ihn vor einer Vergiftung bewahrt. Wenn das keine Ironie des Schicksals war. „Harrys Lächeln ist unheimlich, Mine.“ „Stell dich nicht so an, Ron. Wir sollten froh sein, dass der Trank wirkungslos zu sein scheint.“ „Bist du dir sicher? Das Lächeln könnte bedeuten, dass der Trank zu wirken beginnt. Was, wenn er Harry verändert?“ „Ich bezweifle, dass Harry und Neville zufällig einen Wandlungstrank brauen konnten, der den Charakter verändert. Die Chancen dafür sind so gering, dass –“ „Ja, schon gut. Hab’s verstanden.“ oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-dem-dunklen-Lord-auch-nach-unzähligen-Versuchen-nicht-den-Gefallen-seines-Ablebens-getan-hatte, hatte noch schlechtere Laune, als zu Zeiten des Frühstücks. Alle zehn Sekunden wanderte sein Blick zur Seite und richtete sich auf Draco Malfoy. Seine Augenbrauen zogen sich jedes Mal von Neuem zusammen, seine grünen Augen, die Lily Potter ihrem Sohn als einzige bleibende Erinnerung an sie hinterlassen hatte, blitzten auf und der Mund des Auserwählten verzog sich vor Abscheu. Potter, was ist los mit dir? Schaffst du es nicht einmal, einen Trank zu brauen, der irgendetwas bewirkt? Scheint so, als hätten du und Longbottom es tatsächlich geschafft, Wasser mit Farbe herzustellen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich von dir beeindruckt bin. Du bist wahrlich der Retter der Zauberwelt. Kommt her, ihr dummen Fanatiker des Auserwählten, und kostet von Pottys Wunderwasser! Hätte er die Möglichkeit dazu gehabt, er hätte Malfoy liebend gerne sein so genanntes Wunderwasser eingeflößt. Eigenhändig. Und er hätte es genossen. Als hätte Malfoy seine Gedanken gehört, wandte er den Kopf und schenkte Harry einen hämisch herablassenden Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Professor Binns zukommen ließ, der gleichmäßig vor der Tafel auf und ab schwebte und dabei sämtliche Daten des Zwergenaufstands vor zweihundert Jahren nannte. Harry verdrehte die Augen. Er wusste, dass Malfoy ihn provozieren wollte, doch an Tagen wie diesem war es schwieriger. Seine Laune besserte sich trotzdem nicht. Er ließ seinen Blick desinteressiert durch die Klasse streifen. Hermine schrieb mit. Keine Überraschung und Harry wusste, dass er es spätestens zu den Prüfungen bereuen würde, es ihr nicht gleich getan zu haben. Ron hatte die Hände auf seinem Tisch verschränkt und schlief. Harry meinte, ihn leise schnarchen zu hören. Dean und Seamus machten sich einen Spaß daraus, eine verirrte Fliege zu verhexen, sodass sie alle paar Sekunden eine andere Farbe annahm. Binns ließ sich von ihrem unterdrückten Lachen nicht stören. Neville war darum bemüht, seine Kröte bei sich zu behalten, da das Tier erneut Anstalten machte, weg zu springen. Notgedrungen erreichte Harrys wandernder Blick die Slytherins. Nott beschoss einige Gryffindors, die den Fehler gemacht hatten, sich eine Reihe vor ihn zu setzen, mit Papierkügelchen. Sein Zauberstab leuchtete bei jedem Treffer grün auf. Crabbe und Goyle schliefen. Harry wandte sich rasch von diesem wenig appetitlichen Anblick ab. Parkinson versuchte mitzuschreiben. Dieses Unterfangen wurde jedoch alle paar Sekunden von ihren schmachtenden Blicken auf den Slytherinprinzen unterbrochen, bis sie es schließlich ganz aufgab. Harry schluckte schwer und unterdrückte einen gequälten Laut. Zabini tat nichts. Absolut nichts. Schließlich kam Harrys Blick wieder auf Malfoy zur Ruhe. Und Malfoy sah ihn an, direkt und ohne Umschweife, während ein süffisantes Grinsen auf den schmalen Lippen lag, als ob es dort und nirgendwo sonst hingehörte. Für wenige Augenblicke spielte Harry mit dem Gedanken, Malfoy mit einer eindeutigen Handbewegung zu verstehen zu geben, was er von seiner eingebildeten Art hielt, doch Malfoy kam ihm zuvor. Mit dem feinen Unterschied, dass er nicht das tat, was Harry vorgehabt hatte. Er griff in seinen Umhang und zog seinen Zauberstab. Er griff nach einem leeren Blatt, tippte es mit dem Stab an und murmelte etwas, das Harry nicht verstand. Es faltete sich von selbst. Harry konnte nicht erkennen, was genau es war, aber er erkannte vier Beine. Dann setzte sich das gefaltete Papier mithilfe eben jener Beine in Bewegung. Wie eine Spinne krabbelte es über Malfoys Tisch und ließ sich über den Rand fallen. Harry registrierte mit Schrecken, dass das Papier-Gespinst direkt auf ihn zulief und ein flüchtiger Blick zu Malfoy selbst bestätigte seine Befürchtung. Welchen Zauber Malfoy auch über das Papier ausgesprochen hatte, er war wirksam. Harry fluchte und trat nach dem krabbelnden Papier, doch es war flink und schneller als er. Ehe er sich versah, hatte es seinen Fuß erreicht, wich dem nächsten Tritt aus und erklomm seinen Schuh. Anschließend sein Bein. Harry versuchte es mit der Hand zu erwischen, doch wieder erwies sich das verhexte Papier als überlegen. Es machte einen Satz, landete auf Harrys Hand, verharrte wenige Momente, als wolle es ihm sagen ‚Schau her, wie gut ich bin! Du hast nicht die geringste Chance - und das gegen ein Stück Papier!’ , dann sprang es weiter und landete vor Harry auf dem Tisch. Harry holte zum Schlag aus, doch so oft er es auch versuchte, er schaffte es nicht einmal, das käferähnliche Papier zu streifen, geschweige denn zu treffen. Er warf Malfoy einen vernichtenden Blick zu. Der Blonde hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und lächelte verächtlich. „Was denn, Potter?“, flüsterte er, sodass seine Worte von Binns monotoner Stimme übertönt wurde, Harry ihn jedoch hören konnte. „Ist jetzt sogar ein Stück Papier zuviel für dich?“ Mit einem Ruck fuhr Harrys Hand auf das Papier hinab und zerdrückte es. Ron schreckte aus seinem Schlaf und sah sich irritiert um, sinnlose Worte auf den Lippen. Hermines Feder brach, als sie vor Schreck zu stark aufdrückte. In den hinteren Reihen gab es einen Knall, als die Fliege explodierte. Binns verstummte und richtete seinen Blick auf Harry. „Mister Potter“, meinte er in gedehnten Tonfall. (Aus den Augenwinkeln sah Harry, dass Ron bei dem alleinigen Klang der Stimme wieder zu gähnen begann.) „Gibt es ein Problem?“ Harry ballte die Faust um das Stück Papier. „Nein, Sir.“ „Gut.“ Binns gab sich damit zufrieden – er war der einzige Lehrer, der das tat, aber wer die gesamte Zeit seines Nachlebens ausschließlich in diesem Klassenzimmer verbracht hatte, würde sicher nicht beginnen, plötzlich zimperlich zu werden – und setzte seine Ausführungen fort. „Wie ich also eben im Begriff war zu erzählen, haben die Zwerge nach der Wiederaufnahme ihres zunächst verstoßenen Oberhauptes ...“ Hermine bedachte Harry mit einem forschenden Blick, dann murmelte sie ein leises Reparo, bevor sie mit der nun wieder heilen Feder begann, ihre Notizen zu ergänzen. Harry überzeugte sich davon, dass seine Mitschüler entweder wieder in ihren Dämmerzustand abgedriftet waren oder sich mit sich selbst beschäftigten – Dean und Seamus spielten jetzt unter ihren Bänken Snape explodiert – dann zückte er ebenfalls seinen Zauberstab und deutete auf das nun zerknüllte Stück Papier, das nur noch kaum merklich zuckte. Keinen Augenblick später ging es in Flammen auf und fand zitternd sein Ende als kleiner Aschehaufen auf dem Tisch von Harry Potter, dem Jungen-der-lebte-und-selbst-bei-kleinen-Papierkäfern-keine-Ausnahme-machte-schon-gar-nicht-wenn-Malfoy-ihr-Erschaffer-war. Und Harry Potter genoss es, Malfoy in diesem Moment schlucken zu sehen. oOo „Weißt du“, meinte Dean Thomas mit fachmännischer Miene an Harry gewandt, als sie gemeinsam in der großen Halle beim Mittagessen saßen, „du musst nicht unbedingt auf dein Essen einstechen. Du kannst dem Leid auch endlich ein Ende setzten und es essen.“ Harrys Antwort war dieselbe, die er seinem Freund und Klassenkameraden beim Frühstück gegeben hatte: Ein flüchtiger Blick, bevor die Aufmerksamkeit wieder auf das langsame und genüssliche Massakrieren des Auflaufs gerichtet wurde, der nun mehr einem Schlachtfeld der Zwergenaufstände, als einer Mahlzeit glich. „Du musst es auch nicht essen, Harry“, warf Seamus ein, der – genau wie Dean – nicht akzeptieren wollte, dass man mit Harry an einem dieser Tage nicht reden konnte. „Aber es besteht auch kein Grund, es so respektlos zu behandeln.“ Als sämtliche skeptische Blicke der Gryffindors sich auf ihn richteten, fügte er schnell hinzu: „Der Auflauf kann doch auch nichts dafür, dass du heute einen deiner Tage hast.“ „Da haben wir’s, jetzt drehen alle durch“, stöhnte Ron und verschluckte sich beinahe an seinem Stück Fleisch. „Hermine setzt sich für die Hauselfen ein und jetzt fängt Seamus auch noch an, das Essen zu verteidigen. Ihr solltet euch zusammentun. BELFER adé, von nun an heißt es BELFUER.“ „Es heißt nicht BELFER, Ron, sondern B. Elfe. R. Und was soll überhaupt BELFUER bedeuten?“ „Bund für Elfen- und Essens-Rechte.“ Ron nahm genüsslich einen weiteren Bissen Fleisch. Harry widerstand dem Drang, sich mit seiner Serviette zu ersticken. Was er nicht mitbekam, war, dass am anderen Ende der Halle, ein Dialog stattfand, in dem es um ihn ging und der für den weiteren Verlauf seines Tages noch von Bedeutung sein würde. Zabini, wo bist du gewesen? Hab die Gryffindors belauscht. Du glaubst nicht, was für lächerliche Themen die beim Mittagessen haben ... Wieso, bei Salazar, belauschst du Gryffindors?! Warum so geschockt? Weil es die Gryffindors sind, von denen wir hier reden. Jetzt sag bloß noch, du hast Sankt Potter und seine – Hab ich. Blaise! Du wirst nicht glauben, was ich herausgefunden habe. Potter hat seine Tage. ... Draco? Bist du vollkommen verrückt? Was redest du da?! Wenn du schon lauscht, dann tu es gefälligst ordentlich! He, ich kann nichts für das, was ich gehört habe! Sei gefälligst still. Ich glaube mir wird schlecht. Hier, du kannst mein Mittagessen haben. Sieht lecker aus. Was ist das? Auflauf? Untersteh dich, hier grün anzulaufen, Draco. Behalte deinen Teil des Mittagessens in dir. Klappe, Zabini. Guten Appetit! Doch davon ahnte Harry Potter zu diesem Zeitpunkt noch nichts. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-dies-auch-noch-viele-weitere-Jahre-tun-würde-ganz-gleich-was-diverse-Slytherin-sich-auch-wünschen-mochten, war ratlos. Schwerer Parfümgeruch vernebelte seinen Verstand, verlangsamte das Denken, beeinträchtigte das Verhalten und erweckte in ihm den verzweifelten Wunsch, die Fenster des Turms aufzureißen und dieser Verzweiflung Luft zu machen. Professor Trelawny rauschte durch die Reihen und war einzig durch das Klimpern ihrer Armreifen und die Reflektionen, die diese wiedergaben zu erkennen und von den Schülern des Wahrsageunterrichts zu unterscheiden. Harry hockte auf einem der besonders weichen Kissen, hatte von Sekunde zu Sekunde mehr das Gefühl in ihm zu versinken, während er ratlos auf die klare Kristallkugel vor sich starrte und sich in seinem Kopf Visionen von ihm selbst - verschollen in den Untiefen eines Sitzkissens - ausbreiteten. „Ah, Mister Potter“, drang Sibbyl Trelawnys rauchige Stimme an sein Ohr und ihn überkam der übermächtige Drang, zu husten. „Ihrem Gesichtsaudruck nach zu Urteilen, hatten Sie soeben eine Vision. Möchten sie uns mitteilen, was sie sahen?“ Harry hatte folgende Antworten zur Auswahl: Einen langsamen qualvollen Tod. Einen kurzen schmerzlosen Tod. Einen plötzlichen Tod. Einen lang erwarteten Tod. Während er jede einzelne abwog und sich überlegte, für welche von ihnen Professor Trelawny ihm wohl die beste Note geben würde, kam ihm ein anderer Gedanke. Sein Blick wanderte zu Malfoy. Was ist Potter? Ist jetzt sogar ein Stück Papier zuviel für dich? Dies war der Moment, in dem ihm seine Note in Wahrsagen, sofern es den möglich war, so egal wurde, wie selten zuvor. „Ich sehe Malfoy.“ Der Lärmpegel im Turmzimmer sank in den Minusbereich. Draco Malfoys stechender Blick bohrte sich in Harrys. „Er verliert gegen mich im Quidditch. Wieder einmal. Na wenn das keine Vision ist.“ Ein triumphierendes Lächeln erschien auf seinen Lippen und die Gryffindors brachen in schallendes Gelächter aus. Die Slytherins zischten und knurrten. Harry spürte, wie Ron ihm lachend auf die Schulter klopfte, ihn dabei für diese Vision beglückwünschend. Doch sein Blick lag weiterhin auf Malfoy, der für wenige Momente überrascht, dann fassungslos und anschließend mehr als nur wütend wirkte. Harry setzte bereits zu einem abfälligen Kommentar an, da änderte sich Malfoys Gesichtausdruck unvermittelt. Wut wich Gleichgültigkeit und die Lippen, die noch vor Momenten zu schmalen Strichen aufeinander gepresst worden waren, verzogen sich zu einem herablassenden Lächeln. Harry hätte gerne gewusst, was in diesem Moment in Malfoys Slytherinkopf vor sich gegangen war, doch er sollte es nicht erfahren. Er sollte es nie erfahren. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-bereits-soviel-übrlebt-hatte-dass-selbst-die-erfahrendsten-Zauberer-bei-dem-alleinigen-Gedanken-daran-noch-blasser-wurden-als-Ron-Weasley-wenn-er-sich-mit-einer-Kolonie-Spinnen-konfrontiert-wurde, war verwirrt. „Halten Sie Ihre Zauberstäbe ... ja, genau so. Schwenken Sie sie in einer gleichmäßigen Geste. Schleifenförmig und mit Gefühl. Mit Gefühl Mister Weasley. Es sei denn, Sie bezwecken es, Ihr Objekt vor der Verwandlung zu zerteilen. Sehen Sie, diese Bewegung.“ Ein grellgelber Lichtblitz erhellte für wenige Momente das Klassenzimmer. „Professor ...“ „Longbottom!“ „Professor McGonagall, Neville hat seinen Kerzenleuchter zum Schmelzen gebracht.“ „Das sehe ich selbst, Mister Finnigan, viele Dank für die Aufklärung. Helfen sie Mister Longbottom lieber beim Beseitigen des Chaos.“ „Ja, Miss.“ „Mister Finnigan!“ „Ich meine, ja Ma’am.“ Harry hörte dem Geschehen um ihn herum nicht zu. Wenige Wortfetzen drangen an seine Ohren, doch er interessierte sich nicht dafür. Seine antike Blumenvase hatte bereits lange Löffelohren, Barthaare und einen puscheligen Schwanz, doch mehr tat sich nicht, abgesehen von der Tatsache, dass sie unruhig vor ihm auf dem Tisch hin und her ruckelte. Er wusste, dass er sie in dieser Stunde nicht zu einem Kaninchen würde verwandeln können, darum hielt sich seine Begeisterung über die Lebenszeichen der Vase in Grenzen. Stattdessen begnügte er sich damit, sie gelangweilt mit der Spitze seines Zauberstabs anzustupsen und schließlich mit regem Interesse ihre Reaktion zu beobachten. Er hörte Professor McGonagall hinter sich rumoren, als sie andere Schüler auf ihre Mängel hinwies. Hermines Kaninchen hoppelte munter durch das Klassenzimmer, dicht gefolgt von den anderen vier, die sie zum Üben ebenfalls verwandelt hatte. Bald würde sich hier eine Kaninchenfamilie bilden. Es schepperte, als Rons halbverwandelte Teekanne auf die Idee kam, Hermines Kaninchen zu folgen und vom Tisch fiel. Mühsam rappelte sie sich auf und lief auf vier Kaninchenpfoten den anderen Tieren hinterher, dicht gefolgt von Ron, der versuchte, sie wieder einzufangen. Unter der Decke flogen vereinzelte Kaninchen mit Fledermausflügeln – Ergebnisse einiger Slytherins die entweder nicht vollkommen konzentriert gewesen waren oder sich einen Scherz erlaubt hatten. Harry warf einen flüchtigen Blick auf Malfoy, der auf seinem Platz saß und abwesend auf das schneeweiße Albinokaninchen hinab sah, welches auf seiner Tischplatte saß, sich hingebungsvoll putzte und von all dem Chaos im Klassenzimmer für Verwandlung keine Notiz zu nehmen schien. Malfoy begegnete Harrys Blick und schenkte ihm ein mitleidig, spöttisches Lächeln gepaart mit einer abfälligen Handbewegung. Harrys Griff um seinen Zauberstab verkrampfte sich. Die Ohren seiner Vase zuckten und verschwanden. Malfoy, dieses widerliche Frettchen! Der Puschelschwanz wurde Funken sprühend länger, bis er so lang war, wie Harrys Stab und nervös umher peitschte. Vier Beine schlängelten sich aus dem Porzellan der Vase und ein Kopf begann sich zu bilden. Ehe Harry sich versah hatte er ein graues Frettchen vor sich auf dem Tisch, welches interessiert zu ihm aufblickte, nur um anschließend zu beginnen, seinem eigenen Schwanz hinterher zu jagen. Sprachlos blickte Harry auf das Tier hinab. Das war keinesfalls beabsichtigt gewesen. Er hörte Malfoy lachen und anschließend einige weitere Slytherins mit einstimmen. „Ein Kaninchen, Mister Potter, kein Frettchen“, meinte Professor McGonagall und schob sich ihre strenge Brille hoch, während ihr Blick auf dem Tier ruhte, welches nun die Jagd nach seinem Schwanz aufgegeben hatte und sich gemütlich auf dem Tisch räkelte. „Na ja, immerhin haben sie ihr Objekt verwandelt, was man von anderem in diesem Klassenzimmer nicht behaupten kann.“ Sie ging weiter und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf Ron, der noch immer seiner flüchtenden Teekanne hinterher rannte. Harry musterte das Frettchen skeptisch, dann streckte er die Hand aus, um es zu streicheln. Sekunden später zog er sie fluchend zurück. „Au!“ Das Tier hatte ihn gebissen. Es war genauso verlogen wie Malfoy, der noch immer lachte. Grob packte Harry das Frettchen im Nacken, erhob sich und trug es hinüber zu den Reihen der Slytherins. Je näher er ihnen kam, desto mehr von ihnen hörten auf zu lachen. Schließlich beließ es auch Malfoy dabei, ihn belustigt zu mustern. „Was ist, Potter? Was treibt dich hierher? Willst du uns dafür verantwortlich machen, dass du nicht einmal eine ordentliche Verwandlung zustande bringst?“ Harry ging nicht auf diese Worte ein, sondern hielt ihm das zappelnde Frettchen entgegen. „Hier, ich glaube das Tier ist ein Seelenverwandter von dir, Malfoy. Es ist genauso verlogen und durchtrieben wie du. Nimm es, ihr werdet euch sicher verstehen. Und überhaupt“, fügte er hinzu und lächelte süßlich, „ist mir die Verwandlung nur gelungen, weil ich an deine Visage gedacht habe. Du siehst ja, was dabei herauskam.“ Malfoys Gesicht verzog sich vor Abscheu. „Verzieh dich, Potter.“ Harry blieb standfest. „Nimm es, Malfoy.“ Das Frettchen gab es auf, zu zappeln. Sein Blick huschte von Malfoy zu Harry, sein Schwanz pendelte sacht vor und zurück, während seine Barthaare zuckten. Schnurrend schmiegte es sich an Harrys Hand. Der Schwarzhaarige, von dieser Geste überrumpelt, hätte das Tier beinahe fallen gelassen. Malfoy lachte. „Von wegen, das Tier ist wie ich. Das ist ja widerlich. Geh mir weg damit, Potter, es könnte in seinem Verhalten ansteckend sein.“ Harry starrte ihn an, dann ließ er das Frettchen kurz entschlossen vor Malfoy auf den Tisch fallen. Es fauchte kurz, dann begann es, Malfoys Kaninchen interessiert zu mustern. „Ich nehme es garantiert nicht mit, Malfoy.“ Sein Blick war abweisend. „Ich hasse Frettchen, und dir sollte klar sein, weshalb.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und kehrte zu seinem Platz zurück. Den Rest der Stunde spürte er Malfoys stechenden Blick auf sich, doch er verdrängte das penetrante Gefühl, genauso wie das kaum merkliche, dennoch störende Bedauern darüber, dass er ihm das Frettchen überlassen hatte. Und Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-Frettchen-in-Wahrheit-nicht-so-hasste-es-aber-niemals-offen-zugeben-würde, vergrub frustriert stöhnend das Gesicht in seinen Händen. Er hasste diese Tage! [tbc] Kapitel 2: ... Combat --------------------- Kapitel 2: Combat Harry Potter, Der-Junge-der-trotz-aller-noch-so-mühsamen-Versuche-immer-noch-lebte, war aufgewühlt. Draußen vor den Fenstern des Gemeinschaftsraums schien die Sonne, die Schüler tummelten sich unten am See oder auf den Ländereien. Das Fenster stand offen um die warme Frühsommerluft in den Raum strömen zu lassen und nicht selten geschah es, dass einige der Siebtklässler, die damit beschäftigt waren, für die Abschlussprüfungen am Ende des Schuljahrs zu üben, sehnsüchtige Blicke nach draußen warfen. Harry saß in einem der Sessel vor dem Kamin, der bei diesem Wetter schändlich vernachlässigt und nicht einmal eines flüchtigen Blickes gewürdigt wurde, als ob sein bloßes Betrachten mit schlechtem Wetter bestraft werden würde. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so hatte Harry Potter das Wetter der zukünftigen Tage besiegelt, da er die letzte halbe Stunde unablässig in die kalte Schwärze des dunklen Kamins gestarrt hatte, während auf seinem Schoß Zaubertränke für Fortgeschrittene lag, die Seite 576 aufgeschlagen, auf der ein Kessel mit stechend orangefarbenen Trank abgebildet war. Seine Zusammensetzung unterschied sich kaum von dem des Tranks, den sie heute in der Zaubertrankstunde zubereitet hatten, lediglich zwei Zutaten wurden in einer anderen Reihenfolge hinzu gegeben und anders verarbeitet. Bei dem Trank handelte es sich um den Gegentrank zum Veritaserum. Einen Lügentrank. Laut dem Buch wurde er vor Jahrhunderten verwendet, um die Wirkung des Veritaserums entweder aufzuheben, oder um ihn auf komplizierte Art und Weise anstelle des Veritaserums einzusetzen, indem man die Antworten der unter dem Einfluss des Trank stehenden umgekehrt und daraus Schlüsse gezogen hatte. Ein ausgesprochenes Ja, war in Wirklichkeit ein Nein, Verleumdung wurde zu einem Zugeständnis. Da es bei dem Trank allerdings wie bei dem Veritaserum selbst Möglichkeiten gab, der Wirkung zu entgehen, wurde seine Verwendung rasch eingestellt, um Verurteilungen Unschuldiger zu vermeiden. Ein Punkt in der Aufzählung der Merkmale des Tranks war unterstrichen, ein Zeichen am Buchrand verwies auf die Wichtigkeit der Worte: Bei der Abwandlung des Tranks tritt seine Wirkung fünf Stunden nach dem Einnehmen ein. Harry hatte die letzte halbe Stunde darüber gebrütet, ob es möglich war, dass er und Neville es geschafft hatten, diesen Trank herzustellen oder nicht. Schließlich war er zu dem Schluss gekommen, dass er es nur erfahren würde, wenn er es ausprobierte. Die fünf Stunden waren um gewesen, als er die letzte Unterrichtsstunde an diesem Tag gehabt hatte. Zauberkunst. In dieser Stunde hatte er, wie in dem meisten Stunden heute, nichts gesagt. Mit einem leisen Fluch erhob er sich und durchquerte den Gemeinschaftsraum. Sein Ziel: Hermine. Sie saß zusammen mit Ron an einem der Tische und versuchte ihm den Inhalt der heutigen Stunde Geschichte der Zauberei nahe zu legen. Mit einem dumpfen Laut ließ Harry sein Zaubertrankbuch auf den Tisch fallen. Seine Freunde sahen auf. „Ist etwas passiert, Harry?“, fragte Hermine mit hochgezogenen Augenbrauen. „Geht es um die Hausaufgabe für Zaubertränke, die Snape uns aufgegeben hat?“ Harry schüttelte den Kopf und schob ihr das Buch zu, deutete auf die aufgeschlagene Seite. Hermine folgte diesem Wink. Sekunden, in denen sie las, herrschte Stille. Dann blickte sie auf und sah Harry direkt an. „Du glaubst, Neville und du könntet diesen Trank gebraut haben?“ Harry zuckte die Schultern, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen. Währenddessen las sich nun auch Ron die Angaben zu dem Lügentrank durch und sah anschließend auf. „Na ja, wir können es nicht wissen, wenn du nicht mit uns sprichst, Harry. Wirkt der Trank?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Ich weiß es nicht.“ „Wenn du unter der Wirkung des Tranks stündest“, begann Hermine nachdenklich, „würden deine Worte bedeuten, dass du es weißt.“ Harry war ihr einen schiefen Blick zu. „So lässt es sich nicht klären“, warf Ron ein. Seine Stirn war gerunzelt und er kaute auf seiner Unterlippe. „Wir müssen dir eine Frage stellen, die eindeutig klärt, ob du unter dem Einfluss des Tranks stehst. Im vierten Jahr Harry, hast du da Cho Chang geküsst?“ Und während Ron und Hermine ihn aufmerksam musterten, überkam Harry unvermittelt der Drang, den Kopf zu schütteln. Hermine zuckte zusammen und Ron starrte ihn sprachlos an. „Das kann nur bedeuten, dass der Trank tatsächlich wirkt.“ „Was?!“ Harry erwiderte ihre Blicke und fühlte sich so überrumpelt, wie sie aussahen. Nein, er stand nicht unter dem Einfluss des Tranks. Er fühlte sich nicht so. „Nein, ihr versteht nicht, ich habe noch gar nichts gesagt, nur den Kopf geschüttelt. Und das auch nur, weil –“ Weil ... Ja warum eigentlich? Weil ihm der Kuss nicht gefallen hatte? Weil er nass von Chos Tränen gewesen war? Weil sie dabei an Cedric gedacht hatte? Weil er, abgesehen von der Nässe und ihrer Trauer, nichts gespürt hatte? „Schon gut Harry“, warf Hermine rasch ein. „Du kannst nichts dafür, dass der Trank beginnt zu wirken.“ „Nein Hermine, ich stehe nicht unter dem Einfluss des Tranks.“ „Er zwingt dich, das zu sagen, Harry. Du kannst noch so sehr versuchen, dich der Wirkung zu entziehen.“ „Hermine!“ Harry sah sie gequält an. Eine falsche Geste und nun waren seine Freunde davon überzeugt, jede seiner Antworten sei eine Lüge. Welcher Teufel hatte ihn geritten, den Kopf zu schütteln? Warum hatte Ron auch unbedingt diese Frage stellen müssen? Er konnte verstehen, dass seine Freunde dadurch von der Wirkung des Tranks überzeugt waren. Er wäre es an ihrer Stelle auch. Das Portraitloch schwang zur Seite und Lachen drang in den Gemeinschaftsraum, als Neville, Dean und Seamus eintraten. Sieh hatten Handtücher in den Händen und ihre Haare waren noch nass vom Wasser des Sees. Sie kamen näher, als sie Harry, Ron und Hermine sahen. „He, was ist denn mit euch los?“, fragte Dean und beugte sich grinsend vor. „Ihr seht aus, als hätte Snape euch Strafarbeiten aufgegeben. Nichts für ungut, Harry“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu, „du siehst heute schon den ganzen Tag so aus.“ „Harrys Trank heute im Zaubertrankunterricht war kein Misserfolg“, sprudelte es aus Ron heraus, bevor Hermine oder Harry ihn daran hindern konnte. „Das heißt schon, aber nicht so, wie erwartet. Es ist ein Lügentrank und er hat gerade bei Harry zu wirken begonnen.“ Die drei Neuankömmlinge blinzelten überrascht, Neville zuckte zusammen und sein Blick richtete sich einige Sekunden schockiert auf Harry. „Ein Lügentrank?“, wiederholte Seamus. „Nein“, warf Harry rasch ein. „Das stimmt nicht.“ Nur Sekunden, nachdem er es gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass er besser daran getan hätte, zu schweigen. „Is ja krass“, meinte Dean und das Grinsen kehrte auf seine Züge zurück, während er und die anderen sich rasch einige Stühle heranzogen und sich ebenfalls mit an den Tisch setzten. „Nur gut, dass Snape das nicht bemerkt hat, sonst hätte der dich in der Stunde ganz schön bloßgestellt, Harry. Ganz zu schweigen von den Slytherins. So ein Lügentrank ist genauso schlimm, wie Veritaserum. Man muss ja nur die Fragen anders formulieren.“ „In der Zaubertrankstunde konnte der Trank noch nicht wirken. Die Wirkung tritt erst nach fünf Stunden ein“, belehrte ihn Hermine sachlich. Neville sah sie lange an. „Ach so. Dann hast du ja gleich noch mal Glück gehabt, was Harry.“ Seamus wechselte einen vielsagenden Blick mit Dean, bevor sie sich Harry mit einem Unheil verkündenen Lächeln zuwandten. „Aber wo wir dich schon mal hier haben, kannst du uns ja vielleicht ein paar Fragen beantworten.“ Neville neben ihnen schluckte. Harry ahnte Ungutes. Natürlich. Dean und Seamus würden es mit Freuden ausnutzen. Warum hatte Ron es ihnen auch erzählen müssen? Ein finsterer Blick zu seinem besten Freund folgte, welcher reuevoll zurücklächelte. „Sorry, Mann.“ Neville gab einen schüchternen Laut von sich. „Wisst ihr“, begann er zaghaft und erweckte den Eindruck als würde er die nächsten Worte nur mit Überwindung von sich geben, „ich denke nicht, dass wir ...“ Er verstummte und sein Blick traf auf Deans und Seamus vorfreudig glänzende Augen. Sein Widerstand verebbte. „Ich meine ja nur.“ Seine Worte waren nicht ganz verklungen, da ruhte die Aufmerksamkeit von Seamus und Dean wieder auf Harry. „Bist du schwul, Harry?“ Die Frage kam so unerwartet und plötzlich, dass Harry den Fehler machte, nicht über seine Antwort und ihre Konsequenzen nachzudenken. „Nein!“ Eine eiserne Stille senkte sich über ihren Tisch. Als Harry realisierte, was er soeben angerichtet hatte, war es bereits zu spät. Fünf Augenpaare lagen auf ihn, davon drei geschockt und zwei triumphierend. „Du bist schwul, Harry?“, fand Hermine als erste die Worte wieder. Der Schock in ihrem Gesicht wich einem fragenden Ausdruck. „Aber warum hast du denn nichts gesagt?“ „Wir hatten Recht, Dean“, meinte Seamus und stieß dem Angesprochenen den Ellbogen in die Rippen. Neville sah Harry sprachlos an und aus Rons Richtung kam ein erstickter Laut. Es kostete Harry viel Überwindung, zu seinem besten Freund zu blicken. Was hatte er nur angerichtet? Hätte er nicht überlegen können, bevor er einfach mit Worten um sich warf, die alle missinterpretieren würden? „Mein bester Freund ist schwul“, kam es stockend von Ron, der Harry fassungslos anstarrte. Dann klärte sich sein Gesichtsausdruck und machte Entrüstung Platz. „Mein bester Freund ist schwul und hält es nicht einmal für nötig, mich darüber in Kenntnis zu setzten?!“ Harry wich unbewusst auf seinem Stuhl zurück als Ron sich vorbeugte. „Alter, hättest du was gesagt, dann hätte ich dich nicht damit genervt und dir nicht ständig wegen irgendwelcher Mädchen in den Ohren gelegen!“ Harry schluckte schwer. Er hätte mit vielem gerechnet, allem voran vielleicht mit einem heftigen Ausbruch, aber nicht mit solchen Worten. Gut, er hatte bis jetzt auch nicht wirklich die Möglichkeit gehabt, sich vorzustellen, wie Ron reagieren würde, wenn er schwul wäre, weil er ja nicht schwul war! Doch zu wissen, dass Ron und Hermine weder abweisend noch anders negativ reagierten, zeigte ihm, dass er bei der Auswahl seiner Freunde definitiv keinen Fehler gemacht hatte. Obwohl er auch auf diese Erfahrung hätte verzichten können, weil ihn jetzt ausschließlich alle seine Freunde für schwul hielten. Vielleicht war das jetzt der falsche Moment für eine sexuelle Identitätskrise ... „Gibt es momentan jemanden, für den du dich interessierst?“ Dieses Mal überlegte Harry, bevor er antwortete. Ganz gleich, was er sagen würde, seine Freunde waren davon überzeugt, dass er unter der Wirkung des Lügentranks stand, er hatte also keine andere Wahl, als mitzuspielen. „Ja“, antwortete er schließlich auf Seamus Frage. Zerknirscht musste er sich damit abfinden, dass er jetzt die Aufgabe hatte, für das, was er durch unüberlegtes Handeln verursacht hatte, gerade zu stehen. Natürlich geschah all dies auch an einem dieser Tage. „Hast du irgendwelche Vorlieben?“ Offenbar waren Dean und Seamus ganz in ihrem Element. Harry wunderte es ehrlich gesagt wenig, denn die beiden Gryffindors waren für ihre Obsessionen im Bezug auf Flaschendrehen bekannt – was eigentlich schon alles sagte. Es störte ihn lediglich, dass sie sich ihn als Opfer ausgesucht hatten. „Ja.“ „Echt nicht?“ „Ja.“ „Soll er vielleicht größer sein als du?“ „Ja.“ „Oder kleiner?“ „Ja!“ Harry knirschte mit den Zähnen. Nicht genug, dass es ihn nervte, dauerhaft den Fragen zuzustimmen – auch wenn seine Freunde seine Antworten zu seinem Glück ins Gegenteil verstanden – er hatte nicht einmal die Möglichkeit, sie davon zu überzeugen, dass er nicht schwul war und dementsprechend niemanden suchte, der größer oder kleiner als er selbst war. Zumindest niemanden von männlichem Geschlecht. „Stehst du auf Dunkelhaarige?“ „Ja!“ „Auf Blonde?“ „Ja!“ „Auf wen stehst du dann?“ „Auf niemanden!“ brach es aus Harry heraus, bevor er sich auf die Lippen biss und einen Fluch unterdrückte. „Also gibt es jemanden?“, harkte Dean grinsend nach, während alle seine Freunde näher rückten. „Mann Harry“, stöhnte Ron und sah ihn vorwurfsvoll an, „wie viel hast du uns noch verschwiegen? Willst du, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe, weil ich alles auf einmal erfahre?“ „Wer ist es Harry?“, fragte nun Hermine. „Du kannst es uns sagen, wir haben kein Problem damit.“ „Er ist nicht aus Slytherin?“, fragte Seamus misstrauisch. Harry schluckte schwer. Eine verneinende Frage - jetzt saß er in der Klemme. Normalerweise würde er auf die Frage Ist er aus Slytherin mit einem Nein antworten, da er aber so tat, als stünde er unter dem Einfluss des Lügentrankes müsste seine Antwort in diesem Fall zwangsläufig Ja lauten, oder? Da Seamus aber ein nicht verwendete, kehrte sich alles noch einmal, um, was wiederum bedeutete ... Harry hatte das Gefühl, als würde sein Kopf qualmen. „Nein?“, meinte er deshalb unschlüssig, in der Hoffnung, diesmal die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er bestand immerhin eine fünfzigprozentige Chance, dass er die richtige Antwort gewählt hatte. Die Gesichter seiner Freunde – genau genommen die Gesichter von Hermine, Dean und Seamus, die schneller als Ron und Neville verstanden, was seiner Worte umgekehrt bedeuteten – machten ihm jedoch klar, dass er ganz und gar nicht die richtige Antwort gewählt hatte. Oder dass sie alle die grammatikalische Zustimmung einer Verneinung falsch verstanden. Ihm wurde schlecht. „Also ist es tatsächlich ein Slytherin“, stieß Seamus ungläubig hervor. „Was?“, japste Ron entsetzt, der bis dahin noch nicht mit der Auswertung der Antwort fertig gewesen war. Sein Blick flog zwischen Hermine und Harry hin und her. „Hermine, er – Harry, er ... Slytherin?!“ Hermine seufzte. „Ja Ron, Slytherin.“ Ron öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dabei machte er den Eindruck eines Fisches, der hilflos an Land lag. Harry hätte gelacht, oder zumindest gelächelt, wäre heute nicht einer dieser Tage und hätte er seinen Freunden nicht gerade gesagt, dass er auf Slytherins stand! Zumal dies alles ja auch nur halb so schlimm wäre, wenn es denn zuträfe!! Er hatte keine Chance, sich so auszudrücken, dass seine Freunde ihn so verstanden, wie er es wollte. Obwohl ... je länger er darüber nachdachte, desto näher rückte eine mögliche Lösung. Wenn er einfach das Gegenteil von dem sagen musste, was er meinte, damit seine Freunde es so verstanden, wie er es wollte, dann brauchte er nur ... „Ich bin schwul!“ Hermine seufzte. „Harry, selbst wenn die Wirkung des Tranks jetzt etwas nachlässt, musst du deine Worte nicht leugnen.“ „Die Wirkung lässt nach?“, fragte Dean und wirkte enttäuscht. „Warum so schnell?“ „Veritaserum selbst hat eine kurze Wirkzeit. Und der Trank, den Harry und Neville zufälligerweise hergestellt haben, ist auch nicht vollkommen rein. Er ist bereits so abgewandelt, dass er erst fünf Stunden nach seiner Einnahme seine Wirkung entfaltet, welche auch nicht kontinuierlich gleich bleibt, sondern variiert und mal stärker und schwächer sein kann. Hinzu kommt die geringe Menge, die Harry davon zu sich genommen hat.“ Sämtliche Augenpaare lagen auf Hermine. „Aha“, kam es schließlich monoton als Antwort. „Sag mal“, meinte Ron und betrachtete seine Freundin skeptisch, „du redest von diesem Trank als würdest du ihn überragend gut kennen, aber heute Morgen ist dir nicht aufgefallen, dass der Trank von Harry und Neville ein Lügentrank war. Wie kommt das?“ Ein gefährlicher Blick Hermines der Eigenmarke Solltest-du-den-Drang-verspüren-weitere-Fragen-zu-stellen-dann-würde-ich-es-mir-an-seiner-Stelle-sehr-gründlich-überdenken sorgte für eine rasche Ernüchterung. „Vergiss es, ich habe nichts gesagt!" Ron hob abwehrend die Hände. Während Nevilles Blick aufmerksam dem Geschehen folgte, hatten Dean und Seamus beschlossen, sich nun wieder Harry zu widmen, welcher ihrer Meinung nach in den letzten Sekunden viel zu sehr vernachlässigt worden war. „Also, bei welcher Frage waren wir stehen geblieben?“ Harry knurrte nur, bevor er sich erhob. Es war an der Zeit zu gehen, bevor er seinen Freunden ohne es zu wollen noch mehr peinliche Dinge verriet, die überhaupt nicht stimmten. Er warf einen letzten finsteren Blick in die Runde, dann wandte er sich ab, durchquerte den Gemeinschaftsraum und verließ ihn schließlich, ohne einen weiteren Blick zurück, durch das Portraitloch. „Er ist sauer, Hermine.“ „Wie würdest du dich an seiner Stelle fühlen, Ron?“ „Beschissen.“ „Da hast du es.“ „Ich kann es immer noch nicht glauben. Mein bester Freund ist schwul und hat es all die Jahre geschafft, dass ich es nicht merke.“ „Ich bin stolz auf dich, Ron.“ „Wieso?“ „Dean und ich auch, Alter.“ „Warum sind alle stolz auf mich?“ „Um ehrlich zu sein, hab ich mit Seamus gewettet, wie du wohl regieren würdest, wenn Harry schwul wäre.“ „Was?!“ „Dean hat die Wette gewonnen. Ich hatte damit gerechnet, dass du ohnmächtig wirst.“ „Was?!“ „Woher habt ihr eigentlich gewusst, dass Harry schwul ist?“ „Weißt du Hermine, wir hatten eigentlich gedacht, dass du es auch schon ahnst. Weibliche Intuition und so weiter, du verstehst? Na ja, nenn es Männerinstinkt.“ „Männerinstinkt?“ „Ganz genau.“ „Das überrascht mich wirklich.“ oOo „Verdammt!“ Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-soeben-von-seinen-Freunden-derart-forgeführt-worden-war-dass-sie-ihn-jetzt-für-schwul-hielten war gestresst. Schliddernd bog er in den nächsten Gang. Hinter sich hörte er das polternde Getrappel seiner Verfolger. Sich dafür verfluchend, den Schutz des Gemeinschaftsraums verlassen zu haben, rannte er weiter und bog in einen anderen Gang. Es war ihm schleierhaft, wie das Gerücht sich so schnell verbreitet hatte, er stünde unter dem Einfluss eines Tranks und wäre gezwungen, auf jede gestellte Frage zu antworten. Noch dazu, dass dieses Gerücht keine viertel Stunde alt sein konnte und zudem bedeutete, dass einer der Gryffindors gepetzt haben musste. Es stimmte offenbar doch, dass in Hogwarts alle Wände Ohren hatten. Zu seinem Leidwesen hatte das Gerücht sämtliche für ihn schwärmende Mädchen auf den Plan gerufen und auch wenn er bis zum heutigen Tag immer der Ansicht gewesen war, dass es auf Hogwarts höchstens eine handvoll weiblicher Lebewesen gab, die ihn mochten, so wurde er angesichts der Staub aufwirbelnden Meute, die ihn seit zehn Minuten verfolgte und den Boden der Gänge zum Beben brachte, eines besseren belehrt. Angeführt wurde die Herde von Peeves, der lachend und johlend über ihnen schwebte und voller Enthusiasmus „Pooottyy, Pooottyy, wir stell’n dir Fragen, du musst uns nur die Wahrheit sagen, du sollst dich dabei nicht beklagen, sonst werden wir dich weiter jagen“ sang und sich köstlich über die Situation amüsierte. Keuchend bog Harry auf den leeren Korridor im zweiten Stock, lief vorbei an der Wand, an welcher in seinem zweiten Jahr mit Hühnerblut die von Ginny Weasley geschriebene Nachricht gestanden und Misses Norris an einem der Leuchter gehangen hatte. Sein Blick fiel auf das alte, verblichene Schild des Mädchenklos. Es war das Klo der maulenden Myrthe. Seine Chance! Hastig riss er die Tür auf und schloss sie umgehend hinter sich. Schwer atmend lehnte er sich an das dunkle Holz. Die Schritte seiner Verfolger kamen nun immer näher und Harry betete, dass sie weiterliefen. „Was zum -? Kann man in diesem Schloss den nirgendwo seine Ruhe haben, nicht einmal auf diesem stinkenden Mädchenklo? Potter?!“ Harrys Herz sank ihm in die Hose. Er sah auf und erkannte am anderen Ende des Raumes niemand geringeres als Draco Malfoy. „Malfoy?!“ Die Mädchen waren nun unmittelbar vor dem Klo. „Wo ist er hin?“ „Seht im Jungeklo nach.“ „Da ist niemand.“ „Potter, was zum Teufel –“ „Psst!“ Zögerliche Schritte waren zu hören. „Es gibt einen Geheimgang, hier ganz in der Nähe. Er führt in den vierten Stock.“ „Den hat er bestimmt genommen.“ „Los, er wird uns nicht entkommen!“ Die Stimmen entfernten sich. Harry atmete erleichtert aus. „Potter, was tust du hier?“, erklang Malfoys gereizte Stimme. Erst jetzt wurde Harry sich gänzlich der Tatsache bewusst, dass Malfoy sich – genau wie er selbst, nebenbei bemerkt – auf einem Mädchenklo befand. „Gegenfrage Malfoy, was tust du hier?“ „Das geht dich gar nichts an.“ „Dann gilt dasselbe für mich.“ Sekunden starrten sie sich finster an, als wollten sie den jeweils anderen damit in die Knie zwingen. Schließlich gab Malfoy einen abfälligen Laut von sich und verschränkte die Arme. „Ich gehe Parkinson aus dem Weg. Sie hat wieder ihre Phase und ich bin nicht erpicht darauf, als ihr Stofftier herzuhalten. Da hast du deine Antwort, Potter.“ Harry lächelte abfällig. „Oh, ich fühle mich geehrt, Malfoy. Schön zu hören, dass ausgerechnet du vor jemandem flüchtest. Und ausgerechnet auf ein Mädchenklo.“ Dann schwieg er. Bis er realisierte, dass Malfoy ihn die ganze Zeit anstarrte. „Was ist?“ „Dein Grund.“ „Was?“ „Warum bist du auf einem Mädchenklo, Potter?“ Harry knurrte. „Das geht nur mich etwas an.“ „Faire Verhältnisse, Potter. Ich hab dir meinen Grund genannt und jetzt nennst du mir deinen.“ „Du kannst mich mal, Malfoy.“ „Es scheint ein guter Grund zu sein, immerhin bist du jetzt wesentlich gesprächiger als heute Vormittag.“ „Seit wann interessiert es dich, was mit mir ist?“ „Es interessiert mich nicht, Potter.“ „Dann kann es dir egal sein.“ „Haben Schlammblut und Wiesel dich abgeschoben, weil sie lieber unter sich sein wollen?“ „Halt die Klappe. Nenn sie noch einmal so und -“ „Oh, du bist aber mit allen Wassern gewaschen, Potter. Hast du noch mehr böse Beleidigungen für mich?“ „Warum verschwindest du nicht einfach?“ „Besitzanspruch, Potter. Ich war zuerst hier.“ „Ich scheiß auf deinen Besitzanspruch. Mach es, wie ihr Slytherins es immer tut. Mit einem spektakulären Abgang. Rausch aus dem Raum, verpuff zu Rauch, kriech wie eine Schlange, aber verschwinde.“ „Es muss ja etwas wirklich Schlimmes sein, wenn du so mit mir sprichst, Potter.“ „Bist du jetzt etwa doch interessiert oder was? Vergiss es.“ „Du solltest wissen, dass ein Malfoy immer bekommt, was er will.“ „Und warum verlierst du dann im Quidditch immer gegen mich? Ist das auch etwas, das du willst, Malfoy? Eine Neigung, vielleicht?“ „Wenigstens bist du schlagfertig, Narbengesicht. Andernfalls wäre es auch langweilig.“ „Such dir eine andere Freizeitbeschäftigung.“ Mit wenigen Schritten war Malfoy bei ihm. Er stand dicht vor ihm und aus seinen grauen Augen sah er Harry durchdringend an. Er ist nicht aus Slytherin? Harry verfluchte Dean in diesem Moment dafür, die Frage gestellt zu haben. „Was ist los, Potter? Warum bist du auf einmal so still?“ „Dein Anblick hat mir vor Schreck die Sprache verschlagen, Malfoy.“ Malfoys Mund verzog sich vor Abscheu und er machte einen Schritt zurück. Er musterte Harry von oben bis unten, dann lächelte er herablassend. „Ich will lieber nicht näher darauf eingehen, was für eine Zumutung dein Anblick ist, Narbengesicht.“ Harry knurrte. „Verschwinde, Malfoy.“ „Das würde ich vielleicht in Betracht ziehen, aber du blockiert die Tür.“ Harry schnaubte und trat beiseite. „Damit der edle Mistkerl sich dazu herablässt, diesen Raum zu verlassen.“ Jedes Wort war gespickt mit Zynismus und Harry starrte Malfoy voller Abscheu an. Je länger er mit ihm in diesem Raum war, desto unermesslicher wurde die Abneigung, die er für ihn empfand. „Ich erwarte ein bitte, Potter“, bemerkte der Blonde höhnisch. „Vergiss es!“ „Warum ist eine Meute geifernder Mädchen mit offensichtlicher Geschmacksverirrung hinter dir her?“ „Das geht dich nichts an!“ „Warum singt Peeves Anfeuerungsballaden, die dich beinhalten?“ „Das geht dich nichts an! “ Malfoy machte einen raschen Schritt nach vorne, streckte die Hand aus und packte Harry grob am Kragen seines Umhangs. Ruckartig zog er ihn zu sich. „Es geht mich etwas an, Potter. Einen Malfoy geht alles etwas an, vor allem, wenn du dich an einem Tag wie heute noch seltsamer als sonst verhältst.“ Harry versuchte sich loszureißen, doch der Griff lockerte sich nicht. „Las mich los, Malfoy!“ Als die einzige Antwort auf seine Forderung aus einem hämischen Verziehen von Malfoys Lippen bestand, griff Harry zu drastischeren Maßnahmen. Er holte mit einer Faust aus und verpasste dem Slytherinprinzen einen sauberen Kinnharken, der diesen aufkeuchend nach hinten taumeln und den Griff um Harrys Umhang fast augenblicklich lockern ließ. Mit Genugtuung strich Harry sich seinen Umhang glatt, währen Malfoy fluchte und mit einer Hand seine Lippe betastete. Sie war aufgesprungen und Blut sickerte aus der Wunde. Malfoy fluchte erneut - dieses Mal heftiger – und spuckte auf den Boden neben sich, bevor seine Augen Harry fixierten. In ihnen lag blanke, kalte Wut. „Was fällt dir ein, Potter?!“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Zischen. Harry wischte sich seine rechte Faust am Umhang ab, bevor er antwortete. „Bin ich dir jetzt schlagfertig genug, Malfoy? Das wolltest du doch immer.“ Malfoy ballte die Hände zu Fäusten. Das Blut bildete einen starken Kontrast zu seiner blassen Haut. Harry sah, wie Malfoy sich über die aufgesprungene Lippe leckte. „Du hast mich geschlagen, Narbengesicht. Niemand schlägt mich.“ „Dann bin ich offenbar niemand“, knurrte Harry und seine Augen wurden schmal. „Stimmt, du bist ein Nichts, Potter.“ „Dann zieh leine.“ „Das hättest du gerne. Du hast mich nicht umsonst geschlagen.“ „Nein, das habe ich nicht. Es hat mir Genugtuung bereitet.“ „Ich lasse mich nicht von einem muggelliebenden Samariter der Zaubererwelt schlagen!“ „Und ich lasse mich nicht von einer narzisstischen Schlangenzunge beleidigen!“ „Heuchlerischer Held!“ „Eingebildeter Schönling!“ „Feigling!“ „Großmaul!“ „Arsch!“, kam es gleichzeitig aus beiden Mündern. Schwer atmend standen sie sich gegenüber. Hasserfüllte Blicke trafen auf einander. Spannung lag zwischen ihren Körpern, ihr Atem beschleunigte sich kaum merklich. „Ich hab dich nie ausstehen können“, grollte Malfoy, der als erster die Stimme wieder fand. „Ich dich auch nicht!“, entgegnete Harry wütend. „Ich werde dich auch nie ausstehen können.“ „Geht mir genauso!“ „Dann ist gut.“ Und mit diesen Worten ging ein Ruck durch ihre Körper. Sie machten beide einen Schritt aufeinander zu, packten den jeweils anderen grob im Nacken und küssten sich hart auf die Lippen. Zähne trafen auf Zähne, Zungen forderten sich gegenseitig auf, Münder verkeilten sich ineinander. Atem drang abgehackt aus ihren Kehlen, während sie sich nur für Sekundenbruchteilen voneinander lösten, für ein kurzes Schnappen nach Luft, sogleich gefolgt von erneutem rücksichtslosen Lippenkontakt. Hände gruben sich in die Haare des anderen, suchten nach Halt, den sie nicht fanden. Körper pressten sich aneinander, suchten nach etwas, ohne zu wissen, was es war. Ihr Atem hallte von den Wänden des Klos wider, das Rascheln von Stoff war zu vernehmen, als sie sich bewegten. Ihre Zungen trafen sich, setzten ihren Kampf dort fort, wo Worte sie nicht weitergebracht hatten. Dies war ihre ganz eigene Art, eine Auseinandersetzung von einem Punkt an fortzuführen, an dem Worte ihre Wirkung verloren und Handlungen an ihrer statt in den Vordergrund rückten. Es war das erste Mal, dass sie diesen Punkt erreicht hatten. Harry verkrampfte sich, als Malfoy sich dichter an ihn presste, den Lippenkontakt dabei nicht brechend und mit seiner Zunge versuchend, Harrys zu überwältigen. Sekunden zogen sich in die Länge, sie zögerten den Moment, in dem sie diesen Kontakt wieder aufgeben mussten, gnadenlos hinaus, bis er sich nicht länger strecken ließ und nach Aufmerksamkeit heischend in den Mittelpunkt des Geschehens rückte. Keuchend lösten sie sich voneinander, brachten Abstand zwischen ihre Gesichter, nicht aber zwischen ihre Körper, die sich noch immer auf der Suche nach dem Unbekannten aneinander pressten, als würden sie dadurch eine Antwort auf die Frage nach ihrem Handeln finden. Ihre Münder, vor wenigen Augenblicken noch scheinbar untrennbar verbunden mit dem jeweils anderen, sogen nun gierig den Sauerstoff in die strapazierten Lungen. Augen, noch immer dunkel vor Wut, die der Kuss nicht zu bändigen gewusst hatte, ließen das andere Paar keinen Augenblick unbeachtet. Hände krallten sich in die Haare und in die Kleidung des anderen, hinderten ihn daran, unvermittelt die Flucht zu ergreifen, würden sich mit einem Rückzug alles andere als zufrieden geben. Aufgabe existierte nicht. Hier ging es nur nach vorne. Der erste Schritt war getan, weitere würden folgen und an eine Umkehr war nicht zu denken. „Du bist ein unglaublich mieser Küsser, Malfoy“, keuchte Harry Potter, auserwählter Retter der Zauberer, Feind und Rivale von Draco Malfoy. „Dasselbe wollte ich dir auch gerade sagen, Potter“, erwiderte Draco Malfoy, selbsternannter Prinz von Slytherin, Feind und Rivale von Harry Potter. Den nächsten Schritt taten sie, als sie sich wieder küssten. Es unterschied sich nicht von ihren Dialogen, nur dass sie ihre Auseinandersetzung nun auf körperlicher Ebene fortsetzen, dabei jedoch nichts an der Intention änderten, den anderen zu bezwingen, niederzustrecken und ihm seine Niederlage triumphierend vor Augen zu halten. Ihre Lippen bewegten sich gegeneinander, als versuchten sie, Worte zu formen. Zungen fanden sich blind, der Blickkontakt hielt an, wurde nicht unterbrochen. Dies war ein Kampf, um herauszufinden, wer als erster Schwäche zeigen würde. Es war schließlich Malfoy, der sich einen erneuten Schritt weiter wagte und den Griff seiner Hand, die er in Harrys Schulter gekrallt hatte, lockerte. Sie wanderte, hinab über Harrys Schlüsselbein, seine Brust und schließlich sogar über seinen Bauch, bis sie seinen Hosenbund erreichte und sich von dort aufwärts unter Harrys Oberteil schob. Die warme Haut des anderen erkundend, nach Schwachpunkten des Feindes suchend, nach Lücken in seiner Verteidigung tastend. Harry keuchte überrumpelt in den Kuss, seine Augen wurden schmal, während der Griff in Malfoys Haaren sich strafend verstärkte und er zur Verdeutlichung seiner Entrüstung über Malfoys unverschämte Handlung in die bereits verletzte Lippe des anderen biss. Malfoy, durch diese Reaktion wiederum angestachelt, presste seinen Unterleib mit einem Knurren gegen Harrys, starrte ihn dabei wütend an und verstärkte zusätzlich die Bemühung seiner wandernden Hand. Harry riss sich brutal von seinen Lippen los. „Wenn du denkst, dass du so bei mir durchkommst, Malfoy, dann hast du dich übel geirrt!“, zischte er und sah den Blonden finster an. „Wer sagt, dass ich mich irre?“, fragte Malfoy süffisant grinsend, beugte sich vor und fing Harrys Lippen zu einem weiteren, leidenschaftlichen Kampf ein. Seine Hand strich über Harrys Brust und registrierte das Beben, das durch den anderen Körper ging, mit Genugtuung. Harry löste sich erneut ruckartig von ihm. „Vergiss es, Malfoy! Ich bin sicher nicht bis hierhin gekommen, um dich einfach so deinen Willen durchsetzen zu lassen“, knurrte er und mit einem herausfordernden Blick legten sich seine Lippen provozierend auf Malfoys Hals, während die Hand in Malfoys Haaren seinen Kopf weiter nach hinten zog, um möglichst viel Angriffsfläche zu bekommen. Der Blonde sog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, als er hartnäckige, wenngleich auch berauschende Bisse spürte, die seinen Hals hinabwanderten, hin und wieder mehrere Sekunden an einer Stelle verweilten. „Potter, du wagst zuviel!“, grollte er, zog seiner wandernde Hand zurück und griff anschließend mit beiden Händen nach Harrys Schultern. Mit einem Ruck presste er ihn rücklings gegen die Außenwand der sich ihnen am nächsten befindenden Kabine. „Glaub nicht, dass ich zulasse, dass du tust, wonach dir ist." „Wie willst du mich daran hindern?“, entgegnete Harry, lächelte provokant, packte unvermittelt Malfoy an den Schultern und kehrte mit einer raschen Drehung die Position um. Triumphierend ließ er seinen Blick über die blutigen Lippen des Slytherins gleiten. „Ich lasse mir meinen Willen nicht nehmen, Malfoy.“ Erneut fand sein Mund den Hals des Blonden, suchten gezielt die bereits geröteten Stellen der sensiblen Haut. „Potter!“, zischte Malfoy und ballte die Hände zu Fäusten. Seine Augenlider zuckten, schienen sich schließen zu wollen, doch er kämpfte gegen diesen Reflex an, obgleich sich sein Kopf kaum merklich neigte. Harry, daraufhin gegen die blasse Haut grinsend, ließ seine Lippen weiter hinab wandern, bis er schließlich den Umhang von Malfoy erreichte. „Denkst du allen Ernstes, ich würde das zulassen, Potter?“, schnarrte Malfoy, um Beherrschung bemüht. Harry blickte auf. „Ich weiß nicht.“ Er bewegte seinen Unterleib gegen Malfoys, was ihn einem leisen Grollen des anderen belohnte. „Lässt du es nicht gerade zu?“ „In deinen Träumen, Potter.“ Er spürte deutlich Malfoys Erregung und wusste, dass Malfoy seine eigene ebenso spüren musste, doch in diesem Moment störte es ihn nicht. In diesem Moment war es das, was er fühlen wollte. Und in diesem Moment war es ihm noch zu wenig. „Bis heute nicht, Malfoy“, meinte er leise und lächelte auf eine Art und Weise, wie es sonst nur Slytherins taten. „Aber vielleicht ab jetzt.“ Und mit diesen Worten begann er dafür zu sorgen, dass es mit guten Chancen in Zukunft auch weiterhin so sein würde. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-Lebte-und-sich-bereits-oft-gefragt-hatte-warum-niemand-es-bis-jetzt-geschafft-hatte-etwas-daran-zu-ändern-wo-es-doch-mehr-als-genügend-Möglichkeiten-dazu-gegeben-hatte war frustriert. Wirklich frustriert. Nicht sexuell. Oder vielleicht ein bisschen. Nein, vielmehr psychisch. „Meine Freunde denken, ich sei schwul.“ „Haben sie damit nicht auch irgendwo Recht, Potter?“ Malfoy lehnte neben ihm an der Wand, den Blick gelangweilt an die feuchte Decke des Mädchenklos gerichtet. Harrys Umhang war wie eine Decke um seinen Oberkörper geschlungen. Harry zuckte die Schultern. „Bis vor einer Stunde war ich der festen Überzeugung, ich wäre es nicht.“ „Das nenne ich einen Einstellungswandel." Malfoy lächelte spöttisch. Er zog den Umhang dichter um sich, da die Fliesen des Klos unangenehm kalt auf der Haut waren. Seine Haare waren zerzaust, bildeten einen stakten Kontrast zu seinem eigentlichen Erscheinungsbild und sein Hals war rot vor Malen, die Harry auf ihm hinterlassen hatte. Knurrend hob er die Hand und fuhr sich mit der Hand durch die Nackenhaare, neigte dabei den Kopf bis es knackte und sich die Verspannung löste. „Noch dazu denken sie, die Person, auf die ich stehe, käme aus Slytherin“, fuhr Harry fort und blickte finster auf die feuchten Fliesen des Toilettenbodens. „Womit sie erneut Recht hätten“, schnarrte Malfoy und seine von Küssen und Bissen malträtierten Lippen verzogen sich arrogant. Harry grummelte undefinierbare Worte, warf Malfoy einen düsteren Blick zu, änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin dicht beieinander saßen und ihre nackte Haut sich nach wie vor berührte. „Sie haben das von mir persönlich.“ „Was nur verdeutlicht, wie leichtsinnig du bist, Potter“, gab Malfoy feixend zurück. „Wie kannst du ihnen auch so wertvolle Informationen anvertrauen?“ „Es war nicht meine Schuld! Das heißt schon, aber auch wieder nicht ... Sie dachten, ich stünde unter einem verdammten Lügentrank – dem Trank, denn Neville und ich heute Vormittag anstelle des Veritaserums oder was es war, hergestellt hatten – und dann haben sie mir jedes Wort im Mund umgedreht, bevor ich reagieren konnte!“ Malfoy musterte ihn schweigend. „Sie haben wirklich geglaubt, dass Longbottom und du versehentlich einen Lügentrank hergestellt habt? Deine Freunde sind wirklich dümmer, als ich angenommen habe.“ Er lachte leise. „Longbottom und du! Wie naiv können Gryffindors sein?“ „Klappe, Malfoy.“ „Nichts da, Potter.“ „Du bist genauso schlimm wie erwarte, Malfoy. Nein, sogar noch schlimmer, als erwartet“, knurrte Harry und stieß ihm den Ellbogen in die Seite. „Immer langsam Potter, es ist nicht meine Schuld, dass wir nicht miteinander geschlafen haben.“ „Und wessen bitte dann?“ „Deine, weil du dich geweigert hast, mich machen zu lassen.“ „Damit du nachher der ganzen Schule verkünden kannst, du hättest mich flachgelegt? Nein Malfoy, so leichtsinnig bin selbst ich nicht.“ „Wer redet von Leichtsinn? Und überhaupt, warum sollte ich der Schule verkünden wollen, ich hätte dich flachgelegt? Es wäre eine Beleidigung für mich, es öffentlich zu machen.“ „Ron würde mich umbringen ...“ „Wiesel ist der Letzte, der etwas mitzureden hätte.“ „Du bist ein Idiot, Malfoy“ „Warum beklagst du dich, Potter? Du bist gekommen, was geht dir gegen den Strich? Wenn es darum geht, dass ich dich nicht rangelassen habe, dann bist du noch naiver als alle deine Gryffindorfreude zusammen.“ „Es hätte dir verdammt noch mal gefallen!“ „Woher willst du das wissen? Und überhaupt hätte es dir viel eher gefallen. Ein Malfoy ist niemals passiv.“ „Schwing keine Reden. Wenn du es nur zugelassen hättest, würdest du jetzt nach mehr verlangen!“ „Wie kann jemand, der vorher nie irgendwelche Erfahrungen gemacht hat nur so von sich selbst überzeugt sein?“ „Dasselbe könnte ich dich fragen, Malfoy!“ „Malfoys sind Naturtalente in jedem Bereich des Lebens. Außerdem kann ich dir gerne eine Liste mit Namen zukommen lassen, die dir bestätigen werde, wie einzigartig gut ich bin.“ „Das ich nicht lache!“ „Ich habe es dir bereits als Vorgeschmack bewiesen, Potter. Und es hat dir gefallen. Das ist kein Grund, jetzt rot zu werden.“ „Nur weil du mir ... einen ge –“ „Wirst du jetzt etwa wieder schüchtern, Potter?“ „Halt die Klappe, ich hab es genauso bei dir getan, wie du bei mir und hast auf mich nicht weniger angetan gewirkt.“ „Das steht hier nicht zur Debatte.“ „Malfoy, wir diskutieren gerade über unseren Sex – oder besser gesagt unseren nichtvorhandenen Sex – da steht es sehr wohl zur Debatte, ob es dir gefallen hat, dass ich dir einen –“ „Das bedeutet aber noch lange nicht, dass du es dauerhaft wiederholen musst!“ „Bisher hat es noch keiner von uns ausgesprochen! Ist es dir etwa peinlich, Malfoy?“ „Nein.“ „Schön. Mir auch nicht.“ Stumm starrten sie in entgegen gesetzte Richtungen, saßen noch immer dicht beieinander mit entblößten Oberkörpern und offenen Hosen, lediglich bedeckt von ihren zerknitterten Umhängen. Das einzige Geräusch im Raum bestand aus dem regelmäßigen Tropfen eines undichten Wasserhahns. „Es hatte was“, meinte Harry schließlich in die Stille hinein. „Irgendwie ... es hatte was.“ Er spürte Malfoy nicken, sah ihn jedoch nicht an. „Es war nicht schlecht.“ Erneut ein widerstrebendes Nicken. „Eigentlich war es gut.“ Malfoy murrte. „Ehrlich gesagt, war es absolut –“ „Spar es dir, Potter“, fiel Malfoy ihm schroff ins Wort. „Wir müssen nicht näher darauf eingehen. Es war gut, also belassen wir es dabei.“ Harry sah ihn skeptisch an. „Dass ich das jemals von dir hören würde, Malfoy ... ich schätze, wir sollten das hier wiederholen.“ „Woher willst du wissen, dass das hier keine einmalige Sache war?“ „Weil du noch immer neben mir sitzt.“ Malfoy machte Anstalten sich von Harry zu entfernen, doch dieser griff fest nach seinem Arm und behielt ihn bei sich. „Denk nicht einmal dran. Jetzt kannst du es sowieso nicht mehr leugnen. Sieht so aus, als hätte ich dieses Mal gewonnen.“ „Tze.“ „Akzeptier es einfach.“ Und mit diesen Worten zog Harry Malfoy zu sich und küsste ihn wieder. Es war ihr erster Kuss danach. Und Harry bemerkte zu seiner eigenen Verwunderung, dass er sich beunruhigend schnell an diese Berührung ihrer Lippen gewöhnte, ebenso wie an die Nähe von Malfoy und an die Nähe seines Körpers. Mochte an diesem Tag liegen. Und mit einem Achselzucken verschob er alle weiteren unnützen Gedanken auf später, während Malfoy ihn dichter an sich zog und den Lippenkontakt so weit intensivierte, dass Harry ohnehin zum rationalen Denken nicht mehr in der Lage war. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-momentan-lebendiger-als-sonst-und-auch-irgendwie-nicht-aussah war durch den Wind. Nachdem er der fetten Dame nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen schließlich doch das richtige Passwort genannt hatte – Verbotener Wald war ja so leicht zu verwechseln mit Verbotenen Wandlungen und Verlangenden Wallungen – war er mehr durch das Portraitloch gekrochen, denn geklettert. Nun durchquerte er schnellen Schrittes den vollen Gemeinschaftsraum. Als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf sich zukommen sah, beschleunigte er seine Schritte zusätzlich. „Harry, da bist du ja wieder!“ Neville. „Ist die Wirkung aufgehoben?“ Ron. „Das kann sie nicht sein, Ron, denn sie hält mindestens drei Stunden.“ Hermine. „Wir haben gehört, dass es einen Mädchenauflauf im Westflügel gegeben hat.“ Seamus. „Warum trägst du einen Slytherinumhang?“ Dean. „Was ist los?“ Alle gleichzeitig, als Harry stehen blieb und ruckartig zu ihnen herumwirbelte. „Ja, die Wirkung hat nachgelassen! Ich habe mit Malfoy auf dem Mädchenklo im zweiten Stock rumgeknutscht, wir hätten beinahe miteinander geschlafen und ich werde mich morgen wieder mit ihm treffen! Und jetzt entschuldigt mich, ich muss ins Bett!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, ließ den nun unvermittelt stillen Gemeinschaftsraum hinter sich und erklomm die Treppen, die zum Jungenschlafsaal hinaufführten. Sämtliche Gespräche waren verstummt. Mädchen hatten innegehalten starrten verdutzt auf fünf erstarrte Hogwartsschüler in der Mitte des Gemeinschaftsraums, wären sämtliche Augenpaare der Jungen auf der Treppe zum Jungenschlafsaal lagen, wo soeben auch der Saum des zweifellos zu Slytherin gehörenden Umhangs aus ihrem Sichtfeld verschwand. „Also hat die Wirkung nicht nachgelassen?“, fragte Ron schließlich in die Stille. „Aber er hat gesagt, dass er gehen würde und ist gegangen“, warf Seamus skeptisch ein „Die Wirkung des Tranks kann unmöglich nachgelassen haben“, meinte Hermine voller Überzeugung. „Aber Harry hat einen Shlytherinumhang getragen. Und hat er nicht gesagt, dass er und Malfoy ...? Haben wir nicht erst heute Nachmittag herausgefunden, dass er auf jemanden in Slytherin stand?“ „Da stand er unter dem Einfluss des Tranks“, belehrte ihn Hermine. „Dann hätte er die Worte jetzt gerade überhaupt nicht sagen können“, widersprach Seamus. „Was, wenn er nie unter dem Einfluss des Tranks stand?“ Schlagartig verstummte die Diskussion und alle Augen richteten sich auf Neville. „Das ist nicht möglich“, meinte Hermine kopfschüttelnd. „Wir haben es doch überprüft und bestätigt.“ „Ich habe den Trank auch probiert.“ „Was?! “ „Malfoy hat mich dazu gezwungen. Er wollte wissen, ob es sich um einen Lügentrank handelt und wollte mich als Versuchsobjekt benutzen. Er hätte es mitbekommen, wenn der Trank bei mir gewirkt hätte, weil Gerüchte sich hier schneller als tatsächliche Nachrichten verbreiten.“ „Warum hast du das nicht schon vorhin gesagt?“, fragte Hermine und wirkte verzweifelt. Neville lächelte verlegen. „Es war witzig, euch zuzusehen ...“ „...“ „Das heißt, Harry hat eben die Wahrheit gesagt?“, sprach Dean das aus, was niemand sonst wagte. Und in dem Gemeinschaftsraum von Gryffiondor brach ein haltloses Chaos aus. oOo Währenddessen lag oben im Jungenschlafsaal Harry Potter – der von sich selbst bis noch vor wenigen Stunden angenommen hatte, nicht schwul zu sein – starrte an die Decke seines Himmelbettes und tastete mit einer Hand abwesend über den dunklen Fleck an seinem Hals, der als jüngste Erinnerung an Malfoy zurückgeblieben war, und spürte zu seinem Missbehagen einen geradezu widerlichen Gefallen bei dem Gedanken daran, dass ihn morgen Abend im Raum der Wünsche eine Auseinandersetzung der eigenen Art erwarten würde. Und Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-nun-frustriert-feststellen-musste-dass-er-Draco-Malfoy-innerhalb-kürzester-Zeit-geradezu-haltlos-verfallen-war seufzte. Und das alles nur, weil heute einer dieser Tage war. 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