Mhamifeltia von Tricksy (7. Chap uploaded) ================================================================================ Kapitel 6: Mein Herz und meine Seele ------------------------------------ BÄM! Jaa~ ich bin auch mal fertig |D Sorry, dass das so elendlich lange gedauert hat >__< Das Chap Oo najaaa... müsst ihr schon selbst entscheiden wie das geworden ist xD Zwischendurch habe ich an ein paar Stellen mächtig geschlampt, wer sie findet, kriegt nen Keks XD Also viel Spaß dann ^-^ Was hatte ich nur getan? Meine Augen starrten die Decke meiner Gemächer an, während mein Körper unter den verbitterten Seufzern erzitterte, die ich ausstieß. Ich hatte es aufgegeben mir einzureden, dass es nur ein Traum gewesen war. Es war doch so real gewesen. Ich konnte noch immer Tsumas warmen Körper spüren, ihr Beben, die weichen Lippen. Es war so närrisch gewesen, sie zu küssen! Unwirsch schmiss ich das Laken beiseite und stieg aus dem Bett. „Du hast WAS?!“, donnerte es von Hitoma. Ihm waren jegliche Gesichtszüge entglitten, er war leichenblass und lehnte sich völlig fertig mit jedem und allem an eine nahe liegende Marmorsäule des Innenhofes. Ich hasste es wenn er das tat. Wenn er sich so aufspielte und er auch noch das Recht dazu hatte. Wenn ich mich neben ihm klein und dumm fühlen musste. „Es war nur ein Kuss“, brummte ich ihn an, merkte dabei, dass sich dieser Kuss doch zu einer ziemlich schlimmen Sache entwickeln konnte und drehte mich beleidigt weg. „Bin ich zu dir gekommen, nur damit du dich so aufregst?“ „Ich weiß nicht, warum bist du eigentlich gekommen?“, erwiderte er erhitzt. Ich drehte mich wieder um und musterte ihn mit verengten Augen. Das schwarze Haar glänzte in der prallen Sonne bläulich, seine hellgrauen Augen glitzerten. Ich konnte nicht sagen, ob sie das wegen seiner Wut, seiner Verwirrung, oder dem Wissen taten, dass er in solchen Angelegenheiten wohl schlauer handeln würde als ich. „Gott, ja! Ich weiß, dass es ein Fehler war“, knurrte ich leise. „Ich hatte von dir eigentlich Unterstützung und keine Wutausbrüche erwartet.“ Wie auf Kommando veränderte sich die Art seines Blickes und er sah mich entschuldigend an. „Verzeih mir.“ Da er schon so aussah, als wolle er weiterreden, erwiderte ich nichts und wartete ab. Und tatsächlich fuhr er dann fort: „Aber du musst doch zugeben, dass es gewisser weise ziemlich dumm war.“ Er machte eine weitere Pause und ein kurzes Grinsen zuckte über seine Lippen. „Ich habe dir geraten, ihr die Sache mit der Prophezeiung zu erzählen, und nicht, sie zu verführen.“ Auch ich kam nicht umhin zu lächeln. „Wenn Susaro das herausfindet“, kam Hitoma eiskalt auf das Thema zurück, „dann bist du geliefert, meine Liebe. Ich befürchte nicht, dass Tsuma persönlich ihrem Vater beichtet, dass du… naja… dich an ihr vergriffen hast. Dazu hast du ihr Bild von ihm zu sehr geklärt, als dass sie sich freiwillig mit ihm abgeben würde, meine ich. Aber wenn diese dreckige Ratte von Zerwin etwas mitbekommen hätte. Du weißt ja, er schleicht neuerdings öfter im Palast herum. Gefährlicher macht es ja die Tatsache, dass du das bekommen hast, was er wollte. Oder vielleicht nur halbwegs… oder… nein, Gott, lassen wir das lieber.“ Ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen, was Hitoma sich gerade vorstellte, als er den kleinen Vortrag den er binnen weniger Sekunden heruntergerattert hatte beendete, denn er verzog sein Gesicht sichtlich angewidert. „Sie hat mich als das Sandkorn betitelt“, sagte ich unvermittelt. Hitomas Gesichtsausdruck wechselte in einen verdatterten. Er musterte mich eine Weile und schloss dann seinen Mund, den er leicht geöffnet hatte. „Dann… muss sie in der Tat eine ganze Menge von dir halten.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich glaube, da wartet so einiges auf dich, Nirate.“ Damit sollte er auch nicht zu knapp Recht behalten. Direkt nachdem wir beschlossen hatten, dass es wohl besser wäre, wenn ich Tsuma, und vor allem auch Susaro, vorerst aus dem Weg ging, schickte der König nach mir. Hitoma und ich hatten uns mit blassen Gesichtern angesehen, bevor ich dem Soldaten in den Thronsaal folgte. Während ich hinter ihm herlief, grübelte ich darüber, warum ich nicht allein gehen sollte. Hatte ich irgendetwas verbrochen? Ja, das hatte ich. Ich schlug mir gegen die Stirn. Wenn ich nun wirklich wegen Tsuma zu ihrem Vater beordert wurde, dann saß ich in der Klemme. Also blieb mir nur noch das Hoffen, er würde mich bloß über einen weiteren Angriff informieren, war zu träge um alle Zerwina zu empfangen und legte mir die Bürde auf, die Informationen weiterzureichen. Die Torflügel knarrten und ich trat mit noch immer bleichem Gesicht ein. Der König saß wie immer in dem erhöhten Thron, leicht nach vorne gebeugt. Als ich sein Gesicht sah, war ich mir sicher, dass ich den Palast heute das letzte Mal gesehen hatte. „Nirate“, begann er in einem ungewöhnlich strengen Ton. „Ja, mein Herr?“ Und während ich antwortete wurde mir klar, dass ich Tsuma nicht einfach nur geküsst hatte. Ich hatte ihr eine Religion eingepflanzt, die der König zutiefst ablehnte, auch wenn er in Mhamifeltias Namen redete und sein Volk regierte. Ich hatte mit ihr etwas getan, was sie in den Augen des Königs eine Blutsverräterin werden ließ. Zu einem Dolch, der ihn in den Rücken stoßen könnte. Ich war mir sicher, wenn er das herausfände, oder vielleicht bereits weiß, dann würde er sie umgehend töten. Ich hatte sie in Lebensgefahr gebracht. Bei diesem Gedanken flammten jäh Wut auf mich den König und Angst um Tsuma in mir auf. „Du bist in letzter Zeit mit deinen Pflichten sehr nachsichtig geworden“, sagte er prüfend. „Wie meint Ihr das, mein König?“, fragte ich wie ein Unschuldslamm. Vielleicht bestand eine Möglichkeit, dass er doch keinen Bescheid hatte. Eine eiserne Stille trat ein, in der meine wieder erwachsene Zuversicht zurück ins Nichts kippte. „Die Berichte“, fuhr er mit leiser Stimme fort, „über die Armee sind reichlich unzureichend. Ich dachte von dir, dass du großen Wert auf Sorgfalt legst.“ „Ich weiß sehr wohl, was Eure Majestät mir von denkt.“ Diese unvorsichtige Erwiderung in Bezug auf meine Abneigung gegenüber meines Gebieters bereute ich schon wenige Momente später, da der König seine Hände zu Fäusten ballte bis das Weiß seiner Fingerknöchel hervortrat. Ich senkte meinen Kopf, was sich als eine Art leichte Entschuldigung bei mir eingebürgert hatte, und widmete mich in Gedanken den Berichten, die ich tagtäglich vorzuweisen hatte. Es war ärgerlich, denn da ich viel Zeit damit verbracht hatte, Tsuma zu unterrichten, so schienen diese wohl ein wenig zu kurz gekommen zu sein. Und hatte mich diese Fahrlässigkeit letztendlich verraten? „Mit unserer derzeitigen Situation ist nicht zu spaßen, Nirate.“ Ich hob meinen Kopf wieder an; der König hatte sich aus seinem Thron erhoben. „Wir sind in einer ernsteren Lage, als du es dir vorstellen kannst.“ Bitte wie? Woher wollte dieser Mensch wissen, was es heißt sich in einer ernsten Lage zu befinden? Ihn musste man nicht halbtot aus Ithels Sitz schleifen, kurz nachdem er den wohl wichtigsten Menschen seines Lebens verloren hatte. Hatte er denn jemals Leid verspürt? „Gab es weitere Angriffe?“, fragte ich, wohl wissend, dass es unklug wäre auf die Attacken am letzten Posten einzugehen, da wir offiziell nichts davon wissen dürften. Der König blickte mich mit strenger Miene an und ich hätte ihn am liebsten niedergestochen, denn spiegelte sich in seinen Augen nichts weiter als die Angst, durch den Feind seine alleinige Macht zu verlieren. Ich würde wohl niemals nachvollziehen können warum es sein Lebensinhalt war Menschen in Leid ersticken zu lassen. „Nicht doch… Doch nichtsdestotrotz müssen wir wachsam bleiben.“ Er machte eine Pause, während derer er sich zurücklehnte. „Ich will, dass meine Tochter in einem friedlichen Land lebt. Ich holte sie hierher, damit sie nach neunzehn Jahren Verwüstung auf etwas Heiles trifft.“ Mein Körper erzitterte vor Wut. Wie konnte ein Mensch nur so unverschämt lügen? „Und wenn dieser Versuch meinerseits wegen deiner Unfähigkeit scheitert“, redete er weiter, „dann sei dir sicher, dass du eine Strafe dafür findest.“ Mein Mundwinkel zuckte. Nun fing es also an: Die ersten Schritte, um mich loszuwerden. Der König entließ mich mit der Warnung, achtsamer zu sein, und auch wenn er keine Andeutungen gemacht hatte, so beschlich mich der beunruhigende Gedanke, dass er ahnen könnte, was ich in den letzten Tagen getan hatte. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und gesenktem Blick schritt ich die Halle vor dem Thronsaal entlang. Es ging mir einfach viel zu viel auf einmal durch den Kopf: Ich musste von nun an verdammt noch mal vorsichtiger sein, da mein Herr wohl doch aufmerksamer war, als ich es angenommen hatte, ich musste mich davor in Acht nehmen, Tsuma über den Weg zu laufen, oder gar das es bei anderen den Anschein machte, das zwischen uns irgendetwas im Gange war. Sei es eine Verschwörung gegen das Reich oder eine dieser achsosehr besungenen Liebesgeschichten die letztendlich scheiterten, und gerade vor so einer sollten wir uns in Acht nehmen, wenn ich ihr Leben beschützen wollte! Ich musste sichergehen, dass Susaro mir nicht auf den Fersen hockte, wenn er das nicht bereits während meiner Treffen mit der Prinzessin getan hatte, ich musste, ich musste, ich musste! Ich hatte mich tatsächlich sosehr auf meine neuen und völlig unerwarteten Pflichten konzentriert, dass ich diesen sonnengelben Fleck nicht bemerkte, der in einem Tor zu meiner Linken stand. Bevor ich stockte und ihn betrachtete, blickte ich mich erstmals um. Rechts von mir befand sich das große Portal, welches in den Palastgarten führte, meine Füße mussten mich also schon sehr weit getragen haben. Meine Augen wanderten nun zu der Person, die einfach nur dastand und mich stumm anblickte. Noch während ich den Kopf langsam zu ihr umwandte beschlich mich dieser unwiderrufliche Gedanke, dass ich genau wusste, um wen es sich handelte. Ich erwiderte Tsumas Stumm-sein mit Schweigen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, so wäre doch kein einziges Wort über meine Lippen gekommen. Mich innerlich dazu hetzend, einfach weiterzugehen, verharrte ich und betrachtete sie. Das Gelb ihres langen Kleides hob sich stark von ihrer braunen Haut ab, sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt, ihr Kopf war leicht auf die Seite gelegt und ich bekam Angst, als ich meinte, in ihrem traurigen Blick die Frage lesen zu können, die ich mir auch schon gestellt hatte: Was haben wir getan? Ohne ein Wort zu sagen, wandte ich meinen Kopf eiskalt von ihr ab und ging meines Weges. Ich fühlte mich schrecklich dabei. So, als hätte sich eine unsichtbare Hand um mein Herz gelegt und würde es nun langsam, ganz langsam zusammendrücken. Bis es erstarb. Die Sonne strahlte grell und irgendwie entmutigend auf den großen Übungsplatz der königlichen Armee. Die Soldaten schwitzen, verzogen ihre Gesichter zu missgelaunten Fratzen und hatten nicht mehr den Willen, weiterzumachen. Aber sie hatten auch Hitoma als Aufsicht, und somit war es ihnen unmöglich, einfach aufzuhören. Ich hatte mich an diesem Tag getraut, meine Bogenschützen für ein, zwei Stunden auch ohne sie mit meiner Anwesenheit zu beglücken üben zu lassen. Stattdessen hatte ich mich zu meinem Freund getrollt, damit er versuchen konnte, meine Laune zu heben, die in den letzten Tagen, nach dem der König mich zu sich gerufen hatte, erheblich gesunken war. Und dabei hatte ich schon gedacht, dass sie in dem Moment, wo Tsuma weggerannt war, ihren Tiefpunkt erreicht hatte. „Ist morgen nicht Uras Beerdigung?“, fragte Hitoma, während er die Schwerthaltung eines Mannes korrigierte. Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Und am liebsten hätte ich Hitoma für diese Information einen Pfeil durch die Brust geschossen. Er sollte mich aufheitern und nicht noch weiter in die Tiefe stürzen! „Ich denke ja“, gab ich möglichst gefasst zur Antwort. „Sein Tod liegt dann genau zwei Wochen zurück…“ Noch so eine Eigenart der Mönche: Sie bahrten den Leichnam eines Verstorbenen genau vierzehn Tage lang auf, damit die Seele genug Zeit hatte, den rechten weg in das Jenseits zu finden. „Es ist eine Sache unter Mönchen. Ich werde nicht anwesend sein.“ Hitoma warf mir einen ratlosen Blick zu und kam anschließend zu mir hinüber gelaufen, während die Soldaten, die gerade kämpften, diese Chance nutzten und waffenlos übereinander herfielen. Bei diesem Anblick kam ich nicht umhin leicht zu schmunzeln. „Du bist wohl sehr vernarrt in sie.“ „Zu sehr.“ Hitoma warf den Kämpfern einen bösen Blick zu, woraufhin sie wieder brav zu ihren Schwertern griffen. „Du weißt doch, dass du das Richtige tust?“ Ich gab ihm nicht sofort eine Antwort, denn ich musste über seine Frage ernsthaft nachdenken. Meiner Meinung nach, war es nicht das Richtige, sondern das Notwendige. „Ich will nicht, dass noch jemand wegen meiner Dummheiten sterben muss. Mayanai-“ „-ist nicht wegen dir gestorben. Du trägst keinerlei Schuld daran.“ „Aber- AU!“ Ich hob mein Bein und rieb mir den Knöchel, gegen den Hitoma eben getreten hatte. Jäh wallte in mir das Verlangen danach auf, ihm in sein Grinsegesicht zu schlagen. „Kein Aber. Und Tsuma wird nicht sterben. Du schützt sie doch.“ Der Drang nach Gewalt ebbte wieder ab und ich nickte zögernd, jedoch dankbar. Es gibt einfach Dinge, die man tun muss. Und eines davon war, die Prinzessin vor diesem Diktator in Schutz zu nehmen. Nun waren schon ganze vier Wochen vergangen, seitdem ich Tsuma das letzte Mal schweigend gegenüber gestanden hatte. Eine lange Zeit, die ich tatsächlich überstanden hatte, ohne ihr auch nur noch einmal wirklich über den Weg zu laufen. Dass ich sie bei den allgemeinen, königlichen Sitzungen und Verhandlungen sah, konnte ich nicht verhindern. Doch auch dann hatte ich sie ziemlich erfolgreich ignoriert. Und deshalb fühlte ich mich wie ein Monster, da ich sehr wohl gemerkt hatte, dass sie mit mir reden wollte. Aber ich konnte es aus so vielen Gründen nicht zulassen. Noch dazu, hatte Susaro wieder seine altbekannten Aktivitäten aufgenommen und lungerte nun besonders oft in meiner Nähe herum. Nun war es einer jener Abende, die ich hasste. Regen peitschte gegen die hohen Fenster im Esssaal, das Licht die Kron- und Kerzenleuchter schafften es nicht, ein freundliches Licht zu verbreiten. Es glich eher einer Art Gruselgeschichte. Niemand am Zerwintisch blickte von seinem Platz auf oder erhob die Stimme, bis auf Susaro, der für meinen Geschmack viel zu oft lauernde Blicke zu mir hinüber warf. „Das reicht mir, ich gehe“, flüsterte ich Hitoma zu und erhob mich. Er tat es mit einem Nicken ab und lächelte flüchtig. Meine Füße trugen mich langsam und beinahe schleppend in Richtung meiner Gemächer. Hier in den Gängen war es ganz still und man konnte sogar hören, wie der Regen gegen die Wände des Palastes preschte, obgleich das eigentlich unmöglich sein sollte. Auch als ich dann an meinem Ziel angelangt war, hatte ich nichts Besseres zu tun, als mir meine Zeit mit damit zu vertreiben, an einem der Fenster zu lehnen und das Unwetter zu beobachten. Ich fragte mich, wie es nun den armen Menschen dort draußen erging. Mugen und Fume, und jene zu denen ich auch einst gehört hatte. Dann geschah etwas, mit dem ich nicht einmal in tausend Jahren gerechnet hätte. Das schwarze Fenster, in dem sich der Eingang spiegelte, zeigte mir, wie die Flügel langsam und sanft aufgeschoben wurden. Mit vor Ungläubigkeit geweiteten Augen wandte ich mich um und beobachtete, wie sie hinein schritt. Auch wenn man sonst immer in ihr eine gewisse Unsicherheit erkannt hatte, so wirkte Tsuma nun umso zielstrebiger. Sie verlor keinen Blick nach links oder rechts, sondern ging geradewegs auf mich zu. Ihr langes, nachtschwarzes Seidenkleid wallte hinter ihr her und war einzig und allein in ihrem Nacken gebunden. Um den Hals trug sie eine sonderbare Kette, ihre Gesichtszüge waren klar, und jetzt, nachdem ich sie so lange nicht mehr richtig bestaunt hatte, wirkte sie noch schöner als sonst. Ich hingegen stand nur da, in der passivsten Passivrolle, die es gibt. Die Gedanken strömten auf mich ein, doch ich konnte sie nicht ordnen, geschweige denn zu fassen kriegen, denn Tsumas Anblick benebelte mich völlig. Der große Held tief in mir drinnen wollte ihr sagen, dass sie augenblicklich kehrt machen sollte, doch kein einziges Wort verließ meinen Mund. Dann stand sie direkt vor mir und ich konnte ihren warmen Atem an meinen Hals spüren, während wir uns anblickten. Da rang ich mich endlich dazu durch, das Wort zu erheben, doch schon als sich mein Mund geöffnet hatte, schnellte einer von Tsumas Fingern zu ihm hoch um ihn zu versiegeln. Ihre warmen Augen und das Lächeln, das sich nun auf ihre Lippen legte, ließen einen angenehmen Schauer durch meinen Körper wandern und so wehrte ich mich nicht. Sie nahm ihren Finger zurück und ließ ihre Hände in den Nacken wandern, ohne auch nur für kurze Zeit den Augenkontakt zu mir abzubrechen. Der Knoten ihres Kleides löste sich, und der Seidenstoff glitt anmutig ihren Körper hinunter, bis sie schließlich entblößt vor mir stand. In dieser Nacht schliefen wir miteinander. Es versetzte mich in Taumel, wie sich Tsumas warmer Körper an mich drückte, wie wir uns küssten, wie wir uns berührten. All die Kraft und der Mut, alles, was ich über die letzten Jahre verloren hatte, kam nun mit ihr zu mir zurück. Keine Macht der Erde hätte uns in diesem Moment etwas anhaben können, denn wir besaßen die Stärke der Zweisamkeit. Es war, als hätte sich ein unsichtbarer Mantel über uns gelegt, der uns vor der Welt schützte, und gleichzeitig mit Energie nährte. Nichts, nicht einmal ein Staubkorn, hätte sich zwischen unsere Körper drängen können. Nichts hätte in jenem Moment verhindern können, dass wir uns liebten, uns umklammerten und aneinanderdrückten, als hätte man uns physisch miteinander verbunden. Mit jeder Sekunde, die Tsuma bei mir war, blühte mein Herz auf. Es begann vor Hoffnung und Überzeugung wild zu schlagen, davon, dass wir es schaffen werden, unsere Welt zu richten. Selbst wenn Ithel zurückkehrte könnte nicht einmal sie uns aufhalten. Zwar hatte ich meine Augen geschlossen, doch ich konnte trotzdem spüren, wie Tsumas Blick auf mir lag. Erst nahm ich mir vor nicht darauf zu reagieren, aber ich streckte letztendlich meine Hand aus, um nach ihr zu tasten. Ich bekam ihre Taille zu fassen, unter meinen Fingern bildete sich eine Gänsehaut. Meine Augen öffneten sich und mit einem sanften Ruck zog ich sich näher an mich heran. Man konnte beobachten, wie sich langsam aber sicher eine leichte Röte auf Tsumas Gesicht legte. Wir blickten uns bloß stumm an, und da fiel mir ein, dass wir bisher noch kein einziges Wort gewechselt hatten. Todesmutig setzte ich zu den magischen drei Worten an. „Ich liebe dich“, sagte Tsuma leise. Ich musste lächeln, als sie mir die Worte aus dem Mund nahm und drückte sie noch fester an mich. „Ich glaube, das war nicht mehr offen.“ Tsuma begann leise zu lachen und versteckte ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Für mehrere Minuten legte sich wieder Schweigen über uns. Gedankenverloren strich ihr über den Kopf, küsste ihr Haar und malte mir aus wie es wäre, wenn wir dürften, was wir getan haben. Beim genaueren Nachdenken musste ich zugeben, dass es mir in diesem Augenblick ziemlich egal war. Mein Blick wanderte zu den Fenstern und erst jetzt bemerkte ich, dass es zu stürmen aufgehört hatte. Die Kerzenleuchter, die den Raum beschienen, spiegelten sich in den noch immer nachtschwarzen Scheiben. In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. „Meine Reaktion im Tempel war nicht beabsichtigt.“ Meine Augen wanderten wieder zu Tsuma, die sich nun wieder von meinem Hals löste und zu mir aufsah. „Nicht… dass ich den Kuss nicht gewollt hätte. Ich muss zugeben, dass ich mich zu dir hingezogen gefühlt habe. Aber du bist eine Frau, und ich wusste nicht, was ich denken sollte.“ „Dir habe ich keinen einzigen Vorwurf gemacht. Im Gegenteil, du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Wut ich auf mich hatte. Ich hätte das eigentlich nicht tun sollen, damit habe ich dich nur in Gefahr gebracht. Deshalb habe ich Abstand genommen. Niemand sollte irgendetwas erahnen können. Was würde der König tun, wenn er es herausfände?“ „Was würde er tun, wenn er das hier herausfände?“ Tsuma lag auf dem Rücken neben mir, den Kopf zu mir gewandt und ihre Hände hatte sie zierlich auf ihrem Bauch gefaltet. In ihrer Stimme schwang Anspielung mit, auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Sie hatte keine Angst. Noch ehe ich eine gewitzte Antwort darauf hätte geben können, richtete sie sich auf und öffnete den Verschluss ihrer Kette. „Nirate?“ „Ja?“ Ich beobachtete, wie sie das Schmuckstück in beide Hände nahm und zu betrachten schien. Ihre Augen konnte ich nicht sehen, denn ihr Haar verdeckte sie. Tsuma wandte sich zu mir um und kam anschließend über die Decke auf mich zu gekrochen. Ein Anblick, der mich wohl zum Lachen gebracht hätte, wenn ihr Gesicht nun nicht auf einmal so ernst gewesen wäre. Leicht verwirrt setzte ich mich auf; Tsuma ließ sich mir gegenüber in meinem Schoß nieder und verschränkte ihre Füße in meinem Rücken. Ohne ein Wort schwang sie die Kette um meinen Hals und verschloss sie in meinem Nacken. Als sie fertig war, ließ sie von mir ab und musterte mich. Ich erwiderte ihren Blick zögerlich und blickte dann hinab auf den Anhänger. Es schien eine kleine, durchsichtige Kristallkugel in einer aufwendig geschmiedeten Silberfassung zu sein. Als ich genauer hinsah erschien es mir, als würden immer wieder andere Farben in der Kugel schimmern, doch letztendlich schob ich es auf die flackernden Kerzen, die meine Augen verwirrten. „Es war ein Geschenk meiner Mutter.“ Tsuma sprach leise und erst wusste ich nicht, ob sie nicht nur mit sich selbst redete und ich es vielleicht gar nicht hören sollte. Doch als ich aufsah, waren ihre Augen auf mich gerichtet. So, als versuchte sie die kleinste Regung in meinem Gesicht zu erfassen. „Ich wüsste nicht, dass es etwas Materielles gäbe, was mir mehr wert ist als diese Kette. Mit ihr schenke ich dir alles was ich habe, Nirate. Mein Vertrauen, meine Liebe. Mein ganzes Sein. Mein… Herz und meine Seele… Nirate.“ Ich konnte fühlen, wie sie zitterte, als ich meine Arme um sie legte und mit den Händen ihren nackten Rücken entlang strich. Tsuma blickte mich mit leicht geöffneten Lippen an, sie schluckte. Da saßen wir nun, beide mit Tränen in den Augen, und ich konnte mir nicht erklären wieso. Doch ich wollte auch nicht darüber nachdenken, ich konnte es nicht einmal. Ich war noch immer zu erfasst von dem, was Tsuma gerade in meine Obhut gegeben hatte. Sachte hob ich meine Hände, legte sie auf ihre Wangen und zog ihr Gesicht zu mir. Ich versuchte in diesem Kuss sämtliche Dinge, die ich empfand, zu vereinen. Meine unendliche Dankbarkeit, meine Gefühle für sie, das Versprechen, sie niemals allein zu lassen und den Gutglauben, dass wir in dieser Nacht unendlich waren. Wir zwei. „Ich liebe dich, Tsuma…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)