Hanami no Himitsu von Alaiya (Leseprobe) ================================================================================ Kapitel 1: Hanami no Himitsu (Leseprobe) ---------------------------------------- Ein neuer Frühling war da, wurde angekündigt von der Sakura die dieses Jahr schon außergewöhnlich früh angefangen hatte zu blühen. Es war schon später Abend, als ich endlich aus dem Aufzug auf der Etage, wo sein Apartment lag, stieg und zu seiner Wohnung ging. Ich war erschöpft, da er wieder einmal Überstunden gemacht hatte, und wollte eigentlich nur noch etwas Essen und mich dann vor den Fernseher legen. Allein schon der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich ein wohliges Gefühl in mir ausbreitete. Um mich Ihnen kurz einmal vorzustellen: Mein Name ist Ryuichi Kenta, ich bin 23 und arbeite Vollzeit in einem Hotel als Angestellter, was so viel heißt wie: Ich bin Junge für alles. Manchmal arbeite ich im Restaurant des Hotels als Kellner, manchmal an der Rezeption, manchmal muss ich sogar mit putzen, aber was tut man nicht alles, um zu Geld zu kommen? Nun, an jenem Tag hatte ich sage und schreibe fast 5 Stunden über meiner Zeit gearbeitet, weil ich einer Kollegin ausgeholfen hatte, da diese mit Freunden in den Park fahren wollte um Hanami zu feiern. Ich seufzte, ich hasste dieses Fest schon seit einiger Zeit und hatte auch nicht vor es zu feiern. Daher war es umso besser, die ganzen Vertretungen für Kollegen zu machen, die nun einmal eine andere Einstellung zu diesem Fest hatten. Wer konnte es ihnen verdenken? Nun freute ich mich auf einen gemütlichen Abend auf der Couch und schloss gedankenverloren die Tür zu meiner Wohnung auf. Drinnen schmiss ich, die Ordnung ganz vergessen, die Schuhe einfach in eine Ecke und trat in die Filzpantoffel, mit denen ich dann auch in die Küche schlurfte. Dort öffnete ich die Kühlschranktür und schielte hinein. Es war noch ein Sandwich da, wunderbar. So saß ich nur ein paar Minuten später auf der Couch und starrte auf den Fernseher, während ich mir das japaneruntypische Sandwich in den Mund stopfte. Die blinkende Lampe des Anrufsbeantworters hatte ich gar nicht registriert. Als ich das Sandwich aufgegessen hatte legte ich mich um mich ganz auf das Fernsehen konzentrieren zu können. So musste ich irgendwann eingenickt sein. Das Telefon klingelte. Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und sah mich verschlafen um, ehe ich mich seufzend auf die Couch zurück sinken ließ. Ich hatte keine Lust ans Telefon zu gehen, es war immerhin mitten in der Nacht. Wer auch immer was von mir wollte sollte auf den Anrufsbeantworter sprechen. Es klingelte und klingelte und ich wurde immer entnervter, bis endlich das erlösende Klicken ertönte, das verkündete, dass sich der AB eingeschaltet hatte. Ein Piepston, dann die Stimme, die auf das Band sprach: „Kenta, du alte Schlafmütze, ich weiß dass du da bist! Geh schon ran!! KENTA!!!“, ertönte es aus dem Telefon und ich richtete mich nun doch auf um es Misstrauisch anzusehen. Die Stimme kannte ich doch. „Kenta, geh dran! Man, warum rufst du eigentlich nicht zurück? Ich hab schon zwei Mal aufs Band gesprochen. Kenta, jetzt mach schon. Geh draaaaaan.“ Ich seufze, bevor ich nun doch aufstand und mich missmutig zum Telefon schleppte und den Hörer abnahm. „Hikari, weißt du wie spät es ist?“, brummte ich in den Hörer. „Endlich, Kenta, kannst du nicht schneller ran gehen?“, rügte mich meine ehemalige Klassenkameradin und gute Freundin am anderen Ende der Leitung. „Ich habe geschlafen, verdammt.“, meinte ich und ließ mich an die Wand gelehnt neben dem Telefon zu Boden sinken. Ich war zu müde zum stehen. Ein Seufzen erklang. „Du hättest einfach zurückrufen können, dann hätte ich dich nicht wecken müssen.“, stellte sie fest, als sei dies eine natürliche Erklärung. „Außerdem hättest du dich auch von dir aus melden können, aber nein, der liebe Herr Ryuichi ist sich ja zu fein, dich mal bei seinen Freunden auf dem Dorf zu melden, ich weiß es ja. Wir sind ja jetzt Stadtmensch.“ Sie klang entrüstet. Ich stöhnte auf. „Ist ja schon gut, Hikari, ist gut. Es tut mir leid. Aber ich hab deine Nachricht auch noch nicht abgehört.“, entschuldigte ich mich und bedauerte es überhaupt ranzugehen. „Deine Mutter würde sich übrigens auch freuen, würdest du dich mal bei ihr melden.“, ermahnte sie mich weiter. „Werde ich machen, okay? Noch was?“, fragte ich entnervt und starrte den Telefonhörer böse an. „Ja, morgen ist Samstag und wir wollen dich einladen, denn du weißt doch, es ist...“ „Ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten.“, unterbrach ich sie. „Ich kann nicht kommen. Außerdem habe ich kein Geld und...“ Doch da war es an ihr mich zu unterbrechen: „Ich wusste, dass du dich herausreden willst, aber vergiss es: Makoto ist in der Stadt, extra um dich morgen abzuholen.“, meinte sie siegessicher. „Gott, du hast dich seit fast zwei Jahren nicht mehr Blicken lassen.“ „Hikari, ich arbeite, ich habe nun einmal keine Zeit, okay? Auch am Wochenende nicht.“, entgegnete ich. „Also vergiss es, ich werde nicht kommen.“ Natürlich widersprach sie sofort: „Du wirst, und wenn ich dich persönlich bei der Arbeit abmelden muss!“ „Nein!“ „Doch!“ „Hikari, ich werde nicht kommen.“, meinte ich. „Finde dich damit ab.“ Nun stöhnte sie entnervt auf. „Verdammt, Kenta, du kannst nicht ewig davon laufen, das weißt du.“ Sie schrie fast, ehe sie wieder ruhiger wurde. „Tut mir leid, aber du weißt, dass es war ist.“, meinte sie. Ich antwortete nichts, sondern sah einfach starr auf den Boden, hatte beinahe vergessen, dass ich den Hörer in der Hand hielt. Wieso musste sie mich nur daran erinnern? „Kenta, bist du noch da?“, fragte sie nach einer Weile verunsichert. „Sag doch was, Kenta... Bist du noch da?“ Es dauerte eine Weile, bis ich mich dazu durchringen konnte, zu antworten. „Ja, ja, ich bin noch da, keine Bange.“, murmelte ich und seufzte. „Gut.“ Ihre Stimme klang erleichtert. „Also, was ist jetzt? Bitte komm, wir würden uns alle freuen.“, bettelte sie. „Kenta, das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, war im Herbst und da waren wir zu dir gekommen. Komm endlich mal wieder nach Hause.“, setzte sie noch hinzu, als ich nichts erwiderte. Ich seufzte und schwieg noch eine Weile, bis ich schließlich antwortete: „Ja, in Ordnung, ich komme, Makoto kann mich abholen. Ich rufe morgen meinen Chef an und werde sagen, dass ich zu meiner Familie fahre.“, sagte ich langsam und resignierend. „Gut! Super!“, rief sie erfreut aus. „Danke! Ich wusste doch, dass ich dich dazu bekomme, Kenta-chan.“ „Sei ruhig, ehe ich noch bereue mich so entschieden zu haben.“, erwiderte ich, was aber nur zur Hälfte ernst gemeint war. „Ich freue mich nur, dich endlich mal wieder zu sehen.“, stellte sie fest. „Also lass mich.“ „Wenn du mich jetzt weiter schlafen lässt, vielleicht...“, meinte ich. Hikari ließ ein Lachen vernehmen. „Nun, gut, ich will ja nicht so sein, geh schlafen. Makoto wird dich morgen Mittag abholen, das heißt, dass wir uns morgen Abend sehen.“ „Ja, bis dann.“, murmelte ich, den Hörer schon halb zurückgelegt. „Bis dann.“, rief sie noch, als wüsste sie, dass ich sie kaum noch hörte. Dann henkte ich ein und seufzte, ehe ich die Beine an mich heranzog und den Kopf auf meine Arme bettete. Am liebsten hätte ich geheult. Ich wollte doch nicht mehr zurück... Ich war doch in die Stadt gegangen... Und wieso ausgerechnet zu dieser Zeit? Zu Hanami? Sie wusste doch, dass ich dieses Fest hasste, seitdem SIE vor drei Jahren... Ich wollte nicht daran denken. Ich wollte es vergessen. Es war vorbei, darum zu trauern, was hatte es für einen Sinn. Man musste ja doch weiterleben. Aber trotzdem... Wieso an Hanami??? [Leseprobe Ende - Fortsetzung in der Hanami Anthologie] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)