君が追いかけた夢 von bookaholic (- Wish you were here -) ================================================================================ Kapitel 1: Reunion ------------------ Ich spürte seine Berührungen ganz genau... seine warmen Hände auf meiner Haut, seine weichen Lippen auf meinen, sein heißer Atem... Immer wieder schenkte er mir diese Zärtlichkeiten und ich wusste nicht, wieso. Jedes verdammte Mal, wenn ich ihn nach dem Grund fragte, lächelte er nur, legte mir einen Finger auf die Lippen und ersetzte sie schon kurze Zeit später durch seine. Es war mir ein Rätsel, wieso er so mit mir umging. Waren die anderen bei uns, war ich Luft für ihn... aber wenn wir alleine in einem Raum waren, spürte ich seine Blicke ganz genau. Und wenn ich seinen Blick erwiderte, war da dieses Lächeln, dass mich jedesmal fast um den Verstand brachte. Wenn er auf mich zukam.. wenn er mir seine große warme Hand an die Wange legte.. dann war ich wehrlos. Ich war ihm verfallen – einfach so... Langsam öffnete ich meine Augen, um meinen Phantasien Einhalt zu gebieten. Er war nicht hier. Ich war alleine. Deswegen war es nur schmerzhaft, jetzt an ihn zu denken, mich an ihn zu erinnern... „Ich komme wieder...“ hatte er gesagt. Wie immer.. Und das letzte Mal, dass ich diese Worte gehört hatte, war nun schon Wochen her. Ja, das letzte Mal war vor der Tour gewesen. Der Tour, vor der ich schon Monate vorher Angst gehabt hatte. Viel zu oft musste ich dieses lästige Gefühl der Leere spüren, wenn er nicht bei mir war. Das kam leider oft vor.. Natürlich.. so, wie er in Anspruch genommen wurde... „Schatz?“ Wieder schlug ich meine Augen auf - dabei konnte ich mich nicht einmal erinnern, sie wieder geschlossen zu haben - und sah in das besorgte Gesicht von Megumi. Ein fragender Blick meinerseits brachte sie dazu, die alltägliche Frage zu stellen: „Fühlst du dich nicht wohl?“ //Doch natürlich. Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden! Ich habe eine schöne Frau, einen Traumjob, viele Freunde... was will ich mehr?// Keines dieser Worte verließ meine Lippen. Wieso auch? Sie waren eine glatte Lüge und das wusste ich. Doch ich hatte mich schon in so viele Lügen verstrickt, was hinderte mich dann daran, eine weitere in die Welt zu setzen? Richtig – mein schlechtes Gewissen. „Mir ist nur schlecht...“, erwiderte ich leise. Da log ich nicht einmal. Ich fühlte mich so mies und wenn ich es gekonnt hätte, wäre ich jetzt ins Badezimmer gegangen und hätte sämtliche Lügen ausgespuckt, sie den Abfluss hinuntergespült. „Kann ich dich alleine lassen?“, fragte sie und strich mir über die Wange. Eine Berührung, bei der ich mich ungewollt verkrampfte. „Ja, geh nur...“, murmelte ich und nickte. „Mach dir keine Sorgen. Das geht sicher gleich wieder weg...“ Diesmal war sie es, die nickte. „Okay.. ich werde wahrscheinlich bei Yoko übernachten, also komme ich erst morgen Mittag wieder. Wenn es dir aber schlechter gehen sollte, kannst du anrufen...“ Das klang fast schon nach einem Befehl. Trotzdem nuschelte ich ein „In Ordnung!“ bevor Megumi auch schon aus dem Schlafzimmer verschwand und wenig später die Haustür hinter sich zuzog. JETZT war ich alleine... Nachdem ich mich Stunden später endlich mal dazu bequemt hatte, aufzustehen, zu duschen und etwas zu essen, saß ich auf der Fensterbank im Wohnzimmer und starrte auf die überfüllten Straßen Tokyos. Leise seufzend ließ ich meinen Kopf gegen das kalte Glas fallen, schloss für einen Moment die Augen. Heute war so ein Tag, an dem ich die Sehnsucht nach ihm ganz deutlich spürte. Megumi war nicht da, Tetsu, Ken und Yukihiro waren ebenfalls beschäftigt und ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich hätte das Haus geputzt, eingekauft oder sonst irgendetwas getan, aber nein.. meine tolle Frau hatte bereits alles erledigt. Was also sollte ich machen? Ich hätte Gitarre spielen, einen neuen Song schreiben können.. Aber ich wusste, dass er nicht besonders gut werden würde. Denn nur er war gerade in meinem Kopf. Nur er, sein hübsches Gesicht und sein atemberaubendes Lächeln... Es würde ein missratenes Liebeslied werden... Plötzlich aber riss mich mein vibrierendes Handy in meiner linken Hand aus meinen Gedanken. Sofort, als ich den Namen, der auf dem Display stand, sah, erhellte sich meine Miene und ich nahm ab. „Ga-chan!“, rief ich freudig aus. Das schien ihn zu amüsieren, denn er lachte leise. „Haido.. Wie geht es dir?“, fragte er. Ich wusste, wäre er jetzt vor mir gestanden, hätte er mich mit diesem prüfenden Blick gemustert, als ob er mich nach irgendetwas absuchen würde... „Anou... kannst du dir das nicht denken?“, stellte ich die Gegenfrage, worauf mir ein Seufzen entkam. „Doch natürlich.. aber hast du es schon vergessen? Heute Abend ist das letzte Konzert. Wir sind in Tokyo! Deswegen ruf ich dich doch an... ich wollte wissen, ob du nicht vorbeikommen willst... Ich vermisse dich!“ Die letzten drei Worte hauchte er nur und ich wusste genau, dass er mich jetzt traurig aber gleichzeitig flehend ansehen würde. Ich hatte total vergessen, dass die Tour heute schon zu Ende war. Die Zeit war anscheinend einfach nur so an mir vorbeigegangen und ich hatte gar nichts mehr richtig wahrgenommen. „Was für eine Frage... Natürlich komme ich vorbei. Lass mich raten.. ihr seid gerade kurz vor den Proben?“, wollte ich wissen und lächelte schwach. „Genau.. ich erwarte dich am Hintereingang. Nicht, dass du nur für einen Fan gehalten wirst und nicht reinkommst... Also bis dann...“ Damit legte er auf und es war gut, dass er das getan hatte, denn sonst wäre ich in die Luft gegangen. Ich hasste sowas. 'Nicht, dass du nur für einen Fan gehalten wirst..' ja genau.. Aber selbst das war mir in diesem Moment egal. Ich konnte ihn endlich wiedersehen. Nach mehr als zwölf Wochen, konnte ich ihm wieder in die Augen sehen, ihn umarmen und anlächeln. Schnell sprang ich von der Fensterbank, stürmte nach oben ins Schlafzimmer und durchwühlte meinen Kleiderschrank. Ich musste toll aussehen.. für ihn. Also zog ich ein schwarzweißes, ärmelloses Shirt an, schlüpfte in eine engere schwarze Stoffhose und zog noch eine schwarze, dünne Jacke über, flitzte dann ins Bad und richtete mir meine Haare. Manchmal nervte es einfach nur, schulterlange Haare zu haben und die so hinzubekommen, dass sie nicht wie eine Löwenmähne aber gleichzeitig nicht wie ein schwarzer Vorhang, der mir neben dem Gesicht runterhing, aussahen. Als ich ein Mittelding gefunden hatte, nickte ich zufrieden, ging dann gelassen nach unten, angelte nach meinem Schlüssel und verließ das Haus. Eine Nachricht für Megumi schrieb ich nicht. Wieso auch? Sie war bei Yoko und würde so schnell nicht wieder zurückkommen... Schon auf dem Weg zur Konzerthalle wurde ich mehr als nur nervös. Kami-sama, ich würde ihn endlich wiedersehen. Endlich. Nach so langer Zeit... Mein Herz schien das besser zu verstehen, als mein Gehirn, denn es schlug wie wild und als ich dann diese Halle erreichte, in der Gackt heute sein letztes Konzert geben würde, glaubte ich sogar, dass es für einen Moment aussetzte. Ich seufzte leise, parkte meinen Wagen und stieg aus, fuhr mir noch einmal durch die Haare. Ich war wirklich aufgeregt. Wie ein kleines Kind vor seinem ersten Schultag. Ein lächerlicher Vergleich, aber... es war der Einzigste, der mir im Moment einfiel. In meinem Kopf hatte nur noch er Platz. Langsam ging ich zu dem Hintereingang, lächelte, als ich Gackt dort stehen sah. Er lehnte lässig an der Tür, die Arme verschränkt. Er stand fast immer so da, wenn er auf etwas wartete. Gut, manchmal lief er auch nervös im Kreis, brabbelte irgendwelche Sachen vor sich hin... aber das wirklich nur selten. „Wartest du zufällig auf mich?“, fragte ich ihn, als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war und legte den Kopf schief. „Haido!“ Er lief auf mich zu, zog mich in die übliche Umarmung und drückte mich fest an sich. „Hallo, Ga-chan...“, flüsterte ich und legte meine Arme um ihn, schloss für einen Moment die Augen. Ich musste zugeben... ich hatte ihn vermisst. Sein Lächeln, seine Stimme, seine Berührungen... Viel zu schnell ging dieser Moment vorbei und er drückte mich ein Stück von sich, wollte mich küssen, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Du hast Recht.. nicht hier..“, murmelte er und seufzte, zog mich dann mit sich in die Halle. „Aber das holen wir nach, hörst du? Gleich nach den Proben...“ Ich nickte, folgte dem Blonden dann zur Bühne und lächelte, als ich die anderen Jungs schon proben sah. Ren war gerade dabei, mit You um die Wette zu hüpfen - wobei der Violinist natürlich keine Chance gegen diese kleine Springmaus hatte -, Chacha drehte sich wie ein Irrer im Kreis, Toshi saß hinter dem Schlagzeug und... Masa... Ich legte ungewollt den Kopf schief, betrachtete den Schwarzhaarigen. Seine rechte Schulter ging beim Gitarre spielen immer so wahnsinnig sexy auf und ab, sein Kopf ging von der einen auf die andere Seite und immer wieder sah man seine Zunge. Ich grinste schwach. „Haido? Willst du die Jungs nicht begrüßen?“, fragte Gackt auf einmal, was mich leicht zusammenzucken ließ. „Eto.. doch, natürlich!“, sagte ich schnell und ließ mich von dem Größeren hochziehen, welcher bereits auf die Bühne gesprungen war. Gleich darauf hörte man nichts mehr. Einmal noch das Gejaule von Chachas Gitarre und darauf Stille. „Hyde!!!“, quietschte Ren und kam auf mich zu gesprungen, umarmte mich auch gleich herzlich. „Hey, Ren...“, nuschelte ich, bevor ich auch schon von Chacha, Toshi und You begrüßt wurde. Dann kam Masa auf mich zu, lächelte. „Schön, dich wiederzusehen...“, meinte er und auch er zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. Unbewusst lehnte ich mich etwas an ihn, nickte leicht. Kami-sama... ich fühlte mich so wohl. Immer, wenn ich bei Gackts Jungs war. Sie waren nett und schon richtige Freunde für mich. Langsam löste sich Masa von mir – wobei er mich gerne noch länger hätte festhalten können – und sah Gackt dann an. „Lass mich raten.. Heute proben wir nicht so lange?“, fragte er und schon grinste Gackt. „Richtig. Das Nötigste...“, meinte dieser und nickte. Das brachte mich wieder dazu, zu grinsen. „Guckst du uns zu, Hyde?“, fragte Ren und lächelte. Ich wusste, was er mir damit sagen wollte. „Hai, gerne.. außer, ich störe..“ Die Jungs schüttelten den Kopf. „Gut.. dann... setz ich mich da unten hin, hai?“, fragte ich und deutete auf die Stühle, die in der Halle aufgestellt waren. Gackt nickte, hauchte mir dann noch einen Kuss auf die Wange, widmete sich anschließend voll und ganz seiner Arbeit. Seufzend sprang ich von der Bühne, ließ mich auf einem Stuhl in den vordersten Reihen nieder, damit ich mir auch alles ganz genau ansehen konnte. Ich war schon oft während einer Probe bei den Jungs gewesen und IMMER hatte es etwas zu lachen gegeben. Dafür sorgte meistens Ren. Ich liebte es, wie er auf der Bühne rumsprang. Es passte zu ihm, es passte zu Gackt und vor allem passte es zu den Tänzern in Katzenkostümen. Was die eigentlich sollten, wusste ich immer noch nicht, dabei hatte ich Gackt schon tausendmal gefragt. Aber auch egal. Wie gesagt, es passte und es war witzig. Da vergaß man doch gerne mal, dass man es mit Männern über dreißig zutun hatte... Lange blieb mein Blick an Ren hängen, ehe ich es für besser hielt, jemand anders zu beobachten, damit ich nicht noch auf die Idee kam, Tetsu, Ken und Yuki mal zu fragen, ob wir uns nicht ein paar Tänzer in Hundekostümen anschaffen sollten... Ich schüttelte grinsend den Kopf, betrachtete Chacha eine Weile, ehe mein Blick aber zu You ging und ich ihn dabei beobachtete, wie er konzentriert einen seiner Soloparts spielte. Kami-sama... ich liebte Yous Hände und ich sah ihm viel zu gerne beim Spielen zu. Wenn er seine Violine auspackte, war ich einfach weg. Ich musste nur die Augen schließen und konnte dieser grausamen Welt entfliehen... Wieder schüttelte ich den Kopf, sah Gackt an, lächelte und begann leise mitzusingen. Ich kannte alle seine Lieder – war doch klar – und FAST alle liebte ich. Es gab so zwei oder drei.. gut, vielleicht auch sieben oder acht, die ich nicht mochte, aber der Rest? Hn.. Gackt hatte eben Talent. Er schrieb gute Songs und er performte sie auch göttlich. Stichwort: Vanilla. WER bitte liebte dieses Lied nicht? Und der Fanservice, den Gackt immer wieder mit Masa abzog... whow. Das war wirklich heiß. Hai, anders konnte man es wohl nicht bezeichnen, ohne es damit auf den Punkt zu bringen. Zumindest fiel mir keine andere Bezeichnung ein. Wie auch immer.. es war toll und ich freute mich jedesmal aufs Neue auf die Performance von Vanilla. Obwohl ich zugeben musste, dass ich doch auch jedesmal ein wenig eifersüchtig wurde. Aber.. wer wurde das da auch nicht? Um auf andere Gedanken zu kommen – es konnte sich schließlich nicht immer alles nur um Vanilla drehen – betrachtete ich Masa wieder. Er war gut. Nein, er war mehr als das. Er war.. ein hervorragender Gitarrist! Und er liebte die Musik einfach. Das spürte man.. Außerdem wusste ich, ihm wie wichtig ihm der JOB war. Er hing nicht nur an den Jungs als Freunden, sondern an ihnen als Musiker. Es war immer toll, mit seinen Freunden Musik machen zu können – ich spreche schließlich aus Erfahrung – und wenn man damit auch noch Erfolg hatte, war das einfach unglaublich. Aber um zu Masa zurückzukommen... Ich mochte seine Art, Gitarre zu spielen und sich dabei zu bewegen. Er war ja so schon verdammt attraktiv, aber wenn er sich so auf der Bühne bewegte.. und diese verdammte Zunge!! Gackt meinte immer, er wolle mir damit Konkurrenz machen.. Bei diesem Gedanken grinste ich, seufzte schließlich aber leise und stand auf, verließ einfach die Halle. Ich würde mir das nicht länger mit ansehen können, ohne schlechte Laune zu bekommen. Sicher, es war amüsant, den Jungs zuzusehen, aber.. ich vermisste in solchen Momenten, in denen ich Gackt und die anderen sah, immer die Zeiten mit Laruku. Viel zu lange war unser letzter Liveauftritt oder überhaupt eine Bandprobe her. Tetsu war wieder mal solo unterwegs und Ken und Yuki arbeiteten gerade ebenfalls an ihren eigenen Projekten. Wieso ich nicht wieder ein Album rausbrachte? Ich wusste es nicht. Das hieß.. eigentlich wusste ich es schon.. Immerhin.. ich hatte keine Ideen für irgendwelche Songs. Ich wollte keine schnulzigen und missratenen Liebeslieder aufnehmen und sie immer und immer wieder singen. Das zog mich selbst nur runter. Und mir Songs schreiben zu lassen, kam für mich gar nicht infrage! Hm.. vielleicht musste ich aber auch nur einfach zugeben, dass ich irgendwie Minderwertigkeitskomplexe hatte. Wenn ich Gackt sah.. wie er auf der Bühne stand, voller Gefühl und Hingabe seine Lieder sang, die Fans seinen Namen kreischten und er einfach nur Spaß an der Musik hatte... Na ja.. um es direkt zu sagen: Ich fühlte mich neben ihm immer so verdammt schlecht. Also nicht, dass mir schlecht war, wenn er neben mir stand, aber.. Wenn ich uns so als Künstler verglich, da fand ich ihn nun mal um Welten besser. Es nahm mir irgendwie die Freude an der Musik. Ich hatte immer irgendwie im Kopf, besser als Gackt werden zu müssen und das würde ich nie schaffen! Er sah toll aus, hatte tolle Songs, eine wundervolle Stimme... Und ich? Hai, spätestens jetzt würden mir alle sagen, wie toll ich doch wäre, aber da würde man bei mir auf taube Ohren stoßen. Ich hatte Fans, das wusste ich. Und sie liebten mich, keine Frage... aber was brachte mir das, wenn ich mit mir selbst nie zufrieden sein würde? Eben.. nichts. Das war einfach nur frustrierend und das Schlimme daran war, dass ich mit niemandem darüber reden konnte... „Haido?“ Ich zuckte zusammen, ließ die Zigarette fallen, die ich mir gerade hatte anzünden wollen und sah Masa überrascht an. „H-Hai?“, fragte ich und blinzelte ein paar Mal. Masa lächelte mich nur kurz an, hob dann meine Zigarette auf und besah sie sich. „Du solltest damit aufhören.. aber sie andauernd anzuseufzen hilft dir sicher auch nicht.. Alles okay?“ Fragend legte ich meinen Kopf schief. Ich verstand gerade gar nichts. Was wollte Masa denn hier? Sollte er nicht bei der Probe sein? „Nun guck mich nicht so an, als hättest du gerade einen Geist gesehen...“, meinte der Schwarzhaarige und reichte mir die Zigarette wieder, welche ich auch sofort entgegen nahm und mich mit ihr auf die Bank sinken ließ. Erneut seufzte ich, drehte die Zigarette dann ein paar Mal zwischen meinen Fingern, runzelte dabei die Stirn. „Redest du nicht mehr mit mir?“, wollte Masa wissen und setzte sich neben mich. Ich spürte, wie mein Herz wieder Samba tanzte und sah auf, errötete leicht, als ich ihn so nah bei mir sitzen spürte. „Doch..“, gab ich leise von mir und lächelte kurz. „Es ist alles okay.. ich brauchte nur ein wenig frische Luft..“ „Verstehe.. und deswegen bist du einfach mal so ohne ein Wort abgehauen?“ „Hai.. ich wollte ja nicht stören, die Proben sind ja immer sehr wichtig..“ Ich seufzte, lehnte mich dann etwas zurück und schloss die Augen. Diese öffnete ich aber auch sofort wieder, als ich Masas warme Hand an meiner Wange spürte. „Du hast.. dich verändert, Haido...“, sagte er leise. „Du wirkst irgendwie bedrückt und.. nicht mehr so glücklich, wie das letzte Mal, als ich dich gesehen habe..“ Okay. Irgendwie war mir gerade ziemlich unwohl. Und das obwohl er mich berührte. In aller Öffentlichkeit. Gut, was hieß hier Öffentlichkeit? Eine Bank etwas weiter abseits.. aber trotzdem.. Gackt könnte uns sehen und.. Kami-sama, ich interpretierte schon wieder viel zu viel in so eine kleine, einfache und vor allem freundschaftliche Geste. Das war nicht gut, nein, kein bisschen! Nur.. Masa hatte es gemerkt! Dass es mir nicht gut ging... Okay~ auch das sollte ich vielleicht nicht so überbewerten, immerhin saß ich hier ja auch sicher wie ein Häufchen Elend. Aber... „Wieso.. ist Ga-chan nicht hergekommen?“, fragte ich einfach direkt. Es wunderte mich schon, immerhin machte er sich sonst immer gleich Sorgen, als würde man in den nächsten Minuten tot umkippen.. „Oh.. Gaku..“, kam es erst nur von Masa, bevor er seine Hand zurückzog und leise seufzte. Hatte ich jetzt was Falsches gesagt..? „Er wollte noch etwas mit Ren und You besprechen und ich habe ihm gesagt, dass ich nach dir sehe... aber wenn ich dir nicht recht bin, kann ich Gackt auch einfach holen, das-..“ „NEIN!“, unterbrach ich ihn sofort und biss mir gleich auf die Unterlippe. „Nein...“ Ich schüttelte den Kopf, senkte diesen dann. „Glaub nicht, dass du mich irgendwie störst oder so etwas, das ist es wirklich nicht.. Es.. wundert mich nur. Mit dir hätte ich wohl.. am wenigsten gerechnet.“ Stille. Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden ein Wort. Wir saßen nur still nebeneinander, jeder sah wo anders hin. Ich mochte solche Momente nicht. Nicht im Geringsten. Es war einfach nur bedrückend, nicht zu wissen, was in Masa vor ging und keine Ahnung von dem zu haben, was ich sagen sollte. Ich wollte ihm so vieles sagen.. ich hätte es wirklich gern getan. Ich hätte so viele Themen, so viele Fragen, die ich ihm alle stellen wollte.. Aber ich traute mich nicht. Und selbst WENN ich mich getraut hätte, das hier wäre wohl kaum der richtige Augenblick dafür... „Siehst du dir das Konzert heute Abend an..?“ Diese Frage holte mich wieder zurück, ließ mich aufblicken. Ohne es wirklich wahrzunehmen, nickte ich, worauf Masa wieder lächelte, sich dann eine Haarsträhne zurückstrich. „Und danach? Wirst du mit uns feiern?“, fragte er weiter. „Ich.. weiß nicht.“, gab ich ehrlich zur Antwort. „Du weißt, dass ich.. mich nicht gern in Sachen einmische, die mich nichts angehen und da ich ja nichts dazu beigetragen habe, dass eure Tour so toll gelaufen ist, will ich euch den Abend nicht verderben. Ich fühle mich dann irgendwie immer.. fehl am Platz, verstehst du? Es ist ja nichts gegen euch.. Immerhin verstehen wir uns alle recht gut – zumindest aus meiner Sicht – und hai, ich würde euch schon als meine Freunde bezeichnen, aber trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen ich das Gefühl habe, nicht dazu zugehören. Nicht, dass ich das erwarte – nein, das nun wirklich nicht, ich will mich schließlich nicht aufdrängen – aber ihr kennt euch alle schon so viel besser und.. ich weiß auch nicht. Ich fühle mich eben nicht besonders wohl und gehe meistens auch nur wegen Ga-chan mit..“ Eine glatte Lüge. Obwohl.. so~ eine große Lüge war es eigentlich doch nicht... „Du willst ihn glücklich machen, nicht? Und da du weißt, dass er das ist, wenn er uns UND dich bei sich hat, gehst du mit..“, stellte Masa fest, was mich ein paar Mal verwirrt blinzeln ließ, ehe ich nickte. „Hai, auch..“ „Was denn noch?“ „Das kann ich dir nicht so genau sagen, Masa...“, murmelte ich und sah ihn an, konnte seinem Blick aber nicht lange standhalten und schloss meine Augen lieber wieder. „Haido..“, hörte ich ihn leise sagen und sofort stellten sich die feinen Härchen in meinem Nacken auf. Wie sehr sehnte mich gerade danach, dass er mich umarmte, mich festhielt? Er sollte nicht mit mir reden... er sollte mich einfach nur an sich drücken und mich genießen lassen, aber das war anscheinend zu viel verlangt... „Du machst dir zu viele Sorgen.. Ich meine.. sag mir.. fühlst du dich in meiner Gegenwart unwohl?“, flüsterte er fast schon. Mit aller Kraft – und dem Rest Selbstbeherrschung, den ich noch besaß – versuchte ich, nicht meine Augen zu öffnen, ihn empört anzusehen und ihn anzuschreien, ich könne mich nie unwohl bei ihm fühlen. Wie kam er nur auf so einen unsinnigen Gedanken? Doch ich blieb still, schüttelte nur den Kopf. „Und bei Ren? Wenn Ren neben dir sitzt, fühlst du dich dann irgendwie unwohl?“, kam die nächste Frage. Was wurde das hier bitte? Ein Verhör? Wen mochte der kleine Hyde am liebsten? Aber okay, vielleicht steckte ja irgendein Sinn hinter der ganzen Sache, deswegen schüttelte ich wieder den Kopf. „Bei You?“ Ich verneinte. „Chacha oder Toshi?“ Ich zögerte, dachte einen Moment lang angestrengt nach, ob ich mich jemals NICHT wohlgefühlt hatte, wenn ich bei Gackt und den Jungs gewesen war, doch mir fiel keine einzige Situation ein. Zumindest keine, an denen die anderen 'Schuld' waren, dass es mir nicht besonders gut ging.. „Nein..“, erwiderte ich leise und schlug nun doch wieder meine Augen auf, sah den Größeren fragend an. Ich wollte wissen, was das sollte! „Na siehst du.. und wenn du mit jedem von uns einzeln klar kommst, schaffst du das auch, wenn der ganze Haufen beieinander ist. Es ist schwierig mit uns, hai.. und meistens bist du nur mit uns allen zusammen, wenn wir was Trinken gehen. Und wenn Ren, Chacha und Toshi trinken, dann tun sie es richtig... Okay, ich bin auch nicht besser, aber... Nein, kein aber..“ Er lachte kurz auf. „Also was ich meine-..“ „Ich weiß, was du meinst...“, gab ich leise von mir und nickte. „Und du hast ja Recht. Ich mache mir zu viel Sorgen und wahrscheinlich fühle ich mich dann nicht wohl, weil ich irgendwie im Kopf habe, dass ich mich nicht wohl fühlen sollte, weil ich eigentlich nicht dazugehöre. Ich werde es ändern.. oder.. zumindest versuchen!“ Ich sah gerade noch so, wie Masa seine Augen verdrehte und wollte ihn fragen, ob ich schon wieder etwas falsches gesagt hatte, da hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Nein, nicht jemanden – ich hörte GACKT meinen Namen rufen. Ich drehte mich auf der Bank um, nur um zu sehen, wie Gackt schnellen Schrittes auf uns zugelaufen kam. Irgendwie war ich froh, nicht mehr mit Masa alleine sein zu müssen aber anderseits... Ich seufzte leise, lächelte dann aber. „Was ist denn?“, fragte ich und legte den Kopf schief. „Wieso bist du abgehauen? Bin ich so schrecklich?“ Natürlich, wieso auch nicht? Der Kerl, der Schuld daran war, dass ich die Lust am Singen verloren hatte, fragte mich gerade, ob er schlecht war. „Was? Nein.. mir war nur nicht gut..“, sagte ich und stand auf, steckte die Zigarette, die ich immer noch in meiner Hand hielt, zurück in die Schachtel. „Geht´s dir jetzt besser?“, wollte Gackt dann wissen und strich mir besorgt über die Wange. „Hai, alles in Ordnung..“, antwortete ich schnell. „Okay.. wollen wir dann in mein Hotelzimmer? Die Proben sind vorbei und wir haben noch eine ganze Weile, bis das Konzert anfängt..“ Ich nickte knapp, lächelte Masa noch einmal kurz an. „Wir sehen uns dann... später..“, sagte ich und ließ mich von Gackt mitziehen... Kapitel 2: A damn hot scene --------------------------- In Gackts Hotelzimmer angekommen – wir hatten den Weg über kein einziges Wort gewechselt und Gackt schien es ziemlich eilig zu haben -, entledigte ich mich meiner Jacke und fuhr mir durch die vom Wind zerzausten Haare, ehe ich auch schon in die Arme des Blonden gezogen wurde und er mich fest an sich drückte. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich seinen Atem an meinem Hals spürte. „Ich habe dich.. so schrecklich vermisst, Haido-chan...“, wisperte er, was mich leicht erschaudern ließ. Nun festigte ich meinen recht lockeren Griff um Gackts Oberkörper und seufzte leise. Sagen würde ich jetzt nichts... „Es war die Hölle! Ständig.. musste ich an dich denken. Ständig die selben Fragen in meinem Kopf. 'Was macht er wohl gerade?', 'Wie geht es ihm?', 'Was, wenn ich ihn wieder in meinen Armen halten darf?'... ich hätte dich gerne jeden einzelnen Tag fünfmal angerufen und dir gesagt, wie sehr du mir fehlst, wie gern ich dich bei mir hätte, wie glücklich ich in dem Moment wäre, könnte ich dich in meinen Armen halten, dich küssen....“ Ich schluckte leicht, ließ eine Hand dann zu Gackts Hinterkopf wandern, um ein wenig über diesen zu streicheln. „Ich hab dich auch vermisst, Ga-chan...“, flüsterte ich. „Aber.. jetzt bist du doch wieder hier... wir können uns wieder sehen, du kannst mich festhalten und küssen...“ Ich hob meinen Kopf, sah den anderen vorsichtig an. „Jetzt bin ich doch wieder bei dir...“ Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, spürte ich auch schon die warmen, weichen Lippen Gackts auf meinen. Es dauerte auch gar nicht lange, da strich seine Zunge über meine Lippen, bat still um Einlass. Diesen gewährte ich ihm sofort, hörte dabei sein sehnsüchtiges Seufzen und musste leicht lächeln. Ich ließ dem Jüngeren mal wieder die Oberhand im Kuss, schlang meine Arme aber schließlich um seinen Nacken, während Gackt mich immer fordernder küsste. Als wäre es das letzte Mal... Kurz lösten wir uns voneinander, schnappten beide nach Luft, ehe wir aber auch schon wieder grinsten und den nächsten Kuss begannen. Keine Frage... ich genoss es. Ich genoss es zu spüren, wie sehr mich Gackt vermisst hatte, wie sehr er mich gerade brauchte und wie wenig Lust er hatte, mich jemals wieder loszulassen. Ich war egoistisch, das wusste ich selbst, aber in diesem Moment war es mir einfach egal... Ich zuckte leicht zusammen, als ich bemerkte, wie Gackt mich weiter zurückdrängte und ich schließlich gegen das Bett stieß, meine Beine nachgaben und ich – mit Gackt auf mir – auf der weichen Matratze landete. Wieder löste ich mich von ihm, fuhr ihm durch die Haare, sah in seine strahlenden blauen Augen. Ich liebte seine Augen. Wenn man ihn kannte, konnte man so viel aus ihnen lesen. Trauer, Schmerz, Glück, Liebe... und gerade das war es, was ich sah. Liebe... Fast schon hatte ich das Gefühl, Gackt könnte meine Gedanken lesen, als ich seine folgenden Worte hörte. Worte, die er mir sooft es ging sagte... Worte, die ich noch nie in den Mund genommen hatte, wenn er bei mir war... „Ich liebe dich...“ Ich würde auch diesmal nichts darauf erwidern. Nein, ich würde stumm bleiben.. Dafür zog ich ihn nun zu mir runter, legte meine Lippen erneut auf seine und seufzte leise. 'Ich liebe dich...' Diese Worte konnten so viel zerstören... Sie HATTEN bereits so viel zerstört. Und genau deswegen würde ich sie nie aussprechen. Weder bei Megumi, noch bei Gackt, noch bei jemand anderem... Es wunderte mich eigentlich, dass Gackt mich noch nie darauf angesprochen hatte, dass er mich nie gefragt hatte, wieso ich nie ein 'ich dich auch' erwiderte... nein, ich hatte ihn nur angelächelt, ihn geküsst oder mich weiter an ihn gekuschelt... Nie hatte ich danach was gesagt.. und er nahm es einfach hin... und ich.. ich war froh darüber... Erneut zuckte ich zusammen, als ich seine kalte Hand an meiner Haut spürte und löste mich recht erschrocken von ihm, sah ihn aus großen Augen an. Er lächelte, hauchte mir einen Kuss auf die Nasenspitze und schob mein Shirt etwas hoch, betrachtete dann meinen Bauch. „Ga-chan...“, wisperte ich, woraufhin er mich wieder ansah. Etwas Fragendes lag in seinem Blick. „Was...?“ Weiter kam ich gar nicht, denn schon hatte ich einen Finger auf meinen Lippen. Ein lautloses Seufzen entkam mir, bevor ich schwach den Kopf schüttelte. Gackt zog eine Augenbraue hoch. „Nicht..?“, fragte er leise. „Nein... nicht.. jetzt und nicht hier...“, antwortete ich genauso leise und richtete mich leicht auf. „Gomen nasai...“ Ich wusste, dass ich ihn hiermit enttäuschte. Immerhin.. er hatte mich all die Wochen über vermisst und nun sehnte er sich nach mir, meinen Berührungen, Küssen und meiner Nähe. Aber jetzt war es einfach nicht richtig und das sollte er eigentlich wissen. „Schon okay...“, murmelte er, ehe er von mir abließ und sich einfach nur neben mich legte. Das Zeichen für mich, mich an ihn zu kuscheln. Dies tat ich auch sogleich, legte meinen Kopf auf seine Brust und einen Arm um seine Taille und schloss die Augen. „Du hast nachher noch ein Konzert und da willst du doch noch einmal alles geben, richtig? Und danach gehst du mit den Jungs feiern, also musst du fit sein. Und wenn wir jetzt... na ja.. du würdest dich anstrengen und nachher klappst du noch zusammen und du weißt genau, wie ich das hasse! Deswegen sei vernünftig.. wir haben doch jetzt wieder jede Menge Zeit...“ Ich seufzte, sah dann doch wieder zu ihm auf, während er seine Arme um mich legte, mir mit einer Hand über den Rücken und mit der anderen über den Hinterkopf strich. „Ich sagte doch, dass es okay ist, Haido-chan.. ich bin sicher nicht wütend oder so. Ich bin froh, dass ich wieder bei dir sein darf, das reicht mir erst einmal vollkommen...“, meinte Gackt und nickte, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schloss dann die Augen. „Du hast ja recht und im Moment.. genieße ich es einfach nur, dass du dich an mich kuschelst, mit mir redest und wir sonst nichts tun...“ Ich lächelte schwach, streckte mich dann etwas und berührte Gackts Lippen kurz mit meinen, legte meinen Kopf dann wieder auf seine Brust und fuhr mit meiner Hand langsam unter sein Shirt. Im Gegensatz zu ihm, hatte ich warme Hände... Irgendwie war es ja schon seltsam.. nach so langer Zeit wieder in seinen Armen zu liegen, die Augen zu schließen und einfach nur diese Nähe zu genießen. Auch, wenn es eigentlich falsch war – ich konnte nicht anders. Ich hatte wochenlang nur Megumi gehabt und na ja... ich fühlte mich bei ihr nicht mehr wohl. Ich wollte nicht mit ihr kuscheln, ich wollte sie nicht einmal umarmen und küssen.. anou.. ein kleines Küsschen auf Wange oder Mund war das Einzige, wozu ich mich durchringen konnte, ohne gleich Brechreize zu bekommen. Das klang hart, ja, aber... was konnte ich dafür, wenn ich nun mal nicht mehr so auf den Körper einer Frau ansprang, wie auf den eines Mannes? Vor allem in den letzten zwei Jahren hatte sich so einiges in meinem Leben verändert. Okay.. angefangen hatte das alles schon mit dem Dreh zu Moon Child, aber.. da hatte ich mich noch erfolgreich dagegen gewehrt, einzusehen, dass ich einen Mann begehren konnte. Nur hatte Gackt da ganz langsam damit angefangen, mein 'heiles Weltbild' zu zerstören. Er hatte sich mir genähert. Das hieß.. er hatte es versucht, aber ich hatte ihn immer wieder zurückgewiesen. In der Hoffnung, alles sei nur Spaß und ich könnte weiter mit Meg glücklich sein. Hmm.. glücklich. Mittlerweile wusste ich, dass ich mir das alles nur eingeredet hatte. Ich fand sie hübsch, ja... und sie war nett, keine Frage... und damals hatte ich sie unbedingt kennen lernen wollen... ich war Tetsu dankbar gewesen, dass er indirekt daran Schuld gewesen war, dass ich und Meg uns getroffen hatten.. heute könnte ich ihn zeitweise dafür verfluchen. Hai, auch das war nicht nett und doch war es die Wahrheit. Ohne Megumi wäre so vieles in meinem Leben einfacher... Wieso ich mich nicht einfach von ihr trennte? Ich wollte sie nicht verletzen und solange ich noch mit ihr zusammen war, kam keiner auf die Idee, dass ich plötzlich auf Männer stand und eine 'Affäre' mit Gackt hatte. Kami-sama, DAS wäre ein gefundenes Fressen für die Presse... Wobei ich aber wusste, dass sich viele unserer Fans insgeheim wünschten, dass genau das passierte: Dass Gackt und ich zusammen waren. Irgendwie.. krank die Vorstellung, dass sich einige Fans wirklich ausmalten, wie es wäre, wären ihre Lieblingsstars zusammen. Als ich einmal das Internet aus lauter Langeweile durchforstet hatte (eigentlich hatte ich Neuigkeiten über Gackt gesucht), war ich auf ein paar Fanseiten gestoßen, die sehr... nun ja.. sagen wir... 'interessante' Dinge beinhalteten. Beispielsweise fand ich einen Haufen Geschichten (Fanfictions hießen sie glaube ich) über mich und eine geheime Beziehung zu Tetsu oder Gackt. Das WIRKLICH Interessante dabei war nur... meine Fans hatten sehr... konkrete Vorstellungen von meinem Liebesleben. Ich hatte den Mund beinahe nicht mehr zu bekommen, als ich gelesen hatte, wie detailliert sie sogar unser SEXLEBEN beschrieben. Kami-sama... das war wirklich etwas.. viel gewesen. Ich konnte verstehen, dass ein Großteil meiner Fans Megumi nicht leiden konnte, schon allein, weil sie an meiner Seite war... doch dass manche einen regelrechten Hass auf sie hatten, hatte mich schon ziemlich verwundert. Dass Gackt hingegen.. viel besser zu mir passte und ich das doch auch endlich einsehen sollte, hatte mich fast sogar geschockt. Seit ich Moon Child mit ihm gedreht hatte, wurde uns eine Beziehung, eine Affäre oder sonst irgendetwas angedichtet... und dass meine Fans gleich SO viel aus ein paar Szenen des Films, Fotos, Berichten und Videos vom Set interpretierten, war schon unglaublich... Schön war auch mit anzusehen, wie wir immer dargestellt wurden. In den meisten Geschichten, die ich gelesen hatte (Hey, mir war langweilig gewesen!), war ich ein sensibler Mann, der gut und gerne ein wenig kitschig war, noch nie Erfahrung mit dem gleichen Geschlecht gemacht hatte, schüchtern und zurückhaltend war und sich nur bei Gackt oder Tetsu ausweinte und diesen vertraute... Gackt hingegen.. anou.. Ga-chan war meistens entweder verdammt arrogant und ein richtiger Bastard oder aber ein hoffnungsloser Romantiker, der mir ewige Liebe schwor, sich für mich vor ein Auto werfen würde und der blind vor Liebe zu mir war... Na ja.. würden meine Fans ein paar meiner Gedanken lesen können, würden sie wohl feststellen müssen, dass sie eigentlich ziemlich richtig damit lagen. Zumindest... ein kleines bisschen. Es stimmte, dass ich nicht vielen Menschen vertraute und Tetsu – als mein bester Freund – hatte diesen 'Titel' bestimmt nicht nur, weil wir uns so lange kannten und in einer Band waren. Nein.. er war mein bester Freund, weil ich über alles mit ihm reden konnte. Ob ich das wollte, war eine andere Sache.. Es gab viel zu viele Dinge, die ich meinem Leader nicht erzählte... Jedenfalls... vertraute ich Tetsu zu einhundert Prozent und hatte ich ein Problem und war er nicht gerade Schuld daran, war er auch der Erste, mit dem ich darüber sprach. Manchmal musste ich nicht einmal etwas sagen. Ich konnte auch einfach so nur zu ihm kommen, mich an ihn lehnen und einfach nur abschalten – beziehungsweise.. es versuchen. Er fragte mich nur, was los war, wenn ich richtig scheiße aussah. Sonst wartete er immer, bis ich von alleine erzählte.. er drängte mich nie zu etwas... Und genau das war es, was ich so an ihm mochte. Es gab natürlich noch mehr. Zum Beispiel.. seine Art, mir mit meinen Problemen zu helfen. Er ging nie hin und sagte mir, was ich zu tun und zu lassen hatte. Nein, er gab mir immer nur einen Ratschlag, sagte, was ER an meiner Stelle tun würde... UND er unterstützte mich. Egal, was ich für einen Mist gebaut hatte.. er war für mich da... und sei es mitten in der Nacht, ich konnte auf ihn zählen... Aber okay.. deswegen hieß das ja nicht, dass Tetsu der Einzige war, der mich (und mein Inneres) kannte. Ken und Yuki vertraute ich auch. Nicht zu einhundert Prozent, aber doch zu mindestens sechzig. Sie waren meine Freunde und würde ich ihnen nicht vertrauen, würde ich sie auch nicht als solche bezeichnen. Ich könnte niemanden einen 'Freund' nennen, dem ich nicht vertraue, von dem ich glaube, er könne mir nicht helfen und versucht es deswegen noch nicht einmal.. Also gab es viele Menschen, denen ich vertraute. Tetsu, Ken, Yuki, Gackt, Masa, Ren, You... Ja, diesen sieben Menschen vertraute ich wohl am meisten. Auch, wenn ich You, Ren und Masa noch nicht besonders lange kannte.. so wusste ich doch, dass sie mir helfen würden, würde ich sie darum bitten. You hatte so eine offene Art.. gut, er war zurückhaltend und auch manchmal schüchtern, aber wenn man ihn eine Weile lang kannte und ein paar privatere Gespräche mit ihm geführt hatte, wusste man, dass man sich auf diesen Menschen verlassen konnte. You war nicht umsonst Ga-chans bester Freund. Zwischen den beiden war es wohl so, wie zwischen Tetsu und mir.. und genau deswegen, hatte ich keinerlei Probleme damit, You irgendein Geheimnis anzuvertrauen. Ich wusste, dass er es selbst Gackt nicht sagen würde... Ren... Nun ja.. viele dachten ja, dass man ihn nicht ernst nehmen konnte, doch das war Unsinn. Ren war auf der Bühne vielleicht ein kleiner hyperaktiver Gummiball, machte sich gerne mal zum Affen und zog vieles ins Lächerliche.. doch kam man mit einem Problem zu ihm, wurde er ernst. Danach baute er einen mit seinen Witzen wieder auf.. doch wenn einer seiner Freunde ihn brauchte, war er für sie da. Ich mochte Ren. Ich mochte ihn wirklich. Es gab Situationen, in denen ließ er gerne mal das kleine Kind in sich heraus, nervte manchmal sogar richtig.. aber er war nicht vierundzwanzig Stunden am Tag so. Er konnte auch einfach mal ganz ruhig irgendwo sitzen und sich mit einem über ernste Themen unterhalten. Ich glaube kaum, dass er sonst so professionell wäre.. Und na ja.. Masa... ich wusste nicht genau, wie das mit ihm gekommen war, wie ich anfangen konnte, ihn als Freund zu bezeichnen und damit zu vertrauen. Anfangs hatten wir kaum miteinander geredet, er schien mich nicht leiden zu können... aber je öfter ich mit Gackt und den Jungs zusammen war.. desto öfter verwickelte ich ihn in ein Gespräch und umso mehr hatte er sich mir gegenüber geöffnet. Manchmal war es mir so vorgekommen, als hätte er mir gegenüber eine Mauer aufgebaut. Ich konnte nicht sagen, was er fühlte, was er dachte.. ich wusste nichts. Und nach und nach.. riss ich diese Mauer ein. Oder hatte er sie von sich aus aufgelöst? Ich wusste es nicht und es war mir auch egal, denn Masa war mittlerweile ein sehr guter Freund für mich. Als ich vorhin mit ihm über die Jungs geredet hatte, war mir das wieder richtig bewusst geworden. Ich war mir sicher, dass auch er mir vertraute. Auch, wenn ich nicht viel über ihn und seine Vergangenheit wusste... so wusste ich doch, dass er für mich da wäre, würde ich ihn wirklich brauchen... zumindest... hoffte das ein sehr großer Teil in mir, denn manchmal brauchte ich keinen Gackt, keinen Tetsu, keinen Ren oder sonst irgendwen, sondern Masa. Einfach, weil er eine... faszinierende Art an sich hatte. Mit ihm zu reden fiel mir manchmal richtig leicht... „Haido-chan?“ Ich zuckte leicht zusammen, als ich so brutal aus meinen Gedanken gerissen wurde. Okay, was hieß da 'brutal'? Gackt hatte mir nur ein 'Haido-chan' ins Ohr geflüstert.. aber trotzdem! „Hai..?“, fragte ich leise und sah zu dem Blonden auf. Er lächelte, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte. „An was hast du eben gedacht?“, wollte er wissen. Ich stockte einen Moment. Gut.. eins sollte ich mir vielleicht für die Zukunft merken: Es war nicht gut, so weit mit seinen Gedanken abzuschweifen, wenn Gackt im Raum war und vielleicht.. so.. eventuell mit mir reden könnte... „A-Anou...“ Ich runzelte die Stirn. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Dass ich darüber nachgedacht hatte, was für... seltsame Fans wir hatten? Ich grinste. „Uhm.. darüber, wie du dich als Auftragskiller machen würdest..“, antwortete ich und nickte, was ihn nur verwirrt gucken ließ. „Hai. Guck nicht so, das war mein ernst. Wusstest du etwa nicht, dass viele unserer Fans dich als bösen, kalten, arroganten Auftragskiller – manchmal sogar gleichzeitig Vampir – sehen und du mich – einen kleinen, mickrigen, dreckigen, erbärmlichen Stricher – mit zu dir nimmst und mich mehr als nur oft vergewaltigst, bis du dich irgendwann dann in mich verliebst?“ Gackts Blick wurde richtig ungläubig. „Nani?“ Ich lachte leise, schmiegte mich mehr an den schlanken Körper neben mir. „Hai, ist so. Die Fantasie unserer Fans ist wirklich... beneidenswert...“, murmelte ich und schloss die Augen wieder. „Haido.. das ist nicht dein Ernst, oder?“ Ich nickte. „Doch.. und wenn du mir nicht glaubst, geh ins Internet und gib das Wörtchen.. anou... Fanfictions und unsere Namen in einer Suchmaschine ein. Du wirst überrascht sein.“ Gackt seufzte schwer, strich mir dann wieder durch die Haare. „Will ich wissen, was für einen Unsinn du noch tust, wenn ich nicht da bin und dir langweilig ist?“, fragte er, was mich die Stirn runzeln ließ. „Ehm.. nein. Nein, das willst du nicht. Aber sollte ICH mal nicht da sein und DIR ist langweilig... ich empfehle dir.. lies sowas, ist interessant. Du arroganter Bastard!“ Nun kicherte ich leise. „Arroganter... Bastard? Kami-sama... für was HALTEN mich meine Fans?“ „Das willst du auch nicht wissen, Ga-chan..“ „Doch...“ „Nein. Und selbst wenn.. sie denken sich doch diesen Unsinn nur aus, weil sie sich wünschen, dass wir zusammenkommen und alles...“ „Na toll.. und was denken sie sich dann aus, wenn sie wissen, dass wir schon zusammen SIND?“ „Das... will ICH nicht wissen!“, sagte ich sofort und schielte zu Gackt hoch, welcher nun breit grinste. „Hmm.. natürlich.. wer weiß, was sie dir sonst noch antun? Ich meine.. ich kann damit leben, zum Vampir und Auftragskiller gemacht zu werden... Kannst du damit leben, dass deine Fans dich für einen Stricher halten?“ Ich weitete die Augen und noch bevor Gackt hätte Vanilla sagen könne, saß ich auf seinen Hüften und funkelte ihn von oben her böse an. „Pass lieber auf, was du sagst, Camui Gackt!“, fauchte ich und verengte meine Augen zu Schlitzen. „Du weißt doch sicher, dass so kleine Stricher auch so einiges können, oder?“ Ohne, dass ich etwas dagegen machen konnte, wurde Gackts Grinsen richtig mies und hinterhältig. Hatte er vielleicht.. etwas vor und ich war gerade dabei, darauf hereinzufallen? Wenn ja, dann hasste ich mich für meine Dummheit. „Ach Haido-chan... du bist kein kleiner Stricher. Und selbst wenn.. dann wärst du MEIN kleiner Stricher, der mit niemand anderem schlafen wird, darf und KANN, weil ich ihn an mein Bett kette und immer wieder ganz sanft lieben werde. Ich meine... eine Vergewaltigung ist langweilig...“ „Schon ausprobiert?“, kam es sofort von mir, ehe ich mir auch schon auf die Unterlippe biss. Ich hatte das nicht sagen wollen. Aber... Gackt hatte gerade auch etwas Falsches gesagt... etwas, das weh tat. Auch, wenn er es nicht wusste, wenn er es nicht wissen KONNTE... „Nein... sollte ich etwa..?“, wollte er wissen und zog eine Augenbraue hoch, ehe seine Hände über meine Oberschenkel glitten. „Nein.. ich denke nicht..“, murmelte ich nur und schüttelte den Kopf, ließ mich dann nach vorne sinken und lag somit auf Gackt, welcher seine Arme wieder um mich schloss. „Alles in Ordnung?“, kam seine leise Frage. Ich nickte schwach. „Sicher..?“ Wieder ein Nicken meinerseits. „Du.. bist kein Stricher, Haido-chan. Also.. natürlich bist du keiner, das weißt du.. und ich sehe dich sicher auch nicht als einen und wenn ich mich eben falsch ausgedrückt habe, dann tut es mir Leid, aber-...“ „Sei ruhig!“, wisperte ich und hauchte dem anderen einen Kuss auf den Hals. „Ich weiß doch, was ich für dich bin. Entschuldige dich doch nicht für Sachen, die du nicht einmal ernst gemeint hast. Ich weiß es...“ Gackt seufzte leise, drückte mich etwas mehr an sich. „Dann weißt du auch, dass ich dich liebe..?“, fragte er leise. Ich lächelte matt, nickte erneut. „Und... dass du der wichtigste Mensch in meinem Leben bist..?“ Nun verkrampfte sich alles in mir, bevor ich wieder zaghaft nickte. Das passierte schon automatisch. Ich wusste es ja und genau das war es, was mich so verletzte. Ich wusste, dass ich ihm so unglaublich viel bedeutete, aber... „Und... dass ich alles für dich tun würde? Dass ich... alles für dich aufgeben würde und sogar mit der Musik aufhören würde, würdest du es von mir verlangen? Dass mein... komplettes Leben nur noch dir gilt? Dass DU mein Leben BIST? Dass ich ohne dich nicht mehr kann und dass... meine größte Angst es ist, dich zu verletzen und zu verlieren?“ Ich schluckte schwer, doch vergebens – der dicke Kloß in meinem Hals blieb. Hätte Gackt gewusst, was jedes Wort von ihm gerade in mir auslöste, hätte er sich jetzt sicher wieder entschuldigt. Doch das sollte er nicht. Es sollte ihm nicht Leid tun.. ganz und gar nicht. Er konnte doch nichts dafür... dass ich einfach mal sein Herz gestohlen hatte und es nicht mehr hergab. Nein, das war nur meine Schuld. „Du.. weinst ja...“, flüsterte er, während er mich etwas höher zog und mir sanft die Tränen von den Wangen küsste. „Gomen nasai...“ Das war alles, was ich sagen konnte, bevor ich laut aufschluchzte und eine meiner Hände in sein Hemd krallte. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, nicht mehr vor ihm zu weinen. Wieso? Weil er sich immer nur unnötig Sorgen machte. Und das wollte ich einfach nicht. Er konnte doch nichts dafür. Er.. war doch nur er selbst... „Was.. ist mit dir?“, fragte Gackt vorsichtig, bevor er meinen Kopf mit beiden Händen festhielt und ich langsam die Augen öffnete. Okay.. nächstes Problem: Was sollte ich ihm jetzt sagen? Die Wahrheit? Auf keinen Fall! Obwohl.. vielleicht sollte ich sie einfach.. anders ausdrücken? Positiver..? Hai, das war wohl das Beste. „Ich...“, begann ich, doch sofort biss ich mir wieder auf die Unterlippe und schüttelte schwach den Kopf. „Es ist nur... Du... Ich... Wir.. Das...“ Ich seufzte frustriert. So schwer konnte das doch wohl nicht sein! „Shhht... lass dir Zeit...“, wisperte er und hauchte mir einen zaghaften Kuss auf die Lippen. Diesmal nickte ich wieder, bevor ich seine Hände von meinem Gesicht löste und meinen Kopf in seine Halsbeuge legte. So war es einfacher.. So musste ich ihm nicht direkt ins Gesicht sehen, in seine Augen... „Ich... bin einfach nur froh, dass du wieder.. bei mir bist... und... es bedeutet mir immer so.. unglaublich viel, wenn du.. so etwas sagst. Ich... kann nur nie etwas darauf erwidern, da ich einfach nicht weiß, was... Gomen nasai....“, flüsterte ich und seufzte leise, schmiegte mich noch einmal mehr an den anderen. „Du brauchst dich nicht entschuldigen, Haido-chan... und du musst auch nichts darauf erwidern. Ich... sage es dir nur immer wieder gern, damit du.. auch ja nicht vergisst, wie ernst mir das mit dir ist und.. was ich für dich empfinde. Ich erwarte nicht, dass du etwas dazu sagst. Es reicht mir schon, wenn du einfach nur bei mir bleibst...“ Das war wieder typisch Gackt. Wirklich. Es war egal, für was ich mich entschuldigen wollte, es kam ein 'Du musst dich nicht entschuldigen' zurück. Auch, wenn das vielleicht dumm klang.. über sowas konnte ich mich manchmal richtig aufregen. Wenn ich regelmäßig bei Gackt gewesen war und dann zu Tetsu oder jemand anderem ging und der sagte, ich müsse mich nicht dafür entschuldigen, dass ich zu spät kam, musste er danach mindestens zwanzig Minuten lang mein Geschrei ertragen. Das war.. nicht schön. Aber gut.. es gehörte mittlerweile dazu und Tetsu, Ken und Yuki hatten sich dann sogar angewöhnt, mich alleine in einem Raum zu lassen (ich bemerkte das in dem Moment nicht einmal) oder aber mir den Mund zuzuhalten. Zugegeben.. ich kam mir danach immer ziemlich verarscht vor.. aber na ja... was sollte ich machen? Gackt machte mich mit seinem 'Es gibt nichts, wofür du dich jemals bei mir entschuldigen müsstest'-Getue einfach fertig, war doch klar, dass ich irgendwann durchdrehte. ...Oder..? Ich seufzte schwer, hob dann meinen Kopf wieder und sah den Blonden eine Weile lang schweigend an, ehe ich in sanft küsste. Ich musste auch gar nicht lange warten, da spürte ich die leichte Erwiderung und lächelte. Wieder glitten die Hände Gackts unter mein Shirt – wobei sie diesmal aber angenehm warm waren – und strichen über meine Haut, hinterließen eine leichte Gänsehaut. Ich erschauderte leicht, löste mich dann von dem anderen und hauchte ihm noch ein paar kleine Küsse auf die Lippen, bevor ich mich wieder aufrichtete. „Wie lange haben wir noch, Ga-chan..?“, wollte ich wissen und legte den Kopf schief, während er murrte und sich ein wenig streckte, dann auf seine Uhr sah und das Gesicht verzog. „Eine halbe Stunde, dann sollten wir los...“, brummelte er und sah mich wieder mit seinem Dackelblick an. Ich wusste, was er diesmal bedeuten sollte. Ausgesprochen wäre es wohl ein 'Ach Haido-chan, wenn du bei mir bist, vergeht die Zeit immer so wahnsinnig schnell und jetzt muss ich gleich wieder los, dabei würde ich viel lieber bei dir bleiben...' oder so etwas in der Art. Ich wagte zu behaupten, dass ich Gackt mittlerweile gut genug kannte, sodass ich wusste, was er mir mit seinen Blicken sagen wollte... Ich grinste schwach, streichelte Gackt etwas über die Wange. „Du glaubst doch nicht im ernst, dass du mich heute noch los wirst, oder?“, fragte ich, woraufhin er sich sofort aufsetzte. „Du kommst mit?“ Ich nickte. „Natürlich. Ich habe jetzt mehr als zwölf Wochen auf dich verzichten müssen, denkst du da wirklich, ich würde jetzt einfach nach Hause gehen? Megumi ist heute Nacht sowieso bei Yoko und... na ja... wenn ich darf, würde ich nach dem Konzert sogar mit euch was trinken gehen und... was der Abend sonst noch so bringt... das kann ich jetzt leider leider noch nicht sagen...“, mit diesen Worten leckte ich mir langsam über die Lippen. Ich wusste, was es bei Gackt bewirkte und ich behielt wieder einmal Recht. Der Blonde zog mich an sich, küsste mich kurz und strahlte mich dann förmlich an, ehe auch er grinste. „Das ist.. schön...“, hauchte er. Ich nickte. „Hmhm... und es wird vielleicht noch schöner... je nach dem, wie es dir später geht~“ Auf meine Worte hin, sah ich nur, wie Gackts Augen anfingen zu funkeln. Okay.. jetzt erwartete er etwas von mir. Das war.. nicht gut. Ich konnte meine Klappe aber auch nicht halten. Kami-sama... Na gut.. wenigstens konnte ich mich später damit raus reden, dass er gar nicht so fit aussah und er sich nicht überanstrengen sollte. Denn wenn ich ehrlich sein sollte.. auch, wenn ich ihn vermisst hatte und ich seine Nähe im Augenblick genoss.. ich wollte heute weder MIT noch BEI ihm schlafen. Aber wenn ich ihm das sagte, würde er mich enttäuscht ansehen, mich anbetteln, wenigstens bei ihm zu übernachten und ich – so doof, wie ich nun mal war – würde mich dann spätestens nach diesem dämlichen Dackelblick von ihm geschlagen geben. Wieder zuckte ich leicht zusammen, als ich Gackt meinen Namen sagen hörte. „Ha?“ Ich blinzelte ihn verwirrt an, woraufhin er sich nur aufsetzte, mir einen Kuss auf die Nasenspitze hauchte und mich anlächelte. „Du bist heute nicht wirklich da, hm?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. Nein.. so ganz da war ich heute ganz bestimmt nicht. Aber das war eigentlich nicht nur heute so. Schon bevor Gackt auf Tour gegangen war, hatte das angefangen, dieses ständige über-alles-und-jeden-Nachdenken. Ich konnte es nicht abschalten, egal, was ich versuchte. Es nervte mich ja selber, aber wenn andere mich ständig darauf ansprachen, war es mir erst recht unangenehm. „Und.. über was zerbrichst du dir ständig dein hübsches Köpfchen? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst...“, murmelte der Blonde und seufzte schwer. Ich legte den Kopf schief, lächelte dann aber. „Hai, weiß ich...“, erwiderte ich sofort und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Demo.. es ist nichts von Bedeutung. Ich hab momentan eben viel im Kopf und denk viel zu viel über allen Unsinn nach, also mach dir keine Sorgen, hai? Wenn etwas mit mir wäre, würde ich es dir schon sagen...“ Daraufhin nickte er leicht, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich nochmals kurz. „Wir sollten los... sonst komme ich wieder als letztes in der Garderobe an und die Jungs knallen mir ein paar schöne Sprüche an den Kopf, du kennst das ja...“ Ich nickte, stand dann auf und suchte meine Jacke, zog mir diese an und richtete meine Haare wieder, warf dann einen prüfenden Blick in den kleinen Spiegel neben dem Schrank. „Du siehst toll aus und nun komm~“, murrte Gackt und wollte mich weiter ziehen, woraufhin ich ihn aber erst einmal ein wenig planlos ansah und dann breit grinste. „Ehm..“ Ich räusperte mich leicht, ging dann aber nach dem Blonden aus dem Zimmer und sah ihn an. „Erstens.. ich stehe EIN EINZIGES MAL vorm Spiegel und du lässt mir keine Zeit, das merk ich mir, Ga-chan. Und zweitens.. ich bin noch lange nicht soweit...“ Nun war es Gackt, der mich verwirrt musterte. „Noch.. nicht so weit? Wieso läufst du dann-... BAKA! Du weißt, wie ich das meinte!“ Ich lachte leise auf, stupste dem anderen kurz in die Seite und schüttelte leicht den Kopf. „Ich würde sagen... du hast gerade nur das Eine im Kopf, huh?“, murmelte ich, lächelte unschuldig. „Hai, sicher, Haido-chan.. du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue, wenn du mal wieder kommst und dabei meinen Namen schreist...“ Itai! Das war böse gewesen. Ich hätte meinen Mund halten sollen, denn auf seine Worte hin konnte ich nicht anders, als die Farbe einer überreifen Tomate anzunehmen. „Gleichstand, hm?“, fragte Gackt, zündete sich dann aber nur grinsend eine Zigarette an und ging weiter. Ich murrte leise, lief dem anderen aber schweigend hinterher. Also bitte.. was konnte ich denn dafür, wenn ich auf sowas gleich wieder ansprang? Wenn ich selbst solche Andeutungen und Späße machte, blieb ich cool, aber sowas von anderen zu hören? Wenn ich mit Gackt und seinen Jungs unterwegs war, lief ich eigentlich ständig nur mit hochrotem Kopf herum. Ren hatte nämlich IMMER irgendwelche perversen Sprüche auf Lager und selbst wenn ich die mal überhörte, dann bezog Gackt mich in seine Antworten ein und das endete dann in einer richtig peinlichen Situation. Also hatte ich mir schnell angewöhnt, selbst solche dummen Kommentare von mir zu geben, wenn einer davon anfing – es war das Beste so... Ein leises Seufzen entkam meinen Lippen, während ich mich leicht streckte und dann auch schon gegen etwas prallte - beziehungsweise... gegen jemanden – und unsanft auf dem Boden landete. Ich blinzelte ein paar Mal, sah dann zu Gackt hoch, welcher mich wieder nur amüsiert angrinste. „Was ist?“, murrte ich ungehalten, was sein Grinsen nur noch breiter werden ließ, bevor er mich zu sich hochzog. „Hey.. ich habe dich gerade davor bewahrt, gegen die Tür zu laufen. Was kann ich denn dafür, wenn du mir mal wieder nicht zuhörst und ganz wo anders bist, hm? Mein kleiner Tollpatsch...“ Das letzte hauchte er nur, ehe ich seine Lippen auf meiner Stirn spürte. Okay.. langsam wurde es unheimlich. Jetzt waren wir also schon beim Hintereingang angekommen, Gackt hatte mir die Hintertür aufgehalten und ich bekam es nicht mit? Was war das denn? War ich momentan wirklich SO in Gedanken? Das war nicht mehr normal. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen. Obwohl.. war wohl besser, wenn ich das nicht tat. Hn... vielleicht sollte ich aber mal mit jemandem reden. Hai, das klang toll.. demo.. mit WEM denn? Gackt? Sicher nicht – vorher würde ich mich umbringen. Tetsu? Schlechte Idee.. GANZ schlechte Idee. Ich wusste, dass er mir nicht den Kopf abreißen würde, aber trotzdem! Er würde mich zumindest mit seiner Standpauke schrumpfen lassen, wenn ich ihm wirklich ALLES erzählte. Kami-sama.. nein, Tetsu fiel auch weg. Mit Ken KONNTE ich nicht reden – immerhin betraf es auch Gackt und er konnte ihn ja nicht leiden – und mit Yuki auch nicht wirklich. Er würde mir sicher nicht helfen können. Gut, wer blieb noch? Ren. Gestrichen, der Bassist, würde mich wahrscheinlich wirklich einen Kopf kürzer machen. You? Ich bezweifelte, dass er DANN noch gut auf mich zu sprechen wäre. Masa? Niemals. Chacha? Ich vertraute ihm nicht wirklich. Toshi? Ich kannte ihn kaum. Sugoi. Das kleine Haido-chan stand alleine da. Schönes Gefühl, wirklich. Ich seufzte frustriert, hörte dann aber ein Räuspern und musste feststellen, dass ich schon wieder alles um mich herum vergessen und mich auch keinen Millimeter bewegt hatte. Es wurde immer besser... „Gomen nasai...“, nuschelte ich, ging dann durch die Tür und machte mich auf den Weg zu Gackts Garderobe. Ich wusste wo sie war, schließlich kannte ich mich hier aus. Außerdem hatte Gackt eine Hand auf meine Schulter gelegt und schob mich leicht vorwärts. (Wahrscheinlich hatte er Angst, ich würde sonst wieder gedankenverloren durch die Gegend rennen...) Als ich die Tür zu der Garderobe öffnete, sprang mir sofort etwas Rothaariges in die Arme und klammerte sich an mich. „Ehm... Hi, Ren.. wirklich lange nicht gesehen...“, meinte ich leise und drückte den Größeren etwas an mich, merkte dann aber, wie er an meinem Hals schnupperte. Ich zog eine Augenbraue hoch, fing dann aber an zu kichern. Ich war nun mal am Hals empfindlich, was sollte ich machen? „Reeeen~ was soll das?“, fragte ich und biss mir leicht auf die Unterlippe um nicht lauthals loszulachen. „Du riechst ja gar nicht nach Sex...“, stellte der Bassist fest. Ich blinzelte ein paar mal, drückte ihn dann von mir und legte fragend den Kopf schief. Doch Ren murrte nur leise, ging zu Gackt und drückte seine Nase an dessen Hals. „Du riechst auch nicht nach Sex. Aber auch nicht wie frisch geduscht. Sagt bloß, ihr habt nur ein bisschen gekuschelt..?“, fragte der Rotschopf und stemmte die Hände in die Hüfte. Ich sah zu Gackt, welcher nur mit den Schultern zuckte. „Eto...“, begann ich, doch schon wurde ich von dem Bassisten unterbrochen. „Also BITTE! Da heult uns dieser Kerl hier wochenlang damit voll, wie sehr er dich vermisst, ZWINGT uns dazu, ihn jeden Abend zu beschäftigen, damit er nicht alleine ist und dich fünfhundert mal am Tag anruft und DANN ist er endlich wieder bei dir und er nutzt die Gelegenheit nicht, sondern kuschelt nur ein bisschen mit dir?? Und, hat er dir dafür ein Ohr abgekaut, wie sehr er dich liebt? Wenn nicht, ich kenne dieses Gesülze nämlich langsam in- und auswendig und kann dir gerne alles sagen – sogar in der gleichen Tonlage! Du glaubst gar nicht, wie ich dich manchmal dafür gehasst habe, dass du 'Haido' heißt. Du bist toll, keine Frage, aber irgendwann geht einem dein Name auf den Keks!“ Ich hatte meinen Kopf wieder schief gelegt, brauchte erst mal einen Moment um zu verstehen, was Ren da soeben gesagt hatte. Das Wichtigste zusammengefasst: Gackt hatte mich so sehr vermisst, dass er die anderen ständig mit mir zugetextet hatte und sie damit beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte? Wow. Hörte sich toll an. Und ich bekam es wieder an den Kopf geknallt, na herzlichen Dank auch. Sollten sie sich da nicht eher bei ihrem Freund beschweren? Schließlich hatte Gackt rumgeheult und nicht ich! Aber nein, natürlich nicht. Ich war ja die Ursache, also hatte ich es verdient, dass man mir an den Kopf warf, mein Name würde einen nerven. Was konnte ich bitte dafür, dass ich so hieß und mich Gackt auch so nannte? Ich bezweifelte nicht, dass es die anderen noch mehr genervt hätte, würde er mich “Schatzihasi“ oder irgendwie so nennen. Kami-sama... Ich schüttelte ungläubig den Kopf, wollte gerade zur Antwort ansetzen, da ging die Tür auf und Masa betrat die Garderobe, sah erst mich, dann Gackt und anschließend Ren an. „Was.. ist denn hier los?“, fragte er und schloss die Tür wieder. „Stress?“ Gleichzeitig schüttelten wir drei den Kopf, obwohl ich kurz davor gewesen war, zu nicken. Eine fein geschwungene Augenbraue Masas wanderte in die Höhe. Klar, was er wollte – eine Erklärung. So, wie ich und Gackt auch. „Sie haben es NICHT miteinander getrieben!“, meinte Ren und schob die Unterlippe vor, verschränkte die Arme vor seiner Brust. Nun breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht des schwarzhaarigen Gitarristen aus. „Hab ich doch gesagt...“, gab er mit einem Schulterzucken zurück. „Hai, hast du! Und genau DAS ist es doch, was mich so stört! Ich dachte, Gacchan würde ihn sofort vernaschen, aber nein~ sie haben nur gekuschelt...“ Ich sah Ren einen Moment lang verwirrt an, ehe sich aber mein Hirn mal wieder einschaltete und ich seufzte – TIEF seufzte. „Ihr wollt mir aber nicht erzählen, dass ihr euch tatsächlich darüber unterhalten habt, ob ich heute mit Ga-chan schlafe oder nicht, oder?“, fragte ich vorsichtig (wohl eher in der Hoffnung, ich läge falsch.) Doch sofort nickte Ren. „Natürlich haben wir das! Wir haben GEWETTET. Und Masa meinte, dass du Gacchan heute auf keinen Fall vor dem Konzert ran lässt, weil du nicht willst, dass er zusammenbricht. Und wenn du mir jetzt sagst, dass er DAMIT auch noch recht hat, erwarte ich, dass du vor mir auf die Knie fällst und mich bemitleidest, weil das Leben so ungerecht zu mir ist...“, sagte er und und grinste übertrieben breit. „Ehm... tut mir ja Leid, demo-...“ „Was geht euch bitte unser Sexleben an?“, unterbrach mich Gackt und musterte die beiden finster. „Auch noch zu wetten, wann ich mit Haido schlafe, das ist nicht sehr... nett..“ Masa zuckte wieder nur mit den Schultern. „Es ist auch nicht nett, vor seinen Freunden ständig damit anzugeben, was für einen guten Sex man mit Haido hat, wenn man doch nie in den Genuss davon kommen wird...“, erwiderte er gelassen und ließ sich auf das Sofa fallen, auf das ich mittlerweile gesunken war. Ich konnte nicht verhindern, dass ich sofort meinen Blick senkte und errötete. „Ach.. eifersüchtig..?“, wollte Gackt spitz wissen und setzte sich auf meine andere Seite, zog mich demonstrativ an sich. Dann aber schlang Masa ebenfalls einen Arm um meine Taille und zog mich etwas zurück zu ihm. „Natürlich. Bei so einem sexy Kerl...“, murmelte er, woraufhin Gackt ihn fast schon anfauchte und seinen Arm von mir löste, mich dann auf seinen Schoß verfrachtete und mir einen Kuss auf die Lippen hauchte. Ich konnte nicht sagen, wie ich mich in dem Moment fühlte. Wohl wie ein Gegenstand, um den sich zwei Menschen stritten und der nicht selbst entscheiden durfte, wohin er wollte. Und genau deswegen war ich Ren auch unglaublich dankbar, als er sich zwischen Masa und Gackt setzte, mich einmal mitleidig ansah, ehe er sowohl dem Gitarristen, als auch dem blonden Etwas, auf dem ich saß eine Kopfnuss verpasste. Ich nickte kurz dankbar, erntete nur ein Lächeln und seufzte leise. „Hättest du mich reden lassen, hättest du die jetzt nicht kassiert...“, murmelte ich in Gackts Ohr, welcher daraufhin nur leise murrte. „Du reagierst viel zu empfindlich, wenn es um sowas geht, Gacchan...“, meinte Ren und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, sah den Vocal fast schon vorwurfsvoll an. „Aber egal... so bist du nun mal...“ Bevor Gackt auch nur auf diese Äußerung reagieren konnte – und das hätte er mit Sicherheit getan -, räusperte ich mich. „Ren-chan? Anou... mir ist gerade nach einer Zigarette, du hast nicht zufällig eine für mich, oder?“, fragte ich schnell, woraufhin mich der Rotschopf erst nur verwirrt ansah, ehe er aber nickte, aufstand und in seiner Jackentasche nach der Schachtel kramte, dann bedeutete er mir mit einem Handzeichen, dass ihm im folgen sollte. Schnell hauchte ich Gackt noch einen Kuss auf die Stirn, ignorierte dabei seinen seltsamen Blick und ging mit Ren nach draußen, atmete dort erst einmal tief durch. „Arigatô...“, murmelte ich, als der Bassist mir eine Zigarette hinhielt und sie mir anschließend anzündete. Ich nahm einen tiefen Zug, lehnte mich dann an die Wand hinter mir. „Das wäre beinahe schief gegangen, huh?“, fragte Ren auf einmal, woraufhin ich zaghaft nickte. „Hai... ihr hättet euch noch schön vor dem Auftritt gestritten. Mal ehrlich, das könnt ihr nicht gebrauchen. Ihr müsst auf der Bühne perfekt miteinander harmonieren, aber das sollte ich dir nicht sagen müssen...“ Ich sah Ren fast schon vorwurfsvoll an. „Hey! Jetzt tu nicht so, als wären nur WIR daran Schuld. Gacchan wäre Masa gerade am liebsten an die Gurgel und das nur, weil der ein bisschen Spaß gemacht hat. Wenn es um dich geht.. wird er leicht zum Tyrann...“ „Jetzt übertreibst du aber. Er ist besitzergreifend, ja und er reagiert ab und zu mal ein wenig empfindlich, wenn es um mich geht, aber-...“ „EIN WENIG EMPFINDLICH??“ Ich zuckte zusammen, sah Ren mit großen Fragezeichen in den Augen an. „Kami-sama, Hyde, du hast ja keine Ahnung...“, nuschelte der Größere und zog nun seinerseits an seiner Zigarette. „Wenn es um dich geht, ist Gaku manchmal.. einfach.. grausam! Und das mein ich ernst. Sicher, er zeigt Verständnis und ist nicht wirklich eifersüchtig, aber... es gibt Situationen, in denen ist er kurz davor, durchzudrehen. Kein schönes Bild, wirklich. Und.. ich will dir auch nicht die Schuld daran geben, immerhin sagst du ihm ja nicht, dass er sich so aufführen soll, als wärst du das einzige in seinem Leben.. aber.. vielleicht solltest du mal mit ihm darüber reden. Während der Tour war er einmal kurz davor, Masa eine reinzuhauen und DAS hat er wirklich noch nie gebracht. Ich weiß auch nicht, warum... die beiden waren alleine und als You und ich dazu gestoßen sind, mussten wir die beiden erst einmal auseinander zerren. Ich hab Masa gefragt, was los war, aber er hat nur den Kopf geschüttelt. Na ja... ich schätze nur eben, dass es etwas mit dir zutun hatte. Ich meine.. was sollte Gacchan sonst gleich auf 180 bringen?“ Ich runzelte die Stirn, nahm einen weiteren Zug von meiner Zigarette und seufzte. „Das ist doch Unsinn...“, murmelte ich. „Wieso sollte sich Ga-chan fast mit Masa prügeln? Ich meine... wieso soll ich der Grund dafür sein? Das ergibt keinen Sinn, Ren. Und ich denke.. Ga-chan hätte mit mir geredet, wenn etwas wäre...“ „Hm.. mag sein...“, meinte der Rotschopf, klopfte mir dann auf die Schulter. „Na ja.. es geht mich ja auch nichts an...“ Damit schmissen wir beide unsere Zigarette fast gleichzeitig auf den Boden und traten sie aus, verschwanden dann wieder drinnen und gingen zur Garderobe, in der mittlerweile auch Toshi und You eingetroffen waren. Ich begrüßte die beiden, setzte mich dann auf die Lehne des Sofas und sah Gackt an, als dieser einen Arm um meine Taille schlang. „Alles okay?“, fragte er und schon wieder hörte ich diese Besorgnis in seiner Stimme. Ich nickte, lächelte und fuhr ihm kurz durch die Haare. „Hai.. alles in Ordnung... demo.. vielleicht sollte ich doch wieder gehen, hm? Ich meine... ihr müsst euch auf euren Auftritt vorbereiten und die Stylisten kommen sicher auch gleich. Ich sehe mir das Konzert an und uhm.. komm danach wieder her, hai? Ihr solltet die letzten Minuten unter euch sein und wirklich, ich will nicht stören...“ Ich nickte, stand auf, doch Gackt hielt mich zurück. „Anou... du musst nicht gehen, wenn du nicht willst. Du.. störst uns nicht..“, sagte er und lächelte hoffnungsvoll. „Nein, aber er wird dich ablenken, also ist es besser, er geht...“, mischte sich Masa ein und löste Gackts Hand von meinem Arm. Ich sah den Schwarzhaarigen einen Moment lang an, senkte dann aber den Kopf und biss mir leicht auf die Unterlippe. „Er hat recht. Also bis später und.. viel Spaß...“ Mit diesen Worten verließ ich die Garderobe, schloss die Tür und seufzte einmal tief. Irgendwie.. hatte das gerade richtig weh getan. Dieser gleichgültige Ton, mit dem Masa diese Worte ausgesprochen hatte. Ich wusste, dass er mir nicht weh tun wollte und er hatte ja auch Recht mit dem, was er gesagt hatte.. wäre ich geblieben, hätte ich Gackt abgelenkt.. und trotzdem... trotzdem war es nicht schön gewesen, das zu hören. Ich schob diese Gedanken beiseite und machte mich auf den Weg zur Halle. Ein paar Jungs der Crew begrüßten mich hin und wieder, achteten aber auch nicht weiter auf mich, schließlich waren sie jetzt – kurz vor Konzertbeginn – einfach nur im Stress. Als ich in der Halle ankam (ich hatte mich natürlich vor die Absperrung gewagt), hörte ich auch schon jede Menge Stimmen. Die Halle war schon voll und whow... wie ungeduldig die Fans waren. Sie schrien sogar schon los, wenn jemand von der Crew über die Bühne huschte. Ich musste leicht grinsen. Sonst sah ich die Fans immer nur während einem Konzert und das von der Bühne aus, wenn sie meinen Namen schrien... und heute war ich eigentlich selbst so ein verrückter Fan. Okay, ich würde gleich sicher nicht rumschreien, wie sonst was, ein 'motto' kreischen, wenn Gackt Wasser ins Publikum spritzen würde UND ich würde auch nicht mit Gackts Katzen 'mittanzen'. Also.. dieses Arme-auf-diese-Seite-und-dann-auf-die-andere-und-awww-sind-wir-alle-glücklich und dabei strahlen. Auch wenn ich Gackts Musik mochte und ich schon zugeben musste, dass er in gewissen Dingen so etwas wie ein Vorbild für mich war.. DAS würde ich mir nicht geben. Nachher würde er sich noch lustig darüber machen. Außerdem.. wenn ich schon die Fans im Nacken hatte, hatte ich eher Angst, dass sie mich überrannten, wenn Ga-chan von der Bühne sprang, was er ja bei JEDEM Konzert tat. Kami-sama... Jetzt musste ich wohl einfach auf die Crew vertrauen und gleichzeitig hoffen, dass die Fans und vor allem die Kamera (immerhin wurde das Konzert aufgezeichnet) mich nicht sahen. DAS würde was geben. Ich sah schon die Schlagzeilen. “Hyde outet sich als Gackt-Fan!“ Und was da noch alles darunter stehen würde, DAS wollte ich erst recht nicht wissen! Wahrscheinlich ging dann wieder das Gerücht um, dass da mehr war als nur Freundschaft. Das konnte ich momentan nicht gebrauchen. Na ja.. vielleicht hatte ich ja Glück und man bemerkte mich wirklich nicht. Hey, da war meine Größe doch mal von Vorteil, oder..? Ich wurde (mal wieder) aus meinen Gedanken gerissen, als auf einmal die Musik begann und die Fans noch einmal lauter kreischten. Das wurde aber noch getoppt, als der schwarze Vorhang fiel und Gackt und die Jungs auf der Bühne erschienen. Anou.. da drängte sich eine Frage in mein Hirn: Waren die Fans am nächsten Tag nur heiser oder hatten sie gar keine Stimme mehr? Das war ja grausam. Wenn ich auf der Bühne stand, nahm ich das gar nicht mal so wahr, wie LAUT das alles war, aber hier..? Direkt vor diesen Leuten? Hn.. hoffentlich konnte ICH morgen noch gut HÖREN... Nachdem ich mir anfangs mal ein wenig die Ohren zugehalten hatte, sah ich hoch zur Bühne und hätte fast sofort angefangen zu schnurren. 'Cube'. Ich mochte dieses Lied ja sowieso schon, es hatte irgendetwas an sich. Aber dazu auch noch das Bühnenoutfit der Jungs.. Das war wirklich.. heiß. Jeder trug eine schwarze Lederhose – ich liebte diese Dinger sowieso an den anderen – und dazu ein sehr.. nun ja... stylishes schwarzes Oberteil. Ren zum Beispiel hatte ein ärmelloses hautenges Shirt an, das auf der einen Seite von unten herauf etwa bis zur Mitte aufgerissen war und somit NOCH mehr Haut zeigte. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich Rens Oberarme mochte? Auch, wenn man das nicht dachte, wenn er einen seiner heißgeliebten Schlabberpullover trug, aber er war wirklich durchtrainiert. Und wenn er Bass spielte, dann war das einfach nur.. sexy. In so einem Outfit konnte man nicht von 'niedlich' reden – auch, wenn er das ja eigentlich war... You hingegen war etwas zurückhaltender. Er trug zwar ein enges T-Shirt, jedoch waren nur ein oder zwei Löcher in diesem. Aber es passte zu ihm. Ich hätte mich gewundert, wenn er auf einmal da so aufkreuzte wie zum Beispiel Ren oder Masa. Apropos... Masas Klamotten waren auch sehr... scharf. Er hatte wie Ren ein ärmelloses hautenges Shirt an. Dieses aber war an manchen Stellen richtig zerfetzt und zeigte genau das Richtige. Seinen Bauchnabel zum Beispiel.. oder seine Schlüsselbeine und stellenweise eben seine Brust. Chacha war wie You etwas zugeknöpfter, hatte also in etwa das gleiche Oberteil an. Toshi konnte ich von hier nicht wirklich erkennen, aber ich schätze mal, dass er wohl so etwas trug, wie You und Chacha... Jetzt ließ ich meinen Blick endlich zu Gackt wandern und hätte beinahe aufgekeucht. Kami-sama... Mir reichte es ja schon, wenn er diese Lederhosen trug (was er ja fast immer tat) und ich hätte anfangen können, zu sabbern.. aber das hier? Sein Oberteil hatte wohl von allem am wenigsten Stoff verbraucht. Es war noch zerfetzter, als Masas und zeigte fast ALLES. Das.. das war ein Hauch von NICHTS. Gut, er trug zwar einen Mantel darüber – noch -, aber.. man sah schon jetzt ständig seine Schulter, da er etwas herunter gerutscht war. Ich schluckte schwer, versuchte dann, mich auf Gackts Gesicht zu konzentrieren. Das half auch nicht gerade dabei. Sein Blick war so... unbeschreiblich. Man konnte einfach nur anfangen zu schnurren. Doch das wollte ich nicht zulassen. Das wäre mir dann doch ein wenig peinlich. Also bitte! (Ich ignorierte einfach mal die Tatsache, dass es kein anderer – Dank der Fans – hören würde..) Hatte ich gedacht, dass 'Cube' schon nichts mehr toppen konnte, wurde ich den darauf folgenden Liedern eines besseren belehrt. Anfangs war es ja noch recht harmlos gewesen, Gackt hatte ein paar Mal seine Hüften geschwungen (seit wann konnte er das so verdammt sexy?!), sich selbst angefasst, teilweise nur ins Mikrophon gewispert oder aber geröchelt oder gestöhnt, hatte hin und wieder auch ein bisschen rumgeschrien (selbst das gefiel mir und ich machte mir im Hinterkopf eine Notiz, dass ich ihn das nächste Mal vor dem Sex darum bat, genauso heiß zu schreien). Die Jungs waren ebenfalls ein wenig weiter nach vorne gekommen und hatten sich gegenseitig angeschnurrt oder aber den Rücken so weit durch gebogen, dass ich geglaubt hatte, dass man gleich ein leises Knacken hören würde und – vor allen – Ren dann auf der Bühne lag und vor lauter Schmerzen schrie. Alles in allem musste ich sagen, dass die Show unglaublich gut war und das, obwohl 'Vanilla' noch nicht einmal gespielt worden war. Ich fragte mich nur eins... wenn die Lieder so schon heiß waren, wie wollten sie das bei 'Vanilla' noch übertreffen? Nach der Pause wusste ich es. Nachdem sich die Jungs umgezogen hatten und für den zweiten Teil der Show auf die Bühne kamen, war mir schon bei Gackts Blick, den er mir zuwarf klar, dass ich nicht mehr lange auf 'Vanilla' warten musste. Trotzdem machte 'U+K' den Anfang. Jetzt wirkten die Jungs noch lockerer, alberten herum. Von den heißen Outfits von eben keine Spur mehr. Okay, sie sahen immer noch toll aus, doch hatten sie jetzt alle eine verwaschene Jeans an und ein lockeres Oberteil. Ren hatte mal wieder an einem seiner T-Shirts die Ärmel nach oben gekrempelt - damit man weiterhin seine Oberarme sah – und es mit ein paar Buttons 'verschönert'. You hatte ein Shirt mit langen Ärmeln an, die er ebenfalls hochgekrempelt hatte, Chacha hatte einen seiner seltsamen pinken Pullover an und Masa... ich legte ungewollt den Kopf schief. Er hatte ein schlichtes, enges, weißes Shirt an. Am Kragen war es etwas eingeschnitten, aber... was mich eigentlich störte: Wo war der Reißverschluss? Also.. normalerweise hatte Masas Oberteil doch immer einen Reißverschluss, damit Gackt seine Brust entblößte, oder irrte ich mich jetzt? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich durch den kleinen, niedlichen Rotschopf abgelenkt, der gerade auf der Bühne sein „Nyan!“ zum Besten gab. Awww~ das war toll. Zwischen diesen ganzen Katzen so ein kleiner Bassist, der sich benahm, wie ein Kind. Aber das war wohl das, was ich an Ren so mochte. Er war noch ein wenig... nun ja.. albern und nicht ständig so ernst. Er verstand es, andere zum Lachen zu bringen... Ich sah mir weiter das Treiben auf der Bühne an, bekam wieder mit, wie Masa eine der Katzen anschnurrte, Ren welche anrempelte und You verzweifelt ein Grinsen unterdrückte. Nun war wieder der Teil dran, in dem Gackt seine Fans springen ließ. Eine Welle. Irgendwie kindisch, aber trotzdem machte er dadurch seine Fans glücklich. Seltsam, oder? Während Gackt, der JOB, die Tänzer in Katzenkostümen und die Fans also in der Halle herum sprangen, achtete ich eher darauf, den Kameras auszuweichen. DIE hatte ich nämlich die ganze Zeit über vergessen. Kein Wunder, bei dem Anblick, oder? Jedenfalls war ich froh, als Gackt das Lied mit einem letzten Sprung beendete und dann 'Marmalade' begann. Wieder so ein 'Gute-Laune-Lied', bei dem man nicht still stehen konnte. Das sah man wieder an Ren und Masa. Und vor allem sah man, dass die Jungs Spaß an der Musik hatten, an der Performance. Bei solchen Liedern ließ Gackt ihnen nämlich im gewissen Rahmen ihre Freiheiten. Das nutzten sie natürlich auch aus und so dachte man eigentlich eher, dass die beiden im Vordergrund der ganzen Veranstaltung standen. Es machte mir nichts aus und ich bezweifelte, dass Ga-chans Fans etwas dagegen hatten. So weit, wie ich das mitbekommen hatte, mochten sie die Leute 'hinter' Gackt nämlich genauso sehr, wie ihn selbst (wobei er aber natürlich der Favorit blieb). Kaum war 'Marmalade' zu Ende, wurde es auch schon wieder dunkel und mir war sofort klar, welche Lieder jetzt kommen würden. Als ich wenig später die Gitarren hörte und Gackt im Dunkeln rumschrie, damit ihm seine Fans antworteten und richtig nach ihm verlangten, verdrehte ich nur die Augen. Ich mochte 'Mirror', ich mochte sämtliche Lieder, die Gackt hier spielte, aber.. ich mochte seine Fans nicht. Spätestens seit jetzt. Ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment taub werden... Aber schließlich wurde es wieder heller und Gackt, Masa und Chacha kamen mit ihrer Gitarre nach vorne, während You seinen Violinenpart etwas weiter hinten spielte und Ren... na ja.. der sprang einfach hier und da ein wenig rum, 'nyan'te zwischendurch. Gackt stand mittlerweile direkt vor mir auf der Bühne und sah zu mir herunter. Ich betete im Stillen, dass er seinen Blick wieder abwandte, einfach weiter sang und spielte. Das tat er auch – zumindest für ein paar Sekunden. Und dann geschah genau das, wovon ich gehofft hatte, dass es nicht passieren würde. Der Blonde sprang von der Bühne (was seine Fans wieder kreischen ließ) und landete direkt vor mir, grinste mich an. Sugoi. Wie sollte ich denn jetzt bitte noch unentdeckt bleiben, wenn die Kameras auf ihn gerichtet waren und er auch noch die letzten Schritte auf mich zu kam? M-Moment mal! Er kam auf mich zu? Ich weitete die Augen, wollte noch ein paar Schritte zurückgehen, da hörte er auf, Gitarre zu spielen und bedeutete mir mit einem Handzeichen, zu ihm zu kommen. Sofort schüttelte ich den Kopf, doch dieser Idiot ließ einfach nicht locker. Er machte mir noch einmal klar, dass ich auf ihn zukommen sollte. Wieder schüttelte ich den Kopf – diesmal noch energischer, aber auch das brachte nichts. Er verdrehte einmal die Augen, griff dann nach meiner Hand – ich war zu langsam gewesen, um sie wegzuziehen – und zog mich an sich heran. Ich formte ein 'Nein, du Idiot!' mit den Lippen, woraufhin sein Grinsen nur noch breiter wurde. Mehr geschah nicht. Zumindest.. vorerst. Er sang einfach weiter, hielt mich dabei fest und animierte seine Fans dabei weiter, lauter zu werden. Ich hatte eigentlich immer noch die Hoffnung, dass er nicht so recht wusste, was er mit mir anfangen sollte, weswegen er einfach nur meine Hand hielt, und als ich seinen Kuss auf die Wange spürte und die Fans so laut riefen, dass ich schon Angst hatte, die Halle würde zusammenbrechen, bekam ich damit meine Bestätigung. Ich atmete erleichtert auf, lächelte trotzdem leicht gequält und murrte, als der Jüngere mir noch einen Kuss auf die Wange drückte und damit die gleiche Reaktion wie vorhin auch schon auslöste. Dem würde ich nachher was erzählen! Hallo? Dieses Konzert wurde veröffentlicht und.. Kami-sama, was würden die anderen da draußen denken? Danach war ich so gut wie tot. Man denke nur an Megumi und... oh mein Gott.. wenn sie das sah, dann würde sie sofort an meiner Treue zu ihr zweifeln. Das.. war nicht gut. Gackt sagte mir immer, ich solle ihr JA keinen Grund zum Zweifeln liefern und was tat ER? Genau das. Also nicht, dass es mich jetzt groß störte... aber trotzdem hätte es nicht sein müssen. Das gab nur wieder Gerüchte, die weder er noch ich gebrauchen konnten. Na ja.. vielleicht nahm man ja auch eine andere Aufnahme von 'Mirror'... wer wusste das schon so genau? Hn... ich würde ihn nachher jedenfalls darauf ansprechen und keine billige Ausrede á la „Ich konnte einfach nicht widerstehen, du sahst so niedlich aus!“ gelten lassen! Also bitte, wer war ich denn? Ich seufzte leise, als Gackt meine Hand losließ und den kleinen 'Gang' entlang lief, während seine Fans sich nach vorne drückten um wenigstens einmal seinen Arm berühren zu können, ehe er aber auch schon wieder auf der Bühne stand und 'Mirror' wenig später beendete. Es folgte 'Another World', dann wechselte er seine Gitarre wieder beziehungsweise ließ sie sich abnehmen und sang 'Wasurenai kara'. Ich mochte dieses Lied. Und vor allem Gackts Bewegungen dazu. Irgendwie hatte ich manchmal den Eindruck, der Blonde hatte Halluzinationen auf der Bühne. Zumindest, wenn er irgendwie ins Leere starrte und dabei so.. nun ja.. nennen wir es mal.. seltsame Handbewegungen machte. Das tat er öfter... ich verstand ja, dass er seinen Worten, Liedern mit Gestiken noch mehr Ausdruck verleihen wollte, aber.. manche Bewegungen.. da riet ich Monate oder auch Jahre lang. Aber gut, es gehörte zu Gackt, also war es toll... Alles an Gackt war toll... Direkt nach 'Wasurenai kara' kam 'Kimi ga oikaketa yume'. Auch ein schönes Lied und WIEDER gab es etwas an der Performance, das ich liebte: Dieses Rumgehüpfe. Wie er dabei immer wieder ein Bein hob und den Arm in die Luft riss... Es war einfach genial... Nach diesem Lied, wusste ich sofort nach einem Blick, den mir der andere zugeworfen hatte, was kommen würde: 'Vanilla'. Da war ich aber mal gespannt. Als die Musik begann und sich die Jungs auf er Bühne erst nur im Rhythmus dazu bewegten und Gackt schließlich mit dem Gesang einsetzte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf leicht schief. Dann stapfte der Blonde auf Ren zu, drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und ging vor ihm in die Knie, damit sich der Rotschopf zu ihm herunter beugen konnte, während er sein Becken kreisen ließ. Schon alleine das reichte, um die Menge hinter mir richtig toben zu lassen. Fanservice eben... Was der so alles bewirkte. Ich wunderte mich trotzdem immer noch, wieso SO etwas bei den Leuten gut ankam, wenn die meisten gegenüber Schwulen so intolerant waren So gern ich mich jetzt auch weiter mit dieser Frage beschäftigt hätte, wurde ich nun doch dadurch abgelenkt, dass Gackt schon jetzt auf Masa zuging, ihm einen viel sagenden Blick zuwarf und sich hinter ihn stellte, einen Arm um ihn schlang und sich wieder zusammen mit ihm bewegte. Während Masa so aussah, als würde er jeden Moment anfangen zu schnurren (vielleicht tat er das schon..?), schob der Blonde eine Hand unter das weiße Shirt seines Gitarristen, presste sich dabei noch weiter an ihn und hauchte die letzte Textzeile nur in das Mikrophon, ehe er eine kleine Gesangspause einlegte und beide Hände über Masas Shirt wandern ließ und es dann mit einem Ruck aufriss. Das war ja aber noch nicht genug. Nein, jetzt ging Gackt um Masa herum, vergrub seine Hand in den schwarzen Haaren und zog Masa an diesen zu sich, leckte sich dabei über die Lippen und drückte den Gitarristen anschließend nach unten – nur, um wieder sein Becken gegen dessen Kopf drücken zu können. Und es ging ja noch weiter – obwohl mir das hier schon heiß genug war. Langsam ließ sich Masa zurücksinken, woraufhin Gackt es sich auf seinem Becken bequem machte und erst einmal in aller Ruhe auf ihm herum ritt. Obwohl ich diese Szene schon mehrmals gesehen hatte, bildete sich ein dicker Klos in meinem Hals, den ich nicht einfach mal herunterschlucken konnte. Ich biss mir fest auf die Unterlippe, bemerkte erst jetzt, dass ich meine Finger in meinen anderen Arm grub, schenkte dem aber keine weitere Beachtung. Das auf der Bühne war jetzt weitaus interessanter. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass Gackt aufstehen würde, wieder mit den anderen im Kreis rumhüpfte, doch sollte ich das Denken in nächster Zeit wohl besser ganz einstellen. Erst jetzt wurde meine Aufmerksamkeit nämlich auf das Oberteil des Sängers gelenkt, in dem Masa es ihm mit einem Ruck vom Körper riss. Das hier war nicht mehr Vanilla, das war eine halbe Pornoshow!! Masa halbnackt, Gackt halb nackt.. gab es jetzt auch noch den Sex? Oder wenigstens einen Kuss? ... Ich hätte das Denken wirklich einstellen sollen, denn gleich nach diesem Gedanken beugte sich Gackt über Masas Brust, leckte einmal über diese, bevor der Schwarzhaarige ihn näher zog und sich ihre Lippen trafen. Nicht für ein oder zwei Sekunden. Nein, für mindestens sieben oder acht!!! Also nicht, dass es mich jetzt störte, dass Gackt mir da vor laufender Kamera 'fremd ging', aber... Kami-sama! Zurückspulen und Standbild, bitte!! Gackt hatte sich ganz harmlos von Ren anschnurren lassen und zog dann seine übliche Show mit Masa ab, ja? Mit ein 'paar kleinen Veränderungen'? Gott, das war... ich wusste nicht, was das war! Dass die beiden da mitten auf der Bühne rumknutschen würden, hätte ich sicher NIE IM LEBEN gedacht. Ihre Andeutungen hin und wieder mal, okay... aber das? Ich wusste nicht, was ich dachte, was ich fühlen sollte. Ob ich lachen oder weinen sollte. Ob ich froh über die gute Show sein sollte (es waren bestimmt so um die fünf Reihen kreischender Fans in Ohnmacht gefallen..) oder ob ich sauer sein sollte, dass Gackt es anscheinend gar nichts ausmachte, mit seinen Members rumzumachen, während ich ihm auch noch dabei zusah. Hey, immerhin.. er hatte behauptet, ich wäre der Einzige für ihn und an mich und meine Küsse würde sowieso niemand rankommen, also was sollte das? War das vielleicht ein Test? 'Wie eifersüchtig wurde der kleine Hyde?' Wenn ja, dann konnte sich dieser blonde Schönling aber gleich auf etwas gefasst machen! Ich atmete einmal tief durch – aufregen würde ich mich später noch zu genüge – und sah wieder hoch zur Bühne, sah, wie die Jungs gerade wieder alle ihre Hüften schwingen ließen und dann das Licht ausging. Gut so. Wer wusste schon, was sonst noch gekommen wäre. Vielleicht hätte Gackt Ren ja halb auf der Bühne vergewaltigt oder sich von Chacha angrapschen lassen oder wusste der Geier was noch alles! Jedenfalls würde diese Performance wohl eine ganze Weile Gesprächsthema Nummer eins sein. Mal sehen, wie Gackt DAS wiedergutmachen wollte. Obwohl... vielleicht sollte ich einfach so tun, als hätte mich das alles kalt gelassen. Immerhin.. es war ja nur ein Kuss gewesen, war doch nichts dabei. Und vielleicht hatte dieser blonde Volltrottel das alles ja auch nur gemacht, damit eben NICHT das Gerücht auf kam, dass er und ich etwas miteinander hatten.. hm.. Hai, vielleicht war es ja so... Diese Begründung gefiel mir und so konnte ich mich wieder beruhigen, mir das Blut von der Unterlippe lecken und meinen Griff um meinen Arm lockern, mir in aller Ruhe das Konzert zu Ende ansehen. Nach ein paar weiteren Liedern (Gackt hatte sich ein neues Oberteil angezogen) und einer kleinen Rede über seine Arbeit und seine Freunde, erklangen dann schließlich die Zeilen von 'Dears'. Das letzte Lied des Abends. Danach gingen sämtliche Lichter aus und die Fans verlangten nach mehr – doch vergebens. Es würde sicher keine Zugabe mehr geben, Gackt und die Jungs waren schon hinter der Bühne verschwunden. Und genau das würde ich jetzt auch tun – meine Ohren litten nämlich immer noch. Ich wusste noch nicht genau, WIE ich reagieren sollte, wenn ich gleich in die Garderobe kam und Gackts überdimensional breites Grinsen sah, aber ich würde da sicher nicht reinstürmen und ihm eine Szene machen. Nein, das wollte ich weder mir, noch ihm, NOCH dem Rest der Gruppe antun... Kapitel 3: Let´s go to bed..? ----------------------------- Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon so hier stand und kurz davor war, die Tür zur Garderobe zu öffnen. Irgendwie... war mein Kopf leer. Von jetzt auf gleich war alles verschwunden und es blieb nur noch das Gefühl der Unsicherheit und Ratlosigkeit. Ich hatte den Entschluss gefasst, mir nichts anmerken zu lassen – schließlich WAR ich nicht einmal sauer oder enttäuscht – aber jetzt wusste ich nicht mehr, ob das die richtige Entscheidung war. Deswegen lauschte ich lieber Rens Geschimpfe, Yous kläglichen Versuchen, Ren zu beruhigen und Gackts amüsiertem Lachen. Der kleine Rotschopf regte sich wohl mehr über diese Aktion auf, als ich. Wieso? Es war doch alles okay. Oder... ärgerte es Ren einfach selbst und er schob mich als Grund vor? Hm.. wieso sollte er das tun? Mir fiel spontan nur eine einzige Antwort auf diese Frage ein und DIE... verwarf ich ganz schnell wieder. Es konnte mir doch auch egal sein. War es ja... genau genommen auch. Kami-sama, ich wusste doch nicht, was mit mir los war. Ich hätte wütend sein müssen.. ich war es aber nicht. Und diese Tatsache gefiel mir nicht. Es zeigte nur wieder, dass ich ein verdammt mieses Arschloch war... Ich schob diesen Gedanken beiseite und wollte gerade die Tür öffnen, da nahm mir jemand diese Arbeit ab und rannte in mich hinein. Ich stolperte einige Schritte zurück und sah Ren gerade noch so an mir vorbeirauschen. Okay.. was war das jetzt? Verwirrt betrachtete ich die Jungs vom JOB, doch hielt es wohl keiner für nötig, mir zu erklären, was vorgefallen war. „Hey Haido...“ Gackts Grinsen sorgte dafür, dass ich genervt die Augen verdrehte und die Tür hinter mir schloss. „Sei froh, dass ich dich nicht umbringe, Ga-chan. Deswegen leg auch lieber dieses selbstgefällige Grinsen ab, deine Show war nicht so toll, wie du glaubst...“, kam es fast sofort von mir und ich wunderte mich keine zwei Sekunden später selbst über diese Worte. Auch Gackt war die Überraschung ins Gesicht geschrieben. „Hör mal.. das mit Masa hat doch gar nichts zu be-..“ „Mir GEHT es gar nicht um diesen Kuss mit Masa, meinetwegen kannst du ihm die Zunge das nächste Mal auch noch in den Mund schieben, mich nervt es, dass du mich da mit reingezogen hast. Und überhaupt, was hat Ren für Probleme?“ Okay... jetzt wurde ich wirklich unheimlich. Ich hatte beherrscht bleiben wollen und jetzt? Jetzt schrie ich doch schon fast herum. Oh Mann... ich hätte heute einfach im Bett bleiben sollen... Bevor Gackt etwas sagen konnte, stand Masa auf und kam auf mich zu, hob mein Kinn an und betrachtete mich prüfend. Ich mochte diesen Blick nicht. Er erinnerte mich immer an diesen durchdringenden Blick von Gackt und.. da hatte ich immer das Gefühl, der andere wusste genau, was in mir vorging, was ich dachte, was ich fühlte.. und das war mir unheimlich. Ich hatte Angst davor, dass alles rauskam, weil ich so ein schlechtes Gewissen hatte. „Komm mal wieder runter...“ Diese Worte ließen mich eine leichte Gänsehaut bekommen. Masas Stimme konnte so sanft und beruhigend sein, das war... wow. Ich schluckte leicht und verkniff mir den Spruch, ich wäre noch nicht mal oben. Damit würde ich mich nur blamieren und darauf konnte ich verzichten. Also nickte ich nur, woraufhin mir Masa ein Lächeln schenkte und seine Hand von meinem Kinn löste. Ich wandte den Blick ab, biss mir auf die Unterlippe. „Masa? Du würdest besser daran tun, deine Finger von meinem Freund zu lassen...“, knurrte Gackt schließlich leise und ich verdrehte genervt die Augen. Natürlich, das hatte ja jetzt kommen müssen. Und bevor Masa ihn weiter provozierte, sollte ich besser etwas tun. „Was hat Ren denn nun?“, fragte ich in die Runde und erhoffte mir so endlich eine Antwort. „Er hat sich tierisch darüber aufgeregt, dass Masa und Gaku diesmal so weit gegangen sind. Bei den letzten Konzerten lief da nämlich so gut wie gar nichts...“, antwortete You und stand auf. „Und bevor er jetzt sonst was tut, hol ich ihn zurück..“ Damit war der Violinist verschwunden. Chacha verabschiedete sich ebenfalls – mit der mehr als nur unglaubwürdigen Ausrede, er wolle You helfen Ren zu bändigen – und erklärte, sie würden sich später sowieso in der Bar sehen. Toshi hatte wohl auch besseres zu tun, denn er verschwand ohne irgendein Kommentar. Mir war klar, was das war: Flucht. Klar, kein Wunder... Masa hatte mich ja angeblich angegraben und Gackt zog seitdem ein Gesicht, als wolle er seinen Gitarristen am liebsten kastrieren. Schlimme Vorstellung... Ich schüttelte diesen Gedanken ab, holte mir einen Stuhl und setzte mich breitbeinig auf diesen, legte meine Arme auf die Lehne und mein Kinn darauf ab. „Was soll das?“, fragte ich leise und sah Gackt und Masa an, die mir beide zugewandt auf dem Sofa saßen – in beachtlichem Abstand zueinander. Der Schwarzhaarige grinste nur und Gackt hatte es anscheinend auch nicht nötig, mir zu antworten. Also seufzte ich tief. „Ich habe gefragt, was das soll!“, murrte ich und erhoffte mir nun eine Reaktion – vergebens. „Okay.. also Ga-chan, wenn du mir sagen willst, dass du viel lieber mit Masa ins Bett gehen willst, dann tu es einfach...“ Wie ich es mir gedacht hatte, starrten mich nun BEIDE fassungslos an und Gackt schüttelte schließlich den Kopf. „Was soll das denn jetzt? Ich habe dir doch eben gesagt, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte, das war Fanservice, Haido. FANSERVICE! Nicht mehr, du glaubst doch jetzt nicht im ernst, dass ich dich mit.. MASA betrügen würde..... oder?“ „Ach.. nicht mit Masa? Mit jemand anderem vielleicht?“ Ich legte den Kopf schief. „NEIN! Haido, nein! Was soll das?“ Ich lächelte. „Keine Panik, ich wollte nur, dass mir endlich mal einer antwortet. Also sagt mir jetzt bitte, was mit euch los ist, okay? Auf der Bühne tut ihr fast schon so, als wärt ihr ein Liebespaar und hinter der Bühne wollt ihr euch die Köpfe einschlagen, was soll das? Ren hat mir vorhin erzählt, dass ihr euch beinahe mal geprügelt hättet, wie alt seid ihr denn, huh? Ehrlich, Jungs.. das ist Kindergarten. Ich denke, ihr solltet reif genug sein, um eure Probleme anders zu lösen. Und deswegen... kommt ihr nicht eher hier raus, bis ihr geredet habt, verstanden? Aber solltet ihr mir jetzt sagen, dass es keine Probleme gibt, schreie ich...“ Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte die beiden ernst. Was sollte das denn auch? Sie benahmen sich so, als müssten sie um irgendwas kämpfen und das war doch albern. Sie sollten erwachsen genug sein, um sich einfach auszusprechen... „Gaku... ist ein Großmaul..“, kam es dann auf einmal von Masa und ich sah schon an Gackts Blick, dass er dem anderen dafür am liebsten eine reingeschlagen hätte, sich aber nur wegen mir zusammenriss. „Und.. wieso?“, fragte ich deswegen vorsichtig und bat den Blonden still darum, sich zurückzuhalten. „Er denkt, er wäre Mr. Perfect. Mag sein, dass er so gut wie alles kann, aber er ist in letzter Zeit ziemlich überheblich. Und er stellt sich in ALLEN Punkten über mich. 'Masa, der Part war falsch', 'Masa, du hast deinen Einsatz verpasst', 'Masa, du solltest mir zuhören, wenn ich rede', 'Masa, würdest du dich bitte mehr konzentrieren und Ren nicht die ganze Zeit über anstarren?', 'Masa, den Griff solltest du langsam aber mal drauf haben, SO geht das!'. Ich ertrag das nicht mehr. Hyde, er macht KEINEN so dumm an, nur mich. Und das ist nicht gerecht. Du hast es doch eben gesehen, ich hab dich mal kurz berührt und er meint gleich wieder, ich würde dich ihm wegnehmen wollen. Was soll das denn?“ Okay... was auch immer DAS war.. ich hatte nicht damit gerechnet. Weder damit, dass Gackt Masa anscheinend irgendwie zeigen wollte, dass er etwas besseres war – seiner Meinung nach –, noch damit, dass Masa das jetzt auch wirklich so direkt VOR Gackt zur Sprache brachte – in diesem Tonfall. Deswegen hielt ich nur kurz die Luft an und betete, dass sich 'Mr. Perfect' wirklich beherrschte. Als aber nach einigen Minuten Stille nichts kam, blinzelte ich verwirrt. So wie Gackt da saß – die Beine übereinander geschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt – wartete er entweder auf eine Entschuldigung oder aber noch mehr solcher... 'Anschuldigungen'. Also wagte ich es, mich zu räuspern. „Also... kommst du dir.. ungerecht behandelt vor?“, fragte ich Masa mit schief gelegtem Kopf. Dieser lachte kurz auf. „Das klingt, als wären wir wirklich im Kindergarten. Dieser Kerl macht mich fertig und das mit voller Absicht, das ist alles. Und er erträgt es nicht, wenn man ihm die Wahrheit ins Gesicht sagt, deswegen auch diese Aktion, von der dir Ren erzählt hat. Ich habe ihm lediglich gesagt, dass er den Mist unterlassen soll...“ „..und deswegen ist Ga-chan auf dich los, oder wie?“ „So ungefähr...“ „Und wie war es genau?“ „Frag das doch deinen Loverboy, ich will nach Ren sehen, wir sehen uns später, vielleicht kriegst du diesen Kerl ja mal wieder auf den Teppich... aber natürlich nicht um das zu tun, was der Herr ständig im Kopf hat, bis dann...“ Damit war Masa auch schon verschwunden und ich war mit Gackt alleine. „Ga-chan...“, begann ich, doch sein Blick ließ mich inne halten. „So stimmt das nun auch wieder nicht...“, murmelte der Blonde und seufzte. „Ich habe meine Gründe. Er hat sich nicht konzentriert und ich wollte nicht, dass wegen ihm die Konzerte den Bach runter gehen.. deswegen habe ich ihn .. darauf hingewiesen. Okay, ich hätte es ein bisschen netter sagen können, aber ich war im Stress, was erwartet er eigentlich von mir?“ Ich seufzte tief, stand auf und ließ mich neben Gackt auf dem Sofa nieder. „Und wieso nur Masa?“, fragte ich und fuhr ihm durch die Haare. Ich wusste, dass Gackt das mochte und dann fast immer schnurrte wie eine Katze. Wie erwartet lehnte sich der Blonde leicht an mich, das Zeichen dafür, dass er mehr von diesen Berührungen brauchte. „Ich weiß es nicht...“, sagte er schließlich leise. „Ich.. weiß nicht, was mit mir los ist, Haido. In letzter Zeit.. bin ich einfach nicht ich selbst. Vielleicht lag es an der Tour und daran, dass ich dich so vermisst habe... dass du nicht da warst, um mir zu sagen, wo Schluss ist, so, wie du es sonst immer tust. Und Masa ist eben prima darauf angesprungen... ich werde mich nachher bei ihm entschuldigen, versprochen... Schließlich will ich nicht, dass die Band und unsere Freundschaft darunter leidet...“ „Sehr vernünftig von dir...“, murmelte ich leise und begann damit, ihn im Nacken zu kraulen. „Weißt du... es ist ja okay, wenn man im Stress ist und seine Freunde deswegen.. hm... wie soll ich das sagen? Du hast sie ja nicht vernachlässigt.. nur ein wenig zu.. abwertend behandelt – zumindest Masa. Aber man sollte es auch einsehen und dafür gerade stehen und nicht sagen, der andere wäre Schuld, weil er es drauf angelegt hat. Ich denke... Masa... ist empfindlicher, als du denkst, weiß es aber zu überspielen. Und jetzt stell dir doch mal vor... deine Freunde würden sich immer mit dir vergleichen wollen und dich dabei unter sie stellen.. kein schönes Gefühl, oder..?“ „Nein... wäre sicher nicht schön...“ „Na also... weißt du... auch, wenn du deine Freunde manchmal wirklich wie sonst was behandelst.. sie nehmen es dir nie übel. Ich finde trotzdem, dass du besser auf sie aufpassen solltest. Ich weiß, dass du viel für sie tun würdest und dass sie bei dir an erster Stelle stehen-..“ „..nach dir..“ „..und ich denke, sie wissen das auch, aber... mit solchen Kleinigkeiten kannst du sie ziemlich schnell verletzen...“ „..klingt so, als hättest du selbst schon mal diese 'wunderbare' Erfahrung gemacht, Haido...“ Ich seufzte schwer, nickte dann aber leicht. „Anou.. hai, schon viel zu viele. Einige mit Tetsu.. ein paar wenige mit Yuki und EINE mit Ken und die ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Ken ist das perfekte Beispiel. Wenn du ihn so ansiehst, würdest du nicht denken, dass du ihn verletzen könntest, oder? Höchstens ein wenig an seinem Ego kratzen, aber nicht wirklich verletzen... na ja.. ich hab es durch eine Kleinigkeit geschafft, aber ich will das nicht wieder auskramen, okay?“ „..okay...“ „Gut. Dann machst du dich jetzt am besten fertig und wir gehen feiern, hm? Schließlich musst du dich entschuldigen und dafür sorgen, dass euer Tag wenigstens toll endet...“ Damit ließ ich Gackt los, fuhr mir durch die Haare. „Ich warte draußen, ja?“, fragte ich schließlich noch und verließ nach einem knappen Nicken des Blonden die Garderobe... Nun saß ich also hier – zusammen mit den Jungs. Anscheinend war es You gelungen, Ren soweit zu beruhigen, sodass dieser ebenfalls mit uns an dem Tisch in dieser Bar saß. Im Gegensatz zu sonst kippte er aber nicht einen Drink nach dem nächsten hinunter, sondern nippte nun schon seit einer geschlagenen Stunde an dem gleichen Glas. Aber deswegen wollte ich nicht gleich wieder den Teufel an die Wand malen. Dann war Ren heute eben nicht nach Alkohol, sowas sollte mal vorkommen. Na ja.. vielleicht sparte er auch nur das ein, was Gackt, Chacha, Toshi und Masa runterkippten. Denn nachdem sich Ga-chan und sein schwarzhaariger Gitarrist vertragen hatten, tranken sie praktisch um die Wette. „Wer zuerst unter dem Tisch liegt, hat verloren!“ hatte Masa gesagt... dabei wusste er doch ganz genau, dass Gackt mehr vertrug als er. Er vertrug mehr, als seine komplette Band und ich zusammen. Das war schon richtig unheimlich.. Früher hatte der Blonde angeblich weniger vertragen. Das hatte mir You mal erzählt. Gackt wäre nur sehr anfällig, wenn er schon gesundheitlich irgendwie angeschlagen war oder in einer seiner üblen Depressionen steckte. Und da ich beides noch nie wirklich mitbekommen hatte und sich mein Freund da auch nicht hatte betrinken wollen, hatte ich ihn immer nur 'nüchtern', höchstens mal angetrunken, erlebt. Eigentlich war es auch besser so. Ich vertrug nämlich so gut wie gar nichts und spätestens nach drei Gläsern – je nachdem, was es war – war ich voll. Deswegen ging ich auch nur sehr ungern mit anderen etwas trinken. Ich hatte da so meine Eigenart. Aber nach dem zweiten Mal, an dem ich mit Gackt und seinen Freunden feiern gewesen war und mich deswegen wirklich zurückgehalten hatte, hatte ich festgestellt, dass nicht nur ich dann so 'anschmiegsam' wurde. Ren hatte an diesem Tag wohl wirklich viel durchmachen müssen und so hatte er sich die Kante gegeben. Es war wirklich ein unschönes Bild gewesen, aber als ihn endlich mal jemand davon abgehalten hatte, sich ins Koma saufen zu wollen, war es wirklich amüsant gewesen – zumindest für uns. Im Nachhinein hatte der Rotschopf sich natürlich an nichts mehr erinnern können, aber er hatte das ein oder andere doch wieder aufs Auge gedrückt bekommen. Dass er Gackt vorgeschlagen hatte, bei dem nächsten Konzert auf der Bühne zu strippen, wenn der Blonde ihn dafür einmal ordentlich befriedigte, zum Beispiel. Oder dass er gesagt hatte, er würde erst in eines der Katzenkostüme schlüpfen und anschließend ein rosa Tütü darüber ziehen, damit Chacha nicht als einziges so nach einer Frau aussah (es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass der Gitarrist das nicht besonders witzig gefunden hatte). Wie auch immer... ich hatte jedenfalls herausgefunden, dass jeder der Jungs so seine Macke hatte, wenn er betrunken war und deswegen war es mir manchmal auch wirklich egal, ob ich einen über den Durst trank oder nicht. Solange Gackt nämlich noch halbwegs nüchtern war, lief so gut wie nichts aus dem Ruder. Außerdem gab es da noch You... dieser musste wirklich einen GANZ miesen Tag gehabt haben, damit er mehr als ein Glas trank... Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich auf einmal eine warme Hand auf meinem rechten Oberschenkel hatte. Ich zuckte leicht zusammen, drehte meinen Kopf etwas und blickte direkt in dunkelbraune, geheimnisvolle Augen. Sofort bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. „Gomen~“, nuschelte Masa nur und stützte sich nun auf meiner Schulter ab, damit er sich in Richtung Toilette davonmachen konnte. Ich sah dem Schwarzhaarigen eine Weile lang hinterher, wollte gerade aufstehen und nach dem Gitarristen sehen – er sah wirklich recht .. nun ja.. fertig aus -, da nahm mir Ren diesen Job ab. Ein fast schon frustriertes Seufzen entkam meinen Lippen, woraufhin ich mir dann einfach einen Schluck Wodka aus Gackts Glas genehmigte, sofort darauf die Augen zusammenkniff und mich schüttelte. Dass mir das ein Grinsen von dem Blonden einbrachte, war natürlich klar. Wie sollte es auch anders sein? Der andere fand es immer 'zu niedlich', wenn ich ich so auf Alkohol reagierte.. aber.. dieses Zeug war doch auch wirklich widerlich. Aber bitte.. wenn er meinte, es massenweise in sich reinkippen zu müssen, war das ja alleine seine Sache. „Alles klar, Haido?“, fragte Gackt leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich nickte lediglich. Was sollte ich auch schon sagen? Dass ich wegen nichts und wieder nichts angefressen war? Dass ICH gerne nach Masa gesehen hätte? Ja sicher, da konnte ich genauso gut mein Testament schreiben. „Sicher?“ Erneut nickte ich. Er sollte lieber nicht so nachbohren, nachher log ich ihm wieder ins Gesicht. „Ich denke, ich werde gleich gehen, ich bin müde...“, sagte ich deswegen und sah den Jüngeren entschuldigend an. „Jetzt schon? Wir sind doch noch gar nicht lange hier und bisher ist auch noch nichts Spannendes passiert, du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen...“ Oh Gott, wie ich diesen Dackelblick hasste. Von wegen „Gackt war dauersexy“... das war einfach nur verdammt niedlich. Und dazu noch dieser Schmollmund.. womit hatte ich das nur verdient? Ich wandte den Blick ab, drehte mein leeres Glas in den Händen. „Ga-chan, sieh mich bitte nicht so an, okay?“, murrte ich. „Ich bin fertig, wirklich. Ich möchte gerne nach Hause...“ „Erwartet dich Megumi?“ „Ha? Nein.. Nein, sie übernachtet bei einer Freundin...“ „Dann.. gehen wir beide eben. Entweder in mein Hotelzimmer oder aber zu dir, ganz wie du möchtest...“ Gackts Stimme war nun zu einem Schnurren geworden und seine Lippen berührten mein Ohr hauchzart. Sofort schossen mir sämtliche unanständige Bilder durch den Kopf und ich schloss die Augen, spürte, wie meine Wangen förmlich zu glühen begannen. Das hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Hatte ich heute Mittag nicht erst beschlossen, weder bei noch mit Gackt zu schlafen? So wie es aussah, konnte ich mir das abschminken. Wenigstens das bei würde auf jeden Fall stattfinden, dafür kannte ich diesen großen Sturkopf viel zu gut. Ich hätte heute Morgen WIRKLICH im Bett bleiben sollen... Ohne, dass ich etwas tun konnte, stand Gackt auf, kippte den Rest seines Drinks runter und zog mich dann an der Hand hoch, erklärte seinen Members dabei, dass wir beide jetzt gehen würden. Die wissenden Blicke der Jungs wollte ich schon gar nicht mehr sehen. Deswegen ließ ich mir auch mehr Zeit als sonst, meine Jacke anzuziehen. Albern, wenn man es so betrachtete... Trotzdem gab es mir einen Moment Zeit um nachzudenken. Ich wusste, wie es – Gackts Meinung nach – jetzt weitergehen würde, wenn wir beide alleine waren. Ich wusste auch, dass er alles daran setzen würde um genau das zu bekommen.. und genau das.. gefiel mir nicht. Ein einfaches „Ich will nicht“ duldete mein toller Freund nämlich so gut wie nie. Aber vielleicht sollte ich auch einfach mal alles auf mich zukommen lassen. Immerhin war Gackt ja ein guter Schauspieler und selbst ich wusste oft nicht, was denn nun eigentlich in seinem hübschen Köpfchen vorging.. „Haido, kommst du?“ Ich nickte zögerlich, sah nur noch, wie Gackt You ein wenig Geld reichte und wurde dann schon voran geschoben. „Macht´s gut, Jungs~“, rief ich noch über die Schulter zu den anderen und rannte dann fast in Masa und Ren rein, die gerade von der Toilette wiederkamen. „Ihr geht schon?“, fragte der Rotschopf und musterte mich einen Moment lang. Doch bevor ich antworten konnte – ich wollte sagen, dass wir auch noch bleiben könnten, wenn er denn darauf bestand -, erklärte Gackt auch schon, dass wir viel nachzuholen hätten. Am liebsten hätte ich ihm ja den Mund zugehalten, aber wieder kam ich zu nichts, da Masa uns breit angrinste, sich Gackts Ohr näherte und ein „Dann besorg es ihm anständig, sonst läuft er dir noch weg~“ in dieses murmelte. Augenblicklich wanderten meine Augenbrauen in die Höhe. Sagte er das jetzt.. aus Spaß oder meinte er das ernst? Gut, dieses breite, perverse Grinsen deutete eigentlich darauf hin, dass es nur ein dummer Spruch von ihm war, aber der Tonfall in dem er das gesagt hatte..... Ich wusste nicht, wie oft ich es heute noch denken wollte, aber... dieser Tag wäre mit Sicherheit besser gelaufen, wäre ich heute Morgen schlichtweg im Bett geblieben. Nur konnte ich es jetzt ja auch nicht mehr ändern und ein paar gute Sachen hatte dieser Tag ja auch gehabt. Ich hatte Gackt und seine Jungs wiedergesehen... und ich hatte wieder mal ein wenig Abwechslung gehabt. Schön, es war nicht gerade nur positive gewesen, aber was sollte es schon? Ich war jetzt eben hier und konnte die Zeit nicht zurückdrehen, also was sollten diese bescheuerten, sinnlosen Gedanken? Eben. Sie brachten mir doch so absolut gar nichts... und deswegen würde ich jetzt auch irgendwie dafür sorgen, dass sie aufhörten – hoffentlich. „Ga-chan? Hey, ich dachte, wir hätten so viel nachzuholen, wieso stehen wir dann noch hier?“, fragte ich mit einem lieben Lächeln und drückte die Hand des Blonden leicht, welcher mich daraufhin erstmal etwas verwirrt ansah und dann nickte. „Also dann.. wir sehen uns.. und macht nicht mehr allzu lange...“, meinte Gackt an Ren gewandt und verließ dann zusammen mit mir die Bar. Zeitgleich entkam uns ein tiefes Seufzen und als sich anschließend auch noch unsere Blicke trafen, lachten wir leise auf. „Ich fahre, okay?“, meinte ich und drückte Gackt einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe ich ihn zu meinem Auto führte. Er wusste, dass ich darauf bestehen würde. Denn dass ich fahren wollte, kam so gut wie nie vor. Ich saß bei Gackt lieber auf dem Beifahrersitz, aber.. da er doch EINIGES mehr als ich intus hatte, wollte ich einfach sicher gehen. Außerdem konnte ich mir somit viel Zeit lassen. Vielleicht würde es dem anderen nicht so gefallen, aber das war mir egal. Ich konnte es darauf schieben, dass es dunkel war und ich auch etwas getrunken hatte – wenn auch nur einen kleinen Schluck. Die Fahrt zu Gackts Hotel – ich würde den Teufel tun und ihn mit zu mir nach Hause nehmen, wenn ich nicht zu einhundert Prozent sicher war, wann Megumi wieder zurück kam – verlief recht ruhig. Ich hatte das Radio leise angestellt, weil ich diese Stille einfach nicht ertrug.. außerdem wusste ich, dass Gackt dann nicht gerne redete. Wieso hatte ich bis heute noch nicht so wirklich verstanden. Aber na ja.. dieser Mann war eben ein Geheimnis, das wohl nie jemand komplett lüften würde – selbst ich nicht. Trotzdem bemerkte ich immer wieder die.. ja, verstohlenen Blicke des Blonden. Und wenn ich dazu ansetzte, seinen Blick kurz zu erwidern und ihn anzulächeln, sah er aus dem Fenster. Irgendwie kam ich mir ja sehr dumm dabei vor. Denn eigentlich war immer ich es, der dem Blick des anderen auswich. Aber da es diesmal andersherum war, machte sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Und doch nahm ich lieber das in Kauf, als noch mehr Zeit alleine mit Gackt in dessen Hotelzimmer verbringen zu müssen... „Willst du dich nicht setzen, Haido?“ Ich hatte gehofft, dass diese Frage nicht kommen würde. Aber natürlich.. ich stand schon seit geschlagenen zehn Minuten an der Tür des Hotelzimmers und hielt Gackts Blick tapfer stand. Etwas, was ich wirklich nur sehr selten schaffte. Und ihm gefiel das nicht. Jedes mal, wenn ich den Blickkontakt abbrach, war das für ihn wie ein Triumph über mich. Aber sollte ich ihm mal widerstehen können, musste er schwerere Geschütze auffahren und genau das versuchte er jetzt – mit dieser sexy Pose (er hatte sich auf das Fußende des Bettes gesetzt, die Beine übereinander geschlagen und eine Hand neben sich abgestützt) und dem leicht verführerischen Lächeln. Dazu noch dieser Blick.. Herrgott, wie sollte ich diesem Mann nur entkommen? Ich schluckte noch einmal schwer, ließ meinen Autoschlüssel, den ich immer noch in der Hand hielt in meine Jackentasche gleiten und ging zögerlichen Schrittes auf meinen Freund zu, setzte mich auch mit einigem Abstand neben ihn. Dass dieser nicht lange halten würde, war mir klar. Ich hatte noch nicht einmal richtig geblinzelt, da hatte er mich schon zu sich gezogen und einen Arm um meine Taille geschlungen. „Ich beiße nicht...“, flüsterte er mir ins Ohr und strich mit der anderen Hand meine Haare ein wenig beiseite, damit er meinen Hals küssen konnte. „Da... bin ich mir nicht so sicher...“, hauchte ich. Schon jetzt war ich nicht mehr in der Lage, lauter zu sprechen. Das wiederum amüsierte Gackt. Ich spürte sein Lächeln förmlich, als er mit seinen Lippen zu meinem Nacken wanderte – eine meiner Schwachstellen. Ich seufzte genüsslich auf, als ich seine Zunge spürte, die immer wieder kleine Muster auf meinem Nacken zog und schloss die Augen. „Ga....chan...“, wisperte ich und krallte meine Hand schon automatisch in sein Hemd. „Was ist?“ Sein Atem, der die feuchte Haut streifte, ließ mich erschaudern. Dennoch schaffte ich es nun, ihn ein Stück von mir zu drücken, ihm fest in die Augen zu sehen. „Ich sagte... nicht heute, also versuch ni-...“ Ich wurde von Gackts Lippen unterbrochen, die sich zwar nicht stürmisch, aber trotzdem fordernd auf meine gepresst hatten, während er mir ohne Umschweife die Jacke auszog, sie auf den Boden fallen ließ und mich aufs Bett zurückdrückte. Ich murmelte etwas in den Kuss, wusste aber selbst nicht, was es bedeuten sollte und stemmte meine Hände leicht gegen seine Brust, wollte ihn somit dazu bringen, aufzuhören. Es war mir nicht unangenehm und genau das war ja das Problem. So, wie es jetzt lief... würde eines zum anderen führen und dann hatte ich den Salat. Ich wollte es nicht.. ich wollte es wirklich nicht... aber auf der anderen Seite spürte ich, wie mein Widerstand langsam schwand und ich es aufgab, mich von ihm lösen zu wollen. Stattdessen schlang ich meine Arme um seinen Nacken, vergrub eine Hand in seinen weichen blonden Haaren und erwiderte den Kuss nun genauso leidenschaftlich. Ich keuchte schwer, als Gackt endlich Erbarmen zeigte und sich von meinen Lippen löste. Dennoch ließ ich nicht zu, dass er sich sonderlich weit von mir entfernte, was ihm natürlich sehr gefiel. Das sah man ihm an seinem selbstgefälligen Grinsen an. „Siehst du... ich sagte doch.. dass ich nicht beiße...“, wisperte er und fuhr mir durch die Haare, setzte immer wieder kleine liebevolle Küsse auf meine schon leicht geschwollenen Lippen. „Hmm“, brummte ich nur und versuchte, den Blonden dabei vorwurfsvoll anzusehen. Ich hätte jetzt aufhören können. Hätte Gackt schon während des Kusses angefangen, mich zu berühren, meine Haut zu streicheln, läge ich jetzt hier und würde ihn anbetteln, mich nicht zu quälen. Aber so war es okay und meinetwegen hätten wir uns jetzt einfach nur gemütlich ins Bett kuscheln und anschließend schlafen können. Doch wusste ich ganz genau, dass es das noch nicht gewesen war. Dafür spiegelte sich in den Augen des Blonden einfach viel zu viel Verlangen wieder. Einen Blick, den ich nur zu gut kannte... „Ga-chan...“, murmelte ich und legte ihm einen Finger auf die Lippen, damit er aufhörte, mich mit Küssen zu überschütten – auch, wenn ich an für sich nichts dagegen hatte. „Du hast.. einen anstrengenden Tag hinter dir.. du solltest dich ausruhen.. schlafen... es würde dir gut tun...“ Ich sah ihn lieb an, hoffte, ihn mit diesem Blick erweichen zu können. Aber keine zwei Sekunden später hätte ich mich dafür schlagen können, ihn so anzusehen. Ich keuchte erschrocken auf, als Gackt sein Becken an meines drückte. Natürlich.. ich war so dämlich. Wieso sah ich diesen Lüstling mit einem unschuldigen Blick an, wenn ich genau wusste, dass er mich wollte? Er STAND auf diese Unschuldsmasche und hatte mich oft nach so einem Blick einfach vernascht – auf der Stelle. Er hatte mich verführt und spätestens als seine Hand in meinen Schritt geglitten war, hatte ich mich ihm hingegeben. Damit hatte ich nun also sein Verlangen noch mehr gesteigert. „Ga-chan..“ Meine Stimme klang unsicher. So, als hätte ich Angst, er würde sich gleich umbringen. Ein eindeutig perverses Grinsen sorgte anschließend dafür, dass ich mir fest auf die Unterlippe biss. „Ich weiß, Haido...“, schnurrte er, nachdem er kurz an meinem Finger gesaugt hatte (ich war sicher ziemlich heftig errötet, so heiß, wie meine Wangen sich anfühlten) und nun immer wieder und wieder den Druck auf mein Becken erhöhte. „Ich werde mich auch ausruhen.. aber ich könnte jetzt nicht schlafen, ich bin noch fit... und wenn du willst, dass ich mich erhole, dann wirst du mir doch sicher dabei helfen, dass ich nachher schlafen kann, wie ein Baby, oder?“ Ich schluckte schwer, drehte den Kopf zur Seite und kniff anschließend die Augen zusammen. „Ich kann dich.. auch in den Schlaf singen!“, stotterte ich, doch er lachte nur leise und glitt mit einer Hand unter mein Shirt, berührte wie zufällig meine Brustwarze und brachte mich damit erneut dazu, leise aufzukeuchen. „Oh ja, Haido... du wirst auch singen, glaub mir... und wie wunderschön... du wirst..“ Er kniff in meine Brustwarze, sorgte damit dafür, dass ich mich leicht aufbäumte und mich ihm somit entgegendrängte. „..mich deine süße Stimme hören lassen.. ohne dich dabei zurückzuhalten...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)